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Dresdner Journal : 28.03.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-03-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186103289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-03
- Tag1861-03-28
- Monat1861-03
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 28.03.1861
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302 hervertreten linnen. Sin solch»« Entgegenkommen ist indeß nicht z« erkennen gtwesen." Paris, 24. März. Man versichert, dah der König von Siam einen Hafen und einen Küstenstrich im Meerbusen von Siam an Frankreich abgetreten habe. Dieser Abtretung legt man, namentlich im Hinblick auf Saigun, eine große strategische Bedeutung bei. Es ist im Plane, eine Verbindungstraße zwischen Saigun und der rtduen Acquisition anzulegen. — Der „Patrie" zu folge ist soeben eine Dampffregatt« „La Foudre" von Toulon nach der mericanischen Küste abgegangen, um die in Mexico sich aufhaltenden Franzosen des fran zösischen Schutze« zu versichern. Vielleicht, fügt die „Pa trie" hinzu, werden die dortigen Verbältnisse die baldige Absendung einer zweiten Fregatte („L'Jmpetueuse") er heischen. — Die moldau-walachische Regierung wird in Bukarest eine Offizierschule nach dem Muster der französischen Anstalt in Saint Cyr errichten. Der Schwa- dronSchef vom Generalstab, Lamy, ist auf Verlangen von hier als Director dieser neuen militärischen Anstalt ab gegangen. Paris, 26. März. Die Zinsen der laufenden Schatzscheine sind um ein halb Procent erhöht worden. Turin, 24. März. (W. Bl.) In der Kammer- ffitzung vom 23. März beklagte sich Lamarmora über die von Fanti eingrführten Neuerungen im Heer wesen, tadelte die Vermehrung der Compagnien beiden einzelnen Bataillonen, die den Offizieren verursachten UniformirungSspesen, die Landesverth,eidigungSanstalten und den Mangel an Waffenplätzen; cr beantragte Prü fung der Neuerungen. Fanti vertheidigt seine Reformen. Cavour beschwört Lamarmora» Patriotismus, seinen im gegenwärtigen Moment unzeitigen Vorschlag zurückzuzic- hen. Brofferio beklagt sich über die Auslösung der Ga- ribaldi'schen Freischaaren und schlechte Behandlung der Offiziere derselben. Sirtori behauptet, daß die neapoli tanische Expedition gegen die Revolution unternommen und daß das südliche Heer beleidigt und mißhandelt wurde. (Viele Protestrufe. Der Präsident seht seinen Hut auf, die Sitzung wird aufgehoben, nachher wieder fortgesetzt.) Lamarmora besteht auf seiner Tagesordnung» welche un ter großer Aufregung von der Majorität zurückgewiesen ckvird. — Cialdini ist vor einigen Tagen von Messina abgereist und wird in Turin erwartet. — Vorgestern wurde die Präliminarconvention bezüglich deS süd ita lienischen Eisenbahnbaues vom Minister der öf fentlichen Arbeiten und Adami unterzeichnet. — Die letzte hiesige Ministerkrisis war nicht ernst zu nehmen. Graf Cavour wollte, indem er alle seine Col lege« veranlaßte, mit ihm zugleich ihre Entlassung ein- zurrichen, sich theilS einiger von ihnen entledigen, die ihm nicht zusagten, theilS wollte er seinen politischen Ne benbuhlern ihre Ohnmacht zeigen, indem er sie in die Lage setzte, die Regierung übernehmen zu sollen. In der That berief der König auf seinen Rath am 21. März die Herren Ricasoli, Farini, Ratazzi, Pepoli und Poerio, Welche mit Ausnahme de- Letzter« sämmtlich nicht gerade eifrige Freunde Cavour's sind. Aber alle diese Herren wollten die Schwierigkeiten der Lage nicht auf ihre Schul tern laden, und riethen dem Könige, dem Grafen Cavour die Neubildung deS Ministeriums zu übertragen, was denn auch sofort geschah. Es scheiden schließlich nur die Herren Mamiani (Cultus), Vegezzi (Finanzen) und Corsi (Handel) aus. Die neuen Namen gehören Tos cana und Unteritalien an: Graf Cavour sah «in, daß man namentlich Neapel und Sicilien solche persönliche Zugeständnisse machen muß, um sie für die neue Ord nung der Dinge zu gewinnen. Herr Bastogi, der neue Finanzminister, ist Mitglied des Abgeordnetenhauses und Bankier in Livorno. Er ist sehr reich und genießt, wie da» „Journal des Debats" hervorhebt, großes Ansehen in der italienischen Handel-Welt. In jünger« Jahren gehörte er zu den politischen Eraltado-, jetzt aber ist er, wie alle Inhaber großer Firmen in Italien, Cavourist. AlS Dirigent seines HauseS hat Bastogi große Ge- schäft-gewandtheit bekundet. Der neue Cultu-miniftcr Desantis, Neapolitaner, ist al» feiner Kenner Dante'» in der Gelchrtenwelt bekannt und war eine Zeit lang Pro fessor in Zürich. Der HandclSminister Natali ist Sici- lianer, gemäßigt in seiner Politik und sehr unioni- stisch. Herr Niotta ist ein namhafter Recht-gelehrter und war erster Präsident deS EafsationshofcS in Neapel, nahm unter Ferdinand II. aber seine Entlassung; er ist dem neuen Cabinet ohne besonderes Portefeuille beigegeben. lH Neapel, 19. März. Die heutige NamenStag- feier für Garibaldi, den Urheber der neuen Zustände de» Königreichs Neapel, ist zugleich eine strenge Erinne rung für die jetzige Regierung geworden an Da», war zu thun war und noch immer nicht gcthan ist. Die Mißgriffe Garibatdi'S in seinen Versuchen administrati ver Maßregeln entschuldigt Jedermann; aber die Miß griffe und die geringen Resultate der RegierungSmänner nach ihm entschuldigt Niemand, obwohl auch dazu man- BauwerkeS ebenso unheimlich «lS unverkennbar kund giebt, und daS, aufhörend und wiederkchrend, jedesmal einen Schritt näher zum Ruin bezeichnet. E» ist, als hörte man die Sohle des Geiste» der Vernichtung, der im Gemäuer auf- und absteigt, knirschen. Zu gleicher Zeit rieselten au» den plötzlich weiter geöffneten Spalten Staub und Kalkbröckel reichlich über die entsetzten Leute. Der Architekt Narrow wurde eiligst herbeigerufen, die Arbeitskräfte vermehrt, eine große Anzahl neuer Streben eingezogcn, während mehrere der Litern durch daS Fortschreiten der Veränderung deS Mauerwerkes theil» Biegungen zeigten, theilS aber auch lose wurden, und mit Anfertigung der Holzmäntel für die Pfeiler unter Aufbietung aller Mittel fortgefahren, so daß man hoffen durfte, dieselben am 20. anlcgen zu können, durch welche Operation, wenn sie gelang, der.Bestand des Baues auf Jahrhunderte hin wieder gesichert war. (Schluß folgt.) ^V. Leipzig, 26. März. Szr. Merclli'S italienische Operngeselllchaft, welche diesen Winter auf dem Hostheater zu Berlin cine italienische Saison zu Stande gebracht hatte — nicht ohne die sehr fühlbare Concur- renz einer zweiten Gesellschaft, beabsichtigt, auch unscrm Stadtthcater einen, wenn auch kurzen Besuch abzustat ten. Laut Ankündigung der Direktion deS StadtlheatcrS wird die Gesellschaft Ende April oder Anfang Mat einen CykluS von acht Vorstellungen geben- Die Eintritts preise sind auf das Dreifache erhöht, wie bei Gelegenheit de» Gastspiele» der gefeierten Sontag; da» Abonnement auf alle acht Abende stellt sich etwa» billiger. DiS jetzt zeigt sich in unscrm Publicum, dem in künstlerischer Be ziehung neu-italienische Sympathien so fern als möglich liegen, herzlich wenig Theilnahme für die angemeldeten Käste, zumal man sich anschickt, Einem den Genuß so ches Motiv nicht fehlt. Seit sechs Monaten sechs Mi nisterien! aber geschehen ist höchst wenig, zu Papiere ge bracht und verordnet Mancherlei — und die jetzigen, an sich allgemein für fähig geschätzten Oberlcitrr haben wie der ihre Demission eingereicht. Es fehlt an intelligen ten und ehrlichen Menschen, aber es ist Ucberstuß an solchen, deren Unwissenheit nur von ihrer Corruption übertroffen wird, die beharrlich in Lug und Trug, in Jntriguen und Trägheit jeden guten Willen und jede leistende Kraft aufreiben, jeden wirklichen Erfolg hem men und imaginär machen. Auch der Parteiungen sind viele. Alle aber wollen hier bei der der neuen Ord nung der Dinge, den Mund voll schöner patriotischer Phrasen, nur gewinnen. Dazu kommt die freie Presse, welche rastlos und tbeilweise mit sehr gut geschriebenen Raisonncments kritisirt und opponirt, und nichts ruhig werden und sich entwickeln läßt, ohne aber dabei den Standpunkt der Regierung diesem demoralisirten Bearn^ tengesindel gegenüber zu ermessen. Auch die Geistlichkeit mit ihrem stillen aber starken Einfluß bildet eine hart näckige Gegnerschaft. Wer da» neapolitanische Volk eini germaßen kennt, muß eingestehen, daß es in Bildung, Charakter und Sitte zu ungemein weit hinter den übri gen Italienern zurücksteht, um für eine constitutionelle Regierung reif zu sein. Für rin solche» Ziel mußten erst andere Generationen erzogen werden. Es klingt hart, aber die Bevölkerung Unteritaliens muß noch mit dem Stocke regiert werden, ein aufgeklärter Despotismus ist ihr gesund und nothwrndig. Nur die höchste Strenge und rücksichtslose Energie, mit Gerechtigkeit verbunden, kann hier Ordnung und bessere Regelung der Lebcnszu- stände und der fortschreitenden Cultur schaffen. Die Piemontesen sind viel zu gutmüthig und liberal dazu. Wahr ist allerdings, daß die Zustände in den inncrn Provinzen bis heute noch unerträglich und ziemlich deS- organisirt geblieben sind. Die Verwaltung in ihnen ist in vollkommener Unordnung, Raubgesindel macht das Land unsicher; die dortige Nationalzarde ist noch zu schlecht bewaffnet, um gegen diese Banden einzuschreiten, und ist auch überhaupt nicht dazu geeignet. Viele Rc- girrungSmarimen und Verordnungen sind zu Tage ge fördert, aber nicht ins Leben getreten. Die Regierung ist den verschiedenen eigensüchtigen Parteien und destrui- renden Helfern nicht viel weniger in die Hände gefallen als früher Garibaldi. Ohne nur die Unfähigkeit des Volkes für die Theilnahme an einer Staatsordnung zu- zugrstehen, wie sie für da» übrige Italien gedei hen kann, wurde in den letzten Wochen die Stim mung gegen das Ministerium sehr aufgeregt. Die Presse half tüchtig dazu mit, die Thatsachen in einigen Pro vinzen auch. Die Berichte daher waren traurig genug und wurden zu harten Anklagen gegen haS Ministerium — waren übrigens ebensosehr Beweise von der Ge- sunkenheit eines großen TheileS der Bevölkerung und ihrem Bedürsniß nach scharfer Zucht. Republikaner und Legitimisten — in diesem Punkte einig — waren thätig gewesen, und zu heut sollte ein kleiner Aufstand, wenig stens sehr energische Demonstrat ionen losbrechcn. In den beiden letzten Tagen wuchs die Aufregung, zugleich aber ermahnten alle Zeitungen zur Vernunft, zur Ge duld, warnten vor jeder Entwürdigung des Garibaldi- festes, vor jeder Gefährdung der italienischen neuen Ein heit re. Gestern sprachen sich fünf verschiedene Mauer anschläge — an die Bürger, an die italienische Jugend, an dir Garibaldiancr (letzterer von einem Offizier comitö) im gleichen Sinne aus, riefen zur Wahrung der Ord nung auf und warnten vor jeder Theilnahme an De monstrationen und Ausschweifungen irgendwelcher Art; besonders auch vor dem Nnfe „Viva In ttepudliea!" Das hat denn die Ruhe erhalten, wahrscheinlich auch wäre sie überhaupt nicht besonders gestört worden: denn die hiesige Nationalgarde und das kleine Corps Piemontesen gewähren dem Pöbel gegenüber Sicherheit, und endlich ist heut ein hartnäckiger Regentag, der noch bester als Bayonnete alle aufrührerische Lust abkühlt. Gestern — auch mit Regen — fand eine ziemlich unbedeutende Illumination für die Votirung de» Gesches statt, das Victor Emanuel zum König von Italien ernennt. Die heutige Feier bei noch schlechter«: Wetter hat sich wenig auf den Straßen ergehen können. Die Theater begehen sie sämmtlich durch Declamationen, Gelegenheitsstücke und Garibaldi-Hymne. Die Läden sind geschlossen, schon wegen des heutigen Festtage- St. Joseph. Manche Schüsse — unschädliche Kanonenschläge — werden von Zeit zu Zeit in den Straßen losgelassen. Einige Hun dert Menschen durchzogen den Toledo, „Garibaldi" schreiend, aber auch starke Abheilungen der National garde. Jetzt — 9 Uhr Abend» — höre ich da» Gari baldi-Brüllen bisweilen erschallen, denn die Volkslungen sind chier merkwürdig klangvoll, dauerhaft und thatlustig, aber es bleibt Alles reine Freude — denn es regnet. Regen und Wind lassen denn auch die Illumination nicht aufkommen. Wenn die piemontesische Negierung aber nicht lernt und wagt, die Neapolitaner ihrem Na- außerordentlich theucr zu machen. Verdi hat bei unr gar keinen Boden, wie Versuche mit „Nebukadnezar" vo einigen Jahren vollauf zur Genüge gezeigt haben. Auch im Gewandhause hat dieser Neu-Italiener nur höchst selten durch eine oder die andere Arie Einlaß gefunden. — Dagegen wird daS angemeldrte Gastspiel des Fiäulein Fanny Janauschek, der frühcrn Zierde des Frankfurter StadttheaterS, mit großer Spannung erwartet. Die Künstlerin hat nämlich ihre Mitwirkung zur PenfionS- fond-Vorstellung zugesagt. Die von ihr herausgegebene, ihre Differenz mit dem Direktor Ur. jur. Franz G. C. v. Guaita barlegende, alle die an jener Bühne obwaltenden schwierigen Verhältnisse schildernde Broschüre („Illustra tionen zur neuesten Geschichte des Frankfurter Theaters... Frankfurt", 27 Seiten) wird hier, wo die Künstlerin viele Freunde hat, mit Interesse gelesen. — Die Soli in der Paulus-Aufführung (Charfreitag) haben Frau v. Milde au» Weimar, Fräulein Lessiak au- Gratz, Herr Rudolph aus Dresden und unser früheres Opernmitglicd Herr Director Behr aus Bremen über nommen. Aus München wird der Augsburger „Allge- mcmeinen Zeitung" geschrieben: „Die Aufführung des PreiSschauspiels „Maximilian" ist hier zum Tages ereignisse geworden. Ziemlich allgemein wird das Stück im Ganzen als mißlungen bcurtheilt, wogegen natürlich das theilweise Gelungene nicht mehr aufzukommcn ver mag. Das Preisgericht hat, dcm Vernehmen nach, be reits sein Verbiet über die erzielte Bühnenwirkung ab gegeben, und man glaubt nicht, daß der Preis zuerkannt werden wird. Die BcurtheilungScommission wird leider zugestehrn wüsten, daß sie sich geirrt hat." tnrell, ihr«; Bildungsstufe und ihrer Entartung gemäß zu behandelt und um jeden Preis Ordnung zu schaffen, so könnt« doch au» dem Spaße allmählich Ernst werben. Mit jedem Ministerwechscl beweist man in den Augen der Neapolitaner doch nur Unfähigkeit, und ihre leidigen Eigenschaften wachsen zu übermüthigrr Thätigkeit an. Madrid, 20. März. In der „Epoca" liest man: Me Nachrichten, welche wir über die Vermehrung der BerthridigungSmtttel Spanien» erhalten, lauten befriedigend. Während man mit großer Thätigkeit di« Plätze Mahon, Cadir, Santo«», Fcrol und Carthagrna in vollkommenen V«rtheidigung»zustand setzt, versieht man zu gleichcr Zeit die Artillerie mit 200 gezogenen Ka nonen und macht Ankäufe von Waffen in spanischen, wie in fremden Fabriken. Spanien kann mit Leichtigkeit 200,000 Mann ins Feld stellen. Madrid, 23. März. Ihre Majestäten sind heute nach Aranjuez abgereist. Die Negierung hat den Cor te» angezeigt, daß 427 Millionen Nealen kraft der ihr erthcilten Autorisation zu zahlreichen öffentlichenAr- beiten verwandt worden sind. Ostindien und China. Die neueste „Bom bay Times" bringt Berichte über die oftafeikanische Er- pedition deS Capitäns Spekes bis 1. November. Der Sultan von Zanzibar nahm ein spanisches Sklavenschiff. Das Gerücht circulirte, daß die von China zurückkehrende französische Truppenabtheilung auf einer tec Comoroinseln stationirt bleiben werde und in Malumbabai, auf der Nordküste von Madagaskar, Vorbereitungen zu einem aus gedehnten Lager getroffen werden. Die Hungersnoth dauert fort. Admiral Hope sollte am 9. Februar mit einem Geschwader nach Hankow gehen, der bedeutendsten Handelsstadt von Nantsekiang, 900 englische Meilen von Schanghai entfernt, um dort, und wahrscheinlich auch in Kinkiang, Niederlassungen und Consulatc zu errichten. Ein preußisches Geschwader sollte nächsten» von Japan nach Schanghai gehen. Berichte über die Unterdrückung der Guanghasrcbellen lauten fortwährend günstig. Am 16. hat in Singapur und Pinano ein Erdbeben, ohne jedoch einen Schaden zu verursachen, stattgcfunden. Ein russisches Dampfgeschwader, von Schanghai nach Kronstadt zurückkehrend, ist am 12. Februar in Bombay angekom- men. Der Gcneralgouverneur von den Molukkeninseln ist nach Batavia zurückgekehrt. Aus Bandscher sind günsti gere Nachrichten eingrtroffen. Lord Elgin ist am 16. Februar von Batavia nach Poinr-de-Galle abgegangen. Ntlv'Nork, 8. März. (N.-Z.) Die CabinetSmit- glieder des neuen Präsidenten Lincoln sind: Seward, StaatSsccrctär (bi» vor 6 Monaten für den radikalsten, jetzt für einen der konservativsten und nachgiebigsten Re publikaner geltend); Chase von Ohio, Finanzen (ein hoch begabter Mann, großes VerwaltungStalcnt, von erprobter Redlichkeit, Repräsentant des radikalen Flügels der Par tei, daher von Seward'S Anhang seine Berufung ins Ca binet mit großer Heftigkeit und Gehässigkeit bekämpft wurde); — Cameron von Pennsylvanien, Krieg (ver schmitzter Politiker, dessen sittlicher Werth nicht besonders hoch angeschlagen wird; der einzige republikanische Se nator, außer Seward, der sich zu demülhigenden Zuge ständnissen an die Sclavenhalter bereit erklärte; seine per sönliche Integrität wird von sehr vielen seiner eigenen Parteigenossen in Pennsylvanien bestritten; möglich, daß er sich besser erweisen wird, als sein Ruf, besonders La daS Gegentheil sehr schwer sein würde); Smith von In diana, innere Angelegenheiten (ein in dem letzten Jahr zehnt» saft gar nicht hervorgetretencr Politiker, Anhänger Seward'S); Weller von Connecticut, Marine (alter solider Whig von der Schule Henry Clay's, sehr energisch in seiner Haltung gegen die Sonderbündler); Montgomery Blair von Maryland, Postwescn (gleichfalls zu sehr ener gischen Maßregeln gegen den Sonverbund entschlossen); Bates von Missouri, Oberbundesanwalt (Bates war im vorigen Jahre Hauptgegcncandidat Seward'S und zwar ward er von der conservatrven Partei urgirt im Gegensatz zu dem „radikalen" Seward. Seitdem ist dieser so weit nach rechts gegangen, daß er so weit rechts von BatcS steht, wie dieser im vorigen Jahre von ihm stand. Ba- tcS ist ein alter Whig, wie Weller, hat keine Lust zum TranSigirrn mit der Rebellion, ist außerdem ein treff licher Jurist und einer der ehrenwcrthestcn und geachtel- strn Männer im Westen). Von diesem Cabinet bilden Seward, Cameron und Smith so zu sagen die Rechte, Chase, Blair und Weller die Linke, BateS da» Cenlrum, doch mit mehr Hinneigung zur Linken, als zur Rechten. Lincoln ist entschlossen, durch sich selbst die Einheit der Administration darzustellen und sich nicht durch seine Mi nister leiten, oder durch deren etwaige Meinungsdiffercn- zcn verwirren lassen. Nrwvstjork, 13. März. In den Conventen von Vir ginia unv Missouri ist eS zu entscheidenden Beschlüssen noch nicht gekommen. Nach der Verfassung der süd lichen Conföderation sollen der Präsident und Vice präsident auf sechs Jahre (statt, wie in der Union bisher, auf vier Jahre) gewählt werden. LlMdtagsoeriMdlungen. Zweite Kammer. l-IX. öffentliche Sitzung, Dienstag, 26. März, Vor mittags 10 Uhr. (Schluß.) Hierauf werden ohne Debatte unverändert und ein stimmig bewilligt Pos. 24d zur Dresdner Straßen beleuchtung 3084 Thlr., Pos. 24o zu den Dresdner Feuerlöschanstalten 500 Thlr., Position 24<l zur Dresdner Armen- und Krankenversorgung 10,000 Thlr., Pos. 24« zu den Kosten des Leipziger Poli- zeiamt» 3500 Thlr., Pos. 21k. zur Armen- und Waisenversorgung an mebrern Orten de» Landes 1594 Thlr., Pos. 24g an Communen, Localanstal- ien, Innungen und Schützengcscllschaften 3055 Thlr. , Unter Pos. 25, zu Privakanstalten für allgemeine LandcSzwccke, werden näcbst der Etatifirpng von bisher transitorisch bewilligten 1500 Thlr. und 500 Thlr. für die erzgcbirgischcn Fraucnvcrcine und dcn „Frauenschutz" 400 Thlr. mehr gefordert für die Dresdner Diakonissen anstalt zu Anstellung eines HauSarztcS. Die Deputa tion, mit Ausnahme de» Abg. Seiler, widerräth die Be willigung. Abg. Günther, weit entfernt, die Leistungen der Diakonissen zu verkennen, erblickt in dem Postulat« doch da» Gegentheil der Mißbilligung jener in der Anstalt gepflegten exclusiven kirchlichen Bestrebungen, die zu hof fen gewesen. Man habe da ein eigene» Gesangbuch mit veralteten, halb unverständlichen Liedern, worin Ausdrücke wie „LLmmlein" » Lufig verkämen. Man sage da, um eine gute Ernteprrdigt zu hören, müsse man nach Tharand übersicdcln, waS kein Üompliment für Dresden» Geist-' lichkcit sei. Die gerühmte „Anfassung" habe ihn an die Elberfelder erinnert, obwohl so Schlimmes nicht in der Diakonissenanstalt vorg-ckommrn. Die Krankenpflege scheine dort mehr Mittel zu geistlichen Zwecken zu sein. Bei jeder Beschäftigung sollte der Mensch seine Gesund heit bewahren, nicht erst durch Abstumpfungäwvder Reiz mittel dazu fähig gemacht werden. AufgeNärte Geist liche und das große Religion»buch, da» der Frühling in neuer Auflage bringe, genügten. Er wollte kein« über triebene Richtung, wedrr pirtistische, noch freigemeindliche. Abg. v. König für de« Separatvolanten. Nicht um die Einseitigkeit, die man, dahingestellt mit welchem Rechte, der Anstalt vorwrrfe, hier handle es sich um einen humanistischen Zweck, da r» sonst an ähnlichen Anstalten gebreche. Wenn eine ihm nicht gefallende Richtung Gu te» wirk«, so lasse er sie gewähren und freue sich dar über. Möge man hier ebenso thun. Für den Staat sei eS eine Kleinigkeit, für den «drin Zweck ein Großes. Ebenso Abg. lw. Krauße. Der Zweck sei kein localer, er gelte der Menschheit. Habe man doch kürzlich bedeu tende Summen für gemeinnützige Zwecke bewilligt, lieber die kirchliche Richtung wolle er nicht aburtheilcn, ver traue aber der Regierung, daß sie Ausschreitungen nach jeder Seite cntgegentreten werde. Abg. Freiherr v. Welck: Ucber die segensreichen Zwecke herrsche Einverständnis?. Er billige daS Auftre ten deS Hauptdirigenten Predigers Fröhlich und sein schroffe- Auftreten gegen Andersdenkend«, daS d«r Anstalt nur geschadet, nicht. Aber trotzdem solle man die Anstalt nicht ver- urtheilen. Die Herausnahmen aus dem AnstaltSdrricht gäben isolirt ein ganz andere» Bild. Dir Tharander Geschichte laute im Zusammenhänge ganz anders: bei großer Firranzverlegenheit der Anstalt hätten Leute nach Dresden pilgern müssen, um sich durch die Predigt zu einer Schenkung veranlaßt zu finden re. — also bloS An erkenntnis? außerordentlicher Hilfe. Nebenzweck körne die Krankenpflege nicht sein, da die Ausbildung darin Haupt zweck. Daß nur Kranke aus der Dresdner Gegend die Anstalt benutzen könnten, widerlegten schlagend im Be richt angeführte Thatsachen und Ziffern. Die Verdäch tigung des MißbrauchS deS geschwächten Zustande- der Kranken sei bei der Persönlichkeit der Aerzte, Mcdicinal- rath vr. Walther und vr. Seiler, sehr gewagt. Wirk liche Seelsorge übten die Diakonissen nicht. Er stimme für das Postulat. Referent vr. Loth: Auf Tharand sei Bezug genom men, weil cs leider in kirchlicher Beziehung charakteristisch sei. Hätte man nicht nur die Sache treffende Auszüge ma chen wollen, so hätte man nicht nur Exclusives, sondern Lächerliches auszichen können. Aber man habe dir An stalt nicht heruntersehen wollen und dem Referenten Man ches gestrichen. Unter den Fremden möchten viel« hiesige Dienstboten sein. Man habe keine der Thatsachen, die im Munde deS Volks über die geistlichen Einflüsse circu- lirten, ausgenommen. Den Betstunden wohnten die Aerzte doch nicht bei. Abg. Reiche-Eiscnstuck: Ueber die Bildung der Diakonissen und die Krankenpflege habe man sich aner kennend ausgesprochen. Es besteche daS Gemüth, wenn Frauen, denen ihr eigentlicher Berus versagt sei, sich auf opfernd gemeinnützig betätigten. Er könne die Güte dec Pflege bestätig««. In kirchlicher Richtung möchten die Gerüchte übertrieben sein, da ein dort gepflegte» Kam- mcrmitglied nichts davon bemerkt. Auch gehörten die ihm bekannten Mitglieder des Verpflegung-Vereins keiner sol chen Richtung an. Die Intoleranz gegen die Alllulhe- raner könne er dcch nicht billigen. Man befinde sich leider zwischen zwei Extremen. Er bedauere, daß wan hier und da den Teufel auf den Kanzeln loSlasse. Aber ein Extrem rufe das andere hervor. Der Ginn de» Volks sei «in gesund religiöser. Man rüttle aber auch nicht an dem Glauben. West» in Sachsen auf einer protestanti schen Kanzel Golt gelästert werde, sei c» kein Wunder, wen» ein Theil des Volks sich in ecn andere» Erlrem flüchte. Und Jenes habe die b«tr. ReligionSgcscllschast noch zu beschönigen gesucht. Tic Deputation hätte Be denken gegen die Kirchlichkeit nicht über die Nützlichkeit stellen sollen. Sei der Zweck gut, die Mittel nicht staatS- gefährlich, so wäre mindesten« ein Mittelweg möglich, daß mau bei transitorischer Bewilligung die Voraussetzung der Garantie gegen eine exclusive Propaganda Vorbehalte. Abg. vr. Heyner: Man könne dem Separatvolanten vom Garyon Standpunkte auS seine Wärme nicht verden ken. Er spreche aber als Arzt und finde diese Kranken pflege nicht praktisch, ja oft schädlich durch dcn nerven erregenden Einfluß der Frömmelei, Ruhe des Geiste» und Körpers zuträglicher. Er verkenne den guten Willen nicht. Aber StaatSuntcrstützung solle man nicht geben. Die Partei sage ja: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt" und „Geben ist seliger denn Nehmen". Er wolle nicht, wie Separatvotant, ins 4. Jahrhundert auf die Ursprünge der Schwesternpflege zurückgehcn, sondern die neuesten schlimmen Erfahrungen mit dcn grauen Schwestern in Oesterreich citiren. Secretär Finck«: Er habe vor sechs Jahren die Ire fliche Pflege in der hiesigen Diakonissen anstalt genossen und nicht» von hyprrreligiösen Zumu- thungen gemerkt, habe dies auch von andern Kranken jede» Stande» nicht gehört und verwende sich rein im Interesse der Menschheit für das Postulat. Abg. v. No- stiz-PaulSdorf: Für manche Kreise habe schon da» Wort Diakonissen etwa» Abschreckende». Er habe sich die Sache auch anders vorgestcllt, ehe er die große Kaiser»- werther Anstalt gesehen (die hiesige habe er principiell nicht besucht). Dort herrsche auch ein streng religiöser Geist. Aber Begeisterung brauche «in Krankenpfleger. Wa» da- Wiener Beispiel hier solle, wisse er nicht. Wenn die jetzigen Aerzte die Andachtsübungen nicht sähen, so solle man eben al» ständige» Gleichgewicht einen Haus arzt bewilligen, da die Aerzte meist einer fretern Rich tung zugrlhan. Die wahre Freiheit könne cr in der Be schränkung einer andern Richtung so wenig finden, al» die wahre Christlichkeit. Abg. Dörstling thcilt die Richtung, die man der Anstalt vorwirft, nicht, hält sie aber nur in ihrer äußer sten Spitze für gefährlich und nicht für unverbesserlich, namentlich angesichts der jetzigen Verhandlung. Die Be willigung werde der Regierung ein vermehrte» Aufsichts recht geben. Abg. Seiler: Zu viel „Nehmen" könne man den Krankenpflegerinnen nicht vorwerfen. Wahre Ruhe suche er eben bei den Diakonissen, die ihren Geist durch strenge Religiökität gezähmt. Dem Abg. Or. Heyaer überlasse er seine Anspielung. Mit den barmherzigen Schwestern könne er keine Beziehung finden. Am Wiener Kranken haus« sei bis zum Concordak die Pflege die beste von der Welt gewesen. Dann herrsche in Wien ein Krankenhaus- zwang. In Dresden gebe die Diakoniffenanstalt eine Wahl, wenn La- Stadtkrankcnhau» einmal wieder weni ger gut werden sollte. Wolle man Jeden, der ein Wort für die Anstalt auSsprcche, darum für «inen Anhänger de» Pastor- Siedel halten, dann sei da» die allergrößte Exklusivität. Er habe sich nach den Thatsachen im Volks- munde erkundigt und keine Bestätigung gefunden. Ein mal würde doch der Kranke Gelegenheit finden, sich über unliebsame Ausschreitungen beim Arzte zu beschweren. Abg. Günther möge noch Manche» nicht verstehen. Der Ge schmack sei verschieden. Schulmänner frrifianiger Rich-
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