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Der sächsische Erzähler : 04.04.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-04-04
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192504042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19250404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19250404
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1925
- Monat1925-04
- Tag1925-04-04
- Monat1925-04
- Jahr1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 04.04.1925
- Autor
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esklillik. 4. ». v. «p»tt, MM- W» r Hof", elamtvorftand. .ML us8elin6, iclentucsi, icklücksr, sntüciier, IZäncksr »1 ! ismlse t VLN fd. 60 «. 80 Pfg. ljd. 60 Pfg. Zfd. 1- 1. 1.46 Mst. Pflaumen MMMlll onig, Cond. Sahne, Dose 3V Pfg. au. !e Wkckd« en «nd lose l'Lli'. se Woche l M Nt V ltz. i^en k Stief- Knospen wiebeln, >0 Mk., utsamen, imfähig. Wehrsdors. ;ben der Post ie§ cdStt Jahren eiligung. s. Bl. erbeten. er' blrnMr, tsät <r s» Beiblatt 4» N»«»« 80. Aus Sachsen. Lhemnih. 3. April. Veim Spielen mit eine« brennen den Licht fing das Kleid des vierjährigen Töchterchens eines Fabrikarbeiters in Schönau Feuer. Obwohl die entsetzten Eltern sofort hinzusprangen und die Flammen erstickten, hatte das Mädchen doch bereits so entsetzliche Brandwunden erlitten, daß cs im Rabensteiner Bezirkskrankenhaus seinen Verletzungen erlag. Auch die bedauernswerten Eltern tru gen nicht ungefährliche Brandwunden von ihrem Rettungs werk davon. ! maschine „fußgerecht" umgearbestet. «in erstaunlichsten ist wohl, daß Unthan mehrere Per- : sonen vom Tode des Ertrinkens gerettet hat. Man bedenke, was dazu gehört, ohne Arme einen Ertrinkenden aus dem Wasser zu holen. In dieser Eigenschaft als Lebens- - ! retter aus dem Wasser ist Unthan sogar verfilmt worden, und zwar in dem Film „Atlantic". Dieser Film ist bekannt lich nach Gerbart Hauptmanns gleichnamigem Roman ge schaffen. Än diesem Roman soll für die Figur des „Arthur Stoß" kein anderer als Unthan dem Dichter Modell gestan den haben . Zum Schluß seien noch einige weitere Beispiele von armlos Geborenen, die es zu etwas gebracht haben, hier an geführt Da ist zunächst der Professor der Geschichte Loh- meierin 5" ' ' Maler Kiep ,. „ der Antwerpener Galerie «lmter den Au, Bilder von Ruben» fen; letzterer, wenig über tischhoch, und einem ganz kur^, " ' " maler in Düsseworf. „ diente Äterkenüunä gesundest. Nach dem Kriege hat er feine Erfahrungen al» Armloser freudig in den Dienst derjenigen gestellt, welche durch feindliche Geschosse in gleicher Weise verstümmelt waren Seine Geschicklichkeit und sein unver wüstlicher Humor, habkn sie wieder aufgerichtet urid zur Er werbung ihre» Unterhalts wieder fähig gemacht. So hat auch er trotz seiner Armlosigkeit gewissermaßen Kriegs dienste geleistet. Auf all« Fälle bildet Unthan ein« der inte- refsantesten Verkörperungen de» Satze«: Der Wille Ltttztt bl.». Neues aus aller Welt. — Vater und Sohn als Raubmörder. Unterhalb von Haus ach im Kinzigtal wurde ein Landwirt von zwei Männern überfallen, niedergeschlagen und seiner Barschaft beraubt. Als Täter wurden auf dem Bahnhof in Karlsruhe ein 45 Jahre alter Tagelöhner und sein 19 Jahre alter Sohn festgenommen Der Üebersallene hat das Bewußtsein noch nicht wieder erlangt — 20 Reichswehrsoldalen bei einem Eisenbahnunglück verletzt. Auf der Eisenbahnstrecke Kempten—Sonthofen er eignete sich, glücklicherweise 200 Meter von der dort über die JllSr gehenden hohen Eisenbahnbrücke entfernt, ein schweres Eisenbahnunglück? Der Morgen-Personenzug nach Lindau entgleiste infolge doppelten Schienenbrüches. Maschine Pack wagen und ihm folgende Personenwagen 2. Klasse stürzten die Böschung hinab. Der 2-Klasse-Wagen war leer und ging völlig in Trümmer. Der mit Reichswehrsoldaten be setzte nächste Wagen 3. Klasse wurde auf die Lokomotive ge schoben. Während der Lokomotivführer und Heizer sich durch rechtzeitiges Abspringen retten konnten, wurde der im Packwagen befindliche Zugführer Thoma an Kops und Füßen schwer verletzt. Alle Mitreisenden der dritten und vierten Wagenklasse, ungefähr 20 Personen, kamen mit leichteren Verletzungen davon. Der angerichtete Schaden ist recht bedeutend. Der Verkehr wird durch Umsteiger, auf rechterhalten. In einigen Stunden hofft man, in unbe schränktem Maße den Verkehr wieder aufnehmen zu können. — Tragisches Ende eine» Bürgermeister». Im Stodt- verordnetensitzungssaale in Wansen im Kreise Ohlau verübte der Bürgermeister der Stadt Bulla, der sein Amt bereits 12 Jahre innehatt«, Selbstmord durch Erhängen. Die Ursache dürfte in tiefgehenden Meinungsverschiedenheiten mit den städtischen Körperschaften zu suchen sein. — Tobsuchtsanfall im Operationssgal. Durch die Schutz polizei wurde am Mittwoch ein Maschinenschlosser in das Potsdamer städtische Krankenhaus eingeliefert. Er hatte bei einer Schlägerei schwere Verletzungen hewongetragen und Ohne Arme geboren! Lin Trostwort au alle Verkrüppelten! ,,u>> 75. Geburtslage des Autzkünfllers Earl Hermann Unthan am 5. April. (Nächdruck verbot«») Am 5- April 1850 erzählten sich die Marktbesucher in Königsberg i. Pr., dem Lehrer Unthan sei ein Sohn ohne Arme geboren worden. Die Bauern trugen die Neuigkeit über Land und am nächsten Tage war sie schon über ganz Ostpreußen verbreitet. Später ist der Name dieses Kindes weltbekannt geworden. lieber seinen Werdegang erzählt Unthan selbst in dem schönen Werk von Würtz: „Der Wille siegt" (Verlag Otto Elsner, Berlin S. 48), dem wir einige Angaben entnehmen „Als ich ein Jahr alt war, hielt inan nür ein Licht vor. Ich griff mit den Füßen danach und habe diese Tätig keit feildem auf alles Erreichbare ausgedehnt. Die verstän digen Eltern unterstützten mich dann, indem sie meine Füße unbekleidet ließen. Im zweiten Lebensjahre ichob ich bereits alles m i l d e n F ü ße n in den Mund, um zu prüfen, ob es eßbar wäre; seit Ablauf des zweiten Jahr« ..sie ich ohne jede Hilfe. Im gleichen Alter versuchte uv mich zu waschen: es gelang. Don da ab hieß es einfach: Du mußt! und auch ein innerer Drang zur Selbständigkeit trieb mich non einem Versuch zum andern. Frühzeitig setzte auch mein Lerneifer ein. Während meins Geschwister vom Vater unterrichtet wurden, saß ich gewöhnlich unter dem Lisch und lauschte begierig den Unter weisungen. In dieser Zeit habe ich die ersten Schrei bver- suche mit den Füßen gemacht. Die erstaunt waren ein« Handelsnachrichten. Berliner Produktenbörse vom 2. April. Der Getreide markt blieb still und lustlos, dos Mehlgeschäft fortgesetzt schwierig. Von Amerika fehlte jede Anregung. Liverpool meldete im Verlaus des Geschäftes matte Kurse. Dom In lands war das Angebot in Getreide weiter klein, auch sind die höheren Forderungen nicht durchzusetzen. Am Morgen wurden sowohl in Weizen wie in Roggen die handelsrecht lichen Licserungspreise höher gesprochen und auch vereinzelt bezahlt. Sehr bald jedoch waren die Preise wieder Brief und mittags stellten sich die Anfangsnotierungen noch unter gestrigem Schluß. Die zweithändigen Cif-Forderungen für Äuslandsgetrcide waren wieder nachgiebiger. Gerste still. Hafer dagegen bei weiterer Nachfrage für Polen unge nügend angeboten. Futtcrartikel ruhig. Frühmarktnotie rungen: Hafer, gut 218 bis 220, mittel 206 bis 217, Gerste 240 bis 250, gelber Platamais 198 bis 200, Plotamais 208, Rogaenklcie >50 bis 155. Berliner Produktcnpreifc. Preise für Getreide und Oel- soatcn für 1000 Kilogramm, sonst für 100 Kilogramm ab Station. Preise in Goldmark: Weizen, märkischer 246 bis 249, Mai 265,5 bis 262, Juli 260 bis 256, matt. Roggen, märkischer 232 bis 237, April 231 bis 230. Mai 235 5 bis 232, Juli 228.5 bis 225, matt. Futtergerste 195 l s 220, ruhig. Sommergerste 240 bis 243, ruhig. Wintergerste 195 bis 220. Hafer, märkischer 188 bis 196, Mai 182 bis 180, ruhig. Mais tvbne Provenienzangabe) loko Berlin —, still. Weizenmehl 33 bis 35,75,'ruhig. Roggenmehl 31,5 bis 33,5, ruhig. Weizenkleie 14, stetig., Roggenkleie 14,4 bis 14,5. stetig. Raps 395 bis 400, still. Leinsaaten 385 bis 390. Viktoria-Erbsen 22 bis 29. Speise-Erbsen, kleine 18 bis 20. Futter-Erbsen 18 bis 19. Ackerbohnen 19 bis bis 20. Futter-Erbsen 18 bis 19. Peluschken 18 bis 19 Ackerbohnen 19 bis 20. Wicken 18 bis 20. Lupinen, blaue 10,5 bis 11,5. Lupinen, gelbe 12,5 bis 14,5. Serra delle, neue 13 bis 15. Rapskuchen 15,3 bis 15,6. Leinkuchen 21,2. Trockenschnitzel 10 bis 10,2. Torfmelasse 9,2. Kar toffelflocken 19.2 bis 19.3. Dre^nerSchlachtviehmarktvom26 März. Austrieb: 21 Ochsen, 30 Bullen. 26 Kalben und Kühe, 636 Kälber, 116 Schafe, 565 Schweine, zusammen 1394 Schlachttiere. Uebsrständer: 44 Rinder, davon 16 Ochsen. 13 Bullen, 15 Kühe. Preise: Rinder: Geschäft belanglos, daher ist eine amt liche Preisnotierung nicht erfolgt. Schafe: Montagspreise.. Kälber: 1. —, 2. 85-89 (140), 3. 80-82 (135), 4. 58 bis 72 (100-131). Schweine: 1. 62—64 (81), 2. 64-65 (81), 3. 59-61 (75), 4. 57—58 (75), 5. —. Ausnahmepreis über Notiz. Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere Frachten, Markt- und Verkaufskosten, U-satzstruer. sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, erheben sich allo wesentlich über die Stallpreise. d« Hahn« zu seinem Liebeslied vertnuten. Dann kommt ein gedämpfter Ton, der etwas Heimlich« an sich hat, und diesem folgen in kurzen Zwischenräumen ändere von der selben Art. In immer kürzeren Zettabständen wiederholen sich diese eigenartigen Töne, bis sie von einem anderen Läut der ungefähr 3 bis S Sekunden anhält/ abgelöst werden. Als würde eine Sense weitab gewetzt, klingt es. Dann ist wie der das frühere Geräusch vernehmbar. Der ganze Vorgang ist das Balzen des Hahnes, das also zwei voneinander ver schiedene Phasen ausweist, das Knappen und das Schleifen Bei richtigem Benehmen des Jägers ist es übrigens nickt schwer, den balzenden Hahn anzuspringen, indem man wäh rend des Schleifens jedesmal einige Schritte näherkommt, bis man bequem auf Schußweite vor dem Werbenden und Umworbenen ist. Dem herrlichen, sonst so scheuen Waldvogel entgeht in seinem Liebessehnen manches.'was e<- sonst mit seinen scharfen Sinnen wahrnehmen würde. Auch der kleinere Vetter des Auerhahncs, der Birkhahn hat im April seinen Liebesfrühling. Und die Jagd auf den kleinen kollernden Hahn vom Schirm aus ist nicht minder genußreich als die vorhin erwähnte. In mancher Beziehung stellt sie an die Vorsicht und Gewandlheit des Jägers noch größere Ansprüche als die Jagd auf den Auerhahn: denn der Birkhahn läßt selbst im größten Liebestaumel eine solch? Selbsiversunkenheit, wie wir sie beimrAuerhahn beobachten können, nicht aufkommen, und manch Jäger ist schon kurz vordem ersehnten Ziel durch Unvorsichtigkeit um den Erfolg gekommen. Uebrigens bin ich der Ansicht, daß beiden Häh nen nur die Kugel (möglichst ein Geschoß kleinen Kalibers: gebührt. Wer nicht in der Lage ist, seine Erregung gegen über dem balzenden Hahn zu meistern, so daß er nur mit Schrot zum Ziele zu kommen wähnt, der möge die Finger lassen von diesem seltenen, eigenartigen Wilde. ei den Hähnen, dem Auer- und dem Birkhahn, ist es vergönnt, in einem Augenblick zu sterben, in einem Augen blick zu sterben, in dem sie von heißem Licbesielmen erfüllt und von höchstem Kampfesmut beseelt sind. Leben kündet mit mannigfachen Verheißungen in Wald -md Moor de? junge herrliche Avrilmorgen an, der eben erst den Sieg über das Dunkel der Nacht dooongetragen hat Leben in feine'- höchsten Bedeutung empfindet der urige Waldbewohncr 'n den beseligenden Lockungen seiner heimlichen Balz. Da lauert auch schon der kalte, unerbittliche Tod und greift mit knöcherner Hand nach seinem Opfer, wo das Leben gerade erst begonnen hat. — Königsberg Ferner der Maler Felux und der epenl Ersterer pflegte „Ml flinken Zehen" tn Valerie änter den Augen der Besucher zu kopieren und vorteilhaft zu verkqu- „ über tischhoch, mit nur einem normal«) und einem ganz kurzen Beinchen, war ein gesuchter Porträt- Unthan Hot die ganze Welt^beresst und überall dieser- in den Dienst derjenigen Tages Eltern und Geschwister, als ich mich vor sie hinsetzte und tadellos zu schreiben begann. Seit d«n sechsten Jahre schrieb ich alle Aussätze der Schulklasse. Jahrelang putzte ich die Schuhe der Eltern und Geschwister und lernte regelrech arbeiten. M't vier Jahren fiel ich ins Wasser und erhielt daraufhin Schwimmunterricht. Mit sechs Jahren konnte ich mich allein auskleiden, mit zwölf Jahren mich allein anklei den Damit waren die ersten Bedingung«» zur Unabhängig keit erfüllt: ich war zum Menschen geworden!" Der armlose Untban hat bi» zur Obersekunda das Gym nasium besucht. Alr die Mittel der Eltern aurgingen, wandte er sich dec Musik als Brotstudium zu. Die Geige wurde mit Hilfe eines selbsterfundenen Gestells an hem einen Fuß be festigt, der Fuß mit dem Bogen erhielt?durch einen gleich falls selbst gebauten verschiebbaren Sitz die nötige Be wegungsfreiheit. Es bedurfte einer dreijährigen, mühsamen Arbeit, bl» er das Instrument sicher beherrschte. Auf der Geige und später auch auf der Trompete brachte er es schließ lich zu einer Fertigkeit, die von der Kritik als künstlerisch be zeichnet worden ist. Da die sog. besseren Konzertveranstal tungen an Unthans Spiel mit den Füßest Anstoß nahmen, war er gezwungen -um DarietS zu gehen. Der ihn beim Waschen Rasieren, Nagelfeilen, Bleistift spitzen, Uhraufziehen und -regulieren, Gingen, Trompeten, Kartenspielen, Korkenziehen und Schicen gesehen hat, stand zunächst imlner wie vor etwas Unbegreiflichen». Angeflogen sind ihm alle diese Fertigkeiten auch nicht. Mit unermüd licher Geduld hat er gegrübelt und jm verflossenen Raum, um nicht aurgelacht zu werden, gepmbt, bis alles klappte. Geduld und wieder Geduld war sein Leitstern. Lurch «gen« kleine Erfindungen Kat v W MeßW j-Mr dte SchMH- Die Jagd i» AprU. Bon Edmund Schärein. Wo ich heute auch war in diesem Walddorf, Überall begegnete ich frohen Gesichtern, hörte Lachen und Scherzen, lind das alles wegen der zeitigen Lenzsonne,r unter deren Strcchlen der letzte Schnee eines überaus milden Winters zu Wasser geworden war. Der Schnee, den der alterndt Win ter dem siegreichen, jungen Frühling entgegengeworfen butte, seinen ungestümen Lauf zu hemmen. Am lautesten ging es auf der Dorsstraße zu. Da jagten die Jungen hinter bunten Faltern, hockten die Weiber vor den Türen oder machten sich in de»» kleinen Gärten zu Ichassen. Als ich von der Straße abbirge, und auf schmalem Pfad dem Wald zuschreite, sehe ich am Wegrain ei,neu der Doxfge- waltigen in tiefes Nachdenken versunken. Rock und Peitsche hat er neben sich gelegt und schaut und schaut auf das Weiß und Blau der Frühlingsblumen vor ihn», derweil die damp fenden Gäule das erste junge Gras rupfen. Er schüttelt den Kopf beim Anblick der, schwellenden Knospest, und kann bei der Pracht der Leberblümchen und Anemonen, dieser er sehnten Frühlingsboten, nicht recht froh werden: er fürchtet, noch immer die Schrecken eines Nachwinters. Da nun Heuer jede Prognose versagt, suchte ich Klarheit bei einem betagten Manne, der so nahezu zweieinhalb Jahrzehnte über das bib lische Alter hinausaekommen ist und in der ganzen Gegend den Ruf eines Weisen genießen. Er sah mich über die Horn brille hinweg einige Zeit ruhig an, mit einem Blick, in dem die ganze Abgeklärtheit seines hohen Alters lag, nahm einen kräftigen Zug aus seiner Pfeife, spukte auf die Diele und sagte, er könne sich eines solchen Winters nicht erinnern; aber, fuhr er bedächtig fort, er wisse aus dm Schilderungen seines Vaters, daß früher mal so etwas dagcmesen sein solle — so in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ganz befriedigt hat mich der Bescheid nicht. Ich ging daher früher, als es dem beabsichtigten Zweck nach nötig war, auf den Schnepfenstrich. Die Lerche stieg über den Ackerschollen zum blauen Himmel empor und ihr Lied war genau so hoffnungsvoll, wie in anderen Jahren. Die Be kassinen stocherten in den Torflöchern am Walde herum und wußten nichts von einem Nachwinter. Und als ich noch immer Zweifel in der Brust hegte ob des Fortbestandes der Knospenpracht und Blüten, ließ sich der Täuber vöm nahen Fichtenwald vernehmen; in seinem Heulen lag keine Klage sondern Freude über den ganzen köstlichen Vorfrühling. Mit den letzten Zweifeln aber räumte das Rotkehlchen auf. das in schwellende Knospen und das erste Grün der zarten Blätt chen gebettet mit der ganzen Innigkeit, welcher der lleine Sänger fähig ist, sein Liev in den Frühlingswald hiiraus- schmetterte. Als die letzte Strophe des feierlichen Liedes des kleinen Sängers verklungen war, fetzte ich meine Wan derung fort und wußte wieder mal, wo der Mensch Rat und Trost zu suchen und Hoffnungen zu schöpfen hat. Was Wunder, wenn ich es in solcher Umgebung nicht recht übers Herz bringen konnte, den Finger krumm ZU machen, als sich der erste Langschnabel zeigte. Wohl flog das Gewehr gewohnheitsmäßig an die Backe, wohl lag der Zeigefinger am Abzug, aber er krümmte sich nicht, sondern das Auge folgte dem gefiederten Frühlingsboten, der eben erst aus fernem Land zugereist war, bis er im Erlenaufschlag verschwand. Einen solchen Empfang mit Donner und Bliß sollte er bei seinem Einzug in den deutschen Wald nicht haben, der Weitgereiste. Das nächste Mal — dann sollte er oder andere von seinen Artgenossen dem Leben ihren Tri but zollen- ' Doch nun zu dem, was der April sonst noch an Jäger sreuden beschert. Da sei zunächst der Auerhahnbalz gedacht, die auch dies Jahr in den meisten Revieren in der ersten Hälfte des April ihren Höhepunkt erreichen dürfte. Es gibt leidenschaftliche Jäger, welche die Auerhahnbalz als das schönste vom ganzen Waidwerk preisen. „Nur dem hat Diana hold gelacht, der den Urhahn schoß in der Frühlings nacht!" Und in der Tat ist sie ein hoher waidmännischer Genuß. Schon das Verhören des Hahnes in der Abend dämmerung bereitet Freude, wenn der Hahn sich mit lau tem Geprassel einschwingt auf seinen Stand in einer Eiche oder einem andere»» Baum. Dann gilt es, in der Frühe des nächsten Tages lange, lange vor Tagesanbruch hinaus zuziehen. Denn wen»» der erste Tageslichtfchimmer.das Dun kel der Aprilnacht zu verscheuchen beginnt, wenn beim ersten Morgengrauen der Wald erwacht, muß man gerüstet sein. Ois geschulte Ohr des Jägers vernimmt dann bald die mar kanten Töne. Halb grunzend, halb krächzend würde ein Laie in diesen seltsamen Lauten wohl niemals das Vorspiel Der Sächsische Erzähler. sollte operiert werden. Als «rin ^den Operationssaijl geführt war und der Arzt ihn ausforderte, den Mund zu öffnen,, schlug er um sich, warf mit einem Stuhl nach den Wärtern und versuchte, den Operationstisch fortzuschleudern. Da ihm das nicht.aetana, warf er mit Instrumenten nach dest Aerzten. Der Patient beruhigte sich erst, als man aus Der Hausleituna kalte Wasserstrahlen auf ihn loslieb. Man konnte ihn dann zu Bett bringen, wo er in tiefen Schlaf ver fiel und sich später auf nichts besinnen konnte. Wahrschein lich war er von einem krankhaften Tobsuchtsanfall befallen. Der durch ihn angerichtete Schaden beläuft sich auf etwa 10 000
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