Weißeritz-Zeitung : 30.05.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-05-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-187305308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18730530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18730530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1873
- Monat1873-05
- Tag1873-05-30
- Monat1873-05
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- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 30.05.1873
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fassendes Urtheil über die innere Mission an dem durch diese Feiern Gebotenen prüfen, beziehendlich feststellen zu wollen. Dresden. Das Direktorium der Leipzig-Dresdner Eisenbahn wird auch dieses Jahr die gern benutzten Pfingst-Extrafahrten von und nach allen Stationen zwischen Leipzig und Dresden mit Billets zum einfachen Preise für Hin- und Rückfahrt, bis einschließlich Freitag den 6. Juni giltig, stattfinden lassen. — Bei den sächsischen Staatsbahnen fungiren jetzt versuchsweise auch Damen — bereits gegen 60 — als Billet- verkäuferinnen. — Die privilegirte Bogenschützen-Gilde in Dresden macht, jedenfalls zur großen Freude aller in der Nähe der berü—hinten Logelwiese wohnenden Menschenkinder, bekannt, daß das diesjährige „Fest"-Schießen — das letzte! —in der Woche vom 27. Juli bis mit 3. August abgehalten werden wird. — Am letzten Sonntage ist auch Friedrich Hecker wieder auf deutschem Boden aus Amerika angelangt. Von Bremen aus reiste er über Hannover und Frankfurt a. M. nach Mannheim zu seinen Verwandten. Er hat noch inniges Interesse am alten Vaterlande, wird einige Monate in Deutsch land zubringe», und gilt seine Reise überhaupt dem Zwecke, sich durch eigene Anschauung mit dem Wandel der Dinge in Deutschland vertraut zu machen. Berlin. Der Reichstag beschäftigt sich jetzt mit den Beratungen des Neichshaushalt-Etats für 1874. — Ma» spricht von einer Vertagung des Reichstages bis zum Herbst, da man fürchtet, mit der Berathung der umfassenden Gesetze über die deutsche Armee und einige andere, bis Ende Juni nicht zu Stande zu kommen. — Der Bundesrath hat sich für Ablehnung der ReichstagS-Diäten ausgesprochen, aber für die Gewährung freier Fahrt auf den Staats-Eisenbahnen. — Ein Post vertrag mit Schweden ist abgeschlossen worden; das Porto für Briefe soll 2^r Gr. betragen. Frankfurt a. M. Wie jetzt amtlich festgestellt ist, sind bei den Excessen zu Ende April 22 Personen unrs Leben gekommen und 42 erheblich verwundet worden. England. Die Bevölkerung von Loikdon beträgt nach der neuesten Zählung 3,356,073 Einwohner; die 21 größten Städte des Landes haben über 7 ho Millionen Einwohner. Frankreich. Die außerordentliche Schnelligkeit, mit der die Nationalversammlung MacMahon zum Präsidenten der Republik wählte, ist ein Werk der Monarchisten, die gar wohl organisirt unv auf Alles vorbereitet waren. Auch die ueuen Minister sind lauter strenge Monarchisten. Das Provisorium ist für den Augenblick gerettet. — Die Ver fassungsfrage hängt in der Schwebe; denn Napoleonisten, Bourbonen und 'Orleans bewerben sich gleichzeitig. Wie die Geschichte in Frankreich ihren weiteren Verlauf nehmen wird, kann nur nach den gegebenen Verhältnissen vermuthet werden. Mac Mahon ist konservativ und zugleich ultramontan, er ist aber auch ein Anhänger des Bonapartismus und kann wohl am meisten auf die Unterstützung der Armee rechnen, so daß möglicherweise eine Militärdiktatur und daraus wieder ein napoleonisches Kaiserthum — auf wie lange, ist freilich die Frage! — heraus wachsen kann. Daß nun im Innern Frankreichs, zumeist gegen die radikale Partei, die Zügel straffer gezogen werden im Sinne der monarchistischen Re aktionsliebe, ist unzweifelhaft; den Verpflichtungen gegen Deutschland wird sich aber auch Mac Mahon nicht ent ziehen können. In Paris und allen Departements herrscht vollkommene Ruhe; selbst die offiziellen Blätter rathen zur Mäßigung und Heilighaltung der provisorischen Republik, da bei dem Versuche, dieselbe jetzt in eine Monarchie umzuwandeln, der Bürgerkrieg unvermeidlich sein würde. Thiers wird in der Kammer ver bleiben und die Führung der Opposition übernehmen, um an der Spitze aller republikanischen Parteien für die Erhaltung der Republik einzustehen. Spanien. Die Verwirrung ist noch nickt gehoben, sie wird im Gegentheil immer bedenklicher. Der Generalkapitän von Katalonien hat sich bereits genöthigt gesehen, zu dem äußersten Mittel der Erhebung en müsse seine Zuflucht zu nehmen und sucht diese Maßregel durch die lächerlichsten Drohungen durchzuführen. Wenn die spanische Armee nicht hinreicht, um dem Bandenwesen der Karlisten ein Ende zu bereiten, dann wird der Befehl einer allgemeinen Volksbe waffnung, der nur ein Zeichen der höchsten Schwäche sein kann, dieses Ziel noch weit weniger erreichen. — Für die Wahl eines Präsidenten der Republik will die Regierung den Weg des Plebiszits (allgemeiner Volks abstimmung) Vorschlägen. Die ministeriellen Blätter sprechen sich für Figueras als künftigen Präsidenten der Republik auö; vorläufig aber erklärt dieser, sein Amt nach dem Zu sammentritt der Kortes niederlegen und keine neue Bürde annehmen zu wollen. Der Sohn der Wittwe. Erzählung aus dem wendischen Volksleben von E. Ziehen. (7. Fortsetzung.) 6. Eine wendische Wirthshansstube in einem kleinen Dorf ist ein seltsames Institut. Wer ländliche Originale sehen und wendische Charaktere studiren will, der findet zu ge wissen Zeiten dort hinreichende Gelegenheit dazu, namentlich an langen Winterabenden, wo einzelne ältere Männer, die keine Lust oder kein Geschick haben, an der allgemeinen Winterbeschäftigung der weiblichen und männlichen Bevölkerung, dem Spinnen, theilzunehmen, sich häufig in der Schenke zusammenfinden und hier im dichtesten Tabaksqualm bei braunem und „blondem" Bier die Dorf- und Weltange legenheiten besprechen. Es vergeht freilich allabendlich immer erst einige Zeit, ehe die Geister des Biers und Brannte- weinS die Zungen lösen; sind diese aber einmal entfesselt, so werden die Lungen nicht geschont. Christoph Boichevitz, der wohlbeleibte Eigenthümer eines kleinen WirthShauses in dem Weddin zunächst liegenden Dorfe, stand etwa acht Wochen nach der zuletzt geschilderten Scene zwischen Anna Debet in und dem Sohn des Schulzen am Fenster seines noch ganz stillen Schenkzimmers und schaute verlangend nach seinen Stammgästen aus. Endlich erschien einer der Ersehnten, wünschte dem tonnenähnlichen Wirthe mit klassischer Ruhe einen guten Abend, forderte ein Glas Bier, setzte sich, von bläulichen Dampfringeln umschwebt, auf den ihm zukommenden Platz am Fenster und sagte kein Wort. Als Boichevitz das Verlangte vor ihn hingestellt und einige Bemerkungen über das unvernünftige Schneegestöber gemacht hatte, auf welche Jener nichts erwiderte, weil er vollkommen derselben Ansicht war, trat ein andrer Stamm gast ein, fertigte Beide mit einem einzigen „Guten Abend!" ab, ließ sich auf seinen Platz in einem Winkel des Zimmers nieder, verschanzte sich hinter undurchdringlichen Tabaks- wolkenmaffen, hörte eine Weile dem Monolog des Mannes von der Tonne zu, forderte dann ein Glas Branntewein und versank in tiefes Nachdenken. Nachdem das Schenkzimmer in derselben Weise noch von drei bis vier andern Stammgästen bevölkert worden war, entspann sich endlich eine Art von Gespräch zwischen dem
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