Der sächsische Erzähler : 03.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-03
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-188907036
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- OAI
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- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1889
- Monat1889-07
- Tag1889-07-03
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- Titel
- Der sächsische Erzähler : 03.07.1889
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machen können, der durch dir lange Duldung I diese» Blattes von der Schweiz aus dem deutschen Reiche zugefügt wurde. Obgleich jetzt das Blatt in London derauSgeaeben werde, gehe doch der größte Theil der bedeutenden Auflage zunächst nach der Schweiz, um von dort aus auf den seit Jahren erprobten und geduldeten Wegen nach Deutschland, insbesondere mit Hilfe von Mitgliedern des deutschen socialdemokratischen Ar beitervereins in Basel, über den Bodensee einge schmuggeltzuwerden. Jedenfalls ist dem deutschen« Reichscanzler viel daran gelegen, die Schweiz zu einer richtigeren Auffassung ihrer neutralen Stellung und des Asylrechts zu bringen, wobei die deutschen Interessen mit den russischen Hand in Hand gehen. Kaiser sZranz Joseph beantwortete am 23. Juni die AnspraHen der österreichischen und ungarischen Delegations-Präsidenten mit einer Thronrede, in der sich der ganze Ernst der europäischen Lage spiegelte. Der Monarch er klärte, daß die allgemeine Richtung der aus wärtigen Politik keine Veränderung erfahren habe, daß Oesterreich-Ungarn mit den vereinigten Mächten für die friedliche Entwickelung der Lage einstehe, die eine fortdauernde unsichere sei, daß aber an der Hoffnung der Erhaltung des Friedens trotz der fortgesetzten Steigerung der Kriegsmacht festgehalten werde. Besonders bemerkenswerth erschien die Stelle der Thronrede, in welcher der Abdankungsentschluß des Königs Milan von Serbien als ein bedauerlicher bezeichnet und auf die formellsten Versicherungen der Regentschaft, freundschaftliche Beziehungen zu Oesterreich zu unterhalten, hingewiesen, zugleich aber den Serben gegenüber die Hoffnung ausgesprochen wurde, daß ihre Klugheit und ihr Patriotismus das Land vor Gefahren bewahren wird, was einem Winke, daß ein anderes Verhalten von Gefahren begleitet sein würde, gleichkam. Nicht minder beachtens- werth erschien die Constatirung der erfreulichen Fortschritte, die Bulgarien gemacht hat. Diese letzte Auslassung ist vielfach als eine Antwort aus den bekannten Trinkspruch des Czaaren und als die Ankündigung einer entschlossenen Orient politik angesehen worden. Dieser Eindruck wurde durch das Expose des Grafen Kalnoky in den beiden Delegationen noch verstärkt. Unter dem Einfluß der Gerüchte über einen angeblich von den Serben im Sandschak Novibazar angezettelten Aufstand erklärte der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, daß er zwar den serbischen Regenten volles Vertrauen entgegen bringe, aber nicht verhehlen wolle, daß Oesterreich- Ungarn in demselben Augenblick, wo man ihm die ihm nöthigen Bürgschaften verweigere, seine Interessen in jeder Weise wahrzunehmen und zu schützen wissen werde. In Ungarn hat besonders die Erklärung Kalnokys gefallen, daß das Wohlwollen für die Balkanstaaten seine Grenze bei jenem Punkte habe, wo diese Länder ihre Unabhängigkeit dazu benützen, an die Verwirk lichung phantastischer Programme zu schreiten und Oesterreich-Ungarn mit Feindseligkeit zu be gegnen. Der von der italienischen Regierung der Kammer vorgelegte Gesetzentwurf über die Neu ordnung des Zettelbankenwesens schlägt die Er höhung des Notenumlaufs von 755 Millionen auf 1 Milliarde vor. Hiervon sollen drei Fünftel der Nationalbank, der Rest den übrigen fünf Instituten des Landes gehören. Von dem Abg. Luzzati wurde das Budget einer sehr scharfen Kritik unterworfen und der Fehlbetrag des laufen den Jahres sehr hoch veranschlagt. Dem Schatz minister Giolitti gelang es aber, der Kammer eine bessere Meinung von der Finanzlage Italiens beizubringen. Dem Deputaten Pantano, der als die einzige Rettung aus den finanziellen Bedräng nissen eine Veränderung der auswärtigen Politik empfahl, antwortete Giolitti unter dem Beifall der Kammer, daß das italienische Volk in seiner weit überwiegenden Mehrheit von einer Ernie drigung und einer Demüthigung vor mächtigen Nachbarn nichts wissen wolle. Bon der Casse des französischen Kriegs- ministeriumS fft die Auszahlung der von Bou langer verlangten Pension beanstandet worden. Die republikanischen Pariser Blätter sind über die Fassung des Manifestes der Rechten empört, welches die Freunde des Grafen von Paris unterzeichneten und dem Prinz Victor Napoleon in einem an den Baron Mackau gerichteten Briefe seine volle Zustimmung ertheiltc. In der französischen Deputirtenkammer fanden am 25. Juni aus An laß der von dem boulangistischen Abg. Laguerre angemeldeten Interpellation über die parlamen tarische Unverletzlichkeit der Abgeordneten sehr stürmische Scenen statt, die geeignet waren, einen Vorgeschmack von dem bevorstehenden allgemeinen Wahlkampfe behufs Erneuerung der Deputirten- kammer zu gewähren. Eine Rede des greisen Republikaner« Madier de Montjau veranlaßte den Abg. Lejeune dazu, die Republikaner als „oauaillss" zu bezeichnen, wodurch er sich die Censur und zeitweise Ausschließung aus der Kammer zuzog. Im weiteren Verlaufe derselben Sitzung vertagte man mit 302 gegen 231 Stimmen die Interpellation bis nach der Berathung des Budgets und des Armeegesetzes, das heißt im Hinblick auf den Ablauf des Mandats der De putirtenkammer auf den Nimmermehrstag. Eine von dem Boulangisten Laguerre am 26. Juni in London veranstaltete Versammlung, welche gegen die Verfolgung Boulangers protestiren sollte, mußte nach scandalösen Auftritten geschlossen werden. Dem englischen Premierminister Salisbury erklärte der französische Botschafter Waddington, Frankreich werde seine Zustimmung zu der Con version der privilegirten egyptischen Schuld nicht nur von der Festsetzung des Datums der Räumung Egyptens, sondern auch von der An- nulirung des von Drummond Wolff in Con- stantinopel abgeschlossenen englisch-türkischen Ver trages abhängig machen. Da die britische Regierung es abgelehnt hat, die Räumungsfrage im Zusammenhang mit der Conversion zu be handeln, sind die Conversions-Verhandlungen vollständig gescheitert. Große Besorgnisse hegt die englische Regierung über das neuerdings ge meldete Vordringen der Derwische gegen Wadi Half«, wo sich ihnen kaum hinreichende englisch- egyptische Streitkräfte entgegenstellen können. Serbien beging am 27. Juni den Tag, an dem vor 500 Jahren die von den Türken ge wonnene Schlacht auf dem Kossowo- (Amsel-) Felde dem serbischen Czaarenthum ein Ende bereitete. Mit dieser Trauerfcier war die Krönung des erst 13 Jahre alten Königs Alexander verbunden worden, der zu diesem Zweck am 26. Juni in Begleitung der Regenten Protic und Belimarkowic, sowie sämmtlicher Minister in Kruschewatz ein traf. Der türkische Gesandte in Belgrad, Zia Bey, erhob gegen die Abhaltung der Kossowo- Feier Protest. Die Gemeinde Belgrad spendete für ein Kossowo-Denkmal in Kruschewatz 3000 Dinar und stiftete 2 Stipendien, die verliehen werden sollen, „bis sich Serbien zu einem Kaiser reiche emporschwingt." Kiel, 1. Juli. Zehn Minuten vor 5 Uhr lichtete die „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord die Anker unter dem Kaisersalut sämmt licher Kriegsschiffe. Bei dem Passiren von Friedrichsort brachte die Besatzung Hurrahs aus, während die Strandbatterie salutirte. Unter denjenigen Herren, welche vom Kaiser eingeladen sind, an der Reise nach dem Nordkap theilzunehmen, befindet sich auch der Chef des Großen General stabes, General der Cavallerie Graf v. Waldersee. Nach einer offiziösen anscheinend beglaubigten Wiener Meldung ist die Ankunft des Kaisers Franz Josef in Berlin endgültig auf den 11. August festgesetzt. „Murray's Magazin" in London, ein in englischen Hofkreisen sehr beliebtes Journal, meldet die bevorstehende Verlobung des Prinzen Albert, ältesten Sohnes des Prinzen von Wales, also künftigen Königs von England, mit seiner Cousine, der Prinzessin Victoria von Preußen. Wir theilen diese Nachricht mit allem Vorbehalt mit. Prinz Albert ist am 8. Januar 1864 ge boren und somit etwas über zwei Jahre älter als die Prinzessin Victoria. Stuttgart, 1. Juli. Wie der „Staats anzeiger für Württemberg" meldet, sind durch königl. Gnadenact anläßlich des 25. Regierungs- Jubiläums des Königs auf Antrag des Justiz ministers 245 Personen begnadigt worden. Weitere Fälle befinden sich noch in Behandlung. Der König hat ferner militärische Gnadenacte verfügt. Stuttgart, 21. Juni. Ein peinlicher Vor fall im Offizier-Casino wird den „Münchener Neuesten Nachr." wie folgt berichtet: Bei einem Toast, der auf Deutschland und das württem- bergische Armee-Corps ausgebracht wurde, erklärte ein Stabsrittmeister von der Deputation des russischen Dragoner-Regiments vor den ebenfalls als Gäste anwesenden preußischen, baierischen und österreichischen Offizieren kurz und bündig: Auf das Wohl der württembergischen Offiziere könne er trinken — auf Deutschland nicht! Sprach'-, warf sein Glas zu Boden und verließ das Local. Dieses allen Regeln des TacteS und der guten Sitte hohnsprechende Benehmen des MoScowiterS kam höheren Orte« sofort dienstlich zur Kenntniß, und eS wurde der militärische Heißsporn von dem russischen GroHfürsten-ThronfölgerTWWWKa hört, nachdrücklich zurechtgewiesen. AMh Ent fernung der Russen, die ihrem Kameraden folgten, brachte der preußische Oberstlieutenant v. S. einen demonstvttiven Trinkspruch auf die deutsche Armee und ihre Verbündeten auS, der kolossal einschlug, besonders auch bei den Oesterreichern." Die „Köln. Ztg." bemerkt zu dem Vorfall, der allem Anschein nach außer allem Zweifel steht: Dieses Benehmen der russischen Gäste ist so an stößig, daß hoffentlich bald eine weitere Auf klärung erfolgt. Bei Auswahl von Offizieren zu Reffen iws Ausland dürfte man doch in Rußland besonders vorsichtig sein. In einem neuen Artikel gegen die Schweiz formulirt die „N. A. Z." die deutschen Forde rungen an die Eidgenossenschaft wie folgt: „Was Deutschland von der Schweiz verlangt hat, war also nichts Anderes, als was in der ganzen civilisirten Welt den Polizeiorganen der einzelnen Staaten gestattet wird. Deutschland wollte nichts, als in der Lage sein, auf dem Boden der Schweiz Erkundigungen einzuziehen über die verbrecherischen Pläne, die von dort auS gegen die innere Sicherheit des Reichs gerichtet wurden. Diese Einziehung von Informationen zu fördern, war die Schweiz um so mehr verpflichtet, als dort das deutschfeindliche revolutionäre Berbrecher- thum im Laufe der letzten Jahre großgezogen worden war. Die Schweiz hat aber kein Ent gegenkommen bewiesen. Im Jahre 1887 hat sich vielmehr die Züricher Kantonalpolizei aus drücklich mit den deutschen Revolutionären gegen die deutsche Regierung verbunden, und im Jahre 1889 ist es dahin gekommen, daß ein mit Ein holung von Informationen beschäftigter elsässischer Polizeibeamter verhaftet und von dem Bundes rath in derselben Weise ausgewiesen wurde, wie der socialdemokratische Schneider Lutz, der noto risch seit Jahren die in der Schweiz gedruckten Brandschriften in Tausenden von Exemplaren nach Deutschland eingeschmuggelt hat". Bern, 29. Juni. Heute sind beide eidge nössischen Räthe ohne Rede von Seiten des Präsidenten geschlossen worden. Der Beginn der nächsten ordentlichen Session ist auf den 25. November d. I. angesetzt. In Paris wurden Unterschlagungen bei der Steuerverwaltung im Betrage von 1,300,000 Frcs. entdeckt. London, 30. Juni. Der von der afrika nischen Westküste in Liverpool eingelaufene Dampfer Kinsembo brachte Nachrichten über Stanley mit. Am 14. Mai war der Dampfer in Banana, fand dort Herbert Ward mit 17 Mann, als Rest von 200 Mann der Arritzregarde Stanleys in furchtbarem, durch Hunger und Strapazen herabgekommenen Zustande. Herbert Ward er zählte, Stanley sei in Fetzen gekleidet und ohne Schuhwerk. Er habe abermals entsetzliche Ent behrungen gelitten und von 600 Mann 400 verloren. Die Leute sanken haufenweise am Wege nieder und starben vor Hunger und Er schöpfung. Stanleys Haar sei weiß geworden wie Schnee; er sei aber wieder zu Emin Pascha gestoßen, der mit 9000 Mann und mit großen« Elfenbeinvorräthen nach der Ostküste aufge brochen sei. Sachsen. Se. Majestät der König hat den mit der Führung der 1. Division Nr. 23 beauftragten Generalmajor von Reyher, unter Ernennung zum Commandeur dieser Division, zum General- Lieutenant befördert, ferner dem Kapellmeister Hofrath Ernst Schuch das Prädikat „General- Musikdirector der königlich musikalischen Kapelle" und dem Briefträger Gottlieb Ernst Hüfler in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.' Dresden, 26. Juni. Se. Majestät der König hat den Pyrotechnikern Gebrüder Papi aus Rom und dem Baumeister Serafini Biqueri ebendaher das Ritterkreuz 2. Classe vom Alb rechtsorden verliehen. — Da« Beste der in Aus sicht stehenden Ernte in diesem Jahre bleibt, wie man dem „DrcSd. Anz." auS der Lößnitz schreibt, der Wein; so günstige Weinaussichten Ende Juni sind den erfahrensten Winzern unbekannt. Der Wein ist in diesem Jahre von Frost gänzlich verschont geblieben, die Weinblühte ging schnell, ruhig und gut vorüber, die Beere entwickelte sich gleichmäßig und gut, ohne viel von Ungeziefer leiden zu müssen. Die Trauben sind jetzt groß, voll und dicht bebeert, der Anhang akr ein so bedeutender, daß einzelne Stöcke Hundert und mehr Trauben aufzuweisen haben, j Se. Majestät der König hat gev^bmigt, Aß die Rachgenannten die von Sr. KSqigl. Hoheit dcm Großherzog von Sachsen verliehenen OrdenSdecorationen WWW
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