Die malerischen Ufer der Saale

den Mehl-, Malz - und anderen Bedarf. — Am länglich vierseitigen Markte, mir einem Brunnen, sind das ansehnliche Rathhaus, mit dem Rathskeller, die beiden Apotheken, die Post, 1 Kleidermagazin und andere hübsche Häuser; in der Nähe steht das schöne, große Amthaus. Außer dem Markte ist noch ein anderer freier Platz, mit einem Brunnen, die sogenannte Burg, wo einst das Schloß von Kahla stand (wie auch noch ein Burgkeller und eine Hosestatt vorhanden ist), jetzt von der Stadtkirche zu St. Mar garethen (141k —13 mit dem Thurme erbauet), einem Hellen, freundlichen und geschmackvollen Gebäude, den Psarrwohnungen re. umgeben. Die Geist lichen an der Kirche sind 1 Superintendent, 1 Diakonus und 1 Subdiakonus. Die St. Nicolai- oder Gottesackerkirche, 1486 erbauet, liegt außerhalb der Stadt beim schönen, gartenartigen Friedhofe. — Die Stadtschule für Knaben und Mädchen hat 5 Klassen und 5 Lehrer. Allgemeine und be sondere Wohlthatigkeitsanstalten sind: die Arm en pflege mittelst Beiträgen nach dem Vermögen; 1 Hospital; 1 Leichenkasse; 1 Sparkasse; im Winter eine Wärme- und Suppenanstalt; 1 Kleinkinder- oder die Amalienschule; die Sonntags- oder Iakobsschule; 1 Näh- und Strickschule für arme Mädchen, unter der Leitung mehrer achtbaren Frauen und ihrer Töchter. Das ehemalige Armenhaus enthält jetzt die Farben fabrik des Herrn Eckart. — Außer der gemischten Gesellschaft in Wirths- häusern und in einigen hübschen Garten, giebt cs noch 1 Gesellschaft der Honorazioren, 1 Harmonie, 1 Schützengesellschaft, mit Schieß hause und Schießplätze, wo jährlich ein Vogelschießen gehalten wird, und 1 Gesangverein. Die Umgegend von Kahla hat alle Reize einer schönen Landschaft: Berge in mannichfaltigen Formen und mit verschiedenem Laub- und Nadel holz, üppige Wiesen mit mancherlei Futtcrkräutern, Acckcr mit allen Getreide arten und Gärten mit den verschiedensten Gemüsebeeten und Obstsorten liegen rings um die Stadt und wechseln mit Thälern und Gründen zwischen freund lichen Dörfern in der lieblichsten Mannichfaltigkeit, von jener mit Reben und Waldung besetzten Hügelkette umschlossen. Kahla, schon im 9. Jahrhunderte runter dem Namen t!alo (Kale, Kalau, kahle Aue?) bekannt, weiß zwar nichts über seinen Namen, Ursprung und seine ältesten Schicksale, kann aber desto mehr von späteren Leiden jeder Art durch alle Zeiträume der Vergangenheit erzählen. Außer den allgemeinen Kriegsdrangsalen litt die Stadt abwccbselnd durch Brand 1527, 1636, 1700, 1797, 1798 und 1813; durch Seuchen 1566 und 1800; durch Mißwachs und Theuerung 1693 (zugleich durch Heuschrecken), 1739, 1759, 1800 und 1817; endlich durch Ucberschwcmmungen der Saale 1720, 1732, 1769, 1777 und 1820. — Luther fand hier schnell Anhänger, aber auch später Carlstadt, gegen welche jener auf seiner Durchreise nach Orlamünde, zu Ende Augusts 1524, ohne Erfolg predigte. Mehre Bürger nahmen auch am Bauernkriege Theil und wurden auf dem Markte hingerichlet. — Karl V. kam, mit dem gefangenen Kurfürsten, auch durch Kahla und stieg im Gast hofe zum Löwen ab, wahrend der Kurfürst bei einem Bäcker in der jen ir ischen Vorstadt wohnte. — Die Juden hatten hier 1621 eine Münzstätte, wurden aber den 21. und 22. Septbr. jenes Jahres daraus vertrieben; ein Satiriker reimte jedoch darauf: „Geborne Juden sind vertrieben, getaufte Juden aber blieben!" — Die ältesten bekannten Besitzer von Kahla waren die Grafen von Arnshaugk. Später hatte die Stadt mit der L e u ch t e ri b rr r g dieselben Herren und Schicksale. Diese liegt St. östlich jenseit der Saale auf einem scharf abgerundeten, hoch aufstcigenden Berge, weit in's Land schauend, wie weithin sichtbar. Der Weg dahin führt über die alte steinerne, , von 16 Pfeilern getragene Saalbrückc, wo rechts die Hummelshainer , Chaussee durch Löbschitz abgeht, und ist ziemlich steil und beschwerlich. Sie ' wird vom Pfaffenberge und Dolenstcinc, sowie von einer 700 Ellen langen, mit 4 Thürmen besetzten Mauer und einem trockenen Graben um geben. Die gegenwärtige Burg, aus einem Hauptgebäude und mehrern Nebengebäuden bestehend, wurde 1373 und 1548 neu aufgebauet, 1602, 1658 und 1712 vom Feuer zerstört, aber immer wieder hergestellt. Im Hauptge bäude, aus welchem ein altergrauer runder, um 16 Ellen verkürzter Wartthurm mit einem Blitzableiter hervorragt, zu dessen Kuppel man auf 152 Stufen steigt, und von welchem rechts 2 kleinere runde, rothe Thürmc, der Münzthurm und der Marterthurm (mit Spuren des Burgverlicßes) stehen, befinden sich i die Wohnungen der Beamten. An dasselbe stößt die 1744 erbauete Kirche, mit einem alten messingenen Wcihkessel als Taufbecken, und die alte Kaserne. ' Der Kommandant wohnt seit 1840 in der neuen Kaserne. Außerdem sind noch zwei einzelne Seitengebäude für die Zucht- und Irrenanstalt, die Hauptwache und das Brunnenhaus mit dem 364 Fuß tiefen Brun nen da. Ein neues Gebäude für weibliche Sträflinge wurde 1838 vollendet.