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Der sächsische Erzähler : 29.10.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-10-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193810299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19381029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19381029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1938
- Monat1938-10
- Tag1938-10-29
- Monat1938-10
- Jahr1938
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 29.10.1938
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V-M« Z« «r. «4 d« «qW»- ist verwundert über solches Begehren, aber er fragt nicht weiter nach und sagt ja. Und jetzt wandert der Jakob schon seit zwei Stunden. Er hat sich selber nicht eingestehen wolle», daß er daS Haldgütel -ufsuchen wird. Nur über die Felder will er gehen und nach sehen, wie eS mit den zwei langen, schmalen Aeckerlein steht. Die Haldaütlerleute werden ihn ja nicht sehen. Sie sind jetzt m diesen Lagen sicher oben in den Buchen auf Arbeit. Beschwingten Schrittes wandert er dahin. Immer be- fimnwr wird ihm die Gegend. Dort den Waldschock konnte man Vom Haldgütel auch sehen und manchmal trat sogar die steile Blöße da oben hervor. Wenn ihn nicht alles täuscht, fließt daS Wässerlein neben ihm in den Edtgraben. Ob ihn wohl der Lian, der Hund, noch kennt? Und der Wurzgarten- zaun, ob der schon nm emgelattet ist? Ordentlich Wohl wird ihm bei allen den Gedanken. Plötzlich tritt er auS dem letzten Waldriebel heraus und hat daS kleine Höfel vor sich. Es ist alles still um daS HauS. Fast beklommen fühlt er sich, als er durch den Obstgarten hin zum Hause geht. Niemand ist daheim. Eine Weile sitzt er auf der HauSbank, dann geht er hinüber zum Acker. Der Pflug ist angesetzt etlicke .Furchen sind gezogen. Da kommt ihm em seltsamer Einfall. Wenn er einen halben Tag ackert, ist daS Feld sicher in den Furchen! Und die Haldaütlerleute kommen gewiß nicht vor dem Abend heim. Bis dort ist er lang wieder fort! Mit einer singenden Freude im Le»en sp«»nt er die Oechseln vor den Pflug. „Wüah, Oechseln? Sie kennen seine Stimme noch und leg«, sich willig in die Stränge. Eine Furche zieht er und viele. Die Steine fallen entlang am Streicher. Dem Jakob ist eS, als hätte er noch nie mit solcher Aiidacht den Pflug geführt. Die Sonne kommt höher und brennt die letzten Nebel nieder. Der Wind spielt in den weißen, flatternden Aermeln seines HemdeS. Der Tag wächst reiner und klarer. Er aber ackert und ackert. Zwei, drei Furchen hat er noch, da wandern zwei müde Gestalten herab vom Walde. Sie gehen langsam und beugen sich unter der Last von Hacke, Keil und Säge. Einmal aber stehen sie verwundert still. Dort auf ihrem Aeckerlein zieht einer lange, glänzende Furchen! Am Rain stehen sie, da ersieht sie erst der Pflüger. Erst ist er verlegen und Weitz nicht zu sagen, warum er gekommen. Dann aber erblickt er ein paar schimmernde Tränen in den Augen der Haldgütlcrin. Da kehrt ihm die Sprache wieder. „Dableiben werde ich wieder, wenn es euch recht ist, und mor gen den anderen Streifen ackern. Das Blockholz können wir auch dann herabschleifen. Und " Aber jetzt schweigt er mit brennenden Augen. „Ja, Jakob, ja!" sagt der Haldgütler nur. Und als die letzte Furche gewendet ist, wandern sie still dem Hause zu r Jakob schon zum l zu ihm hin. So :r ihm mehr Lohn dann könnten sie Zar Iwan und das Kind Eine Geschichte von Peter Hausmann Zar Iwan, den die Geschichte den Schrecklichen nennt, hatte manchmal Anwandlungen von Menschenfreundlichkeit. Sie waren dann um so merkwürdiger. Zar Iwan sah eines TageS auf einer Ausfahrt einen Knaben, der ihm außerordentlich gefiel. Er lieh auf der Stelle anhalten, stieg ohne ein Wort aus seiner Kutsche und ging lächelnd auf das Kind zu. DaS aber machte, kaum daß es des Zaren ansichtig wurde, ein zorniges Gesicht und rannte davon. Allen Begleitern Iwans stockte der Atem. Der Zar, durch dieses Weglaufen gereizt, konnte einen seiner maßlosen Wut anfälle bekommen, vor denen sich ganz Rußland fürchtete. Aber es geschah nichts dergleichen. Der Zar blieb ruhig stehen und verfolgte mit heiterer Miene den Fliehenden. Dann winkte er etlichen Leibwächtern und befahl ihnen, den Knirps einzufangen. Nach kurzer Zeit brachten sie denn auch den schreienden, heftig um sich schlagen den Ausreißer, und Iwan schien sehr erfreut. „Äh, schau, schäm" rief er in bester Laune und versuchte den wilden Knaben zu streicheln: „Du läufst vor Väterchen Zar davon? Sehe ich so böse aus, mein Söhnchen?" Der Kleine aber gab keine Antwort, war wütend und zeigte nicht die geringste Ehrerbietung, worauf Iwan aber mals scherzend sagte: Mun, du kleines Rauhbein, ich will dir nur zeigem waS Gnade ist, und bald wirst du Väterchen Zar licken!^ Daraufhin nahm er den Knaben mit in den Kreml, verfügte, daß man dem Kinde das Harfenspiel beibringe, gab ihp, einen tüchtigen Lehrer und »Wei Leibwächter, denen er streng auftrua, jeden Befehl des Knaben zu befolgen. Der Knabe haßte das Harfenspiel, er haßte auch den Zaren, seinen Lehrer und seine Wächter. Er verlor aber die Gunst Iwans nicht, im Gegenteil, der Herrscher aller Reußen schien immer mehr Gefallen an diesem kleinen Wildling zu finden. Er ließ eigens für ihn ein kleines Häuschen mit aro-1 ßem Garten erbauen. Darin konnte sein Günstling schalten und walten, wie eS ihm beliebte. Oft besuchte Iwan ihn. Der I Knabe war immer gleichermaßen abweisend und finster. ,Laß mich aus!" brüllte er. „Ich will heim zu meinen Eltern, du Teusel!" Der Zar lächelte. „Deine Eltern sind mir dankbar, daß ich dir so viel Gnade erweise", sagte er spöttisch. „Du lügst!" schrie der Knabe noch wütender. „Mein Vater und meine Mutter lieben mich über alles." ,,DaS tun sie auch", gab Iwan zurück. „Und eben, weil ie dich über alles lieben, darum wünschen sie nichts anderes, als baß du dein Leben lang bei mir bist." Der Knabe schaute lammend in das grinsende Angesicht des Zaren und stockte. „Du glaubst mrr nicht?" fragte Iwan listig. „Nein, du lügst!" wiederholte sein klemer Günstling finster. Darauf gab der Zar den Wachmannschaften einen Wink. Sie rannten auf das mächtige Gartentor zu und öffneten es perranaelweit. Auf dem beschatteten Kiesweg, der zum Hause ührte, schritten die Eltern des Kleinen daher, beugten sich ein um das andere Mal zur Erbe und erstorben schier vor Ehr- ürcht. ,-Vater, Mutter!" rief der Knabe schluchzend und wollte re umschlingen: „Lieber Vater, liebe Mutter!" Die Eltern aber sahen nur auf den Zaren. Angst und Schrecken malten ich auf ihren Gesichtern. Sie wagten nicht, die auSgebreiteten Arme ihres Einzigen zu erfassen, und wehrten ihm. „Rettet mich doch! Nehmt mich doch fort von hier! Die- er Teüfel hält mich gefangen", schrie der Knabe voll Entsetzen und ließ seine Arme sinken. Indessen, sein Vater und seine Mutter erschraken noch mehr und riesen zu gleicher Zeit: „Aber Fedja! Fedjuschka! Kind! Niemand liebt dich so wie Väter chen Zar! Seine Milde bestrahlt dich wie die Sonne und wird dich groß machen vor Gott und den Menschen. Fedjuschka. Kind, wie kannst du nur so freveln!" Nach diesen Worten warfen sich beide vor den: Zaren auf die Erde: ,-Väterchen! Oh, Väterchen Zar, nimm unseren untertänigsten Dank für deine Gnade und Liebel" Und sie krochen an den Zaren heran und küßten ihm die Füße. Bleich stand Fedja da und brachte kein Wort mehr über die Lippen. Einmal streifte sein verstörter Blick das Gesicht des triumphie renden Zaren, der immer noch lächelte. „Siehst du, mein Söhnchen! Siehst du, daß ich wahr ge sprochen habe? Deine Eltern verstehen meine Liebe und Zärtlichkeit", rief Iwan und schaute aus die am Boden Liegen den: ,,Erhebt euch, liebe Leute! Steht auf! Und du, Fedjusch ka. küsse siel" Sogleich erhoben sich die Eltern und wollten ihr Söhnchen umschlingen. Fedja aber wandte sich wie angeekelt ab und rannte in daS Haus. «Fe —Fedja! Fe — cdjuschka!" schrie der Vater und wurde bleich. l Bücklingen^ Zar, und beide entfernten sich mit Vie- Um die Laune seines GünstlingS zu heben, nahm Iwan ihn einmal zu einem Soldatensest mit. Da wurde gelärmt, geschmaust, getrunken und viel geschossen. Zum erstenmal in seinem Leben sah der kleine Fedja, was das für ein wunder liches Ding sek, so ein Gewehr, das sein Leibwächter Sergey trug. Am anderen Tage kam Iwan auf dem Kiesweg daher, um Fedja zu besuchen. Der Knabe siand neben einem feiner riesi gen Wachter und geriet beim Anblick deS Zaren in eine maß ¬ lose Wut. Jäh stieß er Sergeh und befahl ihm: „Schieß, Sergey! Schieß den Hund tot, marsch!" Der verblüffte Wach soldat wußte im Augenblick nicht aus noch ein, entsann sich aber, daß er strengste Weisung hatte, alle Befehle deS Kleinen zu befolgen, und riß das Gewehr an die Wange. „Schießl" schrie der Knabe gellend. Sergeh zielte zitternd. Da aber traf ihn der durchdringende Blick des Zaren, und er ließ kraftlos sein Gewehr niedersinken. Entgeistert starrte Fedja. Mit größter Freundlichkeit kam Iwan auf ihn zu. ,Hahaha? lachte der Herrscher über Rußland plötzlich und wandte sich mit grausiger Ruhe an den versteinert dastehenden Knaben: „Siehst du, mein Söhnchen? Siehst du, was dein Väterchen Zar alles vermag? Er bannt sogar die Kugel im Lauf. Keine Flinte geht los, wenn er es nicht will, aber —" und damit nahm er dem Leibwächter Sergeh das Gewehr und ließ diesen zehn Schritte wegtreten: „Aber siehst du, beim Zaren geht jedes Gewehr los!" Sergeh stand stramm wie ein Klotz, und lächelnd schoß ihn der Zar nieder. Der Knabe sah den mächtigen Körper um brechen und lief mit einem schreckhaften Aufschrei davon. Hier ist die Geschichte zu Ende. Nur der Vollständigkeit halber fügen wir noch die Kunde an, in der es heiht, er sei nicht mehr gesehen worden. Iwan, den die Geschichte den Schrecklichen nennt, soll heute noch manchmal an der gleichen Stelle stehen — mit gesenktem Gewehr und lächelnd . .. Liebesscherz Eine Geschichte von HanSTaegener ES war eine wunderliche Gesellschaft, die deS Padrone Simdor mit dem unaussprechlichen Rätselnamen KsprejtwS- nek — eine kleine närrische Seiltänzergruppe, bunt wie eine Harlekinsjacke. Der Padrone selbst gab sich immer noch als ein alter Stutzer, einer von der Art der Mikosch. Er färbte sein Licht I gelocktes, graues Haar kohlrabenschwarz wie seinen langge- l schwänzten Schnurrbart; ging aufrecht wie ein Gockelhahn und trug stets eine Vapierrose im Knopfloch. Bis zum wohl bestallten Herrn Zirkusdirektor hatte er es in ferner jahr zehntelangen Komüdiantenlaufbahn noch nicht gebracht. Aber sein gelehrtes Eselchen „Mirakulum" mit dem dicken, buschi gen Schädel und den tänzelnden Beinen eines Schaukelpferdes führte er allabendlich um so selbstbewußter einem Allerwelts publikum als „renommiertes Weltwunder" vor. Seine Frau war viel jünger als er. Sie hieß überall nur „Tolla", Tolla mit dem unaussprechlichen Namen ihres ge spreizten Herrn Gemahls. Schlank war sie wie eine verhun gerte Katze. Galt allgemein für eine Italienerin, wußte aber selbst nicht zu sagen, wo sie auf die Welt gekommen war . . . Sah eher aus, als wäre sie bei den Illusionen eines indischen Gauklers irgendwie entsprungen oder von einer Hexe aus jagenden Sturmwolken in den Zirkuswagen geworfen worden. Mit dem geckenhaften Padrone und seiner tollen Ehefrau zog in der fahrenden Gesellschaft ein junger, naiver, aber um so schwärmerischer, netter Kerl mit dem besten Herzen von der Welt: Angelo, der Jongleur. Himmelblaue Äugen im kindlich lächelnden Gesicht, ein blonder Haarschopf wie Flachs im Sonnenglanz, — kein Wunder, daß die Dorfschöncn Bei fall klatschten, wenn er seine Hanswurstiaden zum besten gab. Und noch einer reiste seit einiger Zeit mit der Truppe: Francois, der — Schwerathlet. Er hob Zentnergewichte wie Kieselsteinchcn, Log Eisenstangen wie Haarnadeln krumm, riß Stahlketten wie Papierbindbaden und machte dergleichen Muskelnummern. Gelbbraun war sein Gesicht, die Augen grau wie das Eisen, bas er „im Handumdrehen" verbog, — Nacken und Schultern feist und breit, als sollte er den alten Atlas an der Erdkugel ablösen . . . Sonst jedoch ein ge fährlicher Bursche, der stets Händel und Raufereien suchte und — eifersüchtig war auf jedes bunte Kopftuch, das unter dem Grübchenkinn einer losen Dirn' verknotet war. — Es geschah an einem Herbstabend, als die Komödianten im alten Wirtshaus der Vorstadt eine kleine Vorstellung an sagten, weil das anhaltende Regenwetter ihre Freiluftarena gar zu sehr aufgcweicht hatte. Im geräumigen Schankzimmer war schon ein Haufen Schweinehändler vom vormittägigen Viehmarkt, BcthLren, Zigeuner und sonstiges Volk versam melt, um den „Direktor" mit seiner Truppe aus nächster Nähe bewundern zu können. Der rote Wein floß auf den Tischen nur so dahin, sammelte sich in „duftenden" Pfützen und sicker te durch die Holzritzen, während die Viehhändler immer von neuem bestellten und bezahlten. Auf dem Herde stand ein Riesentopf voll Gulasch, auS dem die geschäftige Wirtin un ablässig die scharfe, braunrote Brühe mit großen Brocken fetten Hammelfleisches herausfischte und auf bunten Stein guttellern auSschenkte. Die ganze lärmende Gesellschaft tobte und gestikulierte durcheinander, daß man kaum zwei zusam menhängende Worte verstehen konnte. Der Padrone, sehr gut aufgelegt, regte die Zuschauer durch seine Spezialnummer als Kartenvoltigeur und Bauch- redner zu immer wilderen, Applaus an, der natürlich nicht minder reichlich auch der windigen Parterreakrobatik Angelos und dem schwergewichtigen Kraftakt des herkulischen Fran-ois aalt. — Am Schluß der Kunstproduktion gab eS dann noch ei» euchtsröhlichcS Zusammensein aller Gäste der Vorstadt- chenke, in dessen Verlauf der Padrone daS lustige „Gioco d'amors", zu deutsch „LiebeSscherz", vorschlug. Ein launi irS Spiel, bei dessen Kommando „EinS! — Zwei — Drei!" alle Durch feine Kraft hab' ich gelebt, gestritten Und Liefe» Lebens Rätseln nachgespürt, ES hat mit mir gejubelt und Und mich grtreulU wie et» L geführt. Ans «eine» Balle» heiligem Erlebe« Bricht'» wie «in Quell u«L mrerschLpflich fort Und bat der Heimat HerrNM «rgFe«: Da» deutsch« Buch, der deutschen Denker «ort. Walter Schaefer Der Knecht Erzählung von Franz Braumann Heute hat der Haldgütler seinen Knecht verloren. Seinen treuen, sttlwn Kttecht! Wie es hergegangen, ist bald erzählt. Der Bauer wurde von Jahr zu Jahr älter, aber das einseitige, karge Gütel nicht kleiner. Für den Knecht, den Jakob, wuchs die Arbeit immer mehr an. Er hatte ja zu seinem Bauern schon oft gesagt, daß noch ein Kleinknecht Hergeböre. Aber der Haldgütler ist ein knickeriger Mensch. Vor vielen Jahren schon hatte er sich sn den Gwanken htneingeträumt: Wenn er vom Holzer einmal den Leitenanger kaufen könnte, stünde sein Höfel schön da! Die ganze Halde um sein Laus herum gehörte dann ihm, und er könnte etwa gar drei Kühlest, füttern. Dann hatte er lange den Kopf in seine Hände gestützt und nachgedacht, wie viele Jahre er sparen mutzte, bi» r-Io weit Ware. Da war eine lange Zett herausgekomMi. Aber er hatte sich'» vorgenom men, und nun spart« «r schon fünfzehn Jahre. Zwei, drei noch, dann war er soweit! Aber da» Alter rückte heran und Mit thm die größere Beschwernis. Allo fiel die meiste Arbeit auf den Jakob. An fangs hielt der Knecht «S. Loffte auf einen besseren Lohn — er möcht' sich ja auch einmal später um wa» schauon — oder daß doch einmal ein zweiter Knecht käme. In der Nachbar schaft ab«: lachten die Leute ihn au», daß er immer noch bei dem alten Schrullenjäger bliebe. „Komm zu unS!" hetzten sie. Und gestern geschah es. Der Jockob ließ es auf eine« Streit ankommea. Der alte Bauer erkannte die Ursach' nicht, und so waren RS und Gegenred bald so »«it, dH der Knecht seinen Dienst kündigte. Stand freilich der Haldgütler betroffen da. Der Tag ist noch ganz jung, richt. Gehen. Der Bauer schaut manchni einen Knecht bekommt er nimmer! gegeben und cmf seinen Traum ver, lange noch beisammen bleiben. Aber halt ja! Und dann ist sein Bauerntrotz da. „Leb Wohl, Bauer!" sagt noch der Jakob brummelig und reicht ihm die Hand. „Leb wohl, Jakov!" Aber wett kommt er nicht. Unter den letzten Ovstbäumen ist der Jakob, da hott ihn der Bauer noch einmal ein. „Jakob, bleib dal Mehr Lohn kannst auch haben. Um den Leitenanger hab' ich immer so sparsam mit dir getan. Aber ich muß ihn ja nit haben." Und bann erzählt er dem Knecht, wovon er schon so viele Jahre geträumt und sich und den anderen dabei das Notwendigste versagt hat. Der Knecht stcht eine Weile stumm, dann schüttelt er den Kopf. Nein, umkehren will er auch nimmer. Ist doch besser, wenn der Bauer in etlichen Jahren die Angerleiten kaufen kann. Und dann geht der Jakob wirklich fort. Es ist ihm gar nicht aut umS Her». Als er bei der ersten Wegbiegung noch einmal umschaut, steht der alte Bauer immer noch auf dem gleichen Fleck. — Der Knecht kommt zu einem neuen Bauern und hat dort mehr Lohn und weniger Arbeit. Er braucht sich um nichts zu kümmern, weil er nie allein bei der Arbeit ist. Daß er daS Angebot de» HaldgütlerS nimmer angenommen hat, braucht ihm wirklich nicht leib zu sein. Die Tage werden zu Wochen, und auch die streichen hin. Wer die Nachte werde» dem Jakob manchmal so lange, wie er sie sich nie hat vorstellen können. Sogar an den Haldgütler muß er dann denken. Wie wird es dem Bauern auf seinen kargen Wiesen und Aeckerlein gehen? DaS GraS über den Hügel hinaufzufahren, wird ihm schon rocht schwer fallen. Und dann gar, wenn einmal wieder daS Ackern beginnt! In solchen Nächten kann eS geschehen, daß der Jakob leise aufseufzt und den Schlaf nimmer findet. Da hört er dann den Brunnen vor dem Lause plätschern und im Stall die Käl- berknh nach ihrem schemgen Kalbe brüllen. Manchmal schirrt auch der Hund an der Kette, und der Bach rauscht ball» lauter, bald leiser herauf au» dem Edtgraben. UeverlingS fällt eS ihm aber dann ein, baß er Brunnen und Kälberkuh und Edtgra- den ja nächten» im Haldgütel gehört hat und jetzt wieder mit seinem Sinnen dort ist. unmutig dreht er stch dann zur Seite und versucht zu schlafen. Aber am Morgen fühlt er sich wieder seltsam bedrückt. Der Jakob hat vom Haldgütler nichts mehr gehört, seit der Zeit, oa er fort ist von thm. Und das ist jetzt immerhin schon viele Wochen her. Er weiß nicht, warum ihm der Gedanke gekommen ist. Einmal steht er am Morgen vor dem Bauern und fragt ihn, ob er ihm den Tag frelgckx. Er müsse ein wenig fortaehen. Am Nachmittag oder gegen Abend ftt er wieder zurück. Der Bauer
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