Delete Search...
Dresdner Journal : 17.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186010173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-17
- Monat1860-10
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 17.10.1860
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
878 Tagrsgeschichto. Wien, 14. Oktober. (W. Bl.) Die heute erschienene Nummer des „Reichsgesetzblattcs" veröffentlicht das kaiser liche Patent vom 8. Oktober, bezüglich der Ausschrei bung der direkten Steuern für daS Verwaltungsjahr 1861. Wie schon nach den bezüglichen Verhandlungen des RrichsrathS zu erwarten war, werden die im Jahre l859eingeführtenKriegSsteuerzuschläge beibehalten. — Der in Salzburg verhaftete Graf Eduard Karolyi ist gestern hier eingetroffen und ohne Aufenthalt in Begleitung eines Polizcibeamten nach Pesth wcitergereist. — Aus Anlaß vorgekommener Klagen, welchen auch in der öffentlichen Presse Ausdruck gegeben ist, wurde den Postämtern aufs Strengste eingeschärft, jeden Mißbrauch mit den der Postanftalt zur Versendung übergebenen ZeitungS- Eremplaren, sei es durch eigene Benutzung seitens der Postdediensteten, o5er durch Mittheüung an andere Personen, sorgfältig zu vermeiden. Den Postdirectionen wurde cs zur besondern Pflicht gemacht, hierüber zu wachen, bei verkommenden Beschwerden genaue Erhebung zu pflegen und gegen die Schuldtragcnden mit aller Strenge einzuschreiten. Pesth, 13. Oktober. Der ,,P. Ll." berichtet: Heute hielt die ungarische Akademie die dem Andenken ihres Stifters, des Grafen Stephan Szechenyi, gewidmete feierliche Gesammtsihung, welcher das ganze Land seit Wochen mit großer Spannung entgegen gesehen hat. Alle Räume des PrunksaaleS im National-Museum waren schon eine Stunde vor dem Beginne der Feierlichkeit ge füllt. In der Milte der erhöhten Ballustrade mit den für die Mitglieder der Akademie bestimmten Sitzen stand die Büste des Gefeierten. Von den Eintretenden wurden besonders der Erlauer Erzbischof Bartakovics, Franz Deak, die Grafen Stephan und Eduard Karolyi, Eduard Zse- denyi, Johann Daniclik, der Dichterkönig Arany Janvs und die beiden hoffnungsvollen Söhne des gefeierten Todten mit Eljens begrüßt. Endlich verkündeten erneuerte Eljenrufe das Erscheinen der beiden Präsidenten der Akademie; hierauf erfolgte eine feierliche Ruhe, der zweite Präsident, Baron Joseph EötvöS, trat hervor und hielt die Gedächtnißredc, welche mehrmals von stürmischen Eljen unterbrochen wurde. Der Inhalt der Rede war eine Darlegung der Verdienste Stephan Szechenyi's um die Regeneration Ungarns. Nachdem Eötvös geendet, erhob sich Arany Janos, der gefeiertste Dichter Ungarns, von seinem Sitze, um sein Gedicht „Szechenyi's Angedenken" zu lesen, dessen Eindruck auf die Zuhörer ein unbe schreiblicher war. Tief bewegt war des Dichters Stimme und tief ward auch der Zuhörer von ihr ergriffen. Jede einzelne Strophe wurde von Eljenrufen begleitet. Nach dem der Präsident Graf Dessewffy die Sitzung geschlossen, wurden drei Strophen des „Szozat" gesungen, während die Mitglieder der Akademie und auch die Damen auf den Galerien sich von ihren Sitzen erhoben. Der ge feierte Erzbischof von Erlau, die Söhne Szechenyi's, die Gräfin Ludwig Batthyanyi und Andere wurden mit er neuerten Eljenrufen begrüßt; endlich rief Graf Emil Dessewffy: „kljon a llu/a!" und unter enthusiastischen Eljenrufen für das Vaterland verließ man die Räume des Saales. Triest, 14. Oktober. Einer Meldung der „Triester Zeitung" zufolge sollen ungesähr 2000 Mann türkischer Truppen zur Besetzung der türkischen Provinzen in Ragusa ausgcschifft werden. . Berlin, 15. Oktober. (N. Pr. Ztg.) Se. königliche Hoheit der Prinz-Regent gedenkt den nächsten Sonn abend früh nach Warschau abzureisen und demgemäß am Sonntag Morgen daselbst einzutreffen. Die wieder holte Versicherung einiger Blätter, daß der Minister o. Schleinitz den Prinz-Regenten nicht dorthin beglei ten werde, erweist sich als falsch. Dessau, 12. Oktober. (M. Ztg.) Nach einer kreisge- richtlichcn Vorladung ist über das Vermögen des wirkl. Geheimen Raths und Regierungs-Präsidenten a. D. vr. v. Morgenstern Hierselbst der Eoncurs eröffnet wor den. Derselbe war bis zum März 1848 Chef der Staats verwaltung und bekanntlich ununterbrochen landesherr licher Commiffar der hiesigen Landesbank. Bis zum vorigen April Besitzer eines großen Vermögens, hatte dieser sonst streng rechtliche und solide Mann sich seit 1856 in eine Reihe von Spekulationen eingelassen und namentlich bei der hiesigen Landesbank als Aktionär äußerst bedeutend betheiligt und sich außerdem noch weit über das Maß seiner cffectiv vorhandenen Mittel engagirt. Mit der Krisis, welche die Landesbank erlitten, gerieth auch sein Vermögen in argen Verlust und deckt Wohl schwerlich die noch schwebenden Verpflichtungen. Herr v. Morgenstern verweilt seit dem vorigen Mai, wie man annimmt, wegen Gemüthsstörungen in einer Heilanstalt unweit Pirna. Aus Mecklenburg, l3. Oktober. (N. Pr. Z.) Die heule ausgcgebene Nummer des Regierungsblattes ent hält die Bekanntmachung vom 11 d. M-, daß Se. königliche Hoheit der Großherzog beschlossen hat, den dies- Absingung des Ehorales „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'". Hierauf folgte ein kurzes Gebet, welches der Probst Nitz sch auf der Kanzel abhielt. Hierauf führte der k. Domchor unter Instrumentalbegleitung eine Fest- Eantate, componirt vom Prof. 0r. Marr, aus, und hieran lchloß sich die Festrede des Prof. Bock h. Man feiere, begann derselbe, heute an geweihter Stätte ein Doppclfcst: den Jahrestag des huldreichsten Königs und das fünfzigjährige Bestehen der von seinem in Gott ruhenden Vater gestifteten hohen Schule, welche mit dem l5. Oktober 1810 ihre amtliche Wirksamkeit begann. Es sei zu beklagen, daß die allgemeine Freude nicht unge stört sei, daß sich in den Jubel die schmerzliche Klage um den leidenden Monarchen mische. Der Redner er geht sich daraus des Ausführlicher» über die unendlichen Verdienste des Königs um Kunst und Wissenschaft und äußert: ein Trost im Schmerze sei der Prinz-Regent, der nach den Intentionen des Königs regiere; zu dem selben gewendet, fuhr er fort: „In Ihrer starken und festen Hand ruht das Heil des Staates, also ist auch die Universität wohl geborgen." Zu dem Jubelfeste über gehend, bemerkte der Redner, daß die Idee der Dank feste von den Alten, und zwar nicht sowohl von Athen als von Rom auf uns überkommen sei; daß diese Idee nicht auf äußern Prunk auSgehe, sondern auf Anspornung zu erneutem Eifer. Aus der Menge der Gedanken, welche dem Redner an diesem Tage zuströmen, greife er zwei Hauptgedanken heraus, welche sich anlehnen an die Zeitumstände und den Geist, unter welchem die Universi tät gestiftet sei. Der Redner beleuchtet die Lage Preu ßens im Jahre 1810, welcher gegenüber die Universitäts gründung eine große That genannt werden müsse, denn fie erscheine als ein geistiger Waffcnplatz gegen den fremden Eroberer, der den deutschen Geist haßte, dessen Stätte die Universitäten waren; hätte dock Napoleon sich jährigen, in Malchin abzuhaltenden allgemeinen Land tag am 15. November eröffnen zu lasten, zugleich mit dem an alle zur Ausübung der Landstandschaft berech tigten Behörden und Personen gerichteten LandtazsauS- schreiben. Die landesherrlichen Landtagspropositionen sind: 1) die ordinäre Landescontribution; 2) die Bedürfnisse der allgemeinen LandeSreeepturkasse; 3) Verbesserungen im Steuer- und Zollwesrn; 4) Unterstützung der pro- jertirten Eisenbahn von Güstrow über Neubrandenburg zur preußischen Grenze aus gemeinsamen Landesmitteln; 5) schließliche Derathung über den Gesetzentwurf, betref fend die Rechtsmittel in Eivilsachen und in dem fiskali schen Processe. Karlsruhe, l 4. Oktober. Eine Beilage zur heuti gen Nummer der „Karlsr. Ztg." veröffentlicht den No tenwechsel mit Rom seit Verwerfung der Convention. Die „Karlsr. Ztg." erklärt hierüber eingänglich Folgen des : „Nachdem infolge der über die Convention mit dem päpstlichen Stuhle gefaßten Beschlüsse der Zweiten Kam mer eine Acndcrunz im Ministerium eingetreten war, hat die großh. Regierung für angemessen erachtet, dem päpstlichen Stuhle über den Verlauf dieser Angelegenheit und über ihre Entschließungen genaue Mittheilungcn zu machen. Sie hielt jedoch den hierzu geeigneten Zeitpunkt erst dann gekommen, als die Gesetze, welche an die Stelle der Convention treten sollten, entworfen und zur Vor lage an die Kamme, n reif waren. Demgemäß richtete das Ministerium des großherzogl. Hauses und der aus wärtigen Angelegenheiten unterm 14. Juni d. I. ein Schreiben an den Staatssekretär des Papstes, Cardinal Antonelli, und legte demselben eine Denkschrift bei, welche den Gang der Dinge darstellt. Außerdem hat der Groß herzog in einem eigenhändigen Schreiben an den Papst sich ausführlich über seine Entschließungen ausgesprochen. Es erfolgte hierauf unterm 26. Juli d. I. ein Antwort schreiben des Papstes an Len Großherzog und ein wei teres des Cardinals Antonelli an den Minister des Aeußern, welch' Lctzterm eine Erwiderung auf die er wähnte Denkschrift beigefügt war. Die großh. Regierung glaubte diese Ausführung des päpstlichen Stuhles nicht ohne Replik lasse» zu dürfen, und eine solche wurde dem päpstlichen Stuhle unterm ll. Sept. d. I. mittelst Schrei ben an Cardinal Antonelli übersendet." 6 Altenburg, 15 Oktober. Am 12. d. feierte der um die Blüthe unscrs Friedrichögymnasjums hochver diente Schulrath Or. Foß hier sein 25 jähriges Amts jubiläum als Direktor der Anstalt, zu welchem Amte er im I. 1835 an Stelle des verstorbenen Kirchenraths Matthiä vom Gymnasium zu Friedland hierher berufen wurde. Aus der Nähe und aus der Ferne wurden dem Jubilar zu diesem Festtage Glückwünsche und Geschenke mannichfachcr Art dargcbracht. Von dem Lehrerkollegium des Gymnasiums ward dem Jubilar eine geschmackvoll ge arbeitete Votivtafel von schwarzem Marmor überreicht, auf welcher in Silber eine sinnige Inschrift, umgeben von Abbildungen der verschiedenen Stätten der Wirksamkeit des Jubilars, angebracht war. Die Schüler des Gym nasiums übergaben ihrem verehrten Lehrer einen silbernen Becher mit einem lateinischen Gedickt. Im Namen der städtischen Behörde brachte der Oberbürgermeister Hempel Glückwunsch und Gruß; die frühern Schüler gaben ihre Anerkennung und Dankbarkeit durch eine kunstvoll aus gestattete lateinische Adresse zu erkennen, Welche am Schluffe mehr als 200 eigenhändige Unterschriften trug. Außer dem wurde der Jubilar auch von einer Deputation der hiesigen Buchhändler, dem Vorstande der Knabenarbcit- schule und vielen andern Personen feierlich begrüßt. Zu Mittag vereinigten sich im Gasthof zur Stadt Gvtba eine zahlreiche Gesellschaft zu einem frohen Mahle, bei welchem die Bedeutung des frohen Festes in ernsten und launigen Toasten hervorgehoben wurde. Am Abend brachten die Schüler des Gymnasiums dem Jubilar ein Fackelständ chen, und den Schülern der Knabenarbeitschule, deren Vorstand der Jubilar bis vor kurzem gewesen ist, wird ein kleines Fest bereitet, um ihnen den frohen Tag in freundlichem Andenken zu erhalten. ff Frankfurt, 15. Oktober. Der k. k. Präsidialge sandte, Freiherr v. Kübeck, wird bis zum 20. d. M. von Wie,, wieder zurück sein. — Das Geburtsfest Sr. Maj. des Königs von Preußen wurde heute und gestern, als am Vortage nicht in der üblichen Weise begangen. Die öffentlichen Festlichkeiten blieben ausge setzt. Eine R,vcille eröffnete den heutigen Tag, welcher ein Gottesdienst in zwei Kirchen folgte. Um 12 Uhr brachten die Mitglieder des diplomatischen Corps, die Bürgermeister der Stadt, der Obercommandant und die Osfiziereorps ihre Beglückwünschungen bei der königli chen Gcsandschaft dar. — Der schon wiederholt gcschei terte Versuch, die förmliche Bürgerveitretung, das soge nannte Colleg der Einundfünfziger, um sieben Mit glieder zu ergänzen, soll morgen wieder angestcllt wer den. Man glaubt, er werde dieses Mal Erfolge haben. Paris, 14. Oktober. Das „Pays" sckließt sich dem von der „Patrie" gebrachten Dementi gegen die Annahme, zu dem Aussprüche venncsscn, er werde den deut schen Geist ausrotten! Der Geist der Universität habe den allgemeinen Fortschritt, die allgemeine Bildung er strebt, wie auch die Staats und Gcschästsmänner gemeint hätten, daß den Fach- und sogenannten „Brod - Studien" ein ausschließliches Feld cinzuräumcn sei. Das Zeitalter der Gründung der Universität gehöre einem wissenschaft lichen Streben nach Neugestaltung der Philosophie und Poesie an, welche auf der Freiheit des Denkens beruhe und ihre Verklärung in Schiller finde. Aus dieser Schule sei Wilhelm v. Humboldt hervorgcgangeu, wel chem die Organisation der Universität von Friedrich Wilhelm III. übertragen war. — Der Redner ging nun auf den Geist der Universität näher ein, welche viel von Jena überkommen habe. Auch die Entstehung der Jenenser und Berliner Hochschule hätten Ähn lichkeit miteinander. Kurfürst Friedrich der Groß- müthige von Sachsen habe die Universität Jena gegrün det, nachdem er Wittenberg verloren, König Fricdrick Wilhelm III. habe die Universität Berlin nach dem Ver lust von Halle in das Leben gerufen; ebenso habe sick der Geist der Jenenser Universität in Berlin fortgesetzt. Die Ausführung dieses Gedankens führte den Redner zu den Universitätslehrern, deren verstorbenen Größen: Fichte, Schleikrmacher, de Wette, Marheineke, Schmalz, Eichhorn, Hufeland, Reil, Rudolphi, Gräfe, Klaproth, Ermann, Heindorf, Hoffmann, Weiß, Lichtenstein, Friedrich August Wolf und Buttmann, Worte der Erinnerung geweiht werden, während auf Savigny und Biener, die Beide noch am Leben, hingewiescn wird. Der Redner schließt: „Was die Zukunft bringt, kann kein sterblicher Blick erschauen. Wir blicken rückwärts, aber dieser Blick soll unS nicht zurücksübren, sondern zur Nacheiferung, damit dir Jüngern die Vorgänger übertreffen und ohne Ueber- hebung wie die spartanischen Jünglinge von sich sagen Frankreich und Piemont hätten dem Papste Subsidien angeboten, besonders um deswillen an, weil andernfalls nahe läge, eine Verständigung zwischen Frankreich und Piemont über ihr Verhalten in Italien zu vermuthcn. — Gestern hieß cs, das Geschwader von Neapel werd« zurückberufcn. Jetzt soll Gegenbefehl erfolgt und die Ab sendung von Lebensmitteln und vorräthen dorthin angc- ordnet sein. Der „LoulonnarS" kann sich den Wechsel nicht erklären. Von der syrischen Flotte geht der „Re- doutable" nach Neapel, der „Donauwörth" mit dem Contreadmiral Jehenne nach Frankreich, wegen deS schlech ten Winterwetters bleibt nur Capitän de la Grandiöre mit vier Schiffen dort. — Das „Salut Public" berichtet, daß dem Staats rath ein Gesetzentwurf in Betreff der Errichtung einer starken Armeereserve vorliegt. Eine Reserve von 180,000 Mann, die jeden Augenblick unter die Fahne» gerufen weiden kann, gestattet cs, den Effectivbcstand der Armee zu verringern und ohne Beeinträchtigung der Na- lionalvertheidigung das Budget zu erleichtern. Der be zügliche Gesetzentwurf soll dem gesetzgebenden Körper so gleich nach Eröffnung der nächsten Session vorgelegt weiden. — Der „Tonlonnais" beharrt bei der Behaup tung, daß Marschall Vaillant Ende dieses Monats den Oberbefehl über das Occupationscorps in Italien über nehmen werde. — Dem „Progrö-s" von Lyon zufolge spricht man in osficiellen Kreisen von einer neuen Orga nisation der Regierung von Algier. So viel scheine gewiß, daß die afrikanische Colonie bedeutend befestigt werden wird. Bis jetzt war Algier ein Bivouac, cin Lager; nunmehr soll cs angesichts von Gibraltar und Malta eine Festung werden. — Die aus gehoben en 100,000 Mann verthcilcn sich folgendermaßen auf die Truppengattungen: Infan terie 79,400, Cavalerie 9000, Artillerie 5500, Genie 1000, Marine 5100. — Dem Lyoner „Progrös" zu folge beschwert sich General Goyon darüber, daß sardi nische Wühler bis ins Herz der Stadt Nom ihr Wesen treiben. — In Chambcry kam vor einigen Tagen der Scharfrichter mit seinem Gehilfen an. Wie der „Cour- rier des Alpes" berichtet, mochte Niemand die Beiden bei sich aufnehmen und mußte man ihnen zuletzt im Gc- richtshause Unterkunft verschaffen. — Die „Gazette de Lyon" schreibt: „Der Papst scheint nicht gesonnen, dem Bis chof von Marseille, Msgr. v.Ma- zcnod, den Cardinalshrtt zu geben, und Abbö Maret wird die Präconisirung als Bischof von Vannes positiv nicht erhalten." — Wie die „Patrie" meldet, ist in Tu rin das Gerücht sehr stark verbreitet, daß Las sardi nische Cabinet der Actionspartei gegenüber die Ver pflichtung cingegangen sei, sich in Stand zu sehen, um in 6 Monaten Venedig arrzu greifen, falls diese Provinz nicht auf diplomatischem Wege erworben worden sei. Infolge dessen soll die sardinische Regierung groß artige militärische Vorbereitungen treffen. Die stehende Armee soll nämlich aus 250,000 Mann gebracht und die Artillerie bedeutend verbessert und vermehrt werden. In Turin scheint man dabei viel auf Süditalien zu zählen. „Was die „„italienische Flotte"" betrifft" — so spricht die „Patrie" —, „so wird besondere Sorgfalt auf die selbe verwandt. Die großen Hilfsquellen, welch« man in Neapel vorgcfunden, und weitere Ankäufe, die augen blicklich gemacht werden, gestatten, daß man in wenigen Monaten eine formidable Flotte Herstellen kann." — Die „Patrie" veröffentlicht seit einigen Tagen ziemlich heftige Artikel gegen Oesterreich Dieselben haben Eduard Simon zum Verfasser. — Der „Constitutionnel" ist heute bemüht, seine Anschauung über die Lage der Dinge in Italien zu vervollständigen. Am bemerkenswerthesten dabei ist, daß indircct die ganze Verantwortlichkeit für den vorgestrigen Artikel auf die Person des .Herrn Bo- niface beschränkt wird. Paris, 15. Oktober. Der „Moniteur" berichtet: Die Depesche Grammont's an Lamoriciöre, welche die augenblickliche Unterstützung durch französische Truppen anzeigtc, ist falsch. Es wurde blos eine Depescke an den französischen Consul inAnena abgcschickt, mit der Nach richt, die französische Regierung mißbillige den Einfall der Piemontesen in den Kirchenstaat. Turin, 13. Oktober. kW. Bl.) In der gestrigen Kammersihung wurde oh >e Diskussion genehmigt, daß die Regierung nach vollzogener Anncrion der andern italienischen. Provinzen berechtigt sein soll, die Wahlbe zirke ckerart zu regulircn, daß die Zahl der Deputirten nie weniger als 400 betrage, und daß die Durchschnitts zahl der einzelnen Bezirke nicht 50,000 Seelen über schreite. — In der Senatssihung vom 12. d. wurde gegen den die Anncrion betreffenden Gesetzentwurf gar keine Opposition erhoben. — Ein Leitartikel der heuti gen „Opinione" bemerkt: Eine innere Reaktion sülchtet Italien nicht. Eine diplomatische Reaction aber würde die Wiedercinlösung provocircn, und dann könnte die italienische Bewegung die Grenzen, welche sie sich vocgczeichnet hat: „von den Alpen bis zum adriatischcn können, wir werden einstens noch viel besser werden. Uns Acltern ist es Wichtig, den alten Geist für den Staat und die Wissenschaft zu erhalten. Eine wissen schaftliche Körperschaft bedarf der Stätigkeit des Geistes und der Grundsätze. Der Fortschritt war stets das We sen des preußischen Staates, der Fortschritt im Geist der Vereinigung mit Deutschland. In diesem Geiste hat die Universität gedient, soweit es in ihrer Macht lag, sie wird für alle Zeit treu dem Könige dienen. Unsre nächste Hoffnung ist der hochherzige Prinz Regent, der den Staat mit Weisheit und Kraft lenkt, der die Macht des Gei stes, wie die Macht der Waffen kennt und schätzt. Gott helfe dem König und schütze den Regenten ulrd da- ganze Königshaus. Der Schlußvcrs der Cantate beendete die Feier, welche etwa zwei Stunden gewährt hatte. Die Stndircnden geleiteten darauf unter Absingung des „Csu ihre Fahnen nach der Universität. Heute Abend findet Empfang der Universitätslehrer und der Deputa tionen bei dem Unterrichtsminister statt. Dir Abenteuer am Rebrasca. Von Kalduin Miillhausen. (Fortsetzung aus Nr. 241.) Es ist cigenthümlich, wie diese Wilden ein bestimmtes Auftreten und den Beweis persönlichen Muthcs achten, denn nachdem wir uns vollständig in der Gewalt dieser Oglalas befanden, rührten sie unser Eigenthum nicht an; sie fragten wohl nach Whisky, doch nahmen sie Nichts, wo sic cs hätten ungestraft thun können, und begnügten sich hinsichtlich des Fcuerwassers auch sehr bald, als der Herzog Einem von ihnen die Esstgflaschc reichte und dieser nach einem derben Zuge auS derselben *) Au« dcffen ..Reisen In die Felsengebiige Nordamerikas", k.irzig. Hermann Softencble. I OS Meere" wohl überschreiten. Europa müsse, wenn e» keinen allgemeinen Krieg provocircn will, die geschehe nen Thatsachen anerkennen. Italien muß eiligst Eins werden, sein Heer und seine Flotte ordnen. Hat es so dann 300,000 Payonncte und eine achtunggebietende Flotte zur Verfügung, so wird keine fremde Macht mehr den Wunsch äußern, sich in die inneren Angelegenheit.» Italiens einmengen zu wollen. — Dasselbe Blatt mel det: Das Muncipium von Viterbo habe an den briti schen Consul in Livorno ein Dankschreiben gerichtet, weil da- englische Cabinet gegen die Wiedervereinigung der Stadt und Provinz Viterbo mit der Herrschaft des Pap stes Protest eingel gt. — Die „Turiner Zeitung" vom 11. Oct. meldet, daß in Neapel 5000 Piemontesen mit vier Batterien gezogener Kanonen gelandet seien. — Graf Cavour hat an Herrn Winspearc, den außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister des Königs Fran; II., folgende Note gerichtet: Sehr geehrter Herr Baron! Die in den letzten Monat.» zu Neapel Etat« gehabten Ereignisse batten die königliche Regierung bereits b.wogen, einig« Kriegsschiffe, mit Truppen an Bord, na» drin dortiqln Hafen zu entsenden, in der Absicht, für die Sicher beit sardinischer Untenbanen zu sorgen. Später ward l er Stand der Dinge in jener Stadt von Tag zu Tag beunruhigender. König Franz ll. verließ se ne Hauptstadt und entsagte solchergestalt angesichts seine« Boltes ck« tavt» seiner Krone Der auf nea politanischem Gebiete wüthende Bürgerkrieg und das Nichtvor- handrnsein einer regelmäßigen Regierung gefährden die grcßen Principun. auf «eichrn die soeiale Ordnung beruht, im höchsten Krade Bei so bcwanttcn Umständen sandten die Bürger und die constiNärtrn Behörden kos KcmlinderalhcS von Neapel dem Könige Victor Emanuel Adressen rin oder überreichten si> ibm— Adressen, welche zahllose Unterschriften trugen rmd-n welchen inan den Beistand jene» Herscher« anflrhte, d-n dir Vorsehung mit der Mission betraute, Italien neu zu gestalten und ihm den Frieden zu reden. Der Pflichten einardenk, welche ihm diese Mission auferleat, hat dir König, mein erhabener Herr, eine Trupprn- Abrbeilnng nach Neapel beordert. Düse Maßregel, welche einem Zustande der Dinge rin Ende macht, au« dem Unordnung und Anarchie rnlspriiigrn könnten, wird Ztal en und Europa vor sehr »rnstbaflem Unheil bewahren und verk-ndeen, daß noch mehr italienisch-« Blut vrrgoffen wird. 6. Cavour. Victor Emanuel hat auf der Reise von Maeerata nach Grottamare am 10. October Mitags das heilige Haus von Loretto besucht, zu dessen Wiederhcistellung er die Summe von 50,000 Lires bewilligte. Di« Geist lichkeit empfing ihn feierlich am Eingang der Kirche. Mailand, 14. October. Kaum wird die Volksab stimmung bezüglich der Annexion Süditaliens erfolgt sein, so werden, der „Perscveranza" zufolge, tret neue Minister ohne Portefeuille ernannt werden. — General La Masa wu'dc bei den Belagcrungsarbeilen in Capua schwer verwundet. Genua, 13. October. (W. Bl.) Vorgestern entstand unter den neapolitanischen Gefangenen, welche in ihre Heimath znrückkelften wollten, ein Tumult, zu dessen Unterdrückung Militär einschreiten mußte. — Nach dem „Espero" werden die nach Sicilien geschickten pic- montesischen Truppen Syracus angreisen (früher hieß es, Syracus habe sich bereits ergeben). Livorno, 13. Oktober. (A. Z.) 70,000 Patronen für Minfi'-bücksen, an Garibalbr gesendet, wurden von der Regierung mit Beschlag belegt. — Cardinal Mo- richini ward auf der Reise von Rom nach seiner Div erse in Foligno verhaftet. Palermo. Die „Allg. Ztg." briugt sorgendes (be reit» erwähnte) Manifest gegen die Anncrion, wel ches in Palermo an den Straßenecken angeschlagen war und auf der ganzen Insel verdrecket wird: „Wir wellen cin einigcS Italien. Wir wollen, daß alle jetzt aerrenntcn Lheile Italien« sich fist in eme Nation verbinden, und keine Spur des MunicipalismuS zurücklaffen. Wir wollt« aber nicht, daß Italien durch thnlweise und successive Annerio ncn unversehens in den legislativ»« und administrativ« Munici- palismu« Piemonts perathe. Piemont sei italienisch, wie Sici lien und Neapel, aber Italien soll nicht piemonttsisch gemacht werde». Wir werden uns an das übrige Italien anschließen mit gleichem politische» Recht, um die Einheit Italiens zu fördern. Man möge uns daher fitzt nicht Gesetzbücher und «esktze vor: schreiben, die blos in PiemSnt Kettung haben. Die Völker, welche mit dem eigenen Blute siegreich eine Idee verfechten, sind kein» eroberten Völker; sie haben das Recht, sich selbst Gesetz bücher und Gefitzc zu geben. W-nn JtNicn einig fiin wird, müssen Sicilien, Neapel, Rom, Toscana, die Lombardei, Ve nedig und Piemcnt mit vollkommemr Kleichbett zur Feststellung des politischen und bürgerlichen KesetzbucheS beitragen. So denkt und muß jeder Italiener für Italien denken." — Die osfieiclle Zeitung von Palermo erklärt, daß die nach Turin abgcgangenc Deputation ohne Man dat sei, daher ihre Akte null und nichtig seien. Aus Madrid vom 14. Oktober wird tclegraphirt, daß tags zuvor Ihre Majestäten Saragossa ver lassen hatten. Unmittelbar nach Wicderankunst der Königin sollte dcr „Epoca" zusolge ein Ministcrrath da rüber gehalten werden, ob der spanische Gesandte in Turin abzuberufen sei oder nicht. London, 15. October. (K. Z.) Der Graf von Pa ris brach vorgestern bei Claremont auf dcr Jagd bas rechte Bein, befindet sich aber den Umständen gemäß wohl. " » mit den Zeichen des größten Abscheus die gcnojjeuc Flüssigkeit wieder ausspie. Wir warteten nur so lange, bis ein Indianer, der auf deS Herzogs Frage nach Fleisch ins Lager geeilt war, mit einem tüchtigen Braten zurückkehlte und denselben in den Wagen warf; der Her zog bot alS Gegengeschenk cin Tischmesser, dasselbe wurde aber ausgeschlossen; die Indianer entfernten sich und wir zogen unsre Straße. Kaum hatten wir uns von einander getrennt, als ich inne wurde, daß ein Oglala dicht hinter mir ritt; ich lenkte zur Seite, doch folgte er allen meinen Be wegungen in einer so auffallenden Weise, daß ich mich mit fragender Miene zu ihm wendete. Es war ein großer, schöngewachsenrr Mann, der scin starkes, mulhigcS Pferd mittelst einer einfachen Lederleine so leicht regierte und dabei so fest in dem hohen indianischen Sattel saß, als wenn Roß und Reiter aus einem einzigen Stück bestanden hätten. Die Züge seines Gesichtes waren unter der dicken Lage rothcr und gelber Farbe kaum zu erkennen, und unter der vorstehenden Stirn blitzten ein paar Augen so schrecklich wild und ernst, daß ich die selben nie wieder habe vergessen können. Er war be kleidet mit einem Jagdhemdc von hellblauem Baum wollenzeugc und langen, hirschledernen Gamaschen, die eben so wie seine MokasinS dicht mit Perlenstickerei, feinen Riemen und schöngeordneten Scalplocken seiner erschlagenen Feinde geschmückt waren. Um den Hals trug er, außer Weißen und blauen Perlenschnuren, einen Kragen von Bärenkrallen, die mittelst Streifen von weichem Otterfrll dicht an einander gefügt waren, und eine Anzahl großer messingener Ringe beschwerten die durchstochene» Ohren. Solchergestalt war also das Aeußerr des wilden Da kotah, der mich alsbald aussordertr, ihm für seine» Lasso meinen Zaum zu geben; er gab mir zu verstehen, daß
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview