Delete Search...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.12.1934
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1934-12-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19341217028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1934121702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1934121702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1934
- Monat1934-12
- Tag1934-12-17
- Monat1934-12
- Jahr1934
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Ar. SSI Sette 2 — »Dresdner Nachrichten^ — MA des RelAmAtoWligeü Werbcllln SberSwalbe, 17. Dezember. Nachdem sich vor einiger Zett herausgrsteltt hatte, bad di« Unterbringung der beim Bau der RetchSautobahnen beschäf- tigten Arbeiter verschiedentlich sehr zu wünschen übrig lieb hat sich aus Veranlassung de» Führers di« Deutsch« Arbeits front beeilt, im Einvernehmen mit der Generalinsprktton des deutschen Straßenwcfens und mit der Direktion Reichs autobahnen «ine Reih« von Mnsterlaaeru an den Strecke« Ar Relchsautobahneu einzurtchten. um der vauwirtschaft Musterbeispiele an die -and zu geben. Da» Amt „Schönheit der Arbeit" der TAF. hat sich dabei der Mitwirkung des Arbeitsdienstes be dienen können Die ersten Mnsterlager sind bereit» fertig gestellt. Weiterhin ist, nm da» gesamte Lagerwesen bei den RetchSautobahnen beispielgebend zu gestalten, bei der Direk tion der NeichSantobahncn eine „Zentrale für Unter kunft" geschaffen worden, die die gesamte Unterbringungs frage im Sinne der seht erstellten Lager erledigt. Heute mittag fand nun in Anwesenheit de» ReichSorgani- sationSleiterS Dr. Len, des Gencraltnspekteurs für das deutsche Straßenwesen. Dr. Todt, und des Generaldirektors der Deutschen NeichSbahngesellschaft. Dr. D o r p in ii l l e r, die feierliche Einweihung de» RetchSauiobahnlagerS Werbelliu bei Eberswalde statt. Inmitten des Hof» de» Lagers, da» fünf mnfteraültia eingerichtete Schlaf», Wasch» «nd Wirtschastübaracke» anfzuweifen hat. hatten rund um das vom hohen Mast wehende Hakeu- kreuzbanner und nm die tannennmkränzte Rednertribüne etwa 2M Belegschaftsmitglieder und die geladenen Gülte Auf stellung genommen, unter ihnen Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, der DAF. und der NGVO., der SA., SG. und de» Arbeitsdienstes. Zunächst hielt Generaldirektor Dr. Dorpmüller «ine Ansprache, in der er daraus htnwie», dost di« Fürsorge, di« sich in der Errichtung der neuen UntertunstSräume zeige, ein Muster sein werde für die Arbeitsstätten der ganzen Welt. — Der Geueralinspektenr für da» deutsch« Straßenwese», Dr. Lobt, betonte, baß die Errichtung diese» Mufterlagrr» dem Ein- greifen des Führer» zu verdanken ist, ferner der Mitarbeit der Deutschen Arbeitsfront und de» freiwilligen Arbeitsdienste». „Wir wissen, daß die Eröffnung diese» Lagers", so betonte er, „einen ganz gewaltige» Schritt vor wärts bedeutet auf dem Wege zur Verbesserung der Arbeit», bedingungen der deutschen Volksgenossen. Was hier durch praktische Arbeit aller Beteiligten nach dem Willen des Führer» in ganz kurzer Zett entstanden ist, war da» Vorbild für das Gesetz über die Unterkunft bei Bauten, das das RcichSkabtnctt kürzlich verabschiedet hat. Dieses Musterlager wird beispielgebend sei» für die Arbeiterunterküust« t« »auzeu Reich. ES ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, baß diese» Vager so geworden ist. E» wird genug alte Bauarbeiter geben, die aus ihrer früheren Zeit wissen, wie dürftig Unterkünfte aus Baustellen im allgemeinen waren, bevor Adolf Hitler zur Macht kam." Dr. Todt dankte vor allem der Deutschen Arbeitsfront und dem Arbeitsdienst, wie auch der Gesellschaft der RetchSautobahnen sür die Erstellung de» Lager». Kvtsckenfall an -er Tiroler Grenze Zwei österreichische Hilfsgendarme erschossen München, 17. Dezember. Wie da» Bayerische Innenministerium mitteilt, wurden «m Freitagabend gegen 18,15 Uhr aus österreichischem Boden beim Zollamt Reisach zwei österreichische HilsS» »«»barme durch Kops- bzw. Herzschnß von bisher «ube» r«»»te» Dätcr« schwer verlestt. Die Fahndung nach diese» ist aus österreichischer Seite eiugelettet und auch ans bayeri scher Seite »nter Mithilfe der bayerische» Grenzorgane mit alle« Nachdruck ausgenommen. — Wie wir auS Wie» hierzu erfahre», find die beid«» Hilssgeudarm« trotz ärztlicher Hilfe ihre» Berletzu«ge» erlege». Eine amtliche WtenerMitteilung stellt fest, bah e» sich bei den Erschollenen um den Hcimwehrmann Karl Troger und um den Angehörigen der ostmärkischen Sturm scharen Rudolf Glanzt handelt. Von „drei verdächtigen Burschen" seien sie in der Nähe des Zollhauses Erl aus Tiroler Bodeu angekalten und unter Feuer genommen wor den. Beide seien ihren Verletzungen — Glanzt erhielt einen Bauchschuß. Troger einen Kopsschuh — erlegen. Ohne sede näheren Angaben beschuldigt die Wiener Verlautbarung: „Die bisherigen Erhebungen lassen österreichische Legionäre als Täter vermuten." Sie AmlMrimg »er Mkndcmstn BilAss Berlin» 17. Dezember. Am Montag wurde im grossen Ruudsunkprozeh der frühere WirtschastSdirektor der Schlesischen Fnnkstunde A.-G., Hadert, als Zeuge vernommen. Zu den Privatsahrten mit Dienstwagen erklärte der Zeuge: „Der AussichtöratS- vorsitzende der Schlesischen Fnnkstunde, Zoreck, hat den Dienstwagen für private Zwecke etwa zwei bis dreimal im Monat benutzt. Ich habe bald nach der ttebernahme meines Breslauer Posten» ein Fahrtenbuch für den grossen Dienst wagen anlegcn lallen »nd auch den Intendanten Bischofs ver ¬ schiedentlich gebeten, für den von ihm selbst geführten Wagen ein solche» Fahrtenbuch einzurichten. Die» ist aber erst spater geschehen, als die Trenhändergesellschast bei einer Revision das Fehlen eines Fahrtenbuches für den Wagen Bischoffs beanstandete." Der Zeuge bekundete weiter, dah diese Privatsahrte» der leitende» Angestellte« niemals bezahlt worden seien. Er habe dabei auch nicht» ge funden, denn solche Fahrten seien meistens mit gewissen RepräsentattonSpsltchten verbunden gewesen. Ost habe man auch Gäste des Rundfunks, Künstler, Vortragende usw. mit genommen. Auch Fahrten ins Rtesengebirge habe man ohne weitere» al» erlaubt angesehen. Vorsitzender: „ES wird gesagt, bah auch die Revisoren der Treubandgesellschaft, die die Prüfungen bei der Schlesischen Funkstunde vorgenommen hatten, an solchen Fahrten teil- genommen haben." Zeuge: „Da» ist auch geschehen. Aber niemand bat irgendwelche Nebenabsichten damit verbunden." Ter Vorsitzende fragte den Zeugen weiter, ob er sich wieder holt über die übermähigen Ausgaben der Schlesischen Funkstnnde bei der Reichsrundfunkgesellschaft in Berlin be schwert habe. — Zeuge: Ich hab« mich mehrfach namentlich über di« dt« » ftlich « Praxis des I»te«da»t«n Bischoff beschwert, da ich dies« geradezu sür eine» Mißstand hielt, »eil sie meiner Ansicht «ach das Ansehen des NnndsnntS schwer z« schädige» geeignet «ar. Ich befürchtete auch Angriffe ans der Presse und Be schwerden äilS höheren Kreise». Auch über gewisse Ausgaben habe ich in Berlin gesprochen, die ich für unnötig gehalten habe, so z. B. über die Erstattung -er Pro-eßkosten an Bischoff für besten Autounfall-Prozesse." AuS der weiteren Vernehmung ergibt sich dann, dah er in diesem Zusammenhang mit Bischoff sehr heftige Auseinandersetzungen gehabt hat. Der Zeuge sagt aus, dah Bischoff von ihm die Anweisung der Prozehkosten verlangt habe. Al» er dies abgelehnt und eine Anordnung der Reichsrundfunkgcsellschaft gefordert habe, sei von dem Vorsitzenden deS AussichtSrateS Zoreck angeordnet worden, die Kosten zunächst zu übernehmen und nachträglich die Ge nehmigung von Dr. MagnuS einznholen. Monlas. 17. Dezember 1-Z4 Weihnachten lm NSSSV. (Stahlhelm) Der eigenartige Zauber der stillen, Heiligen Nacht im engen Unterstand des Schützengraben», ost vom Feind gestört und doch erfüllt von dem ganzen seelischen Reichtum deutschen Wesens, ha« die Frontsoldaten nie mehr loSgelassen. So ist es verständlich, dah das schönste christliche Fest von den im NS. Deutschen F r o n«k ä m p s e r b u n d zusammen- geschlossenen Kämpfern de» Weltkrieges alljährlich mit be sonderer Innigkeit als ein Fest stolzer und wehmütiger Er- inneruna an eine grobe und harte Zeit begangen wird. Die Feiern der Ortsgruppe 1 tn der Kausmannschaft und der Ortsgruppe 8 des StadtganeS Dresden tn der Produktenbörse, verschieden tn ihrer Durchführung und doch ganz erfüllt vom unsterblichen Geist deutschen Yrontsoldatrn- tnmü, haben dies dem Besucher erneut gczetgt. In beiden Sälen, dichtbcsetzt von den Mitgliedern, den zugehörigen Frauenortsgruppen »nd ihren Gästen, leuchtete das warme Lickt der Lichterbäum« und der AdventSkerzen auf weih ge deckten Tischen, erklangen die WeihnachtSlieder und die alten Märsche, gespielt von Mitgliedern der BundeSkapelle. Da» Motto der Ortsgruppe 2 lautete: ^Frei vom Kommiß." Wie der OrtSgruppensührer, Kamerad Weihe, betonte, wolle die Ortsgruppe nach den vielen Diensten der letzten Monate den festlichen Abend der Familie widmen, der von Frontkamerad- schäft und christlichem Volkstum künden solle. Kamerad Zieg- lcr bot als Abgesandter de» Weihnachtsmann«» Vorträge au» dem Feldleben. Kamerad Fritzsche erfreute mit einigen erlesenen Geigensoli, von Kamerad Pustnelli auf dem Klavier begleitet. Die Iungmädchen der unter Frau West phal» Leitung stehenden Frauenortsgrnppe sangen Sol- baten-und AdventSlieder. Kammersänger velz rezitierte und sang Loeweballaden. Sonst gab es noch in den Nebenränmen zahlreiche WeihnachtSüberraschungen, eine reiche Tombola, und fröhlichen Tanz. Die Feier der OrtSgruppeü stand wiederum ganz im Zeichen der Erinnerung an die schlichten, unvergeßlichen Stunden des Heiligen Abend» im Graben. Dementsprechend vereinte alte Anwesenden ein einfache» Abendesten. Der OrtS- gruppensührer Kamerad Töpfer gab «inen kurzen Rückblick aus die Arbeit des Bundes im abgelaufenen Jahr und aus die Grohtaten de» Führer». In «rrgeifrnden Worten gedacht« «r. während di« Fahne sich senkt« und bas Lied erklang, da» an so vielen Kameradengräbern gesungen wurde, de» vrrewigten Feldmarschalls, der zwei Millionen gefallener Velden der Schlachtfelder des Weltkrieges und der toten FreiyeitShelden der Nachkriegszeit. Dann lieh er die Erinnerungen an die Weihnacht im Schützengraben lebendig werden, die sodann auf der Bühne durch eine Gpielschar der Ortsgruppe tn ihrem Ernst und dem unverwüstlichen Humor deutschen Front- soldatcntum» eine hervorragend lebenswahre Schilderung fand. Besonders zeichnete sich der Hauptdarsteller, Kamerad Rogge, durch talentierte» Spiel au», während dem Manu- skriptverfasser, Kamerad Zein, sür die plastische Gestaltung der Dialoge und der Handlung höchste» Lob gebührt. Währen der Feier erschien der LandeSsübrer Hausse. Seine zün dende Ansprache gipfelte in dem Appell, mit dem Gepäck Ka meradschaft im Tornister die Schwelle des neuen Jahres zu überschreiten. Auch der KreiSsührcr Holzhausen stattete der Ortsgruppe seinen Besuch ab. Ein stürmisch bejubelter humoristischer Vortrag de» Kameraden Mörbitz leitete über zu Stunden herzlicher kameradschaftlicher Verbundenheit. —* Plötzlicher Tod «ine» Schülers. Im Sreuzaym- nasium ereignete sich am Montagvormittag ein bedauer- kicher Todesfall. Der Untersekundaner Gerhard Diet rich wurde nach einer Unterrichtsstunde plötzlich von einem Unwohlsein befallen, dem er wenige Minuten später, wahr scheinlich infolge Herzlähmung, erlag. —* Dl« «old««« Hochzelt feiert am 18. Dezember mit seiner wattin OberbahnhosSvorNeber i. M. Weorg Schultze, Deplttzer Etratz« VS. Er »ft langjähriger Leser der „Dresdner Rach,ich««»". Abschluß -er -rutschen Tanzfestspiele tn Verltn rheatertünzer - Nachwuchs - ranzpantomlmen - «echnachtSballett »er StaatSoper Somlordarlvltt 6« „Vrasckver Ravkriokisn" Man muh di« Ausdauer und die BegeisterungSsähigkelt der Berliner bewundern. Auf iiber drei Stunden ist die Dauer der Ausführungen angeschwollen, trotzdem wollen sie ihre Lieblinge vom Ballett der StaatSoper immer und immer wieder sehen, und verführen einen Höllenlärm, wenn sie eine Wiederholung nicht erzwingen können. Dadei war Berlin in der Aufführung am Frei tag wieder reichlich vertreten. Die Auswärtigen hätten aber vor dem Berliner Opernballett den gebührenden Respekt schon davongctragen, wenn Alexander von Swaine nicht nochmals, wie am Vorabend, mit zwei Num mern vertreten gewesen wäre, zumal weder sein „Derwisch", noch fein „Spanischer Bauerntanz" mit Alice Uhlen neue Eindrücke vermittelten. Auch Erika Lindner hätte mit ihrem „Ländler" und „Wiegenlied" hinreichend ihr« anmutige, herzliche und tänzerisch aus» beste entfaltete Persönlichkeit eingeprägt Gollt Caspar bewies schon mit einer Num mer. wie glücklich sie Volkslieder im Tanz zu erleben vermag. Bon Theatcrtänzen aus dem Reiche entfalteten Gisela Ie > inke und Heinz Schwarz fHannoverj mit einer „Allemande" und einem „Slawischen Tanz", hier wei che», edle» Fliehen, dort jugendliche» Feuer in technisch reifer Form. Herbert Freund von der gleichen Bühne war al» EovveliuS in MaSke und Technik ausgezeichnet, aber ohne Dämonie. Tie zarte, fast scheue Jugend von Frida Holst lStadtthealcr Münsters erfreute durch seine, leise Art in einem „Alten Tanzlied" ihrem Chopin-Walzer gebrach e» aber noch an Ebenmah. Von dem Rubatotalent der Kölnerin S i m o n S - M a k a r o w a hätte „Tanzen und tanzen lallen" hinreichend unterrichtet; Almut Wtnckel- mann lSlaatStheater Hamburgs, ähnlich entfesselt, wandelt mehr Palucca-Wege. Ten Humor vertrat nur Karl Ber- geest vom Teatro Comunale Florenz durch Parterre akrobatik als „Puck" und einen schauspielerisch viel besseren „Maser im Dreivierteltakt". Neue Beiträge zum Kapitel Tanzpantomime, baS die Hannoveraner mit „Erinnerung" angeschnitten hatten, boten, als wäre es als Beispiel und Gegenbeispiel geradezu gewollt. Valeria Kratina «Karlsruhes und Jens Keith sEllen). „Tie alte Komödie" nennen die Essener ihr Tanzlpiel zu Schumanns „Carneval", und so denken Ne mit ottenrr Selbstironie selbst übe, ihr Ball-tt Harlekin und Colombine, Pierrot n»d Picrrctte, Clown, PImpinella und Rüpel sind mit allen Künsten von Spitzentanz, Pirouetten und Akrobatik in tollem Wirbel aus einem Hintergrund der „Neuen Sachlichkeit" loSgelasten. Macht nichts, wenn einer mal „nachklappt". ES ist richtiger rheinischer Karneval. Aber auch das will „gekonnt" sei», und die Essener haben S gekonnt. Ganz anders „Die ungeratene Tochter" Tanz- komödie nach Casella» „Learlattiana" Auch hier hat inhalt lich die Comedia bell'arte Pate gestanden. Dekorationen und Kostüme sind "bcnsalls in einem zeitlosen, improvisatorischen Stil gehalten. Aber es spricht ein reifer, künstlerischer Ge schmack auS Formen und Farben und noch mehr au» der tänzerischen Gestaltung. Da ist es zunächst schon bewunderns wert, was Valeria Kratina alles, bi» aus die kleinst« Kleinigkeit, auS der Musik an HandlungSclementen heraus- gelesen hat, und wie sie nirgends etwas an den Haaren her beizieht. Noch bewundernswerter ist aber, wie sie in un bekümmerter Anwendung alten und neuen Stil» rein tän zerisch stets den richtigen Ausdruck trifft. Die ungeratene Tochter, die den reichen Freier abweist und sich vom andern entführen läßt, ist ebenso scharf charakterisiert, wie die beiden Freier, die entsetzte Mama, die braven Töchter, die alt« Tante und der Onkel Doktor. Dabei ist alles Groteske ver mieden und doch ein durchschlagender, echter Komödienerfolg erzielt. Ter Musiker hat nebenbei seine Freude daran, wie die Instrumente, Orchester und Klavier, feinsinnig berück sichtigt werden. Die tänzerische und schauspielerische Leistung der Karls- ruhrr war ausgezeichnet. Wir glauben: hier ist ein Weg beschritten, den die Tanzpantomime weiter gehen muß. Auch der Nachwuchs fordert sein Recht. „Nebel und Sonne" heißt ein Scttck Natursymbolik, da« Gertrud Wien ecke mit jungen Tänzerinnen zu gestatten versucht hat. Ein Tanz von Puck, dem Licht- und Lebenswecker, von Heren, Kobolden und anderen Naturgelstern. Aber die Ge stalten wurden nicht alle klar, trotz guter Einzelzüge. Ein „Lä n d l > ch e r T a nz", den W > lmo Kamrath mit Tän zern und Tänzerinnen einstudlert hat, knüpft an derbe, alt deutsche Formen an und bringt es kraftvoll zu einem origi nellen Schlnßtrick. Ein „Festlicher Marsch" de» eben Ge nannten wirkte mit Schreiten, Knien, Fallen, Traben und gewissen Armbewegungen, alles technisch vorzüglich, fast wie daS Abbild eines FestzugeS. Damit sind wir tn der Schlußauffübrung am S o n n t a g v o r m t t ta g. Zu den eben geschklderten, au» Natur und Volkstum schöpfenden Tänzen gehören auch die „Alten deutschen Renatssaneetänze" der Tanz- gruppe Herta Feist. Zeltgetreu eingekleibet und ein studiert, boten die fünf Paare mit dem eigentümlichen Ab rollen des Fußes von der Ferse, -em Fuftschütteln, Spreiz- Hüpfen u. a. m. «In sormenrelche». vornehm gehaltene», f lr Bühnenzwecke höchst anregendes Bild zu alter Musik aus Blockflöte und Cembalo. Zu bedauern bleibt, daß nur «ine so geringe Zahl junger Tänzer aus beutscher Sagen- und Märchenwelt, aus Landschaft und Geschichte Anregungen ge schöpft hat. Den stärksten Anteil am jungen Nachwuchs hatte Dres den. Ein lustig hüpfende» „Scherzo" und einen doch etwa» steifen „Hymnus" hatte Marianne Vogelsang mit Palucca-Schülerinnen einstudiert. AuS der Wigman-Schul« stammte «Ine motivisch gut durchgesührte „Vallsvielertn* lThilde Gorbachs, «in poesievoller «Tanz am Morgen" (Ruth Bot ns, ein außerordentlichen Beifall findende» .Hampslicd" tNuth Boin, Greil Curth, Drucilla Gchroebers, eine klassisch rein« Sarabande <Lurtb, Schroebers und die den AuSklang de» Festes bildende „Kleine Suite" nach alten deutschen Volksliedern von sechs Tänzerinnen: festlich der „Neigen" ein Gedicht von Claudiu» da» „Abendlied", Lust und Sinnensreude der „Ländliche Tanz". Wie tn den oben geschilderten Tänzen, ist das Ergeb nis der ersten deutschen Tanzfestwoche «in Sieg deutschen Geiste» und deutscher Seele. Die Frage lautet nicht mehr: Atter ober neuer Tanz? Sie lautet: Freier Tanz und Theatertanz tn wechselseitiger Befruchtung, aber eigen artiger Selbständigkeit. Der äußer« Erfolg: sieben fast ober ganz auSverkauste Aufführungen, bewirkt durch da» über raschend starke Interesse an der Sache, den hohen Leistungs durchschnitt und die erschwinglichen Eintrittspreise. * In die Festspiele «Inbezogen war die Erstaufftih» rung de» Weihnachtsballetts der StaatSoper. Man sab am Sonntagnachmittag zum ersten Mal« da» Mär- chentanzsptel „Dornröschen* von Rudolf«. Laban mit Musik von Johann Strauß. Gan» kindertümltch, nur durch ein paar Züge au» anderen Märchen bereichert, wird der Stoff pantomimisch und tänzerisch von ausgezeichneten Kräften bargestellt. Die Bühnenbilder sind treuherziger deut scher Märchenzauber ohne alle modernen Mätzchen, aber von künstlerischer Vollendung. Rührend schön vor allem die Feen an Dornröschen» Wiege und der GeburtStagStanz. Kluger weise hatte man weniger bekannt« Strauß-Musik gewählt, und Laban ließ auch nicht vertanzen, was sich nicht tanzen ließ. Auf „Dornröschen" folgte die unsterbttche „Puppen» fee" tn der Einstudierung von Lizzie Maudrick. Eine außerordentlich frische, an hübschen Einfällen und starken Tanzleistungen reiche Aufführung von beglückender, erheitern der Wirkung auf jung und alt. —cd— Kunst un- Wissenschaft Mftetlunsen -er Sächsischen Staat-chrater Opernhaus Der Verkanf der Eintrittskarten für die an den beiden WeihnachtSfeiertagenundan Lil« vester stattftndenden Aufs tthr ungen hat Montag, den >7. Dezember an der Opernhauskasse und bei den bekann ten BoroerkaufSstellen begonnen. Zur Aufführung gelangen am 1. Feiertag <25. Dezembers Richard Wagner» „Sieg« fried" in der neuen Einstudierung und Inszenierung mit Julius Pölzer in der Titelpartie: am 2. Feiertag <2ü. Dezem bers Richard Strauß' „Arabella" mit Maria Fuchs tn der Titelpartie und der wetteren bekannten Besetzung: am Sil vester <81. Dezembers Johann Strauß' „Die Fleder- mau»".- Bestellte Eintrittskarten müssen bi» spat« st « n » Sonntag, den 28. Desember, an der OpernhauSkass» obgeholt werben.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview