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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 10.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-10
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189906102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990610
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-10
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- Jahr1899
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dicie« Hau«, sowie da« angrenzende Fleischer Krauß eiche Hau« vollständig zerstört. Die im Uesen Schlafe liegenden Bewohner beider Häuser konnten nur mit Mühe geweckt weiden. Die im Obergeschoß schlafenden Dienstboten flüchteten nur nothdürflig bekleidet au« der Feuerstätte. Gerettet konnte sehr wenig werden. Die Nachbargebäude waren sehr bedroht. — Lößnitz. Am Montag Abend hörte ein Bahnwärter au« dem Gehöfte de« Gutsbesitzer» Huth >n Grüna Hilfegcschrei. Al« er nach der Ursache forschte, sand er, daß der in den Mer Jahren stehende Besitzer seine Ehesrau, mit der er in Unfrieden lebt, arg mißhandelte, indem er ihr heftige Schläge mit einem Hammer aus den Kops versetzte, und nur durch sein energische« Einschreiten an der Ausführung weiterer Mißhandlungen, die zweifellos den Tod der Frau zur Folge gehabt haben würden, verhindert wurde. Huth soll in neuerer Zeit wiederholt geäußert haben, erst seine Frau und dann sich um« Leben zu bringen, hat auch vor ungefähr 14 Tagen durch Erhängen einen Selbstmord versucht. Wegen versuchter Tödtung seiner Frau wurde er gefäng lich eingezogen. — Falkenstcin, 8. Juni. Al« eine Seltenheit ist c« ge wiß zu bezeichnen, daß da« Zwillingspaar, Herr Karl Fritzsche in RebeSgrün und Frau verw. Walther geb. Fritzsche, hier in aller Rüstigkeit den 70. Geburtstag feierte. — Hohenstein-Ernstthal, v. Juni. Noch ein Men schenleben hat die Brandkatastrophe der vergangenen Woche am gestrigen Tage gefordert. Gestern Vormittag ' .,12 Uhr ist der Vater der verbrannten drei Kinder, Herr Nadelmacher Hermann Roch, im KreiSkrankcnstist zu Zwickau seinen furchtvaren Brand wunden erlegen. Frau Roch, die immer noch im hies. Kranken hause liegt, macht in ihrem Befinden erfreuliche Fortschritte. — Lauter, 8. Juni. Gestern Nachmittag 2 Uhr brannte der Dachstuhl de« dem Herrn Schnittwaarenhändler Wapplcr gehörigen Wohnhauses ab. Eine Menge Bettfedern sind ein Raub der Flammen geworden. Der Besitzer war abwesend. Die Entstehung-ursache ist unbekannt. — Prächtiger Ausslugsort, Neudek uudUmgebung. Wohl seilen wird eine Gegend so reich an Raturschönheiten, so romantisch sein, wie es die Umgebung von Reudek ist. Durch die neue Bahnlinie „Karlsbad- Neudek Johanngeorgenstadt ist jedem Ratursreunde Gelegenheit geboten, aus bequeme Weise in diesen herrlichen Flecken deutscher Erde zu gelangen. -Neudek ist von Karlsbad aus in Stunden per Bahn zu erreichen.) Ist schon die Fahrt von Karlsbad nach Neudek höchst romantisch, so gleicht die selbe von Reudek nach Johanngeorgenstadt einem Paradiese. Höher sühlt jeder Naturfreund, der durch diese herrliche Gegend fährt, sein Herz schlagen, freudig wird er aufjauchzen und unwillkürlich ausrufen: „O! wie herrlich ist die Welt!" Die herrlichste Fernsicht jedoch genießt man von dem 1000 >n hoch gelegenen Peindlthurme aus. Zu demselben gelangt man am Besten von der Station „SaisenhäuSl" aus, von wo er in 20 Minuten zu erreichen ist. Von Reudek aus ist'derselbe zu Fuß in Stunden zu erreichen. Majestätisch ragt dieser Thurm in die Lüste empor, eine Fernsicht gewährend, wie sie herrlicher nicht gedacht werden kann. Sowohl in der Station Saisen- häusl, wie auch am Peindlthurme selbst werden Erfrischungen verabreicht. Kein Ralursreund versäume, diese Gegend zu besichtigen, den Peindlthurm und den an der Stadt Neudek liegenden Kreuzberg zu besteigen, in der Stadt Neudek Einkehr zu hallen und deren biedere Bewohner kennen zu lernen, deren Gastfreundschaft schon sprichwörtlich geworden ist. Auch als Sommerfrische ist Neudek sehr zu empfehlen. Naturfreunde, auf nach -Reudek! In eigener Schlinge gefangen. Roman von Ernst v. Waldow. <ln. Fortsetzung.) Therese wurde von dem Untersuchungsrichter gefragt, ob e« ihr möglich sei, schon heute ein Verhör zu bestehen, und sie willigte sofort ein. Au« diesem Verhör ergab sich, daß Therese an jenem un glücklichen Tage, an dem sie ihren Talisman verloren halte, in den Park geeilt war, um ihr verlorene« Kleinod zu suchen, ini Schutze des dickten Buschwerk« hatte sie deutlich die Stimme Hortense« und Ferdinand« im Pavillon unterschieden, und sic hatte beschlossen zu warten, bi« jene sich wieder entfernten. Auf diese Weise war sie Zeugin jene«, sie im höchsten Grade erregen den Gespräche« geworden. Alle«, wa« da« verbrecherische Ehepaar verabredet hatte, erfuhr jetzt der Richter und erkannte zu seinem Mißmuthe, daß Alle«, wa« er gegen Richard vorgcbracht, wa« die Untersuchungs akten al« unumstößliche Thatsache ausgestellt, auf Sand gebaut war. .Und warum enthüllten Sie nicht sofort da« Komplott?" fragte der Richter ärgerlich. „Ich war kaum im Stande zu denken," entgegnete Therese, .nur da« eine stand bei mir fest, ich mußte fliehen, keine Macht der Welt würde mich vermocht haben, in da« Schloß und meine Gemäcker zurückzukehren, wo ein gräßlicher Tod meiner wartete." „Aber an den Oberförster konnten Sie sich doch wenden?" forschte der Richter weiter. „An ihn dachte ich zunächst, aber ich fürchtete, er würde meiner Anklage keinen Glauben schenken, da ich ja gar keinen Beweis in Händen hatte. Er hätte e« Ferdinand mittheilen können, und der hätte mich sicher, da er mein Vormund war, al« geistig Gestörte in eine Anstalt bringen lassen. Mr«. Paulet hatte mir einmal erzählt, daß man in England mit jungen Damen, die sich fixe Ideen in den Kopf setzen, kurzen Prozeß mache und dieselben einer Privat Jrrenheilanstalt zur Behandlung übergebe." .Und wohin flohen Sie?" lautete die weitere Frage de« Untersuchungsrichter«, bei dem in der Thal im stillen der Vcr dacht bereit« aufgestiegen war, al« könne da« Fräulein thatsächlich an einer fixen Idee leiden. „Nach Berlin, zu der treuen Schätzerin uieiner Jugend, der jetzigen Jnstitut«vorstcherin Wilhelmine Neumann. Ferdinand waren meine Beziehungen zu ter früheren Erzieherin völlig un bekannt, mithin war ich vor seinen Nachstellungen sicher. Bei Wilhelmine aber wollte ich mich bi« zu meiner eingetretenen Majorennität aushallen, und dann war ich freie Herrin meiner Entschließungen." „Und woher nahmen Sie die Mittel zur Reise?" „Diese fand ick glücklicherweise in dem Taschenbuche, da« ich, bevor ick meine Gemächer verließ, zu mir gesteckt hatte, ich hatte da hinein früher einige größere Kassenscheine gcthan." „Und warum traten Sic nicht von Berlin au» gegen Ihre Feinde aus?" forschte der Richter mit einem lauernden Blick, denn er hoffte noch immer, da« Mädchen der Unwahrheit oder der Uebertreibung zeihen zu können. Therese antwortete sofort: „Al« ich so unerwartet in dem Neumannschen Institut an langte, war Fräulein Wilhelmine mehr erschreckt al« erfreut über den Besuch, weil sie sogleich ein Unglück vorauSjetztc. Ich be- berichtete ihr sofort, wa« mich au» der Heimath vertrieben; sie war empört darüber und bestand darauf, eine Anzeige bei der Polizei zu machen, roch der gehabte Schreck und da« Entsetzen, die während der Flucht auSgestandene Angst und eine starke Er kältung, warfen mich aus« Krankenlager. Lange, lange Wochen hindurch schwebte ick, Ivie man mir später sagte, zwischen Tod und Leben, von martervollen Fieberphaniasien beängstet. Nur langsam erholte ick mich und vermockte noch lange nicht, den Druck abzuschütteln, der wie ein Alp auf meinen Nerven lag und den Wilhelmine eifrig bemüht war, zu zerstreuen. Erst vor wenigen Tagen bat ich meine mütterliche Freundin, Erkundigungen einzuholen, wie e« in Ellernhofs stehe, und da haben wir da» Entsetzliche vernommen; wir sind ohne Zögern hierher geeilt." Der Untersuchung«richter vernahm nun Fräulein Wilhelmine Neumann, und ihre Aussagen stimmten vollständig mit denen Thereses überein. Noch ein letzte« iha« der vorsichtige Untersuchungsrichter; er beauftragte den ihni befreundeten Krci«physiku», in vorsichtiger Weise den Geisteszustand de« Fräulein von EUernhofs zu prüfen. Derselbe wurde al« durchaus normal befunden. Nun erst erklärte sich der Richter für befriedigt. 8. Die Sonne neigte sich sckon zum Untergang, al- zwei Wagen aus dem Stadtthor von L" fuhren. In dem ersten befanden sich GerichtSrath Rosener, ein Gerichtsschreiber und zwei Gen darmen. Im zweiten Wagen Therese Ellernhoff, Fräulein Neu mann, Oberförster Strehlen und Doktor Arthur Helmer, der Vertheidiger Richards. In hoher Erregung waren besonder» die Insassen de« zweiten Wagen«. Al« sie am Parkthor von Ellern hofs angelangt waren, herrscktc bereit« völlige Dunkelhen. Man läutete. Al« der alte Kemmerich, eine Laterne in der Hand tragend, hinter dem hohen Eisengittcr erschien, steckte Ge richtSrath Rosener, dessen Wagen zuerst da» Thor erreicht hatte, den Kopf au« dem Wagenfenster und rief: „Oeffncn Sic nur getrost, Kemmerich, ich komme mit der Gerichtskommission, um den Baron persönlich zu vernehmen; sein vor dem StaatSanwalt-gehilfen abgegebene« Zeugniß war mangelhaft." „Gleich — gleich, Herr Rath," erwiderte der Alte; „ich dachte, e« wäre Doktor Wenkland, zu dem ich einen reitenden Boden geschickt habe. E« geht nämlich heute mit dem gnädigen Herrn schlimmer; er hat partout aufstehen Mollen und versuchte c«, durch die Zimmer und in den Park zu gehen; morgen will er sogar abreisen! Aber dem gnädigen Herrn ist die Anstrengung schlecht bekommen; er hatte wieder einen sehr argen Ohnmacht« ansall, und deshalb ließ ich den Doktor holen." Da« Thor war endlich geöffnet, und die beiden Wagen fuhren hintereinander durch die Pappel-Allee dem Schlosse zu und hielten erst vor der Rampe. Der GerichtSrath, von seinem Schreiber und den beiden Gendarmen gefolgt, stieg au« und erwartete den Parkwärter, der so ziemlich mit den langsam fahrenden Wagen hatte Schritt halten können; er winkte den alten Kemmerich zu sich heran und sprach wie folgt: „Hören Sie, wa« ich Ihnen zu befehlen habe; wenn Sie auch nur im entferntesten dagegen handeln, lasse ich Sie sofort verhaften!" „Aber, Herr GerichtSrath!" stammelte der Alte und blickte erschreckt nack den Gendarmen hin. „Wo befindet sich der Baron?" fragte der GerichtSrath. „In seinem Zimmer, wir haben ihn auf die Ottomane ge bettet," antwortete Kemmerich. „Kann man in eine« der anstoßenden Gemächer gelangen, ohne da« Schlafzimmer Ihre« Herrn zu passiren?" ,O ja, zum Beispiel durch die Galerie, wo die Ahncnbilder hängen; sic stößt von der einen Seite an da» Schlafzimmer de» Herrn Baron«, dann folgt sein Ankleidekabinet; die Garderobe ist nebenan und dann kommt da« Arbeitszimmer." „Gut — gut!" unterbrach Rosener ungeduldig den Sprechen den, „lassen Sie un« in den Korridor, wo die Ahnenbilder hängen, eintreten. Kann da« geschehen, ohne daß wir von der übrigen Dienerschaft gesehen werden?" „Nicht gut. Der Kammerdiener Rose läßt Niemand passiren; Frau Friedland mit den Mägden hat in der Küche zu tbun, aber Rose —" „Macht nichts, vorwärts! Sie werden Rose in die Galerie rufen, wo ich ihn instruircn will." Kemmerich schritt mit dem Rath voran, nachdem er zu seiner großen Verwunderung gesehen, daß zwei verschleierte Damen, der Oberförster Strehlen und ein jüngerer Herr, den er beim matten Lichtschein der Wagenlaternen nicht erkennen konnte, dem zweiten Gefährt entstiegen. Die Schloßleutc waren tag« vorher al« Zeugen in L**. ge wesen, heute aber hatte man noch keine Nachricht von dort er halten. Jedenfalls, io meinte der Parkwärter bei sich, war in dem Prozeß etwa» schief gegangen und deshalb war der sonst so leutselige Herr- Rath auch heute so teufelrwild. Um nun diesen nicht noch mehr zu erzürnen, führte der Alte, nachdem er vorher Umschau gehalten, ob Jemand von dem niederen Dienstpersonal sich in dem weiten, düsteren Treppcnhause aufhalte, die ungebete nen Gäste hinauf in die Ahnen Galerie, stellte die mitgebrachte Laterne auf einen Tisch und trat in da« Ncbengemach, um den Kammerdiener Rose zu rufen. Dieser erschien auch sogleich, den Finger an den Mund legend, zum Zeichen, daß sein Herr schlafe und man leise sprechen möge, um denselben nicht zu stören. Der GerichtSrath thcilte ihm nun halblaut mit, daß e« sich darum handle, eine neue Aussage de« Baron» Ellernhoff zu Protokoll zu geben, da in der ersten einige Widersprüche enthal ten seien. Der Prozeß habe deshalb vertagt werden müssen, und die Sache sei so dringend, daß der Baron noch am heutigen Abend verhört werten müsse. Während Rose in respektvoller Haltung zuhörte, irrten seine Blicke iu der halbdunklen Galerie umher und glitten von einer Person zur andern. Am meisten jedoch schien die schlanke Dame in Trauer den Kammerdiener zu beschäftigen. Obschon Therese die Vorsicht gebraucht hatte, ihr Antlitz mit dem Schleier zu ver hüllen, war sie doch dem Alten ausgefallen; ihr lichte« Blondhaar schimmerte unter der leichten Spitzenhülle hervor. Rose unter drückte ein schlaues Lächeln bei dieser Entdeckung; er glaubte zu wissen, wer sich dort verborgen halte. Wer sollte denn auch die junge Dame in Schwarz ander» sein al« Mr«. Paulet? Jedenfalls hatte e« die KapitänSwittwc auf eine Ueberrasch- ung abgesehen, und da« war die beste Medizin, um den kranken Herrn schnell genesen zu macken, denn Benjamin Rose war er nicht entgangen, daß Baron Ellernhoff von Liebe und Sehnsucht zu der schönen Wittwe verzehrt wurde; daher seine Unruhe, sein Gram, al« die Krankheit ihn hinderte, die geplante Reise anzu treten. In seinen Fieberphantasien hatte er oft den Namen „Hör- lense" in allen Tönen der Zärtlichkeit ausgerufen und hinzugesctzt: „Mein kleiner Liebling, mein süße« Weibchen!" Deshalb war der Kammerdiener auch nicht so fest überzeugt gewesen von de« Barons aufrichtiger Trauer über den Tod seiner Braut. Mi» dem Versprechen, den Kranken auf den Besuch der GerichiSpersonen vorzuberciten, entfernte sich Rose. Al« der Diener da« Schlafzimmer de« Baron« betrat, blickte ihn dieser mit großen, erstaunten Augen an; er mußte gehört haben, wa« ihm Nebenzimmer gesprochen worden war. Einer Frage zuvorkommend, welche aus den Lippen seine» Herrn sckwebte, flüsterte Rose, sich zu demselben hcrabbeuzend: „Seien Sie guten Muthe«, gnädiger Herr: e» giebt eine freudige Uebcrraschung." „Ist Jemand angekommen? Wer?" Der Kammerdiener nickte, während da« verschmitzte Lächeln wieder um seine Lippen spielte. „So sprich doch!" Rose schüttelte mit dem Kopfe. „Ich befehle e« Dir!" „Gnädiger Herr — Sie werden doch der schönen Dame, die Sie überraschen will, die Freude nicht verderben?" „Ah — ist c« möglich! — Mr«. Paulet! —-So ist Alle« gut; warum zögert sie, zu mir zu kommen?" „Der Wagen, der die Damen von der Station gebracht, traf fast zusammen mit der Gericht«kommission au» L. hier ein." Ferdinand schrak zusammen. „Die GerichtSkommijsion!" stieß er hervor; wa« wollen die Leute denn noch von mir? Ich habe ja meine Aussage zu Protokoll gegeben!" „Dabei sollen Formfehler vorgekommen sein und der Prozeß ist hinau«geschoben; der Herr GerichtSrath Rosener sagte mir —' „O, Rosener selbst ist gekommen," unterbrach ihn der Baron, erleichtert aufathmend. „Gut; ich will diese Geschichte so schnell wie möglich erledigen. Hilf mir, mich aufzusetzen, rücke den Tisch dort heran, stelle Schreibmaterial daraus und entzünde die Kerzen auf den Doppelleuchtern. Sage übrigen« der Friedland, daß sie den Herren im Speisezimmer einen Imbiß servirt, und sobald da« leidige Geschäft hier beendet ist und der Rath mich verlassen hat, führst Du Mr«. Paule! zu mir!" „Zu Befehl," schmunzelte Rose und beeilte sich mit den Vor bereitungen, bann entfernte er sich, um Rosener zu benachrichtigen, Laß der Baron ihn erwarte. Gleich darauf trat der Rath ein und näherte sich in ernster Haltung dem Ruhebett, aus dem der Kranke jetzt, durch Polster gestützt, saß. Der Gruß Rosener« klang steif und förmlich, er schien die ihm entgegengestreckte Hand des Barons nicht zu sehen. Da» war allerdings seltsam, aber der Rath wollte bei einer Amts handlung vielleicht jede freundschaftliche Beziehung beiseite lassen. (Schluß folgt.) Vermischte Nachrichten. — New-Jork. Die Hitze ist die größte seit Menschen gedenken und beträgt l)4 Grad Fahrenheit im Schatten. 135 Menschen wurden vom Sonnenstich getroffen und in die Hospi täler cingeliescrt. Die Ernte verdorrt, die Preise steigen. In den Kirchen wird Regen erfleht. — Ein brennender Jahrmarkt. Wie alljährlich, so findet gegenwärtig in Antwerpen ein großer Jahrmarkt statt. Läng« der Avenue du Sud bi« zu dem Justizpalaste hin dehnt sich eine mächtige Budenstadt au«; alle Baracken sind au» Bret tern und Behängen hergestellt. Am Montag gegen 5 Uhr Mor gen« ertönte plötzlich der SchrcckcnSruf: Der Jahrmarkt steht in Flammen! In der Thal war in dem italienischen Cirku« de« Herrn Borin Feuer ausgebrochen ; bald stand die ganze Baracke, die einen Werth von 35,000 Frc«. hatte, aber nicht versichert war, in Flammen. E« wurden die größten Anstrengungen ge macht, um die Thiere de« Cirku« zu retten. E« gelang, zehn Pferde au« dem Flammenmeere heraus zu bringen, aber zwölf Pferde, die abgerichtetcn Hunte, die zwei weißen Esel, fünf Affen und eine Ziege gingen in den Flammen unter. Al« die Feuer wehr wenige Augenblicke später eintras, stürzte bereit« der Cirku» zusammen und alle Habe de» Direktor» und seiner Truppe sind verloren. In demselben Augenblicke stiegen au« dem Hippodrom die Flammen aus und mehrere andere Baracken wurden von dem Feuer ergriffen. Zu retten war nichts. Die Feuerwehr, zu deren Unterstützung ein Linienregiment zugezogen worden, mußte sich darauf beschränken, da« Umsichgreifen de« Feuers auf dem Jahrmärkte zu hindern und die Häuser der Süd avenue zu schützen. Nicht mit Erfolg! Zehn dreistöckige Häuser wurden von den Flammen ergriffen, die Insassen, meist Kauf leute und Händler mit ihren Familien, mußten im Nachtgewand eiligst fliehen. Einige zögernde Frauen wurden, nur mit dem Hemde bekleidet, von der Feuerwehr mit Decken umhüllt, au« den Stockwerken heruntergeholt. Nach zweistündigen Anstrengungen gelang eS, da» Feuer in vier Häusern zu löschen, aber die übri gen sechs Häuser sind derartig beschädigt, daß sic nicdergerissen werden müssen. Auf dem Jahrmärkte selbst herrschte die schreck lichste Panik. Jeder Barackeninhabcr suchte zu retten wa« mög lich war. Da auch die Menagerie von dem Feuer bedroht war, so mußten die wilden Thiere entfernt werden, was zu großen Aufregungen Anlaß gab. Nach dreistündiger harter Arbeit war da« Feuer cingevämmt und jede weitere Gefahr beseitigt. Keine Baracke war versichert, so daß die Inhaber große Verluste erlei den. Da» Trio Sepie, das am Tage vor dem Brande im Cir ku« ausgetreten war, hat alle seine Gewänder und da« ganze Material im Werthe von 95,000 Frc». verloren. Der Jockey Craston hat die Ersparnisse seine« ganzen Leben«, .30,(XX) Frc«., wie alle Kostüme, der Direktor de» Cirku« Guillaume 150,(XX) Franc« eingebüßt. — Die deutsche Sprache ist wieder um ein neuer Fremdwort bereichert worden. O, heiliger Stephan, hättest du eine Ahnung von diesem Verbrechen. Und noch dazu geschehen in dem Reiche, wo einst deinem Willen gehorcht wurde, au« dem Lu mit peinlichster Sorgfalt Fremde« fernzuhalten, Fremde» auS- zumcrzen suchtest. Die Zeiten ändern sich. Doch wer ist der Störenfried, der so mächtig die Gemüther bewegt; wo ist der böse Teufel, der plötzlich so viel von sich reden macht? Li-tew-ka, so tönt c«, diese« Wort. Her au« dem kalten Osten stammt c«, woher die Hunnen drängten in« liebe deutsche Vaterland. Aber ob die« Kind de« Osten« sich hier einbürgern wird, oder die beimathlichen oder glcichwerthigen Brüder und Schwestern — Kittel, Jacke, Joppe, Blouse, Jackett — den Sieg doch nicht über dasselbe davon tragen werden? Wer vermag e» jetzt zu sagen. Aber getrauert habe ich um meine Muttersprache, daß sic so arm sein sollte, da« nicht ausdrücken zu können, wa« da« Wort „Li tewka" bedeutet. Ob e« deutsche Zungen jemals geläufig gebrau chen werden? Doch sei dem, wie ihm wolle. Litewka, erfülle deine friedliche Mission, bringe deinen Trägern Erleichterung, wenn sie in schnellem Laufe unbewußt Freud oder Leid in die Häuser tragen. Und io heißen wir dich willkommen, du Kind au« fremdem Lande. Der Name soll « nicht sein, der Zweck be stimme nur allein! Darum „Hoch!" die Litewka! — Wie man sich in Italien verlobt. Die berühmte neapolitanische Schriftstellerin Mathilde Serao giebt in einer italienischen Zeitung folgende Lehren und Vorschriften, die man in Italien bei der Verlobung zu beobachten hat. Zunächst sind Vorverhandlungen nothwendig, um über die Bedingungen der Hei- rath, die Mitgift usw. in« Klare zu kommen. Diese Vorverhand lungen schließen oft mit dem Rückzüge de« Verlobung-lustigen, weshalb e« nöthig ist, sie so geheim zu führen, daß Unbethciligte überhaupt nicht« von ihnen wahrnehmen. Die vornehmen Fa milien betrauen mit ihnen ihre Vermögen-Verwalter, bürgerliche Familien in der Regel ihren Beichtvater oder einen alten ver ¬ traute, Alter handlu zu st-n der S er sich bungsl begiebt zum V Die S der V- nächstc im En Regel Gesche, Signoi Edelste — nid seinem Leute der Bi Champ folg», k anzuhal Schwei gegen l Landen Mahnu einen L stehend Schafft weide Tagbla II—IL nebst t tagessen Abfahr: heim < 2 Uhr: bandSp «erhalt, lich Wil Wenn gesetzt n und Br kühlung ken de« wird, st Wasser Temper gebracht man ih sund ,n welche l Pferden merken lau sein ungern schlüpf diese üb Pickt, so welche s stelle m> sind, al der Fall Di soll So jedoch i ung scir Pa Uhr in Gebote Sö K empfiehl oder Hl mit der > fast alle l»«g«n Schutzm die echt 8ti und ein, Pa Eine ist zu vi
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