Delete Search...
Der sächsische Erzähler : 11.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-190202112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19020211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19020211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-11
- Monat1902-02
- Jahr1902
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 11.02.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
LS Wort« deS Abg. Stöckel etwa» zweifelhaft, der die , Meinung auSfprach, „daß, wenn die lieber- schreitungen in den günstigeren Jahren der sächs. Finanzen vorarkommrn wären, gewiß eine herbe Kritik erfolgt fei, jedoch zu einem Konflikt, wie er jetzt vorliegt, wäre r» nicht gekommen". Auch seine weiteren, von der Kammer mit Beifall aus genommenen Wort« zeigen deutlich, daß e» der Kammer vielmehr darauf ankam, den Rücktritt de» Finanzminister» und einiger seiner Räthe durch- zufrtzen. Daß der Landtag überhaupt kein Recht hat, gegen einzelne Miaisterialbeamte vorzugehen, da den Kammern nur die Minister verantwortlich sind, liegt auf der Hand. Aber e» muthet doch auch seltsam an, daß von konservativer Seite ein Ministerwrchsel gefordert wurde, wenn man bedenkt, daß die Wahl der Minister ein unantastbare» Kronrrcht ist." Die SonnabendS-Nummrr de» „Sachsen spiegel»" begleitet die im Borstehenden besprochenen Vorgänge und ihre Folgen mit folgenden Worten: Ties bedauerlich ist e», daß durch diesen Tang der Entwickelung große Verwirrung in weite BolkSkreife getragen wird. Man ist doch gewöhnt, die vereinigten Ordnungsparteien in Sachsen al» den Sammelpunkt jener Elemente anzusehen, die bestrebt sind, im Interesse de» allgemeinen Wohl» die Regierungsautorität zu stärken und gegen alle Angriffe de» politischen Radikalismus zu schützen. Und nun sieht man auf einmal, daß diese Parteien die RegierungSautorität rücksichtslos bloßstellen. Dadurch wird der einfache ordnungsparteiliche Bürger in einen brklagrnSwerthen Konflikt mit seinen Pflichten gegen den Staat und gegen die Partei getrieben, der er angehört. Der konser vativen Sache wird hiermit jedenfalls kein Dienst geleistet. Man wird dies sehr bald gewahr werden aus der Schadenfreude, die sicherlich in ausgiebigem Maße in sozialdemokratischen Blättern zum Ausdruck gelangen wird. Es ist das um so bedauerlicher, weil die konservative Partei in Sachsen auch in Zukunft die sicherste Stütze der Regierungs politik bleiben muß. Jedenfalls wird man sich vor weiteren Sensation erregenden Kraftproben hüten müssen. Man täusche sich ja nicht darüber: wenn auch breite Schichten des Volkes der Finanz deputation L recht geben, mit der rücksichtslosen Art und Weise aber, wie man dieses Recht suchte, kann man sich, als mit der konservativen Tradition tn Widerspruch stehend , nicht befreunden. Die Landtagsfraktionen haben durch ihre schroffe Haltung zweifellos erneut Anlaß gegeben, daß die national und königStreu g-sinnte Bevölkerung ernstlich darüber nachzudenken beginnt, ob es klug und staatsmännisch gehandelt war, durch politische In- stitutionrn den vereinigten Ordnungsparteien zu einem gesicherten Besitze ihrer Macht zu verhelfen. Man vergesse also nicht: die größte politische Tugend, die dauernde politische Herrschaft verbürgt, ist Mäßigung und Selbstbeherrschung. Politische WeltschM. Der Kaiser konferirte auch am Freitag und Sonnabend wiederum mit dem Reichskanzler Grafen Bülow, wie schon an den vorange gangenen Tagen. Dem Berliner Magistrat ist für die Glückwünsche, die er mittels künstlerisch ausge führter Adresse dem Kaiser auch zu dessen jüngsten Teburtsseste ausgesprochen hatte, in gewohnter Weise der Dank des Monarchen zugegangen. In der sehr gnädig gehaltenen Dankantwort ge denkt der Kaiser nochmals des HinscheidenS seiner Mutter, der Kaiserin Friedrich, und betont er feine freudige Genugthuung darüber, daß die von ihm gehegte Absicht, der verewigten Kaiserin an bevorzugter Stelle in der Reichshauptstadt ein Standbild errichten zu lassen, einen so lebhaften Widerhall in der Berliner Bürgerschaft ge funden habe. In der Zolltarif-Kommission sieht es fortwährend kritisch aus. Im Laufe ihrer Freitagssitzung, in welcher der frristnnigrrseits be antragte neue 8 10a des ZolltarifgesrtzentwurseS, betr. da» Verbot für Gemeindeverwaltungen und Korporationen, Abgaben auf Getreide, Hülsen früchte, Mehl, Fleisch u. s. w. zu erheben, des Langen und Breiten erörtert wurde, drohte der Vorsitzende v. Kardorff mit Niederlegung seines Postens, wenn noch fernerhin mit derartigen nicht zur Tagesordnung gehörigen Anträgen operirt werden sollt«. Abg. Singer behielt sich dem gegenüber einen Appell an da» Plenum vor. Die Budgetkommission de» Reichstages nahm in der am Freitag fortgesetzten Brrathung de» Militäretats weitere Abstriche in der Ge- fammthühe von 1,511,000 Mark an den Regierungs forderungen vor. DaS preußische Abgeordnetenhaus führte am Freitag die Brrathung des Etat» de» Handelsministerium» weiter. Reichskanzler Graf Bülow hat bei dem am Freitag im „Kaiserhos" zu Berlin ftattgrfundenrn Festmahl de« deutschen Landwirth- schaftSrath» eine bemerkenSwerthe politische Rede gehalten, nachdem eine etwa» agrarisch ge färbte Ansprache de» Vorsitzenden Grafen Schwerin, die in einem Hoch auf den Kaiser gipfelte, und eine ebenfalls die agrarischen Forderungen be tonende Rede de» Bicepräsidrnten v. Soden- Frauenhofen vorangegangen waren. In seiner Kundgebung hob der. Kanzler nochmal» sein leb- hasteS Interesse für die Landwirthschaft und deren Bedeutung für die Gesammtheit hervor, betonte, daß zwischen dem Kaiser und ihm keinerlei Gegen sätze,- auch nicht in wirthschastlicher Beziehung, be stünden, und wieS dann auf die Zolltarifvorlage hin, die den Wünschen der Landwirthschaft weit entgegenkomme. Dann aber sprach er «ine deut liche Mahnung an die Adresse der agrarischen Partei au», nicht länger auf ihren übertriebenen zollpolitischen Forderungen zu bestehen, wiederum betonend, die verbündeten Regierungen könnten über die Höhe der in der Tarisvorlage ausge sprochenen Zollsätze für Getreide nicht hinauS- grhen, wobei er die Möglichkeit eine» Scheiterns der Tarisvorlage bei einem Verharren der agrarischen Partei auf ihren Mehrforderungen erneut andeutete. Generalleutnant v. Lessel, der Führer des ostasiatischen Expeditionskorps, ist überraschender Weise in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition ge st eilt worden. In Uet recht sollte im Zusammenhänge mit dem holländisch-englischen Notenwechsel eine hoch wichtige Konferenz der Burendelegierten mit vr. Leyds stattgefunden haben. Wie indessen dem „Reuter'schen Bureau" au» Uetrecht gemeldet wird, ist diese Konferenz nur eine der gewöhnlichen Zusammenkünfte der Burendelegierten mit Ür. Leyds gewesen und haben keine außergewöhnliche Bedeutung getragen. Im englischen Unterhause geht noch immer das Frage- und Antwortspiel betreff» de» zwischen London und dem Haag stattgrfundenen Notenwechsels weiter; so stellte am Freitag der Liberale Dalziel eine vom Unterstaatssekretär Cranborne beantwortete Anfrage betreffs der holländischen Note. Im Weitergange der Frei tagssitzung lehnte daS Haus nach erregter Debatte den Antrag des Oppositionsführers Campbell- Bannermann auf Verweisung der Geschäftsordnung des Hauses an eine Kommission mit 250 gegen 160 Stimmen ab. Die spanische Deputirtenkammer genehmigte am Freitag die Vorlage betreffs Zahlung der Zölle in Gold, mit welchem Votum die wackelige parlamentarische Stellung des Kabinetts Sagasta einstweilen wieder eine kleine Festigung erfahren haben dürfte. In der griechischen Deputirtenkammer haben sich die Verhältnisse erheblich zugespitzt. Dieselbe sprach am Freitag dem gegenwärtigen Ministerium Zaimis gegen 51 Stimmen ihr Vertrauen au», woraus sich die Opposition in den schärfsten Aus fällen gegen Krone und Regierung erging und Obstruktion ankündigte. Der älteste Sohn des Präsidenten Roosevelt ist bedenklich an Lungenentzündung erkrankt, was möglicher Weise eine Aenderung in den Dispositionen für den Besuch des Prinzen Heinrich von Preußen in Amerika bedingt. Die Kaiseryacht „Hohenzollern" ist am Sonnabend von St. Thomas (dänische An tillen) nach New-Jork weitergedampft. Die mandschurische Frage droht plötzlich kritisch zu werden. Von Washingtoner offiziöser Seite wird bestätigt, daß sich die Bereinigten Staaten dem Widerspruche Englands und Japan» gegen gewisse Punkte des russisch-chinesischen Mand schurei-Vertrages angeschloffen haben, und erklärt, die Unionsregierung sei zur Wahrung der ameri kanischen Interessen in der Mandschurei entschlossen. Die jüngsten Unruhen in Afghanistan sollen durch eine Meuterei des Khost - Regiment» ent standen sein, dessen Oberst von den Meuterern ge- tödtet wurde, was die benachbarten Stämme be unruhigte, da rin Theil der Meuterer auf britisches Gebiet flüchtete. Potsdam, 9. Frbr. Heute Nachmittag fand die Feier des 25. Jahrestage» deS Eintritt» Sr. Majestät des Kaisers in den aktiven Dienst de» 1. GarderegimentS z. F. statt. Vormittags wurde in dec Garnisonkirche rin Gottesdienst abgrhalten, bei dem der Hof- und Garnisonprediger Keßler die Predigt hielt und an dem da» Regiment mit Der sächsische Erzähler. Sette ». LVGK den direkten Vorgesetzten, die ehemaligen Offizier* und eine Deputation ehemaliger Angehöriger de» Regiment» thrilnahmrn. Nachmittag» 3 Uhr 25 Min. traf der Kaiser auf dem Bahnhofe rin und fuhr nach dem großen Exerzierhause. Hier hatten sich schon versammelt die in Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen, darunter der Kronprinz und Prinz Heinrich, sowie der Großherzog von Sachsen. Da» Regiment war im offenen Biereck aufgestellt derart, daß die 6. Kompagnie, bei der seinerzeit der Kaiser eingrtreten ist, die Schmalseite einnahm. Auf dem rechten Flügel standen die direkten Bor gesetzten, die ehemaligen Offiziere des Regiment» und die Herren de» Hauptquartiere», auf dem linken Flügel eine au» 12 Herren bestehende De- putation ehemaliger Angehöriger des Regiments. Zahlreiche andere Angehörige des Regiment» hatten innerhalb de» Eingänge» zum ExerzirrhauS Auf stellung genommen. Um 3 Uhr 30 Min. begann der befohlene RegimrntSappell. Der Kaiser schritt die Front ab, während die Truppen präsentierten und die Musik den Präsentiermarsch spielte. Hierauf hielt der Kaiser eine Ansprache; Oberst von Plettenberg erwiderte mit einem dreimaligen Hurrah auf Se. Majestät, die Musik spielte die Nationalhymne. Während da« Regiment sich zum Parademarsch formierte, unterhielt sich der Kaiser mit zahlreichen ehemaligen Offizieren des Regiment». E» fand rin zweimaliger Vorbeimarsch statt; daS erste Mal in Zügen, daS zweite Mal in Kom pagniekolonnen; hierbei waren der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich, Prinz August Wilhelm und Prinz Friedrich Sigismund ringetreten. Alsdann überreichte die Deputation ehemaliger Angehöriger da» Geschenk, daS in einer etwa 40 cw hohen Nachbildung deS RrgimentSdenkmals auf dem Schlachtfelde von St. Privat aus Marmor und Silber besteht. Brauereibesitzer Jacobsen aus Kiel verlas die Glückwunschadresse. Zu dieser Gabe haben über 3000 ehemalige Angehörige des Regiment» brigetragen. Der Kaiser dankte und unterhielt sich kurze Zeit mit den Herren. Er sprach hierauf jeden einzelnen der aufgestellten ehemaligen Regi mentsangehörigen an und begab sich etwa 4 V, Uhr mit dem Kronprinzen, den Prinzen Heinrich und Eitel Friedrich nach dem Kabinettshause und von dort in da» Potsdamer Stadtschloß. Heute Abend findet im Regimentshause des 1. Garde regiments z. F. ein Diner statt, an dem der Kaiser theilnehmen wird und nach dem eine Fest vorstellung von Offizieren des Regiments veran staltet werden wird. Auch die Deputation ehe maliger Angehöriger deS Regiments speist im Kasino. — Anläßlich deS heutigen Tages sind eine Reihe von Auszeichnungen und Beförderungen erfolgt. Prinz Eitel Friedrich wurde zum Ober leutnant befördert. München, 8. Februar. Se. Königliche Hoheit der Prinzregent hat Sr. Majestät dem Kaiser anläßlich dessen Militärjubiläums folgendes Handschreiben gesandt: „Fünfundzwanzig Jahre sind verflossen seit dem Tage, an dem Eure Kaiserliche und Königliche Majestät, den bewährten Traditionen Ihre» Hauses folgend, unter den Augen Hochdem unvergeßlichen Herrn Großvater den Dienst im Heere angetreten haben. Ich und mit mir die baierische Armee beglückwünschen Euere Kaiserliche und Königliche Majestät wärmstens zu dem hohen Ehrentage, ist doch vor 25 Jahren der Grund gelegt worden zu dem nie rastenden Interesse, daß Euere Kaiserliche und Königliche Majestät der Entwickelung des deutschen Heerwesens entgegenbringen, und dem wir eS verdanken, daß da» deutsche Heer heute groß und Achtung ge bietend dasteht, wie nie zuvor. Euere Kaiserliche und Königliche Majestät bitte ich die Versicherung entgegenzunehmen, daß die baierische Armee ihren Stolz darein setzen wird, im Frieden wie im Kriege sich als würdiges Glied dieses Heeres zu erweisen und sich Werth zu zeigen all des Interesses, das Hochdieselben ihr in so hohem Maaße entgegen bringen. Mit Vergnügen erneuere ich hierbei den Ausdruck vorzüglicher Hochachtung und Freund schaft, womit ich verbleibe Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät sreundwilliger Vetter und Bruder. gez.: Luitpold. Kiel, 9. Febr. Der russische Schnellkreuzer „Askold" ist heute Vormittag nach Libau abge gangen. Gegen den „Vorwärts" ist das Verfahren wegen Hehttrei eingeleitet. Die bezüglichen Para graphen 258 und 59 des Reichsstrafgesetz- buch» lauten: 8 258. Wer seines VortheilS wegen sich einer Begünstigung schuldig macht, wird al» Hehler bestraft, wenn der Begünstigte 1) einen einfachen Diebstahl oder eine Unterschlag ung begangen hat, mit Gefängniß, 2) einen schweren Diebstahl rc. begangen hat, mit Zuchthaus bi» zu 5 Jahren.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview