Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 20.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189904200
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990420
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-20
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ten Ruß witsch ist Reiche« in der Jahrei darunter : Dome; >pen die chin auf er mit ! er den wie vor i crwie- :drc ge- nmun- on, daß >eer von Staaten : ameri- - wollen rden sie Minne- villigen- , sei ge- mit Be au«. jwerther ndschuh- erselben, n war, ian end- ncn un- Grube, > immer > seinem Braut- :ber die hundert Schuh- jetzt 62 854 bei Lehrling Gegen- n Reihe inkte er ae, mit ten der Geselle iwirkcn. en ruh- nkeit ist können, wiß be- or '/,5 willigen agner 2ie Aa len ist, Nossen tzschlage )e über. ;at ein :wicscn, werden, t Dank er erste ührung ttragen n steht m, ein X) Mk. , 1000 ke zu r neu- ewöhn- . Die baude« icschulc itz vor ßerdem hick in almen- wirkte. it den « und sowie Ueber . Die haben S-ss- cSdruck Rath eiherrn «rüg Hof. >ustrie- Boch- ürsten. ebhaftc Besuch Heimen Stadt, id ge- >g fort »en im Nicht Zodel, war doch sein Besuch bei un« trotz der Erkaltung, welche ihn befallen, nicht da« erste Zeichen seine« großen Interesse« an unseren Geschicken. Herr Bürgermeister Hesse würdigt diese Pietät in warmen, von aufrichtigster Gesinnung diktirten Worten, um dann auf die Wichtigkeit de« Tage« einzugehen, den Zweck der Feier darzulegen und daraus hinzuweisen, daß un« der erneute Bewei« de« größten Wohlwollen«, den un» da« Königliche Ministerium de« Innern durch die Ermöglichung der nun vollendeten Anstalt und der Zweigabtheilung gegeben hat, an sich nicht ganz überflüssig ge wesen sein dürfte. Früher mitten im lebhaften Verkehr voll geschäftigen Trei ben« erscheine jetzt unsere Stadt in Winterschlaf verfallen. Der Verkehr sti durch Eisenbahnwege ring« um unserer Stadt abge lenkt und statt der erhofften Entwickelung drohe ihr die immer größere Nähe de« Forste«, sodaß die Zeit nicht fern gewesen sei, wo man in Dresden an unseren Ort nur al« eine unwirthliche, dem Verkehr verlorene Stätte gedacht haben würde. Diese Gefahr sei durch unsere Energie und die Fürsorge der hohen Regierung beseitigt. Specicll in Bezug auf die heutige Schöpfung wäre un« noch die Decentralisation der Plauen'schen Jndustrieschul- cinrichtungen de« Herrn Professor Hofmann und die AuSnutzt^ig desselben durch Herrn Carl Jul. Dörffel hier in seiner Eigen schaft al- Mitglied de« Vorstände« vom Jndustrieverein Plauen zu Gute gekommen. Dadurch hätten wir eine Wanderausstellung erhalten, au« der sich eine ständige Vorbildersammlung nebst Gewerbebibliothek entwickelt habe. Die Schwierigkeiten der Mieth«- lokalität hätten die Benutzung jedoch so gestört, daß man ein eigene« Gebäude dafür wünschen mußte. Andererseits sei- unseren Musterzeichnern eine möglichst gleiche Begünstigung durch Unter richt in den Sthlarten und im Zeichnen,c. zu gönnen gewesen, wie ihn die Plauen'schen und Dresdner genössen. De-Halb habe man vom Königlichen Ministerium eine Zweigabtheilung der Königlichen Industrieschule erbeten und erhallen, die ebenfalls ein Heim gebraucht hätte. Natürlich seien in dem nunmehr für beide Zwecke erbauten Gebäude soviel Räume vorgesehen gewesen, daß eine Erweiterung der Vorbildersammlung und Zweigabtheilung räumlich nicht ausgeschlossen war. Die dadurch erübrigten Räume hat man sich zur besten Ausnutzung al» Schulräume für andere Institute gedacht. Die Idee habe natürlich Schwierigkeiten zu überwinden gehabt, aber schließlich mit Hilfe de« Königlichen Ministeriums de« Innern, dem wir außerordentlich warmen Dank schuldeten, gesiegt. Nun solle da« neu errichtete Gebäude seiner Bestimmung, Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe zu dienen, überwiesen werden. E» sei nun Sache der Lehrer und Schüler, mit hervorragenden Leistungen durch die That zu danken, ein Dank, welcher unserem allcrgnädigsten König und seiner hohen Regierung am wohlgefälligsten sein und un« da» Wohlwollen de« Königlichen Ministerium« de« Innern erhalten werde. Alle am Werke Bctheiligten würden in solcher Leistung eben- fall« den besten Erfolg ihrer Bemühungen erblicken und zu neuem Wagemuth angespornt werden. Hierauf übergab Herr Bürger meister Hesse den Schlüssel der Industrieschule deren Verwalter, Herrn Bibliothekar und Zeichenlehrer Haebler mit der Bitte, nicht« Unedle« ins Hau«, guten Geist und gute Sitte aber nie au« dem Hau« dringen zu lassen. Daran schloß sich der Wunsch, daß alle ernstliche und rechtschaffene Arbeit in diesem Hause blühen, wachsen und gedeihen möge. Hierauf sprach Herr Diaconu« Rudolph die Weihcworte. In seiner Ansprache weihte derselbe die Schule im Namen de« dreieinigen Gotte«, der allein Weihekraft und Segen giebt. Der Vater weihe da« Hau« unter unserem heißen Dank, daß er seine Augen bisher darüber offen gehalten, da« Unglück verscheucht und da« Gelingen hcrbcigerufen, und unter der flehent lichen Bitte, auch künftig de« Hause« Wächter und Schutzherr zu sein! Der Sohn weihe diese Schule! Al« lebendiger Grundstein einst für sie gelegt, spricht er heute zu ihr: »Ich will dich segnen, an Lehrern und Schülern, im Können und Wissen, in Arbeit und Freude — und du sollst ein Segen sein, daß Ströme de« Segen« hinaus fließen in Stadt und Land und Zukunft!" Der heilige Geist weihe diese Schule! E« soll wohl der Geist treuester Fürsorge, der Opferwilligkeil, de« Fleiße», der Liebe zu Stadt und Vaterland, e« soll wohl Begeisterung für alle« Hohe und Edle, Schöne und Große, damit sie erbauet ist, darin wohnen und walten! Und dennoch flehn wir allermeist, daß in dem Hau« kein andrer Geist, al« heilger Geist regiere! Eine vom Kirchcnchor unter Leitung de» Herrn Cantor Viertel sauber durchgesührte Motette beschloß diesen Akt würdig. ES war die Motette von Schlettercr: »Lobe den Herrn alle Völker" für Chor und Solostimmen. Hierauf ergriff Herr Geheime Rath l)r. Vodel da« Wort, wie» darauf hin, daß da« Kgl. Ministerium stet« für die Ziele und Bedürfnisse der Industrie da« größte Interesse bezeugt und begründete Unternehmungen zur Hebung der Industrie auch that- kräftig unterstützt habe. So sei auch da« Eibenstocker Projekt eine« Gebäudes für Vorbildersammlung und eine zu errichtende Zweigabtheilung der Kgl. Industrieschule Plauen reiflich erwogen und nach Anerkennung der vom Stadlrath dafür angeführten Gründe und der befürwortenden Aeußerungen de« Herrn Professor Hofmann Plauen und de« Jndustricverein«vorstandc« dasselbe gebilligt und gefördert worden. Er erwarte, daß die Eibenstocker diesen Fortschritt zu würdigen wüßten und die neue Anstalt zum Segen ihrer Industrie gedeihe. Aber nicht blo« da« Ministerium, sondern sogar unser Allergnädigster König nehme Antheil an der Industrie und beweise die«, indem Se. Majestät dem um die hiesige Industrie und auch auf socialen Gebieten hochverdienten Herrn Carl Juliu« Dörffel, welcher leider wegen Krankheit der Feier nicht beiwohnen könne, da« Ritterkreuz I. Klaffe ver leihe. ES wäre deshalb nur eine Forderung der Dankbarkeit, wenn bei diesem wichtigen Wciheakt in erster Linie unsere« All- verchrten König« gedacht würde. Mit einem Hoch auf Se. Ma jestät, den eifrigen Förderer und Beschützer der Industrie, schloß der Herr Geh. Rath. Herr Hofrath Pros. Hofmann sprach hieraus in ausführ licher Weise über die Wichtigkeit der Fachschulen und insbesondere der Industrieschule, über die Ziele derjenigen von Plauen und die Art de« Unterricht«, wie er dort und hier eingerichtet wird. Auch erwähnte er in seiner Rede eine« um die hiesige Industrie sehr verdienstvollen Manne«, de» »erstorbenen Hrn. Commerzien- rath Hirschberg, der seinerzeit in einer Versammlung in Plauen vor Errichtung der Industrieschule daselbst den überzeugungsvollen Ausspruch gebraucht hat, daß die neu zu erbauende Schule eigent lich nach Eibenstock gehöre. Zum Schluß verpflichtete Herr Pros. Hofmann noch den neuen Jndustrieschullehrer Hrn. Haebler unter Hinwei« auf die Pflichten seine« Amte« durch Handschlag. Herr Commerzienrath Srbert Plauen versicherte hierauf die Thcilnahme de« Vorstände» vom Erzgcbirgisch-Vogtländischen Jndustrieverein zu Plauen, brachte dessen Glückwünsche dar und hoffte guten Erfolg von der neuen Errungenschaft. Nach ihm versicherte Herr Commerzienrath Wilh. Dörssel die Freude der Industriellen in Eibenstock über da« Gelingen de« Unternehmen«, die allgemeine Erkenntniß, wie wichtig und nutzbringend e« für die Industrie hier sei, und die Dankbarkeit, welche diese Neuschöpfung in seinen Kreisen hervorgerusen habe. Herr Ludwig beglückwünschte auch die Kaufmannschaft, in deren Namen st sprach, indem er au»einandersetzte, daß nicht nur die Räume de« Gebäude« der Handelsschule direct zu Gute kämen, sondern auch indirect durch die Bildung de« Geschmack» in der Ausstellung unserer Borbildcrsammlung und einer Unterrichts stunde über Geschmack«lehre. Ein allgemeiner Gesang de« Liede« Nr. 545 unsere« Gesang buche« beschloß die Feier in erhebender Weise. Hieran schloß sich in unmittelbarer Folge die Uebcrreichung de« Ritterkreuze« I. «lasse qn Herrn Earl Jul. Dörffel in dessen Wohnung durch Herrn Geh. Rath llr. Vodel, wobei Herr Geh. Rath recht herzliche Worte der Anerkennung an Herrn Carl. Jul. Dörffel richtete. Gegen 2 Uhr begann da« von über 70 Personen besuchte Diner im Saale der Union unter den Klängen der hiesigen Stadt- Capelle. Herr Krei«hauptmann Freiherr von Welck brachte den «önigStoast, Herr Obersorstmeister Schumann ein Hoch auf Ihre Majestät die Königin au«, während Herr Bürgermeister Hesse de« «gl. Ministerium» de« Innern und in Sonderheit de« Herrn Geh. Rath Or. Vodel in Worten der wärmsten Dankbarkeit gedachte. Herr Geh. Rath I)r. Vodel erwiderte sofort in einem Toast auf die Stadt Eibenstock. E« kann nicht genug betont werden, wie stark auch in diesen seinen Worten die herzlichen Sympathien für unseren Ort zum Ausdruck gelangten, daran anknüpfend, daß er hier seinen Hausstand gegründet und Stunden unvergeßlichen Glücke« verlebt habe. Herr Justizrath Landrock wie« auf die Wichtigkeit einer Vermittelung zwischen Stadtrath und Ministerien hin und betonte die vortresfliche und gütige Erfüllung dieser Obliegenheit in Bezug auf unsere Wünsche durch Herrn Kreishauptmann Freiherr« von Welck mit dem Wunsche, daß sich bald wieder eine Veranlassung zu einem Be suche de« Herrn Kreishauptmann hier finden möchte. Herr Krei«- hauptmann erwiderte sofort, daß er sich freuen werde, wenn die neue Eisenbahn hier gebaut sei, hierherzukommen. — Hierauf gab Herr Eugen Dörffel der Hoffnung Ausdruck, daß die großen Erwartungen, welche wir aus die thatkräftige Unterstützung unserer Zukunftspläne durch Herrn Amtshauptmann l)r. Krug von Nidda setzten, von ihm gebilligt und erfüllt würden und brachte ein Hoch auf Herrn Amtshauptmann au«. E« folgten noch Toaste auf den JndustrievereinSvorstand zu Plauen, aus Herrn Commerzienrath Erbert »ort, auf Herrn Carl Jul. Dörffel, Herrn Ludwig, Herrn Baumeister Ott, Herrn Bürgermeister Hesse und Andere. Herr Gemeindevorstand Haupt- Schönheide toastete auf die Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Nachbarorten Eibenstock und Schönheide. In sehr gehobener und begeisterter Stimmung schloß da« Fest, welches in unserer Stadt einen nachhaltigen Eindruck hinter lassen wird. Die Weber der Kansa. Novelle von A. R. Rangabö. lk. Fortsetzung.) Mehr von Oskar getragen, wie gehend, langte Grumbrige in ihrer Wohnung an. Die unerschütterliche unbeugsame Alte brach zusammen, wie eine alte, trockene Eiche unter dem Axtschlage de« Holzfäller«. Ein brennende« Fieber kochte in ihren Adern. Wenn sie den Mund öffnete, um ihre Enkelin zu rufen, rang sich nur ein dumpfe« Stöhnen und ein unterdrückte« Murmeln au« ihrer Brust hervor. Oskar, da« Gesicht in den Händen verborgen, saß weinend neben ihr. Endlich gegen Abend sprang Grumbrige wie von einer Stahlfeder geschnellt empor. .Dummheiten," sagte sie, »wir sitzen hier müßig und weinen, während der Entführer lacht. Wa« sitzest Du hier, warum sitze ich hier, al« habe ich keinen Funken Haß in meiner Brust, al» habe ich keine Nägel ihn zu zerfleischen, wo ich ihm auch begegnen möge? Erhebe Dich!" Von diesem Augenblick an begann ein unermüdliche» Nach forschen nach den Flüchtlingen. Kein Winkel Bergen» blieb un durchsucht, aber Niemand hatte von Christian etwa« gesehen oder gehört. Niemand wußte auch nur annähernd zu sagen, wohin er sich gewendet; auch wußte keiner, welchem Lande er eigentlich angehörte. Die einen sagten, ein sei ein Deutscher, Andere, ein Däne und wieder Andere, ein Holländer, denn die Empfehlungsbriefe, welche er der Hansa vorgelegt, waren von den ersten Handel«. Häusern jener drei Länder, und in den Büchern war sein Geburts ort nicht angegeben worden. Jeden Morgen ging Grumbrige au« und kehrte erst am Abend zurück, ohne etwa« au«gerichtet zu haben, um von Orkar zu hören, daß auch seine Anstrengungen erfolglos geblieben seien. Dennoch entsagte sie in ihrem Herzen der Hoffnung nicht, Elga wieder zu finden. Während sie laut seufzte, daß sie die Enkelin nicht Wiedersehen werde, deckte sie niemals am Abend den Tisch für sich und Oskar, ohne einen dritten Teller hinzu stellen, al« erwarte sie, Elga werde plötzlich erscheinen, und kein Morgen verging, wo sie nicht de« Mädchen« Kammer herrichtete, als hoffe sie, diese werde am Abend kommen und sich dort zur Ruhe legen. Die Flüchtlinge noch länger in Bergen suchen zu wollen, wäre vergeblich gewesen. »ES ist augenscheinlich," sagte die Alte zu O»kar, »daß sie nicht mehr in Bergen sind. Aber, sei er Holländer, Deutscher oder Däne, so ist er doch nicht au« der Welt gegangen. Ich werde jene drei Länder durchziehen, und ich hoffe, daß die Rache mich aus seine Spur führen wird." »Erlaubt mir, Euch zu begleiten und Euch bei Euren Nach forschungen zu unterstützen," sagte Oskar. »Blich unterstützen, ja, ich fordere e» selbst von Dir, aber nicht mich begleiten sollst Du. Im Gegentheil, wir müssen un« trennen. Schlage Du die eine Richtung ein, während ich die andere nehme — auf diese Weise verdoppeln wir unsere Auf sichten auf Erfolg." O«kar sah die Richtigkeit ihrer Ansicht ein. Er erbat sich bet der Hansa die Erlaubniß, Bergen für eine Zeitlang verlassen zu dürfen und schiffte sich nach den Niederlanden ein. Al« ein Kind de« Lande«, hatte er dort Verbindungen, die ihm nützlich sein konnten. Grumbrige hingegen begab sich nach Danzig, um in jener Stadt den Handel-Herrn aufzusuchen, der Christian em pfohlen hatte, um dann dorthin zu gehen, wo dessen Anweisung sie Hinsühren würde. Nach Verlauf eine» Monat« kehrte Oskar nach Bergen zu rück, ohne daß er etwa« Nähere« über Christian erfahren hätte. Der niederländische Handel-Herr, der Christian der Hansa em pfohlen hatte, war jo geheimnißvoll und befangen in seinen Reden gewesen und schien so ausgebracht, al« man eine Auskunft von ihm verlangte und wußte so wenig, oder stellte sich vielmehr, al« wisse er so wenig über Christian« Angelegenheiten, daß OSkar bald einsah, er werde von demselben nicht« Gewisse« erfahren und e« daher für unnütz gefunden hatte, seinen Aufenthalt in den Niederlanden länger auszudehnen. Mit klopfendem Herzen kam er wieder nach Bergen, in der Hoffnung, Grumbrige dort zu finden, die vielleicht in ihren Nachforschungen nach der Verlorenen glücklicher gewesen sein mochte wie er. Seine Gefühle für Elga hatten durch die letzten Ereignisse eine bedeutende Veränderung erlitten, wenigsten« glaubte er da«. Aber sein Herz war tief bekümmert bei ihrem Andenken, und er war überzeugt oder suchte vielmehr sich zu überreden, daß Elga unschuldig und nur da» Opfer der Verrätherei sine« Schurken geworden, und daß e« seine Pflicht al« Christ und rechtschaffener Mann sei, sie au« den Händen ihre« Entführer« zu befreien. 8. Grumbrige war nicht nach Bergen zurückgckehrt, auch hatte seit ihrer Abreise Niemand von ihr gehört, obgleich die Weber, die ihre HerbergSmutter schmerzlich vermißten, vielfache Erkundig ungen nach ihr eingezogcn hatten. OSkar, der sich durch die Proben seiner Geschicklichkeit immer mehr u. mehr die Achtung seiner Handwerksgenossen erworben, so daß alle Grade der Gilde ihm offen standen, wurde bald durch einen freiwilligen Beschluß der Weber zum Werkmeister in einer der größten und reichsten Webereien Bergen« ernannt, eine Stellung, die ihm früher al« die Erfüllung seiner kühnsten Erwartungen geschienen hätte. Jetzt aber ließen ihn diese Ehren und Vortheile kalt. Da» Leben erschien ihm trühe und zwecklos, e« war, al« habe ihn jede Spannkraft verlassen. Er vernachlässigte zwar au« ange borenem Pflichtgefühl feine Obliegenheiten nicht, aber er fühlte, daß deren Erfüllung eine schwere Last sei, die ihn niederdrücktc und ihm fast zur Qual wurde. Glücklicherweise für ihn trat zu dieser Zeit ein Ercigniß ein, da« der krankhaften Richtung seine« Geistes Einhalt that und seine gesunkenen Kräfte neu belebte. Eine« Tage« erhielt er den schriftlichen Befehl, sich unver züglich vor den Rath der Hansa zu verfügen. Diese Forderung setzte Oskar in nicht geringe« Erstaunen, denn die Werkmeister standen unmittelbar unter den Gildemeistcrn, und mit diesen nur standen sie in Beziehungen, nicht aber mit den Häuptern de» Bundes der Hansa. E« mußte sich um etwa« von äußerster Wichtigkeit handeln, deshalb beeilte er sich auch so schnell wie möglich dem Befehle zu gehorchen. Al» er vor dem Vorsitzenden der Hansa erschien, fand er diesen mit dem Mantel bekleidt, den derselbe nur hei feierlichen Gelegenheiten anlegtc, und umgeben von dem großen Rathe der zweiundfünfzig Gildemeistcr. Ihnen gegenüber, auf niedrigeren Bänken, saßen die Werkmeister der Weberwerkstätten, und unter ihnen nahm auch OSkar seinen Platz ein. Nachdem alle Geladenen versammelt waren, erhob sich der Vorsitzende der Hansa und nahm da« Wort. „Männer, Hanseaten," begann er, »ich habe den großen Rath zusammenberufen, um in einer wichtigen Sache Rathe« zu pflegen. Und da die Angelegenheit besonder« die Weber angehl, ja für sie eine Lebensfrage ist, Hai der Rath de« Hansabunde« mit mir vereint beschlossen, daß ausnahmsweise auch die Werkmeister der Weber dieser Sitzung anwohnen sollen, denen, obgleich sie sonst keine Stimme haben, bei dieser außergewöhnlichen Verhand lung die Rede crlauht sein soll." Die Werkmeister sahen sich überrascht und unruhig an. Sie alle begriffen, daß e« sich hier um etwa« ganz Ungewöhnliche» und Wichtiges handeln müsse, um ihnen ein solche« Vorrecht einzuräumen, dem die meisten unter ihnen sich nicht gewachsen fühlten, noch darauf vorbereitet waren. (Fortletzun, folgt.) Vermischte Machrichlen. — Der Radphotograph. Eine Neuerscheinung auf den Chausseen um Berlin, die namentlich an schönen Sonntag-Nach mittagen viel zu sehen ist, ist der Radphotograph. Mit Stativ und Apparat steht er am Chausseegraben, und jagt ihm ein Rad ler entgegen, so rüst er ihm zu: »Photographiren gefällig?" Der Einzelradler bleibt seinem Ruse gegenüber gewöhnlich gefühl los. Zugänglicher zeigen sich schon die paarweise» Fahrer, be sonders wenn da« Paar au« einem Herrn und einer Dame be steht, und die Gruppenfahrer. Am allerzugänglichsten aber sind die Damen, die gerade ein neue« Radkostüm anhaben. Wenn der Landstraßenphotograph mit dem Atelierphotographen in der künstlerischen Behandlung de« Bilde« auch nicht immer erfolg reich konkurriren kann, so hat er doch auch wieder manche« vor ihm voraus. Sein Atelier ist die freie Natur; der Wald und die Felder auf seinen Bildern sind echt und nicht blo- bemalte Pappe, und da« von ihm gefertigte Bild ist und bleibt die Er innerung an einen lustigen Radlerausflug und vergnügten Tag. — Ein wirklicher „Luxu«zug". Ein Kuriosum, wie e« im Berliner Eisenbahnverkehr einzig dasteht, wird von dort gemeldet. Der Dienstag Morgen verg. Woche in Berlin fällig gewesene Luxu«zug Ostende-Berlin Eydtkuhnen traf fahrplanmäßig al« Leerzug aus dem Bahnhofe Friedrichstraße ein. Der ganze Zug hatte bei seiner Ankunft in Berlin nicht einen einzigen Passagier aufzuweisen. — Ein Jrrthum. Richter: „Angeklagter, Sic haben der Zeugin einen Kuß gegeben. Und was that sic da?" — Angeklagter: „Sie weinte." — Richter: „Und trotz ihrer Thrä- nen haben Sie sie dann zum zweiten Mal geküßt! Schämen Sie sich!" — Angeklagter: „Herr Richter, entschuldigen Sie, ich glaubte, e» wären Freudenthränen." — Sein Ideal. Wurzelsepp: „Alte, wann t '» große Loo« gewänn, nachher fräß i die Knödel dutzendwcis." Mittheilimgm des Aiimgl. Standesamts Kibenkock vom 12. bls nut 18. April 1899. Aufgebote: u. hiesige: 21) Der HauSmann Otto Hahn hier mit der Maschinengehilfin Bertha Hulda Göbler hier. 22) Der Bäcker Edmund Alfred Rudolf Jahn hier mit Johanne Selma Blechschmidt hier. d. auswärtige: Vacut. Eheschließungen: 18) Der Sattler Ernst Ludwig Dünger hier mit Frieda Emilie Secdel hier. 19) Der Gärtner August Friedrich Wilhelm Siewert in Lengenfeld mit der Maschinengehilfin Rosa Emilie Zöbisch hier. 20) Der Mühlenarbeiter Carl Hermann Günnel hier mit Marie Helene Hutschenreuter hier. 21) Der Fabrikarbeiter Gustav Emil Keller in Rauten kranz mit der Stickerin Anna Helene Ott hier. Geburt-fälle: 95) Alfred Fritz, S. deS Glasers Emil Christian Hey mann hier. 9«) Hermann Moritz, S. deS Stickmaschinenbesitzers Hermann Moritz Schuster hier. Hierüber: 97) unehel. Geburt. Lterbefälle . 82) HanS Gustav, Zwillingskind de- BordruckerS Paul Emil Siegel hier, 7 M. 4 T. 63) Helene Gertrud, T. deS Maschinenstickers Hermann Gündel hier, 1 M. 23 T.
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