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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191204216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19120421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19120421
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-04
- Tag1912-04-21
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Sonntag, 21. SprU 1912. wieder dies« Höhe zu erreichen scheint. Die Eisen- bahnarberter und -Handwerker wünschen eine Reform oder Beseitigung des Atkordsystems. Zn den Ar- beiterausschüssen sehen wir auch heute noch das beste Mittel, um in gemeinsamer Beratung und o f sen e r Aussprache zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern Differenzen auszugleichen und dadurch die belderseitlgen Interessen zu fördern. Der Chef der Reichseisenbahnen mag dafür Sorge tragen, das; die Klagen der Arbeiter über die Handhabung des Systems der Arbeiterausschüss« endlich verstummen. Die Fahrkartensteuer bedarf dringend einer Revision. Auf keinen Fall können wir einer Ein beziehung der vierten Klasse in diese Steuer zu stimmen. Chef der Reichseisenbahnen Minister v. Vreitenbach. Die Red« des Abg. Fuchs war absolut ver neinend. Kein Wort der Anerkennung für die Beamten und Angestellten der Eisenbahn, und doch sind die günstigen Ergebnisse der Eisenbahn mit ein Erfolg d«r Pflichttreue des Personals. Wenn auch die Uebcrschüsse des Wahres 1911 den Etat um rund 12 Millionen übersteigen, so sind wir doch von einer Plusmacherei, wie der Abgeordnete Fuchs meinte, weit entfernt. Ein Vergleich der Wagen vierter Klasse in Eljatz-Lothringen mit Vieh wagen ist durchaus unzutreffend. Ungefähr die Hälfte der Wagen sind neu angeschafft und nach den neuesten Konstruktionen gebaut. Die Bevölkerung benutzt diese Wagenklasse in hohem Matze. Das kommt zum Teil auch daher, datz die viert« Klasse, di« namentlich dem Nahverkehr dienen soll, so ein gerichtet ist, datz Körbe und Kisten gleich mit befördert werden können. Auf die Verkürzung der Dienst- und Arbeitsschichten lenkt die Verwaltung dauernd ihr Augenmerk. Es sind auch zweifellos Erfolge erzielt worden. Hungerlöbne werden bei uns nicht bezahlt. Der Minoestloyn von 2.V0 M wird nur an ganz junge Leute gezahlt; später er folgte eine erhebliche Lohnsteigerung. Die lleberstunden können wir leider nicht ganz entbehren. Eine Lohnzahlung für die arbeitsfreien gesetzlichen Wochentagsfelertage kann nicht stattfinden, da dies den gesamten Arbeitsverträgen widersprechen würde. Die Arbeiterausschüsse werden weiter ausgebaut wer den. Die passive Wahlfähigkeit zu den Ausschüßen auf 25 Jahr« herabzufetzen ver mögen wir nicht zu befürworten. Die Mitglieder der Arbeiterausfchüsse sollen aus eigener Erfahrung Verbesserungsvorschlüg« machen können. Deshalb wollen wir es bei 30 Jahren belassen. Das Köali - tionsrecht beschränken wir den Arbeitern nicht. Wir verlangen nur, datz sie sich bewutzt bleiben, datz sie ihrer Verwaltung Gehorsam und Achtung schul dig sind. Wenn mir vorgeworfen wurde, ich hätte in brutaler Weise einen Arbeiter gemaßregelt, so fehlt mir der parlamentarisch« Ausdruck, um dem Abg. Fuchs entsprechend dienen zu können. Wir zw'.ngen niemanden, in den Betrieb der Eisenbahn «inzuireten. Wer aber zu uns kommt, mutz im In teresse des Verkehrs sich gewisse Beschränkungen der staatsbürgerlichen Rechte gefallen lassen. Das ist ein durchaus loyales Verfahr en. (Zu ruf bei den Sozialdemokraten: Unerhörtes Ver fahren.) Trotz dieser Beschränkung haben wir dauernd einen sehr grotzen Zulauf von Arbeits kräften, so datz wir nicht erkennen können, datz die Arbeiter sich beeinträchtigt fühlen. Ich als Chef der Reichseisenbahnen werd« niemals einen an deren Standpunkt hierin «innehmen. Dazu fteht mir die allgemeine Pflicht viel zu hoch. (Bravo! rechts.) Darauf wird die Beratung auf Montag 2 Uhr vertagt. Wehrvorlagen. Schluß nach 3 Uhr. preutziMes Udgeorünetenhsus Die Beratung des Eisenbahnetats wurde bei den Ausgaben fortgesetzt. (D Abg. Saviany (Ztr.): Eine Erhöhung der Staatszuschüsse zur Pensionskasse sollte endlich in Erwägung gezogen werden. Wir werden die Mit tel dafür gern bewilligen. D Abg. Maurer (Natl.) wünschte, datz die Arbei ter in der Pensionskasse L, wenn sie höhere Beiträge zahlen, sich in entsprechend höhere Stufen versichern können. Die Petition um Trennung der Arten der Schwel len aus Eisen oder Holz wurde nach kurzer Debatte durch den Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Die Petitionen um Beseitigung des Wagenmangels wur den einer Kommission als Material über wiesen. I) Abg. Göbel (Ztr.) wies darauf hin, datz Ober schlesien Lurch Len Wagen mangel sehr gelitten habe. T Ministerialdirektor Stieger: Es wird darauf Bedacht genommen, datz Lei der Gestellung der Wa gen Oberschlesien ebenso behandelt wird, wie das Ruhrrevier. T Aba. Strosser (Kons.): In einer Maschinen fabrik in Mülhausen im Eisatz werden alldeutsche Ar beiter nicht angestellt, obwohl die Fabrik hohe staat liche Unterstützungen erhält. (-) Ministerialdirektor Stieger: Es wird dafür gesorgt werden, datz die Fabrik auch alldeutsche Ar beiter beschäftigt. Di« Petition wurde als Material überwiesen. G Aba. Wallenborn (Ztr.) trat für eine aus reichende Ruhezeit für die Stratzenbahnführer ein. LelprlyttTssedttttt.Ur. 202. 10S. Irchrysny. Sette N. D Ministerialdirektor Stieger sagte eine Prü- fung zu. Rach kurzer weiterer Debatte wurden di« ordentlichen Ausgaben bewillig». — Beim Extraordinarium trat T Abg. loennies (Natl.) für «ine beschleunig»« Fertigstellung des Bahnhofsbaues in H u s u m ein. D Ministerialdirektor Stieger erwiderte, datz die Ausführung des Baues möglichst beschleunigt wer den würde. <Z Abg. Hammer (Kons.) trat für die Verlänge rung des Vorortverkehrs auf der Anhalter Bahn ein. D Ministerialdirektor Stieger erwiderte, datz bei einer Erweiterung Les Vorortverkehrs zunächst das Bedürfnis nachgewiesen werden müsse. Ö Abg. Schuckmann (Kons.) trat für den Neubau des Bahnhofs in Arnswalde ein. A Abg. Tiircke (Kons.) wünschte den Bau eines Bahnhofs ii» Rotendurg/Fulda. S Abg. Wendtland (Natt.) wies auf die unzu reichenden Zustände des Bahnhofs Eschwege hin. Ein Negierungskommissar sagte Prüfung zu. A Abg. Delius (Freis.) trat für den baldigen Umbau des Eüterbahnhofs Halle ein. Nach kurzer weiterer Debatte wurde das Extraordinarium erledigt. Der Vaubericht der Eisenbahnverwaltung für di« Zeit vom 1. Oktober 1910 bis 1. Oktober 1911 wurde durch Kenntnisnahme erledigt. Damit war der Eisenbahnctat erledigt. Es folgte die Beratung des Kultusetats beiin Abschnitt Höhere Lehranstalten. D Abg. Viereck (Freikons.): Den Vorschlag, das Griechische an den höheren Schulen zu besei tigen und an dessen Stelle das Englisch« zu setzen, weisen wir aus ideellen und praktischen Gründer» zurück. Die körperliche Pflege darf auf den höheren Schulen nicht in der Weise übertrieben wer den, datz die geistige Ausbildung darunter leidet. Wir haben einen Antrag eingebracht, nach dem die Einführung eines gemeinsamen Unterbaues der höhe ren Schulen namentlich in kleinen und mittleren Städten gefordert wird. Mit dem Prinzip der Extemporalien darf nicht gebrochen werden Die Kurzstunde har sich gut bewährt. Dem von allen bürgerlichen Parteien unterstützten Antrag, nach welchem die Kandidaten des höheren Schulamts zu Beginn des staatlichen Vorbereitungs dienstes vereidigt werden sollen, steht der Minister freundlich gegenüber. Ich hoffe, datz er demnächst einen Erlaß im Sinne des Antrages herausgeben wird. Außerordentlich wichtig ist die Pflege des Russischen in den höheren Schulen. T Abg. Krüger (Kons.): Die moderne Entwick lung der Industrie, Technik und der Natur wissenschaften brachte es mit sich, datz viele Kreise ihre Kinder dem Gymnasium entfremden. Gegen die Kurzstunde habe ich Bedenken, weil der Unterricht an einem Tage mit zu viel Lehrgegenstän den überlastet wird. Der Wert der Refor ra sch ul« liegt darin, daß die Schüler erst richtig Deutsch lernen, ehe ihnen fremde Sprachen zugänglich gemacht werden. Darauf wurde die Weiterberatung auf Montag 11 Uhr vertagt. Geheimrat Wermuth über die Deckungskrsge. Der frühere Reichsschatzsekretär Wirkt. Geheime Rat Adolf Wermuth veröffentlicht in» Maiheft der „Deutschen Revue" (herausgegeben von Richard Fleischer, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart-Leipzig) einen Aufsatz über di« Gesundung der Reichsfinanzei», der gerade jetzt, unmittelbar vor Beginn der Reichs- tagsr'erhandlungen über die Deckungs- und Wehr vorlagen, auf allgemein« Beachtung Anspruch er heben kann. Der Aufsatz verfolgt die Tendenz, jede grundsätzliche Abweichung von der seit der grotzen Finanzrcform konsequent und energisch befolgten Reichsfinanzpolitik als eine schwere Gefährdung des Heilungsprozesses nachzuweiien, den die deutschen Finanzen zurzeit durchmachen. Mittelbar enthält er eine scharfe Kritik der Vorschläge, die der Bundes rat zur Deckung der Kosten der Wehrvorlagen dem Reichstag unterbreitet hat. Geheimrat Wermuth stellt fest, datz die Finanzen des Reiches im Winter 1909 sich in einem Zustande befanden, der, privatwirtschaftlich betrachtet, hart an Zahlungsstockung streifte. Auf der Grundlage der grotzen Reichsfinanzreform lietz die Scwierungsarbeit sich unter den besten Auspizien fortführen, wenn mit unerbittlicher Streng« daran festgehalten würde, den Ressorts nicht mehr zu geben, als vorhanden ist. „Das Ressortbewußtsein oder, besser gesagt, oer brennende edle Eifer, die eigenen Aufgaben auf das höchste Niveau zu heben, führt die einzelne Verwaltung zu einer gewissen Un erbittlichkeit gegen das Verlangen, sie mög« ihre Etatsforderungen zugunsten anderer Verwaltungen einschränken. In solchem Fälle darf die Finanzbe- hördc, ohne anmaßend zu sein, die Vermittlung zwischen den Ressorts übernehmen. Sie kann bean spruchen, datz dies« sich untereinander ver ständig en, und sie mutz sich schließlich, wenn das nicht gelingt, ein selbständiges Urteil über die Rangordnung der Ansprüche bilden. Natürlich nur vom Standpunkte der Frage, wie die verfügbaren Geldmittel am zweckmäßigsten zu ver wenden sind. Geheimrat Wermuth behandelt dann die Wichtigkeit der Einnahmefchätzungen und weist mit Nachdruck darauf hm, datz der Ueberschutz von 1911 über das Normale zweifellos hmausgeht. Er sieht voraus, datz wir auf den Weg der Anleihe wirtschaft zurückgleiten, wenn wir uns nicht ent schließen, di« Kosten der jetzt durchzuführenden Wehrvorlagen auch jetzt sofort aufzubringen. Denn Ueberschüss« — auf die bekanntlich die Koste»» der Wehrvorlagen in der Hauptsache angewiesen werden sollen — müssen nach allen Regeln der Finanzlunst zur Minderung der Anleihen benutzt werden. Mit ihnen die Lücken im ordent lichen Etat des oder der nächsten Jahre ausfüllen, heißt die Schwierigkeiten der dann folgenden Zeit vervielfachen. Die Preisgabe des Kesundungsprozefses unserer Finanzen steht in Frage. Ein Nebeneinan der von Sanierung und von deckungsloser Befriedi gung des neuen Bedarfs ist nicht möglich. Ob die Wehrvorlagen das volle Matz der Neuausgaben für die nächsten fünf bis sieben Jahre enthalten, läßt der rühere Schatzsekretär dahingestellt sein. Die Agi- ation für weitere Vermehrungen regt sich jedenfalls »ereits und wird nicht ruhen. Die Kosten dcnür las en sich nur durch neue Einnohmcn oder durch Rück- all in die Anleihcwirtsthaft aufbringen. Man kann tatt Anleihe sagen: „Verwendung der U« ber- chüsse von 1911" oder auch „H ö y e r s ch ä tz u n g der Einnahmen für 1912", aber das Schluß wort bleibt Anleihe; denn wo Bargeld fehlt, muß geborgt werden. Nach alledem hält Geheimrat Sver- muth es für unerläßlich, daß eine starke neue Ein nahme jetzt erschlösse»» wird. Wahrlich nicht, um „Steuern auf Vorrat" bewilligt zu erhalten, sondern weil jetzt die Entscheidung fällt, ob die Neilbsfinan- zen sich weiter nach oben bewegen oder langsam zu rücksinken st-llen. Daß im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht eine Konsumsteuer, sondern eine Besitzsteuer an der Reihe ist, darüber war bis vor kurzem alles einig. Aus diesen Erwägungen heraus hält der frühere Schatzsekretär die Erweiterung der Erbschaftssteuer für unerläßlich. „Ich sehe keinen Grund", heißt es ii» der Einlei tung des Artikels, „warum eil» früheres Mit glied derReaierung nicht in so entscheidendem Zeitpunkt seine Meinung außerhalb des Amtes un befangen und niemand zuleide sollte ver treten können. Nicht als Stimme aus dem Jenseits, sonder»» als lebendiger Reichsangehöriger. Irgend einen persönlichen Nachklang wird man, wie ich hoffe, in meinen Ausführungen nicht entdecken." Ungarns Politik unü leine Mtionslititten. Deutschlands Beziehungen zu Ungarn beruhen wesentlich darin, Lag das Gebiet der Stephanskrone zum Dreibund gehört daß ein erheblicher Teil der unAarijchen Staatsanleihen sich in deut,chrn Hände»» beendet und datz große deutsche Kapitalien in der ungarischen Industrie arbeiten, nicht zum wenigsten aber darin, datz mit den Madjaren mehr als 2' Mil lionen Einwohner deutscher Zunge seit Jahrhunder te»» in einem Staatsverbande leben. Außer unseren Stammesgenossen gehören zur Bevölkerung des Lan des noch Rumänen, Kroaten, Serben, Slowaken, Ru- thenen, Zigeuner u. a. Von der Gesamtheit der Einwohner bilden die herrschenden Madjarei» nur 40 Proz., die übrigen 60 Proz. zerfallen in die ge nannten zahlreichen Volksbestandteile. Gegen diese Mehrheit führen nun Regierung und Parlament seit Jahrzehnten einen ununterbrochenen Kampf. Die Madjaren nennen ihn „Durchsetzung des ungarischen Staatsgedankens", die Nationalitätn „Unterdrückung ihrer Art und Sprache". Unter jenem Kampf haben die Deutschen als das unzweifelhaft stärkste und des halb den Madjaren anscheinend am meisten bedroh liche Kulturelement von jeher besonders schwer zu tragen gehabt. Das System der fortgesetzten Feind seligkeit des offiziellen Ungarn gegen di« eigenen Landeskinder anderer Abstammung als der madja- rischen tritt in Rechtsprechung und Verwaltung, bei den Wahlen, in wirtschaftlicher Benachteiligung und vor allem in Schulfragen zutage. Dieses System beginnt in neuester Zeit bedenkliche Konflikte heroorzurufen. Seine sichtlichen Wirkun gen legen mehr und mehr «ine Abkehr von der Politik nabe, die der kleine, isolierte, aber energisch« und be- gaote Madjarenstamm bisher für die einzig richtige gehalten hat. Wie ist heute die Lage in Ungarn? Der altehrwürdig« König hat »n feierlicher Erklä rung deutlich auf die Niederlegung der Krone hin- gew»es«n, falls ein Beschluß des ungarischen Reichs tages in einer für das Staatsrecht der Doppel monarchi« fundamentalen Frage aufrechierhalten würde. Die Zerrissenheit und Gegensätzlichkeit der parlamentarischen Parteien kann sich kaum noch stei gern. In Kroatien hat di« madjarische Regierung mitten im Frieden den Ausnahmezustand verhängt. Das Versammlunasrecht ist aufgehoben, die gesamte Presse ist unter schärfste Zensur gestellt, die Bürger meister aller Städte des kroatischen Landes sind durch staatliche Kommissare ersetzt. Sollten La di« „ritter lichen Söhne Arpads" bei ihrer sonst traditionellen Begabung für Staatskunst nicht zu der Ueberzeugung gelangen, daß es zweckmäßig, ja notwendig sei, mit ihren eigenen Staatsangehörigen Frieden zu schlie ßen und mindestens den Deutschen denen die volle Erfüllung aller staatsbürgerlichen Pflichten nienrand bestreiten kann, ungehinderten Gebrauch ihrer Muttersprache in Kirche, Schule und Haus zu ge währleisten? Nach den „Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland" verbreitet sich im Lande Ungarn solch« Hoffnung in wachsendem Matze, »veil die Weitsichtigen unter den Madjaren wahr- zunehmen beginnen, datz ihr« heutige Politik sie un aufhaltsam in eine politische und wirtschaftliche Ver einzelung gefährlichster Art hineintreibt. Oie KalllßrHhk -er „Tilium". Nachdem die ganze Welt 2t Stunden in Herois mus geschwelgt hat, ist es an der Zeit, aus den massenhaft vorliegenden, von britischen» Patrio tismus und geschäftlichem Eigennutz ge färbten Berichten «inige nackte Tatsachen herauszu- schälen, die zwar nicht sehr tröstlich, aber vielleicht heilsam sind. Aus Len Erzählungen einiger Ueber- lebenden, di« nicht geneigt sind, üch als Helden auf zuspielen, stellr der „Bett. Lok.-Anz." folgendes zu sammen: I) Die „Titanic" fuhr zur Zeit des Zusammen- stoßcs mit einer Geschwindigkeit von 23 Knoten die Stunde, wofür wir, wie gemeldet, das Zeugnis des Unteroffiziers Moody haben, der sich am Steuerruder befand. 2» Eisberge und Eisfelder im Kurse der „Titanic" waren nicht nur Tage vorher von anderen Dampfern angcsagt worden, sondern wurden, wie Lady Duff Eordon, eine der Geretteten aussagt, den ganzen Nachmittag und Abend vom Schiffe aus bi» obachlet. Noch spät abends wurde ihr ein solcher Eisberg gezeigt, den die Schiffsmannschaft auf über 100 Fuß Höhe über Wasser schätzte. 3) Alle Berichte sind einig darüber, daß di« Nacht sternenhell, Sie See glatt wie ein Spiegel war. 4) So hell war die Nacht, datz di« Schein werfer als überflüssig erachtet wurden und, trotzdem man sich inmitten einer ungeheuren treiben den Eismass« wußte, nicht in Tätigkeit traten. 5) Die „Titanic" fuhr mit der vollen Wucht ihrer Höchstgeschwindigkeit von 23 Knoten pro Stunde auf einen Eisberg zu, dessen man im Auskick und auf der Brücke angeblich efft ansichtig wurde, als er nur noch eine drittel Meile entfernt war. 6) Dieser Eisberg muß mindestens die Höhe des Schiffes gehabt haben, denn nach den Aussagen der weicigen Passagiere, die sich zurzeit in den Räumen der obersten Decks befanden, wurden diese bei dem Zusammenstoß von einem Schauer zer riebenen Eises überschüttet. 7' Ob es wahr ist oder nicht, daß dieser ungeheure Eisberg erst gesichtet wurde, als er nur noch «ine drittel Meile entfernt war, bleib« dahingestellt. Jedenfalls gab der «rst« Offizier Mr. Wilde, der die Wacht auf der Brücke hat«, keinen Befehl an den Maschinenraum, rückwärts zu gehen oder zu stoppen, sondern er versuchte, mit einer leichten Wen- düng an dem Eisberge oorbeizugleiten. wofür wir wieder das Zeugnis des Lluartermasters Moody haben, der zurzeit am Steuerruder stand. Offenbar hatte der erste Offizier Mr. Wild« nicht mit dem unter Wasser viel ausgedehnteren Teile des Eisberges gerechnet. Als er sah, was geschehen war, — bezeugt Quartermafter Moody — zog Wilde einen Revolver aus der Tasche und schoß sich auf der Brücke tot. Nach dsmjelben Zeugnis glitt da« Vorderteil der „Titanic" über die unter Wasser be findliche Eisfläche hinweg und brach dabei das „Rück- grat". Verschiedene Passagiere, die beim Kartenspiel im Rauchzimmer saßen, sahen den Eisberg dicht an der Schiffswand vorbeigleiten. 10) Man hatte den Passagieren versprochen, daß kein Versuch gemacht werden sollte, mit der ersten Fahrt des neuen Schiffes eine»» neuen Rekord aufzustellen, aber sobald die „Titanic" Daunts Nock hinter sich hatte, wurde sie mit allen Kräften durch die See gehetzt. Der beste Beweis hier für ist das L o g b u ch , das für den Tag vor dem Zu- sammenstoß eine Strecke von 565 Knoten ergibt. II) Dec Zusammenstoß fand um 11 Uhr 3ö Mi nuten statt. Wenige Augenblicks später stoppten die Maschinen. 12) Die Passagiere wurden die Kollision kaum ge wahr, was durch di« ungeheure Größe des Schiffes erklärt wird. Den wenigen, die an Deck eilten, um sich zu erkundigen, weshalb die Maschinen stoppt««, wurde von den Offizi«ren und Mannschaften — offenbar im besten Glauben — geantwortet, es habe nichts auf sich. 13) Der Kapitän eilt auf die Brücke und schickt nach dem Schiffszimmermann, um die Erötze des Un- Heils festzustellen. Es wird ihm gemeldet, daß die Räume am Bug bereits unter Wasser stehen und alle dort untergebrachten Mannschaften verloren seien. 14) Der Kapitän läßt die Passagiere wecke»» und ihnen empfehlen, mit Rettungsgürteln an Deck zu erscheinen. Das geschah 15 Minuten nach dem Zu sammenstöße. 15) Di« Mannschaft bleibt kühl und be sonnen. Sie glaubt nicht, daß „diese schwimmend« Welt" untergehen kann. Manche Passagiere sind ärgerlich, daß man sie im Schlafe gestört hat. 16) Vierzig Minuten nach dem Zusammenstoß er geht voi» der Brücke der Befehl, die Rettungs ¬ mr»,, Line wirksame Lrühlingskur ist die Biomalz-Aur! Wer stets mit der Natur gelebt, Von ihr beglückt, mit ihr verwebt, Wer bei dem ersten Frühlingssprossen Zur Stärkung Biomalz genossen, Sich an dem Wohlgeschmack entzückte Und durch den edlen Saft erquickte, Ist, wenn er diese Kur vollbracht, Zum Leben wie verjüngt erwacht. Wenn Sie fühlen, daß Sie der Kräftigung bedürfen, wenn Sie nervöse Beschwerden haben, Appetitlosigkeit, blasse Geüchtsfarbc, unreinen Teint, müde Haltung, wenn Sie Rekonvaleszent sind und durch eine Verjüngungs- und Aufsrischungskur Ihren Körper stählen und neu beleben wollen, so nehmen Sie Biomalz! Eingeführt in zahlreichen Kgl. Kliniken und im ständigen Gebrauche berühmter Aviatiker. Rennfahrer und anderer Sportsleute. Von Professoren und Aerzten warm empfohlen. Dose M. 1.— und 1.90 in Apotheken, Drogenhandlungen und Reformhäusern.
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