Dresdner Journal : 03.01.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-01-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186101033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-01
- Tag1861-01-03
- Monat1861-01
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 03.01.1861
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2. DonnerStaq, d« 3. Januars , j ' - -> > . . - > . „ - 1861 AHamremenGpretse: snbrllcb: 5 rblr. 10 Xxr. io »ovL-o.1 Io» L» »Ljiikrl.! 1 „ 10 „ „ „ stritt ko»t un» Uuuutlicb io vr»«l,n: IS >'^r. l 8t«u>p«I»a- Liorelo« l^owmrru: 1 bixr. ) «cdlnx binLU. r»stratr«Prrift: I-ilr ck«o R»un> «>o«r oeopolteaoo 2»il»: 1 kkffr. Vnt«r ,,Linx«»»n<1t" cki« 2«il«: 2 kkxr. «rschrtm«: l'L^Iick, wit Xu»n»dm« ä«r 8ooo- unä ?rlert»x«, >d«ock» für <t«a fvlx«nck«n 1'»^. Drrs-nerIo»ML Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. r»srralr«>miLhi>u «loätt«: su 6vmu>i«ionLr <1«» Dre»än«r ^ouruitl»; eb»n<l»iel>>»t: H. Mxiiüil; 1kn»i»»r«r» St Vc>«rr»; «nrltn: 8»oriv»'»c>i« Oaebli., Itnriunr»»'» tturuuu; >r«m«»: L. 8vui.orr«; krnn^wrr ». N.: ^»«v»»'»ck« 8ut:bk»»6Iuo^; Lblo: Xool.» ö»»«»i»s k»rt»: v. ttü»rxr«i.» (28, rue cke» bau» «nk»o»); ^rn«: 1'». Lo»l.il:o', ttuclilulnslimx. qerausgebnr: Xitotxt. Lipräitiou <i»s I)r»«6o«r ckournnl», Or««ck«n, M»rieu»tr»»»< dir 7. . Ämtlichrr Theil. Bulletin. > Dresden, 2. Januar. Bei Ihren Königlichen Ho heiten den Prinzessinnen Eido nie und Saphir hält die Krankheit einen regelmäßigen Verlauf iane. Da» Fieber ist bei beiden Prinzessinnen im Abnehmen und habe« sich die catarrhalischen Beschwerden etwa» vermindert, vr. v. Ammon. Vr. Laru«. Dresden, 2. Januar. Wege» erfolgten Ableben» Sr. Majestät de» König» von Preußen, Friedrich Wilhelm lV., ist am Königlichen Hofe eine Trauer auf vier Wochen, von heute an bi» mit dem 29. d. M., an gelegt worden. Dresden, 31. Decrmber 1860. Mit allerhöchster Genehmigung ist dem Soldaten Otto Ludwig Gäbler von der 4. Compagnie de» 16. Infanterie-Bataillon- ge stattet worden, die ihm im Jahre 1857 von dem Mini sterium de» Innern verliehene silberne Lebensrettungs medaille am weißen Bande zu tragen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten AeitNNßsschau. (Zur Angelegenheit des Grafen Teltki. — Daily RewS. — TimeS- — Gaturday-Review.) Tagesgeschichte. Dresden: Hofthrater geschloffen. Er ¬ krankungen am königlichen Hofe. — Wien: Verände rungen in hohen Militärposten. Begnadigung de» Grafen Teleki. Mlntsterbrsprechungrn bezüglich der Zustände in den Donaufürstenthümern Dividende der Crrditanstalt. Ernennung. — Prag: Falsche Zei tungsberichte. Modell einer neuen Kanonr. Vermisch tes. — Triest: Aufhebung der Zolllinie für Istrien. — Berlin: Die letzten Stunden de» König-. Prinz Alfred abgereist. Abgeordnete nach Syrien. — Aachen: EisenbahubrtrirbSfiörung durch Schneemaffen. — Han- «ober: Rescript « »er Grwerbefragk. — Karls ruhe: Veränderungen beim Obrrktrchenraths —Nchl e»» wig: Die Heiberg'sche Buchhandlung freigegeben. — Pari-: Da» französische Volksschulwesen. Vermischtes. -- N... p.l: Nachrichten au» Gaeta. Victor Emanuel abgerrist. Verhaftungen. Demonstrationen. Unterschla gung. Anlrhen. Tagesbericht. — KopeVyagen: Mi litärische Angelegenheiten. — China: AuS der neue sten Post. Ernennungen, Versetzungen rc. im -ffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch 2. Januar, Morgens di Uhr. Se. Maj. der König Friedrich Wilhelm lV. ist zu Tanssouci heute früh 12 Uhr 4« Minuten ent schlafen. Anmerkung. König Friedrich Wilhelm IV., geboren 15. October 1795, succed. seinem Baler, dem König Friedrich Wilhelm lll. am 7. Juni l84O und vermählte sich durch Pro- curation am 16. November und persönlich am 29 -kovbr >823 mit Ihrer Majestät der jetzt verwitweten Königin Elisabeth (geb. 13. Rovbr 1801), de« König« Parimilian von Bayern Lochler und Zwillinzsschwester Ihrer Majestät der Königin Amalie von SaAsen. — Mittag» ^12 Uhr. Aus einem Extrablatt de» „Staats Anzeigers", welches das Ableben Sr. Maj. des König» Friedrich Wilhelm IV. verkün det, ist ersichtlich, daß der bisherige Prinz Regent als König Wilhelm I dir Regierung fortsührt. Paris, Dieustag 1. Januar, Rach«. 1 Uhr. Bei da« heute Mittag i« den Tuileriea stattge- haßten Empfange erwiderte der Kaiser de« Lord Cowley, »etcher für das diplomatische Torps daS Wort geführt, ungefähr Folgendes: Ich danke Ihnen für die Wünsche, welche Sie mir auSdrückrn. Ich sehe der Zukunft mit Vertrauen entgegen, überreugt, daß das freundschaftliche Einvernehmen der Mächte den Frieden erhalte» wird. — Zum Präsidenten de» gesetzgebenden Körper» sagte der Kaiser etwa, er habe immer auf die Hilfe des gesetzgebenden Körpers gezählt. Der „Moniteur" bringt jetzt in seinem nicht amtlichen Theile ein politische» Bülletin. In dem heutigen melde» er die Begnadigung de» Trafen Teleki. (Vgl. Wirn unter „Tagesgeschichte".) Pari», Dienstag 1. Januar, Rachm. Rach Toulon ist der Befehl abgeganaen, da» franzö sische Geschwader vor Gaöta ckvs einen Monat zu verproviantiren. Rach hier eingetroffrnen Nachrichten au» Nea pel wird der Prinz von Carignan nebst Ratazzi Farini ersetzen. Au» Gaöta wird unter« 29. p. M. gemeldet, daß dir Königin diesen Platz nicht verlassen habe, vielmehr die Hospitäler besuche. — Eine fünfte Batterie ist feiten der Piemontesen in Thätigkrit gesetzt. Dreöden, 2 Januar. Aus Wirn wurde von uns bereits gestern di« Be gnadigung des Grafen Teleki gemeldet. Indem wir heut« nachstehend (unter Wirn) einen hierauf bezüg lichen Artikel der „Wiener Zeitung" mittheilen, können wir, da einige ausländische Zeitungen sich fortwährend bemühen, das Verfahren der sächsischen Regierung hin sichtlich der Verhaftung und Auslieferung deS Grafen Teleki als ein gehässige» oder mindestens übereilte», oder auch so darzustellen, al« sei der kaiserlich österreichischen Regierung dadurch unnöthigerweise eine Verlegenheit be reitet worden, nicht umhin, noch einige Bemerkungen über den -Gang der Sache vormWMschtcke». u^,„.. Von dem österreichischen Polizeiministerium war der sächsischen Regierung mittelst Schreibens vom 27. No vember v. I. mitgetheilt worden, daß der Graf Ladislaus Teleki, glaubwürdigen Nachrichten zufolge, nach Dresden kommen und daselbst mit einer in Ungarn domiciliren- den Dame, welche als eine der ertrrmen Partei dieses Lande» angehörige Dame bezeichnet wurde, zusammentref fen würde. Mit dieser Mittheilung war der Antrag verbunden, auf die Ankunft des Grasen Teleki invigilircn und seinen Verkehr in Dresden möglichst überwachen zu lassen, von seiner Ankunft aber die österreichische Regie rung sofort benachrichtigen zu wollen. In besten Ver folg sind nun durch die hiesige Polizeidirection die bean tragten Recherchen angeordnet worden, und nachdem sich der Verdacht ergeben hatte, daß der schon mehrere Wo chen unter dem Namen John Harold hier verweilende' und mit der gedachten Dame häufig verkehrende Fremde der Graf LadiSlauS Teleki sein dürste, ist solche» der k. k.österr. Regierung im diplomatischen Wege mitgetheilt wor den. Die letztere legte sofort einen großen Werth auf die Constatirckng dieser Thatsachc, und nachdem es am - 17. Decrmber gelungen war, die Personenidcntität deS angeblichen John Harold mit dem Grafen Teleki festzu stellen, wurde derselbe einstweilen in Gewahrsam gebracht und die k.k. österreichische Gesandtschaft allhier sofort da von in Kcnntniß gesetzt, worauf dieselbe noch am näm lichen Tage, dem 17. Decrmber, unter Berufung auf den zwischen beiden Staaten bestehenden Auslieferungs vertrag von dem Jahre 1854, und unter dem Bemer ken, daß das k. k. LandcSgericht in Wien die requirirende Behörde sei, die Auslieferung deS österreichischerscits steck brieflich verfolgten Grafen Teleki verlangt«. Dir königl. säWfche Regi«ung glaubte jedoch diesem, im diplomati s<§« Wege gestellten Anträge nicht ohne Weitere» ent spreche« zu vürfrn, vielmehr verlangte fie, daß vor allen Dinge« eine förmliche Requisition der zuständigen öster reichischen Gerichtsbehörde an die hiesige Polizeibehörde, bei welcher Teleki in Haft war, erfolgen wüste, eh« die Auslieferung bewilligt werden könne. Diese Requisition der jenseitigen Gerichtsbehörde ging nuu ein und erst dann wurde di« vertragsmäßige Auslieferung deS Grafen 2Heki g«n«hmigt, welche hierauf am 21. Decrmber er folgte. Die Bemeikungen d«r englischen Blätter über de» Friedensabschluß mit China beweisen Zweierlei: «rsie«», daß man sehr vergnügt ist, sobald zum Ziele ge kommen zu sain, da man da» Kriegsühren für die Hong konger Handel-Herren ziemlich satt hat, und sodann, daß man mit großem Neid auf dir franz. Coperation sieht. „Daily- News" sagt: ,,ManhatvonvielenSeiten darauf hingewie- s«, daß der russische Vertreter zur Schlichtung de» Streite» mit China seine Hand geliehen habe; und da- Interesse der Russen, di« Zertrümmerung des chinesischen Reiches hinauSzuschicben, liegt klar genug zu Tage. Der Zar rechnet mit Grund auf daS Erbe diese- kranken ManneS. Jeder gedankenlose Schlag, den eine westeuropäische Macht gegen Peking führt, arbeitet für ihn. Vermöge seiner rasch wachsenden Niederlassungen an der Amur-Mündung ist er, so zu sagen, immer an Ort und Stelle. Er treibt keine Politik der Leidenschaft. Er möchte sich nicht zu sehr auf einmal überladen; aber wenn wir die nächste Expedition gegen China senden, so wird er viel besser als jetzt vorbereitet sein, jene Zersplitterung Chinas zu benutzen, welche England zu beschleunigen bestimmt scheint, an» der rS aber selbst nie und nimmer Vortheil ziehen kann. Amerika und Rußland, die später als wir an- si»geu, haben in kurzer Zeit ihre Beziehungen zu China a«f der Grundlage gemrinsamcr Interessen geordnet, ohne eiaen Schilling in Krieg-au-gaben zu verschwenden. Prä sident Buchanan sagt in seiner diesjährigen Botschaft: „„Die freundliche und friedliche Politik, welche die Re gierung der Vereinigten Staaten gegen da» chinesische Reich beobachtet, hat die erfreulichsten Folgen. Der Ver trag von Tientsin vom 18. Juni 1858 ist von den chine sische» Behörde« getreulich eingehalten worden."" Aber Ach» tzchre« u«d Beispiele sind, wie es scheint, an un» Mggewörfttt. «a» die Femchche« betrifft, so habt« sie, nach dem „Moniteur", außer ihren 2,000,000 KriegS- kosten Material genug in die Hand bekommen, um da» Drama der „„heiligen Stätten"", wie dasselbe in Kon stantinopel im Jahre 1853 aufgesührt wurde, auch in China so »ft al- nöthig in Scene zu setzen." Einen andern Aufsatz, der auf den Friedensvertrag näher ein geht, schließt dasselbe Blatt: „Jedenfalls werden die wirk lichen Ergebnisse dieser mit so großem Aufwand an Geld und Mühe vorbereiteten Expedition unfern Regierenden die Lehre beibringen, daß der Krieg nicht das sicherste Mittel ist, um unfern Zweck zu erreichen, d. h. einen auSgebreitrtern freundlichen Verkehr mit dem chinesischen Volke anzuknüpfcn. Wir haben den lang angedrohtcn Marsch nach Peking gemacht, wir fanden es zu entlegen, um es zu regieren, zu bevölkert, um es zu bombardiren oder zu plündein, und sind abgezogen mit einem Wisch Papier in Händen und einer lumpigen Beute, die nicht ein Achtel der Feldzugskosten deckt. Und mit der wirk lichen Friedcnsarbeit stehen wir so ziemlich auf dem Fleck, aus welchem Mr. Bruce sie im Juli 1859 vorfand. — Der „Times" ist die französische Cooperation in China im mer verdrießlich gewesen; die französische Hälfte deS Ver trag» von Peking ist ihr noch unangenehmer. Heute äußert sic ihre Verstimmung in sehr scharfer Weise, in dem sie unter Anderm sagt: „Da die Franzosen nicht mehr als zwei Handelshäuser in ganz China besitzen, so haben sie natürlich für sich etwas Besonderes gewollt, was - nicht in den Handelsverkehr einschlägt. Ihre Errungen schaften bestehen, nach dem „Moniteur", in drei Gegen ständen, die vielleicht nicht so unzusammengehörig sind, al» sie scheinen — Geld, Sclaven und römisch-katholisch« Glaube. Die Geldsumme ist eine bissige: 60 Millionen Franc» kön«e« dir gemachte Ausgabe kaum übersteigen oder ihr nur -leichkmnmrn. Dir „Kuli-Au-wanderung", um da» Diug bei seinem gelinden Namen zu benennen, ist, fürchten wir, keine so unschuldige Sache. Also Ku lis dürfe« „««»gewandert werden" und le Veum und Domino Rllvum s»o find schon im Dom von Peking ge sungen worden. Dieser „Dom von Peking" ist eine neue Decoration im chinesischen Drama. Daß e» ein solche» Gebäude gicbt, ist uns eigentlich eine Ucber- raschung. Er hat da» Kreuz wieder auf» Dach bekom men. ES muß jedenfalls 150 Jahre her sein, daß diese» Gebäude al» christliche Kirche gedient haben kann, und 150 Jahre find im Alter chinesischer Gebäude ein sehr langer Zeitraum. Diese Erwägung erscheint un» von Wichtigkeit, da wir sehen, daß „alle Kirchen, Kirchhöfe und dazu gehörigen Locale, die im ganzen chinesischen Rerche früher den Christen gehört haben, wieder heraus- gegeben werden sollen." Diese Stipulation geht denn doch etwa» weit. E» sind jetzt 13 Jahunderte verflossen, seit da» Christenthum in diesem weit entlegenen Lande blühte und seit die Nestorianer nach Konstantinopel die ersten Seidenwarmeirr brachten. Vielleicht haben die Nestorianer ihren Vortheil vernachlässigt. Aber e» find auch beinahe 300 Jahre, seit Matteo Ricci, dieser feine politische Jesuit, seinem Orden eine Stellung am chine sischen Hofe eroberte. Wir können un- darauf verlas sen, daß er, da» heißt, daß seine Nachfolger ihre Gelegen heit nicht aus de« Augen gelassen haben. Die Chine sen gestehen da vielleicht ein Princip zu, welche» auf eine Spitze getrieben »erden kann, von der sie keine Ahnnng haben." — Die „Saturday-Review" wünscht, daß die» der letzte chinesische Krieg sein möge. Sie bemerkt: „Die fast allgemei« gehegten Zweifel am AuSgange der Expedition gründeten sich auf da» Bewußtsein deS Nicht wissen», und Alle», wa» seit dem ersten Versuch sich be gebe« hat, zeigt die Weisheit des Zweifeln». E» ist den Allttrtrn geglückt, aber weder der Gang, noch die Mit tel, noch dir Art ihre» Erfolges standen in der gering sten Beziehung zu den in England gewagten Prophezei ungen. Ein früherer Versuch, auf Peking zu marschiren, endete mit einer demüthigenden Niederlage, und beim zweiten fanden wir de» Gegner un» so nahezu gewach sen, daß die tapfersten Militär» unsrer Armee sich nicht schämen, «»fern Steg dem Zufälle zuzuschreibe«, der am» i» Besitz der Armstrongartillcrie gesetzt hat. Unser Glück "hak un» Mht k» Mich gchaff«.. 3>»,Gchtc» Augenblicke erlangten wir unfern Vertrag, nicht dadurch, dätzwlr die Dynastie Ming auf den Thron setzten, oder daß wir Pe king rinriffrn, sondern durch die falsche Vorstellung, welche die Chinesen plötzlich von unfern Hilfsmittel» bekamen. Die wahre Moral der Fabel ist, daß wir keine chinesischen Kriege mehr anfangen dürfen. Sie waren stets kostspie lig und schwierig und haben stets das moralische Gefühl verletzt, und die Chinesen beginnen sehr rasch, Fortschritte im Kriegshandwerk zu machen. Wie gesagt, keine chine sischen Kriege mehr. Zu ihrer Verhütung giebt eS zwei Hauptmittel. Ersten», den Vertrag mit größter Sorgfalt abzufassen, nichts Zweideutiges oder Bedingte» darin aus zunehmen, und Nichts zu stipuliren, was, nach dem Zeug- niß bisheriger Erfahrung, die chinesische Regierung zu- zugrstehen nicht die Macht hat. Da» Zweite ist der Entschluß, die Hculertien Hongkongs unbeachtet zu lassen. Die heutige Race anglo chinesischer Kaufleute hat die Kunst erfunden, auf Kosten deS steuerzahlenden Mut terlandes ungeheure Profitchen zu machen, indem sie erst hochmüthig das Vorurtheil der Chinesen reizen und dann die Dazwischenkunft der englischen Regierung anrufen." Tagesgeschichte. Dresden, 2. Januar. Infolge der heute ringet, of fenen Trauernachricht von dem erfolgten Ableben Sr. Majestät de» Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (s. oben) bleibt auf allerhöchste Anordnung das könig liche Hoftheater heute geschlossen. Feuilleton. K. Hofthrater. Dienstag, 1. Januar. Zum ersten Male: „Die Hermannsschlacht", vaterländische» Schauspiel in fünf Acten von Heinrich v. Kleist, für die Bühne bearbeitet von Feodor Wehl. — Die romantische Richtung in unsrer Poesie wurde vor Allem durch Kleist'» hohe» dramatisches Talent zu künstlerisch abgeschlossenen, echt deutschen und patriotischen Werken gehoben. Der Versuch, rin sehr bedeutende- derselben für unsre Bühne zu gewinnen, ist mit Dank willkommen zu heißen, und Feodor Wehl hat sich durch seine Anregung dazu und durch dir nothwendige und sehr geschickt und takt voll auSgeführte Bearbeitung der „Hermannsschlacht" ein literarisches Verdienst erworben. Glühender, bitterer Zorn über die Unterdrückung und Schmach de» Vaterlandes, brennender Haß gegen die Sieger begeisterten den Dich ter — vor dem Ausbruche de» österreichischen Kriege» 1809 — zu diesem großartigen Gemälde, welche» ,in einem Bilde der Vorzeit die Noth und Stimmung der Gegenwart, die Verhältnisse der Parteien, die mögliche Rettung a»S der Schmach zeigen sollte. Kleist hält in diesem politischen Tendenzstücke — aber ohne fühlbare Absichtlichkeit und Beschränkung historisch treuer Auf fassung — „seinen Zeitgenossen da» Conterfei ihrer selbst und ihrer Schicksale vor". L. Ticck fügt hinzu: „Diese Art, die Geschichte zn nehmen, ist am wenigsten am dramatischen Dichter zu tadeln, wenn er, wie Kleist, von seinem Gegenstände auf eine große Weise ergriffen und durchdiungen ist und im Fernsten da» Nächste natürlich giebt: wenn er sein« Zeit und die Vorwelt so kühn und fchöpfensch verknüpft, daß durch eine großartige Porträt malerei sich sein Werk zu der Würde eine» historischen Schauspiel» erhebt. Die» scheint mir in diesem Werke geschehen. De» Helden unbezwinglicher Haß, seine feurige Liebe zu Deutschland und seiner Gattin, seine Klugheit und List im Einklänge mit einfacher Bieder keit, seine Laune, seine tiefe Rührung und Erschütterung, die oft plötzlich hervorbricht — dies Alles ist trefflich und in ergreifenden Zügen gemalt. So die Uneinigkeit, Eifersucht und wankende Tugend der untergeordneten Gestalten. Marbod's großer Sinn, Varus' Römer anstand und Stolz, wie die geschmeidige Hinterlist der römischen Politik. Hier ist Nichts, was unS hindert, uns Hermann'- Leben, sein Hauswesen, die Deutschen jener Zeit und VaruS' Untergang ganz so zu denken, wie e» unS der Dichter vorgrstcllt hat, — und zugleich sehen wir mit rührender Ueberraschung, daß nur von unS selbst und eignem Drangsale des Vaterlandes die Rede sei, von unfern Hoffnungen und allem Herrlichen und Traurigen unsrer Tage." Dies Schauspiel in seiner Composition und seiner sichern organischen Gliederung und Entwickelung, in den Contrasten der Gruppirung — mit geringer Ausnahme —, das dramatische Genie Kleist-, Energie, Kraft, kernige Gedrungenheit deS Ausdrucks, Knappheit der Form, Klarheit und drastische Wirkung der Handlung, tiefe Jnnigkcit und Conccntration der Affectc und Leiden schaften treten unS überall entlegen. Die Charaktere sind plastisch, scharf und mit bedeutsamen Zügen ge schildert, lebenswahre, naturwüchsige Gestalten. Aber in dem dämonischen Geiste Kleist'» lag auch eine ihm selbst tödtlich werdende Disharmonie, eine nervöse, ver zehrende und ungestüm üderwallende Erregtheit, die man vielleicht auf einen geheimnißvollen Fehler in seinem Organismus zurücksühren kann. Verbunden mit einem Trotz gegen alles Hergebrachte und gegen die natürlichen Folgen der Dinge, wurde er dadurch auch in seinen Dichtungen zum verletzend Grellen, Schroffen, zum Un natürlichen und excentrisch Unschönen getrieben, welche» di« Harmonie seiner Poesie oft stört. Auch die „Her mannsschlacht" litt darunter. Hermann's Listen streifen bisweilen zu nahe daran, das Ideal eines Helden zu trüben, namentlich gegenüber dem Varus, der, unberührt von der perfiden römischen Politik, persönlich edel ge zeichnet wird — ein Meisterzug des Dichters. Die in dieser Bearbeitung mit Recht gestrichene Rache der Thus nelda an Vcntidius ist unerträglich verletzend. Die Hauptschwäche de» Stückes aber liegt im vierten Acte. Die Entehrung Hally'S, abgesehen von der Schroffheit der Schilderung, ist als Motiv für die folgende Hand lung ungenügend; zudem ist die That zufällig, was um so mehr auffällt durch die Art, wie Hermann auf diese Hilfsmittel deS Zufalls hofft. Auch der letzte Act bleibt trotz der geschehenen verbessernden Aenderungen noch un genügend im Verhältniß zur großen Gestaltung des Ganzen, da Marbod's Antheil an der Schlacht zu sehr hervor-, Hermann als handelnder Befreier bei der zu rasch springenden Handlung zu sehr zurücktritt. Die Scenen zwischen Hermann und Thusnelde mit ihrem gcmüthvollen Realismus sind Meisterstücke der deutschen dramatischen Dichtung. Sprache und Verse sind sehr frei behandelt; ost auch flüchtig und unbeholfen in der Satzvcrknüpfung und Wortstellung, und neben drr Kraft und dcm kernigen, schwungvollen Geiste des Ausdrucks finden sich auch ungefügige Härten. Die Ausführung war eine vorzügliche. Von außer ordentlicher Vollendung vor Allem Herrn Dawison's Hermann, ein Charakterbild künstlerisch frei, geistvoll, mit lebenSwarmem Colorit — als Held, Befreier, Gatte — bcwunderungSwerth gestaltet. Mit gleicher Meisterschaft des Ausdrucks und der Charakteristik schloffen sich ihm Frau Bayer-Bürck als Thusnelde — dem nächst Herr Quan ter (Marbod) und Herr Winger (Varus) an. Auch Herr Porth (Truthold) sei lobend hervorgrhobcn — und aus dem übrigen reichen Per sonale noch die Herren Jauner und Dettmer sowie Fräulein Berg. Einige wenige Mitwirkcnde nur be fanden sich als alte Germanen nicht gar behaglich, ein Umstand, der bei so zahlreichem Aufwande von Kräften unvermeidlich ist. Die Jnscenirung war sehr gut ein gerichtet. Als Barden-Schlachtgesang sollte man statt be zähmen, matten und modernen MänncrchoreS, der nicht nach Erz und Blut klingt, eine schwungvolle, unisou«- gesungene Melodie setzen, die dazu auch etwas originell sein könnte. Möge daS gebildete Publicum diesem be deutenden dramatischen Werke eines hochbegabten und wenig nach vollem Verdienst bisher anerkannten deutschen Dichtergeistes mehr al- flüchtige Theilnahme schenken und dadurch Streben und Lust der darstellenden Künstler an der Vorführung so edler Schöpfungen lohnen und wach erhalten. E. B an ck. Reujahrttemperatur. Der erste Tag des Jahre» 1861 hat unS durch strenge Kälte überrascht; früh 6 Uhr war —15,i°, kurz vor Sonnenaufgang —15,»°, Mit tag« 12 Uhr —12,«", Nachmittags 3 Uhr —10,°; gegen Abend trübte sich der Himmel im u. so daß auch Abends 10 Uhr da» Thermometer noch auf — 10,»° stand; das Tagesmittel beträgt —12° R. Ja diesem Jahrhun dert hab.n wir in Dresden noch keinen so kalten Neu» jahrstag gehabt; die TagcSmtttel de» 1. Januars der Jahre 1805, 1823, 1837 und 1849 — den kältesten de» Jahrhunderts — stehen aus ungefähr — 10°R. Dazu bildet einen grellen Temperaturcontrast der 1. Januar 1860 mrt einer Mitteltemperatur von -s-8,<°; Mittag» 2 u. 3 Uhr 10,»° Wärme. Karl Tr. Sachse. Von den „geographische« Mitthrilrm-eu" von vr. A. Prtermann (Gotha, I. Perthes) ist Heft XU aus«
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