Dresdner Journal : 14.08.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-08-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186108140
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-08
- Tag1861-08-14
- Monat1861-08
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- Dresdner Journal : 14.08.1861
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.HL 188. Mittwoch, den 14, August. ^»nurmrnl»vrrtsr: a»i>sUtN: d lkl> 10 dixr. tt> U»eir»»».f Iw > , ^t>, i : l ,, 10 ,. „ ,, I tritt t-o»t »v<t »lvuxilicd io vr«,ä«o: 1b A^r I Stewpelro iLio/sIo« Xumwi-ro: 1 Kxr I »edlox lüoio. Insrratenprrtsr: «Ur U«u lt»uw eio«r <s«»p»Iteo«u L«U«: 1 kissr. Uot«r ,,tiio^e»ooät" <U« L«il«: 2 dt^r. Lrschrtnrn: Llt^llod, mit XuiooUw« ck«r 8ooo oock k'«i«rr»E>, Hd«oä, Nir 6«o kolxeoäeo ^ox. Drrs-uerIMNml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1861 »asrratniannahmr «»wärt«: L«tprix: k». U«n,o»r«rri», Commi»»iooltr sei Ureigner gournelx; «droä»»eldit: II. Uv»«r«; Lltom»: öt Vooi.«x; Lerim: Onor-lvi ecke ttnelib., 1t»rru» rii« » öure»n; Lrimtoi L. Lourorri.; krealcNirt ». H /^ruri'itbe UucIli>Ln<IIiinx. Lilian ito<-l.r IjinrHL», k»ri»: v. I..i<rüxr«i.» (28, rue <ten bou» «okoo»); kr»>s: t'o. tio«l.iLo'» liueNIiuuglu»^. Herausgeber: tiövixl. Lipväitioo <Iee Or«»6uer gvuroal», Dresäen, ^1»rlen,trL«,e Xr. 7. Amtlicher Theil. Drrsden, 31. Juli. Seine Königliche Majestät haben den GerichtSamtmann Karl Gustav Zumpe zu L-ngen- feld in dieser Eigenschaft bei dem Gerichtsamte Kirchberg anzustrllen, die Stelle des Gerichtsamlmann» zu Len genfeld dem zeithrrigen Dorstande de« Gcricktsawt» Rötha Gerichtsamtmann Ferdinand Knörich zu über tragen und dessen Stelle bet dem GertcktSamlc Rötha durch den Dm stand des GerichtsamtS Gottleuba Tenchls- amtmann Kurt Woldrmar v. Gott sch alck wieder zu be setzen gnädigst geruht. Bekanntmachung deS Ministeriums deS Innern, den Reiseverkehr nach den kaiserl. königl. öster reichischen Staaten detr. Nach den für die kais. kgl. österreichischen Staaten bestehenden paßpolizrilichen Vorschriften müssen dir von ausländischen Behörden ausgestellten Reif-Pässe, ein schließlich der Wanderlegitimationen, insoweit nicht rin Ueberetnkommrn mit der betreffenden fremden Regierung eine Au-nahme begründet, mit dem Visum einer k. k. Mission oder eine- dazu ermächtigten k k. Konsulats versehen fein. Von diesem Erfordernisse kann unter allen Umständen und auch dann nicht abgesehen werden, wenn der Reisende den Sitz einer k. k. G sandtschaft rc. auf seiner Reife bis an die Grenze nur berührt, wir z. B. wenn derselbe Dresden nur pafstrt. Da eS bereits vorg. kommen ist, daß Reifenden in Ermangelung deS k. k. Visums der Grenzübeitritt hat vertagt werden müssen, so nimmt das Ministerium hiervon Veranlassung, das Publikum, ins besondere die reisenden HandwerkSgebülfcn zu Vermeidung von Zeit- und Kostenaufwand ans jene Bestimmung und auf die Nothwendigkeit der rechtzeitigen Paßvidirung an durch besonders aufmerksam zu machen. Gegenwärtige Verordnung ist in Gemäßheit 8-21 deS Preßg setze» in allen daselbst bezeichneten Zeitschriften ab zudruckcn. Dresden, den 2 August 1861. Ministerium des Innern. Arbr. von Beust Lehmann S. Bekanntmachung Ministrrlums de» Jnnerlk««» Nach einer dem Ministerium d,S Innern im diplo» malischen Wege zugegangenrn Mittheilung wird von Dord recht au» der Betrieb von Loosen einer sog. „Großen Holländischen Waarenvertheilung zur Abhülfe der UebrrschwemmungSnoth an der Waal und Maa»" unter der Anpreisung versucht, daß cS keine Nieten in dieser Lotterie gebe. Die angcstcllten amtlichen Erörterungen haben jedoch ergeben, daß ein solche» Lotterie unternehmen in Dordrecht gänzlich unbekannt ist und daß mithin die noch unermittelten LooSabsender auf eine planmäßige Betrügerei auSgehrn. Da» Ministerium deS Innern nimmt daher Veranlassung, das Publicum vor aller und jeder Betheiligung bei der angeblichen Lotterie, sei e» durch Kauf von Loosen oder durch Begünstigung deS Vertrieb» derselben, welche übrigen« nach dem Gesetze gegen dir Theilnahme am Lotto und den Vertrieb aus wärtiger Lottericloose, vom 4. Decembcr 1837, zu ahn den sein würde, hierdurch zu warnen und aufzufordern, über etwaige Zusendungen von Loosen, sowie über alle damit zusammenhängende Umstände, welche zur Ent deckung de» Betrug» führen können, bei der betreffenden Polizeibehörde oder deren Organen sofort Anzeige zu machen. Gegenwärtige Bekanntmachung ist in Gemäßh it 8- 21 de» Preßgrsetzc» in allen daselbst bezeichneten Zeitschriften abzudrucken. Dresden, den 29. Juli 1861. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlschütter. Lehmann S. F t utllet o u Ueber die Tonkünstlerversammlung in Weimar brachte da» „Leipziger Journal" ausführliche und in teressante Berichte, au» denen wir einen kurzgefaßien Auszug in Folgendem mittheilcn. Die Beth'iligung am Feste war sehr zahlreich; schon am ersten Tage hatt n sich über 400 Mitglieder, Mitwirkende und Gäste ge meldet. Al- Anwesende werden namentlich genannt die Herren R. Wagner, Liszt, die vier Gebrüder Müller, Damrosch, Bülow, Tausiz, Peter Corneliu», Stern au» Leipzig, Herr Riedel mit dem Riedel'schen Vereine. Die Fcstrinrtchlungen waren von den Herren Brendel und Poht mit großer Umsicht trefflich geordnet; jeder Th'il- nehmer de» Feste» erhielt ein Festprogramm — ein Octav- buch von 48 Seiten, welche» die zu erwartenden Ge nüsse beinahe von Stunde zu Stunde angab. Schon die öffentliche Probe (am 5. August) der solennen Messe von Beethoven ging vortrefflich. Am andern Morgen improviflrte der Rtedel'sche Verein in der Kirche eine Ausführung der großen Bach'schen Mctette „Singet dem Herrn ein neue» Lied" mit wahrer Vollendung und höchstem Genuß der Zuhörer. Dann begann die „Er öffnung der Versammlung im Saale de» Stadthauses" durch rrnrn Vortrag de» Herrn vr. Brendel. Er be zeichnete al» Zweck de» Verein», „au» Spaltung und widerwärtiger Gehässigkeit herauSzukommen durch größere Klarheit und da» Gesammtbewußtsein der Künstler, in ein neue» höhere» Stadium übrrzuführen!" Nachdem auf die Zunahme neuer Musik in den Conerrtprogrammen al» schon gewonnene» Resultat hingewiesen und bemerkt war, daß „sogenannte klassische Programme nur vollstän digen GeisteSbankerott" ankündigten, gab der Vortragende noch eine Schilderung heutiger Mufikzustände von sei nem Standpunkte au», in deren Hauptzügen er die Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. relegraphischk Nachrichten Zritungtsch,rr (Donau-Zeitung. — O.sterreichische Zeitung. — Ost-Deutsche Post. — Presse.) kagetgeschichte. Dresden. Das Verbot de»„Leipziger General-Anzeigers". — Prag: Antwo.tschreiben de» abgetretenen Sbrtthalter». ZertungSb.schlagnahme. — Pesth: Die Adreßannahme im Obeihause. Bericht der Nationalitätencommission. — Berlin: Vermischte». — Hannover: Der Kronprinz einer Gefahr entgangen. Karlsruhe: Diplomatische Ernennungen. Schützen bund. Struve soll in Amerika gefallen sein. — Kassel: Versügung wegen Bildung eine» Schützen verein». — Frankfurt: Vom Bunde. — Pari»: Vermischte».— Von der piemontesischen Grenze: Aus den neapolitanischen Piovinzcn. Die Verhaftung zweier Deutschen. Demonstration in Nizza. — Neapel: Verhaftungen. Kämpfe mit Aufständischen. Bewachung der Küsten CapreraS. — London: Reise der Köni gin nach Irland. — — — — — — — Sonder bürg: Feier deS königl. Vrr mählungstage». — Warschau: Die Feier de» 12. August verboten. Ci-cular an die Beamten. Studentenadresse. Be richtigung. — Von der türkischen Grenze: Ge- waltthätigkciten gegen österreichische Unterthancn. — ew-Vork: Berichte über die Schlacht bei Ma- nassa». Blokadegeschwadcr verstärkt. Ernrnnnngen und Versetzungen rc dresdner Nachricktetr Ttltgraphischt lllichrichtcli. Wien, Montag, 12. August. DaS Abgeord netenhaus hat heute seine Sitzungen wieder aus genommen. Der Abg. Rechbauer interpellirte da» Gesammtministerium wegen der neulich vom Mi nister Grafen Rcchdrrg abgegebenen Erklärung bezüglich der auswärtigen Politik. Dem Reichs rath komme die Feststellung deS Budgets zu und so auch ein entscheidender Einfluß auf die äußere Politik, ferner auch da» unbeschränkte Interpol, lativnsrecht, wie dies in allen konstitutionellen Staaten Brauch ist. Er frage, ob daS Gesummt ministerium entgegengesetzter Ansicht sei? Mini- Rechterg antwortete irr. Namen de» Ge- sammtministeriumS: DaS Ministerium bat bereit» zweimal auf auswärtige Angelegenheiten bezüg liche Interpellationen beantwortet (Kurheffcn und Schutz der österreichischen Handelsmarine in den amerikanischen Gewässern). Wenn auch selbstver ständlich auf dem Gebiet» der auswärtigen Angelegen heiten oft Zurückhaltung nöthig ist, so stellt daö Mi nisterium doch keineswegs daS ZnterprllationSrecht de» h. HauseS in Abrede. DaS Ministerium ist tu der angenehmen Lage, mit dem Herrn Inter pellanten übereinzustimmen, und erklärt, auch in Zukunft Jnteipellationen, die auswärtigen An- geleg nheiten betreffend, beantworten zu wollen. (Biavo.) — Staatsminister Ritter v. Schmerling beantwortete die die Krone Böhmens und ihre Würde betreffende Interpellation. Da» Mini sterium siebt sich nicht veranlaßt, über jede Aeuße- rung eines Abgeordneten eine Billigung oder Mißbilligung auszusprecden. In der Lchensgeseh- debatte hat daS Ministerium Beweise seiner Ach tung der böhmischen Krone und der Autonomie der Länder gegeben. (Bravo.) Pesth, Montag, 12. August. Der Präsident deS Oberhauses, Graf Georg Apponyi, ist beauf tragt worden, die zweite ungarische Adresse nach Wien zu überbringen Heute Abend werden beide Häuser noch Sitzungen halten brhuf« der Unter zeichnung der Adresse. München, Montag, 12. August. In der heutigen Sitzung der Kammer erwiderte der Staats- „Symptome einer sittlich.n und socialen Fäulniß" er blickte. Nachdem die Musiker ihre Eensur erhallen, kam auch da» Publicum an die Reihe, „das meisten» reactionär sei". Schuld daran seien die Directionen, welche ihm „nur seine LicblingSstückchn" vorletzten, und somit zu anberm Verfahren ermahnt wurden. Die Ab sicht des „deutschen TonkünstlerbundeS" sei, das „Neue" nur mit Rücksicht auf seinen Werth zu fördern; alles Neue mache anfangs FiaSco (die» ist wahr genug). Der Verein müsse statt de» Praktischen da» Wissenschaftliche in der Tonkunst herausbilden. Die Pflege der Ton kunst müsse vom Staate übernommen werden rc., nament lich durch Kunstinstitute im Geiste der Zeit, Musik chulcn, Einführung der Tonkunst auf Schulen und Universitäten. Hauptstrebcn müsse sein: „Vereinigung der Musiker und Anerkennung der Tonkunst durch den Staat." — Nun wurde Herr Musikdirektor L. Köhler au» Königsberg zum Vorsitzenden und Herr vr. R. Pohl zum Secretär er nannt, und es begann die Debatte über den Statuten entwurf. Diese Debatte bot da» Bild eine» „polnischen Reichstage»"; sie war ein Zerrbild von Bcrathung, in ihrer Formlosigkeit jede Vorstellung übersteigend. Nach vielem Reden (häufig sprachen Drei gleichzeitig) wurde der Besuch von Prag in zwei Jahren in Aussicht ge stellt. Au» den Statuten, die angenommen wurden, nur rin kleine» Pröbchen auS 8 4 über Unterstützung Ein zelner, der wörtlich so anfän.U: „Nicht junge Leut«, die sich erst der Musik widmen wollen, find zunächst und ohne weitere Erwägung und Rücksicht aus die musikalischen Verhältnisse, d. h. aufs Gerathcwohl zu unterstützen: — höchstens ausnahms weise bet ganz unzweifelhaft sich documentirendem Talent." Wer versteht die»? Wer vermag da» Gehcimnißvollc die se» Satze» zu enträthseln? Ist er nicht nach Art de» Minister v. Scbrenk auf eine Interpellation Völk's in der kurdesfischen Frage, daß die Regierung noch nicht in der Lage fr», dem BundeötagSgesandten die betreffende Instruction zu ertheilcn, weil der BundrSauöschuß sein Gutachten noch nicht erstat tet habe. Er könne also, da die Vorverhandlungen noch schweben, eine bindende Erklärung nicht ab geben. Die bayrische Regierung hege indeß stets den Wunsch, kräftigst mitzuwirken, um eine defini tive Ordnung der kurdesfischen BerfassungSverhält- niffe hrrbeizufübren. Portsmouth, Montag, 12. August. Dir Kö nigin ist mit dem von Eherbour, kommenden Kö nige von Schweden in Spithead rusammengetrof- fen und Kat sich mit demselben auf der königlichen Pacht nach Oöbornc begeben. Rom, Montag, 12. August. Der Cardinal Staatssekretär Antonelli bat dem General Goyon sein Bedauern über die jüngsten Reibungen aus gedrückt und ist die Bedingung eingcgangen, künf tig mit ihm dirrct zu verhandeln. Zahlreiche Ver haftungen haben stattgrfunden. Von der polnischen Grenze, 12. August. Gestern Abend ist in Warschau eine Prokla mation des Statthalters erschienen, durch welche jede Demonstration zur Feier de» 12. Augusts streng verboten wird. (NäheieS s. in uns,er War- 'chau->r Corrcspondenz unter „Tage'gcschichte".) — Dienstag, 13 August. Die VolkSstim- mung in Polen ist äußerst entschlossen ; man hofft fest, bald eine volkSthumlcche Regierung zu haben. Seit Kurzem erscheint m Warschau eine geheime Zeitung: „Der Wartthnrw". (Einer unsrer War schauer Korrespondenten meldete dies bereit» brieflich in Nr. l86 mit dem Bemerken, daß diese Zeitschrift den Zweck verfcl,ze, ruhigere Ideen im Volke zu verbreiten und rum W rten zu ermahnen.) Ein unter da» Volk auSgestrcutcs Circular warnt die Richter, sich be züglich der Modliner Gefangenen der Regierung gefügig zu zeigen. DkrSorn 13. August. Ueber die ihrem Hauptinhalte nach gestern mitgethcilte zv .it^ Adresse d » ungarischen Landtag» äußert sich"die , Donau-Zrbtung" also: „Die Sprache de» rückoa'ilosen Trotze» darf keine wahrhafte Macht dulden, ohne ihre eigene Würde zu vergeben. Dies genau berech nend, giebt sich die Adr sse die Antwort selbst und spricht das Wort der Selbstauslösung deS Landtag» ar s. Wir stehen aus dem Boden d S StaaiSgrundgesetzeS, und des halb betrachten wir die in der Adresse enthaltenen Ver wahrungen, sowie den Grundgedanken, von dem sie ge tragen wird, al» nichtig und null. Wir wiederholen übrigen» nicht ohne Bedacht, daß wir einen wahrhaften Gewinn sür die gute Sache de» Reiche» und Rechts darin erblicken, daß jeder Zweifel schwindet, und daß wir nun genau die gesammte Schaar uns.er Gegner überschauen können. Niemals ist uns die unerläßliche Pflicht der Regierung klarer geworden, den Grundsatz der Einheit -es Reiche» in allen höhern Beziehungen aufrecht zu Hal len und durchzuführen, alS eben in diesem Augenblicke. Diejenigen historischen Folgen, welche die S-eessionisten von diesem Augenblicke erwarten, wird er nicht haben. Aber den Proceß der Entwickelung uase-s Staatszrund- gesetz s wirb er beschleunigen helfen, und dem unfrucht baren Pesthcr Proteste wird die heilende That entgegen treten müssen. Oie Regierung will die ungeschmälerte Aufrcchthaltung aller den Ungarn durch da» Diplom zu gesicherten Freiheiten, ungcacktct ihre Vertreter selbst düsen gegenüber einen Mangel an Pietät und eine Höhe der Gleichgiltigkeit bekunden, die Staunen erregen dürfte. Aber sowie di: Regierung am Diplome hält, so hält sie auch an der Februarv rfassunr fest, und deshalb erscheint unS das Pesther Votum b».i Weitem nicht als eine Ka tastrophe oder Krise, sondern einfach al» ein Uebergangs- höhern reinen B ödstnne« der Kiadderadutschgrlehrten ge schrieben? Wer kennt die Regeln dieser genialen Jnter- punction? — Unter Anderm wurde auch beschlossen, sich als deutschen Musikveicin zu bewähren, deutsche Be strebungen ausschließlich zu b günstigrn, gegen das Aus land das Deutschtbum energisch zu wahren und deshalb — die Titel der her auszugebenden Toirwerke stets auch bei Jnstrumcntalwerken in deutscher Sprache abzu- fassen. Die Aufführung der ölix-.» -iolnmni^ von Beethoven war höchst gelungen und wohl ein Glanzpunkt Le» Feste». Der Chorgcsang wurde von dem Riedel'schen und dem Montag'schcn Vereine (letzterer in Weimar) außerordentlich vollendet ausgesührt. Das Orchester hatte nur an zwei Stellen eine kleine, wenig bemerkliche Tact- schw. nkung, was die entsetzliche Hitze vollkommen ent schuldigt- Die Solosänger leisteten vorzüglich Gut.», das Violinsolo wurde vom Henn Damiosch wahrhaft künstlerisch gespielt. Beim Festmahle machte sich von der Verbissenheit und Leidenschaft, welche in der Debatte am Morgen unbehaglichen Eindruck heivorriefen, Nicht» be merklich; es verlief in heiterster Feststimmunq. Liszt'», die Anwesenden liebenswürdig begrüßender Toast be gann mit den Worten: „Ehre dem Alten, freie Bahn dem Neuen" und schloß mit einem Hoch auf den Groß herzog. Palltske brachte einen Trinkspruch auf Liszt au», als auf den Mann, welcher die wichtigsten Eigen schaften ein.» Führer» besitze, „Genie, Thatkraft und Liebe"; einen Toast aus Wagner mit einer längern An sprache, die einfach und ungekünstelt den Ausdruck der Wahrheit in sich trug und mit Theilnahme vernommen wurde. (Schluß folgt.) « Unfern gestrigen Bericht über das Berliner Turnfest crgänzen wir heute durch Berichte der Ber- momcnt zum Bessern. Wir wollen nicht untersuchen, wie viel Einfluß auf die Pesthcr Entschließung gewisse Vor gänge im hiesigen N.ichsrathe und namentlich die be kannte Abstimmung in Agram nahmen. Was nun die letztere betrifft, so trankt dieselbe an dem gleichen Uebel, wie die P.sther Adresse. Sie will das Unmögliche und ianorirt den gegebenen Boden, auf dem so vrel prak tisch Gates erzielt werden kann. Die Schutenunionen einmal mit Oesterreich und sodann mit Ungarn, welche dem kroatischen Landtag« vorichwebten, sind eben ungreif- barr Schatten. Aber das Ziel, nach welchem die Ultra magyaren ringen, ist nicht weniger nebelhaft, und des halb darf Oesterreich nicht zögern, die Situation voll ständig zu erhellen, und krankhaften Tendenzen ^die Spitze abzubrechen, indem es, unwandelbar auf seinem RechlS- boden beharrend, ihnen ein entschiedenes Halt gebietet. Die Völker selbst, um die e» sich handelt, sind gesund, und werden auf die Dauer einem Anschlüsse nickt wider streben, der ihr Wohl in zuverlässiger Weise verbürgt, während gewisse Lockungen nur dazu führen könnten, ihnen unermeßliche Opfer aufzubürden, und Nichts dafür zu bieten, alS Enttäuschungen und Ruinen." Die „Oesterreichische Zeitung" schreibt über diesen Gegenstand: „Man will mit Eclat auseinander gehen; am liebsten wü de man wohl auseinandergeiprengt werden. Man will zeigen, wie weit man das Maul auf reißen, wie man der Regierung Trotz bieten kann, die gewagt hat, den Parteigenoffen zu entlassen. Alles sehr schön, aber wa» hat daS Volk davon? Wa» hat jene überwiegend große Mehrzahl deS Volkes davon, die im Schweiße ihres An»,«sicht» ihr Brod erwirbt, die zahlen muß and keine Justiz hat, über deren Haupt fortwährend der Stock mit den segensreichen Fünfundzwanzig nieder zufallen droht, Welche einmal wissen will, wer zu be fehlen hat, und der alle schönen Reden und alle weit- läufizen Rechtsdcductioncn keinen Verdienst uad keine Aibcit schaffen werden, wenn der Verkehr stockt? In ebenso leichtsinniger als hochmüthiger Weise wird die Re gierung herauSgesordert, nur zu thun, wa» sie könne, man behalte sich dennoch sein Recht vor. Man spielt sich immer auf die Märtyrer und doch ist cS nur daS Volk, dem man daS Märtyrerthum gewaltsamen Druckes oder schrankenloser Anarckie aufbüiden will. Der Landtag hat die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht bauen wollen; er wollte die U bel, welche von oben und unten herbeigesührt wurden, nicht Heden, die Schäden nicht heilen; also »vi.d die Regierung diese» Werk selbst in die Hand nehmen müßen. Da» Volk wird ihr dazu Beifall klatschen, wenn auch die Coterien und ihr Tivß, darüber entlüftet sein sollten. Mit Beharrlichkeit und Muth wirb sie durchdringen, vorausgesetzt, daß alle ihre Schritte den Beweis liefern, daß Freiheit und consti- tutionclle» Leben ihr Endziel seien." Die „Ost-Deutsche Post" sagt u. A.: „Der Schritt, den der ungarische Landtag gethan, ist ein vcr- HLngnißvoller, denn er beschwört abermals die diktato rische Gewalt über da- Land herauf. Mit frivoler Hand wirft der Landtag die Brandfackel in daS kaum in« Le ben getretene constitutionelle System. Er provocirt seine eigene Auslösung, er weiß cs selbst, daß der Kaiser ihn auflösen muß, und hat in sicherer Erwartung dieser Thrt- sache seine Thätigkeit allsogleich sisttrt. Aber wenn die Regierung ihn auslöst, was wird sie an seine Stelle setzen? Wir zweifeln, daß sie bei der g-genwärtigen Stimmung im Lande in naher Zeit Neuwahlen auszu schreiben für klug halten wird. Sie wird also, so gut und so schlecht eS geht, auf dem Verwaltungswege re gieren. Hier liegt eine große Gefahr für sie wie für unS Alle. Es ist eine große und schwere Aufgabe, die jetzt der Regierung zugefallen ist, und der Herr Staats minister wird erst jetzt den B weis zu liefern haben, ob er auf der Höhe der Situation sicht und Mann» genug ist, sie mit K.aft und freiem Geiste zu beherrschen. Vor Allem wird cs nolh thun, eine einheitliche K äst in der Regierung selbst zu schaffen, damit in diesem schweren Augenblicke die Hände, welche die verschiedenen Fäden leiten sollen, nicht einander entgegen arbeiten oder sich liner Blätter über dos Schauturnen. Em interessantes Schauspiel bot das AuSeinandeiziehcn der Rieg-n nach ihren Geräthen und daS Turnen an densrlbcn, da durch Hornsignale geregelt wurde. Der weite Platz mit den Tausenden spnngcnden und schwingenden Gestalten in den einfachen, gleichmäßigen Anzügen war ein über aus belebtes, hübsches Bild. Vielen Beifall erhielten namentlich die Riegen vor der großen Tribüne, wo u. A. die Hamburger, Leipziger und Halleschcn Tuiner sich auszrichneten und Prcductionen von Kraft und Gewandt heit am hohen Reck zum Besten gaben, die allgemein be wundert wurden. Während de» Turnen» mischte sich ein großer Theil des Publicum» unter die Turner und durchzog plaudernd die Gänge, bis eine Fanfare aus- Neue daS Zeichen zum Sammeln gab und die Vorturner ihre Riegen wieder zur Zugaufstellung ordneten Di« Fahnen wurden abgeholt und die Züge rückten um die Rrdncrbühne zusammen, woraus von dieser der Turner Georgii aus Eßlingen die Schlußrede hielt. Nach tum Gesänge „Ich hab' mich ergeben" setzte der Zug sich um '^9 Uhr wieder vom Platze in Bewegung und zog, von Tausenden von M nschen umwogt, auf demselben Wege unter Musik durch Moabit zurück. Trotz des Gedränge» dieser Menschenmaffe und der Menge der aufgefahrenea Wagen ging, so viel wir gehört, bis auf einigen, mehr Len komischen Ecenen angehörigen Jungen-Unfug, da« Fest ohne Unfall und Erccsse vorüber. Obschon daS Wetter gegen Abend drohend und der Horizont ring» umzogen war, störte doch kein Regen das schöne und großartige Volksfest, und der späte Abend war überau» mild und angenehm. Am 12. Vorm. sanden in d^r W-lhalla die Berathungen über die angeregten Themata statt. Der Antrag aus Bildung eine» deutschen Turner bundcS wurde bei der heutigen Berathung in nament licher Abstimmung mit überwiegender Majorität abge-
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