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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193208068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-08
- Tag1932-08-06
- Monat1932-08
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1932
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Nütlt die NMtltrntk! stuösnll des Kariosselerporieö? — Wo bleibt die Erhöhung de» Spiritusbeimischuug? 3!L. Iw vergaiwcueu Jahre ermöglichte der schlechte AuSWO der KarlBselernten in verschiedenen westenrvpäi- schen Ländern einen s'tzr erheblichen dentschen Kar- t o s f e l e x v v r t, der die Hoffnung keimen ließ, das; die dentsche Kartosselniisfntzr nach Eroberung der ansländi- schen Markte zu einem nützlichen Ventil in Zeiten hoher innerdeutscher Ansntzicu werden würde, beider verschlech tern sich aber die Aussichten siir unseren Kartoffelexport immer mehr; insbesondere die kürzlich erfolgte starke Erhöhung der englischen Kartoffelzölle dürste hier viele Hoffnungen begraben. Mit der Ein- chrüntnng der Ausfuhr aber gewinnt das Problem der Schaffung zusätzlicher innerdeutscher Absatz gebiete immer stärkere Bedeutung. Die Erhöhung der industriellen Berwertungsmöglichkeiten von Kartoffeln wird für den lüartossclmarkt im Herbst dieses Jahres von entscheidender Bedeutung. beider sind die Verhandlungen über die Erhöhung des A b u a h m e z w a n g s von N a r t o f f e l s p i r i t u S durch die Treibstoffindustrie immer noch nicht abgeschlossen. Zwar heisst cs, das; die Erhöhung des Abnahmezwanges von 6 au; l<1 n H. unmittelbar b"orstebt: gluUi-ei ig aber soll der b Sher schon unzulängliche Ueber- nahmepreis von durcuschnittlich 4u .eiaek i> Hei. Itter noch nm etwa 2 Mark gesenkt werden. Diese Mass nahme würde ein für die Landwirtschaft un tragbares Kompromiß darstellen. Die neue Kar toffelernte steht vor der Tür. Die Lagerbestände der ReichS- monovolverwaltung sind überfüllt. Soll die Sviritns- indnslrie übcrhanvt instai^d geletzt werden, in dem not wendigen llnnange Kartofscln ans dem Markte zu nehmen und zu verarbeiten, so wird die baldige Erhöhung des Abnahmczsvangs immer dringender. Es sei dabei an die bekannte Tatsache erinnert, das; in vielen Staaten des Auslandes der Sviritnsbeimischungssatz erheblich höher ist als der in Deutschland vom Kartoffelbau gefor derte. ohne das, darunter die Betriebssicherheit der Auto mobile in dielen Ländern geringer ist als in Deutsch land. Die Erhöhung der industriellen Bcrwertnngsmöglich- keiten für Kartoffeln liegt im Interesse des gesamten deutschen Nartoffelbaues: denn Grossbetrieb und Klein betrieb sind gemeinsam abhängig von der Entwicklung ans den Kartoffclinärkten. Jede Herausnahme von Kar- tosfeln anS den Märkten durch die volle Ausnutzung der Brennereibetriebe verbessert automatisch die Absatzmöglich keit auch für die Kleinbauern. Diese Verbesserung der Absatzmöglichkeiten und damit der Rentabili tät der Kartosselivirtichast wäre eine vraktischc Osthilfe und eine Unterstützung des östlichen Bauerntums und der Siedlung von außerordentlich segensreicher Wirkung. ÄüUlil für alle! Wie viel Menschen könne« auf der Erde wohnen? DaS Problem vom Untergang der Erde beschäftigt die Wissenschaft schon viele Jahrhunderte lang. Man hat Thesen ausgestellt, Behauptungen, von denen man nicht wein, ob sie in Erfüllung gehen und ob bas Menschen geschlecht den Untergang der Erde überhaupt erleben wird. Ein Damoklesschwert schwebt über der Menschheit! Wich tiger als das Problem des Weltunterganges bleibt die Frage zu losen: „Wie lange bietet die Erde den Menschen Raum und erträgliche Lebensbcdingungen?" Tas Problem der Uebervölkerung verlangt eine rasche Lösung; denn die Geburtenziffer ist noch immer sehr gross. Die Wissenschaft behauptet, das; bereits in 300 Jahren die Erde übervölkert sein soll, das; nach 300 Jahren die Zeit der bittersten Not und des grötzten Elends anbricht. Dann wird die Lebens haltung der Völker erst ans und dann unter bas Lebens minimum sinken. DaS grauenhafte Elend wird die Alten und namentlich die Kinder massenhaft dahinraffcn und nie mals wird ans dieser Hölle eine Erlösung sein. Dieser pessimistischen Weissagung kann man mancherlei entgegen halten: den Geburtenrückgang in verschiedenen Ländern, die Arbeitsteilung und damit die technische Aus stattung des landwirtschaftlichen Gewerbes, wodurch eine erhöhte Produktion von Nahrungsmitteln gegeben ist. Fer ner kann man sagen, daß jedes Wesen in -er Welt nur so groß wird, wie es sciu Nahrungsspielraum erlaubt, was, auf das Menschengeschlecht angewendet, eine Anpassnngs- fähigkeit an die jeweiligen Lcbensbebingungen voraussetzt. Aber cs hieße Prophezeiung gegen Prophezeiung setzen, wenn wir behaupten wollten, daß die angeführten Möglichkeiten das Problem der Uebervölkerung lösen wür den. Sehen wir also zu, wieviel Menschen die Erbe nach dem Stand der heutigen landwirtschaftlichen Technik ernäh ren kann. Daraus läßt sich dann sehr leicht berechnen, wie lange es dauern würbe, ehe das Damoklesschwert auf den Kopf unserer armen Kindeskindcr herabfallen kann, und daraus werden wir dann wieder entnehmen können, ob uns die ganze Sache etwas angcht. Zunächst muß einmal scst- gestellt werden, wieviel fruchtbares Land, wieviel noch urbar zu machendes Land und wieviel unkultivierbares Land auf der Erde vorhanden ist. Wenn wir die Eismüstcn der Polarländer nicht in Betracht ziehen, so ergeben sich 73 Mil lionen Quadratkilometer „fruchtbaren Landes, 36 Mill. Quadratkilometer Steppe und ll Millionen Quadratkilo meter Wüste. Nimmt man an, daß auf den Quadratkilo meter der ersten Bodenklasse etwa 8V, aus dem der Steppe etwa 2, aus dem der Wüste etwa einhalb Mensch ernährt werden könne, so kann die Erde rund 6 Milliarden Men schen ernähren. Ta wir jetzt bereits über eineinhalb Mil liarden Menschen zählen, so wird bei einer dem heutigen Zuwachs entsprechenden Bcvölkerungsvermchrung unge fähr im Jahre 2676 jene verhängnisvolle Periode erreicht sein, wo die Menschen sich gegenseitig sozusagen auffressen müssen, wo ein Teil verhungern muß, damit die anderen am Leben bleiben können. Es ist eine Rechnung mit drei Größen. Die eine kann man als bekannt voransfetzen, nämlich die Bodenfläche. Die zweite wollen mir als Grundlage der Rechnung anerken nen, so unsicher sie auch ist, nämlich den dauernden Zuwachs der Bevölkerung. Tic dritte Größe ist die Zahl der Köpfe, die ein Quadratmeter jeder der drei genannten Bodenklas sen ernähren kann. Nimmt man nnn an, das; diejenigen Länder, die Nahrungsmittel, namentlich Getreide, in gro ßen Mengen einsühren, die mögliche Volkszahl auf den Quadratkilometer bereits überschritten haben, wie eS in den Industriegebieten unseres deutschen Vaterlandes ganz be stimmt der Fall ist. So lange andere Teile der Erdober fläche noch so dünn mit Volk besetzt sind, baß sie ihrerseits lleberschüssc ausführen können, ist keine Gefahr vorhanden. Da aber die ganze Welt, wenn sie einmal voll besetzt ist, von nirgends Korn und Vieh einsühren kann, so darf man als die aus der ganzen Erde mögliche durchschnittliche Zahl nur diejenige solcher Gebiete annehmen, die Nahrungsmit tel weder importieren müssen, noch exportieren können, sondern sich gerade selbst versorgen. Nun gibt es aber kein Land aus dem ganzen Kontinent, das nicht aus die Einfuhr ausländischer Nahrungsmittel angewiesen wäre. Dem einen Lande fehlt cs an Korn, dem anderen an Fleisch, dem dritten an Gemüse. Wenn wir also fcststcllen wollen, wie viel Meniclien aut d-»> Quadratkilometer leben können, so dürfen wir uns nicht an die Statistiker wenden, sondern an die Landwirte und ihnen die Frage verlegen, wieviel Nähr stoffe sie heute schon bei dem allcrsorgfältigsten Anbau dem Boden entziehen können. Bei dem allersorgfältigstcn An bau, ganz gleichgültig, was er für Kosten macht! Denn» wenn in ferner Zukunft wirklich einmal dieser Planet in einen so wimmelnden Ameisenhaufen verwandelt sein sollte, daß der gewöhnliche Anbau nicht mehr genügend Nahrungs mittel beschaffen kann, dann steigt ihr Preis mit Notwendig keit hoch genug, um eine kostspieligere Kultur rentabel zu machen. Dieser Prozeß kann, wenn die Menschheit immer weiter wächst, nicht eher sein Ende finden, als bis wirklich jeder ertragSfähige Fleck Erde diese» Planeten mit allen Mitteln der erreichten Technik auch bebaut wirb. WaS der Stand der Technik in soundsoviel Jahren sein wird, und was dann die Bodenkultur bei höchster Anspannung dem Boden entreißen kann, können wir heute nicht abschätzcn. Jedenfalls ist die Technik der Bodenproduktion in den letzten Jahrzehnten so unglaublich gestiegen, baß wir auch für die Zukunft noch viel Schönes erwarten dürfen. Aber lafsen wir alle Zukunftsmusik! Halten wir unS an das schon heute Erreichte! Den höchsten Grad des An baues stellt gegenwärtig die Gartenknltur in. geheizten Treibhäusern dar. Ihre Erträge müssen wir also zn Grunde legen, eine so lächerliche Vorstellung eS auch ist, daß sich die Erde zum großen Teil mit Glas bedecken soll. In 306 Jah ren soll die Erde übervölkert sein, sollen die Lebcnsbedin- gungcn für die Menschheit nicht mehr ausreichen. Ob eS so werden wird, bleibt eine Frage der Zeit. Wir brauchen uns heute den Kopf noch nicht darüber zu zerbrechen. Außer dem sehen wir heute ja überall so viel Vorräte angefpcichcrt, daß diese Untersuchung anscheinend ins Leere greift. Die Selbstversorgung wird höher und höher geschraubt. Die Einfuhr fremder Nahrungsmittel möglichst unterbunden, Kaffee wird verbrannt und versenkt, Tee nicht geerntet, Zucker nicht mehr angcpflanzt, Gummi nicht mehr verar beitet. Früchte verfaulen an den Bäumen. Mit all dem könnten noch Millionen von Menschen mehr ernährt wer den. Aber das kommt daher, weil die Technik schneller schritt als die Vermehrung der Menschen. Einmal aber wird die Technik doch ein Ziel finden und von dem Zuwachs der Menschen überholt werden, dann werden die Vorräte, die jetzt produziert werden und nicht unterzubringen sind, ohne daß die Menschen mehr als jetzt verbrauchen, alle not wendig sein, und dann muß nach gesteigerter Produktion gesehen werden. Dr. P. srivr LegvMug? Ohne Frage ist bas Motorslugzeng weitaus leistungs fähiger. Ter Motor zieht die Maschine» wohin Sie wollen. Beim Segelflng, dem nur eine rein sportliche Bedeutung zukommt, ist man auf Zufälligkeiten ange wiesen, wenn man lange Ziele erreichen will. Ein Ge schäft ohne Anzeigenwerbung ist ebenfalls vergleich bar mit einem Segelflugzeug, bas auf Zufälligkeiten angewiesen ist, um das Ziel zu erreichen. Dagegen aber ist für das inserierende Geschäft die Daueranzeige im Riesaer Tageblatt der rastlos vorwärtsziehende Motor, mit dem man leicht die Schwierigkeiten über windet und rasch zum Ziel kommt. Vermischtes. Drei Frauen durch Kohlenoxhdgas ge tötet. Drei aus Oberschlesien stammende junge Erntearbei terinnen, die aus dem Dominium Scbeidelwitz beschäftigt waren, hatten sich zusammen ein Stübchen gemietet und sührten gemeinschaftlich den Haushalt. Am Mittwoch abend nach der Arbeit heizten sie den eisernen Ösen, um ihre Kleider zu trocknen, worauf sie zu Bett gingen. Durch unvorsichtiges Hantieren am Ofen ist vermutlich dessen Klappe zugesallen. Als am Donnerstag morgen die Mäd chen nicht zur gewohnten Stunde zur Arbeit erschienen, wurde an die WohnungStür geklopft. Nur ein dumpfes Stöhnen wurde vernommen und daraufhin die Tür ge waltsam geöffnet. Während zwei der Arbeiterinnen bereits tot waren, wurde die dritte in hoffnungslosem Zustande in das Knappschaftslazarett nach Neurode überführt, wo sie bald darauf starb. Als Todesursache wurde Vergiftung durch Kohlenoxydgas festgestellt. Eine Fliegerinwill einen Monat in der Luft bleiben. Die englische Fliegerin Frau Bruce stieg am Donnerstag nachmittag von Eowes aus zu einem Dauerflug auf. Sie will einen Monat in der Luft bleiben. Der Brennstoff wird während des Fluges in der Luft er gänzt. ES befinden sich außer ihr noch zwei erfahrene Flugzeugführer an Bord. Vierzig Wagenladungen Obst ins Meer gestürzt. An der spanisch-französischen Grenze in Eer- berer wurden 40 Eisenbahnwagen-Ladungen mit spani schem Obst ins Meer gestürzt, weil sie nicht nach Frank reich eingesührt werden durften. Das Obst stammte aus Südspanien und traf erst an der Grenze ein, als das fran- zösjsch-spanische Abkommen über die Kontingentierung des Obstes bereits in Kraft getreten war. Da ein Verkauf in den Grenzorten sich als aussichtslos erwies, stürzte man die ganze Ladung, die einen Wert von etwa I Million Franken hatte, ins Meer. Ein sozial denkender Dieb. Einem armen Arbeiter aus Weferlingen in der Provinz Sachsen wurden au» seinem .Kaninchenstall fünf Kaninchen gestohlen. Nach einigen Tasien waren die Tiere wieder im Stall. Auch fand sich un Stall ein Zettel folgenden Inhalts: „Ent schuldige, daß Du bestohlen worden bist. Ich habe geglaubt, sie gehörten einem besser Gestellten. Den Irrtum will ich nun wieder gutmachen." Kriegsexklärung an die Spatzen. Durch Ge- meinderatSbeschluß des Städtchen» Wörrstadt in Rhein- hesfen wird für jeden Sperling, der bei der Bürgermei sterei abgeliefert wird, eine Gebühr von fünf Pfennigen, für jedes Sverlingsei eine solche von zwei Pfennigen ge- 'ghlt. Arbeitslose haben sich zusammengesunden und > machen nun Jagd auf Sperlinge. An einem Tage soll nicht > weniger als c>00 Spatzen auf diese Weise der Garaus ge- ! macht worden sein. Aus Verleben die Zahnbürste verschluckt In Stettin versuchte ein junges Mädchen, das von h tiger Uebelkeit befallen wurde, den Brechanfall dadurch zu lindern, daß eS eine Zahnbürste gegen den Gaumen Mötzlich entglitt ihm die Bürste, rutschte in den Hols biS rn den Magen. Im Krankenhaus wurde die Bürste durch einen operativen Eingriff wieder entfernt. , . Die L-aison der Auto-Diebe. Sagert, trotz seiner Jugend schon ein bekannter Spezialist sllr Auto- Diebstähle, wurde am Freitag wieder einmal vom Schöffen- gericht Berlin-Mitte tvegen Auto-Diebstahls zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Der Urteilsverkündung folgt die übliche Frage, ob der Verurteilte Berufung einlegen oder sich bei der Strafe beruhigen will, tzkimmt er die Strafe gleich an, so rechnet sie von der Minute der Urteilsver kündung ab. Diesen Vorteil wollte sich Sagert nicht ent gehen lassen. Er erklärte: Selbstverständlich verzichte ick auf Berufung, aber nur, wenn ich Strafaussetzung be komme. Ich bin Ihnen fo eutgegengekommen, Herr Rat, habe keinen Verteidiger genommen, habe alles gestanden; da können Sie mir doch auch die Strafaussetzung be willigen. Der Vorsitzende sagte: „Im Winter läßt sich dar über vielleicht reden, wenn Sie eine Eingabe machen; aber letzt, wo in Ihrer Branche noch Saison ist, wo die Ge legenheit ^zu Autvdiebstäblen besonders günstig ist, jetzt kommen Sie auf keinen Fall in Freiheit." — „Ach so", erwiderte Sagert, „Sie wissen Bescheid, Herr Rat, na dann Hilst es nichts, ich nehme die Strafe an!" Sieg und Niederlage der Jin men. Wir ken nen alle die Fabel vom Kampfe des Löwen mit der Mücke, die uns lehren soll, das; nicht Kraft allein die Auseinander setzungen auf dieser Erde entscheidet. Diese Tatsache wird belegt durch zwei kleine Begebenheiten, die jüngst passier" sind. Zwei Banditen wollten irgendwo in der Lüneburger Heide einen Imker überfallen und berauben. Gegen die beiden starken Burschen tonnte der alte Mann nichts auS- richten und versprach alles, was sie von ihm verlangten. Als aber die Räuber ihrem Opfer ein wenig Bewegungs freiheit ließen, schlug der Imker mit einem Stock sechs Bienenkörbe um, so daß die Tiere erregt daraus heraus schwirrten. Dein Bienenvater, vertraut im Umgang mit den Tieren und immun gegen ihre Stiche, konnten sre nicht viel anhaben; die beiden Räuber aber wurden so zerstochen, daß sie vor lauter Quaddeln und Geschwülsten nicht mehr aus den Augen sehen konnten. Und der Schluß erfolg: der Landjäger nahm sich ihrer an. — Diese Ge schichte von den siegreichen Bienen wird gewiß den Ge rechtigkeitssinn des Menschen befriedigen; die zweite aber, die von den unterlegenen Bienen, rührt ebenso gewiß sei« Mitleid. Bei Puls in SchleSwig-Holstein hatte ein Imker ein schwärmendes Bienenvolk «ingefangen; um auch die letzten Nachzügler noch in den Korb zu locken, ließ er ihn im Walde bei der Fundstelle stehen, ohne darauf zu achten, daß in unmittelbarer Nähe ein Ameisenbau war. Als er am Abend Korb und Bienen heimholen wollte, fand er in dem Behälter nicht seine Immen, sondern Tausende von Waldameisen. Es hatte eine fürchterliche Schlacht stattge funden. Die Ameisen waren über die Bienen hergefallen, hatten die Ausflugslöcher besetzt und die so eiugeschlossene» Bienen restlos vernichtet. M alt wir- eine Km? Die Statistik rechnet. — Frauen werben älter. Jahre, die jeder vor sich hat. qu. Wenn im Frühling der Kuckuck ruft, so zählen wohl abergläubige Leute, wie oft der Glücksvogel ruft, um da durch zu erfahren, wieviel Jahre ihnen noch beschicken sind. „Wie lange habe ich noch zu leben?" Wer hätte sich das nicht schon irgend einmal gefragt? Wem hätte die Frage nicht schon schwer genug ans der Seele gelegen, ohne daß er eine Beantwortung durch eine Wahrsagerin ober Zigeu nerin gesucht hätte? Wahrsagerinnen und Zigeunerinnen aber können ans diese Frage nie eine genügende Antwort geben, und wollen es auch nicht; es kommt ihnen vielmehr in erster Linie auf die- Befriedigung ihres Eigennutzes und ans die Ausnutzung der Beschränktheit und des Aber glaubens ihrer Mitmenschen an. Aber die Wissenschaft ist in der Lage, auf diese wichtige Frage eine Antwort zu geben, freilich nicht eine solche, die für den Einzelnen gelten kann, sondern nur eine allgemeine. Sie kann die „Aussichten" bestimmen, die einer hat, noch weiter zu leben, wenn er ein gewisses Alter schon erreicht hat, und sie hat festgestellt, daß in der Lebensdauer die Frauen den Männern entschieden „über" sind; denn die mittlere Lebensdauer des Weibes übertrifft die des Mannes ganz bedeutend. So hat zum Beispiel ein Knabe bei der Geburt das „Lebensanrccht" oder die „Lcbensanssicht" — wie sich die Statistik ausdrttckt — auf 48,7 Jahre, bas Mäd chen dagegen die Aussicht, 47,2 Jahre alt zu werden. Hat ein Knabe das Alter von 16 Jahren erreicht, dann verspricht ihm die „Durchschnittslebensdauer", 59 Jahre alt zu werden, dem Mädchen aber wird ein Alter von 61,1 Jahren in Aus sicht gestellt. Wenn ein junger Mann sein 26. Lebensjahr erreicht, bann spricht ihm die Statistik noch wettere 46,3 Lebensjahre zu, der Jungfrau aber — die aber in dem Alter auch schon eine junge Frau sein kann — bleiben noch wei tere 42,4 Jahre zu leben. Sie kommt also stets, wenn sie am Leben hängt, besser weg als der Mann. So geht es immer weiter und weiter und ändert sich bann nicht, wenn der Mann weit mehr als das biblische Alter von 166 Jahren erreicht hat. Betrachtet man nun die Lebensdauer der Frau von diesem Standpunkt aus, so kommt man zu dem folgenden Ergebnis: Bei 1666 Kindern weiblichen Geschlechts, die lebend auf die Welt kommen, überleben nur 766 das zehnte Jahr, weitere 22 sterben vor dem zwanzigsten Jahr dahin. DaS Alter von 36 Jahren erreichen nur noch 766, und bann nimmt die Durchschnittszahl der Lebenden schnell ab. Trotz dem erreichen immer noch 118 das Alter von 86 und 13 das jenige von 96 Jahren. Sehr häufig wird die Frage aufgeworfen, ob einer im nächsten Jahre noch leben wird oder nicht. Auch daraus gibt die Statistik eine bedingte, lehrreiche Antwort. Bei der Geburt eines Mädchens sind die „Lebensaussichten" 7:1, das heißt, von acht Kindern ist eins immer gleich dem Tode ver- fallen. Mit fünf Jahren sind die Aussichten, noch ein wei teres Jahr zu leben, schon erheblich besser. Da wird der unerbittliche Tob von 127 nur noch ein Mädchen Hinweg raffen. Noch besser werden die Aussichten mit 16 Jahren. Hier erreicht die Wahrscheinlichkeit ihren Höhepunkt, denn nur e i n Mädchen von 899 wird das 11. Jahr nicht mehr er- reichen. Langsam sinken dann wieder die Aussichten. Bei 26 Jahren muß von 203 jungen Mädchen eins darauf rech nen, im kommenden Jahr zu sterben. Mit 26 Jahren stirbt vvn 161 eine, bet SO Jahren ist es von 127 eine, bei 35 Jahren von 108 «ine und bei 40 Jahren sogar schon eine von 95, die der Tod in einem Jahr abberufen wird. Ist eine Frau 48 Jahre alt, so kann sie aber noch achtzig gegen ein» wetten, daß sie im nächsten Jahr noch lebt, und auch bei 50 Jahren braucht sie noch nicht zu verzagen; denn ihre „Aussichten" stehen trotz alledem noch 63:1. Da es für ein Mädchen in seinem Leben keine wichtigere Frage gibt, als die, ob eS das heiratsfähige Alter erreichen werbe, so bleibt un» auch darauf die Statistik die Antwort nicht schuldig: denn sie sagt uns, das; von 100 Mädchen 75 das Alter Jwn l8 Jahren erreichen, während 25 vorzeitig sterben. Wie viele sitzen bleiben, würde sich auch mit Leichtigkeit berechnen lassen; doch darüber — schweigt des Sängers Höflichkeit.
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