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Dresdner Journal : 12.01.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-01-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186101120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-01
- Tag1861-01-12
- Monat1861-01
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 12.01.1861
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:w VirltS drr Privatthätigkeit Iwrr- Grnrnmmqen, Versetzungen re. im öffentlichen Sienffe. Departevieut der Kinavzru. einem dazu aufgereiztrn Bataillon Soldaten in seinem ! UPthcnHe überfalle« worden ist, Wit man behaupte», in der Absicht, ihn antzrk Lande- zu schassen. Durch «ine» Zufall habe« sich indessen dir Soldaten plötzlich gegen ihre eigenen Führer gewendet und zwei dävoa» auf der Stelle erschossen, während e» zwei andern gelungen i ist, zu entfliehen und Schutz in der französischen Gesantl- schast zu suchen. Hauptlriter drr Rrvolte soll ein gr» wisser Galvez, früher Pläsidrut der Konvention von 1856, sein, der ebenfalls entflohen ist. Die ganze Erneute war in einer Stunde beendigt und ist seitdem die öffentlich« Ruh« nicht wieder gestört worden. V « Landtugsvrrhanölungen. Zweite Kammer. XX VII. öffrntl.Sitzung. Freitag, 11.Januar, Dorm. lOUHr. Als Vertreter der StaatSregierung anwesend: StaatS- minister Frrthrrr v. Friesen, Geh. Rath Freiherr v. Weißenbach und RegierungSrath v. Thümmel. Rach Beleidigung deS als Stellvertreter für den Aba. Kürzel einberufenrn Abg. Oehler wurde die Regist- rande verlesen, auf welcher sich u. A. der Bericht der dritten Deputation über den Jungnickel'schen Wahlrrform- antrag befand, der auf eine der nächsten Tagesordnungen kommt. Hierauf theikte Abg. Falcke namens derselben Deputation mit, daß der Bericht über den seit 8 Wochen vorliegenden Riedel'schen Antrag (auf eine deutsche Cerr- tralgrwatt mit Volksvertretung) auf Wunsch deS noch nicht wiederhergrstellten Antragstellers nach der überwie genden Meinung noch eine Zeit lang auSgesrtzt bleiben dürfte. Zugleich beantragte derselbe eine Verstärkung der Deputation, die zweier ihrer Mitglieder durch Krankheit, eine- durch Urlaub beraubt ist. Die bezügliche Wahl wurde in einer der nächsten Sitzungen vorzunrhmen be schlossen. Auf der Tagesordnung stand der Bericht der zweite« Deputation (Ref. Viccpr. Oehmichcn - Choren) über die Vorlage, die Rrgulirung deS ElbstromS betr. Der we sentliche Inhalt deS Projccts, dem sich die Deputation unter Mitabdruck de» zu Grunde liegenden eingänglichen Gutachten« deS WasserbaudirectorS Lohse anschließt, ist bereits früher mitgetheilt worden. Die Debatte eröffnete Abg. Gehe mit dem Ausdruck des Dankes der Verhandlungen am vorigen Landtage ge denkend. Das Unglück der Elbe sei ihr konventioneller Charakter. Die nur einem Staate gehörigen Ströme, wie die erst künstlich gebaute« Canäle seien pfleglich be handelt und abgabenfrei gelassen, die andern finanziell auSgebeutet worden, eine traurige Erinnerung an dir Folgen der deutschen Zerrissenheit. Fast hundert Jahre habe es bedurft, ehe Büsch'S Motto: Warum verderbt ihr euch den Gebrauch eurer herrlichen Ströme? durch gedrungen. Die Elbactc habe wie öfters den finanzielle« Charakter der Commission getragen, doch habe sie die Verpflichtung zur Unterhaltung des Fahrwassers anerkannt. Die oberelbischen Staaten hätten mit der Ausführung den Anfang gemacht. Die andern müßten nachfolgen, denn allgemein müsse gebaut werden. Bezüglich SachsenS habe man jetzt Grund zu den schönsten Hoffnungen. Nur wünsche er möglichst schnelle Ausführung, da Sachsen gerade einen ausgezeichneten Wasserbaubeamten besitze, von dem man wenigstens den größern Thril der Ausfüh rung selbst geleitet zu sehen wünschen müsse. Das Ver trauen, das er zu der Wirksamkeit der Regierung hege, von der ev erforderlichen Falles auch ein größeres Po stulat erwart«, lasse auch bezüglich der Häfen, die der arme Schiffer nicht bauen könne und die ja auch nicht bloS im Interesse der Kommunen lägen, der Auslade plätze (deren Mangel Riesas Aufblühen verzögere), der Leinpfade für Pferdezug, die keine im Grunde breiter« Dämme erheischten, den vielen Ucbelständerr des Men schenzugs abhälfen und das Entstehen von Vorspanninsti- tutrn begünstigten, von besonder« Anträgen absehen und sei der Regierung nur die Unterstützung der Kammer zu wünschen. Die Zollfrage verschiebt der Redner auf Er innerung des Präsidenten und theill noch die im preu ßischen Abgeordnetenhause für die Elbe gefallenen ener gischen Acnßerungen mit. Abg. Or. Loth verwirft nach eigener Erfahrung den Menschenzug (Bomätschen) aus volkswirthschaftlichcn und gewerblichen Gründen und wünscht Erörterung darüber, ob sich nicht auch unterhalb Meißen bei einmal vorzu nehmenden Bauten Pferdebahnett einrichten ließen, wie überall in Deutschland. Der Referent bemerkt, die Hasenfrage sei allerdings in der Deputation zur Sprache gekommen, aber die finan ziellen Ergebnisse seien nicht einladend. Die Bahnhöfe seien ein integrirendes Glied einer rentabel« Anlage. Zu diesen gehöre die Elbe nicht. Bei genügenden Hasenzin sen würden sich auch Privatunternehmer finden. Die Lein pfade für Pferde würden auf Dämmen nicht überall so leicht einzuführen sein. Abg. Falcke befürwortet den Riesaer Ladeplatz. Staatsminister Freiherr v. Friesen spricht zunächst seine Freude über die wohlwollende Aufnahme der Vor lage auS. DaS Opfer (3 Millionen, und mit Berück sichtigung der heute geäußerten Wünsche noch erheblich mehr bei conscquenter Durchführung) sei nicht klein, trotzdem habe die ernsteste Erwägung der Nothwendigkeit auch beim jetzigen Stande der Transportmittel dafür ge sprochen. Für viele Gegenstände würden die Flüsse, wenn sie nicht zu sehr belastet wären, die nächste« Trans portmittel sein. Auf unsre Elbe stütze sich ein altge wohnter Verkehr. Die von Rednern erweitert gewünsch ten Institute seien allerdings sehr wichtige', aber auch kostspielige. Ueber die Leinpfade bi- zur preußischen Grenze habe nur eine allgemeine Erörterung nicht statt gesunde«. Di« Regierung werde aber, wo nicht allzu hohe Kostenvermehrung entstehe, bei Strom- u. Uferbau- trn darauf Rücksicht nehmen. Ebenso bei den Häfen. Der Riesaer Ladeplatz sei Gegenstand besonderer Erörte rung, nachdem die Frage, ob Riesa sich nicht zum Er- portplatzc sächsischer Kohlen eigne, aufgetaucht sei. Die hohen Ufer machten er allerdings nicht leicht. Gleich wohl könne man dort bald auf einen genügenden Lade platz hoffen. Abg. Vr. Hermann hält die Elbe als unentbehr liches Transportmittel (EteinauSfuhr) doch nicht für un produktiv. Wegen der Leinpfade und Häfen hätte er einen Antrag gestellt, um sie nicht mit Stillschweigen zu übergehen, we«n nicht dir Regierung die Sache im Auge zu behalten erklärt hätte. Abg. vr. Hertel bemerkt, daß die Verschiedenheit der Ansichten darüber in der Deputation (er weiche hie rin vom Referenten ab) im Berichte keinen Ausdruck gefunden, weil man angesichts der großen Ausgaben für das Dringlichste die- drr Zukunft überlasten zu können meine. In einem größer« Staate könne bei der größern Zahl von Interessenten lasten bleiben, wa»! in kleinS«. Staqten der Staat be sorgen müsse. Al» Curiosum erwähn, er nur, daß die erwähnte Pflastersteinau-suhr ohne di« große Belastung noch nach Australien gehen könnte. Abg. Seiler glaubt mit deu Bewilligungen für die Elb« am Ertrem angekommrn zu sein. Theil Ver pflichtungen falle den Nächstinteresstrten zu. Der in direkte Rutz«« lasse sich nicht beziffern. Die Interessen-, tcn seien ja nicht blv» die sächsischen Schiffer. Die Uu- terhaltungSkostrn wrutgstens möchten nicht noch dem Staate zufallcn. Abg. v. Noftitz-PaulSdorf nur nicht für eineu besonder!, Antrag. Die Natur deS ParallelbäutensystemS sei der Leinpsadherstellung günstig. Durch Herstellung de» Fahrwassers würden die Schiffer in bessere Lage kom men und schon Hasenzinsen zahlen können. Abg. Heyu: Jeder Besitzer müsse für Unterkunft seiner Gerüche sorgen. Die Verwendungen für die Laud- wirthschaft könnten nicht gegenüber gestellt werden. Denn auch für die Städte specieü, namentlich Dresden, werde viel von Staalswegen aufgewendet. Abg. Rüger: Der Aufwand für die 15 Meilen lange Elbstraße komme dem für sämmtliche Straßenbau ten im Lande gleich. Drum möge man in Rücksicht auf die dortigen Bedürfnisse hier nicht weiter gehen. Unter haltungskosten werde die Elbe auch erheischen. Abg. Dörstling: Wenn Sachsen den großen Aus wand trage, möchten auch die andern Staate« kraft Bun despflicht dazu angehalten werden. Im Schlußworte bemerkt der Referent, daß die Elbacten die Grundlage der Verpflichtungen bildeten. Leinpfad« seien allenthalben vorhanden. ES handle sich nur um deren allgemeine Gangbarmachung für Pferde. Der volkSwirthschostliche Nutze« der Elbe sei unzweifel haft: drr finanzielle Gewinn aus den Zölstn decke nicht die Beamtengehalte. Hierauf wurden sämmtliche Anträge der Deputation, auf Vornahme der im Plane in die erste Klasse gesetzten Bauten (zur Herstellung mangelnden Fahrwassers), auf Vcrwilligung von 70,000 Thlr. jährlich für diesen Zweck (vorbehaltlich des Rechtes künftiger Ständcversammlun- gen), auf vorgängig« Berainung mit den Adjaccnten, Auseinandersetzung mit denselben wegen Userbauten und Verbot des Einsührens von Sand u. dgl. in dc» Strom, einstimmig angenommen. Nunmehr begann nach Vortrag des betreffenden Theils des Berichts die Debatte über den gestern mitgetheilten Antrag auf Anstrrbung auf das Maß der Rhcinzölle herabgesetzter Elbzölle^ womit sich die k. Commissare einverstanden erklärten. Abg. Günther: Ein betrübendes Bild deutscher Zerrissenheit, nicht blos wo cs sich um Hoheitsrechtc, auch wo es sich um Geld handle, biete der Zustand der Elbe. Um des lieben Geldes willen erhöben Hannover, Mecklenburg und Dänemark, unter Mißachtung der von ihnen sonst so gern angerusenen Verträge von 1815, Flußzollc, welche zum Theil einem Verbote gleich kämen- Hoffentlich werde die Aufhebung der Durchfuhrzölle auch hier nicht ganz ohne Nachhall bleiben, und die Regierung mit Oesterreich und Preußen von energischen Schritte« nicht ablassen. Abg. v. Nostitz-Paulsdorf stimmt den Klagen um die Zerrissenheit Deutschlands, sogar auf materiellem Gebiete, von Herzen bei. Um so bedauer licher sei es, wenn einige Regierungen diesem Zwecke nicht einige Hunderttausend Thalcr opfern könnten. Ein erfreuliches Gcgcnbild sei die Schuldlosigkeit, das lobens- wcrthe Verfahren unsrer Regierung, die darum die ihr in Zeitungen gemachten Vorwürfe nicht verdieoe. Abg. Gehe bestätigt das musterhafte Verfahren der Regierung, die sogar das im Ausland ihren Schiffern Abgenommcne thcilwcisc zurückerstatte. Von Vorwürfen sei ihm nichts bekannt. Der Patriot müsse wünschen, daß die Nicder- elbstaatcn noch in letzter Stunde freundlichem buudcsge- uvssenschastlichem Zurede« nachgebcn und nicht den Zwang deS Auslandes abwartcn, auch sich nicht illiberaler be zeigen möchten als die süddeutschen Staaten und die Türkei bez. der Donau. Die Rheinzkllc, die nach dem Pariser Frieden als norme approximativ? gelten sollten, hätten für eine längere Strecke 2, bez. 1^ FrcS. betragen, sie hätten demnach für die Elbe nicht 33, sondern höchstens 12 Sgr. betragen dürfen. Und dieser Zoll sei inzwischen auf die Hälfte, neuerdings auf ein Minimum herabge setzt worden, Dank der Concurrenz der französischen Eisen bahnen, während einzelne Staaten schon aus eignem An trieb weiter gegangen, z. B. Holland, nachdem der mehr auh Erhaltung deS Umschlags berechnete RhcinmündungS- zvll längst g- fallen, seinen Rhein ganz frei gemacht. Kein Sachse werde sich gern auf die Wiener Congrcßactc be rufen. Aber auch das darin enthaltene Minimum sei nicht erngehalten worden. Sachsen sei freilich damals schwach auch in der Vertretung gewesen, sonst hätte man nicht freie Schifffahrt auf dem Grödler Canal stipulirt und die Elbe vergessen. Abg. Ploß hat nach den bisherigen Ergebnissen der Elbconscrcnzen wenig Hoffnung, zumal bei der Gesin nung des hannoverschen Ministerpräsidenten. Er appel- lire deshalb an die hannoversche Kammer, dlß sie nicht ihre Finanzen über Alles sehe. Staatsminister Frhr. v. Friesen: Die Regierung sei ganz einverstanden mit dem Anträge und freue sich über einen präcisen Ausspruch der Kammer. Sachsen müsse allerdings wünschen, daß seine großen Opfer zur Hebung des Stromverkchrs nicht erfolglos blieben. Ge genwärtig sei es mit Preußen vertragsmäßig geeinigt, über Wegfall von H des Gesammtzollcs, ferner zu einem Viertel der für Umschlag und gänzliche Freilassung des gegenseitigen Verkehrs, wozu noch bedeutende Herab setzung der Rccognitions - bez. Durchgangtgebühr trete. Daneben restituirc Sachsen auS eignem Antrieb für seinen Verkehr außer dem eignen sogar preußischen und anhal- tischen Zoll und schieße obendrein die Strombaukosten zu, während andere Staaten nach Abzug derselben bedeuten den Uebrrschuß erzielten. Neuerdings habe Baden, nach dem es die Herabsetzung der Nheinzölle durchgesctzt, seinen Widerspruch gegen Aushebung der Durchgangszölle fallen lassen. Obgleich das Mißverhältniß bei der Elbe da durch noch größer werde, trage die sächsische Regierung kein Bedenken, auch letzterer Maßregel zuzustimmen, in der festen, durch die letzten, vor drr Mannheimer Con- frrrnz stattgesundenrn Verhandlungen freilich noch nicht fundirtcn Zuversicht, daß jene Staaten den Schaden, den sie, dem bundeSgrnossenschaftlichen Verhältnisse entgegen, den Obereldstaaten zufügten, erkennend, den dringen den Reklamationen dieser, worunter beide Großmächte, allmählich nachgäben. — Hierauf wurde der Antrag und brr der namentlichen Schlutzadsttmmung die Vorlage ein stimmig angenommen, dann aber die Sitzung Hl Uhr geschlossen und di« nächste auf DienStag anbrraumt. Bei der Staatseisenbahnverwaltung sind er nannt worden: die Herren Cölestin Schreyer, zeither ErpeditionSassistent, als BahnamtSassistent, Friedrich August Schmidt, vormal. Schaffner an der thüringi schen Eisenbahn, als Eoatrolrrprdieat, Eugen Theodor Winkler, Leut», a. D-, als prädirirter Bahnamtsassi stent, Friedrich Karl Hule, zeither BetriebStelegraphrst, als Gütererpeditionsassistent. Departement deS CultuA und öffentl. Unterricht». Erledigt ist: die Mädchenlehrerstelle zu Tharand (Dresden U.), Coll: das königl. Ministerium de- Cul- tuS und öffentlichen Unterricht» , die Elementarlehrerstell« zu Schlettau (Annabrrg), Coll: für dies Mal da» k. Ministerium de- CultuS und öffentlichen Unterrichts; die Schulstelle zu Pfaffengrün (Plauen): Coll: die Schulgemeinde zu Pfaffengrün. Dresdner Nachrichten vom 11. Januar. — Der hiesige Oberrabbiner, Herr Or. Landau, hat^ heute folgende Bekanntmachung veröffentlicht: „Im Sab- dathgotteSdienstc, den 12. d. M., nach Vorlesung de» Bibelabschnittes wird in der Synagoge für die Genesung Sr. Majestät deS König- und des königlichen Hauses ein Dankgeöet verrichtet und Halleluja gesungen, wo rauf die Mitglieder der israelitischen ReligionSgemeinde hiermit aufmerksam gemacht werden." 8 In der am 9. d. M., Abend- abgehaltenen Stadt - verordnetensitzung fand zunächst die Einführung des neugewählten Dritthcils statt. Bürgermeister Neubcrt, der von Seiten des Stadtrathes wiederum mit diesem Geschäfte beauftragt war, nahm bei der dcSfallsigen Ansprache Gelegenheit, einige Rückblicke auf dasjenige Jahr zu werfen, wo er zum ersten Male diese Function geübt, und hieran Vergleiche mit der Gegenwart zu knüp fen. Vor 10 Jahren, als ihn das Vertrauen in die Magistratur berufen — sagte der Redner unter Anderm — und er das erste Mal die Ehre gehabt habe, die neu gewählten Mitglieder in das Collegium der Stadtverord neten einzuweiscn, habe eine Kluft zwischen Stadtrath und Stadtverordneten, namentlich in finanziellen Fragen bestanden, und in der Bürgerschaft habe sich Theilnahm lvsigkeit gegen alle öffentlichen Angelegenheiten kundgc- gcbcn, die sich durch sehr geringe Beteiligung bei den Wahlen rc., andererseits durch häufige Wahlreclamationcn gezeigt und dargethan habe, wie wenig Lust und Liebe damals in der Stadt und Bürgerschaft für die Förderung der Gemeindeangelegenhciten obwaltete. Es sei dies aller dings eine Folge der Abspannung gewesen, welche den bewegten Jahren 1848 und 1849 folgte. Wie anders sei cs jetzt! Die Gegenwart gebe die crmuthigende Ge wißheit, daß es besser geworden sei, daß Lust und Liebe sich wiedrrgefunden habe. Ein Zeugnitz davon gebe der Umstand, daß diesmal von den Gewählten aus der Klasse der Ansässigen keiner, und von denen aus der Klasse der Unansässigrn nur zwei, und diese aus gesetzlichen Grün den (die zeithcrigen Stadtverordneten Advocat Gottschalck und Privatmann Pöhler) gegen ihre Wahl reclamirt ha ben, eine Tbatsachc, die bisher noch nicht stattgefundcn. Es zeige dieselbe aber, daß Liebe.zur Gemeinde, der echte Lürgcrsinn, Lust zum licbgewordenen Amte vorherrsche, jene Kluft sich geschlossen und auf ihr Friede und Ein tracht sich eine Stätte gebaut habe. Es möge auch fer ner so sein. Der Stadliath werde cs nie fehlen lassen, stets das Seine hierzu beizutragen, wie noch in jüngster Zeit ein Vorgang bewiesen habe. Möchten auch die Stadtverordneten das Ihre thun. — Nachdem hieraus Bürgermeister Neubcrt die Neueintrctenden verlesen hatte (vergl. in Nr. 293 d. Bl. vom vor. I.), leitete derselbe die Wahl des Vorstandes. Von 53 cingcgangencn Stimmzetteln, welche der Zahl der Anwesenden gleich war, enthielten 52 den Namen „Or. Arneft", eine Stimme fiel auf Stadtv. Ackermann. Der Gewählte erklärte: da er überhaupt cs für seine Pflicht erachte, dem Wohle der Gemeinde seine Kräfte zu widmen, und aus diesem Grunde auch die Wahl ins Collegium angenommen habe, und „da cs Alle wollen, so wolle er cs auch". Bürgermeister Neubcrt erklärte hierauf das Collegium neuconstituirt und verließ den Saal. — Der Gewählte leitete sodann die übrigen Directorialwahlen und wurden in der Folge Stadtv. Ackermann zum ersten, Stadtv. Walther zum zweiten Stellvertreter des Vorsitzenden, und die Stadtv. Nörner, Gerlach und Or. Kicber, und da Letztgenannter um Entlassung von dieser Function bat und dieselbe auch vom Collegium bewilligt worden war, Stadtv. Or. Leh mann zu Protokollanten gewählt. — Das Collegium be schloß sodann, die bisher gehandhabte provisorische Ge schäftsordnung vom Jahre 1847 fortbcstchen zu lassen, bis die neu«; in Kraft treten könne; ferner eine Wahl deputation, aus 10 Mitgliedern bestehend, niederzu setzen; inglcichcn, daß die Mitglieder der gemischten Deputationen so lauge m denselben fortfungiren sol len, bis die Neuwahl derselben erfolgt sei. — Es erfolgte hierauf die Wahl der Wahldcputation. — Während sich dieselbe constituirle und sich über die Vorschläge be- ricth, die sie behufs der Wahl der VerfassungS- und Fmanzdcputation zu machen beauftragt worden war, thcilte der Vorsitzende die Eingänge aus der Registrandc mit und schritt sodann das Collegium zur Verloosung der Plätze. — Hierauf fand die Wahl der Versassungsdcpu- tation, aus 9, und der Fmanzdcputation, aus 10 Mit gliedern bestehend, nach den inzwischen eröffneten Vor schlägen der Wahldeputation statt. Beide Deputationen constituirten sich sofort. Schließlich stimmte das Collegium einem von mehrer« Mitgliedern desselben cingebrachtcn Anträge bei, dahin gehend: dem Stadtrath zur Erwägung anheim zu geben, ob es nicht besser sei, von der zeithc- rigen Einrichtung, bei Schneefall den Schnee vom Trot toir hinwcgzukchren, abzugehrn und statt dessen dasselbe mit Sand zu bestreuen und nur bei Thauwetter solches zu reinigen. 1 Thiemer s l'keatrum muncki im Altsrädter Ge wandhause (zweite Etage) ist seit Jahren in unsrer Stadt als ein für dir Kinderwelt geeignetes Vergnügen gekannt und geschäht, und in der That ist der Besuch dieses Theaters für die Kleinen gewiß weit eher passend, al« wenn man dieselben allzufrüh den Schauspiel- u. Opern vorstellungen zuführt. WaS die Ausführung der einzel nen Piecen selbst betrifft, so glauben wir bemerkt zu ha ben, daß manche Scencn (so z. B. da- lustige Vogel schießen) gegenwärtig noch reicher belebt sind, als früher. Die komischen Produktionen von Autokraten rc. üben un geschwächt ihre erheiternde Wirkung. Wem übrigen» die Abendzeit zum Besuch deS Thiemer'schen Theater« nicht räthlich erscheint, der kann denselben auch Nachmittag- auSsührcn, da jetzt täglich zwei Vorstellungen stattfindyr. — Der thätlge Director de« hiesigen zweiten Thea ters, Herr Fcrd. NeS Müller, hatte am Sylvesterabend s^7 Uhr da» Unglück, bei der Passage deS PorticuS am Anionsplatze zu fallen, wodurch die Knöchel am rechten Fuße au-getreten, auch einige zartere Gefäße zerrissen sind und derselbe in der Folge viel Blutverlust und Schmerzen erlitten hat. Obgleich bereits seit 11 Tagen fest aufs Lager geworfen, dürften nach Aussage deS Arz tes noch wenigstens drei Wochen nöthig sein, bevor der selbe, und wohl dann erst noch mit Krücken, wird die Stube verlassen können. provinnalnachrichtrn. -n- Leipzig, 8. Januar, lieber „da» RettungS- hauS der Pcstalozzistiftung in Leipzig" ist in diesen Tagen ein Rechenschaftsbericht erschienen, der ein Wort an die Freunde und Förderer des Rettungshauses, eine Chronik und eine Uebcrsicht der Einnahmen und Aus gaben desselben enthält. Die letzten beiden Abschnitte können zugleich als ein glänzendes Zeugniß von der Li beralität unsrer städtischen Behörden und dem Gemein sinn unsrer Bürgerschaft angesehen werden. Aus einigen Thatsachen wird die Richtigkeit dieser Behauptung sofort einleuchten. Als im Jahre 1846 der verstorbene Kam- merratb Frege durch ein Geschenk von 100 Thlr. den ersten Baustein zu dem al» nothwcndig erkannten Werke geliefert hatte, folgten bald seinem Beispiele die sel. Herren Kramermeister Flinsch, Or. Seeburg, Baumeister Limburger, Kramermeister Mendt, die Frauen Neef, Har kort und andere genannte und ungenannte edle Förderer deS Werkes mit größern und kleinern Summen, so daß im Mai 1853 der Bau eines Hauseö begonnen werden konnte. Im November desselben Jahres war cs schon vollendet, und konnte am 16. desselben Monats mit drei Knaben bezogen werden. Am 3 Mai 1855 wurde der Bau eines MädchcnhauseS begonnen! das am 16. Juli 1856 mit drei Zöglingen eröffnet wurde. Inzwischen und zwar am 19. September 1855, war der Anstalt di« hohe Freude zu Thcrl geworden, auch von Sr. Majestät dem Könige Johann besucht zu werden. — Wie reich lich ihr die Gaben zugeflosscn sind, beweist die Thatsache, daß die Summe der Einnahmen bis Ende 1859 sich auf 43,446'^ Thaler belief, unter welcher Summe circa 30,000 Thlr. Geschenke und Legate enthalten sind. Frei lich hat sich auch die Zahl der Zöglinge von Jahr zu Jahr vermehrt, so daß in der Zeit von circa 7 Jahren 55 Knaben und 10 Mädchen ausgenommen worden sind. Nachdem 43 entlassen worden sind, ist mit Anfang diese- Jahres ein Bestand von 17 Knaben und 5 Mädchen verblieben, welche annoch nach dem leitenden Grundsätze der Anstalt: „Bete und arbeite" bessernd und erziehend behandelt werden. Die Summa der Ausgaben betrug 32,575A Thlr., worinnen natürlich auch der Bau der genannten Häuser mit begriffen ist. * Leipzig, 10. Januar. Im Jahre 1859 hat hier die Hundesteuer nach Abzug der 887 Thlr. betragen den Kosten im Ganzen 2936 Thlr. cingcbracht, welche der Kasse des Jakobshospttals zugcflossen sind. O Chemnitz, 6. Januar. Die Kirchennachrichten auS dem Jahre 1860 geben zu interessanteu und fast durchgehends erfreulichen Vergleichungen Anlaß. Ge traut wurden 444 Paare (varunter allein in der Jo- hinniskirchc 316 Paare), 36 mehr als 1859. Geboren wurden 2352 Kinder (darunter 1675 in Johannis), 105 mehr als 1859. Gestorben sind 1462 (darunter 1059 in Johannis), 154 weniger als 1859. Communi- cantcn waren 17,199, im Ganzen 334 mehr als 1859. — Infolge der bei der Kirchenvifftation gemachten Wahr nehmungen ist dem hiesigen Rathe wegen des vortreff lichen Zustandes, in welchem die hiesigen VersorgungS- und Armen anft alten gefunden worden, feiten des k- Ministeriums deS Cultuö und öffentlichen Unterrichts die vollste Anerkennung ausgesprochen worden. Dippoldiswalde. <W. Z.) Am 30. Dccember v. I. fand auf dem Dippvldschacht die Einweisung des kürzlich gewählten neuen Direktoriums deS Dippoldis Walde-Golberodcr Steinkohlcnbauvcreins statt. Mehrere Mitglieder des früher» und gegenwärtigen Direktoriums sowie des VcrwaltungSratheS benutzten, in Begleitung einiger für das Unternehmen sich lebhaft interessircnder Freunde, die ihnen gebotene Gelegenheit zu einer Fahrt im Bergmannsanzugc in die Tiefe des Schachtes, die denn auch aus einem mit allen Sicherheitsvorkehrungen versehenen, an einem auf 150 Ccntner Tragkraft geprüf ten Eisendrathstil, mit Hilfe der Dampfmaschine hinab gelassenen Gestelle binnen fünf Minuten glücklich von Statten ging (die Bergleute brauchen auf den Fahrten A Stunden zum Einfahren wie zum Ausfahren auS dem Schachte). Nachdem man ein Stündchen in den nach verschiedenen Achtungen getriebenen Strecken her- umgewandcrt war, an deu Wänden herumgeklopft, sich, von dem günstigen Stande der Kohle Andenken an die kühne Fahrt mitgenommen, die Temperatur untersucht (ff- 16—18° U., während oberhalb der Erde das Ther mometer 10° Kälte zeigte) und das Verlöschen der Gru benlichter und die Unmöglichkeit zu athmen an mehrer» Endpunkten der Strecken wahrgcnommen hatte, kehrte man zum Fahrgestelle zurück, um die Rückreise in die Oberwelt wieder anzutreten. Aber, o Weh, die Maschine hob auf das von unten durch einen Klingelzug gegebene Zeichen dreimal an, und dreimal kam das Gestelle, nach dem cS einige Ellen hoch gehoben worden war, nicht ohne einige gewaltsame Stöße und Erschütterungen der darauf Befindlichen wieder unten an. Es folgte eine lange Pause und Mancher dachte Wohl schon hier unten bleiben zu müssen und das liebe Tageslicht nicht wieder zu sehen zu bekommen, und sendete in seiner Angst ein stillcS Stoßgebet zum Himmel. Einige, denen die Sache zu lange dauerte, hatten unterdessen den mühsamen und langweiligen Weg auf den Fahrten empor zu klimmen, unternommen. Endlich, nach mehr als stundenlangem Warten, schlug auch den Uebrigen die Stunde der Erlö sung. (Die Dampfmaschine, der der Dampf ausgcgangen war, hatte erst frisch geheizt werden müssen, um die nö- thige Kraft zum Emporziehen deS Fahrgestelles zu ent wickeln.) Bischofswerda, 7. Januar. (E. E.) Ein Un glücksfall ereignete sich im Lause des gestrigen Tage» in dem benachbarten Dorfe Schönbrunn, woselbst der 8jährige Knabe de» NahrungSbesitzerS T. in einem Spreu haufen erstickt aufgefunden wurde. Er war in der so genannten Häckselkammer beim Häckselschnciden gewesen, daselbst unbemerkt zurückgeblieben und jedenfalls auf einen dort befindlichen Stroh- oder Urdcrkehrhaufcn geklettert und von diesem kopfüber in den nahe dabei stehenden Spreuhaufen gestürzt und erstickt.
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