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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193208123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-08
- Tag1932-08-12
- Monat1932-08
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1932
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Vermischtes. Tod deS berühmten Filmßundes R inti ri tt n. Der berühmte deutscke Schäferhund Riniintin, den man in vielen Filmen bewundern konnte, ist während einer Aufnahme in Hollhwood eingegancien. Er war von einem amerikanischen Flieaeroffizier im Krieqe gefunden worden, der ihn nach Amerika mitnahm, wo er dem Offizier durch seine „Filmkunst" ein riesiges Vermögen verdient hat. Ein Ehepaar seit 14 Tagen tot in der Woh nung. Ein schrecklicher LeicßensunL wurde gestern nach mittag in einem Hause in Schöneberg gemacht. Dort wur den in ihrer im 3. Stock gelegenen Wohnung die Ehe leute Paesler tot aufgefunden. Der 44 Jahre alte In genieur Erich Paesler hatte mit seiner 38 Jahre alten irrau gemeinsam Selbstmord verübt. Die Leichen haben bereits 14 Tage in der Wohnung gelegen. DaS Motiv ist in wirtschaftlicher Not infolge Arbeitslosigkeit zu suchen. Attentat auf Mille ts berühmtes „A n g e- lus"-Bild. Im Louvre wurde gestern das berühmte Gemälde „Angelus" von Millet mit einem Rasiermesser schwer beschädigt. Der Täter, ein 31 jähriger Ingenieur, ist festgenommcn worden. Er konnte bei der Vernehmung keinen stichhaltigen Grund sür Hüne Tat angeben. Man glaubt, es niit einem Geistesgestörten zu tun zu haben. Die Konservatoren des Louvre sind der Ansicht, daß es gelingen dürste, das Bild wieder herzustellen. Unfall bei einer N e i ch § w e h r ü bu n g. Der Neichswehrangebörige Burkowski der 3. Nachrichtenabtei lung aus Potsdam fuhr mit seinem Motorrad in Grüsfau gegen eine Telegraphenstange und wurde dabei so schwer verleht, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die 3. Nach- richtenabteilung hält zur Zeit in der hiesigen Gegend Uebungen ab. Ein Vermögen im Strumpf. Aus Frankfurt am Main wird gemeldet: Der Fahndungsdienst der Kri minalpolizei nahm hier einen 55 Jahre alten Rumänen fest, der in Amerika naturalisiert ist. In seinen Strümp fen versteckt sand man die Summe von nahezu 16 MO Dollar und ferner einige Sparkassenbücher auf ameri kanische Banken. Es liegt durchaus kein Beweis dagegen vor, daß der Mann das Geld auf unredliche Art und Weise erworben hat. Er erklärte, es sich erspart zu haben. Er wird sich jedoch wegen Vergehens gegen das Devisengeseh zu verantworten haben. Außerdem fand man bei ihm eine umfangreiche Korrespondenz und zahlreiche Bilder von Frauen, mit denen er wegen einer Heirat in Verbindung getreten war. Es stellt noch nicht test, ob es sich um einen Heiratsschwindler handelt, oder ob er tat sächlich noch arn Amors Pfaden wandelt. Kampf mit einem wiitenden Reh bock. Einen heftigen Kampf mit einem wütenden Rehbock Iiatt- eine junge Frau jm Soonwald bei Kreuznach zu bestehen. In der Nähe eines Forsthauies ging vlöhlich ein erschreck ter Rehbock aut die Frau los und rannte ihr ein Geweih in den Oberschenkel. Die Angegriffene fiel zu Boden. Das wütende Tier erneuerte noch einige Male seine Attacken und suchte dann das Weite. Die Frau wurde init stark blutenden Wunden zum nächsten Arzt ge schafft. Das Vaterunser.-auf der Pfennigmünze. Der Magdeburger Graveur Herrmann hat auf einer Münze, die die ungefähre Größe eines Pfennig? hat. Las ganze Vaterunser — 3M Buchstaben — eingraviert. Zigeuner wag en von Lokomotive über- rannt. An einer Bahnüberführung in Lingen a. d. Ems wurde ein Zigeunerwagen von einer Lokomotive über rannt. Die Schranke war nicht geschlossen, da der Wärter, wie er angibt, von der PrüfuugSfahrt der Lokomotive nicht benachrichtigt gewesen sei. Im letzten Augenblick erst habe er die Schranke heruntergelaslen, als er das Fuhr werk bemerkte. Es sei jedoch schon zu spät gewesen. Der Vorderteil de? Wagens wurde von der Maschine erfaßt und die beiden Pferd? auf der Stelle getötet. Der Hin tere Teil des Wagens, in dem sich eine Fran mit acht Kindern befand, blieb glücklicherweise unversehrt. Schaffner in der Straßenbahn über fallen und beraubt. Ein besonders dreister Raub- übersall wurde in der Nacht zum Donnerstag in Berlin berübt. In einem Wagen der Straßenbahnlinie 25, der sich auf seiner letzten Fahrt vor dem Einrücken ins Devot befand, wurde kurz vor der Einfahrt in das Depot der Schaffner von einem plötzlich aufgesprungenen Mann über fallen und mit einem stumpfen Gegenstand zu Boden ge schlagen. Der Räuber erbeutete die Geldtasche des Schaff ners mit 45 Mark Inhalt. Das Verbrechen wurde erst im Depot entdeckt, als man den bewußtlosen Schaffner Im Straßenbahnwagen aufsand. Briestauben-Tragodien. Die französischen Und belgischen Brieftaubenvereine veranstalten jährlich ein großes Briestauben-Wettfliegen. In diesem Jahre wurden in Barcelona 3000 Brieftauben losgelassen. Aber kurz nach dem Abflug brachen über den Pvrenäen und in Süd frankreich starke Stürm« aus. welche die Tiere wahrschein lich über das Mittelländische Meer abgetrieben haben, wo sie ertrunken sind. Von den 3000 Tauben sind nur 25 belgische und 2 französisch? in ihre Schläge zurückgekehrt, der weitaus größte Teil dürfte umgekommen sein. Aetm- liche Katastrophen wurden in letzter Zeit aus Deutschland von einem Wettfliegen, dessen Ausgangspunkt Ostpreußen war, und aus England gemeldet. — Ein schwerer Schlag hat die belgischen Taubenzüchter schon vor zwei Jahren getroffen, als sie von Algier auS 5000 Tauben aufsteigen ließen, die ebenfalls über dem Mittelmeer in Stürme gerieten, so daß nur 50 in die Heimat zurückkehrten. Besonders tragisch ist das Schicksal des Gewinners deS Wettbewerbs, ein?s gewissen van Eoillie aus Lier tn Belgien. Er hatte die siegreiche Taube neben anderen von seinem Vater vor kurzem geerbt. Er mußte dem Vater auf dem Sterbebett versprechen, daß er die Tiere an der Konkurrenz teilnehmen lasse. Der Transport nach Barcelona kostete dein Sohn soviel Geld, daß er aus seinem kleinen Vermögen erhebliche Werte verkausen mußte. Nun hat er zwar den Sieg davongetragen, aber neben einer erheblichen Summe Geldes ist er alle feine Brieftauben bis auf diese eine loSgetvorden. HMWsaMus im baMkil LbnlM cheUrzt. Ein Toter, sechs Verletzte. * München. Jm bayerischen Oberland ereignete sich am Donnerstag nachmittag ein schwerer Unfall eines Mün chener Gesellschaftsautobusses. Am Fuße deS Ettaler Ber ges in der Nähe von Oberau, unweit von Garmisch, versagte die Lteuerung des Autobusses. Ter Wagen geriet an den Lteilhang, riß mehrere Einfassungsstcine um und stürzte dann etwa 20 Meter über die Böschung, wo er schwer beschä digt liegen blieb. Bon den sieben Insassen wurde ein Fahr gast getötet, während die übrigen sechs Personen Ver letzungen davontrugen. Vier von den Verletzten wurden in das Krankenhaus Partenkirchen eingeliefert. Am schwersten verletzt ist eine 49jährige Engländerin, eine gewisse Frau Drinckwater aus London, die eine Kopfwunde und wahr scheinlich auch einen Schädelbruch davongetragen hat. Die 59jährige Kausmannsgattin Margarethe Schroer aus Heidel berg erlitt eine Kopfwunde sowie einen Bluterguß am Auge. Mit Prellungen und anderen leichteren Verletzungen kamen davon: Kaufmann Waldemar Holland aus Anklam in Pom- «uneisrt Zznsedots! Welekvr findet Vvsektuns? Die Antwort liegt nahe. Beachtung findet immer dasjenige Angebot, das sich unter de» übrigen von vornherein bnrch sorgfältige Ausmachung abhebt und dadurch die Ausmerksamkeit des Empfängers erregt. Hierzu aber ist notwendig, daß die Auswahl deS Papiers, die Gatzauordnung und auch der Text in Uebersichtlichkeit und Fluß nach werbewirksamen Gesichtspunkten aufeinander abgestimmt sind. Dari« sind wir geübte und erfahrene Berater, die schon manchem Geschäftsmann selbst mit der ««scheinbarsten Drucksache zum durchschlagenden Erfolg verholfeu haben. Warum sollen wir da auch Ihre Drucksachen nicht so ansertigeu können, daß auch Sie die gleichen Erfolge erzielen. Wenden Sie sich bitte in Druck- sacheuaugelegeuheiteu immer an die Druckerei des Riesaer Tageblatt. mern und der Gchuhmachermeister Ernst Iark aus Kampe sbei Stades. Leichter verletzt wurde ein Kind sowie der Wagenführer. Alle Fahrgäste waren aus München ge kommen. * München. Zu dem schweren AutobuSunglück bet Oberau wirb ergänzend mitgeteilt, daß der Getötete «iu Kaufmann Schroer aus Heidelberg ist, der Mann der ver letzten Frau Schroer. Schweres VutounMck bei Würzburg. Zwei Lote, mehrer» Verletzte. )l Würzburg. In der Stadt Brückenau «relanet» sich gestern nachmittag »in schweres Autounglück. Ein mit lieben Dersonen besetzter Kraftwagen fuhr tn einer Kurv« mit voller Wucht argen die Trrvve des AmtSgeböudeS uud überschlug sich dabei. Einer der Insassen, der Landwirt Johann Müller, war auf der Stell» tot, während «in »weiter namens Joseph Karger so schwer« Verletzungen davontrua, daß er bald darauf starb. Di« beiden Landwirte August Büchner und Johann Spahn wurden schwer verletzt. Zwej weiter« Personen, Andreas und Vinzenz Vogler, trugen leichtere Verletzungen davon. Der Führer de» Kraftwagen«, der mit dem Schrecken davonkam, wurde von der Politzn in Haft genommen. 22 MWen in tinen Lat gekürzt. * BadTölz. Am Donnerstag vormittag wollt« «im Münchener Tchülerinnengruppe am Leinbach. Steg bei Jachenau eine photographische Anfnahm« machea. Di« Schülerinnen stellten sich aus dem alten Steg auf, der di« Belastung nicht tragen konnte und eiustürzt». 22 Mädchen stürzten in den etwa 2 Meter tiefer gelegenen Bach, wöbet drei von ihnen besonders schwer« Verletzungen erlitten. Sie wurden sofort in das Krankenhaus gebracht. IS Mäd chen erlitten leichter« Verletzungen. Erdbeben bei Smyrna. )( Stamdnl. Gin heftige- Erdbeben hat beut« in der Umgebung von Smyrna eine größere Ortschaft heimge- sucht und 87 Häuser zerstört. Die Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt. 7VVV0RM veruntreut Bremen, 12. August. Der Mitinhaber der bekannt««» Bremer Getreidemaklerfirma Gebrüder Riese, Ernst Riefe, ist seit einigen Tagen verschwunden. Man nimmt au. daß er unter Mitnahme von rund 70 000 RM in» Auslaad geflüchtet ist. Ernst Riese war e» gelungen, größere Mengen Getreide in seinen Besitz zu bringen, die er sofort zn Schleuderpreisen auf den Markt warf, um seine Lieferanten zn befriedigen. Da keinerlei Deckung vorhanden ist, sollen die Lieferanten einen Schaden von etwa 50 000 RM haben, während eine angeh. lich mit 20 000 RM au der Firma beteiligt« Bremer Bank Sicherheiten iu Händen haben soll. Gegen Ernst Riese ist Steckbrief erlassen worden. Die Ermittlungen der Kriminal- polizei ergaben, daß er sich vor kurzem einen «urlaaiwpak halte ausstellea lassen. Rundfunk-Programm. Sonnabend, den 13. August. Berlin — Stettin — Magdeburg. 15.29: Jugendstunde: Königsberg und di« Kurischt Nehrung. — 15.40: Filmkünstler, die man nicht sieht. — 16.95: Blasorchester konzert. — 18.00: Korsiz Holm über Korfiz Holm. — 18.20: Mit dem Mikrophon durch die Mark: Buckow. — 18.30: Eine Viertel stunde Technik. — 18.45: Zehn Minuten Sport. — 18.55: „Die Funk-Stundi teilt mit..." — 19.00: Stimme zum Tag. — 19.10: Berliner Gedichte von Helmut Bergmann. — 19.25: Gustav Mah ler. Lieder eines fahrenden Gesellen. — 19.40: Di« Erzählung der Woche. — 20.00: Au, München: Konzert für hundert Zithern. — 20.40: Tages- und Sportnachrichten. — 20.50: Bunter Dialekt abend. — 22.15: Zeitansage usw. — Danach bi, 0.30: Tanzmusik König,Wusterhausen. 11.00: Stunde der Unterhaltung. — 15.00: Wilhelm von Hum boldt an seine Freundin Charlotte Diebe. — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 15.45: Deutsche Dichterinnen: Ruth Schaumann. — 16.00: Die Welt des Bauern. — 16.30: Konzert. — 17.30: Bakterien al, Freunde de« Menschen. — 17.50: Di« Pfalz am Rhein, da« Land von Wald und Wein. — 18.05: Schulmusiker und Prioatmufiklehrer. — 18.30: Der ewige Harlekin. — 18.55: Wetterbericht. — 19.00: Englisch für Anfänger. — 19.30: Stille Stunde: Wann sängt das Leben an? — Anschließend: Wetter bericht. — 20.00: Aus München: Konzert für hundert Zithern. — 20.45: Tages- und Sportnachrichten. — Anschließend bi» 24.00? Aus Leipzig: Großer Tanz-Abend. Lowao non ke. V. «an Oxisr«» Mill d» 0oi»»o6l,»«t VI,»> v-ell» V za, Ltr»L» rr 29. Fortsetzung. ,Jch werde «S ihr bestellen." Das junge Mädchen stieg au» und schritt dem Unter grundbahnhof zu. Die sinkende Sonne umleuchtet« mit letzten Strahlen die schöne, gertenschlanke Gestalt. Der Wagen rollt« in die Maatzenstraße. »Ein prachtvolles Mädchen", sagte Robert. „Ein kluger Kopf, ein starke» Herz. Vielleicht nicht weich genug, lange nicht so weich, schmiegsam und zärtlich wie Mia. Mia ist für mich die Frau, da» Weib, Ger hard. Edith? Ich glaube, sie hat noch nie geliebt und braucht nur Liebe, um warm und weich zu werden." „So?" macht« der Jüngere kurz und abweisend und brachte die Sprache rasch auf die Frau, die ihn mit klopfendem Mutterherzen erwartete. Xl. Don den zwei EmpfangSräumen in der Wohnung Helen« Iorin» war der kleinere» ein mit schönen, alten Möbeln auSgestatteteS Damenzimmer, der Besitzerin be sonder» lieb. Au» der Vitrine» von Tischen und Tisch chen» Schränken und Wänden grüßten die liebsten Er innerungen ihres Lebens sie, und in überwiegender Zahl waren sie mit dem Eheleben und Liebesglück der schonen Frau, waren mit Hermann Iorin verknüpft, so weit sie nicht überhaupt völlig dem Toten gehörten. Hier weilt« an diesem Abend di« alte Frau mit ihren Kindern, deren liebste» und so lang al» tot beweinte» ihr nun wiedergegeben war. Ohne auch nur ein Wim perzucken lang den Blick von Gerhard zu wenden, saß sie in dem mit blau-goldenem Stoss überkleideten Armstuhl, den Kopf an Vie Seitenlehne der Rücken polsterung geschmiegt. Die Standuhr verkündete die elfte Stunde, al» der Heimgekehrte von dem letzten, aus. afrikanischem Boden verbrachten Tag. erräblt» „MS ich da» Telegramm an Robert niederschrieb und da» Wort „Mutter" mir au» der Feder floß, da hat meine Hand gezittert; da» kannst du mir glauben, Mutter", schloß er. „Und al» ich in London auf der Bank von England die Bestätigung erhielt, daß die fünsundsiebzigtausend Pfund Sterling, die an dich» Ro bert, überwiesen werden sollten, richtig von Maseking über Kapstadt beordert und schon von London nach Berlin überwiesen waren, da habe ich auch gezittert, obzwar ich doch wußte, datz ich mich aus Jan Tordijk auf Tod und Leben verlassen konnte. Und da» übrige, wie ein von dem elend bitteren und schweren Er leben Hartgewordener weich austauen kann, habt ihr s Er lachte sein harte«, heNe» Lachen. „Wir werden überhaupt manche» in unserem Leben jetzt umstülpen, Mutter. Nicht wahr?" Sein Blick flog zu der Schwester. Helen« Iorin nickte mehrmals. „Du wirst dir den Dank deiner Mutter und seinen, deine» unvergeßlichen und unvergleichlichen Vater», Dank verdienen, wenn du in seinem Sinn« wirkst. Eine alte Frau wie ich will und braucht sür sich selbst nicht» mehr; mein Leben ist abgeschlossen fett damals; da» wißt ihr. Aber dah ich dich wiederhabe, Gerhard, ist Helle Spätsonn«, und wenn ihr, Kinder, alle drei noch euer eigene» Glück Nm mich schafft» fo kann ich, wenn ich den Vater wiedersehe, ihm sagen, er hat nicht umsonst für mich und euch gelebt. Wenn Robert Mia zur Frau hat und in seinem Beruf Erfolg — und gottlob scheint da» jetzt zu kommen —, dann weiß 'ich ihn glücklich. Mia — hoffentlich kommt sie schon morgen zu un» — Mia wird Robert glücklich machen. Ich habe sie lieb." Der älter« Sohn erhob sich und küßte der Mutter stumm die Hand. Der jüngere zuckt« leicht zusammen und senkte die starken Brauen, um den Blick de» Augenpaare» zu verbergen, in dem sich «ine beklem mende Herzensregung spiegelte. Frau Helene nickte ihm lächelnd zu. „Und du, Gerhards fuhr sie fort. „Wa» ist mit dir und dieser kleinen Wienerin, von der du so warm sprichst?" Gerhard riß sich zusammen und lacht« leise auf. „Nein, Mutter. Ich glaub«, meine Nein« Freundin ÄuLi. wäre über die Lumutmra entsetzt. Wir necken un», haben «n» gern. Mehr nicht. Können denn Mütter nur an da» Ehestisten denken? So europäisch ist mir noch nicht zumute. Ich denke nicht daran, eine Frau mit meinem Geld glücklich und mit meiner Person unglücklich zu machen. Zumindest nicht so bald. Mir steckt noch Afrika in den Knochen." „Du bist schon vierunddreihig Jahve alt", meinte die Mutter. „Dein Pater hat jung geheiratet. Du bist jetzt reich» Gerhard. Datz man von Geld keinen besse ren Gebrauch machen kann al» für sein Glück und da» Glück einer geliebten Frau, hättest du von Vater lernen können." Unwillkürlich begegneten die Blicke der Brüder ein ander. Robert lenkte rasch ab. „Was gedenkst du über haupt zu unternehmen, Gerhard? Mit dem begonnenen Rechtsstudium wirst du wohl kaum etwa» anfangen; zum Rentner bist du zu jung. Hast du geschäftliche Pläne?" „Nein", gestand der Jüngere. „Ich mutz erst sehen, wie die Dinge in Deutschland stehen und wa» hier zu wollen ist. Daß ich hier weder Angoraziegen noch Strauße züchten werd« und keine Diamanten graben kann, ist vorläufig alle», wa» ich Weitz. Fragt mich 1» drei Wochen oder drei Monaten! Bi» dahin wird da» Geld irgendwie gut und sicher angelegt und steht euch natürlich teilweise zur Verfügung." Er blickte wieder z« Emmy hinüber, die bald nach den ersten herz lichen Worten wtedersebenSfroher Begrüßung sehr still geworden war und mit düster versonnenen Mienen in einer Ecke sah. „Emmy, du bist so stumm! Bist du immer so?" Da» junge Mädchen hob den Kopf. „Meisten-, Ger hard." „Warum bist du so geworden?" ^Well ich kein liebenswerte» Geschöpf bin und nicht» E«euW^S zu erzählen habe. In Europa hört sich W) gern Unerfreuliches an. Wenigsten» len- Wf ichTetnen? „Du bist verdammt erbittert, Emmy." „Ich werde meine Gründe haben, Gerhard/ iLortsetzurrarvlat^
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