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Dresdner neueste Nachrichten : 01.06.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-06-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193906019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19390601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19390601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1939
- Monat1939-06
- Tag1939-06-01
- Monat1939-06
- Jahr1939
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 01.06.1939
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gesichert, und während noch zur Zelt des abessinischen Krieges Jugoslawien kein« Möglichkeit hat, sich auS dem SanktionSsystem anSzuschdirßen, kann e» schon zur Zeit der Neuregelung in Albanien getrost seine Frenndschast zu Italien auch gegen den Willen der Westmächte unter Beweis stellen — wie schon ein Jahr zuvor da» Belgrader Regierungsblatt di« Befreiung Oesterreich» mit der Urberschrtst begrüben konnte: „Freunde an der jugoslawischen Grenze!" Heute hat Jugoslawien keinen alten Freund ein- gebttstt, aber manchen neuen gewonnen, und r» lst aus dein Wege, noch einige, wie etwa Ungarn, da-uzuge- winncn. Der Balkan bauer sieht seinen Fleiß nicht mehr abhängig von den Klüngeln der Weltbörsen, er steht ihn durch die guten Preise belohnt, die Deutschland und Italien ihm zahlen in Werten, die er branchcn kann: in Maschinen, Jndu- strieprodukten, AuSwahlsamen. Der Staat gibt prozentual weit weniger sür seine Rüstung au» alö andre Staaten, die sich aus die Systeme der Weltmächte verlieben. Zwischen den drei Konsessionen des Landes herrscht tirsster Frieden, »wischen den drei GtaatS- völkern wirb er hergestellt. Aus künstlerischem Gebiet« haben sich jugoslawisch« Musik, jugoslawisch« Volks dichtung. jugoslawische» Kunstgewerb« einen inter nationalen Namen gemacht, und da» „Museum de» Prinzen Paul" in Belgrad ist di« beste moderne Galeri« de» Balkan» geworden. Und sollte sich Prinz- reaent Paul in zwei Jahren, : «nn Petar N. den Tyron besteigt, von den politisch:» Geschäften zu seinen Kunststudien zurückziehcn wollen: er wirb es nicht können,' er ist unentbehrlich geworden. Grobdeutschland begrüßt heut« im PrinzregenteN Paul und seiner Gattin di« Nachfolg«r aus dem Fürstensitz de» alten BolkShelben Karageorge, und — g«rade nach den Besuchen dcS Außenministers Ctncar-Markowttsch in Rom und Berlin und nach der Begründung der deutsch-jugoslawischen Gesellschaft — Freunde des neuen Deutschlands. Gesin- nungSgesährten seiner Politik der Besriedung, klug« Partner seiner Wirtschaft und verständnisvolle Grenz nachbarn seiner Kultur. Oerksrt llorrmann Neue polnische illkürakte Oie einzige deutsche Turnhalle Ostoberschlesiens geschlossen — Knebelung der deutschen presse X Königshütt«, 1. Juni Die Polizei hat am Mittwoch daS Gebäude drS Deutsche» Turnvereins geschlossen und 'mit der sinnlosen Begründung versiegelt, daß eS den bau- polizeilichen Erfordernissen plötzlich nicht mehr ent spreche. In dem Gebäude bcsinbet sich die einzige deutsche Turnhalle in ganz Ostoberschlesien. Kurze Zeit später versiegelte die Polizei in KönigShütte mit derselben „Begründung" sämtliche Räume deS Deutsche« BolkSbundcS sowie der Nebenstelle deS Deutschen JngendverbandeS. Die Beschaffenheit der Gebäude war baupolizeilich bisher niemals bean- ständet worden. Wie verlogen solche polnische Begründungen zu sein pflegen, geht znm Beispiel anS dem Fall des deutschen Hotels Gras Reden hervor, das vor zwei Jahren „aus baupolizeilichen Gründen" den Betrieb einstellen mußte. Die Betriebsleitung ließ sämtliche angeblichen Mängel unter groben Kosten abstellen, erreichte aber trotzdem nicht die Erlaubnis sür die Wiedereröffnung des Betriebes. AuS Kattowib wird berichtet, baß die Polizei in Bistro» bei Bielitz ein Erholungsheim für Kriegs beschädigte und deren Angehörige verschloß. Das Heim wurde im Bvrjahr vom Deutsche» Bolksbund unter großen finanziellen Opfern errichtet. Die anwesenden Kriegsbeschädigten mußten die Erholungsstätte sofort verlassen. Dte-mal wurde als Borwand angegeben, daß da» Heim zu einer Pension erklärt worben sei und daher einer Genehmigung bedürse. Der Führer der Jungbcutschcn Partei sür Polens der ehemalige Senator WicSner, hat angesichts der polnischen Willkürmaßnahmen gegenüber verdeutschen Presse eine neue Eingabe an den Ministerpräsidenten gerichtet. In der Eingabe wird auSsührlich die Zensur praxis der untergeordneten Behörden geschildert. Die polnischen verbände inszenierten einen plan mäßigen Bonkott deutscher Zeitungen und Zeit schriften. Die Leser würden belästigt, Zeitungsaus träger vielfach Dedrobt und mißhandelt. Die gleichen Willkürmaßnahmen fänden auch gegen alle reichü- deutschen Presseerzeugnisse Anwendung. Die Einfuhr und Ausführung deutscher Filme werde eben falls vollkommen boykottiert. Die Folge dieser Ver hältnisse müsse eine völlige geistige und kulturelle Vereinsamung der deutschen Volksgruppe sein. WicSner schließt seine Eingabe mit dem Hinweis auf das in der Verfassung auch für die deutsch« Volks gruppe sestgclcgte Recht der freien Meinungsäuße rung und der geistigen und kulturellen Verbindung mit dem Muttervolk. Die deutsche Presse habe ihren Willen zur Disziplin stets bewiesen und ihre Pflicht gegen den Staat voll und ganz erfüllt. „Das sind deine Truppen, Chamberlain" Erschütternder arabischer Hilferuf — Englische Aoltermethoden in Palästina X Haifa, 1. Juni Die Methoden, mit denen England daS Mandats gebiet Palästina zu „befrieden" versucht, wurden in letzter Zeit durch einen neuen teufltchen Trick bereichert. Der Militärkommandant im Bezirk Hebron stellte den arabischen Dorfältesten ein Papier zu, durch daS sic sich in kürzester Frist unterschristltch verpflichten sollten, öffentlich den arabischen FreihettS- k.rmps zu verdammen und niemals mehr die „Aus» ständischen", sondern die britische MandatSrraierung zu unterstützen. Diesem Dokument gab der Militär- koinmandant besonderen Nachdruck durch eine Rede, in der er androhte, daß jede Stadt und jedes Dors, daS die Erklärung nicht sristgcrccht an den Militär kommandanten cinschickt, als feindlich bezeich- n e t werde und die Folgen zu tragen habe. Daß die Briten keine leere Drohung gemacht hatten, wurde bald klar, als einige Dörfer sich wei gerten, dieses Ultimatum zu unterzeichnen. Nm Morgen nach Ablauf deS Ultimatums ging daS britische Militär gegen die beiden Dörfer Hatlhul und Beit Fajjar vor. Wie man dabet verfuhr, zeigt ein Hilferuf der Dorfältesten, in dem eS heißt: „Die Männer und Frauen wurden getrennt zu« sammcngctrirben und grausam mißhandelt. Die britischen Truppen machten keiueu Unterschied zwischen Knaben und Greisen. Die Männer stehen schon seit süns Tagen unter den heißen Strahlen der Sonne. In der Kälte der Nacht schlafen sie aus Steinen, als Speise bekommen sie Pritschenschläge und Gewehr« kolbcnhicbc! Biele sind nah am Sterben." In einem weiteren Hilferuf sind die Namen von Toten angegeben, die inzwischen ermittelt wurden. „DaS sind", so heißt eS am Schluß, „deine Truppen, Mr. Chamberlain, der du gegen- über Berlin und Rom als ein Schaf und gegen Palästina al» ein Löwe erscheinst. Hat daS Schreien der Frau vor dem Tore des Gefängnisses dein schmutziges Gewissen berührt, als ihre beiden Söhne gestern hinge richtet wurden und sie auSrief: .Nehmt euch einen und laßt mir den andern'? Sure Grausamkeit ging aber soweit, ihr beide Söhn« als Leichen vorzuwerfrn» nachdem ihr sie vorher auf daS furchtbarste gequält hallet. Ihr nieder trächtigen Briten, seid sicher, daß euer Reich bald zu grunde gehen wird. An jenem Tage werden wir euch mit gleicher Behandlung begegnen. Geduld und Gott sind unsre Helfer gegen die Unterdrücker." Dir oberste Vertretung des geeinten ArabertumS Palästinas, daS Hohe Komitee, hat am Mittwoch in einem sünszchnsettigen Weißbuch seine Antwort ans daS britische Palästina-Weißbuch der Oesfentltchkcit itbergebcn. DaS Hohe Komitee verwirft die neue eng lische Palästinapolitik in schärfster Form und macht die englische Negierung vor Gott, der Geschichte und der Humanität verantwortlich sür daS in Palästina geflossene Blut und die begangenen Grenel- taten. Die letzte Entscheidung über das Leben einer Nation hänge nicht von weißen oder schwarzen Büchern ab, sondern allein von ihrem Willen. Die arabische Nation spreche folgenden Entschluß auS und werde ihn mit Hilfe Gottes durchführen: Palästina wird selbständig werden innerhalb de» arabischen Bundes, und es wird ewig arabisch bleiben. DaS Hohe Komitee dankt schließlich den in Palästina kämpfenden Arabern und Mohammedanern der ganzen Welt sowie allen, die mit den Arabern fühlen. Paris über Molotowrede entsetzt Größte Verlegenheit bei den Einkrrisung-polittlern - Vorwürfe gegen Moskau Telegramm unsre» Korrespondenten S. Pari», 1. Junt Die RedeMolotowSvor dem Obersten Sowjet lvgl. den Bericht au» Moskau) hat auf Pari» wie «in kalter Wasserstrahl gewirkt. Nachdem man an der Seine tn den letzten Tagen krampfhaft den baldigen Abschluß de» Dreterabkommen» MoSkau-PariS-London prophezeit und erklärt hat, daß die neuesten Vorschläge durchaus Moskau» Zustimmung finden würden, muß man nun sich und -er Oefsentltchkett etngeftehen, daß Moskau mit den lebte« Vorschläge« der Weltmächte «och keineswegs einverstanden ist und bi« Verhandlungen noch immer nicht da» sowjetisch» Ja erzielt haben. Die Enttäuschung und die Erregung in den Kreisen der EinkretsungSpolttiker hierüber sind so groß, daß der „Petit Partsien", das Sprachrohr Bonnetö, heute in scharfen Tönen gegen den bisher so umworbenen Moskauer Freund zetert. Das Blatt gibt -war zunächst seinen Lesern den Hof. tröst, daß Molotow sicherlich den Wunsch zu einer ge meinsamen Frontbtldnng mit den Westmächten habe, schreibt aber dan>r von „bolschewistischer Rau heit", die dir Meinungsverschiedenheiten, Vie noch be ständen, übertreibe und den Eindruck von großen Schwierigkeiten Hervorrusen wolle, die noch zu über winden seien. Molotow habe damit, meint da» Blatt, wohl nicht die Berhandlungen zum Scheitern bringen, sondern noch durch eine Druckpolitik weitere Vorteile sür die Sowjets herausschlagen wollen: aber das ge rade scheint die Kreise, deren Meinung hier zum AuS- druck kommt, besonder» verstimmt zu Haven. Denn -er „Petit Paristen" schreibt von „ungezogenen Dummen, jungenstreichen" und von ErpressungSver. suchen, die zweifellos weder tn London noch tn Pari geschätzt würben. Man habe eine solche Haltung von einem Lande, mit -em man sich verbünden wolle, nicht erwartet. Noch schärfer schretbt der ,Zour", baS Ziel Moskau» sei nun klar. Die Rebe Molotow» stelle einen zynischen versuch der Erpressung Loudon und Pchels gegenüber dar und rechtfertige durchaus da» Mißtrauen, mit dem da» Blatt dir Ansprüche Moskau» stet» beurteilt haben will. Nach ber Rebe Molotow» wisse man nun, daß Stalin nicht damit zufrirdengestellt sei, Frankreich mit der übrigen Welt zu entzweien, sondern daß er es aus einen Weg zu ziehen versuche, an dessen Ende nur der Krieg stehe, der Krieg guS zweideutigen Gründen, kurz gesagt, setnKrtea.. Gibt der ,Hour" damit die An. sicht ber Kreise in Frankreich kund, die einem Bund mit dem Bolschewismus stets Bedenken entgegengesetzt haben, so zetern auf ber andern Sette die Moskau, freunde tn Frankreich, an ber Spitze die kom. muntstische Presse, gegen di« französische und englische Regierung, und schieben ihr die Schuld an dem Vcr- halten Moskau» zu. Immerhin schreibt aber sogar So sehr moSkauhörige „Ordre" wehmütig, baß die Sowjet- -teSmal Loch vielleicht zu weit gegangen und den Eng. ländern aus die Nerven gefallen sein könnten. Aus jeden Fall steht man hier die Aussicht auf einen Abschluß mit den Sowjets tn den nächsten Tagen ent- schwinden und rechnet bereit» damit, baß noch Wochen bi» zum endgültigen Abschluß vergehen könnten. peinliche Verlegenheit in London Man ist über Moskaus Haltung bestürzt Telegramm unsre» 8t. London, 1. Junt Molotow» Rete, die weitere Bedingungen MoS« kaus sür den Dreierpakt gebracht hat, ist sür die Lon« doner Einkreisungspolitiker ein richtiger Schlagvor denKopf geworben, und die Blätter, die ihren Lesern angekündtgt hatten, daß diese Rede Moskaus Zu stimmung zu den letzte« engltschen Vorschlägen bringen werbe, befinde» sich tn schwerer Verlegenheit. I« sol cher Verlegenheit, daß «an zunächst hier das Stichwort gegeben hat» das Gesicht zu wahre«, den »sstztrllen Optimismus beizubehalten «nb z» betonen, daß die Rede eine Wetterführung der Berhandlungen bedeute. In dieser Linie war schon der erste Kommentar der offiziösen Agentur Preß Association gehalten, daß die Rebe zwar Enttäuschung Hervorgrusen habe, eS aber „ermutigend" sei, daß Moskau die Verhandlungen fortseben wolle. Molotows Einwände würden zwar den Abschluß verzögern, aber seien keine unüberwind lichen Hindernisse für diesen Abschluß. So schreiben auch die „Times", es gebe nichts, wa» nicht durch wettere Berhandlungen geklärt werden könne, und die Blätter beeilen sich, Moskau de» größten englischen Entgegenkommens zu versichern, weil, wie „Daily Telegraph" schreibt, «S ein böse» Mißgeschick wäre, wenn die Verhandlungen am Mangel an gegenseitigem vertrauen scheitern sollten. Da» Hetzblatt „New» Shrontele" geht in diesem Werben um Moskaus Ja sogar so weit, ein« Reise von Lord Halifax nach Moskau vor- zuschlagen; allgemein aber ist die Ueberzeugung, baß Moskau noch eine» scharfen Schacherhandel beginnen werde, was die Londoner Politiker um so mehr tn Ver legenheit versetzt, als doch schon die letzten englischen Vorschläge eine Kapitulation vor Moskau geworben waren. Man scheint hier bereit zu sein, auch noch den Vorbehalt der Bindung des BeiftandSversprechen» an die Bestimmungen des Artikel» 16 der Satzung der Genfer Liga zu opfern, ist aber betroffen über die Forderung einer Garantie sür die baltischen Staate« und steht auch große Schwierigkeiten in der Frage der von Moskau geforderten militärischen Bindungen. Darüber hinaus aber taucht hier die Ansicht auf, baß Moskau im letzten Ziel auf Chamberlains S tu rz hinarbettet, lo baß sich England vielleicht vor die Alternative gestellt sehen werde, entweder den Pakt mit Moskau oder den Ministerpräsidenten zu opfern. Daß dies eine beschämende Lage ist, verhehlt man sich hier nicht, und so birgt sich hinter dem nach außen zur Schau getragenen Optimismus, daß man doch zu einer Korrespondenten Einigung mit Moskau gelangen könne, eine furchtbar« Verlegenheit. * Im Zuge einiger Neubesetzungenwichtiger Kommando st eilen im englischen Heer sind die Posten eine» weneraltnspekteurS ber britischen Ueberseestreitkräste und eine» Generalinspekteurö der britischen Heimatstreiikräfte, die nach Ltm Weltkrieg nicht mehr beseht waren, wieder beseht worden, um „die militärische Bereitschaft deS Heeres" zu fördern. In einer ossiziösen Auslassung heißt «S, -aß der General, inspekteur ber Ueberseestreitkräste, zu dem der Gouver- neur von Gibraltar ernannt worden ist, die Gleich, schaltnng aller UebungSvorberettungen für die Eni- sendung derLxpedttionStruvpen vorzunehmen habe, womit man anscheinend den garantierten Staaten eine BeruhigungSpille geben will. Mlotov vor dem vder-en Sowjet Sin« Vetx über bi« AußenpMik der Sowjet» X Moskau, 1. Junt Bor dem Obersten Sowjet hielt gestern Molotow in Anwesenheit Stalin» die angekündtgte Rede über die Außenpolitik der Sowjet», tn brr er offen erklärte, daß die BündntSverhandlungen zwischen Snglaiü Frankreich und Sowjetrußland noch nicht in» rein gebracht worben seien. ES sei -war, führte Mololo, au», die tn den früheren englisch-französischen Vor. schlügen vermißte Gegenseitigkeit ber Bei- pfltchtnngrn in dem letzten Vorschlag enthalten, aber eS seien dazu wieder Vorbehalt« gemacht worden, die fürchten ließen, daß der Beistandspakt eventuell doch nur auf dem Papiere stehen werde. Ferner verlange Ne Sowjetunion ein« Garantie sür alle osteuropäischen Staaten durch London und Partz», insbesondere siir die baltischen Staaten. Diese AuSsührungen erwiesen klar, baß Moskau auch den neuesten Vorschlag der Westmächte nicht für genügend befunden uni weitere Forderungen gestellt hat. Schwere Verluste der Außenmongolen X Tokio, 1. Junt Dl« außenmongolischen Truppen haben bei ihrem Versuch, tn da» mandschurische Gebiet «inzudringen, schwere Berluste erlitten. In den Kämpsen dieser Woche haben sie über 8 66 Tote auf mandschu rischem Gebiet zurückgelassen; man nimmt an, daß sie weitere 400 Gesallene jenseits de» Khalha- slusse» geborgen haben. Sie Medici-Ausstellung in Florenz Bon unserm ^-Korrespondenten Florenz, Ende Mat In Florenz ist in diesem Frühjahr unter der Lei tung llgo OjettiS die M e d 1 c 1 - A u S st e l l u n g eröffnet worden, mit der die Stadt am Arno der Familie ihren Dank abstattct, der sie einen guten Teil ihre» Ruhmes verdankt. Tie Ausstellung ist im Palazzo Medici-Niccardi untergcbracht, den Cosimo Medici, der „Patcr Patriae", im fünfzehnten Jahr hundert von Michclozzo Michelozzi erbauen ließ und der der Familie bis in die ersten Jahrzehnte des sech zehnten Jahrhunderts als Wohnsitz gedient hat. Die Ausstellung zeigt im wesentlichen die Stammbäume der Familie, Bilder und Stiche ihrer Mitglieder in größter Vollständigkeit, Briese, RechnnngSbii.hcr u. a. historische Dokumente, so daß sie nicht so sehr künst lerische als vielmehr historische Bedeutung hat und als Illustration der Geschichte jener einzigartigen Familie bezeichnet werden kann. Ter Name Medici wird stets gleichbedeutend sein mit Anssticg aus bürgerlichen Verhältnissen zu be- herrschender Macht und glanzvoller fürstlicher Stel lung. Aus historisch unbekannte» Anfängen arbeiten sich die Medici im dreizehnten Jahrhundert zu rvtrt- fchgstlichcr Blüte empor, drängen in den wirren Par- tcikämpscn, die ihre Heimatstadt wie alle mittel- und norditaltenischrn Kommunen iiw, ausgehenden Mittel- alter erschüttern, politisch ehrgeizig vor, erleben Rückschläge, um bann mit Cosimo eine so beherrschende wirtschastltche Position etnzuneftmen, baß ihnen seit 1134 auch die politisch« Führung in der Republik und ihre Vertretung nach außen -»stillt. So gebietend und tieswurzelnd ist ihre Hcrrschcrstcllung, daß die Medici im Zuge der Entwicklung, die mit dem beginnenden sechzehnten Jahrhundert die mittelalterlichen Stadt- republiken zu territorialen Fürstenstaaten nmwandelt, auch an diesem Wechsel führend tetlnehmen und schließlich als Großherzög« der Toökana auS dem tiefgreifenden Prozeß hervorgehen, der sozial und politisch spätes Mittelalter und Renaissance beendete und auch jn Italien den modernen absolutistischen Staat herausführte. Die Medici sind ko die einzig« Familie Italien», die, ans den besonderen verhält- ntssen der Halbinsel am Ende de» Mittelalters her- vorgchend, kontinuierlich bi« G-schicke ihrer Heimat bi» in die Neuzeit, bi» zum AuSsterben de» Manne»- stammeS in der Mitt« de» 18. Jahrhundert» leitete. Aber eS ist doch nicht nur ber Umstand, daß ein Hau» sein Glück macht, der immer wieder die mensch liche Anteilnahme und daS historische Interesse an den Medici wachhält, sondern sehr viel mehr: näm lich die Tatsache, daß die Geschichte der Familie sich deckt und tn unauflösbarer Wechselwirkung ver bunden ist mit dem umfassenden Vorgang, den wir Renaissance nennen und der tn Florenz nicht zuletzt durch die Medici seine strahlendste Form an genommen hat. Tie in der Ausstellung gezeigten Vankbücher des Hauses ans dem 14. Jahrhundert mit ihren Versuchen zu doppelter Buchführung sind Dokumente des Ent stehens der modernen Gcldwtrtschast. Cosimo hat seine Macht auf diese neuzeitliche Gewalt, daS Kapi tal und seine internationalen Verflechtungen, ge gründet: mit ihrer Hilfe haben er und sein genialer Enkel Lorenzo nicht ohne Widerstand di« republika nischen Freiheiten auSgehöhlt und die nicht mehr auf das Schwer^ sondern auf daS Bankkonto gestützte Tyrannis geschaffen: die materielle Grundlage der neuen Renaiffancekultur ist die neue Gelbwt li sch ast. Denn schon gruppieren sich um dies« neue Macht die Männer, deren Namen eben gleichbedeutend sind mit dem Begriff Renaissance: Donatello, Lippi, Fra Angelieo. Unter dem Enkel Lorenzo tl Magnisico erreicht diese Entwicklung ihren Höhepunkt. Di« Aus stellung zeigt die bekannten Bilder au» der Floren- tiner Schule, au» Lenen uy» Lorenzo» Antlitz von anziehender Häßlichkeit entgegenblickt. Dieser Mann, dessen Charakter von Schattenseiten nicht frei war, zog alle» an sich, wa» ans aetstiatm Gebiet «inen Namen hatte: Literaten und Philosophen wie Ftctno, Pulet und Pico della Mlrandola, bildend« Künstler wie Botticelli, Gozzolt, Berrochio, Khtrlandaja und den jungen Michelangelo. Di« die Mebicl-AuS- stellung ergänzende „AuSftellunq -e» Medict-vucheS" belegt da» reiche, geistlge Leben, das sich rings um den Haushalt ber fürstlichen Großbürger entfaltet« und zeigt bi« Schätze der VIbltoteea Lau- renztana, vor allem die Erstausgaben antiker Schrift steller, bi« die Renaissanee mit heiligem Eifer au»- gcgraben hat. Mit teilweise höchst unsauberen Mitteln errasstt Lorenzo ungeheure Reichtümer, mit denen er sein« Gegner wirtschaftlich erdrosselte, di« er bann aber doch auch wieder zu edelsten kulturellen Zwecke» ver wendet«. Er nimmt höchst lebendigen nnd vroduk- ttven Anteil am Geistesleben seiner Zeit, und e» scheint uns kein Zusall, daß auch er, da» politisch« Genie, in diese so unheimlich schöpferische Epoche htnetngestellt ist. Er vernichtet seine Feinde im Innern und errichtet ein GleichgewichtSsystcm ber italienischen Mächte, um schließlich doch nur Feind- schäften und Hab einer tn ihren religiösen und menschlichen Wcrtvorstellungen durch ihn und sein Wesen beleidigte» Generation zuritckzulassen. Sa- vonarola, Macchiavelli, Guicciardini — religiöser und politischer Widerspruch — entzünden sich an der kapitalistischen Tyrannis ber Medici und ihrer strah- lenden TieSsritigkeit. Aber schon ist dir Familie aus dem Rahmen ihrer Vaterstadt htnauSaewachsen: die Medict-Päpste Leo X. und Clemens VII. setzen in Rom die Kultur von Florenz auf weltweiter Bühn« fort, und ihre Politik führt denn auch ihre Familie wieder nach Florenz zurück. Nach erregten Jahrzehnten beginnt mit Cosimo, dem ersten Großherzog, die zweite Periode de» Hauses, die nun freilich kein allgemeinere» Interesse mehr beanspruchen kann, denn da» Großherzogtum Toskana ist nur noch «ine» unter vielen Fürsten- tümern. Florenz hat sein« geistige Flibrerstellung an andre Mächte abgegeben, und langweilig folgen tn Allongeverücken, Stahlpanzern, Halskrausen und herrscherltchen Borackattitüben die Generationen ber großherzoglichen Medici auseinander, «tn getreue» Abbild be» unter spanischem Meltau erstickenden ge- samtttaltenischen Leben», bi» st« mit Giovanni Gastone 1787 matt erlöschen. -- Swineer-Gerened«. »le nächst« Swinaer^erenabe Nndet Sonnabend, ». guni, W.80 Ubr unter Leitun« von Dr. Walt-er Meyer-Gtesow Nat». Sur «ullll-run, ,«lärmen «erke von Job. Cbr. Na», Sluck und Moeart. Solistin: Vera Littner. -- Velver I» »er «»»Neukirche. Sonnabend. ». guni, 18.88 Ubr. Werke von Nikolaus Vrubn». goh. Geb. Vach, Dietrich vurtebude, gosevb Haydn. Mitwirkend: gan Vont-n lGchweden), Orgel: Lilli» vdckmann, Govrau. - Mergenstn^n I» Grob«, Garte«. Am Gönn»««, 4. guni, S Uir, am Valai» «in weitere» Moraenstngen de» Gchu- dertbuude» Dretben unter Leltun» von Alfred Kradl. -- Vakstwll« Auer «tcheudarss-Haudschrist. Di« Deutsche Eichendorfs. Gtistun, Neid« -al statt de» ga-r- buche» „Aurora" in diesem ga-r« «Inen Nachdruck der Hand- schritt „Au» dem Lebey «ine» DangeNichtS" al» gabreSaab« an ihre Mitglieder verteilt. Der in aerinaer An- «a-l noch an Nichtmitglieder,ur Adaab« ^langend« Sakstmile- Druck enibält den Ansana de- romantischen Noman», der 1817 al» „Der neue Droubadour" fertig war und 18« tu den „Deutscheu Blättern" erschien. Am Lautsprecher Hösser-TLnz« und Haydn-Oper Der ReichSsenber Berlin brachte zum ersten Male die Tanzvariationen für Klavier von Paul Höffer, die zwar in -er Vorlage aus frühere Jahr- Hunderte zurückgehen, aber dennoch La» Gesicht der Gegenwart tragen. Aeuherst charakteristisch formt er ein „Rondeau" nach einem Tanzlied aus ber Nor< mandte. Die „Sarabande" nach Händel bringt die bekannte Weise aus „Rinaldo" in Erinnerung. Wie meisterhaft Paul Höfser auch den Klavtersav band- habt, bewies nicht zuletzt der abschließende „Geschwind marsch", ber einem eigenen Bläsersatz de» Kompo- nisten nachgrbilbet wurde. Arno Srkurth, der da» Werk schon im Konzertsaal zur ersten geschlossenen Aufführung bracht«, konnte ihm ebenso im Funk zu einem nachhaltigen Stpbruck verhelfen. Bom Leipziger Sender hört« man — ebenfalls -zum ersten Male — Joseph HaydnS komische Oper „Unverhoffte» Begegnen". Man gedachie damit de» 186. TobeötageS deS Meisters, der mit seinen dramatischen Werken allerdings wenig Erfolg Halle. So sind bisher auch, alle WtebererweckungSversuche bteser Stücke tn den Ansängen steckengeblieben. Sie waren freilich nur sür die kleinen Eisenstäbter nnd Esterhazer Bühnenverhältnisse, gedacht und konnten niemals an die dramatische Kraft einer Mozart-Over heran, wa» Haydn auch neidlos anerkannte. Dennoch aber war man für die Leipziger Aufführung dankbar. Brachte sie doch wieder eines iener Stücke tn Er- innrruna, die sich -u ihrer Zeit größter Beliebtheit erfreuten. DaS „Unverhoffte Begegnen" ist »ine Opera busfa ganz nach dem Muster ihrer großen Vor- gänger. Dreiaktia. .Der Text, der einen orientalischen Stoss mit Prinz, Prinzessin, Sklaven und allem Drum und Dran behandelt, wurde au» dem Französischen von Carl Frieberth, einem Freund Haydn», in» Jtaltenisch« übertragen. Di« deutsche Bearbeitung besorgte Helmut Schul». Kür dte heiteren, unbeschwer- ten Weisen, die schönen Ensemblesäbe waren in Lea Pi litt, Walter Carnuth, Gottlieb Zett- Hammer, Reinhard Dörr und Gerhärd Hof mann al» Träger der Hauptrollen, im Chor de» RetchSsender» Leipzig und im Leipziger Sinfonie orchester ausgezeichnet« Interpreten am Werke. Die Gesamtleitung hatte Generalmusikdirektor Joses «etlbertb lKarlSruhk). Lart LravL
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