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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-12-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193912161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19391216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19391216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1939
- Monat1939-12
- Tag1939-12-16
- Monat1939-12
- Jahr1939
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1939
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Hirnen - 8porl - 8MI-Vsnüern Morgen Lonning nachmittag GrotzborveennftaUnng im «Siern- ES ist beute nicht leicht, große Borveranstaltunaen auf- zuziehen. Gestern sind nun alle Verhandlungen für diese Veranstaltung abgeschlossen worden. Was an Paarungen geboten wird, ist wirklich ausge zeichnet gelungen, und es ist fast da« beste Programm, wa« sich unter den augenblicklichen Verhältnissen machen ließ. Den Auftakt bieten zwei gut veranlagte Federgewichtler Götz-Dresden und Handrich-Riesa. Nicht leicht wird es unser kleiner Zschau im Bantamgewicht gegen Prendel- Dresden haben. Im Federgewicht hat Mahner-Riesa in Simmchen-Dresden den richtigen Gegner. Zwei Techniker kämpfen im Mittelgewicht. Tetzel, der unfern Stumpe schla gen konnte, trifft auf Kaden-Freiberg, da Stumpe dienstlich verhindert ist. Im Federgewicht kämpfen Wittig, der durch seine gefürchtete Rechte bekannt ist, gegen Kalert-Freital, den man im Dresdner Bezirk als gutes Talent bezeichnet. Nach der Pause geht es weiter hart auf hart. Ein starker Boxer kreuzt mit unserem Senk die Handschuhe. Am 2. Dezember stellte man bekanntlich um, und gab Weiß- Pirna nicht Hunger, sondern Stumpe. Stumpe wurde hoch von Weiß geschlagen. Nun soll Hunger beweisen, ob er wirklich so viel in sich hat, um morgen Weiß-Pirna zu schlagen. Unser Paulick hat am 2. Dezember durch seinen k. o.-Sieg über de» Halbschwergewichtler Schneider-Pirna aut gefallen. Morgen kämpft er im Mittelgewicht gegen den routinierten Kreismeister Haustein-Freiberg. Im Ban tamgewicht gibt es eine bittere Nuß zu knacken, Salomo steht dem Dachsenmeister im Fliegengewicht Kluge-Leipzig, der wegen Gewichtsschwierigkeiten im Bantamgewicht star ten muß, gegenüber. Im Schlußkamvs muß im .Halb schwergewicht unser Raue vom ersten Gongschlag aus der Hut sein, sonst wird ihn Schaal-Leipzig überrennen. Alles in allem ein Programm, daß sich sehen lassen kann. Beginn der Veranstaltung 14,16 Uhr. Nun auch Handball-Gauklasse in Sachsen Im Gau Sachsen wird nunmehr auch eine Gauklasse tm Handball gebildet, die sich aus zwei Staffeln des Krei se- Leipzig und einer Staffel de- Kreises Dresden zu- sammensetzen wird. In diesen drei Staffeln sollen die Kämpfe um die Gaukriegsmetsterschaft sofort ausgenommen werben. Als erster Spielsonntag ist der 31. Dezember vor gesehen Di« drei Staffeln dürfen die Zahl von je sechs Mannschaften nicht übersteigen. Die Sptelansetzungen wer- den demnächst erfolgen. Die in den Kreisen lausenden Rundenspiele erfahren keine Unterbrechung. Es werben lediglich die Spiele derjenigen Mannschaften, die die Gau- klassenstasfeln bilden, gestrichen. Riesaer SD.-Frauen beim Hallenhandball Wieder gab es flotte und spannende Spiele beim Hallenhandbatlturni^r des ATV. in Dresden zu sehen. Unsere Frauen hatten gleich im ersten Sviel die stärkste Mannschaft „Polizei" zum Gegner, sie kämpften in der ersten Halbzeit recht tapfer, mußten sich aber dann der größeren Durchschlagskraft ihres Gegners beugen. Im zweiten Sviel waren sie der Sachsenwerk-Mannschaft über legen und siegten einwandfrei. Als die RSV.-Frauen dann gegen den Vorjahrssieger „Norbwest" antraten, sah es am Anfang ganz so auS, als ob sie sich nicht so ohne weiteres von dieser Mannfchast abfertigen lassen wollten. Bis fast »um Halbzeitpfiff führten oie RSBerinnen, aber dann machte sich doch bei einigen Spielerinnen br auch die Torhüterin ist an einigen Toren nicht schuldlos, merkbar, daß sie das Tempo nicht mithalten konnten und auch die Torhüterin ist an einigen Toren nicht schuldlos. Das Sviel endete überlegen für Nordwest. AIS Staffelsieger ging Polizei 2. hervor, die dann im Endspiel gegen ihre 1. Mannschaft 3:5 verlor. Die Ergebnisse der Frauensviele lauteten: Norbwest — Sachsenwerk 6:2, Polizei — Riesaer SV. 4:3, Polizei — Nordwest 6:4, Riesaer SD. — Sachsenwrrk 4:0, Nord west — Riesaer SV. 7:1, Polizei — Sachsenwerk 9:0. Die RSV.-Frauen nehmen somit den 3. Platz ein und haben besser als erwartet abgeschnitten. I. M. Merschwitz spielt auf Sportplatz Nünchritz Merschwitz 1. gegen DSV. Gröditz 1. Vor wenigen Wochen standen sich beide Mannschaften in Gröbitz in dem Spiele der einfachen Stafselrunde gegen über ES war wohl ein« der schönsten Spiele bteser Runde, die ja Merschwitz den Ausstieg zur 1. Klasse für die KrtegSmetsterschanen bracht«. Gröditz verlor 4:2. ES wird deshalb bestimmt bestrebt sein, diesmal besser abzuschnei- den. Aber auch Merschwitz wird trotz einiger notwendig geworbener Umstellungen nicht obne weitere« kapitulieren. Spielbeginn 14 Uhr Elbgasthof Nünchritz. Somit sollt« ein spannende», flotte» Spiel zustandekommen. Merschwitz S. spielt auf gleichem Platze 12,IS Uhr gegen di« 1. Els de- Tv. Großraschütz. Futzball Im SD. Ntckrttz Die 1. Els «eilt morgen in Lichtens«« Im weiteren und zweiten Punktspiel muß die Nick- rttzer 1. Elf morgen in Lichtensee antreten und wird hier in dessen 1. Elf einen harten Gegner vorfinden. Die letzte Begegnung in Jahnishausen endete mit dem Unentschieden von 1:1. Morgen will nun Ntckritz unbedingt dies korri gieren: das sollte auch, wenn sich die Mannschaft gut zusammenfinbet, mit nachstehender Aufstellung gelingen, da einige Urlauber zur Verfügung stehen und der Els eine wesentliche Verstärkung bringen. So spielt Härtner Rechtsaußen und Hornung. M.. rechten Verteidiger. 14 Uhr steht die Elf in Lichtens«« mit Hesse: Hornung, Lau: Seemann, Spiller, Grase: Härtner, Pinkert. Schwarze, Striegler, Lehmigen. Di« 2. Elf empfängt vorm. 19 Uhr in Jahnishausen die gleiche der Reichsbahn Riesa und wird es wohl hier hart auf hart geben da e» ebenfalls um die Punkte geht. Schiri stellt der RLV. Die Jugend trifft dann anschließend, also 11M Uhr. nicht, wie vereinbart, M Uhr, aus die Jugend deS Riesaer Sportverein» und müßte hier zu einem glatten Liege kommen. —tz NSV. Iugendabtetlung Besuch bei» Baanmeifter d«S va«««» 101 (DSV. vröbttzs Am kommenden Sonntag folgt die Jungmannschast einer Einladung de» TSV. Gröditz nach Gröditz. Di« Grö ditzer wollen hier natürlich die unlängst in Riesa erlittene Schlappe von 7:0 wieder wettmachen, wa« ihnen aber bet der jetzigen Verfassung der RSV-Jungmannschast nicht leicht sein wird. Folgend« Mannschaft tritt an: Händlern: Nowotnik. Ebert: Dreisel, Heide. Lamm: Götze. Gehre. Rüdiger. Schumann, Körnert. Ersatz: Händler ll. Anstoß des Spiele» ist 12,86 Uhr in Gröditz. Heuser siegt durch technischen ko. Den Hauptkampf beim internationalen Vorabend im Berliner Lvortvalast, bestritten Adols Heuser, der dies mal zugunsten de» Krieas-WHW. boxte, und der ita lienische Dovvelmeistcr Eafadei. Heuser stand vor einem außerordentlich klugen und sehr tapferen Gegner, der vielleicht diesen Kampf mit einem Punktsieg abgeschlos sen hätte, aber nach einer schweren Augenbraucnver- letzung de» Italieners wurde der Kampf in der 7. Runde abgebrochen und -Heuser zum Sieger erklärt. Im Rahmenprogramm siegte der Weltergewichtler -Hans Heuser gegen Schmidt (Mannheims in der 4 Runde durch k. o. Im Schwergewicht kam Przpbilfki gegen Karl Müller nach acht Runden zum Punktsieg. In der gleichen Klasse konnte Sendel Hower (Köln: über sechs Runden nach Punkten schlagen. Im Schlußkamvs de« Abend«, gewann Beck, Düsseldorf, in ächt Runden nach Punkten gegen Remscheid-Solingen. Der Riesaer Sportverein beim TuS. Pirna Der Turn- und Sportverein Pirna gehörte noch im vergangenen Spieljahr der 1. Kreisklasse an. Nur durch di« Teilung der Bezirksklasse in 2 Abteilungen sind sie nach Ausscheidungsspielen zur BeztrkSklafse gekommen. Ihren ersten Kampf in der neuen Klasse lieferten sie am vergangenen Sonntag auf eigenem Platze. Sie hatten die als spielstark bekannte Mannschaft von Dresdcnsia Dres den zum Gegner. Zur allgemeinen Ueberrasckung ent puppte sich die Pirnaer Mannschaft nach der besten Seite und schlug Tresdensia mit nicht weniger als 6:1. Tas Ergebnis lieh überall aufhorchen. Nun müßen am Sonn tag die Riesaer nach Pirna. Tie sind gewarnt. Der kleine Platz der Pirnaer hat es in sich. Es ist nicht da» erste Mal, bbß dir Riesaer dort spielen. Sie kennen also das Gelände. Die Situation ist so, baß der RSV. unbedingt gewinnen muß, wenn er im Kampf um die Meisterschaft nicht abgekwngt werden will. Schon deshalb erwarten wir einen Sieg. Natlonalsoilllliftlläier WAW NMsdunb für telbeslivungen puli-rtlun nu« an di« Umet»«n-vduUun<, ««« «Ulaer lagrdlaile« DBS. Riesa. Morgen 14.1k Ubr im Stern 2. Krirgsveran- staltung gegen «ine komd. Dresdner Mannschaft. Tv-Riesa. Sonntag 13.39HtndenburgkampfbahnTv. Naundorf. ReichSbabn-SvortgemfLt. Riesa. Sonntag 14.36 Uhr Hinden- burgkampfbahn 07 Großenhain 1/ T». Merschmitz 1. Sonntag 14 Uhr Sportpl. Nünchritz TSV. Gröbitz 1. Den letzten Länderkampf des IahreS tragen am Wockienende Deutschlands und Ungarns Amateu^ringer in München auS G kömvit wird tm freien Stil. Die beiden Mannschaften stehen sich vom Bantam- bis »um Schwergewicht wie folgt gegenüber: Phillipp Allraum-Mannheim gegen Ludwig Beneze, Jakob Brendel-Nürnberg gegen Franz Toth. Gefr Heinrich Net tesheim-Köln gegen Karl Ferenez, Friß Sckä'er-Ludwigs- hasen gegen Koloman Sovarj. Feldwebel Ludwig Tckweik- kert-Berlm gegen Julius Kovacs, Friß Leichter Frank- surl-M. gegen Johann Rihetzky und Kurr Hornfischer- Nürnberg gegen Julius Bobis. Sacksen- Turnwarte taqey in Ckemnitz Der Gaufachwart für Turnen bat feine Kreissachwarte und Gauobleutr sür kommenden Sonntag zu einer Arbeits tagung nach Ehemnitz zuiammenaeruien Ank der umfang reichen Tagesordnung stehen neben den Berichten der Kreis- sachwarte über di« Forttetzunq de» Turnbetriebe» in den Kreisen Beiprechungeu Uber den Einkan der Sachfenriegen, Gastturnrn der Lachienmannschast, Durchführung der Meister- fchaftSkämpfe in Kreisen und Gau, Fragen de» Kinder- und Jugendturnens sowie eine ganze Reihe weiterer technischer Fragen de- TurnbeirtrbrS. Sport in Kürze Hochbetrieb herrscht in den kommenden Wochen im Eisbockensport. Ein Dreistädtekamvf ist vom 27. b's 29. Dezember und Teilnahme von Dien. Budapest und Prag in Wien geplant Berlin. Dien und München spielen vom 9. bi» 11. Februar in der Hauptstadt der Bewegung, gleichzeitig messen hier die Kunst- und Schnelläufer der drei Städte ihre Kräfte — EisbockenlSndersviele werden gegen Böhmen-Möbren im Rahmen der Vinterlvoviwocke m Garmisch-Partenkirchen und gegen Italien Ende Januar in Wien vo-drrcitet Die Mannickalr dec Berliner Eis- hockevgemeinschaft Preußen-Weiven fv.ekt am 2t. Januar in Mailand gegen die dortige Sradtemannschait. Die deutsche Ningerstafsel sür den neunten Länderkampf gegen Dänemark am 7. Januar laut« vom Bantamgewicht auswärts: Meerscheidt-Köln Eria*: Senica- Recklingoausenl; Lartfch-Berlin tEnatz: Ferdüiand Schmitz- Köln): Deikart-Hörde (Ersatz: Guldeme^ster-Berlin): Fritz Tchäfer-LubwigShasen (Ersatz: Gocke-De"m,indi: Feld wedel Ludwig Schweickeri Berlin (Eriatz: Berbandt-Hörde); Werner Se«Ienbinder»B«rlin (Ersatz: Leiclner-s'rankfurr- M.); Liebern-Dortmund (Ersstz: Hornslsckxr-Nnrnkergv Kmä.kMmlMnch pWesss-gLKMttMiL ouso« veusc kus-ut s»«rol.tzM«sE <4. Fortsetzung.) ES war schrecklich, wenn man so vergeblich wurde. Aber sie hatte ja auch soviel zu denken und zu sorgen, daß einem alle» durcheinanderlief. ES war wirklich aut, daß sie heute wieder einmal au» ihren vier Wän- den und aen Grenzen ihre» Besitze» herauSkam. Link» und recht» der Schienenstrange erregte mancher lei ihre Aufmerksamkeit. Die Wiesen standen fett und waren gelb gesprenkelt von Löwenzahn UJid Schlüssel- blumen, und die Bachränder schillerten blau von Bei- gitzmetnnicht. Schöne Höfe breiteten sich an den Hängen. Der und jener war frisch abgeputzt, und die Altanen zeigten sich in neugestrichenem Glanze. Früher hatte man sich durchweg gekannt, hatte Sonntag» wechselweise Besuch gemacht und sich zu einer Tasse Kaffee ober zu einem Bierabend geladen. Da» war immer sehr nett gewesen. Selbst dann, al» Joachim auf -er Kunstschule weilte, hatte sich der Verkehr noch aufrechterhalten. Aber e» hatte sich schon niemand mehr dabei recht wohl gefühlt. Die anderen, weil man mit dem zu Besuch anwesenden Joachim nicht» anzufangen wußte, und Joachim nicht, weil er behauptete, man wolle ihn nicht verstehen. So war nach und nach alle» eingeschlafen. Man stand so schnell allein und abgesondert. Jeder batte mit sich selbst zu tun, und wer sich nicht in Erinnerung vrachte, war bald vergessen. Nicht, daß e» ihr etwa leid getan hätte, oder daß Ne Sehnsucht empfand, die früheren Zeiten möchten sich wiederholen! Man war eben nur manchmal in einer Stimmung, die die Einsamkeit schwerer empfinden lieb. Man verspürte auch ab und zu da» Bedürfnis, einen Rat zu hören. Es gab soviel kluge Männer auf den Nachbarhöfen. Und auch an gescheiten Frauen mangelte e» nicht. Man war — ehrlich gestanden — sogar noch Sin bißchen eitel und hätte Vcv al» Frau über eine An« crkennung gefreut, wenn st« «e» ehrlichem Mund« kam. Wer jetzt so hin und wieder aus dem Fandorhoft vor» prach, gehörte zu den Jungen, di« um einen Beitrag ttr eine Sammlung baten oder um irgendeine Er- rtschuna aus der Wanderung. Und während man dann einen Beitrag zeichnete oder ein Gla» Milch etnschenkte, ragte man schnell einmal nach diesem und jenem und erfuhr auch mancherlei. Aber e» war doch vteie» ander», al» man e» sich gedacht hatte. ES war eben nicht gut, immer an einer Stelle zu bleiben, während die anderen wettergtngen. Man blieb unwillkürlich zurück dabet. Und da» war eigentlich bedauerlich . .. Aus dem Bahnhof in Altenau standen drei ziemlich mitgenommene Autodroschken. Al» sie da» letztemal hier weilte, waren e» noch Pserdekutschen gewesen. Ebenso mitgenommen. Der Verkehr schien nicht größer geworden zu sein im Vergleich zu damals. Außer ihr stiegen nur noch zwei Männer au» dem Schnellzug, der für eine Minute hielt. Eie ging auf eine» der Auto» zu und bekannte, gerne zu Frau Klara Rtztu» gefahren zu werden, deren Mann einstmals Werkmeister gewesen sei. Sie wisse aber die Adresse nicht. Früher hatte sie in der Baldur- straße gewohnt. „Und jetzt in ber Gräfenstraße,* sagte der Fahrer. „Ein schone» End« bi» dorthin. Ganz draußen in der neuen Siedlung.* „Die Hauptsache ist, daß st« überhaupt noch hier wohnt. Wenn sie sonst nicht» zu tun haben, können wir gleich losfahren!* Eie stieg ungern in ein Auto, unb in ein solche», wie die» hier, schon gar nicht. SS sah wenig vertrauen- erweckend au» unb hielt auch nicht mehr al» e» ver sprach. Die Polster waren abgenützt, und da» Schot- tern und Rütteln war einfach marternd. Sie empfand eine ehrliche Sehnsucht nach den federnden Kisten ihrer großen Kutsche, nach den Schimmeln und nach Ehrt- sttan, der so elegant in die Kurve fuhr und nicht mit einem solchen Schlingern, wie dieser Benzinmann, daß e» einen bald in diese, bald in jene Ecke warf. Sie hatte aber trotzdem Zeit, den Sprung in der Scheibe sestzustellen, sowie den abgetretenen Teppich am Boden und den faden Geruch von einem schlechten Parfüm. Wenn Joachim -urückaekommen wär«, hätte sie al» Geschenk einen Wage« für ihn tu Bereitschaft »«alten. E» gab so schöne deutsche Martenfadrikate, die ihre» Wissen» nickst allzuviel Unterhalt verlangten und die auch bei wetten Strecken da» Fahren nicht ermüdend und beschwerlich werden ließen. Dieser Jmmnerkaften hier dagegen schien an» dem vorigen Jahrhundert zu sein. Man bekam da» halbe Mittagessen wieder her auf. Di« Straßen, bi« sie nun durchfuhren, waren ihr alle neu. Die Häuser link» und rechts, mit den grünen Anlagen dazwischen, hatte r» früher alle nickt gegeben. Aber sie waren nett und freundlich, und e» ließ sich sicher gut in ihnen wohnen. Damals, vor acktnnd- zwanzig Jahren, als Klara Kandor ihren Haushalt ein- richtete, war sie hier gewesen und hatte auch dies und iene» gekanft, wa» gerade noch abgegangcn mar, denn da» Vermögen wollte Klara nicht angreisen. Sie wollte e» al» Sparpfennig au'heben. Die Rechnung war falsch gewesen. Die Inflation batte alle» verschlungen, da» ganze schöne Geld, sür die Tage der Not zurückbehalten. SS war besser, man dachte nicht mehr daran. Tinge, die nicht mehr zu ändern waren, vergaß man lieber. Sie vernrsachten sonst immer wieder Blutwallen. Der Wagen hielt unsanst vor einem Neubau, der zwei Reihen spiegelnder Fenster in den Mittag schauen ließ. Link» und recht» und in der Mitte war ein schma ler Erker, hinter dem Blumen leuchteten. Gott sei Dank, dachte Frau Fandor. Eine Miet», kaserne ist e» nicht. Damit ber Thanffeur anch eine SonntagSfreude hatte, schenkte sie ihm dreißig Pfennige über die Taxe. Dafür kam er aber auch noch über den Randstein de» Geh steige» gesprungen und drückte aus die Klingel, unter der die Visitenkarte von Klara Riziu» angebracht war, wünschte einen schönen Nachmittag und wartche, bi» die Türe aufgedrückt wurde. ES hatte ja sein können, daß niemand zu Hause war und die alte Dame jemand gebraucht hätte, ber ihr riet, wohin sie in Altenau gehe« könne. Solche Leute setzten sich nicht gerne in ein WtrtShau» am Wege. Da» Klingeln brachte in Frau Klara Rlztu»' Woh nung einen kleinen Alarm, der sich bet Renate, der ältesten Tochter zu einer gewissen Erregung steigerte. St« war für die Küche verantwortlich und schob den Braten rasch noch einmal in» Rohr. ES war gut, daß st« noch nicht zu zerlegen angcfangcn hatte. tFortsetzung solgtJ
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