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Dresdner Journal : 20.10.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-10-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185710202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18571020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18571020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1857
- Monat1857-10
- Tag1857-10-20
- Monat1857-10
- Jahr1857
- Titel
- Dresdner Journal : 20.10.1857
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MO worden. — Das Dir,cto«tun, 4«r hi«Ag<» B-mkfMale hat tri der Nationaldank in Wien «n rin« grßßere Drtariv» d«S SScomptefond» angesuchsi vMch«» Ansuchen M 300,000 Gulden willfahrt worden ist.4—' Ak« «in sich-he- Zeichen, baß man auch am hiesigen Platz« auf ,i»r strenge Regelung der Vermittelung von Wechsel« und Börsengeschäften bedacht ist, kann wohl die gestern stattgesundene Beeidigung zweier Börsensensale, die sich zuvor einer Prüfung bei der Handel-« und Gewerbekammer unterziehen mußten, angesehen werden, und scheint auch hiermit der Zeitpunkt für dir Errichtung einer eigentlichen Prager Börse, so überflüssig «in« solche für die augenblicklichen Geschäft-Verhältnisse erscheinen mag, um rin Bedeutende- näher gerückt. — Im Monat November wird da- hiesige Münzamt gleich den übrigen Münzämtern der Monarchie mit der Au-prägung der neuen österreichischen Münzen beginnen. — Den Lehrern der hiesigen höhern Lehranstalt ist diese Woche die Mitteilung gemacht worden, daß der Verwaltung-rath da- bisherig« Provisorium der Anstellung in ein Definitivum umzuwandrln, fall- dieselben sich mit dem für die einzelnen nach Maßgabe der Unterricht-, stund,nzahl systemisirten Gehalt« zufri«d«n stellen wollen, und sind di, b,tr,ff,nden Ernennungen an da« Unterricht-mlni- sterium zur Bestätigung überschickt worden. Berlin, 18. Oct. Da« neueste Bulletin über da- Be finden Sr. Maj. de- König« lautet: „Se. Maj. der Kdnig hat während der ganzen Nacht ruhig geschlafen; dessenungeachtet und trotz der allmählich wiedrrkehrenden (Lßlust ,st nur eine langsame Zunahme der Kräfte bemerkbar. Sans souci, Sonntag, 18. Oct-, Vormittag« ^12 Uhr. (g-z.) vr. Schdn- lrin. vr. Grimm, 1>r. Weiß." Berlin, 17. Oct. Die „Zeit" bespricht heute den in unserm Blatte (vgl. Nr. 241 unter Frankfurt) bereit- be leuchteten Artikel de- „Nord" bezüglich der Holstein-lauen- burgifchen Angelegenheit. Der „Nord" versicherte nämlich, Preußen und Oesterreich hätten sich verpflichtet, die Sache nicht vor die deutsche Bundesversammlung zu bringen, und die Stände der Herzogthümer, auf sich allein beschränkt und besser beralhen, würden rin, nachqikbigere Stimmung z,igen. Die- s,i al- ein Ergebniß vdr Stuttgarter Zusammenkunft hingrstellt, welch,- der Initiative de- Kaiser- Napoleon zuzu schreiben sei. „Eine solche Vorstellung —sagt di« „Zeit" — beruht offenbar auf einer sehr ungenauen Würdigung der thatsächlichen Verhältnisse. Auch wir sind nicht in der Lage, unfern Lesern den Inhalt der Stuttgarter Besprechungen vorzukühr,n; wir müssen e- dahin gestellt sein lassen, in wiefern eS die Monarchen Rußland- und Frankreichs ange messen gefunden Haden, da« Zerwürfniß zwilchen Deutsch land und Dänemark zum Gegenstände ihrer Unterredungen zu machen; aber wir halten vor allen Dingen an der That- fache fist, daß in Stuttgart nicht den Beschlüssen Preußen- und Oesterreich- vorgegriffen werden konnte und daß die deutschen Großmächte keine Verpflichtung übernommen haben, welch, ihr, eigne Würde und dir Selbstständigkeit Deutsch lands in Gefahr setzen könnte. Schon vor einiger Zeit (vgl. Nr. 226 d. Bl ) Haden wir die Lage der Holstein-lau,nbur- gischen Angelegenheit vom Standpunkte de- Rechts au- er örtert und nachg,wiesen, daß dir deutschen Großmächte voll kommen befugt sind, dir Sache ohne Weitere« vor den Bund zu dringen, wenn Dänemark nicht sich bereit finden sollte, seinen eignen frühern Verheißungen und den begründeten Ansprüchen der deutschen Herzogthümer gerecht zu werden. Wir haben darauf hingedeutet, daß die Eabinete von Berlin und von Wien vor kurzem, in Erwartung de- dänischen Be scheid,« auf die Vorstellungen der bolsteinschen Ständever- sammlung, den Zeitpunkt für eine Anrufung de« Bundes tage« noch nicht geeignet erachteten, und wir glauben hinzufügrn zu dürfen, daß der betreffende Beschluß der deutschen Großmächte schon vor dem Stuttgarter Eongress« gefaßt war. Jndeß die zuwartende Stellung Preußen- und Oesterreich« muß ihre Grenzen haben. Wir sprechen mit voller Zuversicht die Ueber- zeugung aus, daß nur eingehende Zugeständnisse von Seiten Dä nemarks Preußen verhindern könnten, die Mitwirkung deS Deutschen Bundes für die Wahrung deutscher Rechte in An spruch zu nehmen. Dann wird es sich zeigen, ob Preußen mit seiner warmen Theilnahme für di« Sache der Herzog thümer allein steht. WaS aber die vom „Nord" angelegent lich hervorq,Hoden» europäische Seite der Frage betrifft, so Haden wir dieselbe nie aus den Augen gelassen. Jedoch müssen wir daran erinnern, daß die europäische Pentarchie nur die Integrität der dänischen Monarchie verbürgt hat, gegen welche Deutschland keinen Angriff beabsichtigt, nicht aber die Ge- sammrstaatsverfassung, und daß die Londoner Protokolle, weit entfernt, den Rechten de- Deutschen Bund,« zu nahe zu treten, vielmehr da« rechtliche Verhältniß dec Herzogthümer zu demselben al- unerschüuert u»d u»h«rührt «rsdrüchlich arwrkasnt haben." > f ... JHErxhea, 16. Oktober. (A.A.) Durch diesen Vormlt» tag v-m Vo^dar-Rieß eingelassene allerhöchste Entschließung wird der vnnvalige Krieg-mt«ister, Gen«ralleutnant v. Lüdrr, zum Stadtkommandanten von München ernannt. Derselbe hat unmittelbar nach der ihm heute Vormittag zugegangenen allerhöchsten Ernennung diese Stelle angelreten. Herr v. Lü der halt« dies« Stelle schon vor seiner 1849 erfolgten Er nennung zum Krieg-minister ein Jahr lang bekleidet; seit dem Rücktritt au- dem Ministerium befand sich derselbe in Disponibilität. — Der Präsident des protestantischen Ober» ronsistoriumS, De. Harleß, ist zur Generalsynode nach Ans bach abgereist und begiebt sich nach Beendigung derselben zu der dann in Bayreuth statifindendrn Generalsynode. § Arankfurt, 18. Oct. Man las in Zeitungen, die hier bevorstehende Bankconferenz wrrde sich mit Repressalien gegen daS preußische Banknotenverbot beschäftigen, und man ging so weit, «ine Verweigerung der Annahme preußischer Kassenscheine an den Kassen dieser Banken in Aussicht zu stellen. All« bezüglichen Angaben erweisen sich al- reine Er« findungen und zwar nicht einmal al- glückliche, denn jeden falls gehört viel Unverstand dazu, einer Zahl von Privat banken die Absicht anzudicht,n, sie wollten die Annahme der überall so gut accredirten preußischen Noten verweigern. Wir ich höre, soll die Aufgabe der Bankconferenz darin bestehen, der Notencirculativn eine gleichmäßige solide Grundlage zu geben und dahin zu wirken, daß keine Bank Noten emittire, an deren solider Fundirung gezweifelt werden könne. — Za den morgen bevorstehenden Urwahlen haben die Gothaer und die sogenannte demokratische Fraktion Wahllisten ausge- grben. Di« konservativen halten sich abseits und dringen keine Wahlliste. Die demokratische Fraktion begleitet ihr, Liste mit einem förmlichen Programme, dessen Hauptpunkte die Re vision de« Wahlgesetzes von 1816, di, Reorganisation der Verwaltung sammt Reduktion deS Senats, die Verbesserung deS neuen Strafgesetzbuchs und der Strafrechtspflege, die gänzliche Gleichstellung aller Staatsangehörigen (resp.J-raeliten) und Sparsamkeit im Staatshaushalte sind. Sie giebt sich der Hoffnung hin, daß die jüngsten Beschlüsse der Gothaer Fraktion in der gesetzgebenden Versammlung über die Finanz- und Steuerfrage ihr großen Vorschub bei den bevorstehenden Wahlen leisten werden. — Der k- k. Präsidialgesandt,, Graf Rechberg-Rothenlöwen, ist heute wieder hier eing,troffen. U Paris, 16. Oct. Auf unsrer Börse hat sich ein kleiner ganz unerwarteter Staatsstreich zugetragen, über den ich Ihnen einige Aufschlüsse geben muß. Die Finanzlage in Deutschland, England und Holland ist eine sehr gespannt,. In Amsterdam sind die Fonds an einem Börsenlage' um 2 Procent gefallen, ein in dem ruhigen und besonnenen Hol land äußerst seltener Fall. Allenthalben macht sich da- Geld- bedürfniß fühlbar, denn zur Eapitalkrise kommt noch die Geldkrise. Der Di-cont der englischen Bank ist von 6 auf 7 Procent gestiegen. Die französische Bank konnte bei ihrem bisherigen Satze nicht stehen bleiben. Sitzungen der Bank regenten finden nur Donnerstags statt. Hätte der Bank gouverneur daS Bankconseil einderufen, so wäre auf dem Platze eine Aufregung und »ine Verwirrung lo-gebrochen, die er vermeiden zu müssen glaubte. Er entschloß sich daher, mit beispielloser, jedoch durch die Umstände vieUeicht gerecht fertigter Kühnheit, sobald er die Kunde von dem Beschlüsse der englischen Bank erhalten hatte, eine Stund, nach Ein treffen jener Nachricht die Erhöhung de« Bankdiskont« von 6A) auf 6^?h durch Anschlag bekannt machen zu lassen. Die größten Pariser Bankiers billigen diese Maßregel vollständig. Sie sagen, die französische Bank sei, nachdem die Berliner durch Zurückweisung der Papiere der andern deutschen Cre- ditinstitute da« Signal gegeben und üderdem die Banken von Berlin, Frankfurt, Hamburg und Amsterdam ihren Dis kont erhöht hätten, und während die österreichisch« Bank so viel Baargeld als möglich an sich zu ziehen such», vollkom men berechtigt gewesen, jene außergewöhnliche Maßregel zu ergreifen. Außergewöhnlich ist die Maßregel allerdings, denn der gesetzlich, Zinsfuß beträgt nur 6H>, während die Bank den ihrigen auf 6'L seht. Der Mehrbetrag von Procent wird indeß akS „Commission" berechnet. Die Gegner der Maßregel schreien natürlich, dieselbe werde schlimme Rück wirkungen auf Handel und Industrie haben, sie werde, statt bkoS der Spekulation Schranken zu sehen, di, Quellen der Production selbst treffen, der erhöht, Zinsfuß von 6H werde durch enormen Andrang zu den Privatbanken und durch daS Abschneiden de- EreditS für eine Anzahl kleinerer Kaufleute und Industrieller übertragen werden müssen. Ich glaube, « steckt tu aü dies«» Prouhezeihungen viel Uebertrribung; he» Bewet- Dafür liefert tue Börse vom folgenden Lage, welche allen Erwartungen zuwider und trotz unerhörter An- strengunzen der SpHmlation, di« Eourse herabzuziehen, nicht »vr Stand hielt, jonßern sogar ein Steigen bemerken lies Nur die Papiere, welche einer zügellosen Spekulation zum Zielpunkt dienen, sind betroffen worden. Im Uebrigen kann ich Ihnen versichern, daß die Krise in Frankreich nicht s, schlimm ist. Da- Gelddedürfniß ist viel kleiner, al- man behauptet. Wir leiden unter den Rückwirkungen der Unlust und Zurückhaltung der auswärtigen Märkte. Da« ist die ganze Sach,. Ueberdem zeigt die französische Regierung eine große Weisheit und antwortet abschlägig auf alle an sie ergehend, Gesuche um neue ConcessionSertheilungen. H Parts, 17- Oktober. Vorgestern hat auf dem Mart feld, eine Revue derjenigen Truppencorp- stattgefunden, welch« nächstens die Garnisonen von »pari« und Versailles verlasse« sollen. Der „Moniteur" berichtet darüber wie folgt: „Die Truppen waren in vier Treffen mit dem Gesicht nach ter Westseite be- Mar-felde- ausgestellt. Um Mittag traf b«r Kaiser auf der Jenabrücke ein, wo ihn die Marschälle Kriegs Minister Vaillant, Magnan, Canrobert und B<">qu,t nedtz den Division-generalen der Pariser Armee empfingen. Dn Kaiser stieg zu Pferde und musterte nach dn Reih« die Fron ten der Infanterie, Cavalerie und Artillerie und nahm hie» auf seine Stellung im Centrum, woselbst Offizier«, Untrr- Offiziere und Soldaten, vom Krieg-minister aufqerufen, di« Dekoration der Ehrenlegion und der KriegSmedaille au« drn Händen Seiner Majestät in Empfang nahmen. Hierauf defilirten die Truppen je nach den Waffengattungen in Di visionen, Schwadronen und Batterien. Die Kaiserin wohnt« der Revue im offenen Wagen bei. Beide Majestäten nm den von Seiten der Truppen, wie de« zahlreich herbeig,ström- ten Volke- mit den enthusiastischsten Kundgebungen begrüßt" — Die den eingeführten Schiffsladungen von Getreide, Mehl, Reis, Kartoffeln und trocknen Gemüsen bewilligte, mit dem 31. December dieses Jahres zu End» gehende Befreiung von Schiffabgaben ist bi- zum 30. Sept, kommenden Jahres prorogirt worden. Eine in Pari- gebildete „Gesellschaft von Eigenthümern ohne Nutznießung zu Operationen, di, sich auf bloßes Eigenthum und Nutznießung beziehen", hat die kaiser liche Genehmigung erhalten. Brüssel, 17. Oct. (K Z.) Dir Regierung hat bas G'- such des Genter GemeinderaihS um Zurücknahme d,S königk. Beschlüsse- vom 31. August d. I. keiner eingehenden Unter suchung unterzogen. Her D, Decker hat sich damit begnügt, den Gemeind,rath durch den Gouverneur zu Gent davon in Kenntniß setzen zu lassen, daß keine Gründe vorhanden seien, auf den königl; Beschluß zurückzukommen. — Bürgermeister und Schöffen zu Gent haben diesmal die Aufforderung an dir Wähler auch in vlaemischer Spracht erlassen; ,S ist die- daS „erste Mal", weshalb vlaemische Blätter eS al- eine „Verbesserung" preisen. Brüssel, 18. Oktober. Der „Nord", welcher, wirschen berichtet, bereits vor einigen Tagen in einem Leitartikel über di, Donaufürstenthümerfrage zu erkennen gegeben hatte, daß er die Union zwar für sehr wünschenSwerlh, ja nothwenvi-, die Durchführung derselben aber für äußerst schwierig halte, bringt heute einen neuen Leitartikel über dieselbe Frag», «ei chen er, nach einem pragmarisirenden Referat Über dir von den verschiedenes Großmächten seit dem Pariser Frieden und namentlich unter dem anscheinenden Einfluss« der Zusammen künfte in OSborne und Stuttgart eingenommenen Stel lungen, mit der Andeutung schließt, daß seines Erachten« die von ihm gewünschte Transaktion, d. h. die Union au« den erwarteten Pariser Confer,nzen schwerlich bervorgehen dürft,. Modeoa. E« liegt jetzt die amtliche Kundmachung vor, welche den Belagerungsftand für die Stadt Carrara und deren Weichbild erklärt. Im zwölften Punkt« heißt «s: „Da an genommen wird, daß die Trunkenheit, der sich ein großer Tkeil der Bevölkerung hingt,bt, eine Hauptursache der gräu lichen Missetbaten ist, di» häufig vorkommen, und da man auch diesem Laster steuern will, so wird hiermit verfügt, daß alle Diejenigen, welche im trunkenen Zustande betroffen «er den, verhaftet und am nächstfolgenden Tage mit körperlichen Strafen gezüchtigt werden sollen." Punkt 7 ordnet die so fortige Auslieferung von Hieb-, Stich- und Schußwaffen und Munition an; wer nach der anberaumten Frist noch im Besitz solcher Gegenstände betroffen wird, bereit« früher Verbrechen begangen hat oder einer mit der Verheimlichung der Waffen gehegten bösen Absicht überwiesen wird, soll zum Lode verurtheilt werden. Punkt 8 ordnet die Sperrung aller Gast- und Kaffeehäuser, sowie aller andern öffentlichen Otte Natur der Sache, daß man selbst in Mittelstädten nur selten wird Kammermusik zu hören bekommen, weil dieselbe sowohl von Seiten der Künstler eine höhere künstlerische Vollendung ver langt, alS man daselbst zu erwarten berechtigt ist, al- auch bei den Hörern einen Grad musikalischen Verständnisse- vorauSsetzt, wie sich dasselbe nur erst durch häufige- Hören guter Mufik-bildet. In frühern Jahren gewährten die Privatkonten« eine- wohl habenden hiesigen Kaufmann-, der die Musik überaus verehrte, den Musikfreunden Zittaus bi-weilen diese- Versnügen. Seit dessen Tode aber hat eS fast an jeder Gelegenheit dazu gefehlt, wie denn überhaupt da- jetzige musikalische Leben in Zittau sich mit dem in damaliger Zeit kaum dürfte messen können. Daß aber da- Interesse für gute, selbst schwierigere Musik hier noch immer in hohem Grade vorhanden ist, davon dürfte die gestrigen Künst ler der rauschende Beifall deS zahlreich versammelten Publicum- überzeugt haben, der ihr meisterhafte- Spiel Stück für Stück be gleitete. Möchte un» doch öfter einmal durch den Besuch von Dresdner Künstlern Gelegenheit zu ähnlichem Kunstgenuß ge boten und dadurch der Sinn für gute Musik auch in den Pro vinzialstädten immer mehr geweckt und veredelt werden. Literatur. „Zwei Nordpolarreisen zur Aufsuchung Sir John Franklin'» von Elisha Kent-Kan e." — Unter diesem Titel ist vor kurzem bei Karl B. Lorck in Leipzig von Juliu» Seibt eine deutsche Bearbeitung de- Tagebuche- jeneS berühmten Rordpolarreisender, erschienen. Da- Werk bilder drn zwölften,Band der von Karl Andre« herau-qegebenen „Hau-lnbliothel für Läader« und Völkerkunde' und ist von einer, di« Biographie Kane- enthaltenden und die Resultate seiner Entdeckungen abhandrlnden Einleitung des al- Lulturhistoriker und Geograph rühmlichst bekannten Herausgeber- begleitet. — Bekanntlich war eö Kanr, der unter allen Reisenden bi- jetzt am weitesten gegen drn Nordpol vorgedrungen ist und, obgleich er den Hauptzweck seiner Forschungen, die verschollene Erpedition Franklin'- und Trozier'S aufzufinden, nicht erreichte, doch Ent deckungen von großer Wichtigkeit für die Geographie gemacht hat. vr. Kane hat seine Nordpolarreisen au» den Jahren 1851 und 1853 bis 1855 in zwei großen, sehr ausführlichen Werken selbst beschrieben und dabei, wie er sagt, weniger wissenschaftliche Bücher liefern, alS eine entsprechende Erzählung der von ihm und seinem Gefährten bestandenen Abenteuer geben wollen. Der deutsche Bearbeiter hat au- diesen zwei umfangreichen Werken da- vorliegende durch Auszüge de- allgemein Jnieresflrenden und zu Kane in persönlicher Beziehung Stehenden geschaffen; er führt aber die eignen Worte deS Verfasser» oft da an, wo die meisterhafte Schilderung Kane'S da» Originale unersetzlich macht. Leider ist auch Kane, wie so mancher strebsame Forscher, ein Opfer seiner Unternehmungen geworden. Er starb in der Havana, wo er sich von den unsäglichen Anstrengungen und Mühseligkeiten seiner Reisen zu erholen gedachte und zu einer dritten Nordpolarreise vorbereitete, an den Folgen de» afrika nischen Fieber», da- ihn auf einer seiner frühern Reisen in jenem gefährlichen Erdtheil befallen und von dem er sich bei den un erträglichen Entbehrungen seiner letzten Reisen nicht erholen konitte. Die Wissenschaft betrauert in ihm einen unersetzlichen Verlust, denn er war der rechte Mann für schwierige und ge fahrvolle Unternehmungen, von festem Charakter und bewun dernswürdiger Willenskraft; dabei besonnen und vorsichtig. In den schlimmsten Lagen behielt er seinen Muth und wußte auch seine, durch Frost, Hunger und Krankheit dem Tode nahe ge ¬ brachten Gefährten vor Verzweiflung zu bewahren. Und dazu besaß er eine bei einem Amerikaner nicht häufige liebenswürdige Bescheidenheit, freundliche- Wesen und eine Frische de- Geiste», daß er selbst in der grauenvollen Polarwüstenei, in welcher er viele Monate hindurch keinen Sonnenstrahl erblickte, seinen be lebenden Humor bewahrte und durch seine klug angeknüpfte Ver bindung mit den Eskimo» sich und seinen Untergebenen dai Leben zu fristen wußte. Dir sehr interessante Lektüre seiner friedvollen Eroberungen auf dem Felde der Wissenschaft zeigt ihn al» einen Helden, der ruhmwürdiger ist, al» mancher andere gepriesene kriegerische Eroberer der Vorzeit. k. a. Theater. In Berlin ha« ein neue» Lustspiel von Rud. Gense: „Der neue Timon" Beifall gefunden. — Kaum ist Bdranger todt, so benutzt man schon seine Person, um aus der Bühne zu inieresfiren. Da» Münchner Hofthrater bringt ein Stück von D. HazenSkron zur Aufführung: „Joseph Jacquard", in welchem Bsranger handelnd auftritt. — Heber die Ursache de» Tode» de- Komiker» Scholz schreibt man der „Schles. Ztg.", daß eine unglückselige Nori; in Bäuerle'» Theaterzeitung: „der beliebte Komiker sei lebensgefähr lich erkrankt und man hege wenig Hoffnung für sein Auf kommen", beim Lesen einen so erschreckenden Eindruck auf den noch völlig gesunden Grei» gemacht hab», daß er wirklich krank wurde. „AlS ich die Nachricht la»" — sagte Scholz zu einem tröstenden Freunde —, „war r» mir wie einem armen Sünder, der sein TodeSurtheil hört, und nun sitze ich da und warte auf meine letzte Stunde!" Da- anfänglich geringfügige Unwohlsein führte zum Tod«. Ein» Warnung für jenen Tdeil der Presse, der zu begierig und leichtsinnig nach pikanten Notizen -kr Per- söulichkeitrn jagt.
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