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Dresdner neueste Nachrichten : 03.05.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-05-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193305038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19330503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19330503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1933
- Monat1933-05
- Tag1933-05-03
- Monat1933-05
- Jahr1933
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 03.05.1933
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Dresdner Neueste Nachrichten Mittwoch, 3. Mal ISS3 - >02 Das Echo im Ausland Sekte 2 ehren, den» eö kommt nicht daraus an, was man für «ine Arbeit tut, ivndern nur ivte man sie tut. In Deutschland hat man jahrzehntelang verächtlich immer wieder aus die Handarbeit herabgeblickt und so getan, als ob geistige Arbeit unter allen Umstände» etwas Besseres märe. Um diesen Vorurteilen ent. gegenzuarbcilcu, hat der Kanzler sich entschlossen, jede» einzelnen Deutschen, „er mag sein, wer er will, ob hochgeboren, ob reich oder arm, ob Lohn von Ge, lehrten oder Lolin von Fabrikarbeitern, jeden einmal in seinem Leben zur Handarbeit zu s iihren, damit er sie kennenlernt". Das ist der Sinn beb großen Plane» -er Ar. b r i t ö d i c n st »>s l i ch t, die mit dazu beitragen soll, die Wirtschaftskrise Zn überwinden. Weitere Pro. grammahnahmen, die der Kanzler kurz anklindigte, sind ein« groftziigigc Arb«ite>b«sckmffuug, die teil» pri- vat, teils öffentlich sein soll. Durch vrivatc Initiative sollen die deutsche» Bauten, die deutschen Häuier wieder in Ordnung gebracht und so Arbeit flir Hunderttansende geschaffen werden» Ans öffentlichem Wege soll ein Ricscnprogramm durchgeführt werden, in dessen Mittelpunkt der Neubau des veralteten deutschen Straßennetze» stehen soll. Darüber hinaus hat jeder einzelne die Pflicht, von sich au» Vertrau«» zur Negierung zu haben und nicht zu ivarten mit An schaffungen, sondern durch solche Anscl-assungen die Wirtschaft mit aukurbcln zu helfen. Weiter in cs sehr bcmcrlensavert, dah der Kanzler als Grundlage des neuen WirilchastSausbaneS die Snutheie himtcllte, zwischen der Freiheit des schöpferischen Geistes und der Verpflich tung g c g c n d a s B o l k s ganz c. Tie schöpferische I>. Berlin, l. Mai. lEigencr Trahtberich» Der Festtag hebt ganz iolgerichtig mit dem Auf- maruli der Jugend an. Der Lustgarten, diese hisioriiche Liane wir- zum riesigen Lammelbeckcu unendlicher Massen. Wer zählt die Bünde, zahlt die Wimpel! Der gan;e Platz unterhalb der Lchlvurampe ist von Hitler jugend augcsiilti. Dahinter breitet sich ein schier un übersehbares brodelndes Meer von Madeln und Jungen bis zn der Freitreppe des Alten Museum» bin. lind immer neue Scharen tommen singend ans -en Ltraßcumüudungcu. Es scheint, als will die Flut kein Ende nehmen. Der weite Platz ist von einer dichten Mauer von Zuschauern umsäumt. Bis jenseits der Lprce sieht man sie eng gedrängt stehen. Auch die Dächer ringsum sind beseht und von den Fenstern des Lchloiscs, von denen First 30 Meter lange Hahnen berabwallen, gcniehcn besonders Bevorzngle das gran diose Lrhaulpiel. Es herrscht wahre FesteSstlmmnug. Tic Augen der Kinder, die zum Teil schon seit 3 Uhr ans -en Beinen sind, leuchten. Tic Begcistcrung läßt leiuc Müdigkeit, keine Erschlaffung auskommcn. Tic Sanitäter, ailenihalbcu vorforglich vcrteilt, brauchen nur selten in Aktion zu treten. Aus der Schloßrampc laben die lindeulischcu Abordnungen in WichS Anf achung gcnounncn. Der !>iaum hinter der Nedner. lanzel ist für die Vertreter der Negierung und die Diplomatie reserviert. Hier macht Oberbürgermeister Lahm die Honneurs. Unter den in feierliches Ll.warz gekleideten Vertretern der ausivärligen Mächte fällt beionders der Nuntius Orlenigo auf. Auch der lrauzöfi'che Botschafter Franyoi».Poncet hat iiä> eiugcfunden. Von n Uhr an ertönen aus riesigen Lautsprechern Mär'chc, SGltslieder und nationale .Weiien. in die sich die Hellen Kiudcrstimmeu milchen. Ein Flugzeuggeichwadcr kreis« mit knallerndcn Mo- loren über dem loogcndcn Mcnschcnmeer, aus dem ein wahrer Wald von Saline» starrt. Punkt 0 Uhr ertönt ein Fansaienstoß. Ter Reick,spropagandaminister vr. Goebbels zeigt sich ans der Reduerlribünc. Brausender Jubel schlägt lhm entgegen. In ausrüttclndcu Lätzen sucht er der fugend, der Trägerin der deutschen Einkunft, die Bedeutung -icics Tages nahczubringen, ihr den Unterschied von ein!« und jchi zn löcmiilc zu führen. „Die Barrieren des Kianenkampses". so rnst Goebbels mit tveithinichallender Stimme, „sind niedcrgelegt. Tamil culücht der nationalen Negierung die Pflicht znm sozialen Friede»." Der Minister grünt das Lchwarz.Wein-Not der alten ruh tireichcr. Mahnen nnd das siegreiche Hakenkrenz der nationaliozialinischen :>!«> oluiiou. Er gedenkt der schweren Satire, die Tentichland hinter sich hat »nd der Notzeit, in der wir heute noch leben. Aber er predig« zugleich der Engend zuversichtlichen Optimismus. Nie mals darf sie cs dem greifen Feldmarichall vergessen, Initiative solle gebunden fein an diese Pflicht gegen das Ganze, aber sic soll aus der andern Seite auch befreit werden „von den verhängnisvollen Etnivtr. kungen majoritattvcr Beschlüsse". Um dieses Riesenprogramm durchzusühren, bedars Deutschland aus außenpolitischem Gebiete den Frieden, und deshalb rief der Kanzler in seiner gestrigen Rede noch einmal einer un« immer noch verkennenden und uns erneut heftig verfolgenden Welt zu: „Wlr wollen den Frieden!" Ja, Deutschland will den Frieden — Deutschland braucht den Friede«, Deutschland will in Ruhe sein eigenes Geschick neu gestalten. Es hat Respekt vor -em Selbstbestimmungsrecht der andern Böller, verlangt aber auch, das; das Ausland den gleichen Respekt vor dem deutschen Selbstbestimmung-recht hat und ihm jene Gleichberechtigung gewährt, die ihm zwar zu- gesagt, aber praktisch immer wieder vorenthaltcn wird. Auch aus außenpolitischem Gebiet müssen wir da» MIndcrwcrligkeils- und Lchwächcgcfiihl, das uns in nnsern Entschlüssen immer wieder gehemmt hat, über, winden. Wir müssen da» letzte Jahrzehnt des Nieder, gang- vergessen nnd, wie es der Kanzler will, empor, schauen zn den 2 0 00 Jahren deutscher Geschichte, die vorangegangen sind. „Man kann uns in ketten schlagen, aber demütigen kann man das deutsche Volk nach diesem k. Mai nicht mehr!" TaS Fest ist verklungen. Ter Alltag regiert wie der. Aber über ihm lieg« ein Abglanz des gewaltigen gestrigen Erlebnisses. Und dieser Glanz soll nicht ver bleichen, sonder» auch srrerhin über unserm gemein samen Schassen liegen. Und nun wollen wir an die Arbeit gehen. Tlwockvr Svstusrv das; er am 30. Januar dem neuen Deutschland die Hand gereicht hat. Mit einem begeistert ausgcnommenen Hoch aus den Vvltskanzler Adolf Hitler klingt die packende Ansprache aus. Das Horst-Weiiel-Lie- steigt brausend zum Himmel. Mit cmpvrgestrccktcu Armen werde» die einzelnen Strophen gesungen. Ter erste Teil der Feier ist beendet. Alles harrt in fieberhafter Spannung auf das Nahen des Reichspräsidenten und -es Kanzlers. Schon sicht mau weit hinten am Denk mal des Alte» Fritz die Fahne sich senken. Dumps hallende Heil, und Hochrufe künden: sic kommen. Boran ein Aulv der Schutzpolizei, das wie ein Schnee pflug durch die Mcnichcnmauern die Bahn sreilegcu muß. Dahinter Reichspräsident und Kanzler, ent blößten Haupte», Seite an Leite. Es folgen die Wagen des Vizekanzlers v. Papen und der übrigen Mitglieder des Kabinetts. Den Schluß bildet LS. Die Jugend ist wie elektrisiert. Alles drängt sich nach vorn. Jauchzend wird der Ziig empfangen. Hindenburg begrüßt die Ehrengäste. Tann betritt Hindenburg die Tribüne iiud richtet einige markige Worte väterlicher Ermahnung an die Jugend. Der Reichspräsident „Herzlich begrüße Ich die deutsche Jugend aus Schule und Hochschule, au» Werkstatt und Schreibstube, die heute hier versammelt ist, nm sich zum gemein- samen Vaterland, zur pflichttreuen Hingabe an die Nation und ihre Achtung zu der schassenden Arbeit zu bekennen. , Ihr seid unsre Zukunst! Ihr müßt «Inst da» Erbe d«r Väter aus eure Schultern nehmen, um e» zu erhalten, zu festigen und auSzubauen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, mnß dir Jugend Ein. und Unterordnung und hieraus grün- -ende VerantwortuttgSfreudigkeit lernen. Nur an» Manneszucht und Opsergcts», wie solche sich stet» im deutschen Heere bewährt haben, kann rin Geschlecht erstehen, das den großen Ausgaben, vor die die Gc- Ichichte das deutsche Volk stellen wird, geivachsen ist. Nur wer gehorchen gelernt hat, kann später auch beschien! Und nur wer Ehrfurcht vor der Vergangenheit unsres Volkes Hal, kann dessen Zukunft meistern. Wenn ihr in eurem täglichen Wirkungskreis rückblickend wieder einmal des Tages gedenkt, erinnert euch dieser meiner Mahnung! Tiefer Tag soll dem Bekenntnis der Verbundenheit aller schassenden «räste de» deutschen Volkes mit dem Vaterlandc nnd den großen Ausgaben der Station dienen und zugleich ein Dculstciu des hohen sittlichen Wcrles jeder Arbeit — der der Hand wie der des Kopses — sein. Aus treuem Herzen gedenke ich daher in dieler Stunde der deutschen Frauen und Männer, die in fleißiger Tagcs- Gtarker Eindruck in England Telegramm unsre- Korrespondenten Rk'. London, 2. Mat Die Feier der nationalen Arbeit hat in der eng. lischen Oesscntlichkeit außerordentlich starke Be- achtung gesunden. Tie Berichte der hiesigen Blätter unterstreiche» als Vergleich zu der klaiienkämpst» rischen Bedeutung früherer Feiern den einheitlichen Grundgedanken der gestrigen Veranstaltung, Da. neben wird aber auch hcrvvrgehoben, wie sehr die Feier sich in der Zahl der Teilnehmer wie in der Eindringlichkeit ihre» Appell» von den Aufmärschen der srüheren Jahre unterschied. Die „Times" schreiben; „Der Tag, der seit mehreren Jahrzehnten für die Verherrlichung des RlallenkampseS benutzt worden ist, wurde von den Nationalsozialisten als Beginn der Abschaffung des Klassenunter schiede» gefeiert, die in der Einheit der Arbeiter nnd Arbeitgeber unter dem kooperativen Staat Aus druck finden soll. Was die Nationalsozialisten vor- wartstrcibt, ist eine doppelte Triebfeder. Einmal gilt es ihnen, den Staat mit ihrer Partei identisch zu machen, aus der andern Seite wollen sie das Vcr. sprechen erfüllen, das in dem zweiten Teil des Par- teiprogrammS liegt. Ter erste Teil, ei» nencr Natto, nalismns, wurde vor sechs Wochen in Potsdam ge- setert. Gestern war die Feier des zweiten Teiles, de» neuen Sozialismus." Die „Morntng Post" er. klärt, die auf dein Tempclhoscr Feld versammelte Menschenmasic sei die größte gewesen, die jemals ans einem freien Platz znsammcngclommcn sei, aus genommen vielleicht da» Perscrhecr, das Lerkes in der so berühmten Parade am Posporns musterte, bevor er nach Griechenland zog. TaS Blatt schreibt weiter, die Außenwelt werde die Anssührung des Programms, das der Reichskanzler gestern bekannt gab, mit Jnlerenc verfolgen. Nach den Erfahrungen, die man in andern Ländern mit umsangrciche» öffentlichen Arbeiten, Krediterleichterungen nnd An» , kurbclungen aller Art gemacht habe, wiße man aller- I arbeit ihr Brot verdienen, nnd in tiefem Mitempfinden der großen .Zahl all derer, die durch die Wirlfchaftsnot unsrer Zeit von der Arbeit und ihrem Legen noch scrnaehaltcn sind, Ta» Mittel und Wege gesunden werden, nm dem Heer der Arboitsloson wieder Arbeit und Brot zu schassen, ist mein sehnlichster Wunsch und eine der vornehmsten Ausgaben, die ich der Neichsrcgicrung gestellt habe. Die Zeit. in der wir leben, ist ernst nnd schwer. Aber wenn wir alle zn'aulincnhallen und in Einigkeit mit festem Mut und nnbetrrbarem Gla u b e n zusammcnstehen, dann wird er uns auch weiter Helsen. In diesem Sinne laßt uns zusammen rusen: Teutsch- land, unser gclicblcs Vaterland Hurra!" Begeistert sang die virltanfeu-köpsige Menge daraus das Deutschlandlied. Mil braniendcm Jubel stimmte sic in da» vom Reichskanzler Hitler spontan ansgcbrachte Hoch aus den Reichspräsidenten ein. Nnlcr nicht enden wollenden Ovationen verließen der Reichspräsident und der Kanzler den Platz. Ihre Rück fahrt gestaltete sich von neuem zu einer Triumphsahrt. In mustergültiger Ordnung, ohne den geringsten Zwischenfall löste sich die riesige Menschenmenge In einzelne Züge auf, die singend nach allen Seiten hin abmarschicrien. Oer Empfang der Arbeiierabgeordneien Eine Huldigung der Arbeiter für das neue Reich * Berlin, 2. Mai Wahrend die Tanscndc von Menschen aus dem Tempclhoscr Feld ausmarichierlcn, hatte sich die Let- iung der NLBO. nnlcr Führung von Llaalssekrelär Engel aus dem Zcnlralslnghascn znm Empfang der Arbeiterabordunngen ans allen Gauen Tcnlichlands clngesnndcn, und 11,2ü Uhr landete die erste Maschine auS Dresden mit zehn Personen, kurz daraus trafen dann die andern Maschinen ans Frankfurt, München, Hamburg, Königsberg, Wien, Hannover, Köln nnd Breslau ein. Inzwischen war auch Reich-Minister vn. Gocbbcl» ding-, daß di« Wirtschaftskrise rin Feind sei, der sich nicht so leicht befestigen lass«, wie «ine politische Opposition. Erstes französisches Echo X Paris, 2. Mai Die gesamt« Morgenprcssc beschäftigt sich In spar- tenlange» Schilderungen mit dem Fest der nationalen Arbeit. Sie stellt einmütig fest, daß derTag ohne Zwischenfall verlaus«» ist und gibt «Ino Schilderung der groben Kundgebungen. Besonders die Veranstaltung aus dem Temvelhoser Feld wird neben der Jugcndkuiidgebung im Lnstgartrn als Mittelpunkt des Festes bezeichnet. Die Rede des Reichskanzler», die erst spät in den Besitz der Redak. tionc» gelangt ist, wird noch nillst kommentiert. Ter Berliner Korrespondent des „Echo de Paris" schreibt, niemals habe ber srüher« deutsche Kaiser ver. anstaltungcn derartigen Ausmaßes verwirklichen können, selbst die stolzen Paraden am Sedaittagc künn. ten mit den gestrigen Feiern nicht verglichen werden. Das, was gestern geboten worden sei, sei mehr ge wesen. Die Sozialdemokratie habe sich als unfähig er. wiesen, zur Leele der dentichcn Volk-malie zu sprechen. Sie habe sich als ohnmächtig erwiesen, eine der Sinnes, art des deutschen Volkes angepasste Atmosphäre zn schassen. Diesen Mangel habe sie mit ihrem Leben bezahl». Der Berliner Korrespondent de- „Journal" meint, cs ivärc vergeblich, sich zu verhehlen, „das; da» ganze deutsche Volk", zum Wcißglühcn erhitzt, an den nn. zähligen festlichen Pcranstallungcn ieilgenommen habe, die gestern organisiert worden leien, nm in Deutsch- land «Inen Tag zu leiern, der da» nationale Erwachen des Reiches kennzeichne. „Oeuvre" erklärt, Hitler habe gestern lein Ziel er. reicht, denn die Kundgebung in Berlin sei grandios gewesen. Tic Arbeiter seien in großem Aufgebot er. Ichiencn. Ans der ganzen Linie habe da» Hakenkreuz geherrscht. Bum Schluß wirst bas Blatt die Frage ans, iva» denn nun weilergcschehcn werde? erschienen, der von Gruppe zu Gruppe, von Maschine zn Maschine ging, nm mit strahlendem Gesicht einen; jede» die Hand zu drücken. Um 5,30 Uhr hallen sich die Arbciterabordnungen in der Reichskanzlei versammelt, um den Reichspräsidenten und den Reichs kanzler begrüßen zu können. ReichSminisler vr, Goeb bels wohnte den; Empfang bei. R e i chs p r äs t d e n t v. Hindenburg begrüßte in schlichten herzlichen Worten die Arbeiter. Er freue sich herzlich, scdem einzelnen die Hand reichen zu können. Reichskanzler Adolf Hitler sagte: „Ich glaube, daß dieser Tag für Sie alle, die Sie hier in diesem ehrwürdigen Saale versammelt sind, nm den Herr,« Reichspräsidenten zu begrüßen, vielleicht der größte Tag Ihres Lebens ist. Sic werden sich diese paar Minuten sür Ihr Leben merken und Sir werden daraus auch ersehen, wie un. mabr und unrichttg die Behauptung ist, daß die Um wälzung, die sich in Tcntschland vollzog, sich gegen be» deutschen Arbeiter richtet. Im Gegenteil, ihr innerster Sinn und Zweck ist, die Millionen unsrer deutschen Arbeiter einznglicdrrn in die dentlche Volksgemeinschaft nnd damit wirklich «inzubanen in unser heilige» dcui- fcheS Vaterland." Ter Reichspräsident und der Reichs kanzler drückten dann jedem der Arbeiter die Hand, und mit jedem wechselte der Reichspräsident srcunolichc Worte. Er nahm den Wunsch der Bergarbeiter an» dem Saargcbtet entgegen, recht bald mit dem Mutterland wicdcrvercint zn werden. Er ließ sich von dem Hamburger Hafenarbeiter erzählen, wie trau- rig es dort jetzt um di« ArbciiSmöglichkeir bestellt sei. Ein Danziger Fischer hatte dem Reichspräsidenten einen zwölfpsiindigcn Lachs mitgebracht, den er gestern sriih gefangen hatte. McinbergSarbeitcr von der Mosel brachten Wein mit. Jeder der ArbettSmänncr an» Nord und Lltd, Ost nnd West brachte dem NeichSpräst- deuten mit dem neuen Deutschland das treue Bekennt nis seiner Kameraden dar, nnd er nahm die vom Reichspräsidenten ausgesprochenen herzlichen Grüße beglückt entgegen. Es war eine erhebende Huldigung ber Arbeit sür daS neue Reich nnd seine Leiter, nnd cS mar gleich zeitig eine hohe Ehrung der deutschen Arbeiterschaft durch die höchsten Vertreter des Reiche». Die Kundgebung der Lugend Etriegkers und Gtaegemanns Volksoper § Uraufführung der „Schmiede" Von unserm nach Hannover eulsaudtcu Redaktion-Mitglied Wie so manchmal in; künstlerischen Schassen, hat sich auch hier eine merkwürdige Verdoppelung un Ans- grciscn des gleichen Llosses ergeben. Jin Oktober des vergangenen Jahres wurde in der Berliner Städti schen Oper das jüngste Werk Franz Lchrckers „Ter Schmied voi; Gent" uransgekührt. Zn dieser Zeit war Indessen das Textbuch des Dresdners Waldemar Llacge- mann schon fix nnd fertig nnd ein andrer Dresdner, Kurt Striegler, hatte cs anch bereits in der Komposi tion so ziemlich abgeschlossen. Schreker hatte ans die lilcrarisicrtc Fassung des Märchens, wie c» in de Eosters „Flämischen Mären" zu finden ist, zuriick- gegrifscn. Er hatte ein crsindungsarmes Musikdrama daraus gemach», das in äußerlich bombastischen; Effekt steckengebliebcn war nnd da» sich vergeblich bemühte, den Volkston zn treffen. Tic Maschinerie tbcsondcr- in der glänzenden Inszenierung! war großartig, der Inhalt höchst dürftig. So mußte den» von vornherein der Erfolg ausblcibcn. Stacgcmann nnd Striegler gehen den genau nm- gekehrten Weg wie Schreker. Und der überaus herz liche, begeisterte Erfolg bei der Nravssührnng ihrer VolkSoper „Tie Schmiede" in Hannover gibt ihnen recht. Sie verzichten ans die prnnfcndc Maschinerie, sie bringen die Verkörperung deö Wnndcrbarcn nur dann, wenn sie der Idee nach unumgänglich notwendig ist, sie schassen von tnnen heran». So schließt sich Waldemar Staegemann auch nicht an die dichterische Fassung de EosterS an, er greift ans die einsachcrc Legende zurück, die aus dem Volke geivachsen war. Stacgcmann, der musikalische Künstler und Länger, weiß, was dem Musiker not tut: knappe, eindeutige Szenen, klare Handlung, einpräg same Bilder. Der Stofs regt ibn zu völlig selbständigem Schassen an. In drei Akten zeichnet er die Grundziige der Geschehnisse: Nacht der Schuld, Tag des Lichts, Erlösung. Ein Vorspruch de» EhorS lStimmen der Unsichtbaren) schildert in der Art altdeutscher Spiel« den Zustand. Dem Musiker wird zu eigenartigen Vor- spicken Gelegenheit gegeben. In dem ersten Akt erlebt man die Verzweiflung de» Schmiedes Smetse, dessen Nebenbuhler Gllmbroek ihm die Kundschaft durch üble Mittel weafing. Smetse tst völlig verarmt, tm tiefsten Grunde fromm, hadert er doch mit seinem Gotte. In höchster Not verschreibt er sich dem Teufel, der ibm in der Gestalt Slimbrocks erscheint. Jetzt raucht die Este wieder, es ist Leben in der Schmiede Lmctfcs. Voll Neid sicht cs Llimbroek, der seinen Triumph bei einem Volksfest auskosten möchte. Toch die „Nacht der Schuld" lastet auf dem from men, abtrünnigen Smctie. Er wird seine» höllischen Reichtums nicht froh. Und schon ist der Vertrag mit dem Latan abgelausen. Aber der Teufel, der sein Opfer holen will, muß dem Lichte weichen. Es gebt von dem „Fremden" auS, der ans einer Eselin Frau nnd Kind durch die Lande führt. Tic Ticnsibercitschast Lmctles belohnt der Heilige mit dem Gewähret; dreier Wünsche. Toch immer noch ist Smetse töricht: zum ersten wünscht er, daß der aus dem Lehnstuhl sestsitzen soll, dem er es befiehlt: znm zweiten, daß der Höllen vertrag verbrennt, wenn er ihn ansaßt. Ten dritten spricht der „Fremde" selbst aus, um weitere Torheit zu verhindern. TaS Wasser. daS SmctseS Hand be- rührt, soll geweiht sein nnd Satans Feuer löschen. Jetzt tst Smetse ein gewandelter Mensch. Er spürt di« himmlischen Kräfte wieder in sich. Er wird froh und frei. Der „Tag deö Lichts" tst in ihm angebrochen. Mit Tücke bannt er den wimmernden Teufel, der ihm diesmal in der Gestalt der alten Traute nahte, aus den Sinkst fest. Der Vertrag soll ihm gegen Befreiung verlängert werden. Doch kaum befreit, rächt sich Satan nnd rnst seine Hvllengetster. Dem Schmied verbrennt der Vertrag in den Händen. Die Finger kühlt er im Wasser des Kruge», der überläuft und die Teufel ver treibt. Ein mächtiges Gloria der Engel verkündet SmctseS „Erlösung . Ein sehr wirksamer volkstümlicher Stofs ist stier also operngemäß zusammengedrängt. Ein paar Neben, stgnren Helsen die Handlung au-schmttcken. In «in- fachen fließenden Berstti hat ber gewandt« Librettist die Handlung gefaßt. Nur verführt thn diese Geschick, ltchkeit be» leichten Verse» manchmal zu allzu breiter Rebe, die zur Gefahr für den Komponisten werben kann. In ber Tat nimmt da» Rezitattv auch einen sehr großen Raum ein und beeinträchtigt so etwa» den schlichten Charakter der „volk»op«r". Und gerade sür eine „VolkSoper" hat Kurt Striegler die allerbesten Anlagen. Unzwctselhast war der Erfolg iu Hannover schon nach dem zweiten Bild am stärksten. Hier schildert der Komponist ein Vollssest, das der Nalnr seines musikanttschcn Kön nen» freie Entfaltung gewähr». ES fehl» nicht der echte Humor, eine Erscheinung wie die schwatzhafte alte Traute zu schildern, oder die dicke, gutmütige Amtsperson. Zündend sind die Ehörc, zündend das ganze bewegte, frohe Treiben des Volkes daracstellt. Ta gibt cs ein Trinklied: „Sitzt der Bursch beim Wein", daS durch seine hübsche Melodik nnd die schöne Echowirknng leicht in» Ohr geht. Tann ein Tanzlied, da» nn flämische Volksweisen anknüpsi: „Mein Schätz lein, schenk' dir ein gülden Kleid." Tas Echo des Chors ist hier von wnndcrfamcr Wirkung, lind in prächtigen Varianten werden die Strophen gesteigert. Begreiflich, daß brausender Beifall die Szene unterbricht. Ein Lchmicdelied, in das die Ambosse, harmonisch und rhyth- misch gegliedert, einbrechen, ist nicht minder wirksam. Hier sind die Quellen der Kunst Striegler». Hier ist noch viel von ihm zn erwarten. Gerade die geschlossene „Nummer", die volkhaste Liedform, ist seine cigeniliche Begabung. Und hier sind die Kräfte, die einer dent- schcn Oper neues und notwendig neues Blut zustihrcn können. Im übrigen herrscht der Musikdramatikcr Lirica- ler über den Opcrnkomponistcn. Die Verwandtschaft mit Kienzl s„Eva>igclimann") und Siegfried Wagner l„Bärenhän»er"), die beide direkten Weges vom Musik drama Richard Wagners kommen, ist deutlich. Auch Striegler verwendet dte Technik be» Leitmotiv». So viel« unsrer Größten haben es vergeblich versucht, darin dem Phänomen Wagner, da» einzigartig bleiot, nachzuetfern. Wagners Leitmotiv ist von einer bet« spteliosen Einfachheit. Mit dessen Htlse vermag er dte verschlnngensten seelischen Vorgänge mit überwälti gender Großartigkeit anSzudrücken. Striegler» Leit motive sind so kunstvoll, so gewählt, baß sie leicht an Einprägsamkeit verlieren. Derart beschweren sie den Charakter der „VolkSoper". Gerade daS VolkShafte, das immer einfach sein soll, wirb hier durch die viel stimmige Verästelung verschleiert. Denn Striegler läßt alle Kunst« des Polyphonster» springen. In dieser Art tst dte Partitur der „Schmiede" sein« künstlerischrrichste und sein« aus- feinste durchdachte Arbeit. Wie ein kunstvolles Gewirk ist da- Spiel der Motive in dem klanglich mit allen Mitteln schillernden Orchester qegen dte Deklamation -er Gesangstimmen gesetzt. Dtefe» Rezitativ, da- den Tert meist im natürlichen Sprech- tonsall de» Triolenrhythmu» aussängt, läßt aber eben ein« leicht eingehende Melodik auch nicht aufkommen, nach der eine VolkSoper hungert. Sie hindert die Möglichkeit einer Popularität. Ter Musikdramatikcr Striegler verbaut sich hier selbst deu Weg -um Opern- komponisten, der in ihm steckt und den wir so dringend gebrauchen. Menn er zum Durchbruch kommt wie in der Volk-- izene des zweiten Bildes, packt er auch sofort den Hörer. Und zum Durchbruch kommt damit schließlich zugleich der reine Musiker, der sich um gedankliche Leitmolivtechntk nicht kümmert. Er ist e», der diesem Werk anch die besonderen Werte gibt. Ei» reiche» Können breitet sich da ans. Etwa in -er glänzenden Doppelsuge, die im Orchesterzwischensptel znm zweiten Bild das hastige Treibe» der höllischen Geister ohne Tonmalerei, rein musikantisch schildert. Oder in dem innig, tiefempfundene» Vorspiel zum zweiten Akt, in dem das schlichte Gebet ber Mutter ausgenommen wird. Es tst wohl das anSbruckSvoNste Orchestersttick, -a- Striegler geschrieben hat. Uebcrhanpt sind die Vorspiele mit ihren erzählenden Chören überaus stim. muiigsstark. ES schadet nicht», daß die Worte verloren, gehe». TaS Fromme spricht so unmittelbar schon ans der Musik, daß damit bereits der Sinn der religiösen Legende erfüllt wirb fetwa in dem mono, ton gemurmelten Onartettgebet, das den vor letzten Akt eigenartig und gcsühlsinnig ab. schlicht». Wie einprägsam ber Musikant Dtrleg- ler das Leitmotiv zu verwenden versteht, wenn e» sich nicht um schildernde, rezitativische Gedanken gänge handelt, zeigt -a- glanzvolle Gloria am Schluß, in dem wiederum und endgültig da- Gebet der Mutter triumphiert. Denn hier «»scheint da» Leitmotiv must, kantisch.operuhast setwa im Sinne Weber») und nicht philosophisch-musikdramatisch sim Sinne Wagner») be- nutzt. DaS tst zukunftSträchttg. Wagner bleibt die Vollendung, die alle Nachfahren im Schatten läßt. Und Kurt Striegler ist kein Tragiker, kein sinfonischer Dra. maliker swie schon in „Dagmar" deutlich wurde). Er ist ein Musikant im besten Sinne, ein Komponist, dem alle Hutnore »nd lnrische Stimmungen zur Verfügung stehen. Wahrhaft ein schöne- Gut, -a- cS in Zukunft zu nützen gelten wirb. Der Illangmaler Striegler, Len wir au» so vielen Werken kennen, ist auch hier wieder ber handwerklich« Meist,x, ber Richard Strauß folgt. Immer klingt diese» Orchestir, ha» alle Mittel dir modernen Jnstru- mentalion kennt. Ob «» in scharsen Dissonanzen und Rvtbmen den Satan schildert oder in kühnen, ehr- sürchtigen Wandererakkorben den „Fremden". Ob «» die Empstnduugen der Siebenden aufblüh«» läßt oder
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