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Dresdner neueste Nachrichten : 10.09.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-09-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193509104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-09
- Tag1935-09-10
- Monat1935-09
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 10.09.1935
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.Ar.211, Sekte 2— . D,e-d«»R«arste Nachrichte» ---—Mrn«ag, IV.Septtmrer 1SSS ferBölkörbundStheateralsda-Wesent, kicheansehen. E» würde sich dgnn solgcndeS Bild ergeben: Frankreich und Italien haben sich in ihren Generalstabsverhandlungen geeinigt. Daraufhin »er« pslichtct sich Frankreich, Italien während -eS ktriegeS in Abessinien diplomatisch im Völkerbund den Rücken zu decken, Italien dagegen verpslichtct sich, nicht aus dem Völkerbund «uszutreten und sosort nach den erlten A n s a n g S e r s o l ge n im abessinischen Krieg nach Gens zu rückzu kehren. To geschln er halten die Prophezeiungen der Pariser Presse Linn und Logik. Eröffnung der Völkerbundsversammlung Denesch Präsident X Gens, 9. September. sDurch Funkspruchs llntcr stärkerem allgemeinem Iutcressc als in den lebten Jahren ist heute im Genfer Generalratsgebäude die Vollversammlung des Völkerbundes eröjiuct worden. Die meiste» europäische» Staaten haben zu dieser Tagung ihre Außenminister als Hauptdelcgicrte entsandt. Frankreich ist in Abwesenheit Lavals durch Herriot und Paul-Boncour vertreten. Diese 1l>. Tagung der Völkerbundsversammlung begann wie üblich mit einer ErösfnungS- ansprach« des ckmtterenden Rat«prüsi- denken, de» argentinischen Delegierten Ryi» Gutnazu. Der vorläufige Präsident sprach zunächst von dem Glauben seine» Lande» an dem Völkerbund und erwähnte, daß seine Negierung mit Genugtuung die gemeinsam mit dem Völkerbund erfolgte Beenbt- gung des Ehaco-Kriege- verzeichnet habe. Dt« Rede schloß mit einem Ausblick auf die FrlebcnSaufgabe de» Völkerbundes. Die Geheimdiplomatte müsse dem Grundsatz össcntlichcr internationaler Beziehungen aus der Grundlage der Gerechtigkeit und der Ehre Platz machen. Gerade in diesem Augenblick, wo sich der Horizont wieder verdüstere und wo die ganze Welt mit Besorgnis ihre Augen auf Genf richte, müßte» alle Delegierten den festen Willen haben, den Völkerbund zur vollen Wirksamkeit zu bringen. Mit 48 von 54 abgegebenen Stimmen wurde der tschechoslowakische Außenminister Bene sch zum Prä sidenten gewählt. Bon einigem Interesse war der Beschluß, vor- läustg den Programmpunkt „Angleichung der Äülker- bundSsatzung an den Kcllogpakt", der schon auf der Tagesordnung der lebten drei Versammlungen gestan- den hatte, aber unerledigt geblieben war, nicht z» be handeln. Ohne Widerspruch wurde beschlossen, auch in diesem Jahre „vorläufig" keinen Ausschuß für die A b r ii si u n g s s r a g e einzusetzen, da eine neue Tagung des Büros der Konferenz bevorftehe, deren Ergebnis man zweckmähigerweise abwarten müsse. Attolico beim Führer Italiens neuer Botschafter überreicht sein Beglaubigungsschreiben X Berlin, 9. September Der Führer und Reichskanzler empfing gestern mittag den nenernanntcn löniglich italienischen Bot schafter, Herr» B ernardo Attolico, um sein Beglaubigungsschreiben und das Abbcrufuugsschrcibcil seines Vorgängers, des Botschafters Vittoriv Eerruti, entgegcnznnehmcn. Au dem Empfang nahm außer den Herren der Umgebung dcS Führer» und Reichs- kanzlerS der Ncichöminister de» Auswärtigen, Frei herr v. Neurath, teil. Der Botschafter überreichte die königlichen Handschreiben dem Führer und Reichskanzler mit einer Rede in seiner Landes sprache, die in Ucbcrsctznng wie folgt lautete: „Herr Reichskanzler! Es ist die selbstverständliche Aufgabe eines jeden Botschafters, die Bande, die das non ihm nerirctene Land und jene», bei -ein er beglaubigt ist, verbinden, zu festigen und noch enger zu knüpfen. Dieser Ausgabe gedenke ich mich mit eifrigem Sinne und in zuverlässiger Treue zu widmen im Bewußtsein sowohl des verantwortungsvollen ge schichtlichen Augenblicks, in dem die Welt und Europa stehen, alö auch der außerordentlichen Bedeutung, die die italienisch« deutschen Beziehungen für den Frieden und das Gleichgewicht unter den Nationen haben »nd in Zukunft in noch höherem Maß« erlangen können. Italien, das gegenwärtig in einem Werk hoher Be kräftigung der Macht und der nationalen Würde be- grissen ist, fordert von allen vor allen Dingen Ver ständnis für fetnt begründeten Interessen, ein Ver- ständnis gleich dem, das eö stlr die bcgrstn-elen Inter- essen andrer hat und haben wird. HerV Reichskanzler! Für dieses Werk dcS gegenseitigen Verständnisses zwischen unfern beiden Ländern werde Ich ein treuer Kämpfer und überzeugter Befürworter lein, denn ich bin dessen sicher, daß aus der guten Frcuudschast und der ausrichligen und freiwilligen Zusammenarbeit unsrer beiden Länder — die beide von jenem Ge danken dcr Gerechtigkeit geleitet werden, ohne den nichts in der Welt wirklich fest und dauerhaft sein kann — mir Vorteile sür alle erwachsen können. Ich darf mich wohl lebhaft beglückwünschen, Herr Reichskanzler, daß mich in der Ausübung meines sehr verantwortungsvollen Auftrages das Vertrauen und Wohlwollen Eurer Exzellenz unlcrstiitzcu und er mutigen werden. Ich bringe Eurer Exzellenz, dem obersten Führer eines so großen Landes, zugleich mit meinem herzlichen und ergebenen persönlichen Gruß d i e G r ii ß e meines c r h a bene n H crrschcrs unddcSDuce de» faschistischen Italien dar." Der Führer und Aeichskanzfer antwortete mit folgenden Worten: „Herr Botschafter! Mit lebhasler Genugtuung entnehme ich Ihren Aus- sübrungen,' daß Sic Ihre Ausgabe darin sehen, mit allen Kräften dahin zu wirken, die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien immer weiter zu festigen und auszugestalten; denn ich bin mit Ihnen der Ucbcrzcngung, daß diese Beziehungen sür hle künf tige politische Entwicklung und stlr eine fruchtbringende friedliche Zusammenarbeit zwischen den Nationen von größter Bedeutung sein werden. Auch ich glaube, daß eine solche Zusammenarbeit nur aas dem Ge danken der Gerechtigkeit und aus ein gegrnseitigeö Verständnis für die Lebensnotwendigkeiten dcr Völker gegründet sein kann. Zugleich vertraue ich daraus, daß die GemcInsa m - kett vieler Ideale, die das faschistische Italien und das nationalsozialistische Deutschland verbindet, sich mehr und mehr zum Besten unsrer Länder aus wirken wird und daß die daraus erwachsende» Vor teile auch der übrigen Welt zugute kommen werden. In Ihren Bemühungen, aus dieser Grundlage die Be ziehungen zwischen unser» Länder» zu fördern, können Sie, Herr Botschafter, auf meine und der Reichs regierung vollste Unterstützung rechnen. Indem Ich die srcuudltchen Grüße, die Sie mlr von Seiner Maje stät dem König und von Leiner Exzellenz dem Ehcs der königlichen iialienischen Regierung überbringen,, ans daS aufrichtigste cRvtderc. heiße ich Sic, Herr Bot- schaster, im Namen deS Deutschen Reiche» bet unS aufs herzlichste willkommen." Anschließend unterhielt der Führer sich längere Zeit mit dem Botschafter, der ihm alsdann die neuen Mitglieder seiner Botschast vorstelltc. Nach dem Emp fang schritt dcr Führer die im Ehrenhos ausgestellte Ehrenwache ab. Er wurde hierbei und aus der Fahrt durch die Wilftelmstraße nach der Reichskanzlei von der Bevölkerung, die sich zahlreich angesammelt hatte, be geistert begrüßt. " Sie Aotwendtglett der Rasseepolllik vr. Groh vor der Auslandorganisation der TllSVDP. X Erlangen, 9. September Im verlaus der ersten Arbeitstagung dcr Poli tischen Leiter dcr Anslandoraanisation dcr NSDAP., die am Sonnabend in Erlangen begann, sand am Sonntagabend eine össcntlichc Veranstaltung statt. Den Hanptvortrag des Abends hielt Dr. G r o ß, dcr Leiter des Rassenpolitischcn Amtes dcr "NSDAP, übcr „Die Rasscnpoltllk des Nationalsozialismus". Tr. Groß führte unter audcrm aus, dcr National sozialismus habe die Rassenvolitik überhaupt zum Mittelpunkt der gesamten Politik gemacht, weil cs sich hierbei nm die Grundlage des völkischen Lebens handle. Der Nationalsozialismus habe ans der Geschichte er kennen müssen, daß die größten Völker dcr Welt an der Zerstörung ihrer rassischen Substanz zugrunde gegangen seien. Drei Gefahren biologischer Art be drohten die rassische Substanz unsres Volke»: der Ge burtenrückgang, die Verschlechterung der erblichen Kräste und die Rasscnmischung. Der Nationalsozia lismus wolle durch seine Rassen- und Bevölkerung»- Jas Schandurteil von New Soft Protestkundgebung -er -eusshe« Lotsten X Berlin, v. September Wie der „völkische Beobachter" berichtet, hat der Rrichüjurcstenführer, Reichsleiter und Reichsmiuister Dr. San» Frank, Präsident »er Akademie sür deutsches Recht, unmittelbar nach Erhalt der Mel dung über die ungeheure Herabwürdigung der nationalsozialistischen Reichsslagge und des Reiche» durch ben Richter Brodsky in New Aork ein« Sitzung der Gesamtjnristenfithrnng tu bas Sau» der deutschen Rrcht-sront zufammenbrrusen. ES waren die^Bertreter der deutschen Richter und Staatsanwälte, McchtSanwälte, Notare, Nechtspflcger, Iungjurtsten, WtrtschaftSrechkler und RcchtSprofef- soren, also dle obersten ständischen Führer des deutschen Rechtslebens, erschienen. In dieser Ver- sammlung führte ReichSlettrr Dr. Frank auS: „Richter Brodök» ist Jude. Juden können weder unsre Flagge noch unser nationalsozalistischeS Deutschland irgendwie beleidigen. Daß ein Jude das Ehrenkleid eines Richters in den kulturell so überaus hochstehenden Vereinigten Staaten von Nordamerika mißbrauchen kann, um den ganzen ohnmächtige» Haß seiner Rasse gegen da» wiedercrstehcnde nationalsozialistische deutschc Volk auSznlassen, ist allerdings «in ernster und höchst bedauerlicher Vorgang. Aber weder das ehrenvolle Volk der Vereinigten Staaten von Nordamerika noch auch die mit Recht so angesehene Justiz der Bereinigten Staaten haben etwas mit diesem Exzeß zu tun. EL ist außerordent- ltch bedauerlich, -aß diese bodenlos nieder trächtige Gemeinheit eines Juden unter dem Schuh« eine» amerikanischen Staatsamtes geschehen konnte. Im Namen des gesamten deutschen Rechtsleben», im Namen der deutschen Justiz und aller deutschen RechtSwahrer erhebe ich gegen diese unerhörte Verunglimpfung Protest, indem ich an daS Gerechtigkeits empfinden des edlen amerikanischen Volkes appelliere, das — eS ist meine feste Erwartung — e» nicht al» angemessen empsindet, daß irgendein einem Ghetto entlaufener Bursche unter dem Mißbrauch der liberalen Gesetzgebung der Ver einigten Staaten von Nordamerika sich als Richter ansfiihrcn und Schänder der deutschen Flagge frei sprechen darf. Die geeigneten Schritt« werden durch die Reichs- und Parteistellen unternommen werden." Die Gesamtsührung der deutschen Juristen be grüßte die Erklärung des ReichSjuristensührers Mit lebhaftem Beifall. , L. Ser dttttsche Schritt in Washington X Washington, 9. September Der deutsche Botschafter Dr. Luther über mittelte am Sonnabend dem Staatssekretär Hüll im Staatsdepartement den formelle» Protest der Rctchsregterung gegen die Ausführungen des New Korker Amtsrichters Brodsky bei dcr Urteils begründung im Prozeß wegen de- UebersallS ans di« „Bremen". Staatssekretär Hnll erklärte dem deut schen Botschafter» daß er einen amtlichen Be, richt vom Etaatsgouverneur von New Bork, Leh man, zwecks Prii'ung und Erwägung ausordrru werde. Einsichtige New Horler Glimmen Segen bas Verhalten ves Richters Brodsky X New Bork, 9. September. tDurch Funkspruchi Die Blätter bringen ausführlich die Aenßerungen der deutschen Press« und auch die Erklärung de» Reichejurtsteuführcr» über da» Urteil Brodsky». D'e „New Bork Time»" bezeichnen im Leitartikel das Urteil als unglücklich. Offenbar habe der Richter ver- gessen, daß sein Amt ihn hätte abhalten sollen, sich in dieser Weise über die Hakenkreuzflagge zu äußern. Zu dem Protest des deutschen Botschafters erinnert das Blatt daran, daß der Bundesregierung ebensoivenig Einfluß ans die Handlungen städtischer Polizeirtchter zustehe wt« auf Bürgermeister. Ab schließend bemerkt daS Blatt, daß, falls Bürgermeister Laguardia dem Richter Brodsky einen scharfen Verweis wegen seiner Aenßerungen erteile, er inner halb seiner Befugnisse und in U c b e r« i n st i m - mung mit den Wünschen „vieler unsrer besten Bürger" handeln würde. Die „New Bork Herold Tribüne" schreibt Im Leit artikel u. a.: Wir verlieren dts Achtung vor unser» Farbeck im Ausland, ivenn Beamte in unserm eigenen Land ungestraft ihren Richtcrsitz als „Seiseukiste" lda» in Amerika üblich« Podium für Straßen red ne's benutzen dürfen, von wo sie ausreizcnbe Verachtung sür Flaggen von Nationen äußern können, mit denen wir in Frieden zu leben bestrebt sind. DaS Blatt schließt: Sollte BrodSky» Fehlurteil daS amerikanische Volk dcr demütigenden Verpflichtung unterwerfen, als Gebot internationaler Schicklichkeit «ine weitere Entschuldigung abzugeben, so wird sich dieser Polizeirichter unsrer Nation gegenüber in einer schweren Schuld befinden. Politik das deutsche Volk aus Jahrhunderte bipans vor einer Katastrophe schützen. Gleich groß wie die politischen Gefahren seien jedoch anch die wirtschaft lichen Folgen, die der Geburtenrückgang mit sich bringe, denn er bedeute für die Heranwachsende Generation keine Entlastung, sondern eine ungeheure Belastung, bedingt durch die Ernäbrnugsabliängigkeit des Alters vou dcr Jugend. Auch unter diesem Gesichtspunkt müsse der Geburtenrückgang verhindert werden. Dr. Groß bewies dann die Notwendigkeit des Gesetze» zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, um die Verbreitung der Ber- erbnngskraukheiten im deutschen Volk endgültig zu verhindern. Dieses Gcsctzgcbungswerk des Dritten Reiches sei bereits von drei internationalen Kon gressen als Vorbild für die gesamte Welt erklärt worden. Zum Schluß richtete der Redner einen Appell an die AuslaudSdcnischcn, in ihrem Wirkungs kreis tatkräftige Streiter für das gesunde Leben unsres Volkes und dcr gesamten Menschheit zu sein. L ie Lluifahne tn Nürnberg X Nürnberg, 9. September Die Blutsahnc, die sonst in München im Hause dcr Rcichssnhrung der SS. ausbcivahrt wird, ist am Sonn tag nach Nürnberg gebracht worden. In Begleitung des Sturmbanns I dcr Münchner SL.-Bcrsügungo- lruppe Iras sic in «incm Sonderzug aus dem Nürn berger Hanptbahnhof ein. Vor dem Gebäude hatte sich eine große Menschenmenge cingcfunden. Unter Vor- antritt des Musikzuge», dessen Schellenbaum von dem größten LS.-Mann Deutschlands getragen wird, mar schierte die SS. zum Marientor, wo dle Feld zeichen dcr LS. Ausstellung genommen hatten. Die Blutfahne wurde vom Sturmsührer Grimminger getragen. SS.-Standartenslthrer Brajsack machte dem Führer des Ausmarjchstabes, SS.^Oberführer Mack, Meldung. Sodann marschierte die Truppe zum Schul- hauS am Francntorgraben, wo ein Ehrensturm der SS. die Blutfahne zu bewachen hat. Abkühlung USA.-Sowjetunion X Moskau, 9. September Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Bulllt, hat am Sonnabenabend Mos kau verlassen, um seinen Urlaub anzutreten. Die Dauer seines Urlaub» ist noch unbestimmt. In dcr Begleitung Bullits befinden sich ein zweiter und ein dritter Sekretär der Amerikanischen Botschaft, die ebenfalls auf längere Zeit in Urlaub gehen. Oer Diktator von Frankreich Atmand du plessis, Kardinal Richelieu - Zum S50. Zahrestag/seiner Geburt am S. September Von vr. ltnnn» kroomdßeu Als er, lodernde Flamme dcS Ehrgeizes, die politische Bühne betritt, ist Frankreich nur ein geographischer Begriff. Ein schwaches, auf kärgliche Hauvmacht gestütztes Königtum lucht sich zn behaup ten gegen einen unbotmäßigen Adel, gegen landschaft lichen und kommunalen Partiknlarismüs, dcr sich auf alte, verbriefte Rechte stützt. Armand du Plessis hat sich da» Ziel gesetzt, den politischen Begriff Frankreich zn schassen. Brechung jeglichen Partiknlarismüs, Befreiung vom Ucber- gewichl des Erbfeindes Spanien, Frankreich zur Vor macht in Westeuropa machen — dies die Aufgabe, an die er seine dämonische Persönlichkeit verschwen den wird. Er ist lein Diener, wie sehr er anch seinen König und alle, die ihm gefährlich sein könnten, es glauben machen will. Die Natur eines Algabal brennt in ihm. Ausschweifend, Pracht- und macht gierig, durchsonnt vom Glauben an sein lieber- Menschentum, vom Glauben an seine Herrscher berufung, lastet er ein Menschenalter ans Frankreich, dessen dünne Kräste er auSsangt sür seine ver- messcncn Pläne, sür leine verwegene LcbcnSsührung, die des Königs Hofhaltung tn Schatten stellt. Ein spirituelles Wesen, nicht Malerte, sengende Flamme — so Ist Armand du Plessis, der schmalhohr, scharf prostliertc, iw allen ritterlichen Künsten blen dende Kardinal. Er erregt den Haß, den Neid, die Furcht der Männer, die Leidenschaften ber Frauen. Sein Leben lang schlingen sich die Verschwörungen um ihn. Wer nach dcr Flamme greift, dem versengt «S die Hand. Armand du Plessi» wandelt un verwundet die schmale Bahn, die hart am Abgrund vorübcrsührt, an deren Wegrand dcr Tod, das ver derben in allen crsinnbaren Masken lauer». Seine Ueberleqenhelt über die andern, sein un heimlicher Blick füt ihre Schwächen und Unzuläng lichkeiten biegt ihn zum Spieler, dcr in allem, da» da atmet und lebt, Nur eine Karte sieht, derer man sich bedient, die cüäft audspielt, die man wcgwirst, die man bewahrt, je näHdem. Durch eine Fran, deren-Sklaven er lvtelt. gelangt er zur Macht: Maria von Medici, die sür ihren un mündigen Sohn Ludwig XIH. die Regentschast sührt, wird seine glühendste Hasserin, al- sie eine» Tage» erkennt, daß ihr Sklave ihr Herr ist, daß er sic acht los zur Seite schiebt, nachdem er sie nicht mehr nötig Hai. Sic zielt nach seinem Haupt und büßt e» mit Verbannung. Dem jungen König singt er ein Lied von Hcrrschermacht, vom Glanz einer Krone, von ber Wollust des absoluten Herrsetn». Den jungen König reißt Furcht und Bewunderung, Mißtrauen und Gier hin und her. Aus diesem schwanken Boden balanciert Armand du Plessis sicherer als auf dem festen Grunde dcS königlichen Vertrauens. Auch Ludwjg muß er leben, wie der Mann, der sich al» seilt Werkzeug gibt, mählich zn seinem Zuchtmeister wird. Als er es weist, ist e» zu spät. DI« Schlange Armand hält thn umstrickt, bet dcr leisesten Absicht, sich zu regen, wird Ludwig erdrückt. Richelieu hat die Sache des absoluten Königtum» zu der seintgen gemacht. List, Tücke, Gewalt sind dts Kardinal» Massen, mit denen er das schwache, zerrissene Frankreich zu« sammcnzwinat tn die Fesseln eine» Staates, dessen Anspruch absolutistisch ist, gegen dessen Ratson e» kein Stchaufbäumen gibt. Den Streit der Konfessionen brennt er aus, die Adligen entmachtet er, di« Land- lchastcn und Kommnnen macht er zu Lasttieren, da» Mittelalter, de» Feudalt-muS, das Dtändtwesen rottet er aus, die Trümmer mit dem königlichen Absolutismus überbauend. Kanin sertig im Innern, drängt er sich in» groß« Spiel der enropälscheu Politik. * Er verbindet sich mlt Gustav Adolf, um HadL- bürg zu fasse». Spanten ist noch Herr der Niederlande. Frank- reich sitzt ihm in der Zange. Spanien schickt sich an, über Mailand, ben Odcrrhein die Landdrttcke noch den Niederlanden zu schlagen. Frankreich säße in tödlicher llmklamme>-nng. Die Spanier und die Habsburger s-lelen sich acgenleUia die Korten zu: Richelieu stört das Spiel. Diplomatie reicht nicht der Druck Armand» aus Volk, Königtum, Staat — alles wird zur Folie einer übergroßen Sinzelversönltchkett, die. sich auf ihre Kosten tn dämonischer Gewaltentsaltung auSlebt, sie dabei politisch vorantreibend. Die Kirche hat wentg Freude an ihm erlebt. Ihre Nöte sind Ihm gleich- gültig. Er gibt sich nicht al- Werkzeug ber Gegen reformation. Religiöse» sieht er durch bi« Linse der Staktöratson. Kühl, eisig steht er tm Haßwirbel be- Ko»session»str«lteS. EL genügt ihm nicht, die Welt durch seine politischen Taten herauSzuforbern, er reizt sie durch persönliche Prachtentfaltung, durch arrogante Eleganz ber ankeren Erscheinung. Sich selbst al» Träger seiner souverän ttbernommentn Mission Gesetz, hat eik Frankreich mit der Vettsche großgezüchtet. Frühzeitig versagt ihm die vtel- pergeivalttgt« Physt» ben Dienst, «m 4. Dezember 1842 erbebt sich sein Trabant, der Tod, wider ihn, er stickt die nur noch matt züngelnde Flamme. persönliche» Leben. Al» Uebcrmensch erhebt er sich über die Masse, vermessen, selbstherrlich, alle- ver achtend, tn Staub tretend. Er liebt die Künste und die schönen Frauen, be rauscht sich in überlegener Genußsucht an allen Freu de» des Lebens. Die Akademie Frangaise ist seine Gründung. Aus seinem Landsitz läßt er sich in verschwenderischer Aufmachung Komödien vorsühren, zieht Frauen tn seine Netze, liebt und demütigt sie. Der König zittert vor ihm, betet nicht selten, baß sich ein Dolch finden möge, der den Weg tn de» Un- heimlichen Brust fände. DaS Volk verflucht den Peiniger, ben Vampyr. Die Königin Anna, seine alte Feindin, deren Tücke thn um ein Haar einst La» Leben gekostet Hütte, empfängt er, tm Sessel sitzend. Den Prinzen de» Königshauses schreitet er voran, läßt e» sich ntcht nehmen, dem König die Form ber Hau-Haltung vor- zuschreiben. Der königliche Hof verblaßt jämmerlich vor ber Lebensführung des Kardinal-, ben ber Uebermut und die Vermessenheit de- erfolgreichen Spielers gepackt haben. Er weiß, daß man ihn haßt, daß sein Leben ständig bedroht ist. Er braucht diesen Nervenreiz. Ohne ihn hielt et eS nicht auS die Tage «nd die Nächte. In seinem Gehilfen Mazarin züchtet er sich mit rassinierten Methoden ben einstigen Nach folger, der seln Werk Uber seinen Tob hinaus fort- sühren wirb. aus. Der Kardinal zieht da» Schwert. Im blauen Harnisch, scderüberwallt den Hut, gegürtet mit zwei Pistolen, sicht man ihn mit den französischen Söldner heeren nach Italien reiten. Er verlegt in wirrem Kriege Spanien den Weg, bringt Oberctalten unter Frankreichs Aussicht. Um Habsburg tn Deutschland schachmatt zu setzen, sendet er seine Kreatur, den listigsten, jchlangeuhastesten aller französischen Unterhändler, Pater Joseph, nach dem Regensburger Kursürstcntag, läßt ihn die Zwietracht der deutschen Fürsten nähre», hetzend gegen den Kaiser. Der deutsche Partiknlaris- nncs wird seine beste Karte im Spiel. Er richtet seinen Blick aus «tuen noch stärkeren Trumps: den Rhein. Ursprünglich geht xs ihm nur darum, zu verhtndern, baß da» Nhciulal den Spaniern zur Landbrücke nach den Niederlanden wlrb. Aber er selbst sagt, daß der Appetit beim Elsen zn kommen pslcge. Der Kardinal ist nicht dcr Mann, gleißenden Lockungen zu widerstehen. Sein Feuergeist ist gewalttätig und räuberisch geworden. Daß Frankreich um seiner Sicherheit willen mit einem Fuß in Deutschland stehen müsse, wird ihm zur fixen Ide«. Erobererlust packt thn triebhaft. Die Unersättlichkeit aller Gpielernaturen verzehrt thn. An» einer vorübergehende» Abwehrstellung gegen «ine längst inzwischen erloschene Macht entwickelt sich ein verhängnisvolle» politisches Prinzip, da» sich al» furcktbarer Anachronismus durch die Jahrhunderte zieht, die Beziehungen zweier Völker vergiftend. Lothringen ist dem Kardinal da» begehrte Stnsalltor nach Deutschland. Er wirb zum Vater der aggressi ven, raublusttgen französischen Sicherheitspolitik. Frankreich ist innerlich noch gänzlich unfertig, ber innere Aufbau de» Staates ist Flickwcrk, Frag- ment, al» die spirituell befeuerte Triebhaftigkeit des Kardinal-Diktator» di« Kräste de» Lande- über spannt tn Verfolgung lmvertaltsktscher Ziele. Pforten muß man bauen und öffnen, um in die Nachbar staaten «indringen zu können, schreibt der Macht hungrige. , Unerträglich lastet der Druck Armand» aus Frankreich» Volk. DaS Volk? Die Untertanen? — Maulesel nennt er sie, die an ihre Lasten gewöhnt werden mitßten. Menschen an» Fleisch und Blut? Objekt« politischer Rechenkunst! Längst hat er nicht mekF nötig, seine Macht zu verschleiern. In Pracht und Luxus entfaltet er sein
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