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Der sächsische Erzähler : 03.08.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-08-03
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194208035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19420803
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19420803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1942
- Monat1942-08
- Tag1942-08-03
- Monat1942-08
- Jahr1942
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 03.08.1942
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Oie Aus Bischofswerda und Umgegend Bischofswerda, S. August Volk hilf dir selbst! Wochettspruch der NSDAP. Volk hilf dir selbst, bann wird auch der Herrgott dir seine Hilfe nicht Versätzen. Abolf Hitler. Es ist eine alte Wahrheit, daß der in Wirklichkeit verlassen ist, der sich selbst verläßt. Und so ist es auch stets im Leben der Völ ker gewesen. Der Mensch, der die Hände in den Schoß legt und denkt: der liebe Gott wird eS schon machen, ist ebenso verloren wie das Volk, das nicht kraftvoll sich äußerer und innerer Feinde er- wehren kann. Der Landman weiß am besten, daß nicht nur Sonne und Regen, sondern harte und schwere Arbeit erst eine gute Ernte verbürgen. Stets hat die Geschichte bewiesest- daß ein Volk, daS sich nach stolzen Siegen dem Nichtstun und der satten Zufriedenheit hin gab, dann schwersten Prüfungen unterworfen wurde. Bestand eS sie nicht, bann ging die Welt dqrüber hinweg. So starb einst daS alte römische Reich, so. sank das. stotze Griechenland zur Bedeu tungslosigkeit herD und so hat eine Gründerzeit die Früchte der deutschen Einigung und eines glorreichen Feldzuges im Jahre 1870/71 verderben lassen. Anderseits aber nahm stets ein-Volk seinen Ausstieg, da» sich auf sich selbst besann. AuS dem deutschen Volk wuchs so die nationalsozialistische Bewegung, ehe eS zu spät war und jetzt wissen wir, baß wir nur dann unsere Stellung in der Welt behaupten und im Frieden unserer Arbeit nachgehen können, wenn wir mit dem Schwert uns dieses Recht erkämpfen. So steht auch heute an erster Stelle der Glaube an unser Volk und unsere Waffen und das Vertrauen, daß eine Vorsehung da seine Hilfe nicht versagen kann, wo ein ganzes Volk in treuer Pflichterfüllung, in treuer Gemeinschaft und in ganzem Kraft einsatz seinen Weg geht. Verdunkeln von Montag ri.50 bis Dienstag 5.03 llhr jiel- . . „ un- fand mit einem geselligen Beisammensein . Eisold einen würdigen Abschluß. —* Sichert ^die KleintiersMe. Sogar im Stadtgebiet tret« ,-unghühnerH- üe er den Stall- —* Kriegerkameradschaft „Ehemai. Göchs. Grenadiere* Bischofswerda «. Umgegend. Unter zahlreicher Beteiligung hiel ten am Sonntagnachmrttag die Kriegerkameradschaft „Ehemal. Sachs.. Grenadiere" und die Kriegerkameradschaft Trqbigau auf deren schön gelegenem, Schießstand ein Wettkampfschießen ab. Hierbei erzielten -ie Grenadiere 637 und die Tröbigauer Kame radschaft 497 Ring«, so daß die Grenadiere mit einem Plus von 40 Ringen als Sieger hervorgittgen. Bon den Grenadieren erreichten bei je 5 liegend freihändig abgegebenen Schüssen die Kameraden Paul Schmidt mit S6, Willy Mittag mit 53 und Georg Kergm a n n mit 48 Ringen die. höchste Ringzahl, Während von der Tröbigauer Kriegerkameradschaft die Kamera den Max Frenzel und Bernhard Gnauck mit je 48 und Emst Heioe mit 46 Ringen die besten Schießresultate erziel ten. Die im kameradschaftlichen Geiste verlaufene wohlgelun- aene Veranstaltung fand mit einem beim Kamerad Curt Eisold einen wü Len jetzt die' Geflügelräuber aus dem Tierreich ihr Unwesen. So mußte dieser Tage ein hiesiger Einwohner die betrübliche Fest stellung machen, daß ihm Wer Nacht seine acht Junghühner ver schwunden waren. Am nächsten Tage untersuchte er den Stall boden, unter dem er seine Lieblinge mit burchgebissenem Hals und ausgesaugtem Blut fein säuberlich nebenetnandergereiht wiederfand. Auf einer anderen Stelle tötete ein Wiesel eine Jungente und einige Kücken. Ist. diesem Falle konnte sedoch det Keine Räuber unschädlich gemacht werden. —* Erbkranke und Unfruchtbare könne« heirate«! Heirats fähige Erbkranke und Unfruchtbare haben bei der Ehewahl Schwierigkeiten, da sie nach dem Ehetzesundheitsgesetz nur unter einander heiraten dürfen. Um diese Schwierigkeiten zu mil dern, gibt es in Dresden eine besondere Ehevermittlungsstelle für Erbkranke, Unfruchtbare und Geschädigte. Sie befindet sich Leim Massenpolitischen Awt der NSDAP., Gauleitung Sachsen, Bürgerwiese 24. Zuschriften sistd dorthin zu richten. —* Die Aufbewahrungsfrist von Geschäftspapieren, die nach dem Handelsgesetzbuch auf 10 Jahre bemessen ist, wird an- nehmbarerweise allgemein — wie die Industrie- und Handels kammer zu Zittau mitteilt — auf dem Gebiet des Handels rechts einschließlich des Aktienrechts, des Rechts der Erwerbs- und ten mit beschränkter Haftung und des Rechts der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften sowie auf dem Gebiete des Steuer rechts bis auf weiteres voraussichtlich auf 5 Jahre herabgesetzt Gesstndheitsgefahren des Sommers handensein vvn Milchsaft oder die klebrige Beschaffenheit des Pilzhutes »eigen die Giftigkeit an. Nur die genaue Kenntnis dere Unterscheidungsmerkmale zwischen eßbaren und giftigen Pilzen kann vor Schaden bewahren. DaS vom Reichsgesund- heitSamt herausgegebene, im Buchhandel erscheinende Pilzmerk blatt ist ein gut« Lehrer überall da, wo man sich nicht an Pilz wanderungen unter sachkundiger Führung beteiligen kann. Eine ebenfalls nicht genügend veachtete gesundheitliche Ge fahr des Sommers ist die Flusstakeitsaufnahme nach dem Genuß von Obst. Unmittelbar nach dem Essen von Früchten jeder Art hüte man sich, Wasser, Milch oder andere Flüssigkeiten zu sich zu nehmen. Es besteht sonst die Gefahr, daß die noch unverdauten Früchte im Magen ausquellen. Hef tige Schmerzen sind die Folge, die in schweren Fällen sogar zum Tode fuhren können. Eine andere Gefahr — sie ist allerdings in diesem Som mer bis jetzt nicht akut geworden — droht im Hitz schlag und im Sonnenstich. Zwischen beiden, die oft verwechselt wer den, bestehen grundlegende Unterschiede. Hitzschlag wird durch außerordentliche Hitze hervorgerusen und ist ein Erschöpfungs zustand, während Sonnenstich auf der unmittelbaren Strahlen wirkung der Sonne beruht. Daher kann er auch im Hochge birge trotz verhältnismäßiger Luftküble auftreten. Die Erschei nungen beim Betroffenen sind fast die gleichen. Herzschwäche, Rötung der Haut, Atemnot. Den Erkrankten bringt man da durch Hilfe, daß man sie an einen schattigen Platz schafft, die Kleidung lockert, den Kopf hochlagert und Gesicht, Brust, Hände und Arme mit kühlem Wasser besprengt. In ganz schlimmen Fällen, wenn der Atem aussetzt, muß die künstliche Atmung einsetzen. Bei längeren Märschen in der Sonne soll man den Kopf unbedingt durch eine leichte, die Sonnenbestrahlung ab leitende Kopfbedeckung schützen. Landkreis Kamenz Die diesjährige Obsternte (Kern- und Steinobst), an den Land straßen 2. Ordnung des Kreises Kamenz soll am 20. August, vormit tags S Uhr, im Sitzungssaal« des Landratsamtes in Kamenz, Kkrch- straße 2, verlaust werden. Kaufangebote und die Schätzung des Obst behanges sind von den Pächtern schriftlich für jede einzelne Strecke bis zum 10. August 1942 für die Landstraßen 2. Ordnung beim Landkreis Kamenz cinzureichen. Die Angebote und Schätzungen haben die Menge des Behanges, getrennt nach Preisgruppen und Obstsorten, zu enthalten. - Elstra. Bei der Arbeit verunglückt. Bei der Arbeit auf dem Bauplatz der Firma Mirisch verunglückte der Zimmerlehr ling Sch. aus Welka ziemlich schwer, so daß er mit dem Kranken auto nach dem Krankenhaus Kamenz gebracht werden mußte. Bernbruch bei Kamenz. Heidelbeeren für die Verwundeten. Die Kinder unserer Schule sammelten 1)4 Zentner Heidel beeren, die sie dem Lazarett in Arnsdorf überbrachten. Kamenz. Jugenberholungspflege der NSV. Am 13. und 29. Juli reisten die im Kreis Kamenz untergebrachten hundert sudetendeutschen Gastkinder gut erholt, frisch und lebendig in die Heimat zurück. Nach den Dankschreiben der sudetendeutschen Transportbegleiter äußerten sich die Kinder begeistert über ihren Erholungsaufenthalt. Am 30. Juli fuhren aus dem Kreis Ka menz 30 erholungsbedürftige Kinder in den Gau Bayreuth. Weiterhin werden im Monat August kleinere Heimtransportc für ganz besonders erholungsbedürftige Kinder und Jugend liche in das Vogtland und Erzgebirge sowie in das Solbad Kreuzna a. d. Nahe starten. Mitte August werden unsere nach dem Gau Thüringen verschickten Kinder zurückerwartet. Gast kinder aus dem Gau Franken werden am 12. August Aufnahme im Kreisgebiet finden. Prämie und Leistung Wie bekannt, sind den Erzeugern in der Eier-, Geflügel-, Honig- sowie Milch- und Fettwirtschaft vom Reich Prämien bei Mebrabliefcrung in Aussicht gestellt worden. Ohne Zwei fel ist dieses Prämiensystem ein Ännreiz und dennoch völlig verdient, denn mit ihm wird ja die besondere Leistung deS Er zeugers für die Allgemeinheit anerkannt. Da sich aber diese Leistung auf wirtschaftlichem Gebiet vollzieht, liegt es auf der Hand, daß auch die Anerkennung mit einer wirtschaftlichen Ge genleistung in Form der Prämie erfolgt. Doch ivcr das deutsche Landvolk genau kennt, weiß auch, daß rein materielle Gründe nie für seine Leistungen, besonders in diesem Kriege, aus schlaggebend sein können. Ter deutsche Bauer denkt heute viel zu politisch, um in diesen Prämien etwa nur eine wirtschaft liche Belohnung zu sehen. Lange Jahre vor dem Krieg begann er mit der Erzeugungsschlacht und machte sich die Gesetze der Marktordnung zu eigen, iveil er wußte, daß sich Deutschland die Nahrungsfrejheit erringen müsse, wenn es trotz allen Opfer mutes seiner Söhne nicht doch in seinen Politischen Entschlüs- Nicht nur der Winter mit seiner kalten und nassen Witte rung bringt mancherlei gesundheitliche Gefahren mit sich, auch der Sommer hat die seinen, und sie wirken sich vielleicht noch stärker aus, als gerade die.warme Jahreszeit zu größerer Sorg losigkeit verleitet. Da sind zunächst einmal die Gefahren des WasserS. Wenn auch die Jugendlichen heute wohl alle deS Schwimmens kundig sind, so gibt eS doch noch viele, die gar nicht ober wenigstens nicht sicher schwimmen. Diese sollten sich nie verlocken lassen, in Gewässern zu baden, die sie nicht sehr ge nau kennen oder die eine starke Strömung haben. Gerade die Gefahren der Strömung werden häufig unterschätzt. Da aber der menschliche Körper nur um ein Geringes schwerer ist als daS Wasser, jungt er an zu schwimmen, wenn er mehr als zur Hälfte vom Wasser umspult wird und nur allzu leicht, wird ein nicht sicherer oder gar ein Nicht-Schwimmer von der Strö mung erfaßt und mitaerissen. Aber auch der sichere Schwimmer ist dann nicht ungefährdet, wenn er bestimmte Vorsichtsmaßre geln nicht bea«Ä«. Da ist vor allem die erste: nicht in erhitz- «m Zustand ins Wasser gehen, sondern erst Füße, Achselhöhlen und Nacken anfeuchten. Unser Körper kann zwar verhältnis mäßig hohe aber tiefe Temperaturen vertragen, aber er ist empfindlich gegen plötzliche starke Temperaturveränüerungen und die damit verbundene Schockwirkung. Wie mancher Herz schlag, im Wasser erlitten, mag auf diesen Schock zurückgehen. Gefährdet sind auch die Pilzjäger, die, ohne sich vorher ge naue Kenntnisse über eßbare und giftige Pilze verschafft zu haben, sich ihre Mahlzeit aus dem Walde mit nach Hause brin gen. Irgend ein allgemein gültiges Erkennungszeichen oder Prüfungsmittel zur Unterscheidung der eßbaren von giftigen Pilzen gibt eS Nicht. Weder die Braunfärbung des Silberlöf- fels, mit dem das Pilzgericht umgerührt wird, noch die Ver färbung einer mitgekochten Zwiebel, aber auch nicht das Vor ¬ werden. Die Wirschastskreise werden schon jetzt darauf auf merksam gemacht, Parole für Dienstag. 4. August: Nicht das Behagen des Menschen, sondern seine Pflicht ist der Zweck, wohin aller tendiert — in welchem auch das Behagen ' erst sein« SewLhr findet. Reuftrch (Lausitz). DaS Eiserne Kreuz L Masse erhielt für besondere Tapferkeit an der Ostfront Kamerad Reinhard K ö h - ler vyn hier.'Wiesenstraße. Er weilt jetzt auf Heimaturlaub. Rothnaußlitz. 50 Jahre im Dienst der Landwirtschaft. Seit SO Jähren versieht der Vvgt Max Böhme aus dem Rit tergut Rothnaußlitz seinen Dienst in treuer Pflichterfüllung und hat es quch in Viesen. Jahren seiner hiesigen Tätigkeit verstan den, die Achtung und Wertschätzung der Dorfgemeinschaft zu er werben. Dies zqtgte sich wiederum anläßlich seines 70. Geburts tages, den der rüstige Vogt am Sonnabend feiern konnte. Er wurde am 1. August 1872 in Neuspittwitz deboren. Möge es ihm vergönnt sein, noch viele Jahre in Gesundheit und Frische dem ihm lieb gewordenen Beruf nachzugehen. Svhland (Spree). Ein BerkehrSunfall mit tödliche« AuS- gana ereignete sich am Freitagnachmittag auf der Mengerei brücke am Stausee. Als ein Lastzug, von Zittau kommend, über die Spreebrücke fuhr, liefen zwei Kinder von einer Brückenseite zur anderen, kurz vor dem Kühler des Triebwagens vorbei; der Fahrer bremste sofort, so daß das ältere Kind glücklich die linke Brückenseite erreichte, während sein nach ihm kommender jüngerer Bruder, der dreijährige Reiner Richter, vom Triebwa gen erfaßt und getötet wurde. Die Mutter, die in Altenburg wohnt und hier bei ihrer Mutter zu Besuch weilt, hatte die Kinder her Großmutter anvertraut. Neugersdorf. Sechs Söhne an Ler Front. Mit besonde rem Stolz kann der Schlosser Bruno Goldberg im nahen Leutersdorf auf seine sechs Söhne blicken, di« sämtlich den Waf fenrock tragen und an der Front stehen. Drei von ihnen sind im Kampf ass der Ostfront verwundet worden. Der viertälteste, Erich Goldberg, wurde in diesen Tagen mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet, weil er einen schwerverwundeten Kameraden unter eigener Lebensgefahr zu retten versuchte und hierbei selbst verwundet wurde. peustadt. Line besondere Ehrung erfuhr Altbürgermeister Rich. Lehmann in Polenz kn Anerkennung seiner 2Sjährigen treuen Dienste. Auf einer Bürgermeistertagung in Pirna wurde er durch den Landrat besonders ausgezeichnet. — Das Eiserne kreuz 2. kl. erhielt Sanitätsunteroffizier Max Mehnert aus Niederottendorf für be sondere Tapferkeit bei den schweren Kämpfen um einen Brückenkopf im Osten. — Verstorben ist vorige Woche der älteste Einwohner von Hohburkersdorf, der Bauer Hermann Hfr sch im Alter von fast 93 Jahren. Er war der älteste Schlachtsteuereinnehmer Sachsens. SO Jahre hat er dieses Amt treu verwaltet und erhielt 1924 vom Prä sidenten des Landesfinanzamtes und 1941 vom Reichsminister der Fi nanzen Anerkennungs- und Dankschreiben. Ireue um l^reue knmttlnnromsn von Kurt kelsctier (29. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) Wie beklemmend schon diese ihr so fremde Umwelt wirkt! Dieser lange lmoleumbelegte Flur mit den vielen weißgestriche nen Türen links und rdchts und den schwarzen kalten Zahlen darauf. Wartet nicht hinter jeder dieser Türen irgend ein Leid? Und dies geschäftige und doch geräuschlose Huschen der Pfleger innen. Sind sie nicht zu bewundern, all diese Mädchen und Frauen, die nichts anderes kennen als helfen, immer wieder hel fen? Ach, sie möchte dem ja auch helfen, der dort hinter jener Tür mit der schwarzen Zahl auf seine Genesung wartet. Einen Augenblick muß sie erst Atem schöpfen, ehe sic leise die Klinke nieberdrückt. Dann steht sie in dem von Sonnen licht durchfluteten Zimmer. In Weiße Kiffen gebettet, den Oberkörper etwas erhöht, liegt Christian vor ihren Blicken. Quer über die Stirn läuft ihm ein breiter Pflasterstreifen, über dem der blonde Haarschopf kühn in die Höhe strebt. Der Anblick könnte fast erheiternd wirken, wenn Umwelt und Ge legenheit andere wären. Als Christians Blicke das Mädchen in dem Hellen Sommer kleid, den bunten Blumenstrauß in der Hand, umfassen, ver zieht er die Lippen zu einem schmerzlich freudigen Lächeln. „Na komm schon näher, Lisamädchen", versucht er zu scher zen, als er sie so zögernd an der Tür stehen sieht. „Ich beiße nicht." Da eilt Lisa Brosius zu ihm und reicht ihm wortlos die Hand. . „Hübsche Blumen hast du mir mitgcbracht", lobt er und führt sie an seine Nase. „Lieber.lieber Krischan, wie geht eS dir denn, du armer Kerl?" findet Lisa endlich die Sprache wieder und setzt sich auf den weißlackierten Holzstuhl neben sein Bett. „Na wie soll mir's gehen, wenn so ein hübsches Mädel wie du zu einem kommt? Natürlich gut." In Lisas Augen steigt es heiß aus. Wie tapfer er alle Rührseligkeit zu unterdrücken versucht. Auch sie will tapfer sein. „Ich muß dir auch noch danken, Krischan." „Ich wüßte nicht wofür." „Für deine netten Verse und daS feine Konfekt, das brr mir dor drei Wochen geschickt hast." „Nicht wahr, ich bin ein fabelhafter Dichter; der gute alte Goethe ist ein Waisenknabe gegen mich." „Sag mal, Krischan, bist du mir noch böse?" „Böse? Ich wüme nicht, weshalb ich dir böse sein sollte." „Ich war damals an dem schönen Nachmittag am Schlan gensee beim Abschiednehmen so blöd." „Du behauptetest Kopfschmerzen zu haben, wenn ich mich recht ermnere." „Das war ja nur eine faule Ausrede in Wahr heit " „Nun in Wahrheit? Was war eigentlich mit dir los, Lisa mädchen?" „Ich wußte eben nicht, ob das alles Ernst war; du weißt schon, was ich meine." „Ja — — Lisa es war mein voller Ernst da ¬ mals, und ich.harte mir zu Haus,als ich im stillen Kämmer lein noch einmal, alles überdachte, fest vorgenommcn, entgegen meinen dir gegenüber geäußerten Ansichten, am folgenden Sonntag bei oemen Eltern vorzusprechen und sie, wie es Wohl nach dem „guten Ton" heißt, um die Hand ihrer Tochter Lisa zu bitten —. Das ist nun freilich nicht möglich gewesen; denn am Tage vorher — eS sind heute gerade drei Wochen — machte ich mit meinem Wagen den fabelhaften Salto." „Aber wenn du wieder gesund bist, dann —" Lisa bricht ab, und ein Helles Rot fließt über ihre Wangen. „Du meinst, dann kann rch ja nachholen, was ich bisher auf schieben mußte?" Lisa Brosius nickt nur mit dem Kopfe und streichelt des Kranken iveiß gewordene Hände. „Nein, Lisa, das ist vorbei", stößt er hart hervor, und ein bitterer Zug gNäbt sich hart um seinen schmal gewordenen Mund. Erschrocken heftet das Mädchen seinen Blick auf ihn. I ^,Aber Krischan, warum denn? Hast du mich nicht mehr Eben weil ich dich lieb - sehr lieb — habe, muß es sein. „Ich verstehe dich nicht, Krischan." Jetzt ist er es. der nach d«S Mädchens Händen faßt, ihr lange forschend ins Auge blickt und dann langsam mit bitterem Lächeln sagt: „Wir wollen wieder einmal reinen Tisch machen; aber diesmal wirklich und endgültig, nicht wie damals, als es so ganz anders kam." Einen Augenblick zögert er, dann fährt er ernst fort: „Sieh mäl, liebe Lisa, damals als ich dir meine Liebe gestand, lachte der Sommerhimmel über uns. Der Himmel lacht auch heute aber wir zwei sind andere geworden. Das beißt: du bist noch di« gleiche liebe, konnig-heitere, gesunde Lisa Brosius, und ich bin — na ja, es hilft nichts, sich dagegen aufzulehnen ein Krüppel!" „Krischan, wie kannst du so sprechen!" „Nun, stimmt es etwa nicht? Ich muß doch durchs fernere Leben hinken." „Das müssen viele." „Damit werde ich auch fertig werden; aber ich kann einem so frohen Menschen, wie du einer bist, nicht zumuten, sein gan zes ferneres Leben an einen Mann zu binden, der doch in vie lem sehr behindert sein wird." „Lieber Krischan, nun laß mich auch einmal reden. Was du da gesagt hast, ist sehr anständig von dir, genau so anständig wie dein Verhalten, durch das du das kleine Kind auf Kosten deiner Gesundheit vor einem grausigen Tode bewahrt hast. War die Mutter übrigens schon bei dir?" „Nein, gottlob nicht." „Sie kommt noch; verlasse dich darauf. Ich habe sic selbst aufgesucht und ihr ordentlich den Standpunkt klargemacht." „Um Gotteswillcn, was machst du, Lisa, für dumme Streiche." „Gar keine dummen Streiche. Diese Frau Lehmann müßte auf den Knien vor dir rutschen." „Ich bin doch kein Heiligenbild." „Nein, das List du nicht, dafür ein Mensch, den ich so un glaublich lieb habe, daß " und sie beugt sich über ihn und küßt ihn auf die Lippen. „Lisa — — nein — — nein —", wehrt er ab und will seine Lände aus den ihren befreien und merkt zugleich, wie schwach er noch ist. Jetzt ist sic die Stärkere. „Siehst du nun, lieber Krischan, jetzt habe ich dich überfallen wie du mich damals am Schlangensec", und sic lacht ihm glück lich in die Augen. „Lisa — — cs geht doch nicht — — ich darf doch nicht " „Rede keinen Unsinn, ich möchte bloß wissen, was der Ver lust deines Fußes, so schmerzlich er für dich sein mag, mit unse rer Liebe zu tun hat? Kennst du den Baurat Fellner? Na türlich kennst du ihn. Der tvar vor dem Weltkrieg verlobt. Als er zurück kam, hatte er nur noch einen Arm. Hat ihn seine Vraut etwa deshalb nicht mehr gemocht? Im Gegenteil, sie haben bald nach seiner Genesung geheiratet und sind sehr glücklich geworden samt ihren vier Sprößlingen. Also Litte was willst du eigentlich noch?" „Lisa Lisa — — was bist du für ein Prachtke ' aber — — —" (Fortsetzung folgt.)
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