Dresdner Journal : 08.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186001085
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-01
- Tag1860-01-08
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- Dresdner Journal : 08.01.1860
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Zeitung. — Presse. — Kölnische Zeitung. — Jour» nal de» DtbatS. — Gieele. — Constttutionnrl. — Time». — Et. Peter»burger Zeitung. — Journal de St. PeterSbourg. — Giornale di Roma.) Tagk-geschichtr. Dresden: Vom köaigl. Hose. — Wien: Auflösung der Landesregierung in Salzburg. Audienz der Staat»sch«ldeutilgung»commission. Di« Festung Salzburg ausgelassen. Berichtigung. — Prag: Tagesbericht. — Prsth: Die DiSriplinaruntersuchung gegen di« Studenten. — Krakau: Ueberschwemmunz. — Berlin: LandtagSangelegenheiten. Verfügung be züglich der polizeilichen Verhaftungen. Die Goldkro nen. Die bevorstehenden KüstrnbefrstigungSconfrren- zen. Die Ansprache deS Prinz-Regenten beim Neu- jahrSempfange. — Hannover: Dom Landtage. — AuS Thüringen: Gemeinsames Gewerbegebiet. SchillerschulhauS. — Frankfurt: AuS der Bundes tagsitzung. — Vom Main: Zur Küstenbefestigungs frage. — Paris: Verständigung mit Rom in Aus sicht. Die Beziehungen Englands. Erweiterung der Stadtgrenze. Die Neujahrsanrede des Erzbischofs. Tagesbericht. — Turin: Vermischtes. Unruhen zu Sassari. — Mailand: Zur Stimmung. Tages bericht. — Madrid: Dom Kriegsschauplätze. — London: Lord Cowley. Macaulay's Beerdigung. Katholisches Meeting. — Kopenhagen: Schreiben des Ministers Bliren-Finecke an den Prinzen Christian. — Konstantinopel: Aus der neuesten Post. — Bu karest: Neues Ministerium. — Montenegro: Com- plot. — New-Bork: Der Tractat mit Mexico. Mee ting zur Erhaltung der Union. BuenoS-Ayres. Eruruvungeu, Lrrsetzun-eu re. i« -ffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Statistik und BolkSwirthschaft. Kruilleton. LagrSkalender. Inserate. Börsen Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Loudon, Sonnabend, 7. Januar. Die „Mor- uiugpost" sagt: Der Congreß sei unwahrschein lich. Krankrrich habe keinen Vertrag ««geboten, daher existier kein schriftlicher Vertrag. England unterstütze dessenungeachtet moralisch Italien, alt Lösung der Frage »orfchlagend, daß kein« öster reichische oder französische Intervention in Cen tralitalien gestattet werde und die Italiener unab hängig bleiben, sich zu eonstituiren. Dresden, 7. Januar. Der Rücktritt des Grafen Walewski vom Posten eines französischen Minister» des Auswärtigen ist die Parole de» Tages in der Zeitung-Presse. Soweit sich die deutsche Presse über die» Ereigniß schon äußerte, ist zu bemerken, daß man in demselben ein Fallcnlasscn Les Congrcsse» und den Entschluß Frankreichs sieht, nur im Verein mit England die italienische Angelegenheit im Sinne der Broschüre: „Der Papst und der Congreß" rücksichtslos zu lösen. Wir müssen zu einer solchen trüben Auffassung der Lage der Dinge im Allgemeinen nur die Bemerkung machen, daß man. bei einer solchen Ausdeutung deS Rücktritt» des Grafen Walewski nicht die Wirkung beachtet, welche die ungünstige Aufnahme jener Broschüre in Europa sowohl als in Frankreich sicher auf die Politik der Tuilcricn gemacht haben wird. Graf Walewski war aller dings als Opponent gegen die in der Broschüre ausgestellte Congreß-Politik bekannt und vielleicht auch cngagirt. Der Rücktritt de» Opponenten ist aber noch kein sicherer Beweis, daß jene Politik durchgrführt werden soll. Man kann vielmehr auch erwarten, daß es einer von den Aufstellungen jener Broschüre abweichenden Politik zur Einleitung des in mehrfacher Hinsicht bcklagcnSwcrthen Opfers bedurft habe, Len Grasen WalewSki's ausscheiden zu sehen. Der neurrnannte Minister, Herr v. Thouvcnel, ist übri gen», wie man ihn in der Diplomatie kennt, nicht der Mann, welcher diplomatische Fragen auf daS Acußerste treibt, während der Mäßigung undEinlenkung noch immer Mittel genug, zu einer Verständigung zu gelangen, zu Gebote stehen. Sein Streben dürfte vor Allem daraus gerichtet sein, der Frage eine neue Seite abzugewinnen, und unsre Bemerkung von neulich, daß neue Gedanken sich an die in der Broschüre entwickelten anreihen wür den und man sich auch mit diesen in da- richtige Tempo setzen werde (vrrgl. Nr. 3), dürfte sich vielleicht bald al- gerechtfertigt erweisen. Die „Preußische Zeitung" schreibt.auS Pari»: „Die Stellung des Grafen Walewski war nach der Publi kation der Flugschrift, welche einen völligen Umschwung der bisher von ihm repräsentier» französischen Politik bekundet, unhaltbar geworden. Dieser Umschwung be festigt zugleich daS Einvernehmen Frankreichs mit Eng land. Es verlautet, daß beide Mächte, da sie nicht hoffen dürfen, daß ein Congreß im Stande sein werde, in der italienischen Frage die Rechte der Fürsten und deS Vol kes in Einklang zu bringen, den Gedanken an ein euro päisches Schiedsgericht aufzugeben und direkt über das einzuschlagende Verfahren sich zu verständigen geneigt sind- Die Reise Lord Cowley'S nach London soll mit diesen Absichten in Verbindung stehen. Man will so gar bereits die Grundlagen des neuen Planes in Bezug auf Italien kennen und behauptet, daß entweder ein mit- telitalischeS oder ein oberitalisches Königreich, letztere- unter dem Scepter Sardiniens, gebildet werden solle. Bei letzterer Combination würde England in die Durch stechung der Landenge von Suez und in eine Vergröße rung des französischen Grundgebietes nach der Alpen seite hin willigen." — Die „Neue Preußische Zei tung" sagt: „Nach Allem, was bisher bekannt gewor den, unterliegt cS keinem Zweifel, daß die italienische, insbesondere die römische Frage, der Grund dieses Rück tritts ist. Graf Walewski — bisher besonderer Ver trauter des Kaisers Louis Napoleon — hatte ge gen einige Diplomaten, namentlich gegen den päpstlichen Nuntius Msgr. Sacconi erklärt, daß er die Ansichten der Mocquard'schen Broschüre („I-e Pape ol Io Oongecg") nicht thcile, daß dieselbe nicht das Programm der fran zösischen Regierung enthalte. Der Kaiser wollte aber diese Erklärung seines Ministers nicht bestätigen, und so er bat Graf Walewski schon zu Ende deS Jahres seine Ent lassung. Die Verhandlungen haben sich dann etwa eine Woche lang hiugezogen — da der Minister jetzt wirklich entlassen ist, so bestätigt da» unsre nenkichr Nachrickck, daß Loui» Napoleon jene Broschüre nicht desavouiren wolle, daß er — wenn auch ohne officielle Anerkennung ihres Inhalts — dieselbe weiter will wirken lassen. Wir glauben gut unterrichtet zu sein, wenn wir sagen, daß der Kaiser in der vorigen Woche selbst der Meinung war, er hätte die Broschüre zu früh ausgehcn lassen und sich dadurch Nachtheile zugezogen; indcß will er sie — da er sich mit dem britischen Ministerium zur Sache ver ständigt hat — nun doch nicht verläugnen, sondern hofft mit Palmerston's Hilfe seinen Ideen den Sieg zu ver schaffen. Die „anerkannten Rechte" aber deS Papstes auf den Kirchenstaat werden in Frankreich und England in Frage gestellt, ohne daß die andern Mächte ein kla res Wort auszusprechcn wagten für die Verträge, denen in Bezug auf Rom gerade so viel und so weit Geltung gebührt, wie auf Polen, Ungarn und die Rheinprovinz." — Die Wiener „Presse" äußert sich: „Zwei That- sachen stehen fest: die bekannte Broschüre hat einen we sentlich modificirenden Einfluß auf die Haltung der Con- tinentalregicrungen ausgcübt und ihr Dcrhältniß zum bereits acceptirten Congresse gänzlich verändert, und die französische Politik hat es für nöthig gehalten, angesichts der veränderten Sprache der Cabinete, England eine Reihe von gewichtigen Zugeständnissen zu machen und den grollenden und rüstenden Nachbar jenseits des Ca nals durch allerlei Höflichkeiten wieder zu besänftigen. Die Breslauer Zusammenkunft; die Unterhandlungen, welche seit Erscheinen der Broschüre zwischen Wien, Ber lin und St. Petersburg gepflogen werden; die offenbar beunruhigende Wirkung, von welcher daS „Schach dem Papste" der Pariser Politik bei drei Großmächten be gleitet war, hat die Aussichten einer den französischen Planen entsprechenden Lösung der italienischen Frage durch den Congreß sehr verringert. Man mochte in Pa ri» besorgen, daß ein unter solchen Bedingungen zusam- mentretender Congreß möglicherweise nach der zweiten Sitzung auSeinanderstieben, oder, wenn er beisammen bliebe, eine mit der Napolcon'schcn Politik sicher nicht harmonirende Lösung herbeiführen könnte. Unter solchen Umständen aber hat das Tuileriencabinet nicht mehr das geringste Interesse am Congresse, und eS ist begreiflich, daß eS dessen vorläufige Vertagung beantragte. Damit wird Zeit gewonnen für neue Unterhandlungen, und um diese mit möglichstem Erfolge zu führen, mußte man sich Englands versichern. Diese Wendung ist nichts Neue»; so ost Rußland Frankreich den Rücken kehrt und zwischen Wien und Berlin Unterhandlungen stattsinden, sucht Frankreich die Hand John Bull's und drückt sie mit Ostentation. Dirsmal wird das Suezcanalproject, Spa nien und vielleicht sogar das Königreich Etrurien in die Schanze geschlagen, wenn John Bull nur herhält und mit Frankreich für Italien einsteht. Mit der Demission WalewSki's und seiner Ersetzung durch Thouvcnel er weist die Napoleon'sche Politik England einen zweifachen Liebesdienst. ES sagt sich von den Züricher Stipulatio nen los und zieht aus Konstantinopel einen Diplomaten zurück, der c» verstanden hat, dem englischen Einflüsse am Bosporus zur Zeit Lord Redcliffe'S ein permanentes Sckach zu bieten." — Die „Kölnische Zeitung" schreibt: „Das Programm der französischen Flugschrift hat bekanntlich am Grafen Persignv, dem eifrigen Ver fechter der Allianz mit England, einen Fürsprecher; man kennt Englands Abneigung gegen den Congreß; die „Times" spricht dasselbe Mißtrauen gegen einen Ver trag aus, „der England verpflichten würde, zur Ord nung der italienischen Angelegenheiten gemeinschaftlich mit Frankreich zu handeln". Von einer solchen Con vention war in letzter Zeit allerdings die Rede, man er wartete aber zu deren Ausführung die Ernennung Pcr-- flgny's zum Minister des Auswärtigen in Paris, und diese ist nicht erfolgt, sondern Thouvcnel an Walewski's Stelle getreten, ein gewandter Staatsmann, der im Oriente freilich nicht am rechten Platze war, doch dessen Politik in den obschwebenden europäischen Fragen ohne Zweifel durchaus nur die seines Herrn und Gebieters sein wird, während Walewski wiederholt seiner anti-ita- leenischrn Neigung«« kein Hehl hatte." Französische Blätter äußern sich noch nicht LÜer den Minifterwechsel. Jndeß sieht man einigen Blättern vom 4. Januar schon das Gefühl der kommenden Dinge an. DaS „Journal des Debats" bringt einen länger» Artikel von John Lemoine, der den Congreß als unnütz bezeichnet. Die Restauration sei unmöglich in der Romagna, wie in den Herzogtümern. Dennoch würden der Papst und Oesterreich auf dem Congresse nur mit äußerster Zähigkeit an ihren Ansprüchen festhalten. Frankreich würde, selbst indem es Mittelwege aussuchte, cS zuletzt nur mit beiden Parteien gründlich verderben, und so sei die beste Politik, vorläufig den Dingen in Italien eben ihren Lauf zu lassen. DaS „Siecle" sagt: „Angenommen der Congreß sei auf unbestimmte Zeit hinauSgeschoben, was wird dann geschehen? Ist eS nicht wahrscheinlich, daß die französische Regierung, welche nach der .Herstellung eines mittelitalienische» Königreichs hin neigen soll, sich anders besinnen und dem Wunsche der Bevölkerungen entsprechend die Anneration zulasscn werde?" Die Interessen FrankreicbS hätten Nichts zu fürchten von einer starken Regierung jenseits der Alpen (daS französische radikale Blatt wirft mit dieser Ausfüh rung ein gutes Licht auf die Ausführungen kleindeutschcr Blätter, daß ein „starkes Piemont" ein Alliirter Deutsch lands gegen Frankreich sein würde), sie würde ein nütz licher Alliirter sein und die Annerion könnte den Aus gangspunkt zu einer.vollständigen Einigung Italiens bilden. Wenn die europäischen Mächte, irgend einem geheimnißvollrn Einfluß nachgebend, sich nicht mit Italien beschäftigen wollen, so sei da» vielleicht kein Uebrl. Die französische Regierung, welche gestern noch an ihre tiefe Achtung vor den anerkannten Rechten erinnerte, werd« einen neuen Beweis dafür liefern, indem sie Italien seine Nationalität und seine Freiheit sichere, denn im Coder der Rechte sei das Recht der Völker unstreitig das ach tungswürdigste. Beachtenswerth war auch, daß der „ Con stitution ncl" seit mehrrrn Tagen sehr bittere Briefe eine katholischen Journalisten" gegen den Erzbischof v. Orleans veröffentlichte, welcher bekanntlich die Broschüre „Der Papst und der Congreß" energisch zurückgewirsen hatte. Der „Constitutionnel" vom 4. veröffentlichte den Schluß de» Briefes eines „katholischen Journalisten" an Monseigneur Dupanloup. Der immer gesteigerte Hohn, mit welchem die VcrtheidigungSschrift des Bischofs für den Papst ab gefertigt wird, gehört auch zu den Zeichen de» Tag». In manchen Punkten geht der „katholische Journalist" selbst noch über die Broschüre hinaus. „Der Verfasser", sagt er, „wer es immer sei, war fest und kräftig in sei nen Sätzen, aber er war cs weniger in seinen Schlüssen. Er verbirgt seinen Zweck nicht, aber man fühlt, daß er nur mit Zagen daran geht und-gewissermaßen wider Wil len der strengen Logik seiner Folgerungen nacheilt." Englische Blätter vom 4. zeigen noch keine entschie« dene Meinung bezüglich der Frage: ob Congreß, ob nicht? Die„Times"bezwcifelt(wie telegraphisch schon erwähnt), daß der Congreß zn Stande kommen werde, und ist weit entfernt, ein Bedauern darüber auSzusprechrn. Der selben Ansicht ist „Daily News". Beide Blätter ziehen diesen Schluß aus den letzten Pariser Korrespondenzen und aus einem Turiner Telegramm, wonach die sardini sche Negierung von der Vertagung des Kongresses be nachrichtigt worden ist, mit dem Zusatze, daß der Zeit punkt des Zusammentritts den Mächten „später" »»gezeigt werden solle. Die „Times" bemerkt, ein Congreß, der keine Aussicht zu einmüthigen Beschlüssen eröffne, sei in der That wenig nütze. Diese Einmüthigkeit werde aber, augenscheinlich schwer zu erzielen sein. Das wichtigste Ergcbniß der letzten Monate bestehe ohne Zweifel in der Wiederherstellung des guten Einvernehmens zwischen Eng land und Frankreich und rn der Bekehrung deS Kaiser- Napoleon zu den Ansichten des englischen Ministerium-, da Frankreich das von England proclamirte Princip im Allgemeinen angenommen habe, welches die gemaltsame Restauration in Mittelitalien, sowie die ungebührliche Beeinflussung der Mittclitaliener ausschlirße. Dies Prin cip sei vom Zusammentritt eines Congresses ganz unab- chängig und werde Hu»»is^ -slisnd gemacht Nyrde«, gleichviel welchen Ausgang die gegenwärtigen Verhand lungen haben möchten. Aber die Kenntniß von dem Vor handensein dieses Einvernehmens zwischen England und Frankreich habe denjenigen festländischen Mächten, die den vertriebenen Fürsten wohlwollten, kaum zur Ermuthi- gung dienen können. Der Papst sei inzwischen bemüht gewesen, die katholische Welt auszuregen, aber mit sehr geringem Erfolg. DaS Pamphlet jedoch habe dem Papst als Mittel gedient, sich der moralischen Gerichtsbarkeit Europas zu entziehen, und die andern den legitimistischen Ansprüchen zugcneigten Mächte hätten sich ebenso rasch desselben AuskunftSmittels bedient. Sollte der Kaiser Na poleon sich im Stande sehen, Bevollmächtigte zusammen zu bringen, so werde England auch den seinigcn schicken; wo nicht, werde man in England sagen: „Desto besser". Alle-, was dann zu thun bleibe, sei, den mittelitalieni schen Staat, der sich aus der Romagna und den Hzrzog- thümern bilde, entweder als ein unabhängiges Königreich, oder als Bcstandtheil Sardiniens anzuerkennen, für die vollendete Thatsachc zu halten, und den Papst wie seine Anhänger sich helfen zu lassen, wie sie Kirnten. Sehr beacktcnSwcrth unter den gegenwärtigen Verhält nissen muß cs erscheinen, daß in der russischen Presse die vielbesprochene Pariser Broschüre keinen Beifall fand. Die deutsche „St. Petersburger Zeitung" vom 29. Drcember widmet der Broschüre de» Herrn v. La- Feuilleton. Soldatenleben. Bilder aus dem dreißigjährigen Kriege, H. M. Moscherosch nacherzählt. (Fortsetzung su« Nr. b.) Gegen Nacht zogen wir weiter; der Doctor, weil er sich willig untergestellt, war hinter Einem aufgesetzt, das grüne Fräulein, in einen großen spanischen Mantel ge hüllt, ritt ihren Zelter, den man ihr gelassen; die Zofe hatte einer der Kroaten vor sich aufs Pferd genommen, die Andern mußten gehen fast die ganze Nacht, und es begannen sowohl die Pferde als wir wegen der Arbeit jetzt müde zu werden. Vor Tag kamen wir gleichwohl zu unsrer Gesellschaft im Walde, die nahmen wir und ritten auf zwo Stun den da- Land hinunter, bei einem kleinen alten Städt- lein, darin rin Schloß lag. Mit demselben Meier und Bürgern hatten unsre Leute gute Kundschaft, darum wir auch eingelassen wurden und die Thür nach un» ver schlossen, al» hernach vielmal geschehen. Da war uns Allen erlaubt zu schlafen, die Gefangenen aber oben in einer Stuben zusammen gesperrt, doch da» Haus vor den Fenstern und die Thür mit Wachen besetzet. Wir schliefen bi» gegen drei Uhren, da wir unS wieder ermunterten , unterdessen der Wirth in dem Saal trefflich zugerüstet hatte. Da war Alles in großem Vor rath an Wildpret, Geflügel», Fischen, Gesottenes und Gebratenes sammt dem besten Wem. Ja diesem Wirthshau» kam zu unS der Wirth von R., so unS eben die Kaufleute vrrrathen hatte, welcher sich, damit Alle» ordentlich herginge, stellet«, al» ob ihm -ein Han» wäre geplündert worden, und begehrte, daß man diese Reiter in Hast nehmen sollte. Unsre Reiter hinwiederum stelleten sich, als ob sie ihn zu Tod schlagen und säbeln wollten. Doch waren die Streiche von Flaum federn. Letztlich verglichen sie sich mit ihm, daß er 20 Ducaten für einen Abstand nehmen und weiter Nicht» an sie suchen wollte. Hiemit waren beide Theile zufrieden und mußte ich ihm solch Geld auS dem ge meinen Seckel zahlen. Aber eS war eigentlich das Trank geld, so er wegen gethaner Verrätherei verdient hatte, wiewohl ihn der eine Kaufmann bezüchtigen wollen, er hätte noch 20 Reichsthaler, die er ihm in einem Seckel zu verwahren gegeben, hinterhalten. Aber das Trübe hatte jetzt ein Ende, eS war nun ausgefischt, und muß ten wir ihn zum Freunde halten. Wir waren die Nacht über daselbst fast lustig, gegen Tag aber lagen wir wieder schlafen. Gegen Mittag kam ein anderer Botschafter das Land herauf mit einem Brieslein, welches er, mit Papier um zogen in einer Erdscholle Grund eingerollet, in der Hand trug, damit auf den Fall er eS unvermerkt hätte beiseitS werfen können. Da» Brieflein war mir zu lesen vertrauet, doch konnte ich'- sobald nicht verstehen, die Andern aber noch viel weniger als ich. Es kam aber von einem Voigt, welcher eine Zeitlang in großer Gefahr gestanden war wegen unsrer Reiter, al» die ihm schon den Tod ge schworen hatten, weil er sie an einem Ort verkundschaflen wollen. Dieser nun, sich wieder bei unsrer Partei be liebt und seine Sacken gut zu machen, schickte uns die se» Brieflein. „Uiodo kollom: o» vilä «dol nelgom llaoka oim 8ckiik nit ajcn-nm vaklom, glcksnt dulsckufft, »nckraotlam almkim- mom muck 1'. xokom, ckn»r klommvnt »io urros kukom, rar »iekolkoll kud iek-jkmom naimom 8ekm ram pkumcil go- sekickt. Dcrowcgen ich den Doctor bat, daß er mir wollte suchen helfen, weil er doch nun unsirs Volkes war. Denn es war uns Beiden aus dem gemeinen Seckel einem Jeden ein treffliches Pferd samt allem Zubehör gekauft und wir also aufgesetzt, man hätte schier sagen können, besessen gemacht worben. Welches wir denn auch in einer Viertelstund zusammenbrachten, und war der Sinn dieses Briefleins also: „Liebe Herren, es wird übermorgen früh ein Schiff mit vielen Maaren, großer Baarschaft und Leuten von hier nach T. gehen: das können Sie Alles haben; zur Sicherheit habe ich Ihnen meinen Sohn zum Pfand ge schickt." Sobald ward der Bote auf Begehr wieder für das Städtlein gelassen, welcher in einem Garten allernächst deS Voigt» Sohn abgeholet und mit sich brachte, der von unS trefflich gastiret, doch aber in Verwahrniß gelassen, bis wir wieder zurückgekommen. Unser mußten neun zu Pferde aufsitzen, der Doctor und ich auch, und ein Jeder einen Schnapphahn hinter sich sehen, thcils mit Pirsch, IheilS mit gezogenen Bohren. Nun hatten wir acht starken Meilen, weswegen wir um zwo Uhren aufsaßen, und ließen die Gefangenen alle neben einer Wacht zurück, für welche der Meier deS Orts uns 500 Thaler gab, er aber sürter nach seinem Gefallen mit ihnen wegen der Auslösung handeln konnte, wie er wollte, die er denn auch bis auf 800 Thaler ge bracht hat. Ich lasse cS ihn gegen Gott verantworten, denn ich hab' eben mit mir selbst genug zu thun. Wir ritten die Nacht durch bis gegen TagS und kamen in ein ander Städtlein, da wir gar sicher waren, weil die Besatzung unS jeder Zeit zugethan gewesen: da blieben wir wieder bi» gegen die Nacht und waren treff lich lustig. Darnach saßen wir auf und kamen bei drei Meilen hinunter am Wasser, allda wir uns in einem lcutlosen Dorfe in einer alten Scheuer versteckten und unsre Feucrröhre an das Wasser in Hinterhalt legten. Um aber Alles desto besser zu ordnen, so setzten drei zu Pferd durch eiue Fuhrt über das Wasser auf die andere Seite. (Forts, folgt.) Literatur. Der greise Veteran der sächsischen Histo riker, der Prof. W. Wachsmuth in Leipzig, hat kürzlich der deutschen Geschichtswissenschaft folgendes Werk dar gebracht: „Geschichte deutscher Nationalität". Erster Thcil. Die Gesammtheit der deutschen Nation. Braunschweig, C. A. Schwetschke u. Sohn. 1860. S. 426. Von einem Geschichtschreiber, der sich, wie Wachsmuth, auch als Culturhistoriker in der Wissenschaft ehrenvoll habilitirt hat, darf nicht» Untergeordnete- erwartet wer den. Und wenn auch da» neue Werk nicht für den ge lehrten Historiker lediglich berechnet ist, sondern ganz be sonders für den wissenschaftlich gebildeten Laien, der wissen und verstehen kann, was seine Nation in ihrer Tota lität ist und wie sie cs im Laufe der Zeit geworden, so werden gleichwohl beide sich für befriedigt ansehen dürfen; es ist Gelehrsamkeit und Verständniß für den Freund der Geschichte in geschickter Weise verbunden. Die drei Bücher, in welche das Ganze getheilt ist und von denen das letzte in kulturhistorischer Hinsicht bis auf die Gegenwart reicht, bieten ein reiches historisches Material, und eS ist das selbe nach den jüngsten Forschungen und Ergebnissen der Geschichtswissenschaft selbst auS den untersten Schichten des Volkes zu Tage gefördert. Und eS war auch nur auf diesem Wege möglich, die Idee des Werkes, eine Geschichte deutscher Nationalität, zu verwirklichen. Möge dieses neue Verdienst WachSmuth'S um die historische Wissenschaft die verdiente Anerkennung finden. 2.
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