Dresdner Journal : 24.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-05
- Tag1861-05-24
- Monat1861-05
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- Dresdner Journal : 24.05.1861
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Der „ StaatSanzetger für Württemberg" tritt in einem halbamtlichen Artikel der schmachvollen Anklage deutscher Regierungen in einem englischen Blatt entgegen. Er sagt: „DaS in London erscheinende Journal „Daily New-" hat in den letzten Tagen «inen vonFrankfurt a.M. datirten, seine Quelle leider nur zu sehr enthüllenden Correspondenzartikel veröffentlicht, welcher au- Anlaß der jüngsten Begebenheiten in Deutschland die Fürsten und Regierungen gewisser deutscher Mittelstaaten gerade heraus verrätherischer Absichten beschuldigt und anklagt, ein Bündniß mit dem Kaiser der Franzosen anzustrebeu, um auf Kosten der Interessen de- GesammtvaterlandeS ihre eigene Existenz zu sichern. Wir können un- füglich ersparen, mit Widerlegung solch abgeschmackter Beschul digungen unS zu befassen, da der gesunde Sinn d«S deutschen Volkes längst erkannt hat, daß vorzugsweise die Bestrebungen der sogenannten Würzburger Regierungen, den erprobten Gesinnungen der betreffenden Fürsten ent sprechend, nur darauf gerichtet waren und gerichtet sind, auf bundrSverfassungSmäßigem Wege Maßregeln und Ein« richtungen inS Leben zu führen, die gerade den engern Anschluß der deutschen Stämme unter sich, sowie die Unabhängigkeit und Machtstellung deS Gesammtvateelan- deS nach außen bezwecken. Zu beklagen bleibt jetzoch immerhin, daß eS, wofür der gedachte Correspondenz artikel in schlagender Weise Zeugniß ablegt, auch in gegenwärtiger Zeit, welche vor allem Einigkeit erheischt, nicht an Versuchen fehlt, Zwietracht unter die deutschen Regierungen zu säen und durch Mißtrauen gegen die selben die Bevölkerungen auf eine Bahn zu leiten, deren Endpunkt die gewissenlosen Urheber solcher Verleumdungen schwerlich klar genug vor Augen hatten." Die englischen Blätter sprechen sich sehr heftig gegen die französische Politik bezüglich Syriens aus. Zunächst läugnen sie, daß Frankreich nach Rückbcrufung seiner Truppen die volle Freiheit und Unabhängigkeit seiner Politik Wiedergewinne. Eine neue französische In tervention in Syrien, gegen den Willen der andern Mächte unternommen, sei eine flagrante Verletzung des Pariser Vertrags von 1856. Nach demselben dürfe eine euro päische Großmacht nur im Einverständniß mit allen übrigen in der Türkei interveniren. Heute beanspruche also Kaiser Napoleon genau dasselbe Recht für die französische Re gierung entgegen dem Sinn und Wortlaut des Pariser Frieden-, was er 1853 und 1854 Rußland bestritt. Die Behauptung Billault'S, daß Frankreich in Syrien bi« jetzt nichts gewesen sei als der Mandatar Europas, wird von dem Organe Palmerston's, der „Morning- P o st", als ein SophiSma bezeichnet. Europa habe Frank reichs Truppen nach Syrien gehen lassen, weil Frankreich nicht zu halten war und die Tuilerien die bezügliche JnterventionSübereinkunft förmlich erzwangen. UebrigenS kenne man jetzt die Geschichte der Metzeleien in Syrien, und „Morning-Post" scheut sich nicht, deutlich dieselben Frankreich zur Last zu legen. „Wir fürchten keineswegs," sagt sie, „z. B- die Folgen, welche anzudeuten Herr Bil- lault sich so sehr beeilt. Wir möchten ihn daran erin nern, daß eS seine eigenen Glaubensgenossen waren, welche daS Signal zu den Metzeleien gegeben haben, und daß die Maroniten nur unter dem Einfluß des politischen PropagandiSmuS Frankreichs gehandelt haben, ja wir gehen selbst soweit, Herrn Billault zu versichern, daß es ohne Frankreich überhaupt keine Metzeleien gegeben haben würde. Wenn wir daran denken, daß Europa Frankreich erlaubte, bloS weil eS ein so brennendes Verlangen danach äußerte, neun Monate in Syrien zu sein, daß eS aber nicht bloS nichts gethan hat, um das Land zu befrieden, sondern im Gegentheil viele Verwirrung erst zur Gährung ge bracht hat, so glauben wir, daß Herr Billault sehr un dankbar ist. Wie dem aber auch sei, Europas Geduld hat ein Ende. Binnen drei Wochen ziehen die Franzosen aus Syrien ab, und wir hegen die Hoffnung, daß die Scenen der Unordnung sich nicht mehr erneuern werden." — In einem neuern Artikel über Thouvenel's Depesche an den französischen Gesandten in Konstantinopel bemerkt die „Post": „ES liegen gegenwärtig drei verschiedene Vorschläge zur Regierung Syrien» vor. Großbritannien will ganz Syrien in ein große- Vicekönigthum verwan deln und in mehrere Vicegouverneurschaften theilen, deren eine der Libanon bilden würde, und zwar unter einem christlichen Vicrgouverneur oder Pascha, der jedoch ein Ausländer oder wenigstens kein Maronit sein sollte. Die- jedenfalls ist der Vorschlag, den Lord Dufferin den internationalen Commissaren gemacht hat. Die franzö sische Regierung ihrerseits besteht dem Vernehmen nach darauf, daß dieser christliche Gouverneur ein Maronit und keinem Generalgouverneur Syriens verantwortlick sein soll. Ein solcher Vorschlag scheint un» ganz unzu lässig, wäre eS nur, weil er die Drusen direkt den Ma roniten unterwerfen und nicht nur ungerechter Behand lung auSsetzcn, sondern dadurch einen frischen AuSbruch vorbereiten würde. Der türkische Vorschlag endlich geht darauf hin, den ststu, quo »nl« bellum aufrecht zu hal ten, mit andern Worten, die abgesonderten PaschalikS wieder herzustellen, deren Widerstreit vorige- Jahr die Gräuel in Syrien so verschlimmerte. Der türkische Vor schlag erscheint unS daher ebenso unausführbar wie der französische. Wir können — fügt die „Post" hinzu — die bezeichnende Sprache, in welcher Herr v. Thouvenel die Geburt einer europäischen Frage als Folge neuer Unruhen in Syrien prophezeit, nicht mit Schweigen über gehen. Die Wahrheit ist, daß eS in der Macht der fran zösischen Regierung steht, solche Unruhen zu erzeugen und ihrem AuSbruch vorzubeugen. Wenn sie künftig jene halb politische, halb religiöse Propaganda, der sie bis jetzt in Syrien so emsig Vorschub geleistet hat, zurückhalten will, so zweifeln wir kaum, daß Alles ruhig bleiben wird. Wo nicht, so werden beide Racen bald wieder in Waffen stehen. Man hat auf der andern Seite deS Canals viel von „Verantwortlichkeit" gesprochen, aber die schwerste Verantwortlichkeit wird auf den fremden Sendlingcn lasten, wenn sie abermals wie im vorigen Sommer die Ruhe deS Orient» stören." Tagesgeschichte. Dresden, 23. Mai. Die gestrige Nummer (120) der „Leipziger Zeitung" ist polizeilich auf Anordnung deS königlichen Ministeriums deS Innern mit Be schlag belegt worden, indem Letzteres nach Einsicht der betreffenden Nummer sofort entsprechende Verfügung an sämmtliche KreiSdirertionen, beziehentlich im telegraphi schen Wege hat ergehen lassen. Veranlassung zu dieser Maßregel hat der an der Spitze des Blattes befindliche Leitartikel gegeben, welcher bei zufälliger Abwesenheit deS für die „Leipziger Zeitung" bestellten königl. CommissarS bedauerlicherweise Ausnahme gefunden hatte. Für D e- jenigen, welche da» Blatt gelesen baben, wird e» nicht der Darlegung der Gründe bedürfen, welche daS Mini sterium bestimmen mußten, auf die unzweideutigste Weise der Voraussetzung zu begegnen, als sei die Regierung mit der Aufnahme von Artikeln solchen Inhalte» ein verstanden. Beiläufig sei noch erwähnt, daß eine Rekla mation oder Dazwischenkunft irgend welcher Art von diplomatischer Seite dabei nicht stattgefunden hat. Wien, 21. Mai. (W. Bl.) In der Hofburgpfarr kirche findet morgen Vormittag zum Danke für die glück liche Rückkehr der Kaiserin feierlicher Gottesdienst statt, welchem sämmtliche Mitglieder de» Kaiserhauses bei wohnen werden. — Uebermorgen (Donnerstag) um 7 Uhr Abends wird bei Ihrer Majestät feierlicher Empfang sein. — Feldzeugmeister Ritter v. Benedek wird den Land aufenthalt für zwei Monate in der Brühl bei Wien nehmen, wo die Wohnungen bereit» bestellt sind. Kiume, 21. Mai. (Fortsch.) DaS Resultat der wie derholt angeordneten, heute vorgenommrnen Deputir- ten Wahl zum kroatischen Landtage ist folgendes: Zahl der Wähler 1925, Stimmzettel wurden abgegeben 1480, darunter 1478 mit nessuno (Niemand), 2 mit Can- didatcn. OK. Prag, 22. Mai. S«. Maj. der Kaiser Fer dinand hat die Abreise nach seiner Sommcrresidenz um einige Tage verschoben. — Se. Ercellrnz der Statt halter von Böhmen, Graf Forgach, wird in nächster Zeit eine Rundreise durch diese» Kronland antreten. Dieselbe wird die erste sein, welche Se. Ercellenz der Statthalter während seiner Amtswirksamkeit in dieser Provinz unternimmt. — Man beschäftigt sich hier be reits mit den Vorbereitungen zu den Festlichkeiten, die au» Anlaß der Krönung Sr. Maj. deS KaiserS zum König von Böhmen stattfinden sollen. Man glaubt, der KrönungSact werde schon in den ersten Tagen des Auguste vor sich gehen. Es ist dem städtischen Archivar, Herrn Erben, ausgctragen worden, nachzuforschen, in wel cher Weise sich von Alter- her die Stadt Prag bei der Krönung der Könige betheiligte. Letztere dürfte jeden falls vor der Wiedereinberufung de» Landtags stattfinden. Im königlichen Schlöffe auf dem Hradschin werden Ar beiten unternommen, welche sich auf die Ausnahme hoher Gäste beziehen; Ornamente werden au» Wien dahin ge schafft und man bringt die» Alle» mit der KrönungS- feierlichkeit in Zusammenhang. E» sollen Festspiele arran- girt, ein Carrousel abgehalten werden, und man projertirt auch eine Regatta auf der Moldau. — Die Agitation der tschechischen Gewerbsleute gegen die Handels kammern, welche bisher nur gegen die Prager Handels kammer gerichtet war, hat sich nun auch die Reichenbrrger als Ziel auserkoren. Der Reichrnbergcr Kammerbezirk umfaßt nämlich auch tschechische Distrikte. Man fordert auch dort Rechenschaft über das Gebahrrn de» Institut- und die Verwendung der Gelder. Bei dem enorm ge ringen Betrag, den die einzelnen GewrrbS- und Handels leute zur Erhaltung der Kammern beisteuern, ist dies brüske Betragen wahrhaft lächerlich. — Die hiesige deutsche Studentenschaft ist bckanntlich um die Be willigung eingeschritten, land-mannschaftliche Verbindun gen zu gründen. Die „Prazki Noviny" und die „Narod. Listy" ergreifen diese Gelegenheit, um sich über da deutsche Studentenwesen in der würdelosesten Weise aus- zulaffen. Zur Kennzeichnung hiesiger Zustände mag eS dienen, wenn wir ansühren, daß rin hiesige» tschechische» illustrirteS Blatt „Humor. Listy" ein satyrisch sein wollen de» Bild brachte, welche» darstellt, wie sämmtliche deutsche Blätter auS dem Lande vertrieben werden. Da» wäre beiläufig die Illustration der Idee der „Narod. Lifly". — Da» überau» schlechte Wetter — Sonntag» gab e» ein Gewitter mit heftigem Schneefall — hat die patriotisch ökonomische Gesellschaft veranlaßt, für dieses Jahr keine Ausstellung landwirthschastltcher Gcrälhe und Pro dukte zu veranstalten. Auch die Viehausstellung unter bleibt. Hermannstadt, 16. Mai. (O. P.) D-m „Telegraful Romanu" zufolge stellte in der am 14. April l. I. ge haltenen zweiten Congregation des Hunyadrr ComitateS der Dobraer Erzprirster Krajnik im Namen der überwie genden romänischen Bevölkerung dieses ComitateS die Anträge: 1) E» möchten die SitzungSprotokolle de» ComitateS und der Behörden in romänischer und unga rischer Sprache in der Art geführt werden, daß sie die romänischen Anzeigen (inckieaeiunele) in romänischer, die ungarischen Anzeigen in ungarischer Sprache enthalten. 2) In allen Geschäften und Correspondcnzen mit Behör den (bis zur Hofkanzlei) und Parteien möge die romä- nische Sprache ebenso al» Amtssprache wie die ungarische betrachtet werden. 3) Die romänischen Beamten mögen die ungarische Sprache nur gegen ungarische Personen, Gemeinden und Corporationen in Anwendung zu brin gen gehalten sein. 4) Gegenüber von Gemeinden ge mischter (ungarisch-romänischer) Bevölkerung möge die Amtssprache gebraucht werden, welche sie von einer AmtS- periode zur andern sich au-wähle. 5) Alle Untersuchungs protokolle mögen in der Sprache des Betreffenden aus genommen, die ganze Verhandlung in dieser geführt und auch die Entscheidung darin gefällt werden. — Baron W Amtlicher Thril. Dresden, 14. Mai. Seine Königliche Majestät haben ollergnädigst zu genehmigen geruhet, daß der Appells» tiontzrath vr. Christian Theodor Tauchnitz in Leipzig da» ihm von Seiner Majestät dem Kaiser von Oester reich verliehene Ritterkreuz deS LeopoldordenS annehme imd trage. Nichtamtlicher Tiseil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zritun-sschav. (Staatsanzeiger für Württemberg. — Morning-Post.) Tagesgrschichte. Dresden: Beschlagnahme der „Leip ziger Zeitung". — Wien: Zur Rückkehr der Kaise rin. Benedek erwartet. — Fiume: Resultat der neuen LandtagSwahlen. — Prag: Vom Hofe. Rund reise deS Statthalter». Vorbereitungen zur Kaisrrkrö- nung. Tschechische Bestrebungen. Keine landwirth- schaftliche Au»stellung. — Hermannstadt: Programm der Romänen. — Kronstadt: Die Wahlen für den ungarischen Landtag casstrt- — Berlin: Kammerver handlungen. Zusammentritt der Commission de» Ju ristentage». Vely Pascha. — München: Neuer Militärrrkdit. General v. d. Marck nach Würzburg. — Stuttgart: Fmanzminister v. Knapp j-. — Heidelberg: Beschlüsse de» H«ndel»tageS bezüglich de» deutschen Handelsgesetzbuches. Vermischte». — Paris: Austrian-Debate. Cavour'sche Anleihe. Die Franzosen in Neapel. Petition der Römer. Au» Co chinchina. Vermischte». — Turin: Recrutirung in Eicilien. — Mailand: Erlaß des Erzbischofs. — Neapel: Lage der Piemontesen. — London: Dom Hofe. — Kopenhagen: Vorzug dänischer Seeleute suSpendirt. Beurlaubungen. — Au» der Herze gowina: Proklamation Omer Paschas. — New- Pork: Lincoln'» neueste Proklamation. Uebersicht der neuesten Ereignisse. — Panama: Eine Stadt von Rebellen überfallen. UnabhLngigkeit-bestrrbungrn Pa nama». Ernennungen und Versetzung«« rc. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch, 22. Mai, Abends. Der Prinz Napoleon ist an Stelle des Prinzen Murat zum Großmeister der Freimaurerlogen in Frank reich gewählt worden. Marseille, Mittwoch, 22. Mai. Mit der Levantepost hier eingetroffene Berichte aus Bei rut vom Ist. d. melden, daß der christliche Kaima- kam seine Demisfiou gegeben, und daß die Pforte die Bestätigung der Todesurtheile Kazchid's und der Drusenchefs verweigert habe. Die Lage der Türkei ist beunruhigend. Rach eiugegangenen Nachrichten aus Lissabon find die Cortes daselbst am 20. d. eröffnet worden. Mailand, Mittwoch, 22. Mai. Wiederholt« Kundgebungen nahmen einen revolutionären Cha rakter an. Nationalgarde und Militär mußten die Ordnung wiederherstellen. Aus Rom vom 21. Mai wird grmeldet, es sei eine Petition mit 10,000 Unterschriften an Kai ser Napoleon und König Victor Emanuel abge- gangen, obwohl es die Polizei zu hindern versucht habe. Der veröffentlichte Text der Petition ist falsch, (vergl. unter Pari».) New York, 11. Mai. 10,000 Separatisten marschiren gegen Washington. Von allen Seiten des Norden» ziehen Truppevmaffen dahin. Washington ist vorbereitet. Feuilleton. Briefe aus Italien.*) IX. Rom. S. «pril I8«l. Ein tüchtiger Sciroccowind, der da» Meer au» seiner Tiefe aufgeregt hatte, verzögerte unsre Abfahrt von Neapel um einen Tag, denn auch ein Dampfer wagt sich bei hohen Sciroccowogen nicht gern in» Meer hinaus. Bei klarerm Himmel schieden wir von Neapel und seiner an üppiger, farbenpraugender, idealer Naturschöne so wunderbar reichen Gefilde«. Ein frischer Gegenwind machte unser« Dampfer am andern Morgen auf dem noch hochgehenden Meere lustig tanzen: viel zu viel zum Vergnügen der meisten Passagiere. Der kürzlich erfolgte Untergang de» „Ercole" zwischen Sicilien und Neapel hat wiederum gezeigt, wie manche seeuntüchtige Dampfer nachlässigerweise hier zu solchen Touren verwendet wer den. Eine vorsichtige Wahl ist daher keine überflüssige Sorge der Reisenden. Auch di« französischen Post dampfer empfehlen sich nicht sehr: sie sind größtenthril» wenig bequem für Passagiere eingerichtet, und diese wer de» bei hoher Zahlung sehr unaufmerksam behandelt. Darum mag die Notiz nicht überflüssig sein, daß die Dampfer „Capri" und „Besuvio" di« besten auf der Tour zwischen Genua, Ctvita - Decchia und Neapel find. Bet der Ankunft in Ctvita-Vecchia wird man ernst lich an die Beschwerden de» Reisen» erinnert. E» währt zwei Stunden, bi» die Formalitäten zum Lu»schiffrn der Passagiere beseitigt find; dann wird der Reisende durch Paßrkvision und durch die Dogana tüchtig beschäftigt. Bet der letzter» forscht man besonder» eifrig nach Büchern »nd Zeitungen und entfernt emsig jede bedruckte Papier- *) «,l. «r. es, so, »1, so, n, 76,77 nnd «o ». »l. emballage, in die mancher Reisende seine kleinen Hab seligkeiten sorgsam verpackte. Hat aber nur eine gehörige Verständigung stattgefunden, so findet man natürlich doch nicht, was man suchte. Mit aller Hast gewinnt der ge quälte Reisende kaum noch den nächsten Eisenbahnzug nach Rom durch die wüste Campagna, bei deren ein samen Stationen statt neuer Passagiere nur graue mäch tige Stiere, grasende Ziegen und mit Schaffell bekleidete Hirten sichtbar werden. Bei der Ankunft vor Rom tritt noch einige Schwierigkeit ein, nach der alten Weltstadt zu gelangen. Denn außer einem Omnibus und drei bis vier kleinen Wagen zeigt sich keine Gelegenheit dazu, und wenn die Zahl der Passagiere diese geringen Räum lichkeiten übersteigt, so steht erster« eine mehr als halb stündige Fußwanderung bevor, denn wenigstens so weit ist der Eisenbahnhof noch vom Thore entfernt. Glücklich angekommen in der Stadt, beginnen erst die Schwierig keiten eines Unterkommen». Denn für die Uebrr fülle von Fremden in der Osterzeit hat Rom zu wenig Gast höfe, und diese sind daher unverschämt in ihren Preisen oder haben überhaupt gar keinen Platz mehr. Der letztere Fall zwang un» sofort, in voller Ermüdung eine Privat wohnung zu suchen, und wir konnten un» gratuliren, bi» Abend» uns unter Dach und Fach wohleingerichtet zu befinden. Nach dem Leben in Neapel bildet der Eindruck RomS einen unendlichen Gegensatz, und e» gehören auch für Den, der Rom schon kennt, manche Tage dazu, um sich in eine so plötzlich veränderte Stimmung dcS Gemüth» hirreinzufinden. In Neapel überwiegt so sehr der Genuß eine» heitern, lustfrrudigrn Leben-, einer alle unsre Vor stellungen an Schönheit und unnennbar fesselndem Reiz überbietenden Natur, daß die dortigen Reste der antiken Welt und ihre Kunstschätze nur al» poetisch-historische und künstlerische Staffage und Zugabe erscheinen, und unsre Phantasie auch nach dieser Seite hin anregen und befruchten. In dem ewigen Rom tritt die Geschichte von Jahrtausenden mit ihren gewaltigen, noch in Ruinen erhabenen und tief erfassenden Spuren bis zur Gegen wart hinab vor unsre Seele und zwingt den Geist zu ernster, fast schwermüthiger Betrachtung. Auch das be wohnte, jetzige Rom hat in vielen Stadttheilen ein ein sam ödes, historisches Ansehen, und selbst der gelbe Tiberstrom fließt zwischen verwitterten Ufern wie müde dahin von Allem, was er seit grauer Vorzeit erschaut. Jeder Schritt lenkt den Blick zur Vergangenheit zurück, ja auch die Gegenwart sicht sich wie Vergangenes an. Und doch fand ich das moderne Rom seit fünfzehn Jahren in mancherlei Dingen sehr verändert. Die Straßen sind reinlicher geworden, die Ecken und Plätze find nicht mehr so gefüllt mit düstern Mantelgestalten, di« auSschauten, als könnten sie ihren Stammbaum bi» zu den alten Römern hinaufführen; vor dem Ostersonn tage werden nicht mehr die Fastentöpfe aus den Fenstern zu Scherben herabgeworfen, und keine Flinten- und Pistolenschüsse durchknallen mehr die Straßen, um das Ende der Fastenzeit lustig zu feiern; die Fleischer stellen kein geschmückte» weißes Osterlamm mehr auS, und die Ausschmückungen der Boutiken der Pizzicajolen haben sich gemindert, obwohl sie noch immer geschmackvoll genug sind. Auch da» witzige Burattin (Marionetten)-Theater hat der Neuzeit Weichen müssen und der Pulcincllo ist schlafen gegangen. Sogar die Bettler haben an aben teuerlicher Erscheinung Abbruch gelitten, wenn auch nicht an Zahl, und sind zu einem soliden Usu» ihres Gewerbe- herabgesunken. Kurz, im hiesigen Leben ist mancher Ge brauch und manch« Sitte von besonder» charakteristischem und malerischem Gepräge geschwunden, dafür aber kein praktischer Fortschritt in feinerer, moderner Cultur ein getreten; denn die eleganter«, namentlich für die Fremden berechneten VcrkaufSläden und gut eingerichteten Woh nungen haben in dieser Hinsicht keine Bedeutung. (Fortsetzung folgt.) Literatur. Don vr. Julius Conrad'» „6r»6u, »6 p»rn»88um", diesem namentlich für Gymnasien so nothwendigen lexikalisch-prosodischen Hilfsmittel, ist so eben bei Arnold in Leipzig eine ganz neue Bearbeitung erschienen. Wie sich der Herr Verfasser schon durch andere in dieses Fach einschlagende Arbeiten rühmlichst bekannt gemacht bat, so sind wir ihm auch für die Be sorgung diese- Werke- großen Dank und um so mehr Anerkennung schuldig zu einer Zeit, wo da» Studium der klassischen Sprachen immer mehr in den Hintergrund tritt. Die jungen Leute haben jetzt mehr zu thun, sagt man, um sich zu ihrem künftigen Berufe vorzubereiten, al» todte Sprachen zu studiren. Wohl haben die Fort schritte der neuern Zeit im Bereiche de» menschlichen Wissen- Vieles nothwendig und unentbehrlich gemacht, worauf der frühere Gymnasialunterricht keine Rücksicht zu nehmen brauchte; aber so lange unsre künftigen Theo logen, Juristen und Mediciner auS griechischen und latcimschen Quellen schöpfen müssen, werden sie auch Griechisch und Lateinisch zu lernen haben, wenn nicht ihr Wissen gehaltlos, ein Bau ohne Grund sein soll. Die Prosodie bildet einen wesentlichen Bestandtheil der Metrik, und dir Technik eine» Gedichte» ist zur Würdi gung der Schönheiten desselben ebenso nöthig, al» Licht und Schatten zur Schönheit eine» Gemälde»; auch ist Nicht» so geeignet, den grammatikalischen und lexikalischen Reichthum einer Sprache kennen zu lernen, wie Deese in dieser Sprache machen und die Gedanken dem DerS- maße gemäß ausdrücken zu müssen. Da» war ja auch die Absicht, warum man sonst auf Gymnasien griechische und lateinische Gedichte machen ließ, nicht um Dichter
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