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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 07.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-07
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189910077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18991007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18991007
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-07
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Wohnhäuser und die mit Ernlevorrälhen und landwirthschastlichen Gerälhcn gesülllcn Scheunen niedergebrannt. Da» Vieh konnte bei beiden Feuern in Sicherheit gebracht werden. Dank der Windstille gelang e», der Weiterverbreilung auch diese« Feuer herde« Einhalt zu thun. Den ersten Preis al« erste Spritze von au-wärt« wird der Hüttenseuerwchr Schönheibcrhammer zufallen, der zweite Prei« der Blaucnthaler Spritze. Da die Blauenthalcr Spritze bei Ausbruch de» zweiten Brande« bereit« wieder außer halb der Stadt war und dennoch am Brandplatze zuerst erschien, so dürfte ihr für diese Hilfeleistung ebenfalls die erste Prämie zufallen. — Fragen wir nun aber, wie die beiden Feuer entstan den sind, so ist die einzige Antwort die: böswillige Brandstiftung. Die Blchl'sche Scheune hat an der Hinteren Seite nach der Wiese zu brennen angefangen und das obere Feuer entstand dadurch, daß ein vor der Seidel'schen Scheune stehender Wagen mit Gc- trciderestern (Gchesch genannt), angezündet worden ist. ES macht unwillkürlich den Eindruck, al« seien beide Brandstiftungen von ein und demselben ruchlosen Thäter ausgeführt. — Dresden, 5. Oktober. Ihre Majestät die Königin trifft heute Abend 8 Uhr 20 Min. in Villa Strehlen ein. Die auf dem 7. Oktober festgesetzte Reise der Königin nach Plauen im Bogtlande fällt infolge Erkrankung der Fürstin Hohenzollern au«. — Dresden, 4. Oktober. Seiten« der hiesigen Bürger und Bezirk-Vereine ist eine mit über 4000 Unterschriften hiesiger Bürger und Einwohner bedeckte Petition, betreffend die Erhalt ung der Brühlschen Terrasse und die Wahl eine« geeigneten Bau platze« für da« StändehauS, an da» Königl. Finanzministerium abgesandt worden. - — Falken st ein, 4. Oktober. Im benachbarten Grün bach hat sich ein Handarbeiter einer schweren Thierquälerei schuldig gemacht. Da« vor einem mit Kohlen schwer beladenen Wagen gespannte Pferd konnte da« Gefährt bergauf nicht mehr erziehen und bäumte sich. Der Handarbeiter band daher mit einem Stricke die Zunge de« Thicre« fest an die Wagendeichsel. Als es nun angetrieben wurde und sich vorn abermals in die Höhe bäumte, riß sich da« arme Thier, da der Strick nicht nach gab, die Zunge bi« zum Zungcnband, N cm lang, ab. Da» Thier wurde getödtet und der rohe Mensch, für welchen wohl die Prügelstrafe am Platze wäre, hinter Schloß und Riegel gebracht. — Falken st ein, 5. Oktober. Täglich treffen hier neue Schiffchenmaschinen ein. Die Handmaschincn verschwinden immer mehr. Auch steht die Bauthäligkeit noch in voller Blüthe. Unsere Stadt nimmt an allen Punkten zusehends an Ausdehnung zu. Ein schöne» Bauterrain ist im Westen der Stadt durch die Er bauung der Plauenschen Straße und der neuen Wettinstraße ausgeschlossen worden. — Markneukirchen. Am Sonntag stieß im Gasthofe zu Wohlhauscn, woselbst Tanzvergnügen stattfand, ein junger Bursche ein in Markneukirchen in Stellung befindliches Dienstmädchen dermaßen in den Rücken, daß e» eine Rückgratverstauchung erlitt. Da« mißhandelte Mädchen liegt jetzt noch im Gasthof, da man den Transport bi« jetzt noch nicht vornehmen konnte. — Au« dem Bogtlande. In der Nähe von Bergen bei Adorf wurde in der Nacht zur Mittwoch von zwei Gettengrüner Grenzaufsehern ein eingeschmuggelter Stier weggenommen und der Adorfer Grenzobercontrole zugcführt. Der oder die Schmuggler sind entkommen. Aas Akulgerichl zu Arad. Zum b0. 2ahre«a^^de^Hinr^chIun^dtt^ u^garllchm^Fre<h-its!amps-r^am Heiß, zähe und blutig war der Streit der tapferen Magyaren um ihre Freiheit gewesen. Viele unsterbliche Heldenlhaten hatte er gezeitigt bei Freund und Feind und lange hotten die eisernen Würfel auf dem gigantischen Kriegsschauplätze rollen müssen, ehe da« völkermordende Spiel de« FreiheitSkampfe« endgültig ent schieden ward. Da» grausame Glück hatte die Palme dem Ver- thcidiger der Legitimität zueikannt und Ungarn lag besiegt am Boden. Mit der Kapitulation von Billige« am 13. August 1849 endete einer der furchtbarsten, aber auch einer der erhebendsten Revolutionskriege der Mitte diese« Jahrhundert«. Zwischen zwei gewaltigen übermächtigen Gegnern erdrückt, ergab sich die Helden schaar Görgey« schließlich demjenigen, von welchem sie am meisten Gnade erwarten zu dürfen glaubte, dem russischen General Pa«- kiewilsch. Die Festungen Arad, Peterwardein und andere fielen ebenfalls; die Honved« zogen in ihre Hcimath zurück; Koffuth, Bem, Dembin«ki, MeScaro« und viele andere Führer de« Auf stande» flohen über die Grenze und suchten gern gewährten Schutz auf türkischem Gebiet; in Siebenbürgen wurden die Szekler und Magyaren von den entmenschten Walachen und Slaven über fallen, beraubt unv ermordet bi« auch hier endlich die vereinigte Gewalt der Oesterreich» und Russen den Feindseligkeiten Ein halt that. Nur Komorn, in welchem der tapfere Klapka da« Kommando führte, hielt sich noch über einen Monat und, erst al» sich der kühne Feldherr davon überzeugt hatte, daß die ungarische Erheb ung thatsächlich überwunden sei, übergab er die Festung unter ehrenhaften Bedingungen und zog in die Fremde. Unglücklicherweise richtete Pa«kicwilsL die Kunde von der Kapitulation von VilLgo« und damit der Niederwerfung der In surrektion an seinen kaiserlichen Herrn, den Czaren, statt sie zu gleich oder vielmehr allein an den Kaiser von Oesterreich zu richten, dessen Heere da« Meiste zu dem günstigen Au-gange de« Kampfe« aus Seiten der Reaktion gelhan hatten. Zur Feier de» Siege» weilte der russische Thronfolger vom 18. bis 20. August in der Wiener Hofburg al« de« Kaiser» Gast und die Eintracht beider Mächte erhielt durch den Bericht de» russischen Feldherrn an seinen Kaiser einen harten Stoß. Die berühmten Worte, womit dieser Bericht anhob: .Ungarn liegt zu Eurer Majestät Füßen!" zogen die erbitterte Erklärung de« österreichischen Oberbefehlshaber», Baron« Haynau, nach sich, daß: .die öster reichische Armee über die Vernichtung eine» Feinde» juble, den sie allein in sech» Schlachten vernichtet habe." Daß Görgey die Ruffen, die noch keine namhafte Schlacht in dem Ausstande gefochten und gewonnen hatten, durch die Uebergabe an PaSkie- wüsch den Oeftcrreichcrn vorzog, zeugte von dem tiefen Ingrimm, der zwischen Ungarn und Oesterreich obwaltete, wie auch von dem Haß, den der kaiserliche Feldherr Haynau durch seine unerhörte Härte und schreckliche Arieg«führung auf sich geladen hatte. Unter solchen Umständen ließ sich für die Besiegten da» Schlimmste fürchten und wett Schlimmere«, al» man gefürchtet hatte, trat wirklich ein. Während die österreichischen Diplomaten den Flüchtlingen die Zufluchtsstätte auf türkischem Boden zu ent ziehen bemüht waren, ließ der erbitterte Haynau in Ungarn selbst ein furchtbare« Strafgericht über die Theilnchmer und Förderer de« Ausstande« ergehen. Daß man österreichischerseit« nicht ge neigt war, der Revolution Verzeihen und Vergessen -ngedeihen zu lassen, hatte schon die Antwort de» Kaiser« vom 23. August aus da« Schreiben de« Fürsten P-«kiewitsch, worin der russische Marschall um Gnade für die Kapitulanten von Billige« bat, deutlich gezeigt: .Ohne Zweifel, Herr Feldmarschall," hieß e« in dem Briefe de» Monarchen, .würde ich, wenn ich dem Triebe meine« Herzen« folgen könnte, einen undurchdringlichen Schleier aus die Vergangenheit werfen! E« ist mir jedoch un möglich, zu vergeffen, daß ich in Berücksichtigung der übrigen Völker heilige Pflichten zu erfüllen habe, und daß mir da« all gemeine Wohl meine» Reiche« Rücksichten auferlegt, die ich nicht au« den Augen verlieren darf!" Wohl schrieb man bereit« am 1b. September der .Augsburger Allgemeinen Zeitung" au« Pest: »Die Berurthcilungcn gehen hier rasch vorwärt» und zeigen keineswegs, daß ein milder Geist waltet; zwei Kavaliere find unter da« Fuhrwesen gesteckt; ein Geistlicher ist erschaffen; ein anderer ist verhaftet!" Dennoch hatte Niemand eine Ahnung von der grausigen Tragödie, die Haynau vorbereitete. Kaum hatte Komorn am 27. September kapitulirt, al« auck> da» Damoklesschwert auf die unglücklichen Generäle, die man in Arad so lange noch mit größter Humanität behandelt hatte, nieder fiel. Weder Görgey noch Klapka hatten irgend welche Garantieen für da« Leben Derer, die bei Billige» den Degen gestreckt, zu erwirken gesucht. Vom 3. Oktober datirte Klapka'« Abschieds- Proklamation an die Garnison von Komorn; drei Tage später, am 6. Oktober siel in Arad, zum Gcdächtnißtagc der Ermordung Latour'«, jene furchtbare Hekatombe auf dem Hochgericht, die ganz Europa in Entsetzen brachte. In Arad wurden dreizehn ungarische Generäle und Stabsoffiziere zum Tode geführt. Durch den Strang starben die k. k. Oberftlieutenant« Aulich, Verseh, Worik, Major Lachner, die Rittmeister von Pölten berg und von Nagy-Sandor, die Hauptleute Kneczcvich, Damjanich und Graf Leiningen. Erschossen wurden Oberst Kiß, Major Schweiber, Rittmeister von Dessewffy, Lieutenant Lazar; Ritt meister GaSpar wurde zu 10 Jahren Festungshaft begnadigt. Gleichzeitig wurde in Pest Graf Loui« Batthyany, ein Mann von 40 Jahren, erschossen, weil eine Wunde, die er sich, um dem schmählichen Galgentode zu entgehen, am Halse beigebracht hatte, die Strangulirung unmöglich machte. Haynau schäumte vor Wuth, daß man dem Deliquenten die Wohlthat der Kugel zuge standen, denn er selbst war nach Wien gereist, um die Begnadigungs bestrebungen für ihn zu verhindern. Der Arzt, deffen Gutachten die Hinrichtung durch den Strang für unzulässig erklärt; der Franziskaner, der dem Gefangenen einen Dolch überbracht haben sollte, kamen in schwere Untersuchung. Den vollen Galgenhumor der Situation wahrte Damjanich, der, als er mit seinem hölzernen Bein zuletzt unter den Galgen hinkte, kaltblütig ausrief: „Wunderbar! Sonst war ich doch immer der Erste!" und bei dem Sprung in die Ewigkeit mit dem höl zernen Bein den Henker von der Leiter stieß. Csanyi, der durch seinen eisernen Muth wenigsten» bewies, daß auch er selber nur geringen Werth auf da« Leven lege, rief dem Henker, al» dieser ihm beim Umlegen der Schlinge die Mütze vom Kopfe stieß, zu: .Setzen Sie mir mein Käppel auf, ich verkühl' mich jonst!" Im Ganzen kann man sagen, daß die Nation diese Prüfungen mit seltener Elastizität Überstand, „gebeugt zwar, doch ungebrochen", wie c» in einem ihrer Lieblingslieder heißt. Ein grausige» Salyr- spiel endlich war'«, daß zuletzt der Henker selbst unter die Miß vergnügten ging, weil man ihn mit seinen Rechnungen abwie», al« er nachher für die Anschlagung jede» Kontumazialurtheil» an den Galgen dieselbe Summe liquidirte, wie für eine wirkliche Hinrichtung. Erst am 28. Oktober wurde die Massenvollstreckung der TodeSurtheile in Ungarn, freilich nur vorläufig, eingestellt. Den noch gab die „Augsburger Allgemeine Zeitung" Mitte November die Zahl der gefällten UrlheilSsprüche bereit« auf 800, die der faktischen Hinrichtungen auf 25 an. Allein in Arad wurden noch im Dezember 45 Offiziere, Mitte Januar 1850 weitere 12 und im Februar noch 42 zu vieljährigem Kerker verurtheilt und neben dem Arader Kriegsgericht arbeiteten ähnliche Tribunale ebenso eifrig in Pest, Preßburg und Hermannsstadt. Aber weit vernich tender al« diese, immer doch nur Einzelne treffende Kalamität wirkte d-c Verordnung vom 17. Oktober über die provisorische Verwaltung Ungarn«, wodurch dem nationalen Leben und der Existenz der StephanSkrone selber der Todesstoß versetzt wurde. — Aer Jokizei verfallen. Erzählung von Philipp Galen, Verfasser des „Irren von St. James", „Fritz Stilling" u. (S. Fortsetzung.) So vergingen wieder einige mich sehr aufregende Minuten. Ich sah noch einmal nach der Uhr, sie zeigte eben auf sieben Minuten nach vier, da fuhren wir, da« heißt mein Freund und ich, wie von einem jähen Schreck erfaßt, zusammen. „Halt!" rief der Polizeirath plötzlich mit einer fast dröhnen den und gleichsam aufjauchzenden Stimme. „Sehen Sie, fehen Sie, bewegt sich die weiße Gardine nicht? Ha, sie ist die leich teste und regt sich zuerst, — ja, und jetzt blähen sich auch die rothcn auf. Bei Gott! Die Kerle sind drinnen, sie haben die Korridorthür erbrochen, und nun werden sie gleich ihre Arbeit de« AuSräumen« und Einpacken« beginnen!" Und er sprang, wie von einer Spiralfeder emporgeschncllt und gewiß des langen ruhigen Sitzen« müde, von seinem Stuhle aus, warf die noch brennende Zigarre fort, griff nach Hut und Stock und schritt hastig nach der Thür. „Adieu, meine Herren!" ries er un« noch flüchtig zu, „ich danke Ihnen herzlich, jetzt gehe auch ich an die ernstere Arbeit. Auf Wiedersehen!" Und gleich daraus war er au« dem Zimmer getreten und stieg, wieder mit der alten Ruhe, die unter seinem schweren Tritt krachenden Treppenstufen hinab. Wir Beide athmeten beklommen und doch wie von einem Alp befreit, au« tiefster Brust auf; denn die große Spannung, die un« in der letzten halben Stunde, ja den ganzen Nachmittag in Fesseln gehalten, hatte endlich ihre Lösung gefunden, und eine neue Spannung, aber ganz anderer Art al« die vorige: nämlich zu sehen, wa« sich nun begeben würde, hatte un« ergriffen. Rasch öffneten wir da« eben geschlossene Fenster wieder, stellten un« an demselben auf und blickten voll Erwartung nach der Straße hinab. Da wurde un« denn ein ganz eigene« Schauspiel zu thcill Ruhig, den Kopf straff aufrecht haltend und die den Stock fest umfassenden Hände aus den Rücken gelegt, trat der Polizeirath au« dem Hause auf die Straße hinaus, begab sich mitten auf den Damm, auf dem in diesem Augenblick gerade kein Wagen fuhr, schaute sich erst aufmerksam nach allen Seiten um und zog dann ein große« weiße« Tuch au« der Tasche, um e« gleich da rauf über seinen Kopf zu erheben und lebhaft in der Lust umher zuschwenken. Die« schien da« mit seinen Myrmidonen verabredete Zeichen zu sein, und daß e« wirksam, da» heißt, von allen Seiten her wahrgcnommen sei, sollten wir in wenigen Augenblicken erkennen. Denn wie au« dem Boden gewachsen, tauchten au« allen Nach barhäusern stämmige Männer auf, einige in Zivilkleidern, andere in den bekannten grünen Uniformen der Gendarmen oder den blauen Röcken aktiver Polizeimannschaft. Alle aber bewegten sich eilfertig, manche springend, andere schleichend von der Peripherie nach dem Zentrum, da« heißt, nach dem Hause de« bedrohten Professor« hin, und in wenigen Minuten waren sie, dem Polizeirath folgend, in dasselbe ringe- treten, wo sie nun unseren Blicken entschwanden wie bewegliche Schatten, die instinktmäßig zu wissen schienen, wa« sie nun zu thun und wo sie — da« gesuchte Licht zu finden hätten. Ob sie nun Alle im Innern de» Hause« die Treppe erstiegen oder zum Theil den Hof besetzten und den Hinteren AuSgang versperrten, sahen wir nicht, aber wir dachten e» un«, und wahr scheinlich hatten wir dabei da« rechte getroffen. Al« die Sache so weit gediehen war, jauchzten wir Beide fröhlich auf, brannten un» eine Zigarre an und legten un« in« Fenster, um in aller Gemächlichkeit, aber freilich womöglich noch größerer Spannung al« vorher da« Ende de« Ganzen abzuwarten. Und die« Ende sollte wirklich gekommen sein, denn schon nach etwa zehn Minuten trat ein Gendarm, gefolgt von hastig ihm nachstürzcnden Bewohnern und Kindern de« Professorhause«, vor die Thür, zog ebcnsall« ein weiße» Taschentuch hervor und wehte fröhlich damit in der Luft. Nun dauerte e« nur noch wenige Augenblicke, da kam im scharfen Trabe ein zweispänniger schwerer und großer Wagen angerollt und hielt vor dem plötzlich so belebten Hause. Gleich darauf trat der Polizeirath heiteren Angesicht« vor die Thür, von einigen Hausbewohnern umringt, die ihm alle durch Grüßen und Nicken die größte Ehrerbietung erwiesen. Er aber, nur einen raschen Blick nach un« emporwerfend und mit dem abgenommenen Hute wie zum Abschied grüßend, ging ruhig wie immer, al« ob er eben nur einen harmlosen Besuch abge stattet, die Straße hinab. Bald nach ihm aber kamen einige Polizeidicner au« dem Hause, denen die überlisteten Spitzbuben, drei sonntäglich gekleidete und ganz anständig erscheinende Männer, mit sichtbar betroffenen Gesichtern und unverkennbaren Armesündermienen folgten; ihnen schlossen sich wiederum einige Gendarmen an. Gleich darauf hatte sich eine große Menschenmenge um sie und den herbcigerusenen GerichtSwagcn versammelt, und während sich au« der Mitte derselben ein laut schallende« Gelächter, unter mischt mit Hurrarufen erhob, wurden die drei Galgenvögel ohne Umstände in den Wagen geschoben, zwei Gendarmen stiegen nach ihnen ein, ein Polizeidiener kletterte aus den Bock neben den Kutscher, und flüchtig wie der Wind rollte der Wagen mit seinen Insassen davon, um die glücklich erhaschte Beute nach dem für sie bestimmten Gerichtshause in sicheren Verwahrsam zu bringen. So war denn Alle» gut und glücklich abgelaufcn, wir hatten dank unserem so günstig gelegenen Zimmer ein hübsche« Stück Kriminalgeschichtc vor unseren Augen sich abwickeln sehen, und nun, nicht mehr an unsere trockene Knochenlehre denkend, nahmen wir unsere Hüte, um unfern vorher beschlossenen Spaziergang anzutreten und un« Glück zu wünschen, daß wir nun auch den gefürchteten und doch so viel Heil bringenden Polizeirath Duncker in amtlicher Thätigkeit kennen gelernt hatten. 2. Da« eben Erzählte hatte sich in den Monaten Mai und Juni de« Jahre» 1835, im Anfänge meiner Studienzeit zuge tragen, und in den vier Jahren, welche dieselbe dauerte, hatte ich mancherlei von den nicht selten gefährlichen Unternehmungen de« immer berühmter gewordenen und von den Verbrechern mehr und mehr gefürchteten Polizeirath« Duncker vernommen und in den Zeitungen gelesen, nie aber war er mir wieder vor Augen getreten, und ich glaubte schon, ich würde auch nie wieder mit ihm in Berührung gerathen. Allein darin hatte ich mich getäuscht; denn noch einmal war e« mir Vorbehalten, dem im Aufspüren der verschiedenartig sten Verbrechen so glücklichen Polizeimann zu begegnen und mit ihm gemeinschaftlich aus ein kleine« Abenteuer auszuziehen, welche« freilich von ganz anderer Beschaffenheit al« da« eben erzählte war, mir aber doch von der Art und Weise seine« polizeilichen Wirken« und Handeln« einen womöglich noch höheren Begriff beibrachte. Man schrieb 1839, und ich war, nachdem ich im März diese« Jahre» zum Doktor der Medizin und Chirurgie promovirt, wohlbestallter Charite-Chirurgu« geworden, eine Stellung, in der ich in Bezug aus meine praktische und psychologische Ausbildung al« Arzt da« reichhaltigste und Vielleich auch glücklichste Jahr in meiner ganzen militärärztlichen Laufbahn verlebte, so daß ich noch jetzt in meinem Alter nur mit dem größten Vergnügen daran zurückdenken kann. Wir Charitc-Chirurgcn mußten, bevor wir in die Armee al« Kompagnie-Chirurgen eintraten, alle Stationen auf der Charite durchlaufen, und so wechselten wir dieselben fast jeden Monat, um auf diese Weise alle möglichen Krankheiten kennen zu lernen und unter den Augen der damals berühmtesten ärzt lichen Autoritäten Erfahrungen aller Art für unsere künftige staatliche Stellung zu sammeln. E« war im August de« genannten Jahre«, al« ich auf eine der Stationen der Neuen Charite kommandirt wurde, da« damal« neucste Krankenhaus, in welchem sich die Abtheilungen für die Irren, die Hautkranken und die Gefangenen befanden. Für diese Stationen waren, wenn ich nicht sehr irre, vier junge Chirurgen kommandirt, und je zwei wohnten immer in einem geräumigen mit Schlafgcmach versehenen Zimmer, weiche bedeutend bequemer und behaglicher au-gestaltct war, al« wir e» früher im Fricdrich-Wilhclm-Jnstitut kennen gelernt hatten. Auch da« in unserer Wohnung ausgetragene Essen war viel au»gewähltcr und schmackhafter al« dort, an Unterhaltung und Zerstreuung bei den vielen, oft sehr interessanten Kranken fehlte c« un« ebenfalls nicht, nur waren wir weit mehr al» früher an da« Hau« gebunden; denn c« gab viel zu thun, und wir mußten oft von sich« Uhr morgen« bi« neun Uhr Abend« emsig thätig sein, um alle un« ausgetragenen Pflichten mit der größten Pünkt lichkeit zu erfüllen. Indessen fiel doch manche freie Zwischenstunde für un« ab, die wir dann rasch zu einem flüchtigen Spaziergang benutzten, nur einer von un« mußte stet« im Hause anwesend sein, um sich zu jederlei Hilfeleistung augenblicklich bereit finden zu lassen. Am neunten August hatte mich die Reihe getroffen, Arzt cku jour zu sein. Meine Kollegen waren, da die gewöhnliche, zwei bi« drei Stunden dauernde Abendvisite unter Leitung de» jeder Station vorgesetzten Stab»arzte« erst um vier oder fünf Uhr begann, gleich nach Tisch au«gegangen, und ich, etwa« er müdet von der langen Morgcnarbeit an dem heißen Tage, lag etwa um zwei Uhr Nachmittag« aus meinem Sofa und la« die Zeitung. Ich war gerade bei einem Artikel angclangt, der mich und alle Welt in jenen Tagen höchlichst interesstrte; denn er betraf einen großartigen, erst vor wenigen Tagen an einen der reichsten Juwelierläden Berlin» verübten EinbruchSdiebstahl. Bei dieser Lesung ra infolge di Polizeirat ziemlich b Auf größten L wiedererkc dächtigkeit „Sn sehe, daß die Zeitm wohl nich Sie — Stabsarzt ung für lf an den 2 lautet nu „Ja Ru meine den Stali blicklich m „Wi. ist ja arti kommen n ich schon 1 - 2 und der 5 wurden si kommandi: der Ausen fernen soll Wohl da« eifrige die nun über vergnügte« — C in einem Frau da« Taufpathei mögenSverl — E da« „Neue erzählten j Erlebniß: Uhr, käme Johann P die« Lokal öffneten sn zurief: „W chen denn > knecht!" — da« Geräu jetzt einen zustoßen. LLi und zwei Zwecken u zu miethen unter ». I zu senden. Die neu der Seii sowie die : Wintern» Ansicht au« Haml 10-12 Mk. Sach gesuchi Hause. Wl Hypothek« ««» L erhalten soft »«».«iii
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