Weißeritz-Zeitung : 16.05.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-05-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-185605169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18560516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18560516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1856
- Monat1856-05
- Tag1856-05-16
- Monat1856-05
- Jahr1856
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- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 16.05.1856
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«r. 38 Weißerih-Ieitung Freitag Erscheint Dienstags und Freitags. Zn bezieht» durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart.lONgr. 16 Mai 1856. Inserate werden intt 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Zeitbetrachtung. In Frankreich ertönten den ganzen April hindurch die Nachrichten, daß die Armee auf den Friedensfuß werde zurückgestellt werden, um dadurch die Nation zu beschwich tigen, welche der Ungeheuern Ausgaben für das stehende Heer überdrüssig ist. Daneben wurde in den französischen Zeitungen von einer großen Seeexpedition gegen die afri kanische Insel Madagascar gesprochen, und von einem sofort zu beginnenden Feldzuge gegen die Kabylenstämme in Algier, welche das französische Gebiet in Algerien be unruhigen. Der von den halbofficiellen Blättern erhobene Lärm ist bald verstummt. Er war nur deshalb angestimmt worden, um die öffentliche Meinung, welche mit dem In halte des Friedens nicht besonders einverstanden war, durch Aussicht auf nahen anderweiten Ruhm zu versöhnen. Da man aber der Ruhe froh und des Geldgebens recht gründ lich in Frankreich müde ist, so nahm man den Frieden dankbar hin. Da man nun ohne den Scezug nach Ma dagascar befriedigt scheint, so hat man jenen Lärm auch bald Verstummen lassen. Frankreich hat sich gewöhnt, jeder neuen politischen Wendung des Bonapartismus mit offiziellem Jubel beizutreteb, — denn die furchtbar gefesselte Presse darf sich nur über das freuen, was die Regierungspresse für bejubelnSwerth hält; jede freie Meinungsäußerung ist mit den härtesten Strafen bedroht. Die französische Negierung ist ungemein fruchtbar im Entdecken immer neuer Maßregeln, wodurch man die Massen beschäftigen und beschwichtigen kann. So hat jetzt die Regierung den Plan in die Oeffentlichkeit ventilirt, vom Meere aus, dem Canal zwischen England und Frankreich, einen großen Canal nach Paris zu leiten und ihn mit der obern Seine in Verbindung zu setzen, so daß die größten Seeschiffe in Paris ankern können. Das ist wieder ein hübsches Schauspiel, welches die Pariser lange beschäf tigen wird und der Weltstadt nicht wenig schmeichelt. Woher die riesenhaften Summen kommen sollen, darnach fragt man nicht. Eben so ist ein anderes Project durch die Regierung beschlossen worden. Nachdem aus den Willen der Regierung ganze Gassen und Theile von Paris ab getragen und mit palastähnlichen Bauten ersetzt sind, wo durch man den Proletariern Beschäftigung geben wollte, ist der MiethpreiS zu so schwindelnder Höhe hinaufgetrieben, daß die Arbeiter, welche ihre Quartiere plötzlich vernichtet sahen, ihre Wohnuugen vor der Stadt nehmen müssen, wodurch wieder die Polizeiaufsicht erschwert wird. Jetzt verkünden nun die offiziellen Blätter mit vorschriftsmäßigem Jubel, der Kaiser habe ein ungeheures Areal erworben, um es mit billigen Wohnungen für die Arbeiter zu be setzen, an welchem Plane sich auch die wohlhabenden Bürger bethciligen sollen. Um auch das Militär zufrieden zu stellen und dessen Sympathien sich zu sichern, wird ein neues PenstonSgesetz für die Hinterlassenen und Ange hörige» der verwundeten oder gefallenen Seeleute von dem gut besoldeten Senat votirt. So wird der Seckel der Besitzenden und Wohlhabenden stark in Anspruch genom men, wie noch unter keiner Negierung. Während in Paris die öffentliche Meinung durch ein eisernes Preßgesetz niedergehalten wird, muß es der französischen Regierung sehr unbequem sein, daß im Nachbarlande Belgien, dessen trefflicher König Leopold das Land mild und weise, festhaltend an der Constitution, regiert, in der freien Presse manche Schlaglichter auf die französischen Zustände fallen. Gegen Belgiens Preßfreiheit wendeten sich bedrohliche Worte des französischen Ministers in den Pariser Conferenz. > Blicken wir auf Italien, so zeigt sich eine allge meine dumpfe Gährung. welche durch ein Uebermaß un verständiger Polizeiwillkühr, durch mangelhafte Verwaltung, durch Ungeschicklichkeit im Versöhnen der Gemüther erzeugt ist. InParmaist auf's Neue ein mit äußerster Strenge gehandhabter Belagerungszustand verhängt. In Rom herrscht die vollste Auflösung polizeilicher Ordnung, trotz dem daß fremde Besatzung in Nom und den Legationen steht. In Toscana ist ein drakonisches Militärstraf gesetzbuch in Kraft getreten. In Neapel sind die alten Zustände. Nur im Königreich Sardinien, wo der edle König Victor Emanuel an der Constitution mit edelm Sinne festhält, ist Ruhe und Ordnung, welche nur durch Umtriebe deö CleruS etwas bedroht wird. Die Freiheit, welche in Sardinien herrscht, ist manchen offiziellen Zei tungen ein Dorn im Auge, und jüngst wurde durch offi zielle Federn der Welt weiß gemacht, Victor Emanuel stehe aus dem Punkte, sein Regierungssystem zu ändern, gleichsam als habe er ein Unrecht gut zu machen. Jenen Federn scheint eS sonach lieber zu sein, wenn in dem glücklichen Sardinien ebenfalls die trostlosen Zustände des übrigen Italiens eingesührt würden. — ES find eine An zahl hoher Diplomaten angeblich wegen Erholungsreisen nach Italien geeilt. Wenn man aber die dortigen Wirren damit zusammenhält, so scheint neben der Erholung ein ganz anderer Zweck vorzuwalten. Man spricht von einer Regelung der Thronfolge Griechenlands. Es ist das eine Frage, die in jedem kritischen Momente auftaucht und immer wieder auf di« lange Bank geschoben wird. Die Verfassung der Donaufürstenthümer er fordert eine rasche Erledigung, nachdem ihre Fürsten ab gedankt haben oder abgedankt worden find. Ob die englisch-französischen Truppen sobald die Türkei räumen werden, scheint uns nicht wahrscheinlich. Der Friedenstractat seht nur den Beginn, aber nicht die Voll endung der Zurückziehung fest. Man wird die Truppen
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