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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.11.1936
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1936-11-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19361117027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1936111702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1936111702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-11
- Tag1936-11-17
- Monat1936-11
- Jahr1936
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SM «M To-eSurteile tn R-Skau «nse-ltch DKhetms AufmarschM« -er Rote« Armee -eftehlerr Warschau, 17. November. Au» Moskau verlautet, »atz »ort ein« Ara, Michal« lowa «egen des Dlebftahl- von geheime« AusmarschPläneu der Roten Arm« »«samme« mit fünf anderen «naeüagte» zu« Lod« verurteilt »orte« sei. Die lech- Hinrichtungen durch Erschießen »allen »«reit» «rsolgt sei». Die Untersuchung ergab allerdings keine sicheren An- haltdpunkt« daflir, wie Frau Michailowa in den Besitz der Dokumente gelangte. Man hatte 10 rote Offiziere aus ihrem Bekanntenkreis verhaftet, ohne die gewünschte Aufklärung zu erlangen. Dem sowjetrussischen GeneralstabSchei, Iego- row, der feine Offiziere in Schutz zu nehmen suchte, wurde der Borwurf mangelnder Aufmerksamkeit ge macht. ES gilt sogar als fraglich, ob Jegorow aus seinem Posten bleibe» wird. Er gehört bekanntlich zu den ehemalig kaiserlich rnnischen Osiizicren, die zur Zeit des Bürgerkriege» mit Stalin gemeinsame Lache machten. Immer neue Verhaftungen Savas berichtet weiter, daß in Moskau SS Personen unter der Anschuldigung, ein Komplott «ege« Stalin ge plant zu haben, yerhastet worden seien. Der Prozeß gegen sie werde in Kürze stattsiudeu. Auseinandersetzungen im Zentralkomitee der Komm», nistischen Partei Sowjetrußlands sollen zu einer Spaltung des Politbüros geführt haben. Aus der einen Sette stehe Stalin mit den alten Kommunisten, auf der anderen finde man die Jüngeren mit Andrstem »nd Jeschow (dem neuen OGPU-Ctzest an der Spitze. Die letzteren seien bemüht, die Leitung der Komintern in die Hand zu bekommen. Uebrigen» verlautet, Teschow und Andres«« seleu für «in offene» militärische» Eingreifen in den spanischen vüraer- krieg, also für eine regelrechte militärische Intervention Mos- kaus zugunsten de» roten Spaniens, ohne Rücksicht aus bi« Großmächte und die NlchteinmischungSpolttik. Bolschewistin Ibaruri in Ungnade Die spcmische Bolschewistin Dolores Ibaruri wurde auf Veranlassung der kommunistischen Internationale ihre» Posten» als Mitglied des Zentralkomitees der spanischen Kom- munistenpartet enthoben. An ihre Stelle soll der neuernannt« Madrider Kommunistenführer Antonio Mi ach«, setzt Bor- sitzender des Madrider „RevolutionSkomttecS" treten. Der Ibaruri wird vorgeiovrfeu, daß sie sich im Gegensatz zu ihren „stammenden Reden" als Fetgliiig erwies und trotz Ber- bots durch daS Zentralkomitee auü Madrid flüchtete. Deshalb wurde gegen sic ein Berfahren «ingeleitet. Südamerika wehrt sich Algondorivdt äar vraaänar dkaolrrlodten Nenyork, 17. November. Chile, Peru, Guatemala und andere stidamertkantsche Staaten trafen neue Abwchrmaßnahmen g^en de» Bolsche wismus. Marxistisch« Flüchtling« au» Spanien werben grundsätzlich nicht zugelafsem Filmstreifen übe, den spani schen Bürgerkrieg, bi« von den Roten hergestellt wurden, dürfen nirgends in diesen Ländern vorgeführt werben. Die Einfuhr von Schriften aller Art in spanischer Sprache wird streng kontrolliert, um das Eiuschmuggeln bolsche- wistischen Propagaudamatcrials zu verhindern. Ne-rohllAe Mensmittelknapphelt auf Sawal F-t-e -e- amerikanischen SeemannSftreikS - Hilferuf an Roosevelt Honolulu, 17. November. Infolge de» amerikanischen SeemannSftreikS macht sich aus den Hawat-Jnseln bereits eine stark« Lebens- m i t t e l k n apph e i t fühlbar. Tie ReiSvorräte — daS HauptnahrungSmittel der Inselbevölkerung — sind schon völlig erschöpft. Frisches Gemüse, Kartoffeln und Eier werden in wenigen Tagen nur noch in völlig unzureichenden Mengen vorhanden sein, da die Lebensmittelversorgung Ha- waiS zu 8ü v. H. aus dem Ausland erfolgt. Die Preise der wichtigsten NahrungSmitcl steigen täglich und betragen teilweise schon das Doppelte der normalen Preise. Der Gouverneur hat sich an Präsident Roosevelt gewandt und diesen dringend »m Hilfe gebeten. Er hat ferner die Absicht, das Mariucministcrium zu ersuchen, Kriegsschiffe für die Lebensmittelversorgung HawaiS zur Verfügung zu stellen. Reue Zusammenstöße tn Bombay Llgautzartoüt 6»r »vraackuar bkaoluckodtau" London, 17. November. Aus Bombay wird berichtet, daß sich heute dort neue Zu sammenstöße zwischen Mohammedanern und Hindus ereig neten. Mehrere Personen wurden verletzt. Etwa SO Unruhe stifter nahm die Polizei fest. ES heißt, eine Gruppe Hindus habe die Mohammedaner bei der Begehung ihres Ramadan- sestes überfallen. Die Hindus versuchten, deren Gottesdienst zu stören. Es entstand eine wüste Schlägerei, bis dt« Polizei die feindlichen Parteien mit Gewalt trennte. Gegen Abend ereigneten sich weitere Zusammenstöße. Man zählt« 20 Ber- letzte. Türkischer Krievsschtsfbesuch tn Walia Sonckardarlvdt ckar »vraaäuar kkaodrioütaa" Ankaro, 17. November. Die türkische Kriegsflotte, bestehend aus zehn Einheiten mit dem Panzerkreuzer „Aavuz" sdem früheren deutschen Kreuzer „Goeben") an der Spitze, ist unter Führung des türki- scheu Admirals Ehukau-Okan zum Besuch der englischen Kriegsmarine nach Malta ausgelaufen. Aus Malta werüen der türkische Flottenchef und der Chef der britischen Marine streitkräfte znsammentresfen. Im Rahmen eine» Empfanges soll die türkisch-englische Freundschaft betont werden. Dieser Besuch der türkischen Kriegsflotte war gelegentlich der Anwesenheit des englischen Königs in der Türket, wo er mit dem Präsidenten der Republik, K e m a l A t a t ü r k, eine Begegnung hatte, vereinbart worden. Man erwartet hier, I daß die britische Marine Anfang nächsten Jahres eine» I Gegenbesuch in Istanbul machen wird. Staatssekretär Schmt-t Donnerstag tn Berlin Berlin, 17. November. Der österreichische Staatssekretär für die answärttge« An gelegenheiten, Dr. G. Schmidt, wird am Donnerstagmorge« als Gast der Reichsregierung zn seinem zweitägigen Besuch in Berlin eintressen. Flume Freihafen für Oesterreich un- Ungarn? Wie«, 17. November. Ein Wiener Blatt behauptet zu missen, zwischen Italien einerseits, Ungarn und Oesterreich anderseits seien Verband- lungen im Gange, in deren Verlaus Italien sich vereiterklärt habe, Fiume als Freihafen für die Abwicklung des öster reichischen und ungarischen Handels zur Verfügung zu stellen. Eine Bestätigung dieses Gerüchts von italienischer Sette liegt noch nicht vor. Es wäre fcdoch wohl denkbar, daß solche Ber- handlungen im Zusammenhang mit den römischen Proto kollen schweben. Vor etwa zehn Tagen meldete eine englische Zeitung ähnliches. Ein Dementi erfolgte damals nicht. Zusammenstöße t« Warschau. In der Universität kam eS zu Zusammenstößen zwischen nationalen und marxistischen Studenten, die Flugblätter verteilt hatten; zwei Studenten wurden ernsthaft verletzt. GM Raum der Hausmusik! „Wer Hausmusik vflegt, ber wird «tuen «uerschöpslichen Quell liebevollen Empfindens und schlichter Freuden kennen" — so sagte der Vertreter des Obermeister» der Musik- inst rum entenmacher-Innuna Dresden tn der Einführung eines Werbeabends im stimmungsvollen Saale der Handwerkskammer, ber damit zum erstenmal einer solchen Veranstaltung zur Verfügung gestellt wurde. Dann Hub ein frohes, vielseitiges Musizieren an. Die Namen ber Darbtetenden wurden nicht genannt; darum sei auch hier nur die lebendige Fülle dessen gekennzeichnet, was sie brachten. Zuerst hörte man schlichte Inventionen von Bach und freie Improvisationen verwandten Stils aus einer kleinen HauSorgel, die mit ihren viereinhalb Oktaven Um fang immerhin Gelegenheit bietet auch sür den, der kein großes Werk dieser Art erschwingen kann, sich feine Musik anregung im Heim »n schassen. Flöte trug Weichheit und Fülle und tn allen Lagen gleich gut ansprechenden Ton. Wald horn romantisch warmen Klang und erfreuliche Reinheit in den Raum. Eine Cellobarbietung, die freilich von einem hervorragenden Beherrscher des Instrumente» geboten wurde, zeigte einen Umfang charakteristischer Verwendung ber Kni«qetge, ber an Bnrmestersche Geigenvtrtuosität er- innerte. Das reizvolle, gemeinschaftliche AnSüben guter Haus musik bekundete sich in dem bekannte» Haydntrto für Kla vier, Geige und Cello, zu dessen Hauptmelodic im Schlußsatz die englischen Matrosen ihren .Hornptye" tanzen. Damit dieser vielseitigen instrumentalen Anregung auch die der menschlichen Stimme nicht fehlte, sangen ein Sopran und ein Tenor Lieber, und mit sehr schöner Gesamtwirkung das Mimibuett aus „Bobtme". Tie Hörer nahmen die lebendige Anregung zu gewählter Hausmusik mit warmem Danke ent gegen. Am Bußla« un- Totsnfonntas verboten sind, wie uns da» Polizeipräsidium mtttetlt: 1. sportlich« und turnerische Veranstaltungen gewerblicher Art und ähnliche Darbietungen sowie sportliche und turne rische Veranstaltungen nicht gewerblicher Art, sofern sie mit Aus- oder Umzügen, mit Unterhaltungsmusik oder Festver anstaltungen verbunden sind; 2. in Räumen mit Schankbetrieb musikalisch« Darbietun gen tcder Art; 3. alle anderen der Unterhaltung bienenden öffentlichen Beranstaltnngen, sofern bei ihnen nicht der diesen Tagen ent sprechende ernste Charakter gewahrt ist. —* Neuer Grünstreifen am Friedrichftädter Krankenhaus. Die zwischen dem Hohenthalplatz und der Westseite des Fried- richstädter Krankenhauses gelegene Teilstrecke der Menagerie- strafte, die schon seit Monaten sür den öffentlichen Verkehr gesperrt ist, um jeden störenden Lärm von den Insassen des Krankenhauses sernzuhalten, wird jetzt durch daS Abbrechen der Straftendecke und Ausschüttung von Erde zur Grünfläche umgewandclt. ES entsteht ein über 100 Meter langer, gegen 12 Meter breiter Rasenstreiscn, der von einem schmalen Weg durchzogen ist. Dieser ist jedoch nicht össentlich, sondern dient nur scuertechnischcn Zwecken. Außer dieser Umgestaltung wer den an der Friedrichstraße die sich vor dem Krankenhaus hin- ziehenden Säulenreihen «nd die bekannten Löwensigurcn der dringend notwendigen Ueberholung unterzogen. —* Schwer verunglückt. Auf der Königsbrücker Straße ereignete sich am Dienstagvormittag ein schwerer Unfall. Ein 82jähriger Oberseuerwehrmann kam mit seinem Fahrrade von der Louiscnstrafte her die Königsbrücker Straße entlang. Unmittelbar hinter «hm fuhr eine Zug maschine. Plötzlich wollte ber Radfahrer, ohne «in Zeichen zu geben, in die Eschenstraße einbiegen. In diesem Augen- blick überholte die Zugmaschine ein Personenkraftwagen und erfaßte den Radfahrer, der heftig zu Boden geschleudert wurde. Er erlitt einen schweren Schädelbruch und mußte in behenklichem Zu st and in das Frtedrichstädter Kranken hau» gebracht werden. —* Da« rssährig, GeschLstSinbiltl«» begeht heut« die Firma Otto Leberwurtt, Lvezialgeschäst sür Beleuchtungskörper und elektrisch« Anlagen, KesselSdorser Straft« S2. Geleitworte zum Tas -er -rutschen Hausmusik Reich-Minister Vr. Gosbbels hat zum Tag der deutschen Hausmusik folgendes Geleitwort veröffentlicht: „Das deutsche Volk blickt mit Stolz auf einen Reichtum an musikalischen Werken, wie er keinem anderen Volk von Großen der Vergangenheit nvd Gegenwart anver- traut worden ist. Dieser Schatz an Kulturgut gehört nicht irgendeiner bevorrechtigten Klane oder nur denen, di« sich be rufsmäßig mit ber Musik beschäftigen, sondern dem ganzen deutschen Volk. Rechten Anteil an der Musik unseres Volkes hat aber nur, wer sich mit eigenem Tun in den lebendigen Strom der deutschen Musik einznschalten vermag, wem Feier stunden und häusliches Leben verschönt und geadelt werden durch daS, was unsere Meister an Schätzen des Geistes und der Seele in Tönen »ns geschenkt haben. Der „Tag der deut schen Hausmusik" will darum jeden einzelnen Volksgenossen und vor allem die deutsche Jugend ausrufen, sich den Zugang ins Land der Musik selbst zu erobern; er will zugleich ein Be kenntnis der Volksgemeinschaft sein zur deutschen Musik als dem reinsten Ausdruck deutschen Wesens." * PrSkt-eM -er Retrkssmuftkkammer Vr. Beter Raabe „Wenn daS neu« Reich bestrebt ist, nicht nur politisch son dern auch seelisch dem deutschen Volke die Erhebung aus der Wirrnis und der Not der letztvcrgangenen Jahrzehnte zu bringen, so schließt das für jeden einzelnen die Pflicht In sich, dabei zu Helsen, soweit es nur irgend in seinen Kräften steht. Eine -er wichtigsten Ausgaben ist dabei die Pslege der Haus- mustk. In einem Hause, tn dem man mit Freude und Begeiste- rung musiziert, wird es auch sonst mit ber geistigen und seeli- schen Haltung gut bestellt sein. Der „Tag ber deutschen Haus musik" bring» tausend Anregungen, deren Wirkung, wenn st« im Sinne deutschen Ausbauwillens erfaßt und zur Tat ge macht werden, von unabsehbarem Segen sein muß." Retchtiu-en-Mrer Val-ur v. SAtrach „Die Hitler-Jugend betrachtet es als ihre Pflicht, die Heranwachsende Generation zur Musik zu führen. Die» kann nicht dadurch geschehen, daß die „höheren Töchter" ein wenig auf dem Flügel klimpern lernen, sondern bedeutet di« Er weckung einer allgemeinen Begeisteruirg und Aufgeschlossenheit für Singen und Musizieren und geschehe die» auch in der primitivsten Form. Einstimmig in der Gemeinschaft gesungen« Volkslieder können in einer gewissen Altersstufe, wenn sie innerlich erlebt werden, sür die Entwicklung des einzelnen förderlicher sei, als das Anhören polyphoner Orchestermustk, wenn sür di« letzter« kein« Voraussetzungen bestehen. Mißver gnügt« werden dies wieder so auSlegen, al» lehnten wir sin- sonische und abstrakte Musik von vornherein ab. Dies ist ganz und gar unrichtig, denn unsere Musikerziehung will das Er lebnis dieser Höheren Offenbarung als Ziel. Wie viel« HI- Orchester pflegen heut« schon die klassische Musik! Aber auch die Blockflöte, dieses unscheinbare und wohlfeile kleine Jnstru- ment, kann di« Lust zum Musizieren erwecken und mancher, der mit ihr begonnen hat, stretcht heut« tapfer sein« Geig«. Saßt nur die Jugend Adolf Hitler» gewähren: st« ist im Grund« ihre» Wesen» und tn »er Tat musischer al» all« Gene rationen vor ihr!" Die Eröffnung »er Kleist-Woche tn Bochum Von auaaram Souckardarlodtarvlattar . Bochum, iS. November. Die Kleist-Festwoche, an» Anlaß der Wiederkehr seines 125. Geburtstages von der Stadt Bochum und der Kletst-Gelellschaft tn Verbindung mit der NS-Kulturgemeinde veranstaltet, unter Schirmherrschaft Alfred Rosenbergs, be zweckt, wie Oberbürgermeister T r. Ptelum vor Beginn ber Ausführungen im Stadttheater darlegt«, das ganze dramatische Schaffen de» Dichter» zu bieten und es dnrch Vorgänge zu erläutern, wetl er geraLe dem neuen Staat der Deutschen mehr zu sagen hak als andere Dichter. Ti« Bochumer Bühne, au» eigner Kraft fast 2« Jahr« be- Pe-enb, durch Dr. Salabtn Schmitt» Persönlichkeit zu einer Kunstanstalt ersten Ranges erhoben, durch ihre Shake- speare-, Schiller, und Hebbelwochen berühmt, übernahm bi« Ehrenpflicht, auch Kleists Werk tn neuer Prägung vorzufüh- reu und damit den Belangen des deutschen Volkes zu dienen: zumal e» nicht aus kühler Vernunft, sondern aus ber Leide», schäft stammt, weil eS — gerade für unsere Zeit — eine lebendige Kraft ist: als die Schöpfung eines national-politi schen Dichters, zugleich des größten Dramatikers des Preußentums. Tie Reihe -er Aufführungen, in die eine vornehm au»- gestattete Festschrift einftthrt, mit einer Kletst-MaSke und Szenenbildern reich geschmückt, begann am 1ö. November mit der „Familie Schroffen stein", deren vergessene Ur- aussührung tn Graz zu Lebzeiten des Dichter» ftattsanb, aber -inen Mißerfolg hatte: nannte doch brr Dichter selbst später seinen ungefügen Erstling ein« „elende Scharteke". Aber da» Gedicht, obwohl mit seiner Häufung von Greueln den An- länger verratend, weist doch genial« Züge aus. In der stim mungsvollen, aus» feinste ausgewogenen Vorstellung, dt« den glänzenden Rus der Bochumer Bühne sogleich bewährte, wirk ten zumal die machtvolle Eröffnungsszene wie die entzücken den Liebeöszenen, die schon die eigenwillig« Art Kleists be- künden, stark. DaS Trauerspiel al» solche», aus dem Wider streit zweier stammverwandter Häuser und der Liebe ihrer Kinder beruhend — das Romeo-und-Iulia-Motiv abwan- belnd —, ist mit vielen Unmöglichkeiten, zumal dem krassen Schluß, sür das moderne Theater nicht zu gewinnen. Saladin Schmitt ließ, einem richtigen künstlerischen Grundsatz zufolge, ohne Pause spielen: in ununterbrochener Folge zogen aus ber Drehbühne die wundervolle» Bilder lHarry Mänzj vorbei. Hervorragend Gerhard Mei neck« als Graf Rupert, «ine Gestalt wie aus Erz; sehr ansprechend, warm Ernst Holz nagel als gegnerischer Vetter; da» Liebespaar, Horst Caspar (Ottokar) und Gudrun Ehrt st mann (Agnes), von Hohem Reiz; das Zusammenspiel vorbildlich. Die Fest gemeinde bankte mit reichem Beifall. Am nächsten Tage sprach Staatsschauspieler Friedrich Kayßler (Berlin) im ParkhauS über Kleist und den „Prinzen von Homburg". Den Sinn ber Dichtung deutete er dahin: Jeder einzeln« trägt mit an ber Berank- ivortung für das Ganze; ber Mensch muß zu seinem höheren Selbst erzogen werden. Auch der Kurfürst ist «in Lernender, der bitter kämpfen muß. Kleist stellt irrende Menschen bar, von Fletsch und Blut, unbelehrbare, keine pathetisch gesteiger ten. Er schöpft sein« GestaltungSkrast au» ber Tiefe des Ge fühls. DaS Leben ist Ausstieg und Sturz: nur daraus geht Selbstüberwindung, geht Freiheit vom Schwinbelgesühl her- vor. Er hat Wärme und GlaubenSkrast. Seine Sprache ist natürlich; das Grundgesetz ber Unmittelbarkeit herrscht. Sein Vers gibt den Gefühls- und Denkvorgang selbst. Der Bau seiner Sprache ist klar gegliedert; ber Hörer muß, Zug um Zug, bis in die feinste Gliederung mttdenken; wobei da» Zu hören als Kunst erscheint. — Danach las Kayßler al» Probe der Kleisttschen Kunst meisterlich Szenen au» dem k. Auszug, vom Beifall des bis zum letzten Winkel gefüllten Saales überschüttet. Dr. Ernst Wachler. Sle Lon-oner RkMarmonlltr tn -tn »atzrtschen Vtrsrn Tegernsee. 17. November. Die Londoner Philharmoniker, die am Montag von Leip zig au» tn München «intrasen, besuchte» am gleichen Tag« aus Einladung de» bayrischen Ministerpräsidenten Siebert die bayrischen Berge. In süns großen Autobussen suhren sie über die RetchSautostraße an den Tegernsee. Bet ber Mittagsrast in Egern begrüßte Ministerialdirektor Freiherr v. Stengel al» Vertreter de» Ministerpräsidenten die Londoner Gäste, bei denen die Fahrt llbeic die ReichSautobahn einen besonder» nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte, «l» Sprecher der Philharmoniker bankt, Mr, Laurence für di« Einladung, von Tegernsee au» wurde anschließend noch Bad Kreuth besncht,
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