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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-04-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193204260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-04
- Tag1932-04-26
- Monat1932-04
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1932
- Autor
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M 8k1altk-8mMof am Vett Ser Wahrsagerin. vdz. Berlin. Nach einer kurzen Verhan-lunq im Ge richtssaal begab sich im Lklarek-Prozeß am Montag das Gericht nach der Wohnung der Wahrsagerin der Sklareks. der erkrankten Frau Leitner. Bor dem Eingang deü Hauses ergab sich eine heitere Episode, als die dort postierten Schutz leute die Angeklagten Gebrüder Sklarek nicht hineinlassen wollten. Zahlreiche Neugierige und Photographen erwar teten vor dem Hause die Ankunft des Gerichts. Bor dem Krankenlager der Frau Deidler war ein Mikrophon ausge stellt, um die Aussagen der Zengin auch im Nebenraum, in dem sich u. a. zahlreiche Pressevertreter befanden, verständlich zu machen. Die 63jährige Frau Seidler schilderte zunächst, wie Max Lklarek, den sie seit IM» kannte, die Bekanntschaft deö »BG. Direktors Kiburg machte und damit in Gescl>üslS- öeziehungen zum Berliner Magistrat kam. Sie habe sich eine Binde umgetan und Max Sklarek, -er ihr eine ver schlossene Offerte zeigte, geraten, nach dem Tempelhofer Feld zu gehen. An einer näher bezeichneten Stelle werde er einen Mann sehen, der an einem kleinen Häuschen stehe und aus einer Tüte etwas esse, das nicht Brot und nicht Brötchen sei. Der Herr werde die richtige Stelle sein, um über die Offerte zu verhandeln. Max Sklarek habe den Mann auch tatsächlich gesehen, der »tuchen ast, angrsprochen und so — die Bekanntschaft Kiburgü gemacht. Für die Vermittlung von Texiilgeschästen habe sie von den Sklareks häufig Blumen bekommen. Das Papier um die Blumen stabe sie r»erbrannt, bis sie durch einen Zufall entdeckte, -ast sich ein Kuvert mit Geldscheinen darin befand, Leo Sklarek habe ihr erzählt, das, auch schon vorher Geld in den Blumen verborgen war. Mar Sklarek habe ihr von A bis Z alles erzählt, >vaS im Gesänist vor sich ging. Als er einmal sehr oerziocifelt war, habe sie ihn beruhigt: Sie kriegen von einem GreiS eine grolle Snmme Geld. Tatsächlich wurde durch die Vermittlung des »tvmmcrzienrats Bamberg den Sklareks ivenige Tage daraus die erste Million Kredit von der Stadtbank gegeben. Die Zeugin betonte immer wieder, die Sklareks hätten die Stadtbank nicht betrügen wollen. Sie hätten bis zum letzten Augenblick auf grolle Gelder aus Amerika gehofft, mit denen die Stadtbankschulden abgcdccki werden sollten. AIS das Geld aus Amerika nicht eintras, habe Leo Sklarek einmal zitternd gesagt: Wenn das Geld nicht kommt, sind wir ja größere Lampen als die Barmats. Auch Willy Sklarek habe einmal geäußert: Mein Gott, ivir stehen dann als die größten Betrüger und Lumpen da. Kein Barnmt-Prozeß, kein Kutisker-Prozeß wird so schlimm sein! — Als vom Bezirksamt Spandau aus der Tklarek-Fall ins Rollen kam, habe Lev Sklarek gesagt: Ich habe keinen Pfennig Geld. Nun wird eS wohl Zeit, daß man etwas beiseite schasfi. Das Unglück der Sklareks habe sie schon lange vorhergesehen. Sie habe von einem großen Berg mit einem Galgen geträumt, au dem alle drei Brüder ausge hängt werden sollten, ein anderes mal von drei Jungens, die schaukelten, sich freuten und jauchzten, dann aber in ein großes Loch sielen, in dem sie beschmutzt und zerrissen liegen blieben. Sogar die heutige Gerichtsverhandlung habe sie vorausgeahnt. Nach der Verhaftung der Sklareks habe Direktor Kiburg ihr Pillen gegeben, die die Sklareks ein nehmen sollten, damit sie lmftnnfähig würden, weil Kiburg die Aussagen der Sklareks fürchtete. Sie habe die Pillen, die auf das Herz schädlich wirken sollte», aber dem Unter suchungsrichter ausgehändigt. Bon dem verstorbenen Stadt rat Schüning habe Leo Sklarek einmal gesagt, er habe ein so hohes Gehalt und käme doch jeden 15. wie ein Kind nach der Flasche und hole sich Geld. Als «das stärkste Ding" habe Leo es bezeichnet, daß sogar der Bürgermeister von Berlin-Mitte, Schneider, ihn um 5000 Mark anpurnptc. Mehrere Beamte hätten regelmäßig monatliche Zuwen dungen von den Sklareks bekommen. We i te rvc rhan dlung M i tt ivoch. Kreugers falsche Stempel Stockholm, 26. April. „Nya Dagligt Allehcmda" berichte^ Unter den aufsehenerregenden Funden im „Stillen Zimmer" Foor Kreugers befindet sich eine Anzahl Stempel mit den Namenszügen bekannter Wirtschaftler, die Kreuger wohl dann gebraucht hat, wenn er nicht sicher war, ob die Betreffenden freiwillig ihre Unterschriften geben woll ten. Wenn er den Namenszug einer angesehenen Person in seine Hand bekommen hatte, ließ er einen Stempel nach der Handschrift machen. Kreuger soll angeblich diese Stem pel bei Aktienzeichnungen verwendet haben. In diesen Vor gängen hat jedoch die Polizei wenig Interesse, da ja der Fäl scher gestorben ist, und diejenigen Personen, deren Unter schriften gefälscht wurden, Verpflichtungen, die aus der Fäl schung der Unterschrift etwa entstanden sind, natürlich nicht nachkommen brauchen. Weiter dürste die Polizei sich mit einigen Erpressung«, angelegenheiten befassen. Im Nachlaß Kreugers hat man nämlich eine Aktentasche gefunden, die Beweise einer Reihe solcher Fälle enthalten soll. Eine Anzahl weiblicher Erpresser habe ihn bedroht und in vielen Fällen soll es ihnen gelungen sein, Geld von ihm zu bekommen. Gerichlsfaal Lällicher Angriff auf den Vorgesetzten Das Dresdner Schwurgericht verhandelte gegen den Ab- teilungsleiter des Arbeitsamts Dresden. Johannes Fried rich, wegen versuchten Totschlags und Waffenmißbrauchs. Friedrich stand unter der Anklage, am Nachmittag des 16. November 1931 den Direktor des Dresdener Arbeitsamtes, Dr. Ner sch mann, mit einem Dolchmesser zu töten ver sucht und durch einen Stich in den linken Unterarm verletzt zu haben. — Der Angeklagte ist seit 1919 beim Arbeitsamt beschäftigt. Wie der Angeklagte angab, sei der eigentliche Anlaß zur Tat in einem Schreiben einer Heidenauer Firma zu suchen, die sich beim Arbeitsamt über die nichtkorrekte Ar beitsvermittlung beschwerte. Es kam zwischen dem Angeklag ten und Dr. Nerschmann hierüber zu Differenzen. Dr. Nersch- mann soll in einer Besprechung die Worte „Schlamperei" und „Lumperei" gebraucht und gesagt haben, es sei ein Jammer, sich die von Friedrich geleitete Abteilung anzu sehen. Dadurch habe er sich ungeheuer gekränkt gefühlt. Am Tage der Tat sei er unfähig gewesen, seinen Dienst auszu üben und habe sich beurlauben lassen. Er wisse nicht, wie ihm der Gedanke gekommen sei, den Dolch zu kaufen; er habe keine bestimmte Absicht gehabt. Als die Dienstzeit bereits vorüber war, sei er in das Zimmer Dr. Nerschmanns ge gangen. Dieser habe am Schreibtisch gesellen und mit ihm zunächst eine ruhige Auseinandersetzung begonnen. Nach kurzer Aussprache, über deren Ein lheiten sich der Ange klagte nicht besinnen kann, habe Dr. Nerschmann nach dem Klingelknopf gefaßt. In diesem Augenblick habe er mit dem Dolchmesser zugestoßen. Der Angeklagte wurde unmittelbar danach von Angestellten des Arbeitsamtes überwältigt und der Polizei übergeben. Der Angeklagte behauptet jetzt, sich auf nichts mehr besinnen zu können. Alle Zeugen stellten dem Angeklagten die günstigsten Zeugnisse aus, ebenso Dr. Nerschmann, der betonte, daß Friedrich nicht seiner Stellung enthoben werden sollte. Friedrich sei erregt gewesen und hätte sich nicht beruhigen lassen. Als er mit der Faust auf den Tisch schlug, habe er, der Zeuge, nach der Klingel gegrif fen. Im gleichen Augenblick hätte Friedrich gerufen: „Sie haben mein Leben vernichtet" und mit dem Dolch zugestoßen. Das Schwurgericht verurteilte den Angeklagten wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit Vergehen gegen 8 1 der Verordnung vom 28. März 1931 (Waffenmißbrauchs zu einem Jahr Gefängnis. Der Antrag auf Haftentlassung wurde abgelehnt. Die Untersuchungshaft kam in Anrech nung. Ebenso wurde der Antrag auf Bewilligung einer Bewährungsfrist abgelehnt. BrautmSbel ans gestohlenem Holz. Der Handlungsgehilfe Max Schmidt in Dresden war IN Jahre lang Verkäufer bei der Landcsrvhstoff-Genvssen- sclmst für das Sächsische Hvlzgeiverbe. Schmidt entwendete 1930 aus den Beständen seiner Arbeitgeberin Holz im Werte von 250 RM. und ließ sich von dem Tischler Walter Haase davon für seine Braut Möbel anfertigen. Außerdem über ließ Schmidt in zahlreichen Fällen Käufern Hölzer aus den Bestünden der Genossenschaft zu sehr niedrigem Preise und behielt das Geld für sich. Die Käufer hatten teilweise da von Kenntnis gehabt. Der Tischler Haase hatte für 259 Reichsmark Hölzer ans diese Weise erworben, andere für Beträge zwischen 60 RM. bis 1300 RM. Nun hatte sich Schmidt sowie die Tischler Walter Haase, Hermann Müller, Willn Müller und Max Vogler vor dem Gemeinsamen Schöffengericht zu verantworten. Schmidt verteidigte sich mit rnangelndcr Kontrolle. Von den übrigen Angeklagten waren einige geständig. Das Gericht verurteilte Schmidt wegen Diebstahl und Untreue zu K Monate» Gefängnis; 1 Woche der Untersuchungshaft wurde ihm ungerechnet. Hermann Müller und Vogler erhielten wegen Beihilfe zur Untreue je 2 Monate Gefängnis. Die beiden anderen An geklagten wurden wegen Mangels an Beweisen frei gesprochen. Hermann Müller und Vogler wurde Bewäh rungsfrist für den Fall zugcbilligt, daß sie den angerichteten Schaden ersetzten. Dm Wandervögel in einer Sandgrube versWet. «in Toter. )( Düsseldorf. Ein folarnsch«ere« Unglück rreignet« sich in einer kaudqrub« im benachbarten Homberg. Mehrere Wandervögel batte» sich dort, um vor dem Regen Schutz »« suchen, in rin» Sandgrube geflüchtet. Plötzlich kamen die Eandmaffen in« Nutschen und begruben drei Wandervögel unter sich. Di« nicht oerschüttrten Wander vögel begannen sofort mit de» Nettungsarbeiten und holten Einwohner Homberg« zu Hilse. Noch kurzer Zeit konnten di« drei Verschütteten geborgen werden; einer von ihnen war erstickt, der »«eite war nur leicht verletzt und wurde dem Krankenhaus ,»geführt; der dritte kam mit dr« Schrecken davon. Rundfunk-Programm. Mittwoch, 27. April. Berlin — Stettin — Magdeburg. 6.30: Funkgymnastik. — Anschließend bis 8.15: Frühkonzert (Schallplatte»). — 9.00: Schulfunk: Mein« 360. Ballonfahrt: Fahrt von Bllterseld nach Berlin mit Ziellandung in Reinickendorf. — 11.35: Au, Leipzig: Mittagskonzert. Dresdener Philharmonie. — Al» Einlage gegen 12.30: Wettermeldungen. — 14.00: Leopold Skokowski dirigiert da» Philadelphia Symphonie-Orchester. — 15.20: Au» Arbeit und Leben: Jemand wird krank. M. Der Lhlrurg muß sofort eingreifen. — 15.45: Da» Problem de» Glücks. — 16 OS: Programm der Aktuellen Abteilung. — 16.30: Unter haltungsmusik. Kapelle Edgar Ortenberg. — 17.20: Jugendstunde: Junge Menschen unterhalten sich über den Film „Da» blau« Licht". — 18.00: Cembalo-Musik. Anna Lind«. — 18.30: Rechtsfragen im gewerblichen Verkehr. — 18.55: Die Funk-Stund« teilt mit... — 19 00: Stimme zum Tag. — 19.10: Tanz-Abend. Kapelle V»car Joost. — 21.00: Tages- und Sportnachrichten. — 21.10: Zum Zyklus (1789—1815): „Rettungsoper". — 22.20: Zeitberichte: Irland. — 23.00: Zeitansage usw. — Danach bi» 24.00: Abend unterhaltung. Rüdersdorser Bergkaprlle. Könlgswusterhausen. 5.45: Wetterbericht. — 6.30: Funkgymnaftik. — AnschNehend bl» 8.15: Frühkonzert. — 9.00: Berliner Programm. — 9.35: Richt ermattenl Wollen und wayenl — 10.10: Schulfunk: Humpty Dumpty. Ein englisches Hörspiel von Schulrat W. Grünewald und Mister Veen (aus Hamburg). — Anschließend: Neueste Rach- richten. — 12.00: Wetterbericht. — Anschließend: Schallplatten- Konzert. — Anschließend: Wiederholung de» Wetterberichts. — 13.30: Neueste Nachrichten. — 14.00: Konzert. — 1S.00: Jugend stunde: Stadtwappen erzählen Geschichten der Heimat. — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 15.45: Frauenstunde: Obstbau-Lehr gänge und Beratung der Landfrauen zur Verbesserung des Ab satzes. — 16.00: Pädagogischer Funk: Die Heilpädagogik und ihre praktische Bedeutung für di« Normalpädagogik. — 16.30: Ueber- traguna des Nachmittagskonzerts aus Hamburg. — 17L0: Prak- tische Siedlungssragen: Die wirtschaftliche Bedeutung der Siedlung für den deutschen Osten. — 18.00: Musik und Rasse. — 18.30: Hochschulsunk: Pslanzengesellschasten unserer Heimat. — 18.55: Wetterbericht. — 19.00: Stunde des Beamten: Beamtenanwärter und psychotechnische Eignungsprüfung. — 19.30—21.00: Berliner Programm. — 21.10: Aus Breslau: „Was die Dorflinde erzählt". Ein« Hörfolge aus Schlesien. Text von Ernst Schenke, Musik von Karl Sczuka. — 22.10: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — 22.30: Aus Hamburg: Konzert. Das Norag-Orchester. Geschäftliches. Dir Firma Gerling L Racksiroh eröffnet in diesen Tagen di» 200. ,ig»n» Berkans«stelle. Untre d»m Motto: Jetzt in svv Gero-Säden Qualitätsware" veranstaltet die Firma Werbetaae. Man beachte hentig» Anzeige. Die BolkS-Damvfwaschmaschiue, DRV. (Meisel), hat sich in den letzten Wochen in d»r hieffaen G»gend, wie in Lichtens»», Wülknitz, Streu««». Bla«bitz. Marksiedlitz »sw. alle Herzen der Hausfrauen erobert. Auf Wunsch wnrd« sie mehrmals vorgesührt und fand guten Anklang und Absatz und hrachte den Beweis, wie gesucht «in gutes Waschgerüt trotz vieler, vieler Angetote auch gegenwärtig noch ist. — Die Maschine wird a« 27., 28., 2S. und 30. d«. Mt«. in „Stadt Leipzig" (Waschhaus), Riesa, vorgesührt. (Nähere» siehe Inserat.) Mri M MlairtWl. An der Berliner Börse waren am Montaa nur außer ordentlich kleine Umsätze zu verzeichnen. Die Tendenz war im allgemeinen fest. Der Satz für Tagesgeld betrug 5,25 Prozent und mehr, für Monatsgeld 7 Prozent und «ehr. Devisen-HöchftbetrSae für Mai. Der ReichSwirt- schaftSminister bat angeordnet, daß die Importeur« für den Monat Mai den Höchstbetrag ihrer allgemeinen Geueh- migungen nur bis zur Höhe von 50 Prozent in Anspruch nehmen dürfen. Für die diese» Betrag übersieigeuden Zah- lnngsverbindlichkriten werden die Firmen auf di« Inan spruchnahme von Lieferanten-Srrditen uud die Ausnutzung der Kreditlinien des Stillbalte-Abkom««nS verwiesen. Aenderung der «onkurs- und BeraleichS-Statistik. Im ReichSminitterialblatt erscheint in den nächste» Tagen eine Verordnung de« RrichSwirtfchastSmiuisier« rmd des Justiziuinistere über dir Konkurs- und BergleichSstatiftik. Durch diese Verordnung soll di» bisherig« Regelung rück wirkend ab 1. Januar in einigen Punkten geändert werde», um die Statistik für die Beobachtung der Wirtschaft und für einen Einblick in die Kreditsicherheit in erhöhte« Maß« nutzbar zu machen. Zu diesem Zweck werde» künftig An- gaben über die bei Eröffnung einer Konkursverfahren» oder bei seiner Ablehnung «angel» Masse geltend gemach ten Forderungen und über da» finanziell« Ergebnis eine« Konkursverfahrens nach seiner Beendigung bezw. spätestens drei Monate nach dem ersten PrüsungSterunu verlangt. Di« dadurch bedingte neue Fassung der zur Herstellung der Konkurs- uud BrrglrichSttatistik dienenden Zählkarte» wird in der Verordnung abgedruckt. Der Wagen hielt. Er sprang heraus, half Brigitte beim Aussteigen und drückte ihr dann kameradschaftlich die Hand: „Also ans Wiedersehen am Sonntag um zwei Uhr — Ich freue mich riesig I Eine Empfehlung an Ihr Fräulein Schwester, bitte." Er hob den Hut zu betont höflichem Gruß, stieg ein, die Wagentür schlug zu. Surrend rollte das Auto davon, verschwand im Dunkel... Langsam, in Nachdenken versunken, schritt Brigitte die Treppe hinauf. Der erste Schritt auf dem Wege in geues Lebe« war getan. Auch Barbara hatte gedankenvoll den Weg nach Hause iurückgelegt. Immer wieder sah sie das feine, blasse Franenantlitz vor sich mit den schönen braunen Augen, die io zärtlich den sich über sie neigenden Mann anaestrahlt. Wie hatten sich dessen strenge Züge verändert, da er Ihr zulächelte, ihr leise Trost und Beruhigung zusprach. Noch hörte sie den Klang der tiefen Stimme in ihrem Ohr. Ein interessanter Kopf — kühn, Nug und schön in seinen männlich kraftvollen Linien. Gewiß eine bedeutende Per sönlichkeit! Es läutete gerade acht Uhr, als Barbara die drei Treppen zu ihrem kleinen Heim emporstieg. Im Hausflur roch es wie immer nach Gas und in der zweiten Etage nach Zwiebeln. Man schien keinen Tag mit dieser Zugabe ves Menüs auszusetzen. Brigitte hielt sich immer die Nase zu, wenn sie an der Tür der „Zwiebelfamilie" vorbeihuschte. Barbara mutzte lächeln, während sie den durchdringen den Geruch einatmete. Armes Prtnzeklein. wie vieles ärgerte und störte es! Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln wären gar kein übles Abendbrot, dachte Bar bara. Sie hatte ordentlichen Hunger. Hoffentlich war Brigitte schon da, so konnte man gleich die mitgebrachten belegten Brote und harten Eier zu einer schnell bereiteten Tasse Tee essen und sich nachher ans Auspacken machen. Aber die Tür der linken Etagenwohnung — der klein sten und billigsten von den drei kleinen und billigen — war noch verschlossen. Gut, daß jede der beiden Schwestern den Schlüssel dazu besatz! So schloß Barbara auf, tastete nach der Streichholzschachtel auf dem Kleiderschrank im Flur, zündete die Lampen an, öffnete die Fenster und machte sich daran, alles soweit wie möglich zu ordnen. Schade, daß keine Blumen da waren, dachte sie, den Abendbrottisch deckend. Sie hätte dem ersten Mahl daheim gern eine fest liche Note verliehen. Nun, sobald Brigitte kqm, würde der große Heidekrautstrautz vom Griff des Handkoffers ab- gebunden und in die Vasen verteilt. Der herbsütze Duft würde wie ein stiller Gruß aus dem Heidedorf wirken, das um diese Stunde schon in tiefstem Abendfrieden ruhte. — Wo das Mädelchen nur blieb! Besorgt sah Barbara auf die Uhr; längst hätte sie hier sein müssen. Was in aller Welt konnte sie denn so lange aufhalten! Sie lies ans Fenster des Wohnzimmerchens und sah hinunter aus die Straße, die in Regennässe glänzte. Menschen eilten vorbei, Räder rasselten, Autos hupten — man konnte in der Dunkelheit nichts mehr erkennen. Nebenan weinte «in Kind, kreischend schalt eine Frauenstimme dazwischen. Aus- der Gastwirtschaft gegenüber quäkte der Lautsprecher den neuesten Schlager. Barbara sank auf den nächsten Stuhl und starrte, ratlos und geängstigt, auf die Uhr, die unentwegt und gemäch lich ihre Minuten beruntertickte. Eine Viertelstunde verging — noch eine! Nun schlug es neun Uhr vom Kirchturm. Hunger und Aerger waren längst der Angst gewichen. Brigitte hatte beide Handkoffer zu schleppen. Wenn dem Kinde nur nichts zugestoßen war! Hin und her ging Barbara, zu keiner Arbeit mehr fähig. Immer wieder horchte sie auf die Straße. Da, kurz ehe es halb zehn Uhr schlug und Barbara in ihrer angstvollen Unruhe eben bereit war, vor der Haus tür Umschau zu halten, kam eine Autodroschke durch die momentan stille Straße angerollt. Sie hastete ans Fenster. Der Wagen hielt unten. Der Chauffeur sprang herab, nahm zwei Handkoffer und ver schwand damit im Hause. Nun stieg ein Herr aus, half — ja, das war doch Brigitte mit Doktor Buchmann! Dem ersten erleichterten Aufatmen folgte erneute Un ruhe. Wo waren die beiden nur so lange gewesen, bei dem Regen spazierte man doch nicht durch die Stadt? Daß es just Erich Buchmann sein mußte, dieser Frauenjägsr und Lebemann... Mit müder Gebärde strich sich die sorgenvoll Sinnende über die Stirn. Sie mußte vorsichtig sein. Brigitte war in der letzten Zeit oft seltsam gereizt und verschlossen — und mit ihren einundzwanzig Jahren wirklich kein Kind mehr. Sie mußte wissen, was sie zu tun und zu laste» hatte. Ach, daß sie es nicht länger behüten und leiten durfte, vas geliebte, törichte Schwesterlein, dem doch jeder Schlag ihres treuen Herzens galt! Nun stellte der Chauffeur die Koffer mit h-rbarem Knall vor die Tür, polterte wieder die Stufen hinab. Bald darauf wurde mit dem Drücker geöffnet. Brigitte stand vor der hinauseilenden Schwester, liebenswürdig und gelassen wie immer«
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