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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-26
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-188909268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18890926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18890926
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1889
- Monat1889-09
- Tag1889-09-26
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in jedem Falle können wir da eines längeren FriedenS- zustande« sicher sein ... Man geht kaum fehl, wenn man annimmt, daß England während eine» Krieges sich der Tripelallianz anschließt .. . Wenn wir uns mit Rußland verbinden, so würden wir auch in Krieg mit England kommen. Ein Krieg mit England ist inzwischen für uns gleichbedeutend mit der Vernichtung unserer ganzen Handelsflotte (die auf 100 Millionen Kronen geschätzt wird), und unserem ganzen wirth- schaftlichen Leben würde dadurch ein ungeheurer Schaden zngefügt werden. Wir würden in einem solchen Falle ganz wie eine belagerte Stadt gestellt werden, indem jeder Berkeh? von und zu uns abge schnitten sein würde. Das ist für uns ein außer ordentlich wichtiger Grund, während eines Krieges uns an Deutschland anzuschließen." Weiter führte der Redner aus, daß die nächsten Wahlen für die Entscheidung der verfassungsmäßigen Streitfrage nicht stark in's Gewicht fallen, daß sic aber für Dänemarks Schicksal nach aller Voraussicht entscheidend sein würden, für die Frage nämlich, ob Dänemark als selbstständiger Staat weiter bestehen werde oder nicht. Wenn der Reichstag bei der nächsten Wahl eine chauvinistische Mehrheit erhält, so könnte cs möglich sein, daß die Regierung ein Bündniß mit Frankreich und Rußland cinginge, und die Dänen würden ver loren sein. Der Fehler der deutschfreundlichen Dänen ist bisher ihre Schweigsamkeit, ihr Mangel an Muth der Ueberzcugung gewesen. Wenn sie das Volk darüber aufklärten, wohin es geräth, falls es die Regierung weiter schalten läßt, so würde diese längst auch im AdelSthing die Mehrheit verloren haben, auf die sie sich gegenwärtig noch stützt. Denn gegen die offene Meinung des Volkes würden wohl auch die Adligen und die Besitzer nicht die Regierung zu stützen wagen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. In den an der Chcmnitz-Aue- Adorfer Eisenbahn liegenden Ortschaften wird es mit Freude begrüßt, daß nach dem erschienenen Winter fahrplane der Mittags 12 Uhr in Dresden abgehende, in Zukunft 2 Uhr 43 Min. Nachmittags in Chemnitz cintreffende Personenzug Nr. 52 mit dem künftig 2 Uhr 49 Min. von Chemnitz abgehenden Zuge Nr. 348 direkten Anschluß in der Richtung nach Aue- Adorf erhält. — Schneeberg, 23. Septbr. Im XX. städt ischen Landtagswahlkreise (Schneeberg, Eiben stock, Aue, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt und Neustädtcl) wollen die Sozialdemokraten dem Kandi daten der Ordnungsparteien, dem bisherigen bewahrten Vertreter Stadtrath Rittergutsbesitzer von Trebra in Neustädtel, einen Gegenkandidaten in der Person Liebknecht's entgegenstellen. Die Aufstellung Lieb knechts geht von einem Wahlverein in Schneeberg, dem wohl nur Sozialdemokraten angehören, aus. — Lengenfeld. Am Sonnabend Abend wollte die Ehegattin des Rentiers Feustel einen Ausgang machen. Im Begriffe, die Treppe hinabzusteigen, fiel sie von dieser herab. Die erschreckten Mitbe wohner des Hauses riefen schnell einen glücklicher weise am Hause vorübergehenden Arzt zur Hülfe herbei, doch konnte der Letztere nur noch den Tod der Verunglückten, welche aus einer Kopfwunde blutete, feststellen. — Aus Sachsen schreibt man der „Köln. Ztg.": Eine überraschende Erscheinung sind die in diesem Jahre bei unfern Steuerbehörden zahlreich cinge- gangencn Beschwerden von Steuerpflichtigen wegen zu niedriger Einschätzung zur Einkommensteuer. Die Beschwerdeführer gehören durchweg den untersten Steuerklassen an, bei denen die Einschätzung erfolgt, ohne daß die Beitragspflichtigen anfgefordert werden, ihr Einkommen selbst anzugeben, und sind mit einem 600 Mk. nicht übersteigenden Einkommen abgeschätzt worden. Während man sonst wohl viele Klagen über zu hohe Einschätzungen zu hören bekam, verlangen diese Beschwerdeführer, in höhere Steuerklassen versetzt zu werden. Dies geschieht offenbar in der Absicht, die Stimmfähigkcit für die Landtagswahlen zu erlangen, welche an die Entrichtung eines Minrestbetrages von 3 Mark an directen Staatssteuern gebunden ist, ein Steuerbetrag, den die Einkommen von 600 Mk. noch nicht erreichen. Den Steuerbehörden erwächst aus diesen Beschwerden die seltsaine und nicht leichte Auf gabe, in jedem einzelnen Falle zu prüfen und festzu stellen, ob der Beschwerdeführer wirklich berechtigt ist, in die von ihm begehrte höhere Einkommenklasse ein geschätzt zu werden. ES steht außer allem Zweifel, daß man es hier mit einem von sozialdemokratischen Führern in Szene gesetzten Wahlmanöver zu thun hat und man kann daraus erkennen, wofür übrigens auch andere Anzeichen sprechen, daß die Sozialdemo kratie nach den schweren "Niederlagen der letzten Jahre die äußersten Anstrengungen macht, um bei den be vorstehenden LandtagSwahlcn den Sieg davonzutragen — Grund genug für alle Gegner der sozialistischen Wühlerei, besonders in den stark bedrohten Wahl kreisen, sich fest zusammcnzuschließen, den Partei- Eigensinn eine Weile zurücktreten zu lassen, ihn wicht igeren Dingen unterznordnen und es an größter Rührigkeit vor und bei der Wahl nicht fehlen zu lassen. — Gleichzeitig mit dem Inkrafttreten des Win- terfahrplanS am 1. Oktober beginnt auf den sächsischen StaatSeisenbahnen auch die Heizung der Personenwagen. Dieselbe erfolgt sieben Monate lang, vom Oktober bis mit April. In den drei Monaten Dezember, Januar und Februar geschieht die Per sonenwagenheizung ausnahmslos, während eS in den Monaten Oktober und November, sowie März und April von den Temperaturverhältnissen abhängig ist, ob geheizt wird oder nicht. Die TagS über ver kehrenden Züge werden geheizt, sobald das Thermo meter nur 6 " k. Wärme anzeigt, Nachtzüge dagegen bei -s- 4 " li. WaS die Art der Heizung anlangt, so ist die einstmals allgemein in Gebrauch befindlich gewesene Wärmflasche jetzt gänzlich verschwunden und an deren Stelle auf allen Hauptlinien die weit an genehmere Dampfheizung getreten. Nur auf Neben linien geschieht die Wagcnerwärmung noch durch Bri- quettS und Ocfen. Reisen — welche Lust. Humoreske von Maximilian Schmidt. (5. Fortsetzung.) Blaser hob jetzt einen Finger in die Höhe. „Ei, da fällt mir ein, daß in der ersten Etage zwei Zimmer frei werden. Sie müssen aber zu sammen genommen werden, Salon und Schlafgemach. Wie lange gebrauchen Sie dieselben?" „Ein bis zwei Tage." „Nun, wenn Sie den Salon mit Zimmer fix nehmen, so kann ich Ihnen denselben überlassen: aber notu bene: fix auf zwei Tage." „Ist es aber nobel?" fragte Mechtildis. „Gewiß. Mit einem prächtigen Flügel von —" „Ich spiele nicht." „Das thut nichts; aber sehr angenehm. Wollen gnädige Frau nur gefälligst vorangehen." Und zum Personal gewendet, rief er: „DaS Gepäck der gnädigen Frau auf Nr. 1 und 2 tragen!" Dann sagte er nochmals zu Mechtildis sehr höflich: „Gnädige Frau, darf ich bitten!" „O bitte!" sagte diese. Die plötzliche Höflichkeit des Kellners und besonders das „Gnädige Frau" machten sie ganz verwirrt. Mit einigen Verbeugungen schickte sie sich zum gehen an. In diesem Momente gewahrt sie Blaser, am Pulte stehend. „Wer ist der Herr im Frack?" fragte sie rasch und leise den Kellner. „Etwa ein Landrath?" „Ein Landrath?" sprach Servazi verblüfft. „Es ist der Direktor." „Ah!" machte die Landräthin. „Man sieht ihm die Distinktion gleich an." Dabei haftete ihr Auge wie gebannt auf dem Fracke des Oberkellners, der es jetzt endlich der Mühe Werth fand, leicht mit dem Kopfe zu nicken. „Recht guten Abend, Herr Direktor," sagte Mechtildis, den kühlen Gruß höflichst erwidernv und leichten Schrittes eilte sie dann dem voranschreitenden Servazi nach. An rer Thür aber drehte sie sich nochmals um, sie wollte noch einen Blick auf den Frack, dieses in ihren Augen so prächtige Kleidungs stück, werfen. Blaser nickte wieder, auch sie machte einen Knix, wie cs in Katzenhausen gebräuchlich, und schwebte von dannen. „Donner und Doria!" sagte Blaser zu sich, nach dem sich die Thüre hinter ihr verschlossen, „ist das ein Landkonfekt! Allem Anscheine nach aber verinög- licb. Warum erinnere ich mich gerade heute so lebhaft an die Prophezeihnng der Zigeunerin? Sollte die Angekommcne etwa die mir bestimmte, reiche Wittwe sein? Sie fragte zwar nach einem Hannibal! So heißt ja gar kein Christcnmensch; ich habe noch nie etwas von einem heiligen Hannibal gehört. Wie viele geben sich für verheirathet aus, die es gar nicht sind. Das kennen wir! Wer hindert mich daran, zu glauben, daß ich es hier mit einer reichen Wittwe zu thun habe? Blaser nimm Dich zusammen! Ich werde mich von meiner schönsten Seite zeigen und mit Artigkeiten will ich sie nur so bombardiren." Eine halbe Stunde später trat Mechtildis im grünseidenen Kleide, mit weißem Capothut, geschmückt mit langen, blauen Straußenfedern, wieder in den Saal. Broche, Ketten und aller andere Schmuck war selbstverständlich, wie Blaser sofort heraus hatte, kleinstädtisch echt." Ihr erster Blick fiel auf den Oberkellner, der sich in einem Lehnstuhl gelangweilt hin und her warf. „Ah!" dachte sie, „da ist der Herr im Frack noch, der Herr Direktor." , Blaser erhob sich bei ihrem Eintritt und fragte, sich verneigend: „Gnädige Frau wünschen vielleicht?" „O bitte!" entgegnete diese, „ich wollte nur nach dem Kellner rufen." „WaS befehlen Sie?" fragte Blaser dienstfertig. „O, ich bitte! Sie sind zu gütig! Der Kellner wird nicht lange warten lassen." „Ich bin Direktor Blaser von hier," stellte dieser sich vor. „Wenn Sie meine Dienste durchaus nicht annehmen wollen, so —" Er zog an dem Glockenzuge. „Was das für ein höflicher Herr ist," bewunderte Mechtildis. „Jedenfalls von Distinktion." Piccolo kam hereingesprungen. „Nehmen Sie die Befehle der gnädigen Frau entgegen!" befahl Blaser mit Würde. „Sie sind zu gütig!" bedankte sich Mechtildis und zu Piccolo gewendet, fuhr sie fort: „Ich bin von der Eisenbahnfahrt noch so erhitzt; bitte, bringen Sie mir ein kühlendes Getränk." „Da kann ich Ihnen das Beste empfehlen!" sprach Blaser dazwischen. „Es wird Ihnen auf eine Kleinigkeit nicht ankommen?" „O nein, Herr Direktor!" beeilte sich Mechtildis zu sagen. „Sie sind zu gütig!" Blaser gab Piccolo einen leisen Befehl und dieser sprang davon. „Ein kühler Trunk zur rechten Zeit ist Labsal für Geist und Herz," sprach Blaser. „Diese gewählte Sprache!" dachte die Landräthin und laut setzte sie hinzu: „O, Sie haben recht, mein Herr. Ich sehnte mich so sehr nach einem Glas Wässer. Denken Sie nur, vier lange Stunden war ich in einem gefüllten Wagen, wie eingepfercht. Aber es ist doch ein himmlisches Vergnügen, dieses Eisenbahnfähren. Eine prachtvolle Erfindung! Hanni bal hat nicht zu viel gesagt." „Hannibal?" fragte Blaser. „Bitte, nehmen Sie Platz. Ist Hannibal nicht auch — eine Erfindung?" „Warum nicht gar!" entgegnete MecbtildiS. „Ich hoffte ihn sicher hier zu treffen, und bin sehr unan genehm überrascht, daß es nicht so ist. Wann kommt der nächste Zug von Ost?" „Von Ost? Ich bin nicht gleich orientirt." „Ich meine, mit der Ostbahn, von Landshut her." „Der kommt erst nach zehn Uhr." „Erst?" rief die Landräthin. „WaS fange ich bis dahin an?" „Da kann ich Ihnen rathen. Erst soupiren Sie, dann machen Sie eine kleine Rundfahrt durch die Stadt, besuchen dann das Theater und so vergeht Ihnen die Zeit im Fluge. Ich bin mit Vergnügen bereit, Ihren Cicerone zu machen, mit Ihnen zu fliegen, gnädige Frau," setzte er scherzhaft hinzu. „O, das kann ich doch nicht annehmen, Herr Direktor," sagte Mechtildis zaghaft. „Nehmen Sie an: es macht mir Vergnügen. Da kommt Piccolo mit kühlendem Safte. Piccolo, schnell ein Souper für die gnädige Frau und zwei Billets, Gallerte noble, Opernhaus." Piccolo hatte Champagner in Eis gebracht und eilte nun, die Befehle Blasers auszuführen. Dieser entpsropfte die Flasche — ein Knall und Mechtildis Schrei trafen zusammen. „Was ist das?" fragte sic. „Doch nicht Cham pagner?" „Gewiß, und der beste, den das Hotel besitzt. Echt — direkt über Würzburg hierher." „Aber der ist ja thcuer!" erlaubte sich Mechtildis einzuwenden. „Aber gut," beruhigte Blaser und schenkte ein. „Sehen Sie, wie das schäumt. Trinken Sie, ehe er »erbraust." „Aber — aber — Herr Direktor — darf ich Sie bitten, ebenfalls ein GlaS für Sie —" „O, wenn es Ihnen Vergnügen macht, warum nicht?" Damit schenkte er auch für sich ein Glas voll und stieß mit Mechtildis an. „8antä!" „Das ist wirklich gut und kühlend," sagte diese, nachdem sie getrunken. „Ich finde das auch," meinte der Oberkellner und schenkte sich ein zweites Glas voll. Auch Mech tildis trank nach Herzenslust und ihre Gesprächigkeit wurde durch den Genuß des Weines alsbald ver doppelt. Nun kam das Souper. Mechtildis wagte es, den Herrn Direktor zu bitten, dasselbe ebenfalls mit ihr zu theilen, was dieser auch sofort annahm, indem er Piccolo den Auftrag gab, ein zweites Couvert und natürlich auch eine zweite Portion Beefsteak zu bringen. Alsbald überbrachte Piccolo auch die TheaterbilletS und meldete, daß die Equipage zu einer Rundfahrt bereit stünde. Mechtildis war entzückt von der Liebenswürdigkeit des befrackten Direktors, der sich nun auf einen Augenblick entfernte, um den Frack mit einem eleganten Rock zu vertauschen und sich mit einem Chlinder zu versehen. Hiernach lud er die Land räthin ein, mit ihm den Wagen zu besteigen. Sie getraute sich nicht, in irgend einer Weise Einwen dungen zu machen und sagte nur immer: „Hannibal wird Ihnen danken für all' die Güte, welche Sie mir zu Theil werden lassen." Nun ging'S in offener Equipage durch die Straßen der Stadt. „Schade, daß Sie das prächtige Kleidungsstück vertauscht haben," sagte Mechtildis unter vielen anderem zu Blaser. „ES hat Ihnen so gut gestanden." „WaS meinen gnädige Frau, daß mir gut ge lassen hat?" „Nun, der Frack. Ich schwärme für den Frack." „Ich danke Ihnen verbindlichst im Namen meine- FrackeS," erwiderte Blaser lächelnd. „Es kommt eben immer darauf an, wer ihn trägt. Ich ließ mich in demselben photographiren.
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