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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.07.1932
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320720022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932072002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932072002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-07
- Tag1932-07-20
- Monat1932-07
- Jahr1932
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seile 2 Männern erfolgen wirb, die durch Braun und Gevertng aus ihr« Posten gestellt worden waren, steht außer allem Zweifel. Die Maßnahmen der RcichSregterung in Preußen traten äußerlich zunächst nur mit der Tatsache in Erscheinung, daß «m ISN Uhr ein Leutnant «nd drei Man» von der Reichswehr im Preußischen Staatsmiuisterium in der Milhelmstrabe erschienen «ud dort die BllroS als sür vorlänsig geschlossen erklärten. Die Reichswehr blieb zunächst auch im Gebäude. da» im übrige» geschloffen wurde. Der Polizeiposten vor dem Portal erhielt die Anweisung, niemanden htneinzulassen, so daß auch die zahlreichen Pressevertreter, die auf die ersten Meldungen hin sofort Erkundigungen an Ort und Stelle «inztehen wollten, abgewiescn und nach dem Preußischen Innenministerium Unter den Linden geschickt wurden. Hier hieb es, daß man auch noch nichts Näheres wisse.. Das Straßeubtld zcigte in der Wilhelmstrabe und Unter den Linden bis zu den ersten NachmittagSstnnden keinerlei Veränderungen, aber eS bildeten sich überall kleine Gruppen, in denen entweder die tatsächlichen Ereignisse diskutiert oder ober die wildesten Gerüchte kolportiert wurden. Braun Wt selne Absetzung stlr «ngtiitlo Berlin, 20. Juli. Bon der abgesehten preußischen Staat», regierung wird folgende Verlautbarung veröffentlicht: Die preußische LtaatSrcgierung nimmt einstimmig zu den henti- gen Vorgängen wie folgt Stellung: 1. Die Etnsehung eines ReickSkommtffarS für Preußen, dem die gesamte vollziehende Gewalt übertragen wird, widerspricht nach Anschauung der preußischen Negierung der Reichoversassung: weil kein Anlaß z« einer solchen Maß nahme vvrliegt,- weil die Einsetzung keine «nötige Maß- — »Vr—daer Zlachrteytri»" — nähme zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung* ist; weil der Einsatz ander« Zwecke verfolgt. Die preußisch« StaatSregteruna wird daher sofort den GtaatögerichtShof anrufen und Vi» zu dessen Entscheidung den Erlaß einer einstweiligen verfllgung beantragen. 2. Soweit auf Grund des Artikel» «8 der ReichSver- faffung unmittelbar oder mittelbar durch einen Reicks- kommtssar in Artikel 17 der ReichSverfaffung eingegriffen wirb, -. v. durch Absetzung von Ministern oder Ernennung neuer Minister oder in Artikel SS der ReichSverfaffung, wo- nach bi« Länder im Reich»rat durch Mitglieder ihrer Regie rung vertreten werden, wird die preußisch« StaatSregietung einen solchen Eingriff al» ungültig und nicht vorhanden ansehen. In Kreisen der NeichSregierung wirb «S stark bezweifelt, bab der StaatSgertchtShof eine einstweilige Verfügung er raffen werde, wie sie in der Regel nur in Zivilprozessen er folge. Der StaatögerlchtShof hat in der Tat in seiner bis herigen Praxis nnr in ganz seltenen Fällen eine einstweilige Verfügung erlassen. Aufruf -es Militärbefehlshabers Berlin. 20. Juli. »Ich bin durch den Herrn ReichSwehr- mintster zum Inhaber der vollziehenden Gewalt für den Bereich von Groß-Berlin und die Provinz Brandenburg er nannt worden. Ich erwarte von allen Behörden und von der Bevölkerung, daß sie meinen zur Aufrechterhaltung der ösfentlichen Ruhe «nd Ordnung erlaßenen Anordnungen Folge leiste». Wer diese Bekanntmachung böswillig abreibt, verunstaltet oder beschädigt, wird bestraft. Berlin, den 20. Juli 1032. Der MilttärbesehlShaber, gez. v. Rundste dt, Generalleutnant.* Die Begründung »er Rewmrdmnig Berlin, S0. Juli. Durch die Verordnung beS Herr« Reichspräsidenten vom 29. Full 1932 ist der Reichskanzler inm Kommissar sür Preuben bestellt worben. In die ser Eigenschaft hat er aus Eirund der ihm erteilten Voll machten den Ministerpräsidenten Braun und den Minister beS Innern Severing ihrer Aemter enthoben. Die Befugnisse und Ausgaben dcS prenbischen Ministerpräsiden ten sind aus den Reichskanzler als R e l ch S k o m m t s s a r übcrgegangen. Die T e l b st ä n d i g k e i t des Landes Preußen im Rah men der ReichSversassung wird nicht angetastet. Die NeichSregierung erwartet vielmehr, baß eine baldige Be endigung des auf Grnnd der Notverordnung geschaffenen Zustandes eintreten wird. Die blutigen, von kommunistischer Seite hervorgeruse- nen Unruhen haben die NeichSregierung vor die schwere Aufgabe gestellt, von sich ans für Ruhe und Sicherheit im größten Lande Deutschlands zu sorgen. In den übrigen dentschen Ländern, in denen die Polizei behörden strass geleitet werden, besteht keine Besürch, tung, daß kommunistische Umtriebe Srsolg erzielen. Die NeichSregierung bedauert lebhaft, daß diese Voraus- setznngen sür Preußen nicht in dem notwondigcn Umfang zutresfcn, obgleich die ordentlichen Poltzeiorgane durch Ein satz von Person und Leben der Beamten sich bemüht haben, der osfenbar von langer Hand vorbereiteten Unruhen Herr zu werden. In Preußen bat die Ncichsregiernng die Beob achtung machen müssen, daß Planmäßigkeit und Zielbewußtheit der Flihrnng gegen die kommunistische Bewegung fehlen. ES Ist kein Zufall, daß gerade in Preußen die kom munistische KampfeSvrganisation am straffsten und erfolg reichsten ausgetreten ist und an den verschiedensten Orten krnste »nd blutige Unruhen Hervorgerufe» hat. ES besteht der begründete Verdacht, daß hohe preußische Dienststellen ln Berlin und an anderen wichtigen Punkten nicht mehr die innere Unabhängigkeit besitzen, die zur Erfüllung ihrer Aufgabe notwendig ist. lkadnrch ist in weiten Kreisen der Behörden, der Exekutiv beamten, sowie der Bevölkerung die staatliche Autorität er schüttert. Verstärkt ist dieser Eindruck in der Oessentlich- keit durch die ungezügelten scharfen Angriffe des preußi schen Ministers des Innern und anderer hoher Beamten gegen die NeichSregierung. Die notwendige vertrauensvolle Zusammen- arbeit zwischen NeichSregierung und Landesregierung ist durch dieses Auftreten unmöglich gemacht worden. Unter diesen unerträglichen Umständen ist die vorübergehende Zu sammenfassung der Machtmittel dcS Reiches und Preußens in der Hand des Reichskanzlers als NcichSkommiffar für Preußen der einzige Weg zur raschen Befriedung des größten deutschen Landes. Die Ariteretchllmv -er Län-er Berlin, 20. Juli. Zu dem Empfang der Länbervertreter beim Reichskanzler erfahren wir »och ergänzend, baß zu nächst der Vertreter Bayerns beim Kanzler war, im An schluß daran die Gesandten von Baden, Sachsen, Thü ringen, Hessen und Hamburg. Die badische Ne gierung wird außerdem durch den NeichSverkehrSmintster Eltz v. Nttbcnach unterrichtet, der bereits nach Karlsruhe unterwegs ist. Ebenso wird die württembcrgische Staats regierung durch den Stellvertreter dcS wttrttembergischen Gesandten in Berlin, Dr. Wiedmann, unterrichtet, der gleichfalls bereits mit diesem Auftrage von Berlin unter wegs ist. Franz Bracht Berlin, 20. Juli. Oberbürgermeister Bracht, der im 65 Lebensjahre steht, hat Rechtswissenschaft studiert »nd war zunächst Staatsanwalt in Essen und Hamm. Von 1»11 bis 1M8 war er als NcgierunaSrat im NelchsversicherungSamt tätig. Dann wurde er als Vortragender Rat in das Reichs amt des Innern berufen. Im Jahre 191V wurde er Ministerialdirektor im preußischen Wohlfahrtsministerium »nd Anfang Dezember 1N23 berief ihn Reichskanzler Marx zum Staatssekretär der Reichskanzlei. Bis dahin war Bracht, -er als Anhänger und Freund StegerwaldS galt, politisch nicht hervorgetreten. Im Jahre 1024 übernahm Bracht, der. wie er damals erklärt«, dem Zentrum nahesleht, daS Oberbürgermcisteramt der Stadt Essen. Kabinettskrise in Statten Fünf Minister zurückgetreten — Mussolini übernimmt daS Außenministerium Nom, 2V. Juli. Die Ngenzia Stefani meldet: Der König hat den Rücktritt des Außenministers Gr an di, des Finanz ministers MoSconi, dcS IustizministcrS Rocco, des Er» zichungöministerS Giuliano und des Korporations ministers Bottai entgegengcnommen. Er ernannt« znm Minister für Auswärtige Angelegenheiten »nd Korporationen den Regierungschef Mussolini, zum Iustizminister den Abgeordneten und Rektor der Universität Rom, Professor De FranciSci, zum Finanzminister den Abgeordneten Guido Jung und zum SrziehungSminister den Abgeordneten «nd Rektor der Universität Palermo, Professor Ercole. Sm Wtdeot «en Bayern mud Lenden London, 2N. Juli. Die deutsche Faltbootfahrerin Friedl Meyer traf am Dienstag mit ihrem Faltboot in London ein. Sie war vor längerer Zeit ans ihrer bayrischen Heimat dem Lauf des Mains und des Rheins folgend nach Eng land gefahren. Sie erregte großes Aufsehen bei der Lon doner Bevölkerung, als sie vor dem ParlamentSgebäube ihr Boot an Land brachte. Mittwoch. 20. Zu« »kk Vertliches un- «üchftfches Vnd vtWltammialmn «gen Sr. »Um «u< »rr lttzlrn «rfamtratsfttzuno Auf da» Ersuchen der Stadtverordnete», wegen der Unterstellungen und Angriffe, die Bürgermeister Dr. Bührer gegen die Finanzpolitik der Stabt Dresden er- hoben hat. da» Dts»tpltnarverfahren zu bean tragen, faßt der Rat »«stimmende Entschließung, da nach den hierüber vorliegenden Presseberichten die Kritik, die Bürgermeister Dr. Bührer gegen die Finanzpolitik der Stadt Dresden geübt hat, nach Form und Mab der Amts- pflicht widerspricht und geeignet ist, den Ruf der Vermal- tung der Stadt Dresden schwer zu beeinträchtigen, ein Vor- gehen, da» um so schärfer zu verurteilen ist. al» Bürger- meister Dr. Bührer al» Vorstand de» städtischen Finanz- amte» selbst die Verantwortung für einen erheblichen Teil der von ihm kritisierten Maßnahmen übernommen hat. Wetter beschließt der Rat, in da» schwebende Disziplinär- verfahren «inen Brief ein,«beziehen, den Bürgermeister Dr. Bührer an eine ausländische Bank gerichtet hat und in dem er «s unternommen bat, biese Bank zu be- wegen, ihren Einfluß bet den damals schwebenden Sttllhalte- verhandlungen und ReparakionSbesprechungen nach der Richtung hin geltend zu machen, baß die „ungerechte und unzweckmäßige* Regelung deS Anleihe-NeubelibcS durch Gleichstellung diese» Neubesitze» mit dem Alt- besitz abgelöst werde, eine Maßnahme, die mit schweren finanziellen Belastungen der Stadt Dresden, der deutschen Gemeinden und des Deutschen Reiches hätte ver bunden sein müllen, und welche die schwebenden Stillhaltc- und ReparattonSbefprechungen zu Lasten Deutschlands er heblich kompliziert hätte. Der Antrag der Stadtverordneten, Bürgermeister Dr. Bührer während de» gegen ihn schwebenden Dicnststras- verfahren» von der Stellvertretung des Ober bürgermeisters zu entbinden, wird angenommen. Die hierzu notwendige AuSnahmebewtlltgung von sf 80 der Gemeindeordnung soll bei den zuständigen Stellen nach- gesucht werben. Auf da» wettere Ersuchen der Stadtverordneten. Bürger- meister Dr. Bührer bis zum Ablauf des gegen ihn mit dem Ziele auf Dienstentlassung schwebenden Disziplinarver fahrens vorläufig vom Amte zu entheben, stellt der Rat fest, daß eine rechtlich« Möglichkeit zu einer solchen Ent- Hebung nicht besteht. Er beschließt jedoch, bet dem Ge- samtmlnisterinm die Versetzung Dr. BithrrrS in den Ruhe stand sWartcstands zu beantragen. DaS schwebende Diszipli- narverfahren wird hierdurch nicht berührt. Der Rat nimmt zustimmend Kenntnis vom Rech nungsabschluß der Stadtbank für da» Rechnungs jahr 1V81, der sich nach Abführung von 112 282,60 Reichsmark sahungSmäßiger Stärkung der Sicherheitsrücklagen der Stabtbank und der Girozentrale Sachsen, 48861.28 Reichs mark Abschreibung auf Geschäftseinrichtung und Büro maschinen und 60 056,40 Reichsmark Abschreibung buchmäßi ger Kursverluste der eigenen Wertpapiere ohne Rein gewinn auSgletcht. Ein Ersuchen der Stadtverordneten auf Herabsetzung der Eintrittspreise für das Georg-Arnholb-Bad und Einführung verbilligter Eintrittskarten sür kürzere Be nutzung wird abgelehnt, weil danach ein Fehlbetrag siir das Bad befürchtet wird. Der Rat beschließt, die .Wasserturmstraße* im Stadtteil Blasewitz nach dem in Dresden als Hofkapellmeister wirken den großen deutschen Tonmeister Heinrich Schütz, dessen TodeStag sich am 6. November d. I. zum 260. Male jährt, in „Heinrich-Schütz-Straße* umzubenenncn. Schonen-e Vritretbung -er Anlleverletstunven Da» Ministerium de» Innern hat im Sächsischen Ber- waltungSblatt folgende Verordnung erlassen: Von Mitgliedern de» Landtages ist darüber Klage ge führt worden, daß bei der Beitreibung von Anlieger- lei st u n g en n t ch t i m m er so schoncnd verfahren werde, wie es die gegenwärtig bedrängte Lage des Hausbesitzes verlange. Die Regierung muß, wie sie vor kurzem auf eine entsprechende Anfrage im Landtage bereits erklärt hat, er warten, bab die Gemeinden bet der Eintreibung von An- ltegerleistungen auf die wirtschaftliche Lags der Grundstücksbesitzer die erforderliche Rücksicht nehmen und jedenfalls eine unvermutete Eintreibung unterlassen. Nach Prüfung der Verhältnisse im Einzelkalle wird vielfach eine weiter« Stundung zugestanden werden müllen. —* Kein Anftrete« de» Kartoffelkäfers. Zu den Mel dungen über angebliches Auftreten des Kartoffelkäfers sKoloradokäferj in Weinböhla wirb amtlich mitgeteilt, daß die Untersuchung ergeben hat, daß es sich glücklicherweise nicht um den gefürchteten Käser, sondern um harmlose Käferarten handelte. Der Kartoffelkäfer ist zur Zett nir gend» in Deutschland festzustellen. Die Billa des Aoraz soll tviedererftehen Aus Nom wird un» geschrieben: Ein Mittelpunkt geistig beschwingter, lebensfroher Geselligkeit der römischen Kaiscrzcit, die Villa des Horaz im Labincrgebirge, soll, so plant die italienische Negierung, ans den Trümmern, in denen sie sahrhnudertelang gelegen, neu erstehen. Ihre Auf findung ist letzt einem Gelehrten der Amerikanischen Aka demie in Rom, Thomas D. Price ans Boston, gelungen, und die von diesem Institut gemeinsam mit der italienischen Ne gierung durckgeführtcn Arbeiten haben Inschristcn und Fundstücke zutage gefördert, die nach der Ansicht der hervor ragendsten Forscher es höchst wahrscheinlich erscheinen 'affen, daß man nun endlich die lang gesuchte berühmte Stätte wirk lich ausgesnnden habe. Dreimal in den letzten 15» Jahren glaubte die Wissenschaft, dieses Ziel, immer wieder an anderer Stelle, erreicht zu haben. Tie nunmehr sreigelegten Nttinen eines stattlichen Landgutes liegen zwischen zwei Hügel» des SabinergebirgcS eingebettet, 16 Kilometer nord östlich von Tivoli, dem Tibur der Alten. Die niedrigen Umfassungsmauern umschließen ein Gebiet von 120 Meter Länge und 45 Meter Breite. In Ihrem Umkreise befindet sich ein geräumiges, 24 Gemächer fassendes Haus, drei Bade- bassinS für kaltes, warmes und laue» Wasser, und ein schöner Garten von 050 Quadratmeter Ausmaß, der in seinem Mittelpunkt einen grobe», über zwei Meter tiefen Fischteich ausweist und an drei Seiten von einer gewölbe gedeckten Säulenhalle umgeben war, in deren erquickendem Schatten Horaz und seine Gäste nach dem Mahl Ruhe und Erholung suchten. Nun paßt freilich dieses imponierende Besitztum, in dem auch ein eigenes Theater und ein mit Statuen, Brunnen und frischen Blumen geschmücktes Nymphäum nicht fehlt, nicht recht zu der von dem Dichter in Oben und Episteln an seinen Gönner Mäcenaö betonte» Bescheidenheit seine» Güt chen», seines stillen „Winkels". Aber Dichterworte sind ja nie buchstäblich zu nehmen, am allerwenigsten, wenn sie den Zweck haben, die Gebefrcudigkett de» freigebigen Freundes zu neuen Taten zu ermuntern. Da mag schon de» Dichter» Auge mit verkleinerndem Maßstab gesehen haben. Haben doch auch die Ausgrabungen den stattlichen Weinkeller dcS Horaz mit Dutzenden gewaltiger Weinamphore» zutage ge fördert, während er nicht absichtslos in einer Ode -weiselt, ,ob er Mäcena» au» seinem Palast in seine niedrig« Be hausung laden bürste, da er ihm nicht einmal di« Lockung eines noch nicht angezapsten Falles Wein versprechen könnte. Und wenn er sich schon zu einem Weinvorrat in seiner Villa bekennt, da darf es nur bescheidener Sabinerwcin, selten der herrliche Falerner, sein. Die aufgesunbenen Amphoren in seinem Keller haben sich leider als leer erwiesen, so daß eine Nachprüfung der höchst wichtigen Frage, welche Sorte den Dichter zu seinen Versen begeistert hat, nicht mehr mög- lich ist. In verschiedenen Räumen der Billa wurden von Price Mosaikfußböden mit einem sehr komplizierten Muster in Schwarz und Weiß freigelegt und mannigfaltige Marmor funde, Dachziegel und Stücke von bemaltem Gip» in da» Museum von Vicenza, der nächstgelegenen Stadt, gebracht. Den glanzvollsten Raum de» Hause» bildete da» Triclintum mit seinem bunten Marmorsußboden, in dem sich bei fest- licken Gelagen alles vereinte, was in dem damaligen Rom durch Reichtum, Talent und Schönheit ausgezeichnet war, so neben dem Spender aller dieser Annehmlichkeiten, dem reichen MäcenaS, der da» Landgut dem Dichter im Jahre 83 v. Ehr. zum Geschenk gemacht hat, der ernste Vergil, der Elegiker TtbnlluS und die vielen Schönen, die Lalagc», Lydien, Ehloe» und das Heer der Namenlosen, die in den Horaztschen Versen noch heute fortleben. Da» Triclinium lag vollkommen abgesondert von den Räumen der Sklaven, nm eine unliebsame Störung der Gelage zu vermelden. Ein Gang führte von dem Speisesaal in» Warmbad. Zu seiner wie zu deS große» Teiches Versorgung mit heißem Waller diente eine unterirdische Heizanlage, die auch dem Hause an kalten Tagen durch eine Warmlustversorgung ein« an genehme Temperatur verlieh. Der bescheidene .Winkel* de» Horaz stand also an Komfort hinter den Leistungen unserer neuesten Wohnkultur kaum zurlick. Die einzigartige Be- deutung dieses dem Tageslicht wiedergegebenen berühmten antiken Landsitze» sieht Thoma» Price .in seiner Lage, seiner Vollkommenheit als architektonische» Ganze» und in der engen Verbindung, die hier zwischen Hau» und Garten herrschte". Kunst un» Wissenschaft s* Dresdner KunslgewerSeoerei». Von End« Kult VI« End« September wird der Dresdner üunstgewerbeverein eine Londer- anestel tung feiner Mitglieder und Mäst« in den Räumen »es Siaailiiben Kunstgewerbemuseum» vorlsthren. Der Verein erholst von dieser Veranstaltung eine Förderung der an gewandten Kunst, die nichi minder al« dl« sreie unier den Zeit- perhältnissen zu leiden hat, L» werden die vrrschiedenen Zweig« de» heimischen Kunstbandwerk» in knapper Zusammenstellung ge zeigt werden. Dem Nu»stellung«au»ichuh gebaren anher Mii- gliedern be» Vorstände» und verwaltung»raie» die Herren Pro- leffor Grob und Dr. Balzer an. , s Glückwunschtelegramm b«S Reichspräsidenten an Prof. Liebermann. Der Herr Reichspräsident hat an Prof. Dr. Max Liebermann zu bellen 86. Geburtstag ein herzliches Glückwunschtelegramm gerichtet. s* Universität Leipzig. Der vautzner Volksschullehrer Dr. WalterFrenzel. der sich durch seine vor. und früh geschichtlichen Forschungen in der Ober, und Niederlausitz einen Namen gemacht hat, ist zum Assistenten de» anthro- pologisch-ethnologtschen Forschungsinstitute» der Universität Leipzig ernannt worden. «Heimer Iusttzrat Wildhagen 78 Jahre alt. Der bekannte Rechtsanwalt am Reichsgericht, Geh. Iusttzrat Dr. Georg Wildhagen, vollendete am 10. Juli fein 76. Lebensjahr. Wildhagen ist seit 1807 als Rechtsanwalt am Reichsgericht tätig und eine anerkannte Autorität besonder» aus den Gebieten de» gewerblichen, künstlerischen und literarischen Urheberrechts und des Patentrecht». Seit mehr als 12 Jahren führt er den Vorsitz der Anwaltskammer am Reichsgericht. s* verlagSblrektor Robert Schanz in Berlin gestorben. An den Folaen einer Gallenblasenoverakion vi"^"'ed hente Mittwoch früh nach zweitägigem Krankenlager der Verlags- dtrcktor und VcrlagSbnchhänbler Robert Schanz, Vorstands mitglied der August Scherl G. m. b. H. s* Professor Dammann erhält den römischen Chemie- Preis. Der internationale Ehemie-Prct» der Akademie der Wissenschaften in Rom, wurde dem ordentlichen Professor der physikalischen Chemie, Geheimrat Dr. Gustav Tammann tu Götttnaen, zuerkannt. s* Sicherung beS Dortmunder StadttheaterS. DaS Dortmunder Stabttheater und da» städtische Orchester sind nach der inzwischen eingegangenen Zustimmung des preu ßischen Innenministerium» für die Spielzeit 1082/88 nun mehr gesichert. Nach dem Beschluß des Magistrats wurde sür da» Rechnungsjahr 1082 ein Zuschuß von oooooo Mark, für da» Theater und 228 100 Mark für da» Orchester be- willigt. s* Kürzung der Spielzeit für die Psalzover. Der Auf- NchtSrat der Psalzoper tn Kaiserslautern sieh» sich gezwun- gen, die kommende Spielzeit aus die Zett vom 18. Sep tember bi» 81. März 1088 zu beschränken, da die Reichs-, Lande»- und KreiSzuschttll» erheblich gekürzt wurden und nicht in bindender Form zugesagt werden konnten. Bet nötiger Nachfrage ist jedoch «tne Nachspielzeit im April geplant.
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