Dresdner neueste Nachrichten : 19.02.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-02-19
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193702197
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-02
- Tag1937-02-19
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- Dresdner neueste Nachrichten : 19.02.1937
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Jahrgang Kolonialaussprache im englischen Oberhause Lord Plymouth über die Stellung Englands — Krontkämpferempsang aus dem O-ersalz-erg - Labour lehnt Rüstungsausgaben ab Befreier, nicht LlnterdMer Die Lügen über nationale Terrorherrschaft X Salamanca, 18. Februar. (Durch Funkspruch) Ter amtliche Heeresbericht meldet die erfolgreiche Abwehr bolschewistischer Gegenangriffe in der Nähe des Madrider Ostparks und auf dem von den natio nale» Truppen eroberten Gelände an der Jarama- sront. Im Jaramagebiet setzten die nationalen Truppen langsam ihren Vormarsch fort und ver- besscrten ihre Stellungen. Drei bolschewistische Tanks wurden vernichtet. Die Kämpfe l« den Oelbanmwäldern dieser Gegend sind sehr hart. Die Bolschewisten haben hier sogar in den Wipfeln der Bäume Verteidigungs- ucsicr eingerichtet. Die neue nationale Front ist nun mehr 20 Kilometer von Alcala de Henarcs entfernt. Tie nationalen Flieger und die Artillerie waren den ganzen Tag über sehr rege. Nationale Flieger lwm- bardicrten die katalanische Stadt Lertda, die nun mehr auch in den Bereich der Kampshandlungen ge rückt ist. In einer Rundsunkansprache erklärte der Führer der spanischen Fremdenlegion, General Millan Astray, die bolschewistischen Greuelyachrichten über angebliche Terrorherrschast der nationalen Truppen in den eroberten Städten für eine ««sagbar gemeine Lüge. Tas nationale Heer sei solcher Verbrechen nicht fähig. Feder angeklagte Verbrecher komme vor das Kriegs gericht, und niemand werde verurteilt, ohne daß -aS Gericht die ehrliche Ueberzcngung gewinne, daß die Strafe verdient sei. Ein Teil der von den Bolsche- misten betrogenen Bevölkerung Malagas, der aus Furcht vor dem vermeintlichen „Schreckensgericht" flüchtete, sei irgendwo aus der Landstrabe liegen geblieben und dem Hungertode ausgesetzt worden. Tie nationalen Trnppcn hätten die Verängstigten mit aller Sorgfalt zurückgcsührt und hätten ihnen zunächst zu essen gegeben. Das nationale Heer werde als Befreier «nd nicht als Unterdrücker nach Madrid kommen. Jeder, der kein Verbrechen begeht (»nd das sei die überwältigende Mehrheit der unglücklichen, verführten oder verängstigten Spanier), könne des grössten Wohlwollens sicher sein. Anschließend gab der General Verhaltungsmaßregeln für den Angcnbltck der Einnahme Madrids. Man solle nicht flüchten, sondern -um Zeichen friedlicher Gesinnung weiße Fahnen anbringen und weiße Armbinden tragen. Auch wenn Milt-angehörige mit Waffen angetroffen wer den, würde ihnen nichts geschehen. Sie sollten beide Hände erheben und ein weißes Tuch um den Gewehr lauf binden. Wenn die Mitglieder der Internationale« Brigade, die von den Werbern ahnungslos verführt seien, ihreN-Jrrtum etnsehen und sich vorbehaltlos ergäben, wurden sie genau so wie die spanischen Ueberläufer behandelt. Der kommunistische Sender in Madrid teilt mit, daß unweit der Küste bei Tarragona ein Gefecht zwischen drei bolschewistischen «nd zwei nationalen Kriegsschiffen stattgcfunden hat. Angesichts der Ucberlegenheit der nationalen Seestreitkräste mußten die Bolschewlstenschtsfe mit erheblicher Havarie flüch ten. Bei dem Gefecht kam der französische kommu nistische Abgeordnete Massell umS Leben, der sich seit einiger Zeit bet den Bolschewisten in Spanien aushielt. Der Führer eröffnet dle Auto-Ausstellung Bericht unsrer Berliner Schrtftlett u n g vr. Berlin, 18. Februar Der Führer wird auch in diesem Jahre wieder öle große Internationale Automobil- und Motorrad ausstellung eröffnen. Die Motorbrtgade Berlin des NSKK. wird zu Ehren des Führers, des Schirm herr» der deutschen Motorisierung, mit einem Ehrenipalter von über 10000 Männern am Sonn abend aufmarschieren. Das NSKK. wird von der Reichskanzlei bis znm Kaiserdamm in den Straßen, Lurch die der Führer fährt, Spalter bilden. Vor dem Ausstellungsgebäude wird der Präsident des RetchSvcrbanbcS der Automobilindustrte, Ge heimrat Allmers, den Führer begrüßen. Fan- farenklänge, ein eigens für die Automobilausstellun gen komponiertes Stück, letten die Eröffnungsfeier ein. Das Philharmonische Orchester spielt den KrönungSzug aus der Oper „Folkunger". Daun spricht Geheimrat Allmers, nach ihm Reichsminister Dr. Goebbels. Darauf hält der Führer und Reichs kanzler wie bisher in jedem Jahre die Eröffnungs rede. Der Führer wird danach mit den Mitgliedern des ReichSkabtnett» und u«S iWplomatischen Korps bte AutoauSstelluug besichtigen. Cin Vorstoß Noel Buxtons Nordafrika fordert Von un ferm Korrespondenten X London, 18. Februar. (Durch Funksprnch) Im englischen Oberhanse sand am Mittwoch eine Aussprache über das Manbatösystem statt, der ein An, trag des Labour, Vertreters Lord Noel Buxton zu grunde lag. Dieser Antrag verlangt, das Oberhaus solle die britische Regierung aussordern, mit den Regie rungen der Dominions und den andern kolonialen Mächten Fühlung zu nehmen, damit das Mandats, system in geeigneten Fällen aus britische «nd andre Kolonien angewandt nnd damit serner die Wirksam, keit der Konvention von St-Germain (1919) aus dem Revistonöwcge erweitert werde. Zur Begründung dieses Antrages erklärte Lord Noel Bnxtqn, eine Erweiterung des Mandats systems liege im Interesse der Sicherung des Friedens. Tie Kolonialmächte und die Dominions sollten gemeinsam mit England geeignete Kolonien unter das Mandalssystcm stellen. Er gebe offen zu, daß England dem Krieg zustcuerc, wenn cs die Kolonien als ein „geschlossenes Reservat" betrachte. Bilde man sich etwa ein, daß England in 50 oder 100 Jahren seine Kolonie« noch wie Gebiete behandeln werde, in denen andre Staaten weder kaufen noch verkaufen dürften? Der Schaden, der Deutschland und andern un befriedigten Staaten durch das von den Kolonial mächten eingeführte System der BorzugSbchand, lung ihrer eigenen Waren zugrstigt werde, sei beträchtlich. Tie Schließung der Märkte habe zur Folge gehabt, daß Deutschland und andre unbefriedigte Nationen eigene Gebiete verlangten. Durch einen Kolonialaus tausch allein könnten die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands nicht gelöst werden. Aber andern Nationen zu erklären, daß sie keine Kolonien haben dürsten nnd auch kein Recht hätten zu einem freien Warenaustausch mit den Kolonien Englands, wider spreche der Politik der „nosiloaso oiiiizro" („Adel verpflichtet"). Vertrauen sei für die Fricdcnssichcrung ekn wesentlicher Faktor, aber wirtschaftliche Ungerech tigkeiten stünden diesem Vertrauen im Wege. Kolo nien dürsten nicht wie Privateigentum behandelt werden. Nicht nur Deutschland, sondern auch andre Nationen würden von der englischen Politik der Ausschließlichkeit betroffen. Sein Vorschlag beziehe sich nur auf einen Teil der englischen Kolonien. Es gebe Kolonien mit alten Beziehungen znm Mutter lande, wkc Jamaica oder Ceylon, in denen sich gegen eine Anwendung des MandatssystcmS starke Stim mung geltend machen würde. Er schlage auch nicht die llebertragung irgendwelcher' Gebietsteile an Deutschland vor. Tas Mandalssystcm habe sich viel mehr bewährt (?) und müsse auch weiterhin auSpro- biert werden. Ter Redner kam dann ans die Revi sion des Abkommens von St. Germain zu sprechen. Es wäre nur recht und billig, wenn man Deutschland setzt wieder zulasse, nachdem die Erbitterung der Kriegszeit der Vergangenheit angehöre. Der deutsche Handel crsreuc sich in Zentralasrika nicht der Gleichberechtigung. Deutschland sei in hohem Maße an den Handel in wetten Gebieten Afrikas vom Nil bis znm Zambcsi und vom Atlantischen bis zum Indischen Ozcan inter essiert. Hier biete die Zukunft ein Feld unbegrenzter Entwicklungen. Nicht nur Wcstasrika, das setzt einem englisch-französischen Abkommen unterworscn sei, könnte eingeschlossen werden, sondern eS sei sogar denk bar, daß durch gegenseitige Vereinbarungen auch der Sudan und Abessinien bei einer Neuregelung berück sichtigt werben könnten. Tie Politik der offenen Tür könnte durch Verträge und Anleihen erweitert werden. In Asrika brauche man die deutsche Industrie und die deutsche Wissenschaft. Beide würde» hier ein weites Betätigungsfeld haben. Deutschlands tatsächliche Bedürfnisse würden durch eine Erweiterung des MandatssystcmS zum größten Teil befriedigt werden (?). ES würde sich um eine Geste handeln, die auch Englands Stel lung stärken würd c. Ter konservative Lord Luggard brachte einen Gegenantrag ein, der den wichtigsten Teil des Antrags Buxtons gegenstandslos machen will, gewisse Kolonien unter das Mandatsiystcm zu stellen. Oie Antwort -er Regierung Als Vertreter der Regierung erklärte der Unter staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, Lord Plymouth, der Antrag Buxton, der die volle Souveränität zugunsten des Mandatsstatus aufgebcn wolle, müsse unvermeidlich dort viele Schwierigkeiten Hervorrufen, wo es sich um britische Gebiete handele, deren Bewohner Untertanen Seiner Majestät seien. Die Dominions und die fremden Länder könnte die britische Negierung nur schwer veranlassen, die in dem Antrag enthaltenen Vorschläge anzunehme». Er könne nicht sagen, ob sic die gleichen Einwände machen würden wie die britische Regierung. Auf jeden Fall glaube er aber, daß die britische Regierung di« andern Regierungen nicht einmal zur Erwägung derartiger Vor schläge einladen könne, solange sie selbst nicht überzeugt sei, daß die Vorschläge im Augenblick sowohl nützlich wie auch praktisch seien. Der Vorschlag bedeute nicht nur eine völlige Neu ordnung des englischen Kolonialsystems, sondern auch eine völlige Reorganisation des Systems der Mandats überwachung in Gens. Die Arbeit müßte dann nicht nur von einigen wenigen hervorragenden Persönlich keiten mit langer Kolontalcrsahrung geleistet werden, sondern eS müßte dann ein grober internationaler Stab das ganze Jahr hindurch ständig beschäftigt wer den. Aber auch . dle englische Regierung wünsche allerdings ein« Vermehrung des internationalen HandelöumsangeS. Lord Plymouth versuchte nachzuwetsen, daß sich das Mandatssystem nicht notwendigerweise zum Segen der Bevölkerung eines Mandatsgebiets in allen Wtrt- schastsfragen auöwirke. ES sei vollkommen klar, -aß die Abschassnng der VorzngSzöllc die Schwierigkeiten nicht überwinden würde. Es erhöben sich hierbei auch außerordentlich verwickelte W ä h r u n g S f r a g e n. Was Deutschland auf wirtschaftlichem Gebiet offenbar wolle, seien Maßnahmen, die den Einschluß von Kolo- ntalgebieten in das deutsche Währungsgebiet sowie die Einführung der deutschen Währungsbeschränkungen vorsähen. Angesichts solcher Beschränkungen würde die Politik der offenen Tür. vollkommen.bedeutungslos »'werden. Deshalb sei eS auch schwierig, zu ülaztbLü, daß die Vorschläge Buxtons und LuggarbS ist necnenS- wertem Auömaß zu einer Lösung der politischen Lage führen würden. Lord Plymouth behauptete weiter, er könne Ziffern beibringen aus denen sich ergebe, daß Deutschland keine Schwierigkeiten beim Absatz seiner Waren im Kolonialreich habe (!!), und daß es alle Ausfuhrgenehmigungen erhalten könnte, die eS brauche. Die Anwendung einer Politik der offenen Tür in allen tropischen Kolonien würde auch dazu führen, daß der Handel an Länder mit einem niedrigen Arbcttsstandard gehe. Besonders Japan würde auf Kosten Europas hieraus Nutzen ziehen. Beträchtliche Vorteile könnten erzielt werden, wenn die Kolonial mächte eine gemeinsame und allgemeine Erklärung ab geben, in der sic ihre Bereitwilligkeit ausdrücktcn, sich von den Bestimmungen des Artikels 22 -er Völkcr- bunbssatzung leiten zu lassen. Die Regierung bcdaure, daher, nicht imstande zu sein, den Antrag Buxtons au- zunehmcn. Tie wirtschaftlichen Schwierigkeiten ließen sich besser in den Beratungen dcö RohstossauSschusscs behandeln, der demnächst in Genf znsammcntrcte. Hier aus ließ man die Angelegenheit fallen, und das Ober haus vertagte sich. Vor neuem Riesenstreik in LtGA. Sonderkabclbienst der Dresdner Neuesten Nachrichten New Bork» 18. Februar. (Durch United Preß) Die amerikanische B r a u n k o h l e n i n d u st r t e ist von einem ernsten Arbeitskonflikt bedroht, denn bei einer Konferenz zwischen den Vertretern der Ver einigten Bergarbeitergcwerkschast unter Führung ihres Präsidenten Lewis, und den Delegierten der Kohlengrubenunternchmcr stellte Lewis folgende Forderungen: Sechüstnndentag nnd Fünftagewoche, Erhöhung des Tagcslohncs der Bergarbeiter um 50 Cent, zwei Wochen bezahlten Urlaub. Lewis drohte den Ausstand von 400 000 Braun kohlen grübe narbetter» an, falls die Verhandlungen scheiterten, und da die Arbeitgeber seite ihrerseits die Heraufsetzung der wöchentlichen Arbettsstaubrn von 88 auf 40 verlangt, fürchtet man, baß sich Her neue Rtesenstretk kaum vermeide^ H. Paris, im Februar Ter UnterstaatSsckretär im Ministerium des Acußercn, Bien not, wird sich in diesen Tagen nach Tunis begeben. Er legt jetzt schon Wert auf die Feststellung, daß diese Reise „nnr eine Studien reise" sei. Nur weiß man zu gut, was es mit einer Studienreise eines der höchsten Beamten des Quai d'Orsay auf sich hat, zumal in einer Zeit, die gerade für Paris voller diplomatischer Arbeit ist. Und dazu noch eine Reise nach Tunis, in einer Stunde, die voller Besorgnisse über die Entwicklung Nordasrikas ist. ES gehört deshalb nicht einmal in das Reich der Ver mutungen, wenn man sagt, daß die Reise VicnnotS, der dazu noch besonders die Kolonialsragcn zu be arbeiten hat, mit dem Aufbegehren der nordasrika- nischcn Eingeborenen in engstem Zusammenhang steht. So wird diese Reise zu einem neuen Beweis, wie ernst man in Paris die Unruhe Nordafrikas beurteilt. Ter tiefere Grund für alle Schwierigkeiten, die Frankreich in der Nachkriegszeit mit ihrem nord- asrikanischcn Besitz hatte, liegt in der Tatsache, daß die Franzosen bisher nicht kolonisieren konnten. Sie schwangen die Peitsche, ließen Maschinengewehre nnd Kanonen aussahren, und schreckten auch nicht vor der Anwendung von Giftgas zurück. Nur deshalb werden alle wirtschaftlichen oder religiösen Zwischenfälle von den Eingeborenen zum Rebellieren benutzt. Heute geht es wieder um das Versprechen, daß die Fran zosen den Norbafrikanern im Weltkriege gaben — als diese sich an Frankreichs Ostgrcnze verbluten durften —, sie als vollberechtigte Bürger Frankreichs anzuerkenncn. Bis heute ist dieses Versprechen nicht cingelöst worden. Die VolkSfrontrcgicrnng erkannte sofort die Gefahr, die aus diesem Wortbruch ent standen war. Eine Gefahr, die von Jahr zu Jahr größer wird, da sich langsam eine französisch gebildete geistig führende Schicht unter den Eingeborenen bildet die Descartes — -en geistigen Vater alleck französischen Denkens — ebenso beherrscht, wie di« Pariser Politiker. Deshalb brachte die Regierung einen GcsctzcSvorschlag ein, wonach nun gewisse Klassen der Eingeborenen Algiers automatisch fran zösische Bürger werden sollen. Nun gibt es sechs Millionen Eingeborene in Algier, denen nur eine Million Europäer gegenüber steht. Die Europäer sind aber gegen die „Beförde rung" der Eingeborenen zu französischen Bürgern, da diese als Bürger bann auch das Wahlrecht haben, wo durch bald die Vorherrschaft der Europäer gebrochen sei. An dieser Frage scheiden sich die Geister, ob man nämlich aus Norüasrika nach und nach eine Art „Dominium" nach britischer Art machen will, oder ob man den Charakter als Kolonie aufrecht erhalten will und kann. Aber mit der Einbürgerung der arabischen Eingeborenen ist noch eine andre Schwierigkeit verbunden: der Koran. Dieses reli giöse Gesetzbuch der Araber regelt sür sic auch daS Ehe- und Erbrecht und die Scheidung, aber in einer den französischen Gesetzen völlig entgegengesetzten Art. So ist den Mohammedanern die Vielweiberei, mag sie auch inzwischen ungebräuchlich geworden sein, erlaubt, der Vater kann schon sür daS kaum geborene Kind einen Ehevertrag machen usw. Aus diese Gesetze Ver zicht leisten, bedeutet aber für den Mohammedaner seine Religion ausgcbcn — und dazu ist er nicht bereit, nur um Franzose zu werden. Durch ein Gesetz von 1870 wurden deshalb alle Juden Algiers, die sich den sranzösischen Gesetzen leicht unterwerfen konnten, naturalisiert. Dadurch wurde wiederum die alte Feindschaft zwischen Arabern und Juden neu genährt. Mit der jetzt beabsichtigten Einbürgerung will die Regierung nicht mehr die Forderung verbinden, baß die Araber ihre religiösen Gesetze ausgeben müßten. Und schon fragt die NcgterungSopposition in Paris: will die Volksfront die Vielweiberei und die Sklaven stellung -er Frau legalisieren? In diesen Streit «vollen wir nicht eingrciscn, wir stellen nur fest, daß es ganze Divisionen arabischer Soldaten gibt, Offi ziere und auch Ritter der Ehrenlegion, die zu ihrem mohammedanischen Glauben stehen — und die deshalb von Frankreich als Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Im Kriege aber sollen sie für Frankreich an erster Stelle sterben... Kurzum, die Lage wird mit dem zunehmende«« Selbstbewusstsein der Eingeborenen und dem Auf kommen einer neuen religiösen Begeisterung auf dis Dauer unhaltbar. Die Panislam-Bewegung tut ihr übriges dazu, und auch die bolschewistischen Hetzer haben sich in Nordafrika «ingefunden, um den Un willen der Eingeborenen als Sprungbrett sür ihrs blutigen Absichten zu mißbrauchen. So war die jetzt verbotene Bewegung des „Nordafrikantfchen Sterns^ «in LrnvnmtsttlK« ÄverHeit. LkederstakS.
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