Dresdner Journal : 11.04.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-04-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186104115
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610411
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610411
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-04
- Tag1861-04-11
- Monat1861-04
- Jahr1861
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- Titel
- Dresdner Journal : 11.04.1861
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O83 Donnerstag, den 11. AprU. 1861 2lbonnrmrut«prrise: ^Ltu-Iick: 5 H>Ir. 10 lixr. ü» ».s Im Ko»1»»L» ^zilkrl.: 1 „ 10 „ „ „ (tritt ?o«t- unä Zton»tli<!ll in vr«<l«o: 15 llxr. 1 8t«mp«Irn- Liurslu« liumwvro: 1 ksxr. 1 »oblnx binrn. SnsttaUnprrisr: kür ä«n R»am «irrer x«»p»lt«irsll 2«il«: 1 It^r. Ilster „LiL^«»»oät" äi« 2«lle: 2 Axr. Lrschrinr»: l'lxllob, mit Xn»o»bme 6er 8ovu- oock k'eiertex«, ^d«llck» kür äsrr totxenävv 1°»x. DresdnerMurnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. rnseraltnannahmr auswärts: Leipitz:: t». Lnrnoirnrrrr», Oomrniesiou'är cle» Oreeäuer ^ournrrl»; «l»ea<l»»«Ib»t: H. Ui!»»»»; ititorr»: -e Voor-rr»; Lerlro: Onorrve'ecks Lneird., Krrirrerirr» Lurerru; Lrernen! L. Lcnr-orr«; krsukkurt ir. N.: ^x»l>ir>'ecbs Luebbrroälunx; Lbln: Xvor.» öxorneir; k»rt»: v. Qövrüi'Ul.» (28, rue 6ei dvu» «ukuo»); kr»^: t'n. Lrrrrr.rorr'e Ijuvtlliirnälullx. Herausgeber: Körrixl. Lxp«<litivll äe» Dresäuer ^oarnrrle, vreeäea, Llarierretrrr»»« >'r. 7. Ämtlicher Theil. Dresden, 2. April. Se. Königl. Majestät haben dem Kirchner zu Johanngeorgenstadt, Gustav Traugott Wagner, au- Anlaß seineß fünfzigjährigen AmtSjubi- läum- die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Sil ber zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituugtschau. (Deutsche Blätter.) TageSgeschichte. Dresden: Schlußberathung der Zwei ten Kammer über die kurhefsische Angelegenheit. — Wien: Französischer Gesandtschaftsagent in Pesth. Von den Landtagen. — Prag: LandtagSangelegen- heiten. — Berlin: Ministerconseil. Hofaachrichten. Kammerverhandlungen. Eircularvrrfügung in Innungs angelegenheiten. — Hannover: Eine politische Ver sammlung. — Darmstadt: Ordensverleihung. — Meiningen: Landtagsbeschluß in der Domänenfrage. — Echwarzburg - Rudolstadt: Neue Gesetze. — Itzehoe: Von der Ständeversammlung. — — — Pari-: Grenzberichtigung gegen Sardinien. Aus- wanderungSagenten. AdelStitelprtition. Frtedenswette. Militärisches. Tagesbericht. — Turin: Gartbaldi- schaaren fehlgeschlagen. Schicßstände. Lukmanierbahn angenommen. Venetianischen Freiwilligen Reiseschcine verweigert. — Neapel: Verhaftungen. Reibungen zwischen Piemontesen und Garibaldianern. Verschwö rung. — Madrid: Kabylenausstand. Miramon er wartet.— Warschau: Die neueste Demonstration.— Von der montenegrinischen Grenze: Der Auf stand in der Herzegowina. Laudtagsvrrhandluugrn. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Großdehsa.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Vermischtes Statistik und Lolkswirthschaft. Aevillrton. Tageskalrndrr. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 10. April. Die heutige „Wiener Zeitung'' pnblicirt das von Sr. Majestät unter« 8. d. M. sanctionirte Protestantenpatent für die deutsch-slav schen Grönländer. Die Haupt- hrstimmungrn dessr den sind: Selbstständige Ord nung, Verwaltung und Leitung der kirchlichen An gelegenheiten, Zusicherung vollster Freiheit deS Glaubensbekenntnisses. Sämmtliche frühere Be ¬ schränkungen rückfichtlich der Kirchenrrrichtung, in Bezug auf Thürme, Glocken, Begehung religiöser Festlichkeiten, Bezug von Büchern und Schriften find aufgehoben. Die Vertretung und Verwaltung gliedert sich nach vier Abstufungen: Pfarrgemein den, Srniorate, Superintrndenzrn und den evan gelischen Oberkirchenrath mit einer Generalsynode zur Seite. Freie Verwaltung von Kirchen-, Schu len-, Wohlthätigkritsachen, freie Wahl anderer höherer Seelsorger, Kirchencuratoren. Der Vor sitzende der Räthe deS KirchrnratheS wird vom Kaiser ernannt. Von der Genrralsynode be schlossene Kirchengesetzc bedürfen der kaiserlichen Sanktion Mit ministerieller Genehmigung steht die Berufung von Ausländern für den Schul- und Kirchendirnst frei. Stolgrbühren und ähnliche Leistungen an katholische Geistliche, Meßner, Schullehrer oder für Zwecke des ka tholischen Cultus find aufgehoben. Bei der Regelung und Handhabung der kirchlichen Ange legenheiten der Evangelischen sind auSnahmeloS und ausschließend die Grundsätze der eigenen Kirche maßgebend. In Ehesachen bleibt vorläufig daS bürgerliche Gesetzbuch maßgebend. Nach Feststellung deS protestantschen EherrchtS wird die EhegrrichtS- barkeit ausschließend von evangelisch kirchlichen Ge richtsbehörden auSgeübt. Im Ministerium wird eine eigene Abtheilung, bestehend auS Protestanten, für CultuS- und NntrrrichtSsachen gegründet. Den Protestanten ist der Vollgenuß der bürgerlichen und politischen Rechte gesichert, alle Staatsämter, mit Einschluß der Gerichttstellen, stehen ihnen offen. Beiträge auS dem Staatsschätze für Kirchen und Schulzwecke werden zugesichert. Die Gründung von Vereinen, welche kirchliche und Unterrichts- zwecke fördern und eben so die Verbindung mit solchen Vereinen im AuSlande ist gestattet. DaS Patent ist von dem protestantischen KriegSminister Graf Degrnfeld mituntrrzeichnrt. Itzehoe, Dienstag, S. April. In der heu tiger Sitzung der Ständeversammlung hat die Schlußvrrhandlung über die Ausschußanträge von gestern und über die Anträge vom 18. März statt gehabt. In geheimer Sitzung sind sämmtliche AuS- fchußanträge einstimmig angenommen worden. Turin, Dienstag, 9. April. Im Senate er neuerte Graf Cavour auf eine Interpellation Vacca's seine in der Deputirtrnkammer abgege benen Erklärungen bezüglich Roms. Der Senat hat darauf einen Antrag auf motivirte Tagesord nung angenommen» worin dem Ministerium Ver trauen ausgedrückt und die Nothwendigkeit, Rom zur Hauptstadt Italiens zu machen, anerkannt wird. — Graf Cavour dementirte dir Gerüchte bezüglich einer Abtretung der Insel Sardinien an Frankreich. Dresden, 10 April. Die Frankfurter „Deutschen Blätter" sagen: „Daß die Hrn. v-Bennigsen und Metz wieder mulhige Reden gehalten und unter rührenden Lamentationen über das viclstaatliche Vaterland zwcckgegcfsen haben, be kommt die deutsche Welt in jeder gcsinnungstüchtigen Zeitung zu lesen. Daß aber zwei nationale Fortschritte, die Ernheit von Maß und Gewicht, die Einheit deS Handelsrechts, so gut als beendigt sind — da für hat sie keine oder höchst sparsame Worte. — Warum? Weil es jener Partei nicht in den Kram paßt. Man will nicht, daß etwa- Gute- zu Stande kommt. Die politischen wie die gerichtlichen Anwälte leben von Zank und Streit, nicht vom lieben Frieden, und darum wiid im alten Liede fortgefahren. Der Entwurf der in Frankfurt versammelten Maß- und GewichtScommission ist nach der Ansicht fast aller Sachkundigen wohlgelungen. Es handelt sich um die Einheit. Wäre auch vielleicht ein noch besseres System zu ersinnen gewesen, so liegt der Fortschritt eben darin, daß wieder etwas Gemeinsames geschaffen ist. Gewiß wird der Entwurf baldmöglichst die Genehmigung der Regierungen finden. Preußen kann sich unmöglich ausschließen wollen, wenn die andern Staaten das vereinbarte Maß- und Gcwichtssystem ein führen werden. Ein guter Theil des preußischen Staates ist ja bei weitem mehr auf den auswärtigen als den innrrn Verkehr angewiesen. Von größerer Bedeutung und Schwierigkeit war die Bearbeitung eines deutschen Handelsgesetzbuches. Dem Tact, der Ausdauer und Sachkenntniß der berufenen Abgeordneten war es mög lich, in verhältnißmäßig kurzer Frist die Arbeit zu be endigen. Sie mag, wie alles Menschliche, auch ihre Mängel haben, ist aber unstreitig das vollkommenste aller vorhandenen Handelsgesetzbücher, die meist veraltet und reformbedürftig sind, wie namentlich das franzö sische. Bevölkerungen von mehr als 50 Mill. Menschen werden ein Handelsrecht haben, die Unsicherheit der Richter und Laien wird aufhören, der Rechtsfortbildung werden die Quellen der gesammten nationalen Kräfte zu Gebot stehen. So weiter auf dem betretenen Weg! DaS ist der Wunsch Aller, die e- mit dem Vaterland wohl meinen. Naht der Feind von außen, so wird er rin Volk finden, da» immer mehr auf sich vertrauen lernt. Gründung einer gemeinsamen Cioilproceßsorm und eines nationalen Strafrechts ist nun die weitere Aufgabe, sie wird noch leichter zu lösen sein als die der HandclsrechtSreform." Tagesgeschichte. Dresden, 10. April. Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung, welche von Vormittag 10 Uhr bis Nachmittag A4 Uhr währte, die Berathung über die kurhessische Verfassungsangelegenheit beendigt. Der von der Deputation in ihrer Gesammthrit gestellte Antrag: „gegen die von der deutschen Bundktversammlung durch den Bundetbeschluß vom 27. März I8L>2 in Anspruch genommene Berechtigung, eine in anerkannter Wirksamkeit bestehende Ver fassung eine« deutschen Bundesstaate« außer Wirksamkeit zu setz.n, Verwahrung einlegen" wurde von der Kammer einstimmig, der Antrag der Ma jorität der Deputation: «,,im Verein mit der Ersten Kammer in Gemäßheit der ausge sprochenen Verwahrung die StaalSregierung ersuchen, auf ge eignete Weise dahin zu wirken, daß der verletzte RechtSzustand in Kurhessen, unter Festhaltung der Rechtsbeständigkeit der Ver fassung von I83l, soweit dieselbe den Bundesgesetzen nicht wi derspricht, wieder hergestellt werde" mit 44 gegen 19 Stimmen angenommen, daS Amende ment des Abg. Reiche-Eisenstuck, bei letzterm Anträge einzuschalten: „im Fall eine andere Vereinigung zwischen Regierung und Ständen nicht baldmöglichst zu Stande kommen sollte" mit 40 Stimmen abgelehnt. Wien, 9. April. Die französische Botschaft wird, wie die- die englische Gesandtschaft bereits gethan, einen Agenten irz Pesth bestellen, der nach der ,,Au» tographilten Korrespondenz" heute dahin abgehen soll.— Der Staatsminister Ritter v. Schmerling leidet an einem hartnäckigen Schnupfen und hat heute Vormittag daS Bett gehütet. — Die „W. Ztg." enthält folgende telegraphische Meldungen von den österreichischen Landtagen: Troppau, 8. April. Der k. k. NegierungScommis- sar liest eine Vorlage, in der als dringendste Aufgabe des Landtags die Wahl der NeichSrathsmitglieder bezeichnet wird. Ferner hätte derselbe einen Ausschuß zu ernennen und sich dann bis nach Beendigung der Session deS RetchsrathS zu vertagen, worauf der Landtag neuerdings zu( mmentreten solle. Du LandeSausschuß habe außer seinen übrigrisÄeschDen yeuer ausnahmsweise die Auf gabe, daS Präliminare für das Jahr 1863 anzufertigen und Sr. Majestät zur Sanction zu unterbreiten. Von mehrcrn Mitgliedern wurde eine Dankadresse an Se. Ma jestät beantragt, und von der Versammlung angenommen, worin zugleich das Vertrauen an das hohe Ministerium ausgesprochen und einem aus fünf Personen bestehenden Cemil«; zur Berichterstattung übergeben wird. In der morgigen Sitzung findet die Wahl der Mitglieder für den Reichsrath statt. Salzburg, 8. April. Der Landtag hat heute den Entwurf der Adresse an Se. Majestät genehmigt. Ein aus 7 Mitgliedern bestehender Cornitö wurde gewählt zur Vorberathung wegen Bildung deS ständigen Ausschusses und der Bezüge desselben. Mittwoch findet die Wahl der Abgeordneten zum Reichsrathe statt. Laibach, 8. April. Graf Anton Auersperg hielt eine glänzende Rede über das Verhältniß zu Ungarn, vr. Thoman über die Sprachenfrage. Bleiweiß stellt einen Antrag wegen Unverantwortlichkeit der Landtagsabgeord neten. Linz, 8. April. In der heutigen Landtagssitzung wurde mit Acclamation eine Loyalitätsadressc an Se. k- k. apostolische Majestät, die Ueberreichung derselben durch eine Deputation und eine Vertrauensadresse an das Ministerium beschlossen. Triest, 8. April. Der istrianische Landtag ist am 6. d. M- in Parcnzo feierlich zusammengetreten. Der Feierlichkeit ging ein in der Kathedrale gehaltenes Hoch amt voraus, worguf die Eröffnungsreden deS l. f. Kom missar», deS HofrathS Grasen v. Coronini und des Lan deshauptmanns Marchese Pollesint solgtrn. OK. Prag, 9. April. In der gestrigen Landtagk- sitzung erhob vr. Rieger Einsprache dagegen, daß daS Sitzungsprotokoll blos in deutscher Sprache verfaßt und vorgclesen wurde. Er verlangt, daß da» Protokoll ein Mal in deutscher, das andere Mal in tschechischer Sprache zu verfassen sei. Dagegen werden von deutscher Seite Einwendungen erhoben, und man schlägt von dieser Par tei vor: die Landtagsprotokolle sollen, um der Gleich berechtigung zu entsprechen, in deutscher und in tschechi scher Sprache versaßt werden und beide Texte sollen au thentisch sein; ferner sollen beide Protokolle, sowohl daS deutsche wie das tschechische, täglich vorgelesen werden. Der Antrag erhält die Majorität des Landtags. Ferner wird der Antrag des Fürsten Karl Auersperg, auS jeder Curie drei Mitglieder zu wählen, welche als Comitö die Prüfung der Wahlen vorzunehmen haben, angenom men. In beiden Fällen stimmten die deutschen Abge ordneten und ein brdcutender Theil der Großgrundbesitzer zusammen. Hieraus beschäftigte sich der Landtag mit den Wahlacten. — Heute hat die Sitzung erst um 1 Uhr Nachmittag» begonnen. Auf der Tagesordnung stand die Beurtheilung der Wahlen. Am Sonnabend war die Zahl der anwesenden Deputaten 211; Träger von Virilstim men und Vertreter de- Großgrundbesitzes: 67; Vertreter der Städte, Jndustrieorte und Handelskammern: 83; Vertreter der Landgemeinden: 71. Da» Gerücht, vr. Pa- lacky werde zum lebenslänglichen Neichsrath für das Herrenhaus ernannt werden, hat sich bis jetzt nicht be stätigt. — Man glaubt, daß dieser Tage Sc. Erccllenz der Staatsminister Ritter v. Schmerling hier anlangcn werde, um einer Landtagssitzung beizuwohncn. Eine sehr ansehnliche Zahl der Großgrundbesitzer hat sich dem Pro gramm deS deutschen Kasinos angeschlosscn. Den Club versammlungen der Deutschen im deutschen Casino (Ho tel de Saxe) wohnen nun auch Mitglieder auS der Klaffe der Großgrundbesitzer bet, z. B. Fürst K. AuerSpcrg, Alt graf Salm u. s. w. Die tschechische Partei hatte am Sonntag Abend in das deutsche Casino eine Deputation entsendet, einerseits um die deutschen Abgeordneten zu begrüßen, andererseits eine Verständigung in Principien- fragen anzubahnen, indem von der tschechischen Deputa tion hervorgehoben wurde, ihre Partei (Bürgerrcssource) wolle ja auch den Bestand und die Kräftigung G.sammt- österreichS, obwohl sie wünsche, Oesterreich möge sich bei seiner Großmachlstclluag auf sich selbst und nicht auf Bündnisse stützen. (Hier ist der Zusammenhang Oester reichs mit Deutschland und der Deutsche Bund gemeint.) Das deutsche Casino, wo die tschechischen Deputaten sehr freundlich empfangen worden waren, ordnete nun gleich falls eine Deputation an den tschechischen Club in der Bürgerressource ab. Derselben ward ein sehr herzlicher Empfang zu Theil. Jedoch weigerte sich die tschechische Partei, ihr Programm den Deutschen vorzutragen. Heute erfährt man, Vr. Palacky sei beauftragt worden, ein Pro gramm zu verfassen, welches dem deutschen Casino über mittelt werden soll. Die Herren Graf Franz Salm, vr. PinkaS, vr. Ed. Daubrk und vr. Krasa haben auf der Sophieninsel ein „Landtagscasino" gearündet, welches als neutraler Boden zu gelten hat, wo sich Abgeordnete beider Parteien zusammenfinden. — G.stcrn fand dieCon- stituirung unsrer neuen Gemeindevertretung statt. Für Donnerstag ist die Wahl deS neuen Bürgermeister- an gesagt. Die Handels- und Gcwerbckammer hat nun doch beschlossen, den deutschen Handelstag in Heidelberg zu beschicken. Sie wird ihren Sccretär, Herrn vr. Schcbeck, dahin entsenden. Krakau, 4. April. Der „Oesterr. Ztg." wird von hier geschrieben: Wir haben schon mehrfache Nachrichten über die in den Landgemeinden am gestrigen Tage vor genommenen Wahlen. So weit bis gestern Abend be kannt geworden ist, sind dieselben meisten- auf Bauern gefallen. Mair kann daraus ersehen, wie die galizischen Bauern ihrem Kopfe folgen; die Gutsbesitzer hatten cS zwar nicht unterlassen, sich ihnen zu nähern und auf Feuilleton. Zweites Theater. Mittwoch, 10. April. Gestern producirte sich zum ersten Male die St. Petersburger französische Opercttengesellschaft unter Dircction deS Herrn Laurent Mories, d. h. vorläufig nur drei Mitglieder derselben. ES wurde die Offenbach'sche, in ihrem musikalischen Theile ganz artige, einactige Operette „1.« Violoneux" gegeben. Die Mitwirkenden waren die Herren Boucher, angeblich erster Baritonist deS königl. Theaters zu Brüssel, und Alexander Petit, sowie ein Fräulein Maria. Die Darstellung ließ jene Vorzüge er kennen, welche der französischen Schauspieleret eigen und, man kann sagen, angeboren sind: Leichtigkeit der Tour- nüre, Lebhaftigkeit und ungezwungene Natürlichkeit des Mimen- und Geberdenspiel» sowie überhaupt der Action, und schnell ineinandergreifendes Ensemble. In Herrn Boucher lernten wir einen Baritonisten kennen, der nicht allein ein treffliche-, klangreiches Gesangsorgan besitzt (eine bei Franzosen seltene Erscheinung), sondern der auch für das von ihm repräsentirte Genre ungewöhnlich gut, mit Geschmack und empfindung-reichem, freilich fran- zvfirtem Ausdruck singt. Fräulein Maria'- Gesangs leistungen sind nach Art deS gewöhnlichen französischen EoubrettengesangeS und dem Zwecke ganz entsprechend. Herr Petit endlich ist ein sehr gewandter Darsteller, aber sein Gesang, der nur von einer trockenen und klanglosen Stimme, unterstützt wird, läßt viel zu wünschen übrig. Die» zeigte sich auch namentlich in der, der Operette vorauSgegangenen, von ihm allein vorgetragrnen 8<rene k»roäi<- durle,que welcher übrigen-, trotz aller Forcirtheit, da» wirklich komische Element sowie eine eigentliche Pointe mangelt. Dergleichen hat man hier ohnehin in frappanterer Wirkung von Herrn Lrvassor gesehen und gehört. Zwischen beiden französischen Piecen wurde Angcly's Vaudeville „List und Phlegma" gegeben, in welchem Herr und Frau Tischendorf als Gäste auftraten. Ersterer erregte den Antheil deS Publikums durch seine animirte, wohlroutinirte, nur in der Scene als ange trunkener HauSwirth zu stark aufgetragene DarstcllungS- weise. Frau Tischendorf schien cs besonders darauf ab gesehen zu haben, sich als Sängerin zu zeigen. Doch ist ihr anzurathen, lieber Stücke zu ihrem Vortrage zu wählen, welche mehr ihrem bescheidenem Gesangsvcrmögen entsprechen, wie beispielsweise die große Bravourarie aus Verdi's „Ernani". — Ihre königl. Hoheiten der Kron prinz und die Kronprinzessin, sowie Sc. k. k. Hoheit der Großherzog von Toscana wohnten der Vorstellung bei. —k— s- Dresden. Im Saale de» Meinhold'schcn Etablisse ments (Moritzstraße) hat Herr C.A. Schröder gcgen- rwärtig eine Reihe von mikroskopischen Darstel- ungen eröffnet, vc. August, Direktor des Kölnischen Real-Gymnasium- in Berlin, hat folgende Empfehlung diesen Experimenten mit auf den Weg gegeben: „Der Chemiker Herr Schröder, welcher mikroskopische Gegen stände durch elektrisches Licht beleuchret und einer größer« Anzahl von Beschauern durch Vergrößerung sichtbar macht, hat in dieser Art von Demonstrationen und in der Behandlung deS elektrischen Lichtes eine große Fertig keit erlangt, die namentlich als Ergänzung des Schul unterricht- für die Naturkunde der Jugend sehr nützlich zu werden verspricht. Die Bilder, die er hcrvorbringt, übertreffen an Klarheit und Schärfe Dasjenige, wo durch da- Hydro-Orygen-GaS-Mikroskop geleistet werden kann. Der Unterzeichnete, welcher sich von der Güte der Leistungen de- Herrn Schröder auf einem Gebiete, wo noch viele Erfahrungen zu sammeln sind, überzeugt hat, empfiehlt daher recht angclcgentlichst den Besuch seiner Experimente rc. vr. August, Director des Köln. Real- Gymnasiums in Berlin." Geographie. Von den „Mittheilungen au» Justus Perthes' geographischer Anstalt über wich tige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Vr. A. Petermann" bringt das dritte diesjährige Heft nach den neuesterdings am Uanglsekiang durch das Geschwader Lord Elgin'S und am Sikiang durch eine Flottille von Kanonenbooten, die von Kanton westlich so weit inS Innere vordrangen, als etwa die Strecke wie von Hamburg nach Magdeburg, gemachten sehr werthvollen, genauen Ausnahmen zwei specielle Kar ten; ein begleitender Aufsatz verbreitet sich am ausführ lichsten über die Erforschungen am Sikiang, über welche dem großen Publicum bisher fast gar Nichts bekannt ge worden ist. Außerdem findet man einen schätzbaren Be richt von I. Kuiper in Amsterdam: „Der indische Archi pel", auf die neuesten Nachrichten gestützt, und eine Abhandlung vom Prof. Zeithammer in Pesth: „Die wagrechte u. senkrechte Gliederung Oesterreichisch CroatienS", die erste sichere Grundlage der physikalischen Oberfiächen- gestaltung dieses Landes, auf Grund der bisher un- publicirtcn Resultate der trigonometrischen Vermessungen. — Ergänzungshest IV enthält eine größere Abhandlung von G. Lejean über die „Ethnographie der euro päischen Türkei" (Preis 20 Ngr.). Bei den ge waltigen Erschütterungen, die Europa um diese- Reiche willen erlitten hat und noch erleidet, ist deshalb da vorliegende, in deutscher und französischer Sprache neben einander gedruckte Werk um so mehr von Bedeutung, al- da- Resultat der Lejean'schen Arbeiten ungleich voll ständiger und zuverlässiger ist, al- alle bisherigen. Der Verfasser hat nicht bloS die früher« einschlägigen Werke auSgebeutet, sondern ist speciell auf die Geschichte des Landes zurückgegangen, hat die interessantesten Theile der Türkei in den Jahren 1857 und 1858 selbst be reist und dabei viele eigne Beobachtungen angestcllt, wir auch ganz besonders alle officiellen Nachweise, z. B. die werthvollen Steuerregister in den verschiedenen Orten des Landes, benutzt. Die sehr specielle Karte ist sauber in Farben gedruckt und zeigt nicht weniger als 17 ver schiedene farbige Abtheilrlngen. * Die Pariser Tannhäuser-Affaire hat Richard Wagner wieder einmal Veranlassung gegeben, die jetzt so beliebten Bearbeitung-Versuche der öffentlichen Mei nung pro ckomo mittelst der Presse von Neuem aufzu nehmen. In einer Beilage der Leipziger „Deutschen Allgemeinen Zeitung" findet sich nämlich ein langer, offenbar für die Ocffcntlichkeit zugcrichtetcr Brief Wag: ner'S abgcdruckt, in welchem der Komponist nachzuwriscn bestrebt ist, 1) daß sein „Tannhäuser" in Paris trotz aller Jntrigaen keineswegs durchgefallcn sei, sondern vielmehr einen „vollständigen Sieg" errungen habe, und 2) daß die Opposition keineswegs von dem höchlichst zu belobigenden Publicum auSgegangen sei, sondern von einer verhältnißmäßig kleinen, aber mächtigen Partei, „Jockeyclub" genannt. Diese Partei habe gegen die Oper durch alle möglichen Zeichen deS Mißfallens des halb agirt, weil in derselben nicht die üblichen Zuge ständnisse betreffs des BalletS gemacht worden seien. Endlich erklärt Wagner allen Ernstes, daß, wenn er seine Oper trotz deS unverkennbar großen Erfolges, wel chen sie bei dem Pariser Publicum gefunden, dennoch zurückgezogen habe, dicS bloS deshalb geschehe» sei, weil die Ausführung nicht seinen Anforderungen entspreche. — Man kann nur aufrichtig wünschen, daß Wagner in seiner Auffassung und Darlegung der ganzen Angelegen»
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