Weißeritz-Zeitung : 02.12.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-12-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-186212026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18621202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18621202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1862
- Monat1862-12
- Tag1862-12-02
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- Weißeritz-Zeitung : 02.12.1862
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D'-'ntzag. Erscheint 93. 2. Pecember 1862. Preis Dienstags und M 5-L Merkerrlz-Iertuna. anstalten. ! pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Psg. Amts- «nd Anzeige-Klatt der Königtichen Gerichts-Aemter und Stadträthe zn Aippoldismatde. /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Ludwig Uhland. Deutschland betrauert in diesem Augenblicke den Tod eines seiner edelsten Söhne, des Dichters Ludwig Uhland. Aus Tübingen in Schwaben erscholl die Trauerkunde: den 13. November ist Ludwig Uhland gestorben. Wo deutsche Wissenschaft und deutsche Dichtung geschätzt wird, wo man einen edlen, biederen Character zu schätzen weis;, da hat man jene Kunde mit Trauer vernommen. Sein Name ist heimisch in deutschen Schulen, im deutschen Volke seit einem halben Jahrhundert. Er ist darum heimisch im deutschen Volke, weil er mit dem Volke gefühlt, für das Volk im edelsten Sinne gewirkt hat. Er hat gesungen „von allem Süssen, was die Menschenbrust durchbebt", gesungen „von allem Hohen, was das Menschenherz erhebt", gesungen von Allem, was rühmenswerth ist. Nach Schiller ist Uhland ohnstreitig der volksthümlichste Dichter der Deutschen. Von dem großen Gestirne deutscher Dichtung gehen all- mälig auch die letzten hinab. Nur Wenige sind noch am Leben, welche gleichzeitig, wenn auch als jüngere Genossen, mit den Heroen des Zeitalters der Wiedergeburt gewirkt und geschaffen haben. Ludwig Uhland, dessen Sarg jüngst in die Gruft gesenkt wurde, gehört zu ihnen. Uhland wurde am 26. April 1787 zu Tübingen ge boren, also vor 75 Jahren, und war der Sohn eines dor tigen Geistlichen. Seine Schul- und Universitätsbildung er hielt er in seiner Vaterstadt. Er studirte die Rechte und war Doctor derselben und Advocat. Seine Jünglingszeit fällt in die Glanzperiode der deutschen Dichtung. Die großen Ereignisse des Jahres 1813, wo Deutschlands Söhne die Freiheit über die französische Knechtung Deutschlands errangen, begeisterten ihn zu herrlichen Gesängen. Seine Gedichte er schienen zuerst 1815 und haben bereits die 39. Auflage erlebt, sind also ungemein verbreitet. Viele von ihnen sind in Musik gesetzt. Seine vaterländischen Gerichte, deren Grund satz „Recht und Vaterland" ist, wurden namentlich mit gro ßer Begeisterung ausgenommen. Ganz besonders ist die rührende Bescheidenheit hervor- zu heben, welche Uhland vor vielen Dichtern und Gelehrten auszeichnete. Kein Schriftsteller konnte milder über die Lei stungen Anderer und strenger über seine eignen Werke urtheilen. An seiner Gattin besaß Uhland eine ihm vollkommen würdige Lebensgefährtin. Nicht ohne Schwierigkeit war es ihm gelungen, die Geliebte, welche einer der angesehensten Familien in Stuttgart angehörte, zu gewinnen. Seine politi sche Anschauung verursachte deü Widerstand der Familie, der endlich überwunden wurde. Seine Beharrlichkeit und Aus dauer trug den Sieg davon, ohne daß er die Selbstständig keit seines Characters und seine Ueberzeugung nur im Gering sten opferte. Leider fehlte dieser ungemein glücklichen Ehe der Segen eigner Kinder, für den ihn jedoch zwei Pflegekin der, der Sohn einer geliebten Schwester und eines früh ver storbenen Freundes, entschädigten. Man kann sich kein liebe volleres Verhältniß denken, als das, in dem Uhland zu seiner Gattin und zu seinen Pflegesöhnen stand. Wer je sein Haus in Tübingen, an dem Ufer des Neckar, mit seinem terrassen förmigen Garten, seinen Rebengeländer und seiner herrlichen Aussicht auf das reizende Neckarthal besuchte, der weiß, daß daselbst im Kreise der glücklichsten Familie und seiner Freunde einer der edelsten deutschen Männer wohnte, auf den das deutsche Volk mit Recht stolz sein darf. Das ist der Mann, um den das deutsche Volk und vor Allem die deutsche Lite ratur trauert, dessen Andenken und Beispiel fortleben wird, so lange in Deutschland gesungen und für das Recht gekämpft wird. Was Uhlands politische Thätigkeit anlangt, so wurde er schon 1819 von seiner Vaterstadt, die ihn hochachtete, in die Ständeversammlung gewählt. Später wurde er zum außerordentlichen Professor der deutschen Sprache und Literatur in Tübingen ernannt. Im Jahre 1848 wurde er ins deutsche Parlament gewählt und kämpfte hier, unter der ehrfurchts vollen Achtung, die er genoß, für ein großes deutsches Vater land mit der Zugehörigkeit Oesterreichs. Seine Unsterblichkeit hat sich Uhland in seinen Gedich ten errungen, welche zu den beliebtesten der Nation gehören; die meisten davon sind bleibendes Besitzthum des Volkes ge worden. Acußerlich sind sie dem Volkslieds in seiner ein fachen Weise nachgebildet, aber alle seine Poesien offenbarm, und das ist ihr unterscheidendes Merkmal, eine große starke Empfindung, die vom Herzen kommt, die aber durch keusche Selbstbeherrschung gemäßigt ist, und die häufig den Ausdruck trauernden Schmerzes und milder Schwermuth annimmt. Der Ausdruck überströmender Leidenschaftlichkeit fehlt ihnen, aber an edler, schlichter Kraft, an Zartheit und Tiefe werden sie kaum übertroffen. Neben dem begeisterten Dichter war Uhland Bürger und Patriot. Und wenn man Letzteres auch von Schiller sagen muß, der fortfuhr, wichtige Gebilde zu schaffen, in je stürmischerer Zeit er sich bewegte, so stand doch Uhland den Staatssragcn seiner Zeit persönlich näher; kam mit ihnen mehr in unmittelbare geschäftliche Berührung. Es war da her natürlich, daß der Ernst des Lebens, welcher Schillern in die idealen Regionen des Lebens emporhob, Uhland in die nüchternen Kreise der Wirklichkeit bannte. Es zeigt von der Wärme und Tiefe seiner bürgerlichen Gesinnung, daß Uhland aufhörte zu dichten, weil er zu singen nicht übers Herz brin gen konnte. Die Weisen, die ihm gegeben waren, bildeten einen Gegensatz und einen Mißklang mit den Stimmungen, deren er sich in der Restaurationsperiode nicht erwehren konnte. Man muß bedenken, was Uhland opferte, als er freiwillig in jener Zeit „der Muse entsagte und seine „Harfe" aushuig an den Weiden." Obwohl er sich in seiner Bescheidenheit nicht zu den ersten Dichtern zählte, so errang er doch einen Ruhm,
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