Der sächsische Erzähler : 02.06.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-06-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193806022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19380602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19380602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1938
- Monat1938-06
- Tag1938-06-02
- Monat1938-06
- Jahr1938
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 02.06.1938
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
>werda Nr. 444 «ad 445 oder Unterbrechung der höher« Gewalt hat der Be- „ oder Nachlieferung der lckzahlung de, Bezugspreise,. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagslflatt « Heimatkundliche Beilage Frau und Heim Landwirtschaftliche Beilage — Druck und Verlag von Friedrich May in Bischofswerda — Postscheck-Konto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 «nzelgenprel,: Die 4S nun breite einspaltige Mlllimeterzeil« 8 Rpf. Im Textteil die SV mm breite Millimeterzelle 25 Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschrtebenen Sätzen. Mir da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen reine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. DerSSlMche LrMer Tageöklü fiirAiscßoßwerba Ikukirch und Umgegend Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Eyiihler ist das zur Veröffentlichung her amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschast zu Bautzen u. der Bürgermeister zu Bischof,werdau.Neukirch(L)behöälichers«ttsbestimmteBlattu.emhältfemer die Bekanntmachungen de« Finanzamt« zu Bischof««erda u. and. Behörden. Eeschetmmgwveiser Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier» Fernsprecher Amt Bischofswerda tag». Vq«mpr«ü> für oie Lett «in« halben Monat«: Frei in» Im Fall« von Betriebsstörungen o Hau» hawawnatltch RM. I.W. beim Abholen in der Geschäst^ Beförderung,einrtchtungen durch höher« Wie tvScheaMch 4» Rpf. Edizelnummer 10 Rpf, (Sonnabend» zieh«, keinen Anspruch auf Lieferung nummer 15 Rpf.)Zeitung oder auf Rückzahlung di Nr. 127 Donnerstag, den 2. Juni 1938 93. Jahrgang In 14 Tagen 50 Millionen Tschechenkronen Schaden in den Gebieten von Karlsbad «nd Marienbad Betriebseinschrärrkuna zahlreicher Werke im sudetendeutschen Gebiet er zwungen — Lausende durch Grenzsperrungen erwerbslos — Die Tschechen Provozieren Hungerunruhen Eger, 2. Juni. Der immer noch andauernde Kriegszu stand im gesamten sudetendeutschen Gebiet, die außerordent lich starke Belegung aller Orte mit Militär, die Sperrung zahlreicher Straß«, und Brücken, durch die Umwege von Kilo metern notwendig sind, haben in den böhmischen Kurorten Karlsbad und Marieubad den größten Teil der ausländischen Kurgäste zur Abreise veranlaßt, da auch sie zahlreichen Belästi gungen durch herausfordern und anmaßend aufkretende tsche chische Soldateska ausgesetzt waren. Die entstandenen Schä den und Ausfälle durch die Mobilisierung werden im sudeten deutschen Gebiet allein in den letzten 14 Tagen aus mehr als 50 Millionen Tschechenkronen geschäht, eine Summe, die aber erheblich zu niedrig gegriffen sein dürfte, wie verlautet, be- abfichkiglea die Hotelbesitzer der großen Kurorte, einen Pro- teftschrltt bei der tschechischen Regierung zu unternchmen. Bon den vielen Tausenden Grenzgängern, die infolge des Niederganges der gesmnten Wirtschaft im sudetendeutschen Ge biet "seit 1V Jahren Arbeit im deutschen Grenzgebiet gefunden haben, ist ein sehr großer Prozentsatz auch weiter hin daran gehindert, der Arbeit in den reichsdeutschen Fabriken und Werken nachzugehen, weil die Behinderung de» kleinen Grenzverkehrs urü> die durch die Straßensperren er zwungenen ungeheuren Umwege es den Arbeitern unmöglich machen, zu ihren Arbeitsstätten zu gelangen. Der dadurch ent stehende Lobnausfall ist außerordentlich groß und zahlreiche sudetendeutsche Familen sind, da von tschechischer Seite Un terstützungen nicht gezahlt werden^zum Hun gern verurteilt. Auch eine ganze Reihe von Werken im su- detendeutschen Gebiet müssen Betriebseinschrän kungen vornehmen und Arbeiter entlasten, weil durch die Belegung der Eisenbahnen mit Truppentransporten und die Sperrung zahlreicher Weg und Straßen die Zufuhr von kohlen und Rohstoffen sehr schwierig geworden ist und große Transporte ausgebueben sind. Eine weitere Folge davon Ist die in Fragestellung der Lohnzahlungen. Da die Arbeitslosig keit im sudetendeutschen Gebiet an sich schon ein Bielfaches der im tschechischen Gebiet betrug und das Elend in einer ganzen Reihe von sudetendeutschen Städten schon jetzt geradezu unbe schreiblich ist, hat es den Anschein, als ob von tschechischer Sei te alles darauf angelegt würde, Hungerunruhen im sudeten deutschen Gebiet zu provozieren, um einen vollkommenen An laß zum Einschreiten gegen Sudetendeutsche durch die tsche chische Soldateska zu erhalten, die weiterhin anmaßend und herausfordernd austritt und sich ohne jede Einschränkung wie im Feindesland benimmt. In einer Reihe von Orten sind be reits Lebensmittelverknappungen eingetreten, weil die vorhandenen Lebensmittelbestande in erster Li nie für das tschechische Militär in Anspruch genom men werden und erst in zweiter Linie die Bevölkerung versorgt wird. VeuMe ReichSflagge durch tschechische« Militär beschlagnahmt! Soldaten drangen abends ins Zimmer eines reichs deutschen Lhqmares ein — Bedrohung einer deut schen Frau mit Vajonetten Prag, 2. Juni. Im subetendeutschen Gebiet ereigneten sich in letzter Zeit Uebergriffe tschechischer Truppen, die sich so gar gegen reichsbeutsche Staatsbürger (l!) richteten. Unter anderem wurden die reichsdeutschen Staatsangehörigen Hein- rich und Marie Exner, wohnhaft in Niederullersdorf 178, im Bezirk Senftenberg (Tschechoslowakei) am 29. Mai von Sol daten gezwungen, die Hakenkreuzflagge auszuliefern, die sie entsprechend brr Regierungsermächtigung am 1. Mai zusam men mit de« tschechoslowakischen Staatsfahnen an ihrem Hanse gehißt hatten. Am Sü. Mai abends wurden die deutschen ReichSangc. hörigen Heinrich unh Marie Exnrr, nachdem sie sich bereits z» Bett begeben hatten, durch kräftiges Klopfen an der Haus tür geweckt. Bor der Tür standen vier mit Gewehren be waffnete tschechische Soldaten, die etwas in tschechischer Spra che forderten, was Exner nicht verstehen konnte. Frau Exner, die die Landessprache beherrscht, richtete an die Soldaten In tschechischer Sprache die Frage, was denn los sei. Die tschechischen Soldaten forderten die Herausgabe der Hakenkreuzfahne, die von dem Ehepaar Exner am 1. Mai zu sammen mit der tschechischen Staalsfahne an ihrem Hause gezeigt worden war. Frau Exner fragte die Soldaten nach einer schriftlichen Anweisung der zuständigen Behörden. Die vier Soldaten drangen jedoch, ohne diese Aufforderung zu be achten, in das Schlafzimmer ein und bedrohten Frau Exner mit ihren aufgepflanzten Bajonetten. Ein Soldat setzte ihr sogar das Bajonett auf die Brust. Die Soldaten drohten, die ganze Wohnung zu zertrümmern und die Familie niederzu schlagen, wenn die Hakenkreuzflagge nicht sofort ausgeliefert würde. Auf schwerstem Druck hin, angesichts dieser unmiß verständlichen Gewaltdrohung, sah sich Exner schließlich ge zwungen, vom Boden die dort aufbewahrte Hakenkreuzflagge zu holen. Die Soldaten nahmen außer der Flagge den beiden Reichsdeutschen noch zwei Abstimmungsplaketten vom 1». April 1988 mit dem Bild des Führers und Reichskanzlers UN- ter schweren Beschimpfungen des Führers und der Haken- kreuzflagge' weg. Eine Beschwerde der Eheleute Exner am nächsten Tage auf der zuständigen militärischen Kommando, stelle in Niederullersdorf blieb bis heute erfolglos. Daß man sich dort der Rechtswidrigkeit der „Beschlagnahme" Wohlde- wutzt war, geht aus der dort gemachten Zusage Helbor, die Flagge wieder herauSgeben zu wollen. Sensationelle Enthüllungen WW ÜlelmeM «MW WM MWWl Falsche Information -es englischen Geheimdienstes DNB. Vetüv. 1. Juni. Das große Rätselraten über den Urheber jene» irrsinnigen Gerüchtes, das von deutschen Truppenbewegungen an der tschechischen Grenze misten wollte und damit Europa in eine regelrechte Kriegspsychose versetzte, ist noch immer nicht beendet. Die Beantwortung dieser Frage ist darum so wesentlich, weil sie nicht nur Aufschluß über den Schuldigen an der Krise gibt, die sehr leicht zu einer Explosion hätte führen können, sondern darüber hinaus wieder ein Be- wei« für die Tatsache ist, daß auch heute noch genau wie vor 24 Jahren Krieasschuldmärchen erfunden werden, wenn irgendeine daran interessierte Stelle in Europa di« Zeit dafür gekommen hält. War man zuerst der sehr naheliegenden Ansicht, daß Prag der Erfinder jener Gerüchte über deutsch« Truppenzusammen- Ziehungen sei mW daß diese dann von der Hauptstadt der Tschechoslowakei nach London gelangten, so zeick es sich jetzt, daß dies« Gerüchte genau den umgekehrten Weg nahmen. Wie das „Hamburger Fremdenblatt" meldet, geben jetzt au« der tschechischen Hauptstadt Informationen «in, die sich überdies auf das Zeugnis des führenden französischen Journalisten Jules Sauerwein berufen dürfen. wie diesem nämlich von maßgebender tschechischer Seite erklärt wurde, ist die tschechoslowakische Regierung am Wend des rv. Mal aus London angerufen worden. Es wurde ihr bei dieser Gelegenheit mitgeteilt, der englische Geheimdienst (Intelligence Service) besitze bestimmte Informationen dar über, daß reichsdeutsche Truppen sich auf die tschechische Grenze zu bewegten. Daraushin wurde, so ist dem Journalisten Sauer wein gesagt worden, die tschechische Teilmobilisierung anae- ordnel. Es habe sich um Minuten gehandelt, und « sei keine Zeit mehr verfügbar gewesen, sich in Berlin über den Lharak ter der Truppenbewegungen zu erkundigen. Der Versuch, dem Deutschen Reich die Verantwortung für eine Krise aufzubürden, die in England selbst als akute Kriegsgefahr bezeichnet wurde, wird also heute — 12 Tage später — in seinem ersten und entscheidenden Anfang dem eng lischen Intelligence Service zur Last gelegt, und zwar geschieht di« durch eine tschechisch-französische Quelle. Die Wege der polnischen Außenpolitik Polen entfernt sich immer mehr von Genf Keine Blockbildung, aber gutnachbarliche Beziehungen! Das ist, um es vorweWunehmen, das Ergebnis -er aesche,- ten Außenpolitik des polnischen Obersten Beck. Sein Besuch in Schweden hat dem Ausbau dieser Beziehungen gegolten. Cs wurden die Ostseesragen mit den Staatsmännern besprochen, die als „Wächter am Oeresund" das gleiche Interesse wie Polen haben, nämlich die Durchführung einer stritten Neu tralität in Kriegszeiten. Nachdem der lange Streit zwischen Polen und Litauen dadurch beendet worden ist, daß den Po len der Geduldsfaden riß, erstrebt Polen eine führende Stel lung im Baltikum, gegen die Schweden nichts einzuwenden hat. Ursprünglich war man in Schweden aus liberalistifch- marxistischen Gründen aus das autoritär geleitete Polen Pil- suüsks nicht gut zu sprechen, aber die Stimmung hat sich ge wandelt. Man hat in Schweden eingesehen, daß die Friedenspoli tik Becks parallel dem großen Wirtschaftsverkehr läuft, der sich zwischen den beiden Staaten entwickelte, zumal das kapital kräftige Schweden diesen Warenaustausch finanziell unter mauern kann. Ob darüber in Stockholm gesprochen wurde, entzieht sich zwar der Beurteilung der Oeffentlichkeit, aber da in politischer Hinsicht volle Uebereinstimmung erzielt wurde, ist auch anzunehmen, daß der Schwede den Polen materiell entgegenkommt. Die Sicherung des Handels in der Ostsee, die Neutralitätssrage, sie konnten nur im Zusammenhang mit einer grundlegenden Erörterung der gesamten politischen Lage besprochen werden, und es hat sich, wie die offiziöse „Gazeta Polska" andeutet, vor allem darum gedreht, welche Stellung man Genf gegenüber einnehmen solle. Es ist nun bemerkens wert, daß das gleiche Blatt anläßlich der ueberreichung des Beglaubigungsschreibens des rumänischen Botschafters er klärte, das rumänisch-polnische Bündnis habe mit Genf gar nichts zu tun, es sei eine ständige Weiterentwicklung der mili tärischen Abmachungen zu verzeichnen, deren Methoden nichts mit dem Genfer Spiel gemein hätten. Ganz unmißverständ lich wird vom „Bankerott der kollektiven Sicherheit" gespro chen, aus dem Polen schon 1933 die Folgerungen zu ziehen begonnen habe. Die polnische und auch die rumänische Außenpolitik hat also, das wird eindeutig erklärt, in der Pra xis überhaupt nichts mit Genf zu tun, und die Franzosen so wie die Engländer, die noch immer mit dem Begriff der kollek tiven Sicherheit Fische fangen möchten und die sich bereits in der tschechischen Krise in Warschau eine Absage holten, kön nen nunmehr feststellen, daß der Ballon der kollektiven Sicher- heit ganz zusammengeschrumpft und nicht mehr flugfähig ist. Cs ist anzunehmen, daß Beck auch im Gespräch mit den Schwe den die gleiche Meinung vertrat und daß man dort, wo man zunächst in den ausgefahrenen Geleisen der Demokratie und Sozialdemokratie sich bewegte, doch aus dem Versagen der Genfer Maschinerie allerlei gelernt hat. Denn das Versagen der Edsnschen Sanktionen gegen Italien hat allen Genfer Mit gliedern unnütze Opfer gekostet. Man muß daher feststeUen, daß in Genf überhaupt nicht die Militärabkommen Polens registriert werden, daß also ein wesentlicher Teil des Genfer Getriebes leer läuft, daß ferner die politischen Gespräche, die Oberst Beck so intensiv und mit Erfolg pflegt, sich außerhalb des Genfer Rahmens bewegen. Kurzum, die Politik -er meisten Staaten, die mit Polen in freundschaftlichen Beziehungen stehen, also der Staaten der Ostsee, Deutschlands, Rumäniens, Ungarns, Jugoslawiens und Italiens, hat mit Genf nichts ge mein oder betrachtet die Mitgliedschaft zur Liga als nichts sagende Formsache. Die Politik des Obersten Beck aber lehnt es auch ab, die eine Blockpolitik durch tte andere zu ersetzen, also den T«ffel durch Beelzebub auszutrelben. Di« Erwägungen, die zu dieser Haltung führten, entstammen einer realpolitischen Erkenntnis, wie sie vor allem die deutsche und italienische Außenpolitik be herrscht. Denn gegenüber den rumänischen und jugoslawischen Pressestimmen, man müsse von den skandinavischen Staaten über die baltischen Völker und von dort über Polen bis zu den Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres einen neutralen Block oder Gürtel schaffen, hat gelegentlich des Warschauer Besuches des rumänischen Außenministers Christen die polni sche Presse sich offiziös dahin geäußert, man wolle nicht von dem einen Extrem ins andere fallen. Gerade die Blockbildung habe Europa in zwei Teile zerrissen, und das Durchmarsch recht für den Kriegsfall, also eine im Genfer Sinne liegende miltärische Hilfe Sowjetrußlands für di« Tschechoslowakei, wo- bei die Roten Horden natürlich entweder polnisches oder ru mänisches Gebiet betreten müßten, werde von Polen und auch von Rumänien glatt abgelehnt. Man sieht auch Per wieder: In der Praxis kümmert sich Polen wenig um die Genfer Sahungsbestmmmngen. Die Politik des polnischen Außenministers hat sich überall Freunde erworben, eben weil sie ihre eigenen Weg« seht, weil sie ehrlich und realpolitisch ist. Nur ein Staat zeigt eine kühle,
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode