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Weißeritz-Zeitung : 17.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-187310170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18731017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18731017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-17
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 17.10.1873
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— 654 — — Der Kaiser wird am 17. Octbr. nach Wien reisen, an welchem Tage auch Fürst Bismarck hier ankommen wird, um ihn zu begleiten. Die amtliche „Prov.-Corr." sagt in Bezug auf diese Kaiserreise: Nachdem nun der, bei der vor jährigen Dreikaiserzusammenkunst geschlossene Friedensbund durch die Besuche des Königs vou Italien eine weitere Aus dehnung erfahren hat, darf die jetzige neue Zusammenkunft in Wien als der bedeutungsvolle Schlußstein einer großen politischen Thätigkeit gelten, durch welche Europa vor neuen Erschütterungen des Frieden« bewahrt wird. — Aus Elsaß-Lothringen sind vielfach Petitionen gegen die Verdrängung der französischen Sprache aus den Elementarschulen hier eingelaufen. Es beruhen indessen die bezüglichen Verordnungen auf sehr umfassenden Erwägungen unter Hinzuziehung der Organe aus den Reichslanden, und es darf daher nicht angenommen werden, daß die Petitionen berücksichtigt werden können. Frankreich. Der Königsthron ist noch immer herren loses Gut, ja wie neuere Nachrichten melden, ist die Wieder herstellung der Monarchie ins Stocken gerathen, da der Graf v. Chambord sich weigert, der französischen Armee die Tricolore zu lassen und gewisse konstitutionelle Formen einzuräumen. Man verlangt bereits öffentlich die Entscheidung der monar chischen Frage und sagt, in der Hand des Grafen v. Cham bord liege die Wiederaufrichtung des Königthums oder dessen Vernichtung für immer. Auch die Republikaner rühren sich gewaltig und wirken für ihre Zwecke nach allen Seiten. Spanien. Die Karltsten haben wieder eine Niederlage in Catalonien erlitten, und ihre Verluste sind beträchtlich. Man kann daher versucht sein, zu glauben, daß dem Lande die Einheit der Regierungsgewalt in nicht allzu ferner Zeit zurückgegeben sein werde und die karlistische Bewegung in den letzten Zügen liegt. Evi aus dem Forsthause. Eine Dorfgeschichte. Von I. M. 1. Die Eger gleicht so recht einem launigen, aber reizenden Mädchen. Bald tänzelt sie über entgegengeworfene Felsstücke, als wollte sie die ernsten, moosgrünen Uferhüter mit ihren zackigen Spitzen, ihren tiefen, engen Klüften ob ihrer starren Ruhe verspötteln, die nur dann und wann herabrollende Granit- oder Basaltblöcke unterbrechen; — bald schleicht sie traumhaft ruhig und wenn es anginge, sogar majestätisch durch freundliche Auen, um plötzlich wieder durch ein gähnendes Felsenthor zu verschwinden. Reizend sind ihre Ufer da, wo sie die auslaufenden Höhenkänime der erzgebirgischen Quer- thäler und die stattlichen, tiefgrünen Höhen der sog. Dup- pauerberge scheidet. Nicht minder reizend aber sind die Kessel und Ebenen, die sie in ihrem Ober- und Unterlaufe durchfließt. Ach die Natur hat ihre Launen, die Herz und Geist erfreuen, wenn sie nur, wie hier, so reiche und schöne Ab wechselung bietet. — Die alten Völker pflegten ihre Flüsse zu personifiziren und in den Personen die Eigenarten und Charaktere der Flüsse darzustellen. Eine so Personifizirte Eger möchte ich die Förster-Evi nennen, die eben den Fußpfad, der vom nahen Städtchen der Eger entlang führt, dahergeschritten kommt. Der Weg ist aber keineswegs so angenehm, daß man sich, wie Evi, zum Singen angeregt fühlen möchte. Er führt oft über ge waltige Felsstücke, die von den jähe aufsteigenden Flußufern im Laufe der Zeiten herabgerollt waren und stellenweise läßt er sich sogar nur mit einigem Aufwand von Vorsicht passiren. Aber Evi war ihn nicht zum ersten Male gegangen; leicht und flink, wie ein Reh setzt sie über die Hindernisse hinweg und läßt dazu frisch und munter ein Liedchen tönen. Sie ist hochgewachsen, doch nicht schlank. Ihr ganzes Wesen zeigt eine Frische und Anmuth, wie man sie häufig auf dem Lande antrifft. In ihren braunen Augen liegt ein leibhaftiger Schalk, der sie nur selten verläßt, und dann zieht oft um nichts willen ein gewisser Ernst, den ich komisch nennen möchte, ihre Hohe, reine Stirn in feine Falten. Ihre Worte, ihr Thun und Handeln, ihr ganzes Benehmen sind von einer Naivetät, die himmelweit und vortheilhaft verschieden ist von der sog. Naivetät der Städterinnen, die ebenso erkünstelt er scheint, als anwidernd wirkt. Ein launiges, aber reizendes Mädchen war Evi, der man gerne ihre Launen, die übrigens nichts Boshaftes an sich hatten, nachsehen konnte. Sie war in der Stadt gewesen, einen Brief an ihren Bruder Rudolf auf die Post zu bringen, der in einer ent- fenten Stadt in Garnison lag. Rudolf hatte einen Urlaub auf unbestimmte Zeit erhalten. Er wollte einen Freund mit bringen und mit ihm den Sommer im österlichen Hause ver leben. Das hatte er nach Hause geschrieben und nun eine beifällige Antwort erhalten. Auf dem ganzen Heimwege waren Evi's Gedanken mit dem nun bald heimkehrenden Bruder beschäftigt. Sie hatte ihn wahrhaft lieb, waren ihr doch sonst keine andern Geschwister beschicken, nnd außerdem waren schon volle sieben Jahre vergangen, seit er das Forsthaus verlassen hatte. Was wollte sie nun nicht Alles thun, um seinen Aufenthalt im Vaterhause recht angenehm zu machen? Mehr als einmal schlug sie trotz ihrer 18 Jahre vor Freude laut in die Hände und tänzelte und hüpfte lustig über die den Pfad verlegenden Felsslücke und sang sich manches fröhliche Liedchen vor, das sie der Bruder einst in heiterer Kinderzeit gelehrt halte. Die Sänger des Waldes waren verstummt; sie saßen wohl schon träumend in ihren luftigen Laubgemächern. Nur manchmal schwirrte einer, den der Eifer im Nahrungssuchen etwas weiter von seiner grünen Wohnung entfernt hatte, laut los und pfeilschnell an Evi vorbei, über die Eger herüber und verschwand in der Dämmerung. Aus entfernten Dörfern hallten nun auch die Abend glocken, lieblich und traut, wie sie seit Jahrhunderten schon durch die Thäler erklungen waren. Evi unterbrach plötzlich ihren fröhlichen Jugendgesang und schickte in wahrer Andacht fromme Gedanken gegen Himmel. Der Weg zweigt sich nun ab. Während der eine Theil die Richtung beibehält, führt der andere in einer engen, mit dem Flußthale anfangs fast parallel laufenden Schlucht auf die Höhe. Evi betrat den letzteren. War es schon draußen ziemlich dunkel, — hier in der Schlucht, die von dichtem Laubgehölze förmlich Überhängen ist, herrscht völlige Finsterniß. Der Weg ist besser, aber auf der einen Seite senkt sich zu beträchtlicher Tiefe die Rinne eines nur zeitweilig Wasser führenden Bächleins. Evi schreitet hier langsamer aus. Endlich durchbricht der schwache Schein des Abends die völlige Dunkelheit. Wenige Schritte — und sie befindet sich auf der Plattform eines weit ausgedehnten Hügelrückens. Sie passirt mit einem hellaufjubelnden Triller einen Holzsteg, der die Schlucht überbrückt. In geringer Entfernung sieht sie von dem tiefen Dunkel des Waldes abgehoben das ForsthauS. Wie jede Wohnstätte der Menschen, hat auch dieses seine Geschichte, eine traurige zwar, aber längstvergangene Geschichte, die zu dem friedlichen Stillleben der jetzigen Be wohner im schärfsten Gegensätze steht. In seinen jüngern Jahren soll, wie eine alte Ueber- lieferung wissen will, das Forsthaus ein fürstliches Jagd- und Lustschloß gewesen sein. Der jetzige Bau, der ganz das Aussehen eines Ueber- bleibsels von andern gewaltigen Bauwerken hat und mehr noch seine Lage, lassen eine derartige Annahme zu.
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