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Weißeritz-Zeitung : 24.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-187310246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18731024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18731024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-24
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 24.10.1873
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durch die herrlichen Auen, die sich zwischen der Stadt und dem nahen Gebirgszuge auSdehnen. Ein ganzer Fourage« transport folgte un«, da wir auf dem freien Platze der Ruine, die nebenbei gesagt nur wenige au» der Gesellschaft kannten, Mittag zu halten gedachten. Wir mußten den Gebirgszug überschreiten und thaten dies unter Ausbrüchen jener glückseligen Heiterkeit, die eine Folge jugendlicher Vollkraft ist; nur wenige der uns be gleitenden Matronen klagten über die muthwillige Jugend, die nicht gleichen «schritt mit dem bedächtigen Alter halten wollte. Aber auch diese Klagen verstummten, als wir den Gebirgskamm erreicht hatten und das reizendste Panorama vor uns lag. Das Gebirge bildet da einen ungeheuren Kessel, aus dessen Mitte sich ein einzelner Kegel hebt. Schöne, saftig grüne Tannen, durch deren Wipfel stellenweise die Mauer reste von Wildenstein, traurige Trümmer eines ausgeklungenen Lebens, sehen, krönen den Gipfel. Ein Wartthurm, an dem der Zahn der Zeit vergebens genagt, überragt noch um ein gutes Stück die Tannen und blickt wie ein verlorener Posten, den die scheidenden Jahrhunderte vor dem Andrange einer neuen frischeren Zeit abzurufen vergessen, ernst und gewaltig herab in das lustig treibende Leben der Niederungen. Herrliche Dörfer wechselten hier mit stattlichen Fabriksanlagen ab. Nach einem kurzen, nothwendig geworvenen Aufenthalte setzten wir unsere Wanderung fort und langten bald am Ziele an. Hier nahmen die Zurüstungen zum Mittagmahle den weiblichen Theil der Gesellschaft vollauf in Anspruch, während sich die Herren mit den einzelnen Theilen von Wildenstein bekannt machten. Ich habe noch nicht gesagt, daß ich meinem Verlobten von ganzer Seele zugethan war, mein jetziges Leben giebt Zeugniß von dem Grade meiner Liebe; aber an diesem Tage war es mir, als müßte ich ihn in die geheimsten Falten meines Herzens blicken lassen. Ich bat ihn, bei mir zu bleiben, was er gerne that. Eine unerklärliche Angst hieß mich kein Auge von ihm abwenden. Er lächelte zuweilen darüber, aber schließlich ließ auch er sich von meiner Angst anstecken. Er wich nicht von meiner Seite. Nach dem Mittagmahle ward beschlossen, einen gemein schaftlichen Rundgang durch die Ruine zu machen. Ein Punkt war es namentlich, der un« vor Allem durch seine romantische Lage, durch die verlockendste Aussicht, die sich von hier aus dem Blicke bot, länger hinhielt. Ich weiß nicht mehr, wie es kam. Eine Freundin suchte mich zu Haschen. Ich wich bis an den Rand des hier jähe abfallenden Felsens zurück, sie faßte mein Kleid, ich machte eine Wendung, da hörte ich einen Gegenstand klingend den Abgrund hinunter fallen. Als ich meine Taschen durchsuchte, fand ich, daß es ein Fingerhut war, den mir einst eine damals schon ver storbene Pathe geschenkt hatte. Der Verlust war mir des halb sehr unangenehm. Ich sprach dieses auch der Gesell schaft gegenüber aus. Mein Verlobter hatte es kaum gehört, als er auch schon an den Rand des Abgrundes trat und nach längerem Forschen den Verlorenen in einer Tiefe von einigen Klaftern auf einem vorspringenden Felsstücke entdeckte. Im Nu hatte er sich über den Rand geschwungen und kletterte trotz meiner und der ganzen Gesellschaft Bitten den gefährlichen Abgrund hinab. Zitternd und bebend stand ich am Rande und blickte ihm nach. Aber, da war er ja schon glücklich unten angekommen und hob den mir auf einmal verhaßten Fingerhut triumphirend auf. Ich schaudere jetzt noch, wenn ich daran denke, wie er sich abmühte, an der aufragenden Wand festen Fuß zu fassen. Wir riefen ihm zu, er solle nur wenige Augenblicke sich ruhig verhalten. Einige Herren waren schon hinabgegangen, um aus dem nächsten Dorfe ein Seil zu holen. Ein furcht bares Verhängniß trieb ihn zur Eile. Noch einmal versuchte er, den Fuß aufwärts zu setzen. Da wankt er. Mir wird es schwarz vor den Augen. Noch höre ich einen vielstimmigen, entsetzlichen Schrei, — dann nichts mehr! Als ich wieder zu völliger Besinnung kam, fand ich mich daheim in meinem Bette. Die Mutter erzählte mir später, daß er in der That den Abgrund hinuntergestürzt und jämmerlich zerschlagen in der Tiefe aufgefunden worden sei! Man habe ihn in's nächste Hau« gebracht, wo er indessen schon nach wenigen Stunden seine treue Seele aushauchte. Den Fingerhut, den er krampfhaft in der Hand ge halten hatte, ließ die Mutter ihm mit in seinen Sarg legen. Ich machte nach jenem furchtbaren Tage eine böse Krank heit durch, die mich fast ein Jahr an'S Bett bannte. Ich genas. Einen Entschluß hat die Krankheit zur vollen Reife gebracht: mein übriges Leben dem Andenken des geliebten Tobten zu weihen. Ich hätte späterhin oft und anscheinend gut heirathen können, aber ich mochte meinem Vorsatze nicht untreu werden. — Hier hast Du, mein Kind, eine Geschichte aus meinem Leben, vielleicht die einzige; und daran hat mich Dein freund- ' liches Geschenk gemahnt. Wenn Du mich nun einmal sinnend am Fenster sitzen und in ven grünen Wald hinausblicken siehst, so störe mich nicht; Du weißt jetzt, woran ich dann denke." (Fortsetzung folgt.) Verhandlungen der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 19. Sitzung am 26. September 1873. Anwesend die Stadtverordneten: Reichel, Vorsteher, C. Teicher, Liebscher, Walter, Könitzer, Leißring, sowie die Ersatz männer: Heise und G. Teicher. 1) Das Collegium verwilligte aus der Sparcasse 700 Thlr., 400 Thlr. und 200 Thlr. Darlehn an mehrere Grundstücksbesitzer. 2) Hierauf nahm man davon Kenntniß, daß sich die Besitzer der Grundstücke Nr. 237 und 238 des hiesigen Brandcatasters mit den von den beiden städtischen Collegien verwilligten Entschädi gungen für an die hiesige Stadgemeinde abzutretendes Areal, sowie zu verlassende Oberbautheile, Grundmauern und Keller zufrieden erklärt und auf etwaige weitere Ansprüche an die hiesige Stadtgemeinde verzichtet haben. 3) Dem Beschlüsse des hiesigen Kirchenvorstandes, an Stelle der bisher von Kindtausen und Trauungen bezahlten freiwilligen Abgaben vom 1. October d. Js. ab in der Parochie bestehenden Abgaben für die Kirchencaffe mit den übrigen Gebühren erheben zu lassen, trat man nicht bei, da zu Umwandlung einer freiwilligen Abgabe in eine zwangweise ein gesetzlicher Grund nicht vorhanden ist, sprach sich vielmehr für gänzlichen Wegfall der gedachten frei willigen Abgaben einstimmig aus. 4) Auf Ansuchen des Herrn Mühlenbesitzers Hille hier beschloß man, demselben für Einstellung seines Gewerbebetriebes wegen des Neubaues und der Verbreiterung der Brücke über den Mühlgraben im Bödichen eine Entschädigung von 6 Thlrn. zu gewähren. 5) Genehmigte man die Abtrennung von 1 Ruthe Areal von einem der Spar- und Stadtcasse verpfändeten Grundstücke und entließ dieses Areal aus dem Pfandnexus. 6) Von der Mittheilung des Stadkathes über die Wahl des Herrn Lehrers Enzmann hier zum 4. ständigen Lehrer hiesiger Stadt schule nahm man Kenntniß und beschloß, zu erklären, daß man gegen die Person, Lehre, Leben und Wandel des Gewählten etwas nicht einzuwenden habe. 7) Verwilligte man nachträglich 8 Thlr. S Ngr. aus hiesiger Stadtcasse zur Bestreitung des Aufwandes bei der am 2. September d. Js. stattgesundenen Nationalsestseier. 8) Stellte der Vorsitzende Reichel schriftlich den Antrag um Abänderung der Lieferscheine über die Gebühren der Schulcaffe von Trauungen, Kindtaufen und Beerdigungen. Man beschloß, dem Stadtrathe diesen Antrag zur Erwägung zu überweisen.
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