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Dresdner Journal : 22.02.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-02-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186102221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-02
- Tag1861-02-22
- Monat1861-02
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- Dresdner Journal : 22.02.1861
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Z 7li der Vorlage bestimmt: „der Lehrvevtrng ist Sache der freien Vereinbarung". Die Zweite Kammer hat den: selben aber dahin umzuändern beschlossen, daß Jeder ver bunden ist, einen Cvntract, worin namentlich die Dauer der Lehrzeit bestimmt ist, abzuschließen und daß bei Strafe in Unterlassungsfällen Anmeldung davon bei der Obrig keit zu machen ist. Die Minorität der diesseitigen De putation (v- Zehmen und Hennig) rathet den Beitritt zu den Beschlüsten der Zweiten Kammer an, während die Majorität der Deputation dem Entwürfe den Vorzug giebt. — LandcSbest. Hempel: Er verspreche sich keinen Nutzen von den Beschlüssen der Zweiten Kammer, weil dadurch auch nicht- Spccicllerr» über den Inhalt de» Vertrag- ausgesprochen würde, während dir allein dadurch zu ver hindernden Fälle, wo gar kein Vertrag abgeschlossen würde, doch wohl überhaupt nicht Vorkommen möchten. Auch die Anmeldung habe keinen Nutzen, weil davon die Giltigkeit des Vertrags nicht abhängig gemacht werde. Brgrmstr. Hennig: Nach Aufhebung de- JnnungSzwangcS sei eS gerade nöthig, daß rin Lrhrcontract gemacht werde, damit DaS, was sonst durch die JnnungSstatuten schon vorge schrieben, nicht ganz versäumt und zweifelhaft würde. Auch werde durch den Lehrcontract die Eigenschaft als Lehrling fesigestellt. In England, Frankreich und andern Ländern mit Gewerbefreiheit habe man auch Lehrcontracte beibchalten. Der moralische Eindruck der Feststellung deS Lehrvertrags und die Anmeldung davon bei der Obrigkeit auf den Lehrling werde günstig sein. Freiherr v. Welck: Er thcile im Allgemeinen die eben vernommene Ansicht, aber fürchte doch, daß ari der Anmeldung eine große Belästigung der Behörde ent stehen würde. Er beantrage deshalb eine Veränderung des Beschlusses der Zweiten Kammer dahin, daß jeder Lehrvertrag „schriftlich abzuschließcn und bei der Behörde einzureichcn sei". Picepräsident Freiherr v. Friesen: Der 75 in der Vorlage sei kurz und gut. E» werde darin der Abschluß eine- Lehrvertrag- vorausgesetzt, und man lasse im klebrigen den Kontrahenten Alle-, was zu vereinbaren in ihrem Interesse liege. Die Vertretung der Kinder durch Aeltern und Vormünder verstehe sich von selbst und somit genüge di« Vorlage vollkommen für den Zweck. Man möge den Gewerben die Befreiung von Zustimmungen und Einreden der Behörden doch gern gönnen und die Behörden nicht mit neuen Geschäf ten belästigen. Bürgermeister Koch: Er sei mit dem Vorredner völlig einverstanden; man möge die Behörde nicht in diese Angelegenheit hineinziehen. Kammerhrrr v. Zehmen: Es spreche doch auch Manche- für den Be schluß der Zweiten Kammer. Andere Bestimmungen deS Entwurf- über die häu-liche Zucht, Ausbildung und Vertretung des Lehrlings mache rS nöthig, daß die Be hörde wisse, wer L hrling sei oder nicht. DieBrsorgniß, daß die Behörde belästigt werden würde, sei nicht gegründet, da künftig da- betreffende Verfahren weniger Umstände machen werde, als jetzt. Der v. Welck'sche Antrag gehe zu weit, wenn man erwäge, daß die Betreffenden der schriftlichen Abfassung deS Vertrag- nicht immer gewachsen sein wür den. Oberbürgermeister Pfotenhaurr: In Dresden wendeten sich jährlich über 4000 Lehrlinge den zünftigen Gewerben zu, dazu kämen künftig noch die der unzünftigen. Man werde also, wenn Anmeldung der Lehrverträge er forderlich wäre, hier ein besondere- Büreau dafür ein richten müssen. Dies sei die Sache nicht Werth. Bisher habe ein Dcputirter der Obrigkeit den Lehrlingsauf- nahmen in der Innung beigewohnt und da- Protokoll unterschrieben; dies sei die ganze Arbeit gewesen. Geh. Nath Vr. Weinlig: Die Behörden würden allerdings durch Anmeldungen stark in Anspruch genommen werden. Der von einem Vorredner hervorgehobene moralische Ein druck der Anmeldung würde nicht bewirkt werden können, denn man müsse bedenken, daß «S eben nur auf eine blose Anzeige des Meister- bei der Behörde hinauSIaufen würde und keineswegs eine Feierlichkeit vor derselben stattfinden könne. Bürgermeister Hennig: Er habe auch kein« Solennität hierbei im Sinne gehabt, aber einen guten Eindruck könne doch auch die blose Anmeldung auf den Lehrling machen, v. Welck'- Antrag gehe zu weit. Die meisten Lehrverträge würden nur mündlich geschlossen; um so mehr erschienen sie aber der Anmeldung bei der Behörde bedürftig. ES würde künftig die Aufnahme von 8000 Lehrlingen der Behörde nicht soviel Arbeit machen, als jetzt die von 4000. Im Interesse der Ordnung sei eine Anmeldung nöthig. Rittner: ES scheine ihm nichts genutzt zu werden mit der von der Zweiten Kam mer beschlossenen Erweiterung deS Paragaphen. Da die Lehre für die weitere Stellung deSGewerb-angehörigrn kcinerecht- Uche Bedeutung mehr habe, so möge man die Sache möglichst frei und einfach einrichten. Freiherr v. Welck: Eine schriftliche Aussetzung deS Lehrvertrag-, und bestehe sie nur in wenigen Worten, die jeder Gewerbsmann auf sehen könne, sei doch immer wünschenSwerth und diene zur Vorbeugung späterer, vielleicht sehr umständlicher Differenzen. Im Schlußworte bemerkt der Referent, daß mit dem Beschlüsse der Zweiten Kammer der Zweck einer festen Regelung der Angelegenheit durch die Be hörde immer nicht erreicht werde, da eine Abänderung des Lehrvertrags während der Lehre ja nicht untersagt sei. Die Vermehrung der Arbeiten für die Behörden durch die Anmeldung würde sehr bedeutend sein, der Nutzen davon ein sehr kleiner. Unter diesen Umständen rathe er von der Annahme deS Minoritätsantrags ab. Bürgermeister Hennig macht sür die Minorität der Deputation noch geltend, daß den Gewerbsgerichten, welche künftig in Differenzen zwischen Meistern und Lehrlingen zu entscheiden haben würden, eine Unterlage zu geben sei, worau» sie sofort ersähen, wer Lehrling sei. — Bei der Abstimmung lehnt die Kammer den MinoritLtSantrag mit 25 gegen 9 Stimmen ab. Damit sällt auch der v. Welck'sche Antrag. Die Vorlage findet nach dem Anträge der Majorität Annahme. Die Vorlage wird bis zum Schluß der Sitzung noch bi- §. 82 erledigt. Zweite Kammer. XVIl-öffentl. Sitzung. Mittwoch, 20. Februar. (Schluß.) Weiter stand auf der Tagesordnung der Bericht der dritten Deputation (Referent Abg. vr. Baumann) über die Petitionen der Stadtrithe zu Borna und Pegau wessen Wiederaufhebung der Verordnung vom 30. Dec. 1850, sammt Anschlußrrklärungrn der Stadträthe zu LeiSnig und Oschatz, in Betreff der Ausstellung von Paß- karten. Die Petenten wünschen, die Kammer wolle bei der hohen Staatsregierung die Aufhebung der Verord nung vom 30. December 1850^ insoweit durch dieselbe den mit Ausübung der Paßpolzri betrauten und be lasteten Behörden die Ausstellung von Paßkarten ent zogen worden sei, beantragen und bevorworten. - Dir Deputation ist einstimmig zu dem Anträge gelangt, die fraglichen Petitionen der StaatSrrgierung zur Erwägung zu übergeben mit dem Ersuchen: „bei der angeregten Paßkartenconferenz selten Sachsen» sich für dir Möglich keit der Erfüllung der pe>iw zu verwenden, falls aber diese Konferenz im laufenden Jahre 1861 nicht zu Stande komme» sollte, selbstständig innerhalb der ver tragsmäßig bestehenden Grundsätze möglichst gleichmäßige Ausdehnung deS Befugnisse» jur Ausstellung von Paß karten auf die zur Ausstellung von Pässen ins Ausland ermächtigten Stadträthe geschehen zu lassen." Geh. Nath Körner: Die Deputation habe offenbar die wohlwollende Absicht gehabt, den Petenten zu Er reichung ihres Petitum» zu verhelfen. Die Regierung würde die» sofort gewähren, wenn sie eS mit dem Paß- kartrnvertrage vereinbar hielte. Hierin liege der Differenz punkt mit der Deputation. Die Regierung findet eine Rechtfertigung ihrer Auslegung in dem Gegensätze zum älter« Vertrage, der die auf Preußens Anregung nach her beseitigte Bestimmung eine» allgemeinen Anspruch- auf Erhaltung und Ertheilung von Paßkarten enthalte. Wollte Sachsen weiter gehen, so würde r- sich Vorwürfen von dorther auSsetzen. Wie liberal man verfahren, be zeuge, daß reichlich U aller Paßbehörden in Sachsen da» Recht zur Paßkartcnertheilung erhalten hätten. Di« Aus wahl sei übrigen- -richt nach Willkür, sondern mit Rück sicht auf Größe und Verkehr der Orte und die, eine Garantie gewährende Organisation erfolgt, und würde auch auf die in dieser Beziehung eingetretrnen Verände rungen Rücksicht genommen. Mit dem Anträge sei die Negierung einverstanden und könne nur dem zweiten Theile nach ihren Voraussetzungen nicht zustimmen. Wenigsten- sollte statt „gleichmäßige" „möglichste" Aus dehnung gesetzt werden. Referent: Die Deputation finde in den mitabge druckten Vertragsbestimmungen ihre Ansicht gerechtfertigt. Die Zahl der berechtigten Behörden sei ja zur Zeit des Vertragsabschlüsse- viel größer gewesen. Zwischen Pässen und Paßkarten sei kein großer Unterschied. Die Etadt- räthe würden ja auch von der Regierung bestätigt. Abg. Emmrich hätte doch gewünscht, den Antrag nicht so gefaßt zu sehen, daß man zwischen den Zeilen eine Minorität und Majorität hrrauSlesen könne. 1850 habe man die Personen mit der Sache verwechselt. So scheine man LeiSnig für die Tendenz seines Bürgermeister- durch Entziehung de- Paßkartenausstcllungsrrcht» be straft zu haben. Er beantrage Uebergabe zur Berück sichtigung. Abg. Hclbig: Es wären schon kleinere Städte, als die petircnden, im Besitze deS Rechts. DaS müßte« letztere als ein Mißtrauensvotum gegen sich be trachten. Die Stadträthe könnten wegen ihrer OrtS- krnntniß die Ertheilung besser bewirken, al- die über bürdeten Aemtcr. Auch sollte man den Stadträthe« nicht bloS die Last, auch die Einnahme der Polizei lassen. Nach einigen gegenseitigen Bemerkungen de- k. Com- missar- und des Vorredners, Abg. Martini: Die Stadt Glauchau habe 1843 vertragsmäßig die Polizei über nommen und bis 1850 tadellos geführt. Da habe die Regierung daS Recht an die Schönburg'schen Justizämter übertragen, weil man an einem Orte nicht zwei Paß- kartenämter habe haben wollen. Glauchau habe aber an Größe und Organisation alle Vorbedingungen erfüllt und die Zahl der Ausstellung-behöiden sei nun gerade ver mehrt worden. Er könne sich da- nicht ander- al» au» einem Mißtrauen, einem Nichtvergrssenkönncn, im Wider spruch mit dem Worte eines hohen Verblichenen erklären. Mißtrauen errege aber Mißmuth. Man sollte den städtischen Polizeibehörden ihr durch M.ßtrauen von unten erschwerte- Amt nicht durch Mißtrauen von oben noch schwerer machen. Abg. Jung nickel hofft ein geringe- Resultat der Paßkartenconferenz. Einige Nachsicht wolle er nicht tadeln. Aber bei Leuten, die 1848 in Untersuchung ge kommen und, weil sie nicht durch Amnestie, sondern durch einen königlichen Gnadenact frei gekommen, der bürgerlichen Ehre verlustig gegangen, möchte man mehr auf da» wiedergewonnene Vertrauen ihrer Mitbürger, als auf den formellen Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sehen. Obwohl da- Ministerium ost den Anlauf nehme, liberal zu erscheinen, so liege doch hier der Beweis nicht vor. Noch neuerdings suche man einen Gravirten zu entfernen. Ihm schiene man bei der Paßkartenorgani- sation eine Marke für das Augenmerk der Polizei beab sichtigt zu haben. Die der Regierung jetzt obliegende Ausstellung nach Ermessen bringe sie in eine gefährliche Stellung. Abg. Koch (Buchholz): Wenn die Organisation der Behörde keinen Anstoß gebe, so sei auch nach dem Ver trage die Regierung zur Ertheilung deS NechlS nicht be hindert. Jndeß die AuSlegungSdifferenz liege einmal vor. Daher habe man den eisten Theil de» Antrag» nöthig befunden. Eine Auslegung deS Vertrags, so daß dieselbe unter allen Umständen von der Negierung an erkannt werden müßte, habe nicht in der Aufgabe der Deputation gelegen. Im Wesentlichen bestehe kein Un terschied in den Anträgen,, da die Deputation die Pe tition nicht bloS zur Erwägung empfohlen, sonderk ein Ersuchen beigefügt. Das Wort „gleichmäßig" möchte er nicht fallen lassen. Einen praktischen Nutzen könnte er selbst, wenn man, waS in Abrede gestellt, Mißtrauen in gewisse Paßbehörden setze, von der Ausschließung nicht erwarten, da die ausstellende Behörde eine Bescheini gung der andern verlange. Der Geldpunkt sei Neben sache. Er wisse Beispiele von Paßkartenausstellung an Gravirtc. (Hier wurde die Genehmigung der ständischen Schrift über die eben auch in der Eisten Kammer be schlossene Aushebung der DurchgangSzölle eingeschaltet.) Abg. Sachße: Da er nicht pro ckomo zu sprechen brauche, könne er um so unbefangener für den Emmrich'- schen Antrag sprechen. Die Regierung fasse nach Aus weis deS Verzeichnisse- anderer Länder den Geist deS Vertrag- beschränkender auf, al- z. B. Hannover. Ist andern Staaten liege die Nichteriheilung an dem Vor behalt der Polizei überhaupt an königlichen Behörden. Mit den preußischen LandratySämtern könnten sich die meisten städtischen Polizeien messen. Die Stadträthe hät ten schon viel wichtigere Attribute, z. B. in der Crimi- nalpolizei. Abg. v.' Nostiz-Wallwitz für den unver änderten Deputation-antrag. Man müsse bei einem Ver trage, wo man nicht selbst mitgrwirkt, über die Aus legung abzuurtheilen, sehr vorsichtig sein. Die Erfolge der Conferenz würden hoffentlich, wenn die Nachrichten von anderwärts nicht trügen, über alle- Weitere weghrl- fen. Dagegen halte er auch auf Betbrhaltungfdr» zwei ten ThetleS deS Antrag», da die Einschaltung „möglichst" alle Bedenken beseitige. Referent: Die Differenzen mit der Regierung seien sehr geringfügig. Die Depu tation sei dem Bedenken der Regierung in der „Er wägung" gerecht geworden und der RegieruugScommiffar habe materielle Unterstützung zugesagt. So könne man eS beim DcputationSantrage lassen. Abg. vr. Hepner: Die Behandlung der Gravirten sei allrrdl»DS viel milder geworden. Doch wünsche er, daß man Niemandem um seines Glauben» Wille» behel lige. WaS hätten die Ohm'» rc. in Berlin genützt, al» dem Liberalismus schneller an» Ruder zu bringen? Ma« dürfe nicht» übertreiben. Er habe von der freien An schauungsweise de- Herrn Minister» die Meinung, daß derselbe sich weder durch Popanze, noch durch eine Ca- urarilla irre machen lassen würde. Möchten die Samen der Neuzeit auch in den RegierungSkrrisrn kräftige Triebe treiben, welche die Wetter von recht» nach link» nieder schlügen. Er sage wie der Schöpfer der preußischen Volks- wehr: „Erfülle Deine Bürgerpflicht, dann kümmert mich Drin Glaube nicht." Abg. Falcke schließt sich den De- putationSrrdnern an. Factisch werde eS mit der Er wägung oder Berücksichtigung wohl auf Eins hrrauSkom- men. Sachsen stehe in dem Ruse etwa- kleinlichen Po- lizeiregimcnt». Möchten Fälle, wie der Werdauer, der freilich anfang» sehr übertrieben worden, nicht wieder Vorkommen. Abg. ZieSler: Abg. Emmrich habe ihn eine- An trags enthoben. Der DcputationSzusatz scheine ihm, wie auch der Regieruugscommissar meine, einen Widerspruch zu enthalten. Er möchte die Beschränkung der Befugniß auch nicht innerhalb der vertragsmäßigen Grundsätze fort bestehen und die Ertheilung von Reiselegitimationen nicht von Polizeiwillkür abhängen sehen. In seiner Gegend habe man Mittrlstädter Jahre lang nach Paßkarten stun denweit gehen lassen. Der Erfolg der Paßkartenconferenz stehe dem Emmrich'schen Anträge nicht entgegen. Abg. v. König: Ihn bestimme namentlich di« in kleinen Städten mangelnde geeignete Vertretung de» Chefs. Ver stöße würden da- Gewicht unsrer Paßkarten und ihren Nutzen für die Inhaber mindern. Er finde in Sachsen die Zahl der Paßkartenbehörden verhältnißmäßig größer. Will für den ganzen DeputationSantrag stimmen. Abg. v. Nostiz-Paul-dorf für die Deputation. Feind alles PaßpolizeiwesenS, will er den Tag mit Freu den begrüßen, wo alle Pässe in Wegfall kämen. Aber erst müsse sich die Bevölkerung daran gewöhnen. In England ersitze die Paßpolizei die hohe Achtung der Be völkerung, die der Constabler mit einem Bleistiftstäbchen dirigire, vor dem Gesetze, oder verstärkte andere Polizei, die aber Geld koste, nicht cinbringe. Abg. Georgi: In manchen Punkten gehe der DrputationSantrag sogar wei ter. Er theile die Wünsche deS letzten Sprecher» nach Wegfall des PaßwesenS in ganz Deutschland. Der Er» folg deS ganzen PaßwesenS stehe nicht im Einklänge mit der aufzewandten Mühe. Die größten Gauner hätten die besten Pässe. Mit Freuden habe er in der Finanz deputation vom k. Commissar vernommen, daß eine An regung dahin ergangen, das ganze Paßwesen an die Gren zen zu verweisen. Dazu gehöre aber, daß Ruh« und Sicherheit bleiben, denn ihm scheine der Paßkartenvertrag eine Au-geburt der durch die vorhergegangcnen Ereignisse provocirten Reactiön. Abg. Koch: Bei den königlichen Gerichtsämtern sei e- mit der Vertretung mindesten- nicht besser. Staatsminister Frhr. v. Beust: Di« Regierung stehe im Allgemeinen auf dem Standpunkte, welchen die Herren v. Nostiz und vr. Hermann dargelegt. Die Zustimmung zu dtM letzten Theite deS DeputationSantragS würde aber ttidirect eine rückhaltlose AuSdchnüng der bisherigen Zu geständnisse enthalten, indem alsdann sämmtliche Polizei behörden den nämlichen Anspruch darartf begründen wür den, WaS sogar den Worten deS Vertrag» widerspräche. Bei einer Paßkartenconferenz würde sich die Negierung dafür aussprechen. BiS dahin müsse sie sich begnügen, den bestehenden Vertrag liberal anzuwenden. DaS Paß- kartenautstellen, daS in seinen Folgen nicht die Commun, sondern daS ganze Land berühre, könne nicht wohl ein Act de» städtischen Selfgovernment- sein. Müsse er auch die Hoffnung aufgebrn, den Abg. Martini eine» Andern zu überzeugen, so könne er doch versichern, daß die Negierung sich nur nach den nothwendig befundenen Erfordernissen gerichtet, welche vertragsmäßige Verabre dungen ihr auferlegten. Einer liberalen Gestaltung de» PaßwesrnS werde sie eventuell nicht entgegen sein. Aber jetzt müßten dir bestehenden Verabredungen beachtet wer den, und sie könne nicht zugestehen, daß rin Theil davon einseitig, und ohne sich der Zustimmung der Mitcontra- henten zu versichern, davon abgchen dürfe. AuS den 1850er Vereinbarungen sei die Rücksicht auf die politi schen Antecedrnzen mit Nothwendigkcit hervorgegangcn, dennoch sei eS damit nicht überall so streng genommen worden. Wegen deS bedauerlichen Falle», den Abg. Falcke erwähnt und der schon die nöthige Aufklärung er halten, dauerten die Erörterungen über da» Verfahren deS betreffenden Beamten noch fort und dürste Wohl An laß zu Mißbilligung vorliegen. Solche Fälle kämen übrigen» auch anderwärts vor. Nur seien bei uns be sonder» viele Augen emsig darauf gespannt und viele Federn thätig, davon dem AuSlande zu erzählen. Die Wünsche deS Abg. Falcke weise die Regierung keineswegs zurück. Für Dresden hänge da» mit finanziellen Fragen zusammen und komme viel aus den der Regierung von den Ständen in dieser Beziehung zu lassenden Spiel raum an. Die erwähnten Dlristtststäbchen der englische» Constabler hätten für Die, welche damit in Berührung gekommen, stet» ein fühlbare» Gewicht gehabt. UebrigenS hege man von dem gesetzlichen Geiste in England bezüg lich der Polizei eine etwa» zu günstige Meinung. An den Gesetzen liege e» freilich, nämlich an der Strenge zum Schutze der Polizei, indem Der, welcher sich an einem Polizrimanne vergreife, bi- zur Deportation verurthrilt werden könne, und man wisse, daß die Jury Polizei männer freigesprcchen, die in der Nothwehr bi» zum Todtschlag gegangen. Die andcrsritigen Uebelstände de» dortigen Mangel- einer Paßpolizei habe er bei Verfol gung von durchgegangenen Bankerotteur- rc. mehrfach kennen gelernt. Dem Abg. Vr. Hepner sei er dankbar für die geäußerte gute Meinung. Seine Voraussetzung deS Nichtbestehens einer geheimen Polizei (die wohl nicht hierher gehör«) könne rr nur bestätigen. Daß er (der Hr. Minister) sich eines sächsischen Ohm- bediene, habe selbst seine Berliner Tante Voß n^cht behauptet. (Hei terkeit.) Abgg. Martini, v. König und Emmrich suchen ihre angefochtenen und gegenseitigen Behauptungen zu rechtfertigen. Geh. Rath Körner: Di« ganze Angele genheit müsse subtil behandelt werden, da schon von Auf hebung de» ganzen PaßkartenvrreinS die Red« gewesen, wobei Sachsen, auf seine Grenzen beschränkt, schlecht weg komme. Beim jetzigen Eisenbahnverkehr sei daran freilich nicht leicht zu glauben. Abg. Dörstling wäre ganz damit einverstanden, daß unter Aushebung de» Paßkartenvereia» nur einerlei Le gitimation, etwa Paß ohne Visirung, eingrführt würde. So erschiene, Wer die begünstigte nicht erhielt«, nicht al» bescholten. Abg. ZieSler findet die verfassungsmäßige Gleichheit der Rechte nicht gewahrt, wogegen Geh. Rath Körser die Neuheit de» Institut» einhält. Abg. Fah- naurr wie ZieSler. Er wünscht einen Schleier auf die Vergangenheit, Berücksichtigung der VerkehrSbrdürfnisse und will mit der Deputation stimmen. Nach einige« Schlußworten de» Referenten wird der Emmrich'iche Antrag mit 38 Stimmen abgeworfen, die von der De putation empfohlene Uebergabe zur Erwägung einstimmig, die Verwendung bei der Paßkartenconferenz gegen vier Stimmen, der übrige Theil de» Antrag» gegen 1 Stimme angenommen. Der Nichtbefürwortung der von den Pe tenten gewünschten Etempelbrfreiung der Pässe (wie der Paßkarten) trat dir Kammer einstimmig bei. Hiermit wird die Sitzung gegen '^»2 Uhr geschlossen. Nächste Sitzung unbestimmt. Lrnrnnüngrn, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Departement der Kinanzev. Beim Forstwesen ist ernannt worden: der zeitherig« Forstvermesser Mar Wrißwange zum Forstconducteur bei der ForftvcrmessungSanstalt. Dresdner Nachrichten vom 21. Februar. -s Gestern Abend hatte sich unter dem Banner der Liedertafel, welches in den Räumen deS Lincke'schen Bade- flaggte, «ine ebenso stattliche al- zahlreiche Gesell schaft versammelt, um da- diesjährige Stiftung-fest de» genannten Gesangverein- zu feiern. Wie die Theilnahme von Seiten der Freunde der Liedertafel die alte war, eben so hatte der Verein da» Mögliche gethan, um den alten, guten Ruf seines Stiftungsfeste- auch in diesem Jahre aufrecht zu erhalten. Der Saal war mit Fahnen und Blumenfeston», mit Embleme» aller Art geschmackvoll und reich decorirt. Die GesangcSvorträge der Liedertafel, welche den ersten Theil deS Feste» bildeten, wurden vo« dem warm patriotischen Liede von K. KrebS: „Sei mir gegrüßt mein Vaterland!" eingelkitet. Ihm folgte eine größere Composition von Hering, die bekannte Uhland'sche Ballade: „Der blinde König," der sich später da» herr liche, au- vollem Herzen gesungene „Lob des Gesänge»" von K. M. v. Weber lautschallend anschloß. Die Freuden der Tafel wurden durch mancherlei Toaste, heitere Tisch reden und Mummenschanz gewürzt. Nachdem zuerst und in geziemender Weise der Trinkspruch auf Se. Maj. den König und das königl. HauS auSgrbracht worden war, folgten die Toaste auf die edle Frau Musica, die Liedertafel, auf die Frauen und die Gäste rc. Ein auf die anwesen den Herren Landstände ausgebrachter Toast wurde von dem Abgeordneten Hrrr. Günther erwidert, welcher an den allen Arndt anknüpfend einen Trinkspruch auf die SecledeS deutschen Männergesanges auSbrachle. Hr.Abg. vr. H.yner ließ Vater Noah, Mutier Eva und König David leben al» die Repräsentanten von Wein, Weib und Gc» sang. Und WaS den Mummenschanz betrifft, so brachte ein Automatenthcater eine Opera bulla voller Kunweil und gesundem Witz Auch hier waren der ambrosiaduf- tende Olymp, die Götter Griechenlands, die Parole und wie Dresden seit acht Tagen der Pfeife de» Rattenfän gers der vollstes Parisienne» folgt und in seinen Musen tempeln „Orpheus in der Unterwelt" belacht, sa -ad der AristcphaneS der Liedertafel „Pluto auf der Oberwelt" zum Besten. Au» dem Schattenreiche, dem Kasten de» AutomatentheaterprincipalS, stiegen sie auf die geliebten Sckatten, die heruntergekommenen Blüthen d«S Menschen geschlecht-, um deren Eonservirung einst der alte Hellene Libaniu» die Barbaren in so rührenden Worten anflchte. Von Chaisenträgern auf ihre Postamente gestellt, wett eiferten die olympischen Emigrirten mit den akustischen Kunstwerken von Fr. Kaufmann u. Sohn und sangen von ihren irdischen Beschäftigungen, zu denen sie haben greifen müssen, um sich wenigsten- anständig zu nähren; sie sangen unter dem Homerischen Gelächter der Zuschauer, in das sich beim Anblick ihrer grotesk-komischen Eben bilder daS unauslöschliche Göttergelächter selber gemengt haben würde, wenn die armen Götter überhaupt noch lachen könnten und wen» eS eben nicht hieß«: vss ckienx s'en vor». Die mit viel Geschick entworfene Burleske, die das Gute hatte, daß sie nicht zu lang war, eine Hauptsache bei derartigen Scherzen, wurde von den Dar stellern gut auSgcführt und war auch, was die Musik betrifft, glücklich arrangirt. Al- Dichter derselben erschien auf den stürmischen Hervorruf deS Publicum-, von zwei Chaisenträgern geleitet, Hr. vr. Bösigk; derselbe hatte auch ein recht zweckentsprechende» Tafellicd geliefert. Nach diesem komischen Entremet nahm die Tafel und mit ihr die Tafelreden wieder ihren Fortgang. Hr. Theodor Dro- bisch erklärte unter Andcrm, daß er in der angeführten Burleske die nicht vertreten gewesene „öffentliche Mei nung" vermißt habe. Er wolle, sagte er, ihre .Rolle übernehmend, dieselbe noch nachliefern, worauf er denn auch mit viel Humor eine Kritik der stattgefundenen Dar stellung gab. Auch Hr. Prof. Löwe knüpfte eine Tisch rede an die Aufführung an und kam von den Göttern Griechenlands auf die Ideen de» Wahren, Guten und Schönen, wo er denn beim Guten stehen bleibend schließ lich eine Lotterie zum Besten der Schleswig-Holsteiner und de- Arndt-Denkmal» in Vorschlag brachte, die mit allgemeiner Acclamation ausgenommen wurde. Die Loose, die allerhand harmlose Scherze auf rin bekannte», gegen wärtig sich hier abspinnende» ähnliche», aber nur bedeu tend größere- Lotterieunternehmen enthielten, wurden später im Cotillon gezogen und gewählten mancherlei ergötzliche Ueberraschungen. Nachdem rin schnelle» Tisch rücken stattgefundrn, der Saal wieder zum Ballsaal um geschaffen und aufgeräumt war und die Gäste noch auf geräumter waren, begann die Polonaise, die ein groß.s Rundgrmälde der gesammten Damenwelt bei rauschender Musik entfaltete. So währte da- Fest noch in unge trübter Heiterkeit, bi- Ballväter und Ballmütter endlich zum Aufbruch bliesen. ProvinMlnachrichten. -n- Leipzig, 20. Februar. Gestern früh hat sich der hier wohnhaft gewesene 27jährige Cigarrenmacher B. in der Wohnung seine- Freundes R. zu Neu-Reudnitz er hängt, und heute ist in dem bei Zweinaundorf gelege nen Wäldchen, „Zauke" genannt, ein anständig grNrideter junger Mensch erschossen aufgefunden worben. Franken berg, 15. Februar. (Fr. N.) Heute feierte die hiesige Schuhmacherinnung ein seltnes Fest: ein goldene» Gesellenjubiläum de» au» Ebersdorf 'gebürtigen Schuhmachergesellen Johann Michael Zim mer, welcher in Chemnitz die Schuhmacherprofession er lernt hat und am 6. October 1810 daselbst zum Gesellen gesprochen wurde. Eine Deputation, au» denJnnungS- vorstänben und Vertretern der Gesellenschaft bestehend, beglückwünschte den Jubilar am Morgen in seiner Werk statt und brachte ihm Geschenke der Innung dar, und am Abend wird derselbe al- Ehrengast am Festballe Theil nehmen.
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