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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193405301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19340530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19340530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-30
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1934
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»üge, die Sitze nicht n. lStatt üt, unter Initiative usse mit nnen, zu- ten. Nun füllig zur Kombina- schaft in mit der ad Jakob, idert dar- DuiSburg haft von r in Eer- ?ampf ge- 'L)eut>che die Welt« in den ten. Das Florenz. ; Deutsch angefetzt Desterreich rnd gegen >a werden :r freund« e nächsten re Wagen altete der » IS Mit folgte um ! bet teil, cbla nach st erfolgte >ie Fahrt- esprochene rken Ein- derarttge, Ts wäre er an den c» ?r ier brachte >war kam BongardtS »icke aber, vlatz war, nen Turm Reinhardt rm Engel» er später nbarbt ge- «ngepartie war die nrge gegen en konnte, nnd Hakn »rohmann- t bar: 12t< -Hamburg, inge-Esscn, ie Krause- kte Habn- X Punkt, eks-Düffcl- Lachmann- ster-verlin 123 3. Beilage zum Riesaer Tageblatt. Mittws», «0 Mal 1»84, abenvs 87. Jahra. SMskllS AM kMlM LkMIM Mit dem blauen Wimpel de» Lolksbunde» für da» Deutschtum tm Ausland, mit dem 2000 Jungen und Mädel» aus Sachsen in den Trierer Festtagen für die Saar warben, zogen sie anschließend al« lebendige» Sinnbild de» Sach- senlandes noch fünf Tage durch den herrlichen deutschen We- steu. In Dad Em» erlebten sie di« erst« schlichte national« Feierstunde, denn hier an der Stätte, an der der Krieg von 1870/71 seinen Anfang nahm, als Wilhelm I. entschlossen den französischen Forderungen entegegentrat, hier wurde ja der Grundstein zum Zweiten Reich gelegt. Kein Wunder, daß da» herrliche Bad Ems. mit so viel geschichtlichen Erinne rungen, auch auf Sachsens Jugend einen besonders tieken Eindruck machte. Bürgermeister Messerschmidt begrüßte die sächsische Jugend als Vorkämpfer für den Dolkstumsgedan- ken schon an der Bahn. Mit klingendem Spiel der HJ-Ka- pelle Bann 100 au» Dresden und der Markneukirchner Jung volkkapelle zog die fröhliche Sachsenjugend durch die Stadt und warb mit ihren Schildern und Bildern auch vor den fremden Kurgästen für das grüne herrlich« Sachsenland. k Was die Kurverwaltung, die Ortsgruppe des VDA und der Ort»leiter der NSDAP alles opferten, um der säch sischen Jugend «inen herrlichen Tag zu bereiten, da» ist so stark gewesen, daß die Jugend am liebsten in Em» geblieben wäre. Aber di« Pflicht, am Deutschen Eck zu Koblenz noch für die Saar das Bekenntnis abzulegen, rief di« Jugend auf die Fahrt nach Koblenz. Hier amDeutschenEck standen 18 000 Jungen und Mktdel au» ganz Deutschland und schwuren den Rütlischwur zum nächtlichen Himmel, alles für die Wiedergewinnung der Saar einzusetzen. Ein großartige» Feuerwerk, da» selbst di« Ausmaße der berühmten Dresdner Vogelwiese-Feuerwerke übertraf, begeisterte die vieltaufendkövftge Menge. Am anderen Tage sang und klang es rbein auf» wärt»und-abwärt«von wandernden DDA-Sruppen. I« Würzburg traf man sich wieder im Anblick der Fe stung zusammen, um auch hier für den Volkstumsgedanken zu werben. Wieder leuchtete der Himmel in den Farben eine» prächtigen Feuerwerke« aus, und wieder schollen di« Weisen unserer Jugendkapellen „Deutsch ist die Saar immer- dark* Auch die schöne Barockstadt Würzburg mußte erken- nen, daß die sächsische Jugend, nicht müde von all den vielen, vielen Strapazen der vergangenen Tage fröhlich bereit ist. die letzte Kraft für das ganze Deutsche Volkstum herzugeben. In das deutsch« Herz aber, in da» unverlierbare ewig« Deutschland, führte man sie zum Schluß. Rothenburg a. T., die Stadt des deutschen Mittelalter», öffnete ihre Tore der sächsischen Jugend. Wenn manchmal auch di« Strohlager hart gewesen sind, was ist da, alle« gegenüber d«m Erlebni» dieser deutschen Stadt? Man batte seiner Freud« an dieser Jugend, vonehmlich an der Dolk«schuliugend, di« so zahlreich Im Zuge der Sachsen marschierte. Her empfingen unser« Mädels und Jungen da» Leben der Geschichte, und al» gar der Schäfertanz auf dem Marktplatz zu Rothenburg begann, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Wieder grüßt, Sachsen auch die freie Reichsstadt Rothenburg a. T., und wohin man auch kam. überall war man in Deutschland zu House. Braungebrannt, mit leuchtenden Lugen, dankbar für alles Große und Erhabene, was man geschaut hat, rückte in Leipzig und Dresden mit den riesigen Sonderzügen di« sächsische Jugend wieder ein zur Arbeit und zum Einstehen für alles wahrhaft Deutsche. Gottlob, kein Unglücksfall Itärl« die große Deuischlandsohrt der VDA-Gemeinichasten. Dafür hatte der Himmel an all den Tagen da, prächtigste Psingst- wciter bereit. Für di« Saar zu stimmen und «inzutreten zog die Jugend nach Trier, dann aber knüpft, sie den Westen an den Osten und warb für unser« geliebt« säch sisch e H e i m a t. Das war das Pfingsten der sächsischen Jugend «m VDA: Arbeit an der Heimat — Heimat am gesamten deutschen Volk. Sächsische Nachrichten Reformatloa»f«st uad Irouleichnamssest la Lachsen Auf Grund der Durchführungsverordnung zum Feier- tag»gesetz vom 18. Mat 1984 bat da. Sächsische Gesamtmtni- st«rium folgende, bestimmt: Allgemein« Feiertage im Sinn des S 6 de» Reichsgesetzes über die Feiertag« vom 27. Febr. 1934 sind außer den in 88 1 bi» Ist-» Gesetze» genannten Feiertagen: 1) da, Reformationsfest am 81. Oktober in allen Gemeinden mit Ausnahme der in NQ 2) genannten; 2) der Fronleichnamstag in den überwiegend katholischen Gemein den der Amtshauptmannschaften Bautzen, Kamenz und Zit- tau; da« sind die folgenden Gemeinden: a) in der Amts hauptmannschaft Bautzen: Strohschütz. Brehmen, Sdier, Brohna, Radibor, Lamina, Laßlau, Löberschütz bei Reich- witz, Dreikretscham, Guhra, Jeßnitz, Lau»ke, Storcha, Hainitz, Bornitz, Merka, Schirgiswalde, Liebon und Paßditz; b) kn der Amtshauptmannschast Kamenz: Lunnewitz, Ralbltz, Lan- newitz, Kaschwitz, Lehndorf, Nucknitz mit Kopschtn und Prau- titz, Ostro, Siebitz, Tschachwitz, Sauritz, Schönau mit Neu- schmerlitz, Schmeckwitz mit Sommerluga, Laseritz, Lrostwitz, Dürrwicknitz, Gränze, Höflein mit Marienborn, Horka, Iauer, Kuckau, La»k«, Miltitz, Rosenthal, Schmerlitz, Schweinerden, Wendisch-Daselitz und Zerna; e) in der Amt,- Hauptmannschaft Zittau: Blumberg, Grunau, Königshain, Marienthal, Schönfeld und Seitendorf. * Die Zahl der Wohlfahrtserwerb»losen in Lachsen Am 30. April betrug die Zahl der Wohlfahrtserwerbs losen in den sächsischen FUrsorgebezlrken 147 V03; sie ist im April um 18 S48 oder 11,2 v. H. zurückgegangen. Auf 1000 Einwohner entfielen tm Landesdurchschnitt 28,48 Wohl- fahrtserwerbslos,, in den bezirk»fr«i,n Städten 40,38, in den Bezirksverbänden dagegen nur noch 18,2V. von den Kreis- hauptmannschaften steht Zwickau mit 24 59 Wohlfahrt»«»- werbslosen auf 1000 Einwohner am günstigsten, «, folgen di« Kreise Lhemnitz mit 27,16, Dresden-Bautzen mit 27L0 und Lelpzig mit 88,28. In dem früheren Krei» Bautzen ent- fallen sogar nur 14,52 Wohlfahrtserwerbslos« auf 1000 Ein» wohner. Der Dezirksverband Kamenz war mit 0.6S Wohl- fakrt«erw«rb»losen auf 1000 Einwohner so gut wie arbeit», losenfrei. Am zweitbesten schnitt, wie schon früher, d«r Be- zirk,verband Grimma mit 7H7 ab; auch di, verbände Plauen <8.03), Löbau <8,7S) und Großenhain (V.28) hatten weniger al» 1 v. H. Wohlfahrtserwerbslose. Am stärksten belastet waren die Bezirksverbände Leipzig (31L5), Pirna <30,SV) und «nnabera (30,60). von den bezirksfrelen Stäb- ten hatten die wenigsten Wohlfahrtserwerbslosen Glauchau t8,78), Zittau (13,16) und Reichenbach (14,31); am ungün- sti^sten standen immer noch Pirna (67,74) und Plauen Ergänzung zu den Lchon- und Hegemahnahmen Um Mißverständnissen vorzubeugen, wird vom Säch sischen Dirtschaslsministerium zu der Verordnung von Schon- und Heaemaßnahmen ergimsend folgende« mitgeteilt: Im Freistaat Sachsen dürfen ad 1. Juni nur Kümmerer, krank« und zur Nachzucht nicht geeignet« Böcke, und erst vom 25. Juli ab auch starke Sechserböck« und alte zurückgesetzt« Böck, geschossen werden. Da» bedeutet, daß in diesem Jahre hoffnungsvoll« Zukunftsböck« — Spießer, Gabler und junge Sechser — überhaupt nicht aeschosien werden dürfen. Es wird de»halb besonder» auf folgende» hlngewiesen: Es ist beim Abschuß möglichste Vorsicht und Enthaltsamkeit zu üben. Di« Anzeigen über geschossen« Stück Rehwild hat in doppelter Ausfertigung bei dem Bürgermeister zu erfolgen, in besten Jagdbezirk der Abschuß erfolgt ist. Es liegt im Interest« jede» Jager», di, Angaben vollkommen und wahr heitsgetreu zu erstatten, weil sie al» Unterlagen für künf- tia« Abschuß- und Hegevorschriften dienen sollen. Jede» Ge hörn und der dazu gehörig« Unterkiefer (beide Beste) sind mit Rücksicht auf di« in Aussicht genommenen Ausstellun gen unbedingt aufzuheben und auf verlangen dem Jagdsach- verständigen de« betr. Bezirke» vorzulegen. Die Art der Befolgung dieser Anordnungen bildet einen ausschlaggeben den Gradmesser für die Weidgerechtigkeit de» einzelnen Jä- ger». M UWkNMk zur Frage MMMIr-MMWerleiilW Bom Führer ber Hauptgruppe Vll (Nahrungs mittelindustrie) geht un» folgende Meldung zu: „Zu der Nachricht, bah die Verhandlungen des Reichs- finan,Ministeriums mit dem Deutschen Brauer-Bund wegen Senkung der Bier st euer und der Bier- preise vorläufig gescheitert seien, und zu den im Zu sammenhang hiermit stellenweise erfolgten Pressekommen, taren habe ich nach Untersuchung ber Angelegenheit in meiner Eigenschaft al» Führer ber Hauptgruppe VII der Deutschen Wirtschaft, zu der auch baS Braugewerbe gehört, zu erklären, baß der Entschluß des ReichSfinanzministc- rium», die Verhandlungen vorläufig einzustellen, ans eine Eingabe vom 2. Mat zurückzuführen ist, die von der Ge- schässstelle des Deutschen Brauer-Bundes in der Annahme der Zustimmung ber neuen Führung des Gewerbes einge reicht wurde und als Material der Geschäftsstelle für die weueren Verhandlungen bienen, nicht aber als abschließende Antwort ber Führung de» Gewerbes gelten sollte. Ich habe da» unverzüglich klargestellt und bin bemüht, die unter brochenen Verhandlungen wieder anzuknüpsen. Diese werden sich allerdings nicht leicht gestalten. Tie Schwierigkeit liegt insbesondere darin, Laß die Gemcinde- btersteuer, deren Bereinigung mit der Reichsbtersteuer unter gleichzeitiger Senkung der Gesamtbtersteuer geplant ist und in allen Teilen de» Gewerbes lebhaft begrüßt wird, in vielen Gemeinden Deutschlands verschieden hoch ist, vereinzelt, vor allem in Güdbeutschlanb, überhaupt nicht erhoben wirb. Hinzu kommt, baß neben dem Braugewerbe auch das Gaststättengewerbe an den Verhandlungen beteiligt werden muß. Denn die geplante Aktion erstrebt naturgemäß ein« Senkung de» AuSschankpreiseS, um das Bier für den Ber- -räucher zu verbilligen. Auch die Rückwirkungen auf die mit ber Brauinbustrie bzw. dem Gastwirtsgewerbe eng verbundene Landwirtschaft dürfen nicht außer acht gekästen «erben. Die neu: Führung des Braugewerbes steht hier vor einer großen Verantwortung nicht nur gegenüber dem ihr anvertrauten Gewerbe, sondern auch gegenüber der Ge- samtwirtfchaft. Mein Bemühen al» Nationalsozialist langer Kampffahre und al» Wirtschaftssührer wird eS bleiben, die Biersteuersenkung und die BterprriSfrage zu einem ge rechten Ausgleich zu bringen. Ich dari bofien, daß mir das Reichssinanzmintsterium seine Hilfe nicht versagt. Daß das deutsch« Braugewerbe in seiner Gesamtheit alles andere als wirtschaftlich reaktionär ist, beweist schon die Tatsache, daß es erst vor einigen Tagen dem Reichsnährstand gegenüber sich verpflichtet hat, 15 000 Zentner Hopfen der vergangenen Trnte, die bisher infolge des Absayrückganges im Brau geschält nicht abgesetzt werden konnte, zu angemessenen Preisen aufzunehmen, obwohl eine Berwertungsmöglichkcit bisher noch dahin steht, und daß es ferner rund 1'>ooo Ar beitskräfte in ber von dem Herrn Staatssekretär Reinhardt geführten Arbeitsschlacht bet einer Gesamtbelegschaft von rund 80 000 trotz deS vor kurzem noch rückläufigen Absatzes eingestellt hat. Diese Einstellung des Braugewerbes be rechtigt mich zu ber Annahme, daß eS gelingen wird nnd muß, eine Regelung zu treffen, welche da» Gesamtiniereste der Wirtschaft mit den Belangen de» Staates und der Er- Haltung der Eristenzmvglichkeit der beiden beteiligten (be werbe in Einklang bringt.* Wir bemerken zu bieser durchaus objektiven Tar stellung, daß bi« geplant« Vereinigung von Reichs- und Ge- meinbebiersteuer unter gleichzeitiger Senkung des Gesamt- betrage» dort, wo kein« ober nur eine geringe Gemeinde- bierstruer erhoben wird, insbesondere also in zahlreichen bäuerische» Gemeinden, zu einer faktischen Bierstcuer-Er HSbung führen würde. Da indessen «ine gleichzeitige Er Höhung des Ausschankpreises in den betreffenden Orten kaum durchführbar sein dürfte, würde eine angesichts der schwierigen Lag« de« deutschen Gaftstättengewerbes bedenk- liche Mehrbelastung der Schankbetriebe in diesen Bezirken zu befürchten sein. (41. Fortsetzung.) Seine Schultern waren unter dem rauhen Tuch breit geworden, hart genug, um mit andern gemeinsam baö nn Morast festgefahrene Geschütz zu lockern und zu heben. Und nun, da er zu Gerda Wohlbrücken fuhr und sich nach ihr sehnte, wußte er nicht, ob sein Kleid gut genug war, ob er sich nach den Jahren deS Höhlenleben» In der Umgebung einer zartfühlenden Frau zurechtftnden würde. Er hatte bis jetzt die Art der Menschen, die in der Heimat geblieben, nicht beachtet. Aber nun galt eS, ihre Gebärden wieder anzunehmen. Neben seinem Platz streckte ein Mann, der da» Mono- kel mit Sicherheit einklemmte, seine sehr gut bekleideten Beine auf die gegenüberliegende Bank. Bügelfalten waren also von nun an wieder eine Forderung der Kul tur. Aber das Benehmen des Lebemannes, nein, das war keine Kultur. Da- feine UnterscheidunaSvermögen dafür verlor man auch nicht zwischen Unterständen und Gräben, im Gegenteil, mancher hatte erst draußen ler- nen müssen, was eS heißt, als Mensch zu leben, in höch ster Not den Kameraden nicht zu vergessen. Doch das waren primitive, harte LebenSwahrheiten. Tie Heimat verlangte nun wieder Verfeinerungen, Ver bergen des wirklichen Menschen, deshalb schon ganz äußerlich die gebügelte Kleidung. Albert betrachtete seine Beine. Die schweren Schuhe drückten sich dicht nebeneinander, sie hatten keinen wei teren Platz zwischen den Kosfern der Mitreisenden. Ein Angstgefühl kroch an seine Kehle. Würden sie in Gerda Wohlbrücken- Heim auch nur eine Ecke finden, ivo sie gerade stehen konnten? Tenn wie die Schuhe, so war der gcu»e Mensch ge- worden da draußen ist MesteL Dis LrdL hatte st ¬ aut rauh nnd hart gemacht, die Glieder und dü nnere ungefüge für die Befehle der gesellschaftlichen orm. Wien. Er mußte über die Beine mit den Bügelfalten klettern. Auf dem Bahnsteig war ein kolossales Leben. Albert stand und konnte niemand erkennen. Da- Blut häm merte so schnell, daß et ihn schwindelte. Llbert, mein lieber, großer Junge!* Mit einem Aufschrei hatte Gerda Wohlbrücken die Arme auSaebreitet und um Alberts SalS geschlungen, und ihre Lippen berührten nun die seinen in einem warmen Hauch. Er sah ihre schönen, schimmernden Augen und ihren unbedeckten Kopf mit dem Haar, dessen Farbe so un- bestimmbar war wie die der Augen, nicht braun, nicht blond, nicht golden und nicht kupfern. Albert wußte in diesem ersten Moment des Wiedersehens nur, daß eS einen herrlichen Glanz hatte und einen Duft, der süß und lieblich in ihn einzog. Der Frauenkopf lgg an seiner Schulter, da- Gesicht war fest gegen seinen schmutzigen, grauen Rock gepreßt. Sie say den Rock gar nicht. Warum hatte er sich noch eben so gequält? Eine Mutter schaut durch die Kleider, steht nur den Menschen, den heimgekehrten Sohn. Und die Mutter hatte seinen Mund geküßt. Trotzdem immer noch unsicher und vorsichtig, legte er die Hände um den zarten Körper in dem zarten Gewand. Sie war schmal geworden, sehr schmal, sie hatte ge bangt und viel geweint. Das fühlte er alle- unter seinen hartgewordenen Händen. Sie weknte jetzt auch, und jetzt küßte sie seinen Rock. Er fühlte ihre Lippen auf seinen Schultern, da wo sie am Rhein die Ehrenzeichen deS Kriegers herunter- gerissen hatten, nnd der doch sein Ehrenrock geblieben war, in dem er ein Mann geworben war. Geschändet war der Nock durch halbwüchsige, ver blendete Toren, geheiligt durch den Kuß der Mutter. Von seinem Herzen stieg es beiß hinauf in den Kopf. Die Mutter liebte ihn, und in ihr ehrte ihn die Hei- mat, trotz seiner unfeinen Kleider, seiner schweren Art. Seine Hände klammerten sich fest um den schlanken LraueyMper. Er legte Has Gesicht in ihr Lastendes Haar. Er war in den letzten vier Jahren größer ge worden al- sie, ein fester, Hoher Mann. Mutter, süße Mutter!* Ganz langsam und fast scheu hatten seine Lippen den Gruß auf ihren Scheitel gelegt. Sie wurde still, weinte nicht mehr, horchte, hob die Augen zu ihm auf, liebevoll, selig lächelnd, alles andere vergessend. Der Bahnsteig war menschenleer geworden. Albert sah «S und zog ihre Hand über seinen Arm. „Komm, Mutter, führ mich nach Hause. Mach mich wieder zum Menschen, zum Künstler* DaS Letzte hatte er zögernd gesagt, als wäre der Be griff Künstler ein Märchenklang sür ihn geworden. Aber es war Wahrheit. Albert saß am Flügel. Der Weg dabin war frei ge wesen sür seine plumpen Schuhe, die Mutter hatte ihn geleitet. Nun zitterte sein stark gewordener Körper unter -em rauhen Rock. DaS Ebenholz schimmerte vornehm au- einer Welt, die er im Kanonendonner vergessen hatte, das Elfenbein lockte'bell und weich, als verbürge eS ein eigenes, ge heimnisvolles Leben. Die schweren Finger versuchcen sich zu heben. Sie wurden leicht, al- fiele der Erdenstaub von ihnen, und glitten über da» zarte Weiß. ES war ein Streichen, langsam und andachtsvoll. Gerda Wohlbrücken stand hinter ihm und drückte seine kleine graue Mütze gegen daS jagende Herz. DaS war Albert, der graue Soldat, dessen Rücken sich bochausaerichtet und stark unter der Uniform bewegte, dem Gleiten der Hände nachgcbend. Das waren die Schultern, die sich immer ein wenig schief geneigt hatten, und die jetzt fest und gerade die geflickten Stellen des erdfarbenen Rockes trugen. DaS war Alberts Kopf, der sich frei au- den Schultern herauShob, fast stolz, dessen Haar wie schwarzes Metall schimmerte. Und immer wieder glitten die Hände in liebkosendem Wicderfinden über die Tasten. ES dauerte Sekunden, Minuten.
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