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Dresdner neueste Nachrichten : 06.02.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-02-06
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193402061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19340206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19340206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1934
- Monat1934-02
- Tag1934-02-06
- Monat1934-02
- Jahr1934
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 06.02.1934
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S,-re 2 Dresdner Renette ^'acdrtcvren Dienstag, K. Februar i»s4 Mr. »v Llmhildung des Kabinetts Daladier Polizeipräsident Lhiappe wird abgeseht - Llnlsrnehrheit für das Ministerium Dor heftigen Auseinandersetzungen Telearamin «nsreS H. Paris, 5. Februar Das Kabinett Daladicr Kat sich, noch bevor es sich Sem Parlament vorstellte, schon wieder nmgebildct. Der Krleaöminister, Oberst Fabry, und der Finanz- rnintster, Piotrt, die beide den Mittclgruppen ange- hörcn, sind anSgeschieden und durch Paul-Bon. cour und Marchandcan ersetzt worden. Damit zeigt sich ganz deutlich, dast das Kabinett Daladicr in seiner ursprünglichen Form, wie wir sosort betonte», leine Lösung der Krise darstellte. Am Sonnabend, nachmittag stand seine Existenz aus dem Spiel. Tie Gerüchte über einen vollkommenen Verfall deS neu gebildeten Kabinetts mehrten sich von Stunde zu Stunde, Die Nervosität erreichte ein ungewöhnliches Mah. Acusterlich wurde sie durch den noch immer an- dauernden Streik der Pariser Taxtchanf- feure gesteigert, -er das wirtschastliche und politische Leben in Paris wirklich zu hemmen versteht. Die Ursachen der Kabinettöniiibllduug liegen wieder im Stavlsky-Skandal. Am Sonnabend früh hatte Ministerpräsident Daladier «ine ernste Besprechung mit dem Innenminister Frot. Dieser war lhauptsächlich durch die „Nevsozialisten") veranlaht worden, de» Rücktritt des Pariser Polizei präfekten Ehiappc zu fordern, um der öffentlichen Meinung Genugtuung zu verschaffen. Ehiappc, der sich einer unverkennbaren Unpopularität bio weit iiber die Grenzen von Paris hinaus erfreut, vor allem in Linkskreisen, werden lob zu Recht oder zu Unrecht, können wir nicht entscheidens allerlei Verbindungen mit den Kreisen um Ltaviskn und mit den Leuten, die der Justiz verschiedentlich in den Arm gefallen sein sollen, vvrgeworseu. Tie Linksparteien hatten schon nach ihrem Wahlsieg im Jahre 1032 seine Entlassung verlangt. Der mächtige Mann, der vieles, allzu vieles wusste und äusser Amtes ein gefährlicher Kritiker war, wurde aber immer wieder gehalten. Auch Daladier liest nach seinem Amtsantritt Ehiappc zunächst noch nicht fasten. Inzwischen konnte er sich aber den starken Angriffen der Gegner Chiappes nicht mehr entziehen. Er entschied sich slir die Entlassung Ehiappcö, bot ihm aber den Posten des Gcncralresidcnten in Marokko an. Der bisherige Generalrcsidcnt Ponsot, der von Syrien nach Marokko versetzt worden war, sollte an Selle des Dichters Elandcl Botschafter in Brüssel werden. Dieser Plan stiest in der Mitte und rechts aus schärfsten Widerstand. Infolgedessen nahmen die Minister Fabry und PtStrt ihre Demission DaS Kabinett siel säst auseinander. Später sand man eine Notlösung, indem man aber nicht „neue starke" Männer, sondern so alte parlamentarische Routiniers wie Panl-Boncour und den Bürger meister von Reims, Marchandcan, an ihre Stelle fetzte. Als weitere Mastnahmc zur Besänftigung der Er regung des Volkes über den Stavioky-Skandal und seine Zusammenhänge opserte Daladicr nun anch den GcneralstaatS- anwalt Prcssarb, den Schwager Ehautcmps, doch liest er ihm eine Stellung als Mitglied des KassationShofeS. Der Direktor Thome von der Sürels Genörale, der politischen Polizei Frankreichs, der in den letzten Monaten httnsig mangelnde Objck- tivltät vvrgeworseu wurde, wurde ebenfalls seines Postens enthoben und zum Administrator der Cv- mödie Franchise ernannt. fNcchtskrcise bezeichnen deshalb die Ereignisse der letzten Tage als eine „Eoiyödie Politique".) Der bisherige Administrator Emil Fabre must auöscheiden, ohne bisher eine Ent schädigung <cS sei denn sein Ruhegehalt) zu erhalten. Gegen diesen Beschlug haben sämtliche Schauspieler der ComSdie Franyaise gestern nachmittag in einer stürmischen Versammlung heftig protestiert. Ehiappc wurde durch die so plötzliche neue poli tische Entwicklung sehr überrascht und gab sich mit den neuen Anordnungen nicht zu frieden. Als Polizeipräsident wurde er allerdings am Sonnabend schon durch den bisherigen Präfekten von Versailles, Bonnesoy-Sibonr, ersetzt. Aber den ihm angeborenen Posten des „Vizckönigö" in Marokko wies er entrüstet zurück. Er übergab der Presse einen sehr anzüglichen Brief an Daladier, worin er darauf hinwics, dast es seiner Vergangenheit sowie seiner Persönlichkeit widerstrebe, nach dem Mist- Irauenövotum, das ihm das Kabinett durch seine Ab setzung als Polizeipräsident ausgesprochen habe, ein AuSglelchSgeschenk in Afrika cntgegcnzunchmen. Als Korrespondenten Folge des Ausscheidens von Chiappe gab auch der Präfekt des Seine-TepartemcntS, der für Paris zu- ständig Ist, seine Demission. An seine Stelle setzte man den Präfekten von Lyon, der wiederum durch den bis herigen Kunstdezernentc» des Ministeriums, Bollaert, einem intime» Freund HerriotS, ersetzt wurde. Man sieht, In Parts haben sich In den letzten -18 Stunden bedeutungsvolle Dinge ereignet, deren letzte Auswirkungen sich zur Stunde noch nicht übersehen lassen. Die Lage deS Kabinetts Daladier hat sich vollkommen gewendet. Tie Rechte greift den Ministerpräsidenten heftig an. Man wirft ihm vor, er habe erst als „starker Mann" jenseits aller Parlcigrenzcn ein Kabinett der Autorität und des Vertrauens bilden wollen, sei jetzt aber wieder völlig in die parteipolitischen Bahnen der Linksgrnppen gekommen. Frankreich erlebt in diesen Tagen eine schwere Krise des Systems. Tie Ereignisse wechseln mit kaleidoskopartiger Ge- schwlndigkeit. Was gestern wahr war, ist eS heute nicht mehr, nnd was zur Stunde wahr ist, ist morgen vielleicht schon längst überholt. A l l e S i st i m F l u st. Nach dem Amtsantritt berichteten wir, der neue Ministerpräsident stütze sich aus die Mittel gruppen nnd die gemästigtc Rechte. Heute stützt er sich auf die Linke, denn bei dem kommenden Vertrauens votum in der Kammer wird ihn nun die Rechte vollkommen verlassen, während ihn die „Neusozialisten" nnd voraussichtlich auch die „offiziellen" Sozmltsten als Dank für die Ab,ctzung Ehiappcö, die sie ivlange gefordert hatten, unterslützeu werden. Nach ihren anfänglichen In trigen nutz Quertreibereien haben auch Herriot und Ehautcmps cs für klüger gehalten, gestern dem neuey Ministerpräsidenten ihre volle Unter stützung vsientlich znznsagcn. Der Soztalistenführer Loo» Blum scincreits hat In einer Volks kundgebung in Clermont-Ferrand versichert, dast die marxistische Partei Daladicr nunmehr untcrst.itzeit werbe, schon weil sie nicht „das Spiel -er biechten" gegen Ihn mitmnchen wolle. Daladier kann jetzt also für die Vertrauens, abstimmnng am morgigen Dienstag mit einer ge schlossenen Linksuiehrhcit rechnen. Dagegen mnb er mit schärfsten Angriffen der Rechten rechnen. Der baskische Abgeordnete ?)barnegaray, den Daladier ebenfalls in sein Kabinett ans» hm n wollte, nm ihm ans nächster Nähe ein Urteil über die Rcgiernngsaktivnen ziir Aufklärung des Stavisky- Skandals zn gestatten, will am Dienstag gegen die Absetzung EhievpeS protestieren. Der Pariser Stadtrat, -eisen Mehrheit rechts clnaestellt Ist, will zu Ehren Chiappes eine Sympathiekundgebung ver anstalten. Tie patriotischen Jngend»crbände und die royalistische „Action Franyatfe" wollen neue Strafienkunbgcbnngen organisieren. Gestern abend fanden ans den groben Boulevards schon die eisten Knndgcbnngen statt. Der neue Präsekt hat energisch eingcgrisfcn nnd 75 Verhaftungen vor genommen. Anch in der Eomödie Franyaisc kam eS gestern abend zn Kundgebungen, über die die Linkspresse möglichst lünwegzngehen versucht. Zur Aufführung gelangte Shakespeares „Eoriolan", ein hier zur Zeit vvliti'ch sehr aktuelles Stück. Nach dem Bericht deS „Echo de Paris" hielt, als der Vorhang hochging, ans einer Tribüne ein Zuschauer eine An sprache, in der er sich gegen die Entlassung des bis herigen Intendanten Fabre wandte. Er behauptete, dast niedrige politische Machenschaften daran schuld seien. Der Redner wurde vou dem polizeilichen Ordnungsdienst zum Schweigen gebracht, was die Zuschauer empörte, die Hochrufe ans Fabre anS- brachten nnd dte Entfernung des neuen Intendanten forderten. Sie riesen im Chor: „Pfui! Daladicr, zuriicktretens Zurlicktrcten!" Der Lärm dauerte minutenlang an. Das Stück konnte erst beginnen, nachdem die Menge ihrem Un- mut durch einen Psni-Gesang aus Daladicr nach einer bekannten Schlagermclodie Ausdruck gegeben hatte. Diese Szenen wiederholten sich. Nach Schlnst des Theaters setzten viele Zuschauer auf der Straste ihre Pfuirufe gegen die Negierung und besonders Da. lädier fort. Das französische Volk setzt sich mit der kritisch gewordene» Lage sehr ernst auseinander. Langsam beginnt man wirklich den Gedanken einer grundlegenden „Umorganisativn" der Verfassung tn Erwägung zn ziehen. Dabei ist man, wie fälschlich geglaubt wurde, durchaus nicht gewillt, Irgend etwas von Deutschland zu übernehmen, was sich schon and -er bekannten französischen Eitelkeit, die alles Fremde ablchnt, erklärt. Dast natürlich die Forderung nach autoritärer Führung, öle schon seit einiger Zeit in Frankreich laut wirb, ihren Weg über Deutschland nach Westeuropa angctreten hat, steht allster Zweifel. Oie Kanzlerrede im Rundfunk DXV. Berlin, 5. Februar. lDurch Funksprnch) Die NeichotagSrede des Führers wird dem drin genden Wunsche der Hörer entsprechend vom Deutsch- landsender am 9. Fcbruar in der Zeitvon 20,10 b i s 22.05 tt l> r von WachSplatten wiederholt nnd vom Bayerischen Rundfunk übernommen. Weisst vu noch daß heute vor einem Jahre...j Reichspräsident v. Hindenburg eine Verordnung er« liest, in der es hieß, dast „durch baS Verhalten des Landes Preusten eine Verwirrung deS Staatslcbcnö cingetretcn sei, die das Staats» leben gefährdet", womit der Preustische Landtag aufgelöst wurde? die alte preußische StaatSregtcrunng fBraun usw.f wieder einmal an den StaatSgerichtShof appellierte? der Erlast zum Schutze des deutschen Volkes heraus, kam, demzufolge das VersanimlnngSrecht nnd die Pressefreiheit eingeschränkt wurden? ein DcmonstrationSverbot für alle kommnnlstlscheck Kiin-gebuttgen in Dresden erlassen wurde?. _ „Sowjeirußland ist geröstet" Kriegsrede Woroschilows an Japans Adresse So n verdien st der Dresdner Neuesten Nachrichten MoSkau, S. Februar. (Durch United Preß.) „Rußland ist gerüstet, jedem Angriff mit einem Heer entgcgenzutreten, das auch in technischer Hinsicht die andern Armeen hinter sich läßt", erklärte Kriegs» kommissar Woroschilow in einer Rede aus dem kominunistifchcn Parteikongrcst. Er versicherte, daß stark befestigte Zonen sich im Westen vom Ladoga-Sce bis zum Schwarzen Meer erstreckten. Ein gleiches gelte auch von den „am meiste » bedrohten Ge bieten im Fernen Osten nnd Ost-Sibi rien". Kriegsflotten stände» bereit. Waö die Lnst- rüstiing angehe, so besitze Sowjctrnßland reichlich ge nug Flugzeuge und Luftschiffe, um eine gewaltige feindliche Armee zum Krüppel zu schlagen und zu vernichten. lieber die Rede Woroschilows gibt jetzt auch die Telegraphcn-Agentur der Sowjetunion einen aus führlichen Bericht. Danach führte der TowjetkricgS- kommissar zunächst a»S, jetzt müsse besondere Auf merksamkeit dem Eisenbahnwesen gewidmet werden. Sobald Stalin die Neuordnung des Ver kehrswesens in Angriff nehme, werde jeder Scherz anshören. Was die Landesverteidigung be treffe, so entspreche die Wehrmacht -er Sowjetunion vollauf dem EntwicklnngSnivean deS Landes. Zwischen dem 10. nnd dem 17. Parteitag sei eine enorme Arbeit zur Umgestaltung der roten Armee geleistet worden. Wir haben, so betonte Woroschilow, moderne Tanks in durchaus genügender Anzahl, wir haben eine gnantitaliv und qualitativ ausreichende Artillerie, eine genügende Anzahl guter Hand- mafchincugcwehre und Maschinengewehre für die Abwehr vou Luftangriffen. Wir haben letzt eine mächtige chemische Industrie. Wir haben mächtige schwere Bombenflugzeuge geschaffen nnd im gesamten Flugzcngwescn Verbesserungen erzielt. Die T c ch n i f i c r n n g habe, so fuhr der Redner fort, der roten Armee ein völlig ver ändertes Gesicht gegeben. Zur Verstärkung der Landesverteidigung seien befestigte Plätze eingerichtet worben, über die die Sowjetunion nicht nur an der Westgrenze vom Ladoga-See bis zum Schwarzen Meer, sondern auch in oen bedrohten Gegenden im Fernen Osten und in Ostsibiricn verfüge. An der Ostsee, in der Gegend von Murmansk am Schwarzen Meer und insbesondere im Fernen Osten seien K tt st en de f e st i g n » g e n geschaffen worden. Diese Be- festignngcn würden jedem, der Lust habe, den Sowjet- bvden an,»greisen, beträchtliche Schwierigkeiten bieten. Tie Gefahr eines Angriffes aus die russischen Küstengebiete habe die Sowjetunion gezwungen, zur Schaffung von S c c st r e i t k r ä s t e n anch im Fernen Osten zu schreiten. Linienschisfe nnd Flngzcngmntterschisse habe die Sowjetunion im Nor den und im Fernen Osten nicht. Doch die leichten Scestreitkräftc und der Küstenschutz, den Rußland dort besitze, vor allem aber Marineflugzeuge nnd die Unterseeboote könnten einem angreiscn- den Feinde bereits schweren Schaden zusitgcn. Eingehend nahm der Volkskommissar dann zur Lage im Fernen Osten Stellung. Japan sei das erste Land, das versucht habe, sich mit Hilfe eines Krieges einen Ausweg ans der Krise zn schassen. ES trete am Weltmarkt als Hauptkänser für Kriegsrüstiilige» und Kricgsindnstrierohstosfe auf. Gleichzeitig sei die politische Vorbereitung Japans für einen Krieg, der ernster sei als der, den cs in China führe, deutlich zn erkennen. Japan sei nicht nur der tatsächliche Herr in der Man dschurei geworden,' es sei auch dazu übcrgegangcn, die Sowjctinteressen an der Ostchinabahn zn schädigen. Ter Schuh der Sowjetgrenzcn und -städte sei de» Japanern ein Torn im Auge. Es wäre ihnen lieber, wenn die Sowietgrenzen ebenso schutzlos wären wie die Grenzen Chinas 1931. Tie Kriegsvorbereitnngcn Japans erstreckten sich auf militärisch-wirtschaftliche, organisatorische, rüstungstechnische Gebiete, aus die quantitative Verstärkung der Streitkräfte und schließ lich auf die Vorbereltiliiaeu des AnsmarschplabeS in der Mandschurei. Tic Mandschurei verwandele sich allmählich in den stärksten Stützpunkt Japans. Die Sowjetunion müße dicS alles mit Ansmerk- famkelt verfolgen, die nötigen Maßnahmen treffe» und ans allcö gefaßt sein. In erster Linie müsse sich Rußland in leinen internationalen Beziehungen Manüvricrsreiheit sichern. Alle Staaten, die auf absehbare Zeit keinen Krieg führen wollten, gruppierten sich nm Rußland. Tie Beziehungen zn de» Ländern des Nahen OstcnS seien vortrefflich. Nur der Ferne Osten sei mit Wolken bedeckt. Dort könne ein K r i c g S g e w i t t e r a» Sb rechen. Woroschilow fuhr fort: Der Krieg wird, wenn man ihn uns anfzwingt, ein großer und ernster Krieg sein. ES wird ein Krieg gegen die Bolschewiken und dazu ein moderner Krieg sein, der seinen Urhebern teuer zn stehen kommen wird. In den wichtigsten Gegenden des Fernen Ostens seien Barriere» angelegt worden, über die hinweg der Feind nicht so leicht den Towjetboden betreten werde. Wladiwostok und das ganze Küstengebiet, Nordsackalln wie Kamtschatka, wie überhaupt jeden Fuß breit ihres gesamten fernöstlichen Landes müsse die Sowietunion nm jeden Preis ver teidige», und sie werde ihn anch zu verteidigen wissen. Iapan nicht beunruhigt Sondcrkabcldienst der Dresdner Ncuestcn Nachrichten Tokio, 5. Februar. (Durch United Preß.) Ein hoher Beamter deS japanischen Außen- Ministeriums erklärte, die japanische Negierung ge- denke nicht, auf die „Enthüllungen" und Angriffe zn antworten, die der russische Kriegskommissar Woro schilow gegen Japan gerichtet habe. DaS Anstcnmini- stcrinm sei anch nicht beunruhigt iiber Woroschilows Acnsterungcn. Außenminister Hirota werde seinen Plan eines Verständignngsverlragcs zwischen Japan und Sowjctrnßland weitcrversolgen und dabei auch nicht von dem Ziele abgchcn. In die Bedingungen dieses Vertrages die Tcmilltarisiernng der russisch-man dschurischen Grenze ansznnchmcn. Altflämische Volksdichtung „Lanzekot nnd Sanderein" lm Schauspielhaus Art und Wirken des Dresdners Friedrich Markus Huebner ist (in Nr. 28 der „D.N.N.") hier gewürdigt worden; als Mittler altslämischcn und ueuholländischen Kunstschaffens hat er daö besondere Verdienst, die ursprünglichen Zusammenhänge dieser niederfränkischcn Sprachgebiete mit der deutschen Muttersprache und Kultur wieder aufgezeigt zu haben. „Das Spiel von Lanze lot, Fürsten von Dänemark, und der schönen Sanderein", das uns Huebners Nachdichtung in der Sonntag- Morgenfeier des Schauspielhauses nahcbrachte, stammt auS der bedeutsamen Wende flämischer Dichtung nach 1-100. Damals begannen sich die dem Französischen nachgebildeten Ritterromane nnd Lehrgedichte durch das volkstümliche Thcaterspiel zn ersetzen, wie eS in -er Folge namentlich die literarischen Zunftgcmcin- schasten der „Nederijkcrs" pflegten. Neben dem kirch lichen Mysterium und Mirakelspiel kam die bildhafte Verkörperung der eigenen Lebensweise aus (von dra matischer Formung läßt sich tn diesem Stadium nicht gut reden). Auch der unbekannte Dichter von „Lanze lot und Sanderein" arbeitet noch ganz in der ein fachen Holzschnitt-Technik: die Figuren des Spiels sind Träger typischen Schicksals ohne verfeinerte Unterscheidung; die Handlung wird von Bild zn Bild durch Selbstgespräch eingelcitct und tm nachfolgenden Zwiegespräch auSgesithrt; ein Ansager (im Schauspiel haus Reinhold Nietschman n) stellt, wo es nottut, die szenische Verbindung her und spricht zum Schluß die sittliche Nutzanwendung. Die Handlung selbst ist nicht weniger einfach und könnte, ans unsre Zeit gewendet, auch einem modernen Roman oder Film zugrunde liegen. Ein junger, vor nehmer Herr liebt ein Mädchen ans dem Volk nnd möchte eS heiraten. Seine hochmütige Mutter hinter treibt das, indem sie ihm das unschuldige Ding zn kurzer Sinnenlnst verkuppelt. Die Niedertracht er reicht ihren Zweck, allein die schlimme Folge schlägt ans sie selbst zurück: die arme Verführte findet tn der Hochherzigkeit eines andern Mannes ihr wahres Lebensglitck; der Verführer aber, im Grunde selber nur ein armer Verführter, kann den Verlust der Ge liebten nicht verwinden und gibt sich den Tod. Diese kleine, traurige Geschichte, deren volkSlicd- haster Schlichtheit Huebners behutsame Hand nichts nimmt noch hinzufiigt, erfährt in Georg KiesauS Regie ungeahnte und zeitlos nahe Verlebendigung. Indem sich auf dreistufig erhöhter Bühne die mittel alterlichen Figurinen Elisabeth v. AnenmiillcrS vor ihren wechselnden Prospekten wie zeitgenössische Miniaturen darstcllen, ergibt sich eine vollkommene Uebereinstimmnng mit dem gesprochenen Wort. ES erweist sich, dast im Szenischen die bloße Andeutung die Einbildungskraft des Zuschauers stärker auregt und befriedigt, als naturalistische „Milieuschilderung" es vermöchte, und daß im Charakterlichen die Aus sparung sich vom Schauspieler aus ergänzt, wenn nur der Holzschneider den Grnnbzug recht umrisscn hat. DaS junge Liebespaar Lanzclot und Sandercin (Rainer Geldern und Lotte Meyer) hat mit dem zarten lyrischen Pathos der Zett nichts barzustellcn als eben diese seine Liebe: hitzige Verliebtheit dort, liebende Keuschheit hier; aber schon bei der Erscheinung der hochmütigen Mutter (Alice Verden) züngelt aus der gemeinen Intrige Dämonie des Charakters, mit drei Strichen zeichnet sich eine Größe der Verworfen heit, die von dieser angcdenteten Figur in zwei Jahr hunderten dramatischer Entwicklung zu Lady Macbeth führen sollte. Die Vorahnung solcher Entwicklung bekräfUgt sich an den Nebenfiguren: Dicncrrollen, die das tragische Herrenschicksal im niederen Alltag komisch spiegeln. Hier ließ eS Kicsan mit Bedacht geschehen, daß Erich Ponto nnd Walther Kottenkamp den Nahmen nicht nur bildlich sprengten, indem sie von der Oberbühne hernnterstiegcn nnd sie als Sitzgelegenheit benutzten. Anch wandte Ponto sich, des feierlichen Tones satt, im Selbstgespräch an den Ansager nnd gab mtt Sich-Krahen und Hand vor dem Mund der heiteren Wirkung einen leichten, nicht recht angebrachten Bei klang von Parodie. Hans Woeste rö kurzes Auf treten als Ritter, neben dem KottenkampS als Wald hüter, reichte hin, der durch Alice Verden vorgestclltcn Welt höfischer Intrige nnd Verderbtheit die reine, starke, kerngesunde Welt deS Landmenncs entgegen- zuhalten. Dem Gedicht von „Lanzelot und Sanderein" gingen vier mittelalterliche Madrigale voraus, die, obwohl ein Jahrhundert später entstanden, die Stimmung trefflich vorbereiteten. Sic wurden, mit Karl Maria Pcmbaur alö dem für sie gegebenen Dirigenten, hinter geschlossenem Vorhang von Mit gliedern des Opernhauses vollendet vorgeiragcn. Ans der herzlichen Anteilnahme des gut besuchten Hanfes, in dem man anch den Ministerpräsidenten v. Kil lt n g e r und den VolksbildttngSminIster Hartnacke bemerkte, sprach neben dem Dank für die Nachschöpfer des BühnenspiclS das Bewußtsein unsrer Blutsver- bundeiiheit mit dem flämischen Stamm. I-. Konjunktur Zeitsatirischeö Lustspiel im Komödieiihans Dieses Stück von Dietrich Loder, bereits an den meisten Bühnen des Reiches gegeben, ist kein Lustspiel im üblichen Sinne, eö ist ein Zeitspiel. Die Handlung ipiett im ersten Vierteljahr 1033, also tn Sen Tagen lurz vor und nach der dcutichcn Revolution. In «einer Attnalität ist es schon nicht mehr ganz aktuell. Als Beispiel übelster Koujunkturgesinnuug wird -das Verhalle» einiger Vertreter einer Ballgesellschaft gegeben. Ein reaktionärer Großindustrieller, ciu jtioischer Schriftsteller, ein wendiger Justizrat und ein Landlagöabgcvrdnetcr sind die Mitglieder. Gelegen heit für -en Autor, vier gut gesehene Typen zu zeichnen. Es ist in den Tagen des großen Berliner Thcatcrskandals. Das Fürstentum Liechtenstein schwebt auch diesen Herren alö das Paradies der Vermögensslüchtigcn vor. Als der Schriftsteller, der dringend verdächtig erscheint, Greuclnachrichten ver breitet zu haben, tn den ersten Tagen der Revolution verhaftet wird, schieben die andern natürlich alle Schuld ans ihn. Und sie sind es denn auch, die zu erst mit erhobenem Arm vor dem neuen Staars- sckrctär erscheinen, der niemand anders ist als der SA.-Mann Hagen, der zuvor von ihnen nicht gerade verständnisvoll behandelt worden war. Zu ihrem Pech ist er aber nur kommissarisch beauftragt. Und mit de,- geschäftstüchtigen Konjunkturgesiiinnng ist eS Essig. Der SA.-Mann Hagen hat seine Pflicht erfüllt, und er tritt feinen Platz an einen tüchtigen Fachmann ab, der zwar der Partei nicht angehört, sich jedoch auch durch charaktervolle Gesinnung auSzcichnet. Daneben läuft eine LiebcShandlung, die mit der „Konjunktur"-Handlung verknüpft Ist. Ter SA.- Mann, der frühere Oberleutnant Hagen, liebt die Tochter eines Bankiers, der ein sonst chrcnbaster Mann, ab-r eine schwach-' Natur Ist, und als Geld geber der Ballgesellschaft funktioniert. Vor der Revo lution ist er gegen eine Verbindung seiner Tochter mit Hagen, nach der Revolution soll die Verlobung ans einem Bankett verkündet werden; denn cs hat sich hcrnmgesvrochen, dast Hagen Staatssekretär wurde. Schon will die brave Tochter von der Verlobung zurlicktrcten, da besiegelt anch ihr die bereits erzählte Schlnstpointe ein fleckenloses Glück, Gesinnung wird also gegen Gesinnung gestellt tn diesem Zeitstück: die gute gegen die schlechte. Mit leichter Hand hat der Autor diesen Kontrapunkt zu- fammcngeivvbcn. Ohne Bosheit und ohne PalhoS. Und so ist denn auch die Wirkung, trotz der Schwierig, keit des »cttgebundencn Stosses, heiter. Nur einmal verdichtet sich der Konflikt fast dramatisch, wenn sich der frische, willensstarke Hagen mit dein verbohrten Büro, kratcngcist eines alten Miuistcrlalbcamten auS- ctnandersctzt. Doch der Ernst wird auch hier bald wieder durch den Humor -eö Autors verdrängt. Ausgezeichnet ist vor allem die Figur deS Dr. Helm gelungen. Er ist der typische Raisvnncur des Stückes, in der Art der geistvollen Weltbnmmler Wildes. Was er sagt, geißelt die Zcitznständc witzig, bissig, ironisch. Doch anch herzlich. Er ist ja auch nicht umsonst der Onkel Helgas. Und es ist sehr lustig, wie die Kvnjunktiirgescllschaft. die ihn über die Achsel ansah, ans einmal nach der Machtergreifung um ihn hcrninschwänzelt, da herauskam, dast dieser Onkel seit Januar Parteimitglied ist. Mas wieder Anlast zu köstlichen sarkastischen Bemerkungen gibt. Der Dialog ist überhaupt geistvoll nnd flott. Und er trägt nicht wenig zum Erfolg des Stückes bei. Gespielt wurde unter der Leitung von Heinz Pabst ausgezeichnet. In der Formung der Szene spürt man den erfahrenen Theatermann, der kein Ensemble auöznnntzcn versteht. Es gibt tm Tempo keinen toten Pnirkt. Frisch und lebhaft lpielt sich das Geschehen ab, In einem von Kirchner geschmackvoll gestellten Bühnenbild. Horst v. Smcldtng Ist natürlich, sympathisch nnd überzeugend als ehemaliger Osstzier und SA.- Mann Hagen, nnd er hat in Carla Rust anch eine nette Partnerin. De» Hauptcrfvlg hat Walter Taub als raisonnicrender und gutmütig witziger Onkel Helm. Die drei Konlunktnrrttter charakteri sieren Neinhold Wolf. Martin Hellberg nnd Triedrich K a < n mit geschmeidiger Anpassung. Wolf Dvhnberg fällt die Aufgabe zu, den intellektuellen Schriftsteller zu l»>clcn. und er kennzeichnet diese Fta"r tresse»-',. Die A'iseiuandersetzn'ig mit dem »--rstockten Ministerialbeamten a-staltct Rudolf Weidner zn einer >'acke"den S,enc. Und «»ch die Charge» sind glücklich besetzt. Es ist ein Erfolg, -er die sicher- und theaterkimdiae Hand -eg neuen Leiters verrät und d-r das Ansehen des Komödien hanse/ von neuem festigt. Ic. soll.
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