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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-11
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120311013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912031101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912031101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-03
- Tag1912-03-11
- Monat1912-03
- Jahr1912
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Sette 2. Nr. l28. los. Ishrgrmg. Letpztser Ts-rvlatt. D«N f»«igrwerkschaftlick»en Arbeitern gegenüber steht I d«r Arbettaebervardand im Schneidergewerbe mit einer lehr straffen und vorbildlichen Organisation. Den Arbeitgebern (der Organisation) steht al» wesent liche» Htlf»mittel «ine Untcrstützungskasse für Lohn kämpfe zur Verfügung. * Zue Veratung «ll«r Initiativanträge zur Woh- »ua-vsrage, die im Reichstag« gestellt worden sind, wird demnächst im Reichstage eine Kommission von 21 Mitgliedern -usammentreten. * Aa» der Liplemati«. Der Kaiser hat Sein Zweiten Tekretär bei der Botschaft in Wien v. Beth mann Holl weg und dem Zweiten Sekretär bei der Botschaft in Petersburg von Mnltzan Frei Herrn zu Warten berg u n d P « n z l i n den CH.- ratter al» Legationsrat verliehen. * Die Fortschrittliche Volkopartei des Reichstag hat zur zweiten Beratung des Etats für das Reichs amt oes Innern (G e s u n d h e i t s a in t) den Antrag a«st«llt, die vcrbüitdeten Regierungen zu ersuchen, die bei der Einfuhr von ausländischem Speck und Schin ken im Reichsfletschbeschaugesctz vorgesehenen Aus nahme» von der 4 - K i l o g r a m m - G e Wichts grenze auch auf selbständige, leicht zu untersuchende Organe (Leber und Zungen) auszu dehnen. Ausland. Oesterreich-Ungarn. * Zur Frage der W«hrres,rm. Aus Wien wird gemeldet: Bezüglich der Wehr re form wird vor. aussichtlich die Negierung nur das alte Rekruten- kontingcnt von 103000 Mann in diesem Jahre onsprechen. Trotzdem aber hält das Kriegs ministerium nach wie vor au der gewünschten Er höhung fest und wird dieselbe sicher verlangen. Zum Nachfolger des Grafen Culm ist noch niemand be stimmt worden, und voraussichtlich dauert die Krisis bis Ende dieses Monats an. Ivrxikv. * Bor der «ntscheidenden Schlacht. Der „New Pork Herold" meldet aus Mexiko: Bier Truppenzüge unter dem Befehl des früheren Kricgsministers sind von Mexiko abgegangen. Die Regieruiig sammelt 10 000 Mann in Teyuacan, wohin Orozco mit .>000 Mann marschiert. Eine entscheidende Schlackt ist innerhalb von fünf Tagen wahrscheinlich. Vereinigte Staate«. * Die Panamaka»alg«dühren. Aus Washington wirs gemeldet: Der Bill über die Verwaltung der Panamakanalzone hat der Ausschusz für zwilchen- staatlichen Handel des Repräsentanten- Hauses zugestimmt. Die Bill ermächtigt den Präsidenten Tast zur Festlegung der Gebühren inner halb gewisser Grenzen. Das Maxi m u m soll ein - einvc« rtel Dollar für die Tonne sein. Der geringste Sah soll hochgenug sein, um den Kanal betrieb finanziell sicherzustellen. Amerikanischen Schiffen soll keine Bevorzugung gewährt werden. Schiffe, di« Eisenbahngescllschaften gehören oder von solchen kontrolliert werden, ferner Schiffe von Gesellschaft«», welche -en freien Handel deschrän- ken, oder Schiff«, die von einem Trust oder irgend einem Verband unter bestimmten Bedingungen be nutzt werden, sollen von der Durchfahrt durch den Kanal ausgeschlossen sein. Ium Abiturientenersmeu -rs lächlilchen Lranprinzen. Der Kronprinz von Sachsen hat sich, wie wir be reits meldeten, in Gemeinschaft nut den vier Ober primanern der Pringenschule in den letzten Wochen am König!. Gymnasium zu Dresden-Neustadt der Reifeprüfung unterzogen. Nachdem an sechs Tagen im Gymnasium die vorgeschriebenen Prüfungsarbei ten abgeschlossen waren, wurde die mündliche Prü fung in Gegenwart des Staatsministers 1)1)i-, Beck abgehalten. Die Prüfungskommission bestand aus dem Rektor Oberstudienrat Dr. Friedrich und acht Lehrern der Primen, d«n Vorsitz führte der zum König!. Kommissar bestellte Vortragende Rat im Mi Theater u»ü Saniert. Leipzig, 11. März. Reue« Lheater. ^Wagner-Zyklus l.> (Line Tirektionsperivde geht -n (Lude und wird bald der Leipziger Theatergeschichte angehoren. Sv mochte es gelten sollen, noch einmal, zunächst ans musikalischem Gebiete, die Kräfte zusammeuzn- nehmcu und mit einem Zyklus der Richard Wag- ncrscheu Opern und Tvndrameu einen würdigen Abschluß zu geben. Las auoverlauftc .Haus be reitete gestern dein im Verhältnis ziemlich selten erscheinenden „Nie nzi" einen rauschenden (Lmp- sang. In seiner Gestalt aber besonders dem von der Ozeanfahrt eben wieder heimgekebrtcn Künstler Iaeaues Url u s. Ihm wurden herz liche Syinpathieu osscnbarenoe Ovationen dar- gebracht. Ausgezeichnet war der Länger bei stimme und Stimmung, sieghaft ertönte sein blendender, auch verinnerlichter Tone niemals entbehrender Tenor, und Charakteristik zeigten Aufsassnng und Wiedergabe der Person des letz ten Tribunen. Frl. Bartsch wies einen wesent lichen Fortschritt nach. Ihre Stimme war in der.Höhe besonders von vollem Klang; manches ward mit Vorsicht, aber auch sehr musikalisch ungesagt; Auosvracbe und Deklamation waren meist vortrefflich. Die Künstlerin gibt der Ro taröschwester Irene keine so grasten Gesten wie andere, sondern vergegenwärtigt weit richtiger die auü einsacherem Lebenskreise hervorgegangene römische Bürgerin, ohne sich deshalb gewisser dramatischer Höhepunkte zu begeben. Frau Grimm-Mittelmann bemühte sich nm den Adriano, den sehr schlanken Knaben. Die graste Soloszene gelang der Künstlerin vortrefflich, an anderer Stelle machte sich der Mangel an Tiefe ihres Alt- bemerkbar. Zu darstellerischer Be- Ziehung repräsentiert dieser Adriano vorläufig noch zu wenig, vermag sich, wie der selige Re- gisseur Goldberg zu sagen pflegte, nicht hinrei chend zu inszenieren. Neu und recht vorteilhaft erschienen mir einige dekorativ szenische Aendc- rungen, z. B. das Bühnenbild des vierten Aktes. Die Regie des Herrn Marion hatte hier ge wiß Verdienste, sollte aber dem Colonna eine andere, etwas schärfere Maske geben. Herr Rapp sang ihn mit bekanntem großen Ton, markierte jedoch den intriganten Zug dieses Charakters unzureichend. Eine gute Gestalt machte Herrn Kling Hammers Orsini, atü Bürger waren die Herren Schönleber und Staudenmeyer, al- Legat Herr Dlabal nistcrium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Leh. Schulrat Dr. Seeliger. Sämtlich« fünf Ober primaner hal>en die Prüfung „gut" bestanden. Die feierliche Entlassung des Kronprinzen und der Kameraden sand am Sonnaö«nd in d«n Räumen der Prinzenschule im TascheNbergpalais vor dem Könige und -en Prinzen und Prinzessinnen des Kö niglichen Hauses statt. Eingeladen waren zur Teil nahm« die Staataministcr, der Minister des König lich«» Hauses, die Hofchargen. da» militärische Ge folg« und die ehemaligen Hofmarsthülle und Adju tanten oes Königs, Geh. Rat O1>i-. Vogel, der Vorsitzende und die Mitglieder der Prüfungskom mission, sämtlich« Lehrer und Schüler de: Prinzen schule, sowie die Eltern der Abiturienten. Musik direktor Reichert eröffnete die Feier mit dem Vortrag des Niederländischen Dankgebets auf dein Flüg«l. Danach sprach im Namen der Abiturient«» Alcrauder v. Otto; Abschiedsworte an sie richtete der Unterprimaner v. Loeben. Im Namen der Lehrer schaft dankte dem König Hofrat Prof. Dr. Jacob nach einem Vortrag über die humanistische Bildung, worauf ixr Militürgouverneur der Prinzen-Söhne des Königs Major und Flügeladjutant Baron O'Byrn Len Kronprinzen und die Kameraden in lcewegten Worten aus dem Verband der Prinzen schule entlieh und seine Rede mit einem Hoch auf den König schloß. Der König hielt lüerauf folgende Ansprache: „Meine Damen und Herren! Ich ergreife nun das Wort, um zunächst im Namen von uns Eltern allen denen zu danken, deren hingehender, aufopfernder Tätigkeit wir das Gelingen jahrelanger schwerer Arbeit verdanken. Es ist.ein bedeutungsvoll«: Augen blick für uns, unsere Söhne, das Liebste, was wir baden, aus dem Elternhaus und dr: Schule in das Leben hinauszugrben. Gott gebe seinen Segen dazu! An Sie, meine lieben Abiturienten, richte ich die Mahnung, die Grundsätze von Rechtlichkeit, Pflicht treue und wahrer Religiosität, die Sie hier gelernt haben, auch >m späteren Leben hochzuhalten und immer mehr zu vertiefen. Rur dann werden Sie in der Lage sein, als gottesfürchtige, königstreue, charak tervolle Männer durch das Leben zu gehen. Denken Sie stets daran, daß Ihr einer Mitschüler der erste Kronprinz Sachsens ist, der das Abiturientenexamen au «mein öffentlichen humanistischen Gymnasium gemacht hat. Mein in Gott ruheirder Vater, dessen Bild in dieser festlichen Versammlung zu sehen ist, hat im Jahre 1903 den Befehl gegeben, für seine Enkel Gymnasialllassen einzurichten. Ich habe diesen Ge danken mit Freuden aufaegrifscn und am alten Gym nasium sestgehalten, weil ich es bis jetzt für die beste Bildungsanstalt für unsere adademische Jugend halte. Mein wärmster Dank gebührt an erster Stelle dem Major O'Byrn, den: Hofrat Dr. Jakob und allen übrigen bewährten Lehrern, die Hervorragendes ge leistet Huben. Mit Freuden benutzt« ich die Gelegen heit. einigen Herren Auszeichnungen zu verleihen." Hierauf überreichte der König den Herren O'Byrn. Hofrat Prof. Dr. Jacob, Professoren Dr. Pabst und Dr. Lohmann, Hauslehrer der Prinzen- Söhne Dr. Kothe sowie Oberleutnant v. Römer die ihnen verliehenen Auszeichnungen. Ueber den Bildungsgang des Kronprinzen ver- öffentliä-en di« sächsischen Regierungsblätter folqende Daten: Der Kronprinz hat am 15. Januar d. I. sein 19. Lebensjahr vollendet. In den Elcmentarfüchern unterrichtete ihn 1899—190:, der damalige Lehrer an der 4. Bürgerschule, jetzige Bezirksschuldirektor Johannes Hering; den Religionsunterricht erteilten nacheinander Hofprediger Kummer, Hofkaplan Kleitz, Hosprediger Infalt. Von früher Kindheit an er lernt« er die französische Sprache. Lateinunterricht erhielt er vom 23. August 1909 ab bei dem Oberlehrer am Neustädter Gymnasium Dr. Pabst, der den alt sprachlichen Unterricht dis zur Reifeprüfung fortgesetzt hat. Von Anfang an war «s die Absicht Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen Friedrich August, die gym nasiale Bildung, die er selbst genossen hatte, auch seinen Söhn«» zuteil werden zu lassen; auf besonderen Wunsch des Königs Georg sollten aber di« jungen Prinzen nicht allein, sondern im Wetteifer mit gleich altrigen Kameraden nach den Bestimmungen der Lehr- und Prüfungsordnung für die Gymnasien unterrichtet werden. Den Plan zu -er Ostern 190-1 eröffneten Prinzenschule entwarf in den Grunbzügen ivotzl nm Platz. Hell ttcmg die Friedensboten stimme des Frl. Mer rem. Herr Kapellmeister Pvr st sah von: Dirigentenpulte ans streng nach dem Rechten und belebte Chor nnd Orchester. kl. 8. Hane Fährmann-Abend von Eugen Richter. Hans Fährmann ist hier noch wenig bekannt, trotzdom sein Geburtsjahr schon 52 Jahre zurückliegt und Dresden, wo «r als Kantor und Organist an d«r Johannis kirche und als Lehrer am Konservatorium wirkt, gar nicht so weit von Leipzig entfernt ist. Wenn sich sein« Mnsik schwerer durchsetzt als ander«, so liegt das zum Teil mit an ihrer Herbheit, ihrer, sagen wir, Braymsschen Verschlossenheit. Er ist «iner, der inner lich viel zu sagen hat, der aus starker Empfindung heraus musiziert und dabei allerdings dem Zuhörer vielfach nicht entgegeukommt. Und gerade in diesen Sachen liegt der grösste Wert sein«r Musik. Hierher gehört z. B. seine, won Herrn Eugen Richter gestern gespielt« 8. Orgelsonate (Es Moll), di« in ihrem elegischen Charakter und dem pessimistischen Melodiefall der Themen nicht augenblicklich eingeht, aber sehr in die Tiefe dringt. Hier treffen wir auf Einflüsse nen-eukscher Romantik, iramentlich Liszts. Warmblütige, im besten Sinne sinnliche Melodik bringt das H-Dur-Irio (Klavier, Violine und Cello), «in Werk, das ohne weiteres cingänglich ist. Hier wie in der Sonate erlernt man auch den hochstehen den Fvrm«nsinn des Komponisten, d«r jedes Werk einheitlich aus einem Grundstoff schafft, ohne doch die Fantasie zu gängeln. Die kontrapunktischcn Mit tel werden ungezwung«» mit großer Kunst ver wandt. Zum Teil auf Schumann stützen sich di« Lie der. Die Siiigsrimme hat den wesentlichsten Anteil an d«r Darstellung, das Klavier gibt in charakte ristischer Harmonik den Hintergrund. Auch hier sind es wieder die stiinmungsschroeren, wie „Zu spät", „Stimme im Dunkeln". „Augen, meine lieben Fen sterlen", die am meisten packen. Auch die Leiden Balladen „Das Lied" und „Jung Diethelm" sind hier zu nennen; nur werden sie besser von einer Männer stimme wirken, trotzdem sie Frau Kammersängerin Juli« Rahm-Rennebaum mit ihrer aus giebigen Stimme sehr eindringlich vortrug. In den lyrischen Gesängen konnte man sich an der natür lichen Wärme des Gesangstons erfreuen. Herr Eugen Richter erwies sich als technisch und musi kalisch sattelfester Orgel und Klavierspieler. Im Trio hätte «r den Flügel etwa, öffnen können, dann wär« klanglich manches noch vollkommener zum Vor schein gekommen. Ihre lösten Kräfte stellten im Trio weiter die bekannten Herren Konzertmeister Ha mann und Robert Hansen zur Verfügung. Der Komponist selbst begleitete die Lieder. Krtnr 8cklsgel. der damalige Referent für die höheren Schulen im Kultusministerium Geh. Rat v. Dr. Bogel. Di« Prinzenschule begann mit zwei Klassen: Prinz Georg bildete mit vier Kameraden die Quinta, Prinz Fried rich Christian mit cbensovielen Altersgenossen die Sexta; «ine dritte Klasse wurde Ostern 1907 hinzu gefügt, als Prinz Ernst Heinrich mit sieben Kame raden den GynmLsialunterricht begann. Die Leitung der Schule lag von Anfang an in den Händen des Militärgouoerneurs Major Baron O'Byrn, dem als Studiendirektor Hofrat Professor Dr. Jacob zur Seite steht. Lehrer der höheren Schulen Dresdens und des Kadettenkorps, Hauptmann Brauer vom 1. Trainbataillon Nr. 12 und Hauslehrer Dr. Kothe, erteilten den wissenschaftlichen Unterricht, als Fach lehrer wirkten sie militärischen Erzieher Ober leutnants v. Humbrackt, v. Globig, v. Römer (Tur nen) und MalsVr (Zeichnen). Die Weihe ües Leipziger Jugendheims. L Leipzig, 10. März. Am SonnlagnachmiUag 4 Uhr erfolgte die Weihe des Leiziger Jugendheims, Töpferstraße 2. Das Heim ist der Leipziger Jugend von der Orts gruppe Leipzig des 'Landesausschusses für die Jugend zwischen Schule und Wehrpflicht geschaffen worden. Zahlreiche Vertreter der Zivil- und Militär behörden wlvie der Geistlichkeit waren zum Weihe feste erschienen. Wir sahen OberbürgerineisterDr.Ditt- rich, die Stüdträte Dr. Ackermann und Professor Bennewitz, Polizeidirektor Dr. Wagler, Studien direktor Höfrat Raydt, Schulrat bn». Müller, Oberst z. D. Blassmann und Oberst Heinecke, Superintendent Geh Rat O. Pank, die Vorstände der Militär- und Kriegervereine und der Gesamt vorstand der Ortsgruppe Leipzig des Landesaus- schusses für die Jugend zwischen Schule und Wehr pflicht. „Brüder, weihet Her; und Hand freudig gern dem Vaterland!" erbrausten die wuchtigen Klänge des Eingangsliedes, gesungen von Mitgliedern des Militärvereinssängerbundes. Dann betrat Professor Dr. Dähnhardt das Rednerpult und hielt eine formenschöne, von Begeisterung für die Jugendpflege getragene Wciherede, in der er ausführle: Es ist eine fröhliche Stunde, die uns hier versammelt. Wir stehen am Ende einer langen und nicht immer leichten Vorbereitung und am verheißungsvollen Anfänge einer erfreulichen Entwickelung. Eilt es doch, dem Hause die Weihe zu geben, das fortab als Stätte der Erholung und Tummelplatz jugendlicher Lebensfreude Lienen soll, einem Hause, das unter dem Namen „Leipziger Jugendheim" der Jugend zum Wohle, der Stadt zur Ehre, der Allgemeinheit zum Nutzen gereichen soll. Die Anwesenheit so zahlreicher Gäste, Gönner und Spender, deren Freigebigkeit dieses Heim ermöglichte und denen wärmster Dank gebührt, aibt dieser Stunde eine besondere Weihe. Wie beim Richtfest der alte Haussegen „Gott beschütze dieses Haus! Glück herein! Unglück heraus!" gesprochen wird, so bitten auch wir heute. Mögen Zucht und Liede zu Vaterland, Kaiser und Reich hier eine dauernde Pflegstütte finden! Am 23. Juli 1911 wurde die Leipziger Ortsgruppe gegründet mit der Aufgabe, die männliche Jugend in den Jahrs» zwischen Schule und Wehrpflicht, vom 14.—21. Lebensjahre, durch Pflege ihrer körperlichen, geistigen und sittlichen Erziehung zu fördern. Der überrajchende Zuwachs an junger Mannschaft — die „Wanderburschen" und die „Jugende" brachten allein gegen 1100 Mitglieder— machten das alte Heim bald zu eng. Donk der Bereitwilligkeit des Rates der vtadt und der Opfcrwilligkeit einer Anzahl Bürger ist es gelungen, mit diesem Hause ein „Leip ziger Jugendheim" zu schaffen. Der Redner gedachte der Spender, die des Jugendheims durch Gaben gedachten, so der Firma B. G. Teubner, die eine große Anzahl ihrer bekannten künst lerischen Steindrucke als Wandschmuck, und der Firma Breitkopf L Härtel, die 100 Bände der Sammlung „Armeemärsche" schenkte, ferner der Firmen Abel L Müller, Dürr, Friedrich Hof meister. Linke, Spamer und I. I. Weber, die Bücher für die Jugendbibliothek spendeten. Ueber die ferneren Plane teilte Professor Dähnhardt mit, -aß auch die Musik im neuen Heim eine Pfleg- stätre finden wird. Das deutsche Volkslied und die Lautenbegleitung sollen eine hervorragende Stelle einnehmen. Der höchste ideale Gewinn der Jugend im Heimleben ist der Sinn der Kameradschaft, der sich zu Freundschaftsbündnissen fürs Leben steigern kann. Die Jugendspielc sollen als beste Vorbereitung für den Heeresdienst ge pflegt werden, doch ist Wehrkrafterziehung nickst der wichtigste Teil der Jugendpflege, sondern die gleichmäßige Förderung von Körper und Geist. Der vaterlondrsche Gedanke jedoch ist der Gr und ton, der zum Ausdruck kommt. Uno es wird eine Zeit kommen, da das Vaterland seinen Anspruch erhebt aus Deutschlands Jugend. Wohl dem, der dann körperlich und geistig gerüstet seinem Rufe folgen kann. So übergebe ich denn, mit diesen Worten endete Professor Dähnhardt seine Weiherede, dieses Haus seiner bestimmungsgemäßen Benutzung. Mit einem brausenden Hoch auf Kaiser und König schloß der Wetheakt. — Wanderbursche Adolf Müller leitete mit dem A-Moll-Konzert von Böriot, in dem der junge Künstler recht gute Bogentechnik und feines musikalisches Empfinden zeigte, zu den Darbietungen der „Wanderburschen" über. Diese wurden eröffnet durch Theodor Körners Einakter „Josef Heyderich oder deutsche Treue", in denen die Hauptdarsteller, die Wanderburschen Marschall, Augat und Oertz wirklich schauspielerisches Talent entfalteten. Wanderbursche Braun hatte sich besonders als Dichter betätigt und mehrere schöne Lieder gedichtet, wie es in dem einen heißt: „Die Wanderburschenherrlichkeit zu neuem Glanz zu bringen." Die Weihe üer ersten Leipziger Krippe. ** Leipzig, 11. März. In Anwesenheit -er Vertreter staatlicher und städtischer Behörden, sowie «iner Anzähl geladener Ehrengäste fand am Sonkttagvormittaa die Ein weihung der ersten Leipziger Krippe des anfangs dieses Jabre, begründeten Leipziger Krivpenvereins im Hause Lrusiusstr. 15 in Leipzig-Reudnitz statt. Als Vertreter der Königlichen Kreishauptmann schaft war Regierungsrat Dr. Dietrich, als Ver trete: des Rates der Stadt Leipzig Städtrat Dr. Koehler erschienen, wir sahen ferner Polizcidirek- ror Dr. Waaler, Geh. Sanitätsrat Dr. Taube, Freifrau o. seckendorff, Irau Kreisbauptmann o. Burgsdorff. Frau Dr. Goldschmidt. Rabbiner Dr. Porges, den gesamten Vorstand der Vereins u. a. Die Vorsitzende des Vereins Frau Bankdirektor Mendelssohn-Bartholdy begrüßte namens Les Vorstandes des Leipziger Krippen.Vereins (E. V.) die Anwesenden und dankte ihnen für ihr Erscheinen, besonders auch dem Rat der Stadt Leipzig für da» Wohlwollen, da» er wiederum dem Verein erzeigt Montag, N. März lSt2. m 4. i sä:e inst uist Mo 670 Pri La 18: -L< ltui Rä frei .Kr Stc Sic me 250 Ba Wc An Bei ent d« „L' Di« ein Bu im wei Lin Lei So« Lei für geg Am Da« iehkinderwesen ein« sötten, in denen -ie Die Frauen, die Klr jpai den der spie Wo uni doä Sch erst 1. : Nm ctw run An, gel« der sull „Ic ibn d'2 mei des erst Die Rei s! 420 71's Üj., 2 st moi bau Plc Ä 400 ..Sc 86: H fast 380 (K- Mc Toi 5 L im ZU Be Fü neu „C. Pe Fr. nm Mc wa geg Dei Foi dis wm tag Fri List rei 70.: Wc hat, indem er Herrn Ltadtrat Dr. Koehler als Ver treter zu der Eröffnungsfeier entsandte. Zwei Monate allerdings intensiver Arbeit sind notwendig gewesen, um an oas erste Ziel zu gelangen, das lich L«r Verein steckte, als er am 3. Januar 1912 gegründet wurde. Dieses Ziel war: Leipzig so schnell wie möglich in Len Besitz einer Krippe zu sttzen. Es war erstaunlich und bedauerlich daß Leipzig, das so viel auf dem Gebiet der städtischen und der privaten Fllrsorg« leistet, keine einzig« Krippe besaß und da durch weit hinter Städten wie Dressen, das 1» Krip pen hat, Chemnitz, Berlin. Las seit 35 Jahren Krippen unterhält, Frantsurt, aliünchcn, Kassel, Straßburg, Königsberg, ja selbst hinter kleineren Städten zurück- blieb. Leipzig Hai die große Zahl von 24 Kind«r- bewahranftalten und Spielschulen, die die Kinder aber erst vom 3., selten vom 2. Lebensjahre an auf nehmen; «s sorgt in jeder Beziehung vorbildlich für di« unehelichen Kinder, nur die ehelich geborenen Säuglinge haben den Tag über lein Obdach, ivenn Mütter gezwungen sind ihrem Berufe außerhalb des Hauses nachzugehen. Die Kinser müssen in Pflege gegeben werden, nnd so.vorzüglich Leipzigs st ä d t i - sch es Ziehkindcrwesen organisiert ist, so wird doch natürlich immer das private Z' Unzulänglichkeit bleiben in Beaufsichtigung nicht möglich ist. ihre Kinder Len Tag über in „Ziehe" geben, müssen 3—4 stl wöchentlich bezahlen und der Ziehmutter täg lich ^—1 Liter Milch öazugeben. Dabei sind sie nicht sicher, ob die Kinder gut behandelt, ob sie satt werden und die gelieferte Milck wirklich ihnen zugute kommr. Diesem Uebelstand will der Leipziger Krippenverein abzuhelfcn suchen. Er nimmt die Kinder früh von 6 bis !47 Uhr auf und behält sie, bis die Mutter von der Arbeit kommt, d- y. bis spätestens 7 Uhr abends. Jedes Kind wird sofort gebadet, gewogen, gemessen und in Anftaltskleidung gekleidet; die eigenen Kleider werden in Netz« getan und den Tag über in einem gut ventilierten Raume gelüftet. Jedes Kind wird ausreichend ernährt, so daß zu Hause keine Nahrung mehr gegeben zu werden braucht. Dafür zahlt die Mutter täglich 25 Pf., d. h. 1,50 wöchentlich. Nährt sie ibr Kind dreimal täglich selbst, wozu ein besonderer Raum vorhanden ist, so zahlt sie 20 Pf. Erfreulicherweise nimmt die Bevölkerung mit Ver ständnis und Freude die neue Einrichtung auf, so daß am Montag 12 von unseren 20 Betten belegt werden. Das zweit« Ziel, das sich der Verein gesteckt hat. und das er am 1. April zu verwirklichen beginnt, ist die sachgemäße Ausbildung geeigneter Mädchen und Frauen in der Säuglings- und Kleinkindcrpflege. Es werden: 1. Kindermädchen. 2. Sänglingspflegerinncn. I. Hospitantinnen ausgebildet, und zwar zu Kinder mädchen, Mädchen mit Volksschulbildung, die prak tisch in allem unterwiesen werden, was den Lebens kreis eines Kindes unter 2 Jahren berührt Der Kursus dauert '2 Jahr. Nach vollendetem Kursus erhält jede Schülerin ein Zeugnis. Die Säuglings pflegerinnen werden praktisch und theoretisch unter richtet und erhalten eine umfassende Kenntnis alles dessen, was sie zur selbständigen Pflege. Wartung und Erziehung eines kleinen Kindes brauchen. Den vrak- tischcn Unterricht erteilt unter Anleitung der Vor sitzenden die Leiterin der Krippe, eine staatlich ge prüft« Krankenpflegerin, den theoretischen Dr- med. Paul Große, unser Anstaltsarzt. Nach halbjähri gem Kursus legen die Säuglingspfleg-Schülerinnen ein Examen ab und erhalten «in Zeugnis über die erworbenen Fähigkeiten. Ferner können junge Damen mit höherer Töchterschulbildung hospitieren, d. h. cin- bis zweimal wöchentlich an den theoretischen und praktischen Hebungen der Säuglingspfleg-Schiilerin- nen teilnehmen und sich so weit unterrichten, daß sic sväter nicht am eigenen ersten Kinde alle notwendigen Erfahrungen machen lassen müssen. Für diese Kurse haben sich für das Sommersemester nach nur drei maliger Bekanntmachuna in Len Tageszeitungen viele Damen gemeldet, daß 20 bis 25 junge Mädchen ab gewiesen werden mußten, ein Beweis dafür, daß auch dieser Zweig der Anstaltstätigkeit einem Bedürfnis entgegcnkommt. Das Ideal wäre ein Haus mit sonnigem Garten, mit genügendem Raum für die Kinder, genügendem Raum für die Schülerinnen und genügendem Raum für de» Haushaltsbetrieb. Zu bedenkeen ist, daß selbst, wenn dieses Ideal einst ver wirklicht werden sollte, die eine Krippe für Leipzig so viel sein wird, wie ein Tropfen auf einen heißen Stein! Eine große Reihe von Krippen ist notwendig, wenn wirklich durchgreifend geholfen werden sott. Schließlich bat der Vorsitzende, das Interesse für die Anstalt und den Verein weiter zu bewahren und neue Freunde zu werben, die es ermöglichen helfen, viele Krippen über Leipzig zu verteilen. Mit dem herzlichen Wunsche, daß diese kleine An stalt nur ein bescheidener Vorbote besserer künftiger Zeiten sein möge, und daß sie in zwiefacher Weise segensreich wirken möge, übergab sie die Erste Leip ziger Säuglingskrippe dem Betriebe und erklärte sie für eröffnet. Nach der Ansprache der Vorsitzenden ergriff Stadtrat Dr. Koehler das Wort, um den Verein zunächst im Namen des Rates zu der Eröffnung dieser ersten Krippe in Leipzig zu beglückwünschen. Sie sei ein wichtiges Ereignis in der Jugend- und Säuglings fürsorge und eine wertvolle Ergänzung der bestehen den Einrichtungen. Nicht immer habe man in Leipzig auf diesem Standpunkte gestanden, denn früher habe man gegen die Einrichtung von Krippen Bedenken gehabt, weil man fürchtete, daß man Len Kindern keine individuelle Behandlung zuteil werden lasten könne, und daß bei ausbrechenden Krankheiten An steckungen stattfinden könnten. Man habe aber ge lernt, die Gefahren zu vermeiden und dem Bedürfnis jedes einzelnen Kindes entgegenzukommen. Heute habe man die feste Zuversicht, daß der Verein für die csäuglingsfilrsorge Gutes leisten werde. Die Ziele sprechen nach dem Gehörten für sich selbst. Daß noch mehr Krippen errichtet würden, sei zu wünschen, den Kindern zum Schutz und Wohle, den Müttern zur Hilfe. An die mit lebhaftem Beifall aufgenommenen An sprachen schloß sich ein Rundgang Lurch die Räume. E» stehen zwei Kinderzimmer, ein Tageraum, Schwestern- und Mädchenzimmer, Küche und Bade- 6/e Aelö/MSK/ wenn 8ie lkre in»«rate im IMlm Meblitt «uixeben. Oer l.e»«rtzr«i» i«t xut unck dsMilört, M«. bald Inserat« deronäere Lrkol^e k»den uaä llmen cten xewünrckten Kd»tr «cb»tlen.
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