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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110408022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911040802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911040802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-04
- Tag1911-04-08
- Monat1911-04
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Äezng».Pret» v«rch dt» Dskr ni—rt»lv Dom-dlan- »n» »« Kolonien vierieliLtzrU 8.<V ^U, »mmtl. 10i« auijchl. BoKdeftrLaÄ. lu B«q>>r», D仫o«r, —» »»—»ll—t—. e»remd»r,, «K—rt—d«, . «<««», Orllmeich - U»z«r», Nitzla»», Llhwcdrn, Lchweiz ». Spante». An allen übrigen Staaten nur direkt durch d« >seichLit»>l»U« de» Viatt— «htMich. La» L«rtv,«r Lagedi—r «tchmett >»— lägUch, Sann- ». Fetert««» «er »—v—. «voaaeuienl-illnnad«» > ItugiiEndplatz 8, ue, unteren irLgern, Filialen, Spediteur*» und Ännabmeitellen, lowie Postämter» imd ivriesträger». «»»»»tderka» »pret» d« Ul«»», a—d« der vde»ldu»»a«»« Ach, Abend-Ausgabe. eiWgerTagMM Handelszeitung. Ämlsvkatt -es Aales «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Lnzeiqe»-Preis MU» —u, und uingeo! bv M» drei», Verirre,'.- OchchEtt»a»t»iq-n mit V^atzvorschrtsten un» , tze« Udenda»H«,d« im Preis, «rdöi>r. Pechau »ach Laris. Veilaaegebühr 5 ^tr P.L«—» «xü. Poltgedützr. ssBirtPtte «NS— «»»— »ntzt zurück. l,eroqe» »erd«»- FSr da» isrscheine» au «stimntNn La—» a»o Plätzen wird kciii« ^araati e über nom men. «»-«—». «*»atz»n, Nutz»E»»-l»tz ", dm sämtliche» Krltale» u. alle» »»»encei.- »tpemrre»«» da« In. und «»«lande». «««tt»» m»d «eschästtzSeSe, I»da»»l«gass- di. A«Upr«b.r, tättbch tätivch 1««U4 ^»»pt-S Utal« Dresden: Seestiap- 4. l (Lelep-ou 4621,. Nr. 98. los. Jahrgang Sonnavena, üen 8. April lSll. Das Grüne Auw. Roma« von August Weißl. 15s (SkachdrAck erSotsn.) Im nächsten Moment packten der Kommissar und der Agent die beiden Burschen von rückwärts beim Kragen und rissen ste von der wie ohnmächtig Da liegenden zurück. Da blitzten auch schon Messer auf. Mit einem Fluche wollte sich der eine auf Doktor Mariens stürzen. Doch der Kommissar hielt ihm kaltblütig den Re volver vor di« Brust. Der Strolch sprang zurück und lief davon. Auch der Zweite hatte das Messer ergriffen und nach dem ihn umklammernden Agenten einen Stich geführt. Das Messer traf Huber in den Arm. Mir einem leisen Schrer lieh ez den Burschen fahren, der, als er seinen Genossen fliehen sah, gleichfalls durch dte Ein- tahrt verschwand. - Agent Huber wollte sich trotz ferner Wunde an die Verfolgung mache», doch der Kommissar hielt ihn zurück: „Lassen See 1h« laufen. Wir haben hier Wichti geres zu tun." Im selben Augenblicke fiel in der Richtung gegen Mestre «in Reoowerjchuß, umuittelbar darauf ein zweiter ... » » Doktor Marlen» beugte sich über di« Baronin, die wre leblos dalag. Ihre Augen war«, gelchlossen. lief« Blässe lag auf ihrem Antlitz. Um ihre Mundwinkel zuckte es unaufhörlich. Der Kommissar rief ste au: ^Fräulein, Fräulein!" . .. Die Lippen oewegteu sich, al» wollten sie etwas antworten, aber kein Wort wurde laut. „Wenn ich nur wüßte, wo ein Arzt oder eine Apotheke ist. Leut« will ich nicht rufen ... ste könnte leicht erkannt werden. Huber, schauen Sie einmal, ob irgendwo ein Gasthof in der Nähe ist. Huber eilte zur nächsten Ecke und rief zurück: „-Ich seh« Licht. Hier ist ein Einkehrwirtshaus." „Wir müssen ste hinschaffen Können Sie mir helfen?" „Es wird schon gehe»." . Lruppis Antwort. Nachdem am Donnerstag im französischen Senat zwei konservative Männer, die Royalisten Gaudm de Villaine und Lamarzelle, in recht nervöser Weise das Gespenst einer „Einkreisung Frankreichs durch Deutsch land" an die Wand gemalt hatten, also eine Politik befürchteten, die da» direkte Gegenteil von der bis herigen Politik der Entente cordial« darstellen würde, hat nunmehr der Minister des Aeußern Cruppi der pessimistischen Auffassung der internationalen Lage Frankreichs aufs entschiedenste widersprochen. Schon der greise Exminister Ribot hatte in einer Er widerung auf die Reden der beiden konservativen Senatoren die Situation Frankreichs in einem viel freundlicheren Gesicht dargestellt. Zn Cruppis Rede wird diese optimistische Auffassung nicht nur geteilt, sondern noch besonders lebhaft unterstrichen. Wir er halten über die Rede des französischen auswärtigen Ministers folgende Drahtnachrichten: Paris, 8. Avril. (Tel.) Minister des Aeußern Cruppi führte folgendes aus: „Man bat von der Rednertribüne viel von der Rede des deutschen Reichs kanzlers v. BethmannHollweg gesprochen. Er lauben Sie mir, einen Auszug daraus zu zitieren: „Deutschland hat es nicht nötig", erklärte der Kanzler, „über seine Politik, dre es schon seit 10 Jahren be- folgi, vage Erklärungen abzugeben. Es Hal bewiesen, daß es mir niemand Streit sucht." Was der Kanzler von Deutschland gesagt hat, läßt sich auch auf die französische Politik anwenden. (Sehr gut.) Wir haben die Pflicht, mit Deutschland gute Bieziehungcn zu unterhalten, wie ste tauschen zwei so großen und benachbarten Nationen bestehen müsfen. Wir haben an gewissen Punkten gemeinsame Interessen zu wahren und werden dabei stets mir gutem Willen vorgehen." Hieraus erinnerte der Minister daran, daß der englische Staatssekretär des Aeußern Sir Edward Grey im Unterhaus«: er klärt habe, die herzlichen Beziehungen zwischen Eng land und Rußland seren in keiner Weise durch die freundschaftlichen Verhandlungen in P o t s- üam berührt worden. ,Hch kann gleichfalls sagen, ja-- ich muß sogar offen und frei erklären, daß das französisch-rusfische Bündnis intakt geblieben ist und daß immer unsere auswärtige Politik beherrscht wird, wie es die Verbündeten un seres Reiches bestimmt haben. (Lebhafter Beifall.) Der glückliche Erfolg der Reklamationen Ruß lands in Peking erlaubt unserem Verbündeten, sich aufmerksam den Angelegenheiten in Europa zu widmen, damit unser Bündnis bestehen und sich ent wickeln kann. Ich war gestern sehr überrascht, als ich davon reden hörte, wie man die Entente cordiale zustande gebracht habe. Kann man sagen oder denken, daß unser Uebereinkommen mit England bisher und bei sehr wichtigen Gelegenheiten nicht eine befrie digende Lösung in den Fragen gebracht hat, die all zulang« in Schwebe geblieben waren? Nein, nein! Ich berufe mich auf die Erinnerung aller; dies ist nicht wahr. Wir sind auch bereit, in demselben Geiste neue Fragen zu lösen, deren Re gelung den interessierten Ländern gegenwärtige Vor teile bringen würde. Wenn die Gemeinsamkeit der Interessen so zwischen zwei Nationen in positiven Fragen bestätigt wird, kann man gewiß sein, daß sie befreundet und verbunden bleiben werden. Diese unsere Freunds chaft mit Großbritannien ist und wird die Bafi» unserer auswär. tigen Politik bleibe«. Gemäß unseren jahrhundertelangen Traditionen bringen wir der A u f: e ch t e r h a lt u n g der v o ll- kom menen und unabhängigen Türkei, deren Integrität in unseren Augen ein wesentliches Element des politischen Gleichgewichtes im Mittel ländischen Meer ist, unsere Unterstützung dar. Wir wünschen in ganz ausdrücklicher Form, daß die Ottomanische Regierung mit Hilfsmitteln versehen wird. Ich sehe keinen Grund dafür, daß nicht di« Ersparnisse Frankreichs dazu beitragen sollten, und zwar unter einer zweifachen Bedingung, erstens daß die höheren Interessen Frankreichs in der Levante berücksichtig! und zweitens, daß seine kommerziellen und industriellen Finanzinteressen in durchaus befriedigender Weise behandelt werden. Die Regierung ist geneigt, diese Bahn zu betreten. Natürlich kann ein Abkommen von uns nur abge schlossen werden — das sage ich rund heraus —, in dem man den Notwendigkeiten Rechnung trägt, die uns unfer« Lage in Europa auferlegi, und den moralischen Verpflichtungen, die sich aus ihr er geben." Paris, 8. April. (Tel.) Die Presse bespricht die gestrige Rede Cruppis vielfach. Die „Lantern e" schreibt: Der Minister habe alle Unterschiebungen und Verleumdungen der Konserva tiven milder wünschenswerten Bestimmtheit zu- rückgewiesen. — „A u r o r e" sagt: Die Politik Cruppis untersrbeidet sich nicht von der seines Vor gängers; eine Politik der Vorsicht und der Festigkeit verfolgte Pichon, eine Politik der Voraussicht und Entschiedenheit verfolgt Cruppi. Zur Lage in Marokko. Die Marokkofrag« ist nach wie vor ungeklärt. Der spanische Ministerpräsident hatte mit dem Minister des Aeußern und dem Kriegsminister eine Be sprechung, in der man zum Ausdruck brachte, daß die spanische Regierung, solange Frankreich sich auf seine Einflußzone beschränkte, dasselbe tun werde. Ueber die Lage selbst liegen noch folgende Lepcschen vor: Madrid, 8. April. (Tel.) Während der gestrigen Sitzung der Kammer hatten Ministerpräsident Tanalejas, der Minister des Aeußern Garcio Pristo und der Kriegsministcr General Aznar eine Besprechung über die marokkanisch e Frage. Wie in den Wandelgängen behauptet wird, hat die Regierung günstigere Meldungen über die Lage in Marokko erhalten. Madrid, 8. April. (Tel.) In politischen Kreisen wird erklärt, solange Franlreich in seiner Ein. flußzone in Nordasrika bleibe, werde die spanische Regierung sich darauf beschränken, jede Eventualrtät, die sich vielleicht in der spanischen Einflußzone ereignen könne, zu verhüten. Madrid, 8. April. (Tel.) Nach einer Meldung aus Casablanca hat bei Dar el Mejar ein heftiger Kampf zwischen den Aufstau- dischen und Regierungstruppcn stattgefunden. El Ferrol, 8. April. (Tel.) Infanterie nnd Marinetruppen, die bestimmt sind, nach Melilla zu gehen, werden am Sonntag unter dem Befehl eines Oberstleutnants nach Cadix abgchen. Madrid, 8. April. (Tel.) Nach einer Meldung der „Correspondencia Espaüa" aus Tadir wird das spanische Geschwader in oem dortigen Hafen zusammengezogen. palitilche Aschrichten. Die badische Negierung und der Modermsteneid. Aus Karlsruhe wird geschrieben: Di« Freiburger Meldung, wonach die Differenz zwischen dem Senat und der Freiburger katholisch-theologischen Fakultät durch eine Nichtannahme der vorgeschlagenen Kandi daten durch die badische Regierung eine neue Wen dung bekommen habe, bestätigt sich nich t. Richtig ist, datz die erledigte Professur vorläufig vertretungs weise besetzt wird, dagegen hat die Regierung bis jetzt überhaupt noch keilte Entscheidung in der Kandi- datenfrage getroffen. Vermutlich wird die Regie rung in dreser wichtigen Frag« die Stellung nahme desLandtages ab warten, der im Herbst Zusammentritt. Amerikanische Kriegsschiffe in der Ostsee. Washington, 8. April. (Tel.) Die zweite Division der atlantischen Flotte, die aus den Linienschiffen „Louisiana", „Kansas", „Newhampshire" und „Southcarolina" besteht, wird ungefähr am 10. Mai eine Kreuzfahrt nach der Ostsee antreten. Ein,zelhciten über diese Kreuz fahrt sind noch nicht festgesetzt. Die Schiffe werden wahrscheinlich auch deutsche Häfen besuchen. Zur Champagnerkampagne in Frankreich. Paris, 8. April. (Tel.) Die Delegierten des 10- Winzcrsyndikate umfassenden WinzerverbanScs für den Äbgrenzungsbezirk der Champagne haben bei dein Ministerpräsidenten Monis gestern einen for mellen Protest gegen die Beschlüsse der Acker baukommission vom Donnerstag eingelegt. Ausschreitungen in Lissabon. Lissabon, 8. April. (Tel.) Hundert Angestellte und Arbeiter des M a r i u e a r s e n o l s veran stalteten vor dem Min!st''.'ium eine Kundgebung gegen den M a r i n e in i n ist« r , dem sie die Ver zögerung einer Veröffentlichung einer sic betreffenden Verfügung vorwerfen. Die Polizei und die Bürger.' «rde, unterstützt von Mannschaften des Kreuzers „Almirautc Reis", stellten die Ordnung wieder her. Einige Manifestanten flüchteten an Bord des Kreuzers „sao Gabrie", wo sie verhaftet wurden. Oie llSnigsrrile. * Dresden, 8. April. Ueber die Weiterreise des Königs von Sachsen ist folgender Bericht vom Bord des Oesterreich. Lloyd- dampfers „Semiramis" eingegangen: Der Vormittag des;t0. März wurde in Kairo in den Basaren zu gebracht. Auch einig« Geschäfte von Antiquaren wur den besucht. Professor Borchardt und Dr. Prüfer führten uns. Am Nachmittag fuhren wcr zu den« alt arabischeu Wohnhause eines vornehmen Türken, der dem König sein Haus zeigte. Hierauf wurde die alte Stadtmauer, die aus dem 10. Iahrhunlert n. Chr. stammt, bestiegen und eine lang« Strecke begangen. Am "1. März wurde «ine Tagespartie nach Sakkara unternommen, die von früh 7 Uhr bis abends 7 Uhr wähne. Bis zur Station Bedrach'-n wurde die Bahn benutzt, hier die Esel bestiegen und über di« Ruinen von Memphis, an der Stufenpyramide bei Saklara vorbei zu dem Mari«tto-Hause geritten. Nach Be sichtigung verschiedener Gräber, unter denen sich auch das große Grad der Apisstiere, das Serapeum ge nannt, befand, wurde gefrühstückt, und hierauf nach Abusir weilergeritten. Hier bestieg der König die Der Kommissar faßte die Baronin unter den Armen, der Agent hals, so gut es mit seinem verletz ten Arm ging. So gelangten die Männer langsam bis zur Einfahrt des Wirtshauses, wo sie der Wirr mit argwöhnischen Blicken empfing. Doktor Martens, der italienischen Sprache mächtig, erklärte die Situation. „Ich habe dieses Mädchen auf der Straße ohn mächtig gefunden. Schaffen Sie rasch einen Arzt zur Stelle und öffnen Sie uns ein Zimmer." Dabei reichte er dem Wine einen Zehnlireschein. Das Geld beruhigte den Wirt vollständig. Er eilte dienstbeflissen in den ersten Stock voran, öffnete ein« niedere Tür und ließ die Männer mit ihrer Last eintreten. „Ich werde selbst einen Arzt holen. Meinen Freund Doktor Sarto, den ich sehr empfehlen kann. Er sitzt vorne im Caf« bei d«r Rialtobrücke. In weni gen Minuten bin ich wieder da." Mit diesen Worten eilte er aus dem Zimmer, das nach Oel und Fischen roch und von sehr fragwürdiger Sauberkeit war. Doktor Martens leitete die Ohnmächtige auf den Diwan nieder. Ein Mädchen brachte (risches Wasser und Melissengeist und begann die Schläfe nnd Pulse der Baronin einzureiben. Agent Huber hatte inzwischen seine Armwunde mit kaltem Wasser ausgewaschen. Sie war nicht be sonder, tief. Huber rM sein Taschenruch in Streifen und legte sich einen Notverband an. „Richtig — ich hält' bald vergessen, Herr Kom missar, dem Kerl, den ich gepackt hab', ist was aus der Hand g'fallen. Er Hai s der Dame geraubt." Damit reichte der Agent Doktor Martens ein klein«« Medaillon. Der Kommissar öffnete es und fuhr mii einem Ausruf des Erstaunens zurück. Zwei kleine Bildchen befanden sich Larin. Das ein« stellte einen Generalstabshauptmann der öster reichischen Armee dar. das zweite war eine Miniatur photographie — des Ermordeten der Grillhoferstraße. Ein ebenso wertvoller, wie bedeutungsvoller Fund! Wie nahe mußre diese Fran dem Ermordeten gestanden sein, daß sie jein Bild be, sich trug Wollte er einen noch deutlicheren Beweis? Wie kam sie zu dem Bilde? Und warum floh sie aus Wien, anstatt Lärm zu schlagen, da jemand, der ihr so nahe stano, das Opfer eines Verbrechens wurde? Aber sie sollte nicht merken, daß man um ihr Geheimnis wußte. Der Kommissar wollte sic über rumpeln, plötzlich mir Tatsachen vor sie hintreten, ihr Beweise vorhalten, unter deren Wucht sie zu- sammcnbeechen mußte. Er schloß das Medaillon und ließ cs in die Taiche der noch immer Bewußtlosen gleiten. Inzwischen kam der Arzt, ein alter, raschzüngiger Mann, der nach kurzer Untersuchung erklärte, es sei nichts als eine tiefe Ohnmacht, hervor^erufen durch einen Schreck oder dergleichen. Die Herren mögen sich beruhigen, die Patientin werde in wenigen Minu ten zu sich kommen. Er schaffte der Bewußtlosen alle möglichen Erleichterungen und reichte ihr Riechsalz. Die Wangen der Baronin begannen sich zu färben. Ein paarmal seufzte sic dann schlug sie die Augen auf. Mit verwunderten, ängstlichen Blicken sah sie die fremden Männer an. Plötzlich malte sich tiefer schreck in ihren Augen. Sie richtete sich halb auf, griii nach dem Kops und stammelte: „Wo bin ich — was wollen Sie von mir?" „Fürchten Sie nichts, Fräulein", antwortete Doktor Martens, „wir fanden Sie ohnmächtig aus der Straße und haben Sic hicrhcrgcbracht. damit Sie sich er holen." Die Ansprache beruhigte die Baronin etwas. „Geben Sie mir zu trinken." „Das beste wäre ein Glas kräftigen Weines", meinte der Arzt. Der Kommissar winkt« dem Wir: und fragte, ob er Champagner im Keller habe. „Za, zufällig", lautete die Antwort, „von der letz ten Hochzeit ist noch sine Flasche übriggeblieben." „Bringen Sic üe." Der Wein belebte die Erschöpfte sichtlich. Mit dem Zurückkehren der zzraft richtete sie sich auf, ord nete ihre Toilette und griff nach dem Umhängetuche. „Ich will jetzt nach Hause. Man wird schön sehr besorgt um mich sein. Man erwartet mich. Bin ich schon lange hier?" .Höchstens eine Viertelstunde." „Dann kann es ja noch nicht spät jein." — „Neun Uhr", antwortete der Arzt. „O, dann habe ,ch Eil«. Ich danke Ihnen viel mals, meine Herren." Damit reichte sie Doktor Martens die Hand und wandte sich zur Tür. mittler« der drei Pyramiden und hörte dort den Vor trag des Professors Borchardt über die Tempel ausgradungen, die in den letzten Jahren hier zu Füßen der Pyramiden gemacht worden siird. 'Nach einem langen Ritte wurde abends das Mona-Hotel bei den Pyramiden von Gezeh erreicht, und non da aus in Automobilen nach Kairo zuräckgcfahreu. Abends 8 Uhr sand im Hotel ein Diner für 12 Per sonen statt, zu dem geladen waren: der deutsche Generalkonsul Prinz Hatzfeldt, Professor Borchardt, Professor Looß, Konsul Freiherr v. Falkenhausen, Le gationssekretär Dr. Kinlin, Attache v. Tiedemann und ter Dragoman Dr. Prüfer. Dem Prinzen Hatzfeldt überreichte der König seine Photographie im Tropen anzuge mit seiner Unterschrift. Am 1. April, früh 9 Uhr, erfolgte die Abreise von Kairo. Zur Ver abschiedung hatten sich aus dem Bahnhofe ein gesunken: im Auftrage des Khediven der Obcr- ,zeremonienmeister Said Zoulsikar Pascha, ferner der Polizeipräsident von Kairo (ein englischer General). Prinz Hatzfeldt mit den Herren seiner Mission. Herr v. Mohl, Professor Borcbrrdt, Pro fessor Looß. Dr. Prüfer usw. Der König ver abschiedete sich freundlich von allen Herren und äußerte wiederholt seine vollste Befriedigung über den Verlauf seiner Reise und seines Aufenthaltes in Kairo. Kurz vor der Abfahrt des Zuges traf ein Telegramm des Khediven ein. für das der König in herzlichen Worten dankte. Um 9 Uhr vormittags ver ließ der Extrazug, den ter Khedive dem König zur Verfügung gestellt hatte, den Bahnhof. Gegen ^11 Uhr hielt er in der Station Kafrei-Zaiat und wurde hier auf einem Nebengleise zur Fabrik des .fterrn Lindemanu gefahren. Hier hatten sich zum Empfange eingefunden: im Auftrage des Khediven der Gouverneur der Provinz, der in Tunta residiert, ferner Herr Lintemann und sein Kompagnon Herr Hoffmann. Unter Führung dieser Herren besichtigte der Monarch die Fabrikräume, in denen oie Baum wolle entkernt und versandfähig gemacht wird. Nach einem Aufenthalte von 10 Minuten wurde der Zug wieder bestiegen und die Fahrt nach Alexandrien fort gesetzt. Es sei aber noch erwähnt, daß der Khetive ,wci Tage vorher densclbm Weg gefahren war, in Kafrei-Zaiat gehalten und alle Vorbereitungen für den Empfang des Königs besichtigt und selbst ver schieden« darauf beüqliche Verfügungen getroffen hatte. Kurz nach 1 Uhr traf der Zug in Alexan -rien ein. Auch hier war der Gouverneur zum Emp fange erschienen. Außerdem halten sich der Konsul Hopmann und L«r Vizekonsul Dr. Breitling ein gefunden. Es wurde direkt in die Villa -es Herrn Lindemann gefahren, wo der König das Frühstück nahm. Auf der Treppe wurde der König von Frau Lindemann empfangen und in das obere Stockwerk geleitet, wo die zwei kleinen Kinder des jungen Che paares dem König einen Blumenstrauß überreichten und ein Gedicht hersagten. An dem Frühstück, das sehr animiert verlief, nahm auch der Konsul und Frau Hopmann und der Vizekonsul Dr. Breitling teil. Nach Schluß desselben wurde zu der Deurschcn Orient bank gefahren. Alle Angestellten waren versammelt; auch zehn Sachsen, die in Alexandrien leben, hatten sich hier eingefunden und wurden dem Fürsten durch den Konsul vorgestellr. Der König sprach mit allen. Nach Besichtigung der Räumlichkeiten der Bank und nachdem sich der König in das Fremdenbuch ein geschrieben hatte, ging die Fahrt weiter nach der Baumwollenpresse. Hier wird di« Baumwolle zu großen Ballen zusammengepreßt, eine Arbeit, die interessant zu sehen ist. Doch die Zeit mahnte. Die Wagen wurden daher wieder bestiegen und zum Hafen gefahren, wo der König an Bord des Oester- reichischen Lloyddampfers „Semiramis" von den „Verzeihen Sie, Fräulein, ich kann Sie unmöglich allein gehen lasten. Mein Freund und ich werden Sie begleiten " „Nein, ich danke, ich fühlte mich schon kräftig ge. »ug. Ich wohne in der Nähe. Gleich über dem Rialto. Die paar Schritte will ich jetzt allein machen." „Fräulein", der Kommissar dämpfte seine Stimme, „ich fürchte in erster Linie für Ihre Sicherheit Er innern Sie sich nur der Geschehnisse vor einer Viertel stunde." „Ich bin überfallen worden, glaube ich. Zwei Männer stürzten stch auf mich. Und nur durch Ihr Dazwischentreten . . ." „Nicht deshalb erwähne ich des Umstandes", wehrte Doktor Martens ab, „sondern weil ich fürchte, die Sirolche könnten ihren Angriff wiederholen. Bitte, gestatten Sie mir, daß ich Sic begleite, bis Sie in eine sichere Gegend kommen. Ich verschwinde, sobald Sie es wünschen." Die Baronin zögerte und sah unschlüssig vor sich hin. „Es ist aber wirklich nicht notwendig." „Bitte, ich will mich nicht aufdrängen. Sie wer den wohl nichts dagegen haben, wenn wir Ihnen in gemessener Entfernung bis zum Rialto folgen " Die Baronin schwankte wieder einen Augenblick, dann sagte sie: „Wenn Sie schon durchaus so liebenswürdig sein wollen, dann bitte, kommen Sie aleich mit mir." Doktor Martens reichte der Daronin oen Arm und geleitete sie vorsichtig über die schmalen, ausgc tretenen Stufen. Auf der Straße atmete die Baronin em paarmal tief auf und stützte sich schwer auf d«n Arm ihres Begleiters. „Der Schreck lieg! mir noch in den Gliedern Es gehr schwerer, als rch gedacht habe. Besten Dank, daß Sie sich meiner so liebenswürdig annehmen. Ohne Ihre Hilfe ging« es wahrhaftig noch nicht." Langsam schritten sie der Rialtobrücke zu. Die Gaste war menschenleer. Der Mond schien hell herab und warf die scharfumrissencn Silhouetten der Häuser giebel auf den Boden. Agent Huber lugte vorsichtig nach allen Seiten aus, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Für alle Fälle aber hielt er seinen Revolver bereit. (Fortsetzung folgt.)
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