Weißeritz-Zeitung : 21.03.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-03-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-185603213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18560321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18560321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1856
- Monat1856-03
- Tag1856-03-21
- Monat1856-03
- Jahr1856
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- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 21.03.1856
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Freitag. . «r 24 21. My 18S« Weißerih-Ieitung. Verantwortlicher Ncdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde ' Znfikati- Werdinmit r 8 Pfgi für Zell« berechnet und tu all«« Expeditionen' angenommen. Erscheint Dienstags n»d Freitag». Zu beziehen durch olle Postanstal, ten. Preis pro Quart 10 Rgr. Eia unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Der Tod Hinckeldey'S. Am 10. März wurde der Polizeidirector deS preußi schen Staates im Duell erschossen. Das Aussehen, wel ches dieser Fall in Berlin, Preußen, ja in ganz Deutschland macht, ist unglaublich; er läßt einen Blick thun ili daS Treiben einer kleinen, aber mächtigen Partei in Preußen, wobei Jedem graut, in dessen Busen die Gefühle der Sittlichkeit ruhe». Jenes blutige Ereigniß, welches Berlin mit Schrecken und Entrüstung erfüllt, hat überall in Deutschland den gleichen Eindruck gemacht. . Auf allen Seiten wiederholt man: eS müsse etwas ganz Außerordentliches vorgefallen sein, Hinckeldey müsse auf eine unerträgliche Weise an seiner Ehre gekränkt worden sei», wenn der erste Polizeibeamt« deS preußischen Staates, ein Mann von kalter Ueberlegung «Nd ruhigem Charakter, bestimmt werden kpytzte, z« den. Massen des Zweikampfes zu greift».' DaS Dnell ist dnrchans unstttlich; e» jst die Appet- lalion an die rohe Gewalt; durch Pistolen kann nie Schuld oder Unschuld bestimmt werden. Welche empfind liche Beleidigung mußte voraüsgezangen sein, ehe sich ein Mann vön solcher Stellung entschließen konnte, jenem Götzendienste einer barbarischen Unsitte sich als Opfer hinzustclle». Er war durch gereistes Älter der Jahre ge wöhnlicher Raufer entrückt, durch seine ehrenvolle Ver gangenheit erhaben ssbrr den Verdacht unehrenhaster Ge sinnung, durch die gleichsten Familienverhältnisse an Frau und Kinder gefesselt. Unter allen Preußen höheren Standes hatte man diesem Manne ein solches Ende am wenigsten prophezeiht. . - Es ist daher sehr natürlich, daß man die Katastrophe vom 10. März nicht wie einen jener gewöhnlichen Ehren händel auffaßt, wie sie in Europa leider selbst nnter hoch gestellten Staatsmännern von Zeit zu Zeit noch Vorkom men. .... . - Die beiden Gegner standen in keinem gewöhnlichen Verkehr mit einander; sie waren auf rein'amtlichem Ge biete mit einander in Berührung gekommen und auch hier nur mittelbar. Die Söhne hochadeliger „kleiner Herren" hatten ost hohe Hazardspiele gemacht. Hinckeldey war anfgefordrrk worden, diese Uebertretung der Staatsgesetze zur Bestrafung zu bringen, und er machte mit jenen ad» ligen Herren nicht mehr Umstände, als mit jeder andern Hazardspielergesellschaft. Ein adeliger Poltzeilieutnant wurde beauftragt, sich in jenes Spiellocal zu begeben, die TH'eilnehmer äufzuschreiben und anzüzeigen. Darüber achteten die adeligen Spieler sich in ihrer Ehre so sehr gekränkt, daß sie sogar ans Bestrafung jenes Polizeilieut- nantS antrugen, weil ihnen Gehorsam gegen die Behörde des Königs angesonnen wurde. Hinckeldey bestrafte aber den Mann, der seine Pflicht gethan hatte, nicht, sondern versetzte ihn auf «ine besser« Stelle am Äheiy. Da» mochte jenen adeligen Spitlern zubunt sein. Nun mögen persönliche Ehrenkränkungen kftb schwersten Art gegen Hinckeldey vorgekommen, sein, da sie ihn bestimmten, seinen Beleidiger auf Zweikampf zu fordern. Mit diesem Gesichtspunkte gewinnt der Scandal die Ausdehnung eines politischen Ereignisse». Es würde voreilig sein, die Richtigkeit dieser Auffassung schon jetzt mit Bestimmtheit versichern zu wollen ; allein eS läßt sich nicht leugnen, daß die Ansicht des Publikums einige Wahr scheinlichkeit für sich hat: der Pistolenschuß des Hrn. v. Rochow sei eine Auslegung der famose» Rede deS Grafen v. Pfeil; das Publicum scheint seine Anklage nicht gegen eine einzelne Person, sondern gegen ein« ganze Kaste zu richten. Das Publicum nimmt an, die Coterie der ,,klei nen Herren", wie sich die adeligen Herren-Preußen» selbst -«WM hssttnl, Mn ««pört » über die SkspeetwidriMt gewesen, mit welcher die königliche Polizei: ihren noble» Passionen entgegcntrat. Man geht aber z» weit von Seiten d«S Publikums, wenn mau annimmt, eS habe sich ein förmliche» Eomplott gebildet, um da» mörderische Duell herbeizuführen. BemcrkenSwerth und ein auffallendes Zeichen der Zeit ist eS, dass sich die Bevölkerung Berlin» einstimmig um den Sarg des Getödteten schaarte. Dieser Getödtete war daS Haupt der Polizei, und die Polizei ist un- glücklicher Weise IheilS durch eigene. Schuld, theils ohne ihr Verschulden so gerade ausnehmend beliebt,- daß man ihr die Huldigungen de» Herzen» darbringt. Herr v. Hinckeldey genoß allerdings eine große Popularität. Er hat nicht nur die Polizeiaufsicht strmg gehandhabt, sondern auch mit seinem seltene»-ssdnte außerordentlich viel Gute» geschaffen. Er hat z. B. di« großartige Wasser leitung durch Berlin, wodurch dies« Stadt ungemein in gesundheitlicher Hinsicht gewonnen hab, in'» Leben gerufen; die Straßenreinigung, die Feuerwehr, die städtischen Tele graphen Berlin'», die großen Bade- und Waschhäuser find sein-Werk und werden seinen Namen in Ehren halten. Es gab in Berlin keine Wohlthätigkeitsanstalt, keine Gr-- ftllschaft, die da» VolkSwohl bezweckte, die er nicht beleben half. Die Theuerung der Lebensmittel machte ihm ernst liche Sorgen; er wollte dem. Volke billigere Lebensmittel verschaffen. Seiner Energie würde eS gelungen sein,, durch großartige Bäckereien' für. gesundes, gutes und etwgS billigeres Brod zu sorgen. Preußen hat in ihm einen Verlust erlitten, der in dieser ,Weise wohl kaum zu er setzen ist.' ES lebte in ihm Etwas vom Geiste des alten Fritz, dessen Wahlspruch war: Alles für daS Volk! So sehr aber seine Maßregeln das Beste des Volk» bezweckfen und vom Volke dankbar anerkannt wurde», so sehr er Vertreter des allgemeinen Wohls «ar,
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