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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-24
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189901240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990124
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-24
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bei »en Deutschen die volle Hoffnungslosigkeit, durch gesetzliche Mittel zu ihrem Rechte zu gelangen, in den Staat bedrohender Weise eingestellt. So kam e« zur Wiedcrausnahme der Obstruk tion, die sich diesmal gegen das Gesetz über die Rekrutenbcwillig- ung kehrt. Allerdings ist es nicht unmöglich, daß die Regierung diesmal bei einzelnen Abstimmungen der Obstruktion Herr wird. Denn nur 83 Mitglieder der deutschen Opposition, der fort schrittlichen und nationalen Richtung angehörig, haben dieses äußerste Mittel ergrissen, während der deutsche Großgrundbesitz und die Christlich-Sozialen (Antisemiten) sich neutral erklärt haben. ES ist also möglich, daß die Obstruktion, zu der die stete An wesenheit von 50 Mitglieder» erforderlich ist, bei einem nur aus einem oder wenigen Paragraphen bestehenden Gesetze zusammen bricht. Ander« verhält es sich mit den AuSgleichSgesetzcn, die aus mehreren Hundert Artikeln bestehen, bei denen sich zahllose Anträge und »och zahllosere namentliche Abstimmungen denken lassen. So sicht man denn der Bertagung des RcichSrathc« und der neuerlichen Anwendung de« Paragraphen 14 in nächster Zeit entgegen. — Wien, 21. Januar. Da« Reichsgericht entschied über die Beschwerde des Reichenberger StadtratheS wegen Verbotes des deutschen StädtcbundcS in Böhmen durch die Statt halterei und das Ministerium tc« Innern dahin, daß durch diese« Verbot eine Verletzung des politische» Rechtes, Vereine zu bilden, nicht statlgcfunden habe, da eS sich um die Gründung eine« po litischen Vereins gehandelt habe. — Rußland. Der Ausbau der russischen Kriegs flotte wird auch im laufenden Jahre eifrig gefördert werden. Au« dem Staatshaushaltsetat Rußlands für 18119 geht hervor, daß auf dem Gebiete der Entwickelung der Wehrmacht eine rege Thätigkeit entfallet werden wird. Der Staatshaushalt, der für 1898 der bewaffneten Macht, den Betrag von rund 289 Mill. Rubeln für das Heer und von 67 Millionen Rubeln für die Flotte widmete, beoarf für 1899 324 Millionen Rubel für das Heer und 83 Millionen Rubel für die Flotte. Da« ergicbt das runde Sümmchen von 51 Millionen Rubel Mehrausgaben für Kriegszwecke (oder sagen wir sür FriedcnSzwcckc) gegen da« Vor jahr. Auffallend ist namentlich der Posten von 12',„ Millionen Rubel als „Reserve-Kredit" der ordentlichen Ausgaben, während sür 1898 nur 329,000 Rubel für diesen Zweck eingestellt waren. Au« alledem ist ersichtlich, baß Rußland selbst gar nicht daran denkt, seine Wehrkraft zu vermindern, bevor ausreichende Bürg schaften sür eine allgemeine Reduktion der Rüstungen gewonnen sind. — Schweden-Norwegen. König Oskar von Schwe den und Norwegen vollendete am 21. d. sein 70. Lebensjahr. Er übernahm die Regierung der beiden „unirten" Reiche im Jahre 1872 als Nachfolger seines Bruder« Karl XV. und hat während dieser Zeit als einsichtiger, streng konstitutioneller Fürst das Wohl seiner Länder nach allen Richtungen hin zu fördern gesucht. Trotzdem ist es ihm nicht erspart geblieben, in Norwegen eine Strömung immer stärker anschwellen zu sehen, die auf Locker ung, vielleicht im weiteren Verlauf auf Trennung des Bandes hinarbeitet, da« bi« jetzt die verwandten Völker zusammenhält. Von deutscher Seite darf dem König Oskar um so mehr Sym pathie enigegengebracht werden, als er — wesentlich anders al« sein Vorgänger — in politischer und persönlicher Beziehung jeder zeit ein warmer Freund Deutschlands gewesen ist. — Nordamerika. New-Jork, 11. Januar. Die Re gierung verhält sich in der Frage bezüglich ihrer Haltung den Filipinos gegenüber jetzt sehr schweigsam, da ihr, so lange der Friedensvertrag nicht vom Kongreß und den spanischen Korte« ratifizirt ist, die Hände gebunden sind. Im Bundesstaat wurde dem Präsidenten bemerklich gemacht, daß er kein konstitutionelles Recht habe, Krieg gegen die Filipino-Republik zu führen, die eine eigene Hauptstadt und ein Parlament besitze. Nur der Kongreß könne eine Kriegserklärung erlassen. Ueberhaupt mehren sich die konstitutionellen Bedenken gegen den FricdcnSvcrtrag unter den Senatoren und die Opponenten geben die Hoffnung »och nicht aus, die Annahme des Vertrags verhindern oder wenigstens ver schleppen zu können. Senalor Mason von Illinois sprach gestern für seinen Antrag, Laß die Vereinigten Staaten nicht versuchen sollen, die Bevölkerung eines Lande« gegen ihren Willen zu re gieren oder gewaltsam zu unterwerfen beinahe 2 Stunden lang mit beträchtlicher Schärfe und großem Erfolge, indem er aus führte: „Die Expansionisten behaupten, c« sei unsere Mission, die Filipino» zu zivilisircn. Sollten wir ihnen vielleicht zeigen, wie man, wie in Chicaga, Aldermänner (Stadträthe) besticht, oder sollten wir ihnen den Häuptling der großen ethischen Ge sellschaft, genannt „Tammanh Hall" von New-Jork hinschicken, damit er ihnen Unterricht in der Plünderung riesiger Gemein wesen erthcile? Sollen wir Leute nach den Philippinen senden, um ihnen die Fertigkeit im Lynchen von Negern und Postmeistern bcizubringen, wie sie die Bewohner de« Südens besitzen? Viel leicht könnte man sie auch lehren, wie man Trusts zur Ver- lheuerung aller Lebensbedürfnisse etablire und Legislatoren zur Erlassung von trustfreundlichen Gesetzen besteche :c. :c. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die Thcilnehmer an der hiesigen Stadt- fernsprccheinrichtung sind vom 23. d. MtS. ab zum Sprech verkehr mit sämmtlichen Stadtfernsprecheinrichtungen de« Ober- PostdirektionSbezirkeS Dresden, sowie mit den im Obcr-Postdirek- tionSbezirk Liegnitz belogenen Orten Görlitz, Lauban, Penzig (Ober lausitz), und Reichenbach (Oberlausitz) zugelassen. — Dresden, 20. Januar. Se. Maj. der König nahm heute vom Krieg-Minister General d. Ins. v. d. Planitz ein Oel- gemälde entgegen, das die Ueberreichung de« Marschallstabes durch den deutschen Kaiser an den König bei Gelegenheit des 50jährigen MilitärdienstjubiläumS am 22. Oktober 1893 im Marmorsaal de« Königl. Rcsidenzschlossc« zu Dresden darstellt. Da» Bild, vom Maler Limmer gemalt, rcpräscntirt 55 Porträt», unter denen sich neben den beiden Monarchen die Prinzen Hein rich und Albrecht von Preußen, die Prinzen Leopold und Arnulf von Bayern, der Prinz Georg von Sachsen und Prinz Friedrich von Hohcnzollern, sämmtliche kommandirende Generale der deut schen Armee sowie die Herren vom Kaiser!, und Königl. Gefolge und eine OfsizicrSdeputation de» Preußischen 2. Garde-Ulanen- Regiment«, welch letztere» der Kaiser bei obengenannter Gelegen heit dem König verliehen, befinden. — Dresden, 20. Januar. In diesem Jahre finden in Sachsen wieder ErgänzungSwahlen zum Landtag statt, und zwar zum zweiten Male unter dem neuen Dreiklassenwahl- gcsctze. AuSzuscheiden haben 18 Konservative, 5 Nationallibcralc, 2 Kammcrfortschrittler (zwischen Nationalliberalen und Konser vativen stehend) und 4 Sozialdemokraten. Da, nach den bis herigen Kundgebungen zu schließe», die Kartellparteien wieder geschlossen Vorgehen werden, ist anzunchmen, daß die Sozial demokraten die vier in Frage kommenden Mandate verlieren und bei den Wahlen im Jahre I90l nur noch drei Sitze zu ver- theidigen haben werden. Die Konservativen u. Nationallibcralen dürsten je zwei Mandate gewinnen. — Dresden, 20. Januar. Die Wahl de» Bürger meister» von Dresden beschäftigt gegenwärtig die interessirtcn Kreise Dresden». E» giebt zwei Strömungen, die bei der Wahl eine Entscheidung nach der einen oder anderen Seite herbeisühren möchten. Die eine Partei wünscht, daß der verdiente bisherige zweite Bürgermeister Leupold in da» Amt de» ersten Bürger meisters cinrücke, die andere Partei will aber da» Amt nicht einem Beamten überweisen, der bereit« im Dresdner Stadtdienst gestanden, sondern möchte lieber eine neue energische Verwaltungs kraft an die Seite de» Oberbürgermeister» Beutler gestellt sehen. Zu diesem Zwecke wurden die Oberbürgermeister von Meiningen und Eisenach, Banst und Müller, und, wie es heißt, ein höherer VerwaltungSbcamter au» Quedlinburg aufgefordert, sich mit um die Stelle zu bewerben. Die Entscheidung fällt am nächsten Donnerstag. — Dresden. Auch an ernsten Stätten fehlt der Humor nicht. So sand sich auf dem Friedhöfe eine« größeren Dorfes in der Umgebung Dresden» eine Grabinschrift, die selbst dem schwermüthigstcn Wanderer ein Lächeln entlockt haben würde. ES war nämlich ein alter Schuhmacher gestorben. Da die Wittwc nun keine Mittel besaß, um einen Grabstein zu kaufen und auch Niemand da« Handwerk des Verstorbenen wcitcrführte, brachte sic da« blecherne Firmenschild de» Seligen auf seinem Grabhügel an. Zu seinem Erstaunen las nun der Fricdhofsbesucher: „N. N., Herren- und Damenschuhmacher. Bestellungen nach Maaß und Reparaturen prompt und billig!" — Plauen i. V., 18. Januar. Am Nachmittag de« 25. April vorige» Jahre« hatten sieben Arbeiter der Metallwaaren- sabrik von Schnauder L Gräfenhahn in OclSnitz i. V. „blau ge macht" und sich verabredet, sämmtlich die Arbeit niederzutcgen, wenn auch nur einer von ihnen wegen de« Blaumachen« sort- geschickt werden sollte. Am andern Morgen wurde der Arbeiter Ficker thatsächlich sofort entlassen, aber nicht allein wegen de« Blaumachcn«, sondern auch wegen früherer Vorgänge. Ficker be drohte nun zwei der Genossen, welche mit ihm blau gemacht hatten, die Knochen im Leibe kaput schlagen zu lassen, wenn sie Weiterarbeiten sollten. Die beiden Arbeiter ließen sich jedoch nicht abhaltcn, die Arbeit wieder aufzunchmc». Ficker wurde heute vom hiesigen Landgericht wegen versuchter Nöthigung zu vier Wochen Gcsängniß verurtheilt. ES wurde vom Gerichtshöfe be tont, die Behörden hätten die Pflicht, derartige Ausschreitungen, welche die Rechtssicherheit Einzelner gefährden, streng zu bestrafen. — Plauen i. V., 21. Januar. In der Schweiz bestehen schon seit längerer Zeit in ausgezeichneter Weise Stickerei fachschulen. Da man nun in hiesigen Kreisen der Stickerei branche im Allgemeinen zu der Uebcrzeugung gelangt ist, daß die Erhaltung und Förderung der Stickerei, diese» so wichtigen In dustriezweiges, nur dann möglich ist, wenn für die Heranbildung tüchtiger Maschinensticker Sorge getragen wird, wird die Dring lichkeit der Errichtung von Stickercifachschulen von keiner Seite mehr bezweifelt. Man geht deshalb hier mit dem Plane um, auch im Vogtlande solche Fachschulen zu errichte», weshalb voraus sichtlich schon in nächster Zeit an die Industriellen der Stickerei branche da« Ersuchen gehen wird, da« Vorhaben zu unterstützen. — Auerbach. Um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, machen wir an dieser Stelle daraus aufmerksam, daß die Bethci- ligung der einzelnen Schüler an der in dieser Nummer angckün- digten Vorprüfung der Realschule zu Auerbach für ihren Eintritt in die Anstalt keineswegs bindend ist; ebenso wenig schließt die Nichtbeiheiligung eines Schülers seine spätere An meldung aus. Der Werth der Vorprüfung besteht besonder« darin, daß rechtzeitig festgcsteUt werden kann, ob ein Schüler für die Aufnahme in die gewünschte Klasse noch der 'Nachhilfe in dem einen oder anderen Fache bedarf. Die bis zur entscheiden den Aufnahmeprüfung (am lO. April d. I.) gegebene Frist kann dem entsprechend verwendet werden. — Fallenstein, 20. Januar. Am Sonntag, 8. Januar, wurde in der Nähe von Greiz auf offener Straße ein Mann von drei Perioucn angesallen und seiner Barschaft von 58 M. beraubt. Zwei der inzwischen von der fürstlichen Staatsanwaltschaft in Greiz steckbrieflich verfolgte Raubgescllen wurden gestern Abend in der hiesigen Fremdcnherbcrge angetroffen und verhaftet. ES ist die« ein 24jähr'ger Hausdiener au« Crimmitschau und ein 24 Jahre alter Schornsteinfcgcrgehilfe aus Gröba bei Riesa. Beide haben ein umfassendes Geständniß abgelegt. Der dritte Raubbruder soll ein aus Bayern gebürtiger Klempnergeselle sein, welcher noch nicht ermittelt werden konnte. Da« geraubte Geld haben die Drei untereinander getheilt, wofür sich die hier Ver hafteten jeder eine Taschenuhr gekauft hatten. — Annabe rg. Eine Brieftasche mit 10,000 M. al« — Muster ohne Werth. Dem „Confectionär" wird berichtet: Der Chef einer Posamentenfirma in der Kronenstraße in Berlin hatte vor einigen Tagen in Annaberg größere Einkäufe zu machen. Al« er mit dem Besitzer einer dortigen Fabrik ein ziemlich be deutendes Geschäft abgeschlossen hatte, nöthigte ihn der Fabrikant in sein Privatcomptoir, und es wurde manche Flasche auf da« gute Gedeihen der beiden befreundeten Firmen geleert. Schließ lich brach der Chef aus, begab sich zum Bahnhof und fuhr nach Berlin. Unterwegs wurde er aber gewahr, daß er in dem Comp toir der Annabergcr Firma seine Brieftasche zurückgelassen hatte. Er bat daher sofort telegraphisch um Nachsendung der Tasche. Tags darauf traf denn auch die Brieftasche in einem unver schlossenen Umschlag al« Muster ohne Werth ein. Ihr Inhalt war unversehrt. Weder der Absender noch die Post hatten eine Ahnung davon, daß sich unter einigen gleichgültigen Geschäfts briefen zehn Taujendmarkscheine in der Tasche befanden. — Döbeln, 20. Jan. Ein Großfcuer, wie e« seit einer längeren Reihe von Jahren hier nicht erlebt wurde, hat, wie der hiesige „Anzeiger" berichtet, in vergangener Nacht hier statt gefunden, cS brannte eine Reihe von zwölf Scheunen am Ober scheunenplan nieder. Ueber die Entstehungsursache de« Brande» ist bi» jetzt noch nicht« bekannt. In der Scheune, in welcher das Feuer entstanden ist, war bi» gegen 6 Uhr Abend» gedroschen und alSbann die Scheune verschlossen worden. ES gewinnt den Anschein, da da» Feuer erst gegen '/,3 Uhr auSgcbrochcn ist, daß Brandstiftung vorliegt. — Großenhain, 19. Jan. Ein glücklicherweise seltene» Vorkommniß ereignete sich gestern hier an Amtsgerichtsstelle. ES mußten mehrere Personen, die zu einer SchöfscngerichtSverhand- lung al» Zeugen erschienen waren, wegen Meineid-Verdacht» von der Stelle weg in Haft genommen werden. — Die königliche Brandversicherungskammer ver öffentlicht im „Dr. I." eine Erklärung, daß im Hinblick auf die neuerlich mehrfach vorgekommcnen Fälle der Zerstörung von Ge bäuden und deren Zubehörungen durch Exploiion von Ace- tylengaSan lagen ein Hinweis darauf am Platze sein dürfte, daß de» Gcbäudccigcnthümern, sowie eventuell den Besitzern der in Gebäuden ausgestellten maschinellen Einrichtungen, Gelegenheit geboten ist, gegen Zahlung einer mäßigen Prämie bei der LandeS- brandversicherungSanstalt sich auch gegen diejenigen Schäden zu versichern, welche ihnen durch Explosionen irgend einer Art an ihrem Bcsitzlhum entstanden sind (Gesetz vom 5. Mai 1892). Diese Versicherung ist eine freiwillige. Sie erfolgt nur im An schlüsse an die Versicherung gegen Feuerschaden und nur auf ausdrücklichen Antrag de« Eigenthümer« der betreffenden Objekte. Der Antrag auf Versicherung ist bei der Verwaltungsbehörde erster Instanz - Amtshauptmannschast, Stadtrath, Bürgermeister — zu stellen. An Prämie sind für die Explosionsschadenversicherung in der Regel 25 Pf. für da« Tausend der Versicherungssumme zu entrichten. In besonderen Fällen kann auch noch unter diesm Satz herabgegangen werden. Die Dankbarkeit der Wiesen für die Düngung. Im Anschluß an unsere Mittheilung in Nummer 3 bringen wir nachfolgend noch einige Ergebnisse von Düngungsversuchen: Herr Gutsbesitzer Diebel zu Hailer (Hess.-Nassau) streute Ende Februar auf einen Thcil einer sandig-lehmigen Wiese 3 Ltr. Thomasmehl und 3 Lkr Lailiit pro Morgen, und erntete von derselben 27 Ctr. Heu pro Morgen. Die ohne Düngung gebliebene Parzelle ergab nur 17'/, Ctr. Heu pro Morgen, so raß also durch die Düngung ein Mehrrrlrag von 9'/, Ltr. er zielt wurde. Berechnet man den Ctr. Heu mit 2,»° M. und die Düngungskosten mit 10 M. pro Morgen, so verbleibt ein Rein gewinn von 13,i» M. Auf einer Moorwiese de« Herrn Lehrer» Hemme in Lohe b. Uchte (Hannover) wurde der Ertrag, welcher aus der ungedüng- ten Parzelle nur 4,» Ctr. Heu pro Morgen betrug, durch eine Düngung mit 3 Ctr. Thomasmehl und 4 Ltr. Lainit pro Mor gen auf 18.» Cir. Heu gesteigert. Der Mehrrrlrag von t4 Ltr. Heu ergiebt nach Abzug der Düngungskostcn in der Höhe von 13,»» M. einen Reingewinn von 14,»o MK. pro Morgen. Wie Herr RegierungSrath Kreyher berichte», stieg aus einem Rentengutc zu Bokel (Westfalen) der Ertrag einer Wiese durch die Düngung mit s Ltr. Thomasmehl und 5 Ltr. Lainit von 17,» Ltr. Heu, welche» Quantum die ungcbüngke Parzelle vom Morgen brachte, auf 29,« Ltr. Heu. Herr Erbpächter Jeß zu Pmnewitt b. Warin (Mecklenburg) beobachtete, daß aus einer Moorwicse, die auch schon ohne Düng ung den sehr guten Ertrag von 31,» Ctr. Heu pro Morgen brachte, durch eine Düngung mit 3 Ltr. Thomasmehl und 2 Ltr. Kainit pro Morgen dieser Ertrag auf 52.» Ctr. Heu pro Morgen gesteigert, also ein Mehrerlrag von 2l Ltr. erzielt wurde. Die Düngungskostcn belausen sich auf ca. 9 M. pro Morgen, so daß bei einer Bewerlhung de« Heue« mit 2 M. pro Ctr. dem Besitzer nach Abzug der Düngungskosten noch 33 MK. Lein gewinn pro Morgen verbleiben. Zu LamerSdorf (Kr. Düren), auf dem Gute de« Herrn Ge heimrath Bardcnheuer, wurden die Erträge auf den Wiesen durch die Düngung mit 4 Ltr. Thomasmehl und 4 Ltr. Lainit in folgender Weise gesteigert: bei Versuch I von 7,» Ctr. auf 19,7 Ctr., bei Versuch II von 5.« Ctr. auf 20,« Ctr., bei Ver such III von 5,» Ctr. auf 23,° Ctr. Heu pro Morgen. Der Mehrertrag der gedüngten Wiesen gegenüber den ungcdüngtcn betrug im Mittel Ig'/, Ltr. pro Morgen und erübrigte nach Abzug der Düngungskostcn, welche ungefähr 14 Mk. betragen, einen Reingewinn von 24 MK. pro Morgen. Weihnachten in Wußl'and. Von Julius Berger. Weihnachten — Heimath! Zwei liebe, süße Worte, die keine Zeit und keine Entfernung aus dem Herzen eine« braven Deutschen reißen kann! Denn nirgend« aus der Welt ist da« schönste Fest der Christenheit von einem solch' poetischen Zauber umflossen, al- gerade in Deutschland, und in keiner Nation der Erde hat seine Feier in ihrer naiv-bezaubernden Eigenart so liefe Wurzeln ge schlagen, als gerade in der deutschen. Man braucht kein Frömmler zu sein . . . wenn Helle Kinder stimmen singen. „Stille Nacht, heilige Nacht", e« treten einem doch unwillkürlich Thräncn in die Augen. Mir ging« so in der Ferne! . . . Weihnachten war herangekommcn auch in Rußland, woselbst ich auf einem gräflichen Gute Hauslehrer war. Schon zwölf Tage vorher drückte ich meine heiße Stirn am sternenhellen Abend an die mit Eisblumen besäete Fensterscheibe meines ArbeitSstübchenS und schaute hinaus nach dem guten, alten Mond. Mein Gott, er wenigstens war derselbe an jenem Abend, da daheim das heilige Weihnachtsfest gefeiert wurde. Ich sah nach ihm, wie einst als kleiner Bube, der wartete und wartete, daß da« Christkind ein goldenes Seil an ihn an binden und in da« Zimmer rutschen würde mit brennendcin Lichlerbaum und sonstigen schönen Gaben. O du selige Zeit! .... der Weisheit, der Erfahrung, der Nüchternheit Odem vermag die» nimmer zu verwehen! Ich starrte hinaus in die winterliche Landschaft. . . Ruß land feiert nach dem Kalender alten Stil« bekanntlich erst 12 Tage später sein WeihnachtSfest. Mein Weihnachten war in diesem Moment gefeiert! Ich kam mit den Meinen im Geiste an den reich besetzten Gabentisch, sah glückstrahlend die „lebendige" Eisenbahn, da« Bilderbuch, den Onkel Noa mit seiner Menagerie und vor mir mit seinen Leckereien den hellerleuchteten Christbaum . . . Hand in Hand hinter un» Kinder standen, in unaussprechlicher Wonne, unsere Eltern. Wir Kinder schlossen einen Kreis und begannen au« unschuldigem Herzen: „O du fröhliche, o du selige gnaden bringende Weihnachtszeit" . . . „Schulmcisterchcn, Sie träumen wohl schon wieder!" Erschreckt fuhr ich zusammen. Der joviale Graf war ein getreten. „Nur nicht sentimental! Fehlt'» irgendwo?" „ Nirgend», Herr Gras, doch heute feiern wir daheim in Deutschland unser WeihnachtSfest. Eine kleine Erinnerung an die Jugend . . ." „Papperlapapp! Da» nennt man eben sentimental! Sie sind doch hier in Rußland und nicht in Deutschland! Denken Sie, wir können hier keine Feste feiern, nicht auch so ein bischen WeihnachtSfest? Warten Sie doch nur noch gefälligst 12 Tage ab, dann geht der Rummel auch bei un« los" .... Da» russische WeihnachtSfest war herangekommen. Die Tage vorher wurde geschlachtet und gebacken, daß man jeden Schritt auf frische Blutspuren trat und duftende Backofen dünste schlürfen konnte. Ein Wagen nach dem andern rollte heran, sich seiner Kisten und Kasten entledigend: Weihnachts-Präsente! Geschenkt wird in Rußland ungeheuer viel zu Weihnachten. Wie man in Deutschland und vielleicht auch anderswo zu Neujahr einem jeden guten Freunde oder Bekannten sein „Prosit" zuruft, nämlich per Frack und Cylinder, schriftlich per Ernst- oder
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