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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.09.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320915012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932091501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932091501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-09
- Tag1932-09-15
- Monat1932-09
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.09.1932
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Schon hat die demokratische Linkspresse herauSgekunben, daß die Finanzierung des Projekts, die ja mit den Mitteln der RetchSanstalt für Arbeitsbeschaffung erfolgt, insofern zu beanstanden sei, als die Arbeiter und Angestellten, bzw. deren Arbeitgeber, diese Mittel ausbringen; schon macht man sich Kopfschmerzen darilber, daß nicht etwa «in Mißbrauch mit billigen oder unentgeltlichen Arbeitskräften getrieben wird iEinengung de» ArbeitSmarktS): schon furchtet man, die Eingliederung von Hilfskräften in die Wirtschaft wtirbe bei der derzeitigen Erwerbslosigkeit unmöglich sein. Aber all diese Widerstände sind da, damit sie Überwunden werden — bet gutem Willen ist das durchaus möglich! —, und so wie Überhaupt das Papensche WirtschaftSprogramm einen Wechsel aus die Zukunft zieht, so darf auch dtefe Aktion nicht nach den trostlosen Makistäben der hinter uns liegen den WtrtschaftSschrumpsung gemessen werden, sondern muß getragen sein von dem Vertrauen auf ein Gelinge». Dann springen die Vorteile — weit Uber das Wirt schaftliche binanSgreisend — jedem Einsichtigen in die Augen: Der künftige Akademiker lernt das Leben seines Volkes in allen seinen Schichten kennen und lieben und legt einen soliden Grund für seine theoretischen Studien. Sie schwe ben dann nicht mehr in einem luftleeren Naume, sondern werden beständig geordnet und in Zusammenhang gebracht mit einer sehr konkreten Anschauung von der Wirklichkeit des Lebens. Der junge Mensch vertauscht bann nicht mehr dle eine Schulbank mit der anderen, in allerlei Illusionen besangen bleibend, sondern in der Zeit, wo er den Ernst des Lebens seiner Volksgenossen kennenlernt, legt er den Grund für «ln« wahrhaft soziale Einstellung, die nicht nur sUr ihn selbst, vor allem für die Gesamtheit reiche Fruchte trägt. ES ist -. B. geplant, thn während der Wtntermonate in gemeinsamen Wohnheimen mit jungen Arbeitern unter zubringen: wie segensreich für kommende Generationen unseres Volkes wäre eS, wenn aus dieser Gemeinsamkeit ein Verständnis sUr bas Denken und Fühlen des anderen BolkstetleS erwüchse, wenn man verstehen lernte, wie im Grunde ein Wesen, das deutsche Wesen, alle beseelt! Sind nicht schließlich alle sozialen Nöte unserer Tage aus Mißverständnissen und aus der sauattschen Versteifung der Mtßverstäudntffe entstanden? Di« sozialen Gegen sätze zu Uberbr ticken, war ja schon die erwünschte Begleiterscheinung des WerkstndcntentumS von 1921 bis 1024: diese Möglichkeit staatSpolitisch ganz zu erschöpfen, ist der Sinn des akademischen WerkjahrcS. — Der pädagogische Wert für den einzelnen wlirbe in der Gewöhnung an einfache Lebensformen bestehen, in der körperlichen und geistigen Zucht, in dem Einblick ins praktische Lebe»; kurz um, was frühere Akadcmikergcncrattoneu im Heeres dienst sanden, bas könnte künftig das Werkjahr er möglichen. ES handelt sich also um eine Maßnahme, die unter vielen Gesichtspunkten zu begrüßen ist, und die — Gott sei Dank! — zu jenen gehört, die alle nationalen Kreise hinter sich haben. Je rascher und tatkräftiger sie durch geführt werden, nm so mehr KvnfliktSstvsf schafft mau a»S der Welt, den» nur die Theorien stoßen hart auseinander, in praktischer Arbeit wird man sich gern zusammeusinden. nicht einverstanden sei und daß sie »ach wie vor daran scst- halte, daß die Regierung auf Grund des für sie vernichten den Abstimmungsergebnisses hätte zuritcktreten müssen. Von seitcn der Van rischen Volks Partei wurde «S für notwendig erklärt, zunächst einmal die Vorgänge in der Sitzung genau durch Vernehmung von Zeugen, in der Hauptsache Vertretern der N e i ch ö r e g t e r u n g und Mit gliedern des NelchStagöbitroS, zu klären. Sin entsprechen der Antrag wurde vorgelegt. Dle ZcntrumSentschließung wurde »ach Ser teilweisen Ablehnung des nationalsozialistischen Antrages zurück gezogen. Der Ausschuß saßte indessen gegen die Stimmen der Dentschnationale» folgenden Beschluß: „Der Ausschuß hält daran fest, daß das Nichterscheinen des Reichskanzlers und d«S NetchSinnenmintsterS vor dem Ausschuß gegen den klaren Wortlaut und den klaren Sinn des Artikels 84 Absatz 1 der ReichSversassung verstößt. Die Rcichsregierung hat die Abstimmung des Reichstages Uber das Mißtrauensvotum nicht anerkannt: sie ist nicht zu» rückgetreten, sie amtiert vielmehr uneingeschränkt weiter. Von dieser Tatsache ausgehend, hat der Ausschuß das Er, scheinen des Reichskanzlers und d«S Reichsinnenministers verlangt. Bei dieser Sachlage hätten die Mitglieder der Reichsregierung die unbedingt« Pflicht, vor dem Ausschuß aus dessen Verlangen zu erscheinen. Dieser Pslicht kann sich die Reichsregierung wirksam nicht entziehen durch Berusung aus eine juristische Meinung, die sie elngcstandenerweise ab, lehnt und tatjächlich nicht beachtet." Nachdem der Vertreter der Bayrischen Volkspartei seinen Antrag bezüglich der Errichtung eines UntersuchnngSauS- schusses z n r ü ck g e n o m m e » hatte, nahmen die Abgeord neten Torgler lKomm.) und Krank ll sNatsvz.j diese» An trag von neuem wieder aus. Der Ausschuß beschloß mit Sen Ttsmmen der Rational» sozialisten und der Kommunisten die Errichtung eines Untersuchungsausschusses, der als Zeugen Uber die Borgänge in der letzten Reichstagssitzung den Reichs» kanzler, den Staatssekretär Planck, den Relchsmnenminister, den Neichstagsvräsidenten, die Schriftführer und sonstige Personen vernehmen soll, deren Anhörung ihm zweckdienlich erscheint. Ter deutschnationale Abgeordnete Obcrfohren er klärte, eS sei von Interesse, festznstellcn, ob die Mehrheits parteien dieses Ausschusses auch entschlossen seien, Herrn v. Papen vorstthren und verhaften zu lassen, sallS er sich weigere, zu erscheinen. Lobe erwiderte, daß man sich mit dieser Krage erst zu befassen haben werde, wenn eine solche Weigerung wirklich erfolge. Neichstagsprüsidcnt Göring ries: Ich glaube nicht, daß der Reichskanzler die Gesetze mißachten wird. Tamit schloß die Sitzung. Vst SepWkMtmAststiiltM ter Mst 14. Gept. Wie der Deutsch« Gtädteta» mittetlt, sind am «1. August in den Städte« mit über 28 099 Einwohnern (mit zusammen rund Ai Millionen Ein wohnern) Ivsovoo laufend unterstützte Wohlfahrtserwerbs, lose gezählt worben, b. h. Arbeitslose, die weder aus Arbeit», losenverflcherung noch Krisensürforge Anspruch haben und ausschließlich von den Gemeinden erhalten werben. Gegen- über bem Vormonat bedeutet dies «ine Zunahme um 80 nm WohlfahrtSeüverbSlose. Für die Gesamtheit der Gemeinden ist für Ende August mit rund 2 4V00Ü9 Wohlfahrtserwerb», losen zu rechnen. Diese Zahl ist um rund 48s OVO Höher als die kürzlich im Halbmonatsbericht der RetchSanstalt für Arbeitslosenversicherung und ArVetiSvermittlung bekannt- gegebene Zahl der von den Arbeitsämtern anerkannten WohlfahrtSerwerbSlofen (2010 000). Die Differenz, fo heißt es in der Mitteilung weiter, fei darauf zurückzuftthren, baß auf Grund der neuen Verordnung über die Zählung der WohlfahrtSerwerbSlofen von den Arbeitsämtern nicht mehr wie bisher sämtliche von den Gemeinden laufend unter- stützte Erwerbslos« gezählt werben, sondern nur solche, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen. (Zum Bei- spiel nur solche unter 00 Jahren, nur frühere Arbeit- nehmer.) Diese willkürliche Einschränkung be» Personen- kreiseS müsse den Eindruck erwecken, als ob die Zahl der WohlsahrtserwerbSlosen einen Rückgang erfahren hätte. Kür eine derartige Auffassung biete jedoch das Gesamtergeb nis keinen Anhalt. Die WohlfahrtSerwerbSlosenzahlen seien vielmehr in ständigem Wachstum begriffen nnd bildeten nach wie vor für die Gemeinbesinanzen eine un geheure Gefahrenquelle. Die erste Arontsol-atensieölung Berlin, 14. Gept. <Eig. Drahtmeldung.) Mit Unter, stützung der RetchSregierung ist in Schlesien, sttnszehn Kilometer von der polnischen Grenze «ntsernt, die erste deutsche Frontsoldatensiedlung ferttggeworden. Damit «st erstmalig versucht worden, erwerbslose und mittel- lofe ehemalige Frontsoldaten anzusiedeln. AuS vssentliche» Mitteln wurde in der Ortschaft Arschinen, im Kreise Wohlan, «in rund 800 Morgen große- Gut angrkaust. Dort wurden vorerst 18 ehemalige Frontsoldaten aus allen Berufsständen angesiebelt. Jedem wurde ein kleine» Häuschen errichtet, und jeder erhielt 80 Morgen: davon be- wirtschaftet er nur acht Morgen, und die restlichen je 22 Morgen werden von allen gemeinsam bewirtschaftet. An der Arbeit und dem Nutzen des Zentralgutes hat jeder seinen Anteil. Für die geleistete Arbeit gibt es Gut- scheine, für die Naturalien bezogen werben können. Als behördliches Kontrollorgan fungiert die „Schlesische Landgesellschaft-. ES ist geplant, ähnliche Frontsoldatensiedlungen auch in Oberschlesien und Schleswig-Holstein zu errichten. SaS Programm de» Rationalen lilubS Berlin, 14. September. (EigeneDrahtmelbung.) Der langjährige Präsident d«S Nationalen Klubs Berlin 191», MegiernngSrat Krech, bat infolge Erkrankung den Vorsitz des von ihm vom Jahre 1927 an geleiteten Klub» nicdcrgelegt. An seiner Stelle wurde verzog Eduard von Sachsen-Koburg-Gotba zum Präsidenten des Klub» gewählt. Der Herzog hat bei der Uebernahm« der Geschäfte des Präsidenten des Klubs in einer programmatischen Rede dargelegt, welche Aufgaben er sich und dem Klub als Mit kämpfer jn der Front beS deutschen NatiynalsSmuS stellt. Als höchstes Gut erscheine ihm die Einigkeit irtt nativ- na le» Lager, und es sci aerade Aufgabe de» auf über- parteilicher nationaler Grundlage ansgcbauteü KlüVS, für dieses Ziel unablässig zu arbeiten und alles daranzusctzen, das bi« Einigkeit Trennend«, Störende und Hemmende au» dem Wege zu räumen. Der Verzog bezeichnete weiter als di« wichtigsten Forderungen dcS deutschen Nationalismus die Kragen der Staatssouveränität und der damit verbundenen Wchrhohett, der StaatSautorität und der nationalen Wirt- schäft. Konferenz über -te Eteueryutschetne Berlin, 14. Sept. Am Frettagvormtttag finden im RcichsarbeitSmintstcrium Besprechungen der NetchSrcgie- rung mit den Ländern über das Prämicnscheinsystem auf Grund der letzten Verordnung und über die Festlegung der dazu notwendigen Auösührungsbestimmungen statt. Ser MerwaNMssanMnß will Zrimcn Wen Aliterfuchuno -er Reichstavsaufjöslmv vrasttmolänng unnoror voritnor SobrtMottnog Berlin, 14. Sept. Für die NeichSregierung ist bekannt lich mit -em Schreibe», -aS Staatssekretär Meißner im Auftrage -eS Re ispräsidenten an den Reichstagspräsidenten Göring gerichtet hat, -er Papierkrieg um die Versassungs- Mäßigkeit -eS Verhaltens der NeichSregierung abge schlossen. Die NeichSregierung hat nicht die Absicht, noch irgendwie daraus einzugehen. Vor diese Tatsache sah sich am Mittwochnachmittag auch -er N e b e r w a ch u n g S a » S - schuß des Reichstag» gestellt, und zunächst schien «S, als ob die Stimme der Vernunft im Ausschuß selbst als bald die Oberhand gewinnen würde. Dies geht deutlich aus einem Zentrumsantrag hervor, in dem die ver fassungsrechtliche Unwirksamkeit der letzten NeichstagSab- stimmung zugegeben wurde und nur noch nebenbei der poli tische und propagandistische Tatbestand der Abstimmung ans- rechterhalten werden sollte. Dieser Antrag scheiterte, und eS kam schließlich nach langem Hin und Her, aus dem deutlich die Unsicherheit des gesamten Ausschusses hervorging, zur Annahme -es Antrages, daß sich der Ueberivachungsausschuß als Untersuchungsausschuß konstituieren soll. Aus gabe dieses Untersuchungsausschusses soll eS sei», durch Ver nehmung von Zeugen genaue Feststellungen über den Ab- laus der entscheidenden letzten Neichstagösitzung herbeizu- führen. Wie wir zu diesem Beschluß aus der Wilhelmstraße hören, lehnt eS die NeichSregierung auch weiterhin ab, irgend wie vor diesem Ausschuß zu erscheinen, ehe nicht der Reichstagopräfident Göring seinen bekannlen Brief zurückgezogen hat. Im übrigen kann sich der UeberwachungSauöschuß gar nicht als Unterluchungoauoschuß konstituieren, denn er bat ja bereits aus Grund der Verfassung -le Rechte eines Unter- suchllngsauSschusseö: insofern ist dieser Ausschubbeschluß überflüssig. Aber auch darüber hinaus hält die Reichs regierung ihre früher eingenommene Haltung vollständig ausrecht. Ehe nicht, wie gesagt, der NeichStagSpräsibcnt offiziell seine in seinem ersten Schreiben ntedergelegte Auf fassung über die angebliche MechtSwirksamkcit der Abstim mung revidiert, wird kein Minister und kein Negierungs vertreter vor dem Ausschuß erscheinen. Sollte dann wirklich der Ausschuß dazu übergehen, die zwangsweise Vor- führurig der Minister zu beschließen, so würde im gleichen Augenblick die preußische Poltzei, die ja die Vorführung durchführen mühte, dem Reichsministcr dcS Innern durch Notverordnung unterstellt werden. Im übrigen ist ja auch daran zu erinnern, baß Reichskanzler v. Papen R e t ch s k o in m t s s a r in Preußen, also praktisch preußischer Ministerpräsident ist, und man wird von ihm nicht gut verlangen können, daß er seiner eigenen Polizei den Auftrag gibt, ihn selbst zwangsweise vorzusühren. Man steht, wenn man diese Konsequenzen durchdenkt, Unklarheit ln den preußischen Koalltlonsverhandlungen I M MW <t„ kl» I M U I W vom.n- onv ssuN,c,I»N« > M« » SoNottolovobo 21 « Vo«. 1,7» Berlin, 14. Sept. Eine Berliner Morgenzeitnng hatte am Mittwoch die Behauptung ausgestellt, baß zwischen dem Zentrum und den Nationalsozialisten eine Koalition»- Verständigung in Preußen bereits erzielt sei nnd daß ans Grund dieser Vereinbarungen der jetzige stellvertretende NctchSkommissar, Dr. Bracht, als Vertrauensmann des Zentrums Ministerpräsident werden solle, während unter anderem das Innenministerium nnd der Posten des Berliner Polizeipräsidenten an die Nationalsozialisten falle» würden. Jn maßgebenden politischen Kreisen werben diese Behauptungen als eine „kommunistische Zweckmeldnng" zurückgewiescn, und auch in zuständigen parlamen tarischen Kreisen wird das Nachrichten Büro beS Vereins Deutscher Zcitungsverleger ermächtigt, sestzustcllen, baß an derartigen Behauptungen kein wahres Wort sei. ES wird dabei betont, baß bisher die KaolitionSbesprechnngen -wischen Nationalsozialisten und Zentrum in Preußen überhaupt noch nicht wieder ausgenommen seien. Nun sei in der Erörterung der Auswirkungen der Neichstagsauslösung aus Preußen auch die Vermutung ausgetaucht, daß ein neuer staatsrechtlicher Konflikt mit der NeichSregierung entstehen könnte, wenn der Preußische Landtag einen Minister präsidenten wählte, ohne sich vorher mit dem als Neichs- kommissar in Preußen amtierenden Reichskanzler in Ver bindung gesetzt zu haben. Hierzu hört das Nachrichten-Büro des Vereins Deutscher ZeitungSvcrleger, bah von einem solche« Konflikt gar keine Rede sein würde. ES sei daraus hinzuweisen, daß der Reichs- kanzler als Nelchskvmmissar für Preußen selbst in neuer lichen amtlichen Veröffentlichungen zum Beispiel dem TtaatSrat gegenüber nicht mehr vom Ministerpräsidenten ,,a. D." Braun, sondern vom Ministerpräsidenten Dr. Braun, und den StaatSminIstern des Kabinetts Braun spreche, die „von der Ausübung ihrer Amtsobliegenheiten entbunden" worden seien. Danach stelle sich auch die kommissarische Negierung auf den Standpunkt, daß von einer Absetzung dcS Kabinetts Braun nicht die Rede sei. Nur leite für bas von „der Ausübung" der Amtspflichten ent bundene Kabinett Braun der Neichskommissar mit seinen Mit arbeitern die Geschäfte. Jn diesem Zusammenhang sei noch zu erwähnen, daß Ministerpräsident Braun und die Staats minister seines Kabinetts weiterhin die vollen Bezüge eines aktiven Ministers erhielten, einschließlich der Nebenbezüge, die wie die DienstaufwandSentschädigung, nur aktiven Beamten zu gewähren seien. Ferner sei es bem Minister- Präsidenten und den StaaiSministern durchaus gestattet, die Wilm «eiest dei ReWtaae» an die Reolenm Berlin» 14. Gept. Ueber di« bereit» veröffentlichten Briese hinaus sind im Lause des gestrigen Abend» noch weiter« Schreiben aus bem Reichstag an den Reichs präsidenten, den Reichskanzler und den RelchSinnenmintster abgcgangcn. Wie das Nachrichten-Bttro des Verein» Deut- scher Zettungsvcrleger hört, handelt es sich dabet aber lediglich um die formelle Mitteilung der Beschlüsse, die der UcberwachungSausfchuß noch gefaßt hat, also der Beschlüsse über die RetchStagSauslüsung, über den Neuwahl termin und die Presseverbote und über die Haussuchung «m NetchstagSgebäude. Die Mitteilungen sind gemäß einem Be schluß des Ausschusses vom ReichStagSprästdentcn Göring und dem Vorsitzenden des UeberwachungsauSschusseS, dem Abg. Löbe. unterzeichnet. wie sich der Ausschuß in «ine Sackgasse verrannt hat, bi« mit Politik nichts mehr zu tun hat und schon längst die Form einer Groteske angenommen hat. E» wäre deshalb nicht zuletzt im Interesse des an sich schon außerordentlich geschwundenen Ansehens der parlamentari schen Körperschaft klüger gewesen, man Hütte dem erst genannten Zentrumsantrag zugestimmt und damit die ganze Sache aus sich beruhen lassen. Im übrigen geben wir aus dem Verlauf der Sitzung des NcbcrwachnngsauoschusscS folgendes wieder: Eingangs machten sowohl der Vorsitzende wie auch der RtichötagSpräsident darauf aufmerksam, daß die Form d-S Schreibens, in der dem Reichspräsidenten die Beschlüsse des Ausschusses durch ReichstagSpräsibent Göring mitgeteilt wurden, durchaus der althergebrachten Ucbung entspreche. Besondere Höslichkeitsformen seien bei solchen Mitteilungen nicht üblich. 'ReichstagSpräsibent Göring habe also völlig korrekt gehandelt, als er sich im Nahmen der gewohnten Förmlichkeiten hielt. Der Reichstagspräsident teilte außer dem mit, daß auch Staatssekretär Dr. Meißner dieser Meinung betgctreten lei, die Form der Mitteilung als der seitherigen Uebung entsprechend bezeichnet und erklärt habe, baß damit die Angelegenheit für den Herrn Reichs präsidenten erledigt sei. Im weiteren Verlaus führte NeichStagspräsident Göring ans NeichStagösihnngen der Vorkriegszeit eine Reihe von Beispielen dafür an, baß auch damals die Vertreter der Reichsregierung während der Durchführung von Ab stimmungen nicht das Wort zu materiellen Mitteilungen er halten konnten. Die Geschäftsordnung des alten Reichs tages habe das ausdrücklich ausgeschlossen. Die Reichsregierung berufe sich auf Artikel 88 der Ncichsver- fasfung, unterlasse aber dabei die Bezugnahme auch aus den letzten Satz, wonach die NcgicrnngSvertreter der Ordnungs gewalt des Präsidenten unterstehen. DaS Zentrum stellte dann eine Entschließung zur Aussprache, wonach nach Ansicht des Ausschusses die Ab stimmung eröffnet war, bevor sich der Reichskanzler zum Wort gemeldet hatte. Die Nichtunterbrechung des Ab- sttmmungSgangeS bis zur Feststellung und Verkündung des Ergebnisses entspreche sowohl der RcichSvcrsassung als auch der Geschäftsordnung. Weiter betont die Entschließung, daß die Auslösungsorder während der Abstimmung ans den Tisch des NeichStagspräsidcntcn niedergelcgt worden sei. Schließ lich bringt sie zum Ausdruck, baß baS Abstimmungsergebnis keine staatsrechtlich« Wirkung hab-, weil inzwischen der Reichstag ans» gelöst worben sei. Die allgemeine politische Bedeutung dieser Abstimmung, bei der -12 Stimmen gegen die Regierung v. Papen abgegeben worden seien, werde davon nicht berührt. Hierzu betonte »er nationalsozialistische Abgeordnete Dr. Frank ll, daß seine Fraktion mit -em letzten Punkt Dienstwohnungen nnd Dienstkraftwagen zn benutzen, wenn die Mitglieder der Regierung Braun hiervon auch jetzt keinen Gebrauch machten. Würbe nunmehr der Preußische Lanbtag f« »er nächste« Zeit — was man als unwahrscheinlich bezeichnen mutz — einen Ministerpräsidenten wählen, fo würbe «ach ter staatsrechtlichen Auffassung maßgebender parla«««» tarischer Kreise die Mission des ReichSkommissart beendet sei«. Denn der Reichskommissar sei ja lediglich eingesetzt worben, weil in Preußen damals nur «ine geschästSsllhrende Regie rung und nicht eine solche bestand, die entsprechend den Be stimmungen der Berfassung von einer Landtagsmehrheit gestützt wird. Im Fall« der Neuwahl be» Ministerpräsidenten hätte Ministerpräsident Braun die verfassungsrechtliche Aus gabe, dem neuen Ministerpräsidenten die Geschäft« zu über geben, weil bann die amtlichen Funktionen des Kabinett- Braun endgültig erledigt seien. Der Reichskommissar würde in diesem Falle zusammen mit bem endgültigen ÄuSschetben des Kabinetts Braun,/für da» er bi« Geschäfte geführt habe» ohne weiteres feine Aufgabe al» beendet ansehen können.
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