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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 01.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-01
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189904018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-01
- Monat1899-04
- Jahr1899
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Besprechung an Bord der „Philadelphia". Dort wurde beschlossen, die provisorische Regierung auszulösen. Demgemäß erließ der Admiral eine Proklamaiio», worin die Häuptlinge der Malaafa- Partei aufgesordert wurden, nach Hause zurückzukchren. Mataafa räumte alsbald Mulinu und ging in« Innere. Der deutsche Konsul dagegen trat in einer Proklamation für die Aufrecht- erhaltung der provisorischen Regierung ein, woraus sich die Mataafa- leute in Massen in der Stadt einfandcn. Der britische Kreuzer „Rohalist" brachte die Gefangenen Malietoaleute von den andern Inseln zurück, die Amerikaner befestigten Mulinu und 2000 Ma- lietva ergebene Eingeborene brachten sich dorthin in Sicherheit. Darauf errichteten die Mataafaleute Barrikaden in Apia und be setzten die englischen Häuser. E« wurde ihnen ein Ultimatum gestellt, bi« zum lb. Mittag« die Stadt zu räumen andcrnfall« würde sic bombardirt werden. Die Mataafaleute ignorirten diese« Ultimatum. Auf Anweisung de« amerikanischen und englischen Konsul« eröffneten die beiden englischen Schiffe und da« ameri kanische eine halbe Stunde vor der für da« Bombardement der Stadt festgesetzten Zeit ein gemeinsame« Feuer aus die umliegen den Dörfer und schossen mehrere in Brand. Die Rebellen, so fährt der Bericht fort, machten einen nächtlichen Angriff auf die Stadt und tödtclen drei englische Matrosen und eine amerikanische Schildwache. Die Beschießung dauerte dann acht Tage fort. Eine Granate de« amerikanischen Schiffe« traf da» deutsche Kon sulat und richtete einigen Schaden an. Viele Deutsche gingen an Bord de« „Falke", auch die englischen Schiffe und da» ame rikanische haben viele ihrer Landsleute ausgenommen, viele andere verlassen Samoa namentlich auf Wunsch der englischen Schiff«- führer, welche die militärischen Operationen nicht behindert zu sehen wünschen. — England. London, 30. März. Die Haltung der hie sigen Presse angesichts der beunruhigenden Nachrichten au« Sa mo a ist ausgesprochen deutschfeindlich. Der „Standard" schreibt: „Die deutsche Regierung ist nicht darüber im Zweifel gelassen worden, daß jede« Vorgehen, welche« im öffentlichen Interesse durch die augenblickliche Lage als unumgänglich geboten sich er weist, durch die Majorität der drei Vertreter der Vertrag-Mächte an Ort und Stelle entschieden werden müsse. Da der deutsche Konsul seine Mitwirkung versagte, so handelten der britische und amerikanische Schiffsführer ohne ihn, und wir zweifeln nicht, daß ihre Regierungen für sie eintreten werden. In Berlin wird man sich wohl zu derselben Ansicht bequemen müssen. E« kann für die ReichSrcgierung nicht der Mühe werth sein, wegen Samoa mit den beiden englisch sprechenden Nationen ernstlich in Streit zu gerathen." — London, 30. März. Nach den au« Washington vor liegenden Telegrammen ist das dortige Auswärtige Amt durch die letzten Ereignisse auf Samoa höchlich überrascht. Zunächst befürchtete man infolge des Blutvergießens ernste internationale Verwickelungen. Man rechnet jetzt aber mit Bestimmtheit auf eine gütliche Verständigung, zumal als amtlich bekannt gegeben wurde, daß dem Kapitän de« „Falke" jede thätige Antheilnahme an den Feindseligkeiten von Berlin au» positiv untersagt worden war. Alle Samoa-Depeschen, sowohl die au« Apia durch den Reuterschen Spezialdicnst vermittelten, wie die au« New-Jork und Washington hierher gelangenden, tragen übrigen« io deutlich den Stempel parteiischer Entstellung der Thatsachcn zu Ungunsten Deutschlands und zum Vorthcil der anglo amerikanischen cntcnte corckiaic, daß hier selbst Engländer anfangen, diesen Nachrichten gegenüber Mißtrauen wallen zu lassen, wenn da« auch in der hiesigen Presse noch nicht zum Ausdruck kommt. — Dänemark. An der wirthschastlichen Erschließung EhinaS will sich auch Dänemark beiheiligten. Die dänische Re gierung will vom Folkething 100,000 Kronen verlangen für eine Expedition de« dänischen Kreuzer« „Fyn" nach China. Prinz Waldemar soll die Expedition kommandiren. Ein Schiff der deutsch-cstasiatischen Dampfschiff-Gesellschaft mit der Prinzessin Waldemar an Bord soll den Kreuzer „Fyn" begleiten. — Amerika. Die in Washington eingetrosfenen Nachrichten aus Manila lauten dahin, daß General McArthurS Division ihren siegreichen Vormarsch läng« der Eisenbahn fortsetze. Der Zielpunkt der Amerikaner sei Malolo«, da« Hauptquartier und der Sitz der Regierung der Philippino«. Sei erst dieser Platz in den Händen der amerikanischen Streitkräfte, so werde der Aufstand erstickt werden. — In New-Jork wird demnächst mit der Errichtung der ersten Handelsschule begonnen werden und zwar nach deutschem Muster. Dieser Entschluß ist aus Empfehlungen de« BundcSkommissar« für Erziehung-Wesen, Harris, zurückzu führen, der die deutschen Handelsschulen für mustergiltig hält. Der Stundenplan wird genau wie in den deutschen Handel«, schulen, vor Allem fremde Sprachen umfassen, sowie National ökonomie, Handelsgesetze, Handelsgeographie und Statistik, Buch führung, Rechnen, internationaler Handel und Waarenkennt- niß. Kommissar Harri« machte in einem besonderen Bericht darauf aufmerksam, daß der deutsche Kaufmann hauptsächlich den vortrefflichen Handelsschulen seine Ueberlegenheit über alle Kon kurrenten und seine großartigen Erfolge auf dem Weltmarkt zu verdanken habe. Locale und sächsische Nachrichten. — Plauen, 20. März. Gestern Abend '/,6 Uhr ist auf der Hofer Straße hier der Schutzmann Ostermann von einem etwa 3» Jahre alten arbeitsscheuen Menschen Namen» Landrock von hinten überfallen und mit einem scharfen ZimmermannS- beil in da« Genick geschlagen worden. Die Wucht de« Hiebe würde dadurch etwa« abgemindcrt, daß ein Thcil de« Beile« den Kragen de« Waffenrocke« de« Beamten traf. Immerhin ist die durch den Schlag verursachte Wunde ganz entsetzlich; sie ist ungefähr 10 rin lang und geht bi« auf den Wirbel. Der Schutz mann hatte noch die Geistesgegenwart, sein Seitengewehr zu ziehen und den Attentäter, der weiter mit dem Beile nach ihm schlug, abzuwehren, bi« ihm von einem Briefträger Hilfe gebracht wurde, wobei e« dem Schutzmann gelang, seinen Angreifer durch zwei Hiebe aus den Kops zu Boden zu strecken. Der Schutz mann ist schwer, vielleicht aber doch nicht lebensgefährlich verletzt; er wurde, nachdem er zunächst in dem nahen Hause eine« Kauf mannes Ausnahme gefunden und ärztliche Behandlung erfahren hatte, nach dem Krankenhause gefahren. Der Verbrecher, der schon Jahre lang nicht gearbeitet hatte und sich von seiner Frau, einer Fabrikarbeiterin, unterstützen läßt, ist gleichfall« erheblich verwundet und wurde ebenfalls nach dem Krankenhause gebracht. Die Ursache, die Landrock zu der schändlichen Thal getrieben, ist unbekannt. Möglicherweise hat Landrock, der an Epilepsie leidet, in einem Ausall von Geistesstörung gehandelt. Wie Augenzeugen berichten, ist er von seiner Wohnung mit dem Beile in der Hand fortgegangen, indem er äußerte, er werde noch heute Jemand er schlagen. Mit dem Schutzmann Ostermann hat er nie etwa« gehabt. Ostermann ist jung »erheirathet und Vater eine« erst zwei Wochen alten Kinde«. Seine Frau liegt noch im Wochenbette. Die hiesige Bevölkerung ist über den schändlichen Vorgang sehr erregt. — Plauen i. V., 29. März. Der „Vogtl. Anz." schreibt: „lieber den Unglücktsall in Ebmath ist an die Blätter schon Viele» geschrieben worden, wa« sich nicht verantworten läßt Wir theilen daher im Nachstehenden mit, wa« die Untersuchung bi«her ergeben hat. Mehr dürfte sich auch zur Zeit über den Vorfall nicht seslstellcn lassen, da e« an Zeugen fehlt. Der Grenzaufscher GcrLdorf hatte am 24. März l899 Nachmittag«, al« er in der Nähe der Grenzschcnke in Gettengrün aus Posten stand, beobachtet, daß ein in der Grenzgcgend allgemein al« Viehschmuggler bekannter Mann au» Sachsen mit einem Ein wohner von Roßbach, der den Zollbeamten schon lange al« „Aufpasser" bekannt ist, von der Grenzschcnke in Gettengrün nach Roßbach zu ging. Er hat deshalb angenommen, daß in der folgenden Nacht wieder Vieh über die Grenze würde gebracht werden, ist Abend« 6 Uhr nach dem sogen. Schacht und, da er bemerkt hatte, daß er beobachtet wurde, durch den Wald nach Ebmath zu gegangen. Im Walde, durch den der Weg von Tiefenbrunn nach Eichigt führt, hat er Stellung genommen. Da» war Abend« 8 Uhr. Bi« um »/«UZ Uhr ist er dort geblieben, ohne etwa« Verdächtige» wahrzunehmen. Eben wollte er seinen Platz verlassen und heimkehren, da hörte er Geräusch von einem in der Nähe befindlichen Holzschlage her. Er ging dorthin und sah jetzt etwa au« einer Entfernung von 20 iu sechs Treiber mit sechs Rindern vor sich. Er ries, indem er dem Transporte sich näherte, „Halt Grenzwache!" Die Treiber schlugen sofort auf da« Vieh lo« und ergriffen nach verschiedenen Richtungen die Flucht. GcrSdorf eilte auf den erwähnten Ticfenbrunn- Eichigter Weg. Als er aus dem Walde auf den Weg sprang, kam er zum Fallen und dabei entlud sich sein Gewehr, da« er schußfertig in den Händen trug. Er suchte, nachdem er sein Gewehr wieder geladen halte, den Waldrand nach Vieh und Biehschwärzern ab. Währenddem hörte er Tritte und sah dann in seiner Nähe ein Rind. Er fing e«, nahm er in Beschlag und führte es nach Ebmath. Dabei kam ihm der Gedanke, daß es auffällig sei, daß das Riud ohne Treiber im Walde herumgelaufen sei, daß die durch seinen Fall hcrbeigesührte Entladung seine« Gewehre« vielleicht für den Treiber de« Rindes verhängnißvoll geworden, der Schuß ihn verletzt haben könnte. Er weckte in Ebmath den Grenzaufseher Werdegut, sagte diesem, daß sein Ge wehr sich entladen habe, der Schuß vielleicht einen Treiber ge troffen haben könnte, ging dann mit Werdegut aus den Tiefen- brunn-Eichigtcr Weg zurück. Hier sanden Beide etwa 46 m von der Stelle entfernt, wo GerSdorf gestürzt war, einen Mann blutend auf dem Wege liegen, den Werdegut al« den Weber Albert von Ebmath erkannte. GerSdorf, der bei Albert im Walde blieb, schickte Werdegut zum Gemeindcvorstande nach Ebmath mit dem Auftrage, ihn vom Vorgefallencn in Kcnntniß zu setzen und einen Arzt hcrbciholcn zu lassen. Nach einiger Zeit kam auch ein Arzt au« Roßbach und stellte den Tod Albert« fest. Die« ist amtlich ermittelt worden. E« läßt sich sonach nicht beweisen, daß GerSdorf vorsätzlich sein Gewehr auf Albert gehalten und abgeschossen hat. Bei der Sektion der Leiche Albert» hat sich übrigen« ergeben, daß der Schuß unterhalb de« linken Schulter blatte« in den Körper Albert« cingedrungen ist und daß die Kugel im Körper Albert« ihre Richtung von unten nach oben genommen hat. Bemerkt mag noch werden, daß GerSdorf für einen der besten und ruhigsten Beamten de« hier fraglichen Bezirks gilt und daß Albert den Grcnzbeainten seit langer Zeit schon als Viehschmugglcr bekannt war. Grenzausseher GerSdorf ist übrigens am Dienstag nach Eibenstock abkommandirl worden." — Oelsnitz i. B., 29. März. Heute Morgen kurz nach 1 Uhr entstand in dein Sckmppcn de« Gutsbesitzer« Wunderlich in ArnoldSgrü» ein verheerender Brand, durch den nicht weniger al« elf Wohn- und WirthschaftSgebäure, dem genannten Wunderlich, dem Gemeindcvorstand Sach« und dem Tischler Huster gehörig, bis zum Grunde zerstört wurden. Da die Brandbescha- digten n„ch der Ruhe pflegten, ist ihnen fast alles verbrannt, selbst Sparkassenbücher und Kaare« Geld fiel den Flammen zum Opfer, desgleichen mehrere Ziegen, Hühner, Tauben und bergt. Wunderlich hatte nicht, die beiden Andern nur wenig versichert. — Unter eii:cr fast demonstrativen Theilnahme von mindesten« 300 Grenzbewohnern wurde am Dienstag Nachmittag in Eichgit der erschossene Schmuggler Christian Albert au« Ebmath be erdigt. Sowohl der Königl. Sächs. Militärverein, al« auch die Feuerwehr zu Ebmath gaben ihm unter Musikbegleitung da« letzte Geleit. — Colbitz. Diese Ostern scheibet Herr cantl. rev. min. Johanne« Reinhardt au« unserem Schulverbande au«, um in Eibenstock die Leitung der erweiterten Selekta zu übernehmen. Durch seinen Eifer, durch seinen sekundlichen Ernst in allen Dingen brachte er seine Schüler an da« gewünschte Ziel, erwarb er sich die Liebe derselben und ihrer Angehörigen. Der Lehrer schaft gegenüber zeigte er allezeit aufrichtige Collegialität, so daß er sich auch hier ein gute« Andenken wahrt. Möge Herrn Rein hardt auch im neuen Wirkungskreise der Lohn treuer Lehrerthätig- keit werden: Liebe, Achtung, Dankbarkeit. — Bautzen, 29. März. Heute Nachmittag entstand in der Sächsischen Pulverfabrik (G. Krantz u. Co.) in Oehna eine entsetzliche Explosion, deren Ursache zunächst noch nicht aufgeklärt ist. Lech« sogenannte Stampshäurchen flogen in die Luft, Steine und Holzthcilc wurden bi» 500 in weit sortgcschleu- dcrt. Von dem an jenen Arbeitsstellen beschäftigten Personal verunglückten fünf Personen. Drei Arbeiter sind todt, zwei sehr schwer verletzt. — Der Verein für Innere Mission in Leipzig bildet in sei nem, seit drei Jahren bestehenden Diatonissenmutterhaus zunächst zum Dienst in seinen ErziehungsanstaUen und Asylen gebildete, christlich ge- sinnte Mädchen und junge Wittwen zu Diakonissinnen aus, welche nicht genöthigl sind, Krankenpflege zu lernen und zu üben. Es giebt gewiß Manche, welche gern ihre Kräfte dem Wohle der Menschheit widmen möchten, die aber nicht imstande sind, anstrengende Krankenpflegen zu übernehmen. Sol chen ist im Verein für Innere Mission in Leipzig Gelegenheit geboten, Lie> beSarbeit an Armen und Elenden zu treiben. Die Direktion des Vereins sür Innere Mission in Leipzig nimmt jederzeit Anmeldungen zum Eintritt entgegen und ertheilt gern Auskunft. „kax vodiseum!" (Friede sei mit Euch!) Öfter« i« der ewige« Stadt. Novellette von Aug. Meppen. E« war am Ostersonntage. „Wenn Sie Ihren Freund noch sehen wollen, so eilen „Sie! E« ist keine Zeil zu verlieren! Die Aerzte Haden „ihn ausgegcben; e« kann alle Tage mit ihm zu Ende sein." So lautete der Inhalt eine« Briese«, geschrieben von zarter, aber der deutschen Kalligraphie nicht mächtiger Fraucnhand. E« war die Gattin meine» Studienfreunde» Franz, mit welchem ich vor mehreren Jahren die Ostcrzeit in Rom verlebt hatte. Diese seine Gattin war eine Römerin, die Tochter eine« Orangenkrämer«, von bezaubernder Schönheit und jener gazellenhaften Schmieg samkeit de» Körper«, wie man sie sonst nur bei den italienischen Zigeunern findet. Zuerst war sie sein Modell, dann seine Frau geworden, wie da« bei Walern so ziemlich überall „der Weltlaus" ist. Franz halte sein Modell — Pardon, lieber Leser, ich muß eilen, wie Du weißt. E« ist keine Zeit zu verlieren. Die Aerzte haben Franz aufgegeben. Er litt schon lange Zeit an der Schwindsucht; e« kann daher alle Tage, alle Stunde, alle Minute mit ihm zu Ende sein. Vielleicht komme ich schon zu spät! Vielleicht ist seine Seele schon hinüber und er hat für seinen Busenfreund hienieden nicht« wehr übrig, al« jene kalte Hand, die man Todtcnhand nennt. E« wäre schrecklich! Also pardon! * » * Ich sitze im Schnellzuge, der mich mit einer Geschwindigkeit, die mir und meiner Ungeduld wie da« Kriechen einer Schnecke vorkommt, direkt ohne Umsteigen nach Rom führ». Ich habe eine Fahrt von mindesten« 6 Stunden vor mir. Mein Gewissen ist ruhig. Denn wenn ich jetzt zu spät komme, wa« ich nicht hoffe, so hat der Lokomotivsührer oder die Eisenbahndirektion die Schuld daran und nicht meine Schwatzhaftigkeit, die mich aller ding« bei den Damen sehr beliebt gemacht hat, aber — Pardon, lieber Leser. Wa« gehen un» die Damen an, wenn ich Dir von unserm Aufenthalt in Rom zur Ostcrzeit und davon erzählen will, wie mein Freund Franz zu seinem Modell und zu seiner Frau kam. Eigentlich brauchst Du nur zu wissen, wie da« Erstere geschah, daß Letztere wirst Du Dir schon selber konstruircn können. Bianca war kein professionelle« Modell, denn die kommen von selbst zu den Malern; e« ist gar nicht nöthig, daß man zu ihnen kommt. Bianca war, wie ick> schon oben erwähnte, die Tochter und zwar die bezaubernd schöne Tochter eine« Orangen krämer« und ein sehr fromme», keusche« und reine« Mädchen, wa» man von den sogen. Modellen nicht immer behaupten, meisten» sogar energisch bestreiten kann. Daß Franz als Maler gerade sehr „fromm" gewesen, will ich nicht behaupten, denn wer täglich mit Pinsel und Oel zu hantircn gewöhnt ist, der vergißt leicht darüber die Kirche. Franz konnte sich also in puncto Religion nicht mit Bianca messen; wohl aber in puncto Schön heit. Er war schön von Angesicht und Gestalt und gewinnend, ja, erobernd von Manieren. Diese seine erobernden Manieren führten ihn denn auch zur Eroberung der schönen Bianca, aber aus eine höchst merkwürdige Weise und unter ganz besonderen Umständen. E» war nämlich Ostersonntag in der ewigen Stadt. Früh Morgens al« der rosige Schimmer der fernen Apennincngipfel und da» magische Helloiolett de» östlichen Himmel« den Ausgang der Sonne verriethen, donnerten die Kanonen de« Kastell St. Angelo über die Stadt hin und der Pulvcrdamps rollte in Ringen zum Aether empor, gleich al« wollte Rom sich aus« Neue dem Ewigen verloben. Nicht lange und e« wurde lebendig in der Stadt. Gegen 7 Uhr rollten schon Dutzende von Equipagen mit feingeputzten Herren und Damen der majestätischen St. PeterSkirche zu. Franz und ich, die wir zusammen logirtcn, fuhren au« den Kiffen — nicht wie Leonore: „mit schweren Träumen", sondern wie Künstler, die nach Motiven Haschen, mit rosigen Erwartungen — und eine halbe Stunde später hatten wir un« dem allgemeinen Gedränge angeschlossen. Reick» geschmückt und mit Guirlanden geputzt strahlte un« im Frühroth die Kirche de« heiligen Petru« entgegen, zu welcher wir unsere Schritte lenkten. Wir traten mit heiligem Schauer ein. Wie tausend Sonnen strahlten die neuentzündeten Lichter um da» Grabmal und die herrliche Bronzestatue de« Apostel», dem der Herr die Schlüssel de» Himmelreich« anvertraut hat. Am Ostersonntage celebrirt der Papst in Person die heilige Messe und zwar mit all der Pracht und dem imposanten Pomp, der der römischen Kirche eigen ist. Au« einer Halle de« Vati kan» wird er in einer Sänfte herbeigetragcn. Er nimmt Platz in der 8ecki» Oestutaria und sein Gewand blitzt und strahlt von Gold und edeln Steinen. Aus seinem ehrwürdigem Haupte funkelte die Tiara mit dreifacher Krone. Neben ihm trägt man die „tiabciii", da« sind große Fächer au« den kostbarsten Straußen federn, welche mit den farbenschillernden Augen von Pfauenfedern besetzt sind. Ueber ihm wölbt sich ein seenhaft prächtiger Baldachin mit langen goldenen Franzen. Nach Celebrirung der heiligen Messe, welche wir mit einer stümperbasten Beschreibung nicht profansten wollen, wird der heilige Vater mit demselben Pomp aus den Balkon getragen, der sich über dem mittleren Portal der Kirche erhebt. Unten aus dem freien Platze drängt sich eine, man möchte sagen, hundert tausendköpfige Menge, die den Segensspruch de« Stellvertreter« Christi erwartet, den er von hier au« mit erhobenen Händen über die Versammlung au«zusprechen pflegt. E« ist die« eine der erhebendsten, eine der überwältigendsten Ceremonien, die ich in Rom gesehen und ich und Franz eilten, so gut e« in dem dichten Gedränge möglich war, hinau« und kamen gerade unter halb de« Balkon« zu stehen. Der heilige Vater erhob sich, trat, umgeben und gefolgt von seinen Kirchenosfizen, an die Rampe und sprach den Segen, den die Menge und unter ihnen Franz und ich, mit feierlichem Schweigen anhörten und mit, ehrlich ge standen, unnennbarem frommen AndachtSgefühl Hinnahmen. Nicht umsonst ist da« Gedränge unter den Balkon so dicht. Denn nach Ertheilung de« Segen« flattern von Oben her Tausende und Abertausende von Zetteln herab, welche die Gebete, die der heilige Vater gesprochen, gedruckt enthalten. Jeder beeilt sich, einen dieser Zettel, die sich wie weiße Friedenstauben lang sam durch die laue Lust herniedersenken, zu erhaschen und e« entsteht begreiflicher Weise ein Wirrwarr, ein HSnbeau«strecken, ein Sichbücken. Ja, lieber Leser, ein Sichbücken, bei welchem mein Freund Franz, im Begriff einen Zettel zu packen, mit einer jungen schönen Römerin, die denselben Zettel zu ergreifen sich beeilte, so zusammenstieß, daß diese von dem unfreiwilligen „tcte-u-tctc'- ohnmächtig niederzusinken drohte. Franz hatte noch gerade soviel Zeit, sie in seinen Armen aufzufangen und sie mit meiner Unterstützung ein wenig abseits zu führen. Niemand kümmerte sich um un«, wa« Franz auch ganz angenehm war, denn al« die Ohnmächtige die schönen Augen aufschlug, war er — hin; sein Herz hatte Feuer gefangen und diese« Feuer, lieber Leser, ist eben dabei, ihn ganz aufzuzehrcn, E« war Liebe „ut irrst »igbt", Künstlerliebe, aber jene reine, heilige Liebe, die mit ihrem Feuer da« Herz von den Schlacken reinigt und die Seele im Tode al« reine« Gold dem Schöpfer zu Füßen legt. Ich habe nie ein treuer sich liebende« Paar gesehen. Bianca war al« fromme« Mädchen Franzen« Engel und wenn er nicht mehr sein wird — Halt! Ein Pfiff, ein langer Pfiff! Der Zug hält. Wir sind in Rom. Zwanzig Minuten später stand ich am — Sterbebette mei ne« Freunde«. „Franz!" rief ich, meine Thränen niederkämpsend. „Franz! Ich bin da! Kennst Du mich noch?" Langsam schlug er die Augen aus — Fieberaugen! — lang sam öffnete ei die Lippen — hochrothr, zersprungene Fieberlippen, von Bianca mit Wasser und Thränen gekühlt! — langsam hob sich sein V In Todtenl krampsh jenem ü damal« hatte >h hatte ih die Ara M röthe h> au«, ü Rechte, Lind ar weinend Lai legte sii küßte sie Tb die Kus Eine fr! Lei Fenster ..!> Für und Th lieben! krau sagen r Dank. Frachl Oestei Franz in Steue Wechs Zoll-l Rechn! hält stel von und L eines l weilt tanten Gi Körn«
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