Dresdner Journal : 18.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-10
- Tag1861-10-18
- Monat1861-10
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- Dresdner Journal : 18.10.1861
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.V- 244. IdonilkmralsPrrtft: : k> 11ilr. lO tixr. i» s»klr»«i>. >,)j»kr>: 1 ,, 10 „ ,, ,, slvi>ttll^l> ii, vre«<ier> 1k> d>xr. dlaiuuit-rri: I dlxr. lw La»l»»L» tritt kolk >io4 8tei»p«Iru- ,ot>l»x lriuii». Saseratcnprrisr: k*iir ä«o It»nm «io«r ^«»p»It«oeo 2«il«: 1 Hxr. Ilotsr „1-iox«»»ll<1t" 4i« 2elle: 2 dtxr. Lrschetnr»: l'iixUcd, mit -rmurrdin» äer 8ona rmä k'eieiN»xe, Xdeoä, Mr 6eo kolx-oäeri —» 1861 Freitag, den 18. October Dres-MÄimml. Verantwortlicher Redakteur: I. 01. Hartmann. Unseralenannahme auswärts: I^lpii^: t'il. Lat«vsrirriil, OommissioaLr äe» vr«»6aer 4o»rn»I»; et>enä»,eld»t: II. Ilu»»»i«; Lltoa»! Ilxtsaasrüi» t Vool.ru; Lsrlia: s»»or>ir.»'»l'l>« liuebb-, lirrrurrr»'» lturesu; Lr«mso: tl. 8cni-»rrr; rruaillurt rr. H.: -I^rar il »«'!>. liii, Iit>»ii<IIul>x; IkSIa: >oor.i- ö^orir»; kuri»: v. I. i« >-!«»i:i.!« <28, rue <Ie« dous eak»L»); kr»z: t». LllUl-ici«'» IjucllliLittlluux. qerausgeber: Ilöoixl. klrpeäitiori lies I)rr»4ner 4oaro»I» Dresäen, Sl»rieii!>1e«»8» d>r. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 17 Oktober. Ihre Königlichen Hoheiten^ derHerzog vonOporto undderHerzog von Beja, Jnfanten von Portugal, sind gestern fiüh 1t 7 Uhr nach Berlin gereist. Dresden, 9. October- St. Majestät der König haben allergr Lvrgst geruht, den wirklichen Räthen bet der Ge- ncralrommtsfion für Ablösungen und GemcinheitSthci- lungen, CommissionSräthen Vogel, Staven Hagen und Hennig da- Dienstprädicat als RegierungSräthe, in gleichen dem Referendar und Eecretair bei der Kreis- direetion zu Dresden Vogel das Dienstprädirat als CommisstonSrath, endlich dem Lehrer der Physik und Chemie an der Thierarzncischule, Veterinär rpotheker Euß- dorf das DienstprLdieat atS Proscffor zu verleihen. Dresden, 10. October. Se. Majestät der König haben geruht, die Supernumcrar RegierungSräthe von Schön berg bei der KreiSdircction zu Zwickau, Wießner bei dem Ministerium des Innern, vr. Hübel bei der Kreis- direetion zu Zwickau, Demuth beim Ministerium deS Janern und Iphofen bei d«r KreiSdircction zu Leipzig zu Regicruagsrälhen,'den Erstgenannten bei der Kreis direction zu Leipzig, die Uebrigen aber bei den vorge nannten Stellen, sowie demnächst die Secr.taire Gum precht bei der KreiSdircction zu Zwickau und Meusel bet der KreiSdircction zu Leipzig, ferner den Actuar beim Gerichtsamte Dresden Freiherr,, von Pohla nd und den Sccretair Grünler bei der KreiSdircction zu Zwickau zu Referendaren, und zwar von P ohland bei der Kreis- dircctton zu Dresden, die Uebrigen bei den vorgenann ten Kreisdircctioven tu ernennen. Dresten, 11. Oktober. Seine Majestät der König haben dem Königlich Preußischen Generalleutnant und Direktor deS Krieg--Akademie, von Schlichting, das G oßkreuz deS LlbrechtoidenS zu verleihen geruhet. . s-_.-lltl II! I Nichtamtlicher Theil. lltbersichl. Tastrsgrschikbte. Dresden: Kein außerordentlicher Laödtaa. — Wien: Evangelische Professoren tnstal- li't. vfstztersfamtlten nach Verona. — Krakau: Koszctuskofrtrrverboten. — Berlin: Ministrialerlaß bezüglich der Kammerwahl n. — Königsberg: Ta- ssc-Svricht. — Äkwltgart: Eisendahneröftnung. — Karlsruhe: Kirchenverfaflung. — Weimar: Fre quenz der der Universität I na. F.anz Liszt. — Pa ri-: Da» B.rgwcrkSunglück. Do- syrische Geschwader zurückerwartet. Neue Bcmbenichalupp.n. Der König der Niederlande. Maßregeln gegen Broschüren. — Brüssel: Die bevorstehende Monarchenzusommen- kuuft. — Neapel: Kämpfe mi: ^Aufständischen. — Genua: Die englische Flotte. Zusammenkunft unga rischer Flüchtlinge. Pater Passaglia. — Lissabon: Ordensverleihung an Ricasoli. — London: Weitere Parlament-Vertagung. Ter „Great-Easte:n." — Ko penhagen: Vom Reichstage. Budget. — Chri- stiania: G-undstei l gung zum Storthin zSgebäude. — St. Petersburg: Militärisch,-. Neue Untver- sitärSstatuten. Reise de» Kaiser» — Warschau: Feier de« Todestages Kosciuszko'S. Einschreiten d:S MilitäiS. Graf Lambert k ank. Gr.ßher ogl. sächfi Consul. Verfügungen deS Obcrpolizeimeister». — Alerandrien: Steigen deS Nils- Anleih-. Erneununaen und Bersetznnzen rc Dresdner Nachrichten. Provinziolnachrichten. (L.ipzig. Zittau. Stollb.rg.) Ttltgraphischt Nachrichtitt. Lemberg, 16. October. (L. d. „W. Z.') G> stern wurde in der hiesigen Kathedrale durch den lateinischen Erzbischof die Trauerandacht für d.n Erzbischof KtjalkowSki um S Uhr und um 11 Uhr in der Bcrnh.rrdinerkirche für KosciuSzko. als drm Todestage desselben. bei sehr großem Zndrange abgekaltrv. Die Gewölbe waren gesperrt; die Ruhe wurle nicht im Geringsten gestört. Beran stattete Geldsamwlunzen ergaben ein günstiges Resultat. Prstb, 16. October. (Tel. d. . W. Z.') Der Magistrat der Stadt P std hat heute -eu Be schluß gefaßt, eine Adresse an Se. Majestät mit der Erklärung zu richten, daß, da von der k. Statthaltern und k. Holkanzlei mehrere ungesetz liche Verordnungen hrrabgelangt seien, der Magi strat diese, sowie alle fernerhin berablangcnden bei Seite legen werde und, im Kalle die Vollziehung einer dieser oder fernerer ungesetzlicher Verord nungen gefordert werde, in «»rpure zurückzutreten entschlossen sei. Königsberg, Mittwoch, 16. October, AbendS- Ihre Majestät die Königin Kaden gestern nach Einweihung der Kapelle daS Protektorat drö Dia- konissenhauseS angenommen. Heute sind die Mi litärkommandos mit ihren Fahnen und Standarten angekommrn. Die Mannschaften wurden auf dem Babnbofe bewirtbet und desilirten al-dann im Tedloßhofe vor Sr. Majestät dem Könige und de« königlichen Prinzen, ein dreimaliges Hurrab autbriugend. Bei dem heutigen Empfange der fremde» Botschafter und Gesandten war von den Ministern nur der kerauswärti-'enAngelegenheiten, Graf Vernstorff, gegenwärtig. Die Auffahrt ge schah meist in Hofeguipagen, nur der Herzog von Magenta und der Vertreter deS Königs Victor Emanuel erschienen in eigenen glänzenden Equi pagen. Beim schönsten Wetter umstehen zahllose Menschenwassen vom Morgen bis Abend das königliche Schloß. (Val u».t n.) Das gestern Abend anSgebrock-ne Feuer wurde glücklich gelöscht und ist kein weiterer Unglücks fall zu beklagen. Hamburg, Mittwoch, 16. October, Nachts. In der heutigen Sitzung der Bürgerschaft wurde die Bcrathuna über die Flottenangelegenheit fort gesetzt und dlzchlossen, den Senat wiederholt drin gend zu ersuchen, bei den obschw brnden Verhand lungen zum Schutze der deutschen Küsten in dem Sinne, wie Bremen gethan, zu wirken und den betreffende» Antrag baldmöglichst einzubringen. Von der polnischen Grenze, Mittwoch, 16. October, Abends. Nach hier ciugetroff nen Nachrichten aus Warschau waren ungeachtet deS verhängten Kriegszustandes und des strengen Ver boteS bei 160 Rubil Strafe gestern am Kos- ciuszko Feste alle Läden, auch die Börse geschlos sen. Die stark besuchten Kirchen waren von Mi litär umzingelt. Massenhafte Arrestationen ohne Unterschied des Geschlechts und Alters wurden vorgenommen. Es herrschte große Aufregung. (D I. unsre Warschauer Correspondenz unter „Tages geschichte.") Warschau, 16. Oktober, 12 Uhr Mittag«. (Tel.d.„Allg.Pr. Z.') Die Widerspenstigen, welche zwei Kirchen nicht verlassen wollten, sind daselbst diese Nacht verhaftet worden, jedoch mit allen Rück sichten, welche die Heiligkeit des Ortes verlangte. Weder Todte noch Verwundete, New Uork, 5. October. (Tel. d. W Z ) Der General der Südstaaten, Pricc, soll das von ihm genommene Lerington wieder geräumt haben, um sich mit M'Culloch zu vereinigen und General Kremont anrugreifrn. — Die BundeStruppen hat ten darauf Lerington wieder beseht. — Die Son derbündler haben bei ChapmanSville 10 Eom- pagnien BundeStruppen anqe rissen, sind jedoch mit einem Verlust von 10 Tokten und 200 Ge fangenen zurückgeschlaqen worden In w nixen Lagen wird eine Schlacht am Potomac erwartet. Feuilleton. Dresden, 17. October. Die Drcyßig'sche Sing akademie hatte am gestrigen Abend eine Gedächtnis feier, geweiht ihrem entschlafenen Mitgliede Herrn Land schaftsmaler G. F. Pappcritz veranstaltet, in welcher unter Leitung ihre» Dirigenten, Herrn Musikdir.c'or» A. Reich, l, Lotti'- achtstimmiges „CrucifiruS" und Cherubim'» großes „Requiem" in einer höchst gelungenen Ausführung zu Gehör kamen- Reinheit und musikalische Präciston, sorg sam und sicher behandelte Schattiiung, namentlich auch im steigenden Crescendo und Dccresc.ndo, und Wohl klang im Piano zrichneten die ausdrucksvoll gestaltete Production jener schönen Tonschöpfungen au» und er wiesen den künstlerisch strebsamen Fleiß des Dirigenten, wie de- Chor», welchem letzter» zu wirkungsvollerer Ton entfaltung nur noch eine Verstärkung an Mitgliedern zu wünschen bliebe. B. Späte Rosen. Von Th. storm. Ich befand mich in der Nähe einer norddeutschen Stadt auf dcm Landhause eine» Freundes. Wir hatten einen großen Theil der Jugend zusammen verlebt, bi» wir fast am Schluffe derselben durch die Derschtedenh.it unser» Berufes getrennt wurden. Während der zwanzig Jahre, in denen wir uns nicht gesehen, war er der Chrf eine- von ihm gegründeten bedeutenden Handlungshause» geworden ; mich hatten die Verhältn sse in die Fremde getrieben und dort für immer festzehalten. Jetzt war ich endlich einmal wieder in der Heimath. Die Frau de» Hause» halte ich bisher noch nicht ge kannt. — Sie war nicht jung mehr; aber in ihren Be- *) »ul dessen „Drei Novellen". Berlin, H. Schindler- wegungcn War noch die L.ichtrgkcit der Jugend und ihre ruhig blickenden Augen waren von einer kindlichen Klar heit. Es Herr chte zwilchen diesen beiden Mcnsck-n, wie ich bald zu bemerken Gelegenheit hatte, eine gegenfeitmc fast bräutliche Rücksichtnahme. W nn sie zum Frühstück frisch g.kleidet in den Saal trat, luchten ibrc Augen zu erst nach ihm und thaten an die seinen die strllc F age, ob sie ihm 'o gefalle. Dann verschwand für einen Augen blick die tiefe Falte von seiner Stirn und er empfing ihre dargereichtc Hand, al» werde sie erst eben ihm ge schenkt. Mitunter, wenn er in seinem Aibeitscabinet am Schreibtische saß, trat sie au» ihrem Wohnzimmer oder au» dem davor lieg;' den Gartenlaate und setzte sich schweigend neben ihn; oder sie war ungesehen hinter seinen Stuhl getreten und legte still die Hand auf seine Schulter, al» müsse sie ihn versichern, daß sie in seiner Nähe, daß sie für ihn da sei. ES war im October an einem klaren Nachmittag. Mein Freund war eben, nach Bendigung seiner Ge- schäfte, aus der Stadt zurückgekehrt, und wir saßen nun, die alte Zeit beredend, auf der breiten Terrasse vor dem Hause, von der matt über den tiefer liegenden Garten und über eine daran grenzende grüne Wusenfläcke auf da» dunkle Wasser der Ostsekbucht und jentcit» dieser auf sanft ansteigende Buchenwälder hinaussah, deren Laub sich schon zu tä ben begann. Die» Alles und der tüfblaue Herbsthimnul darüber war von den hohen Pappeln, die zu beiden Seiten der Ter-asse starden, wie von dunkeln Riesencoul ssen eingcfeßt. — Die Frau meines Freunde» war, ihr jüngste» Töchterchen an der Hand, aus der offenen Flügclthür des Gartensaale» ge treten und mit einem stillen Lächeln an rmS vorüber gegangen; sie wollte sich nicht in unsre Schattenwelt drängen, an der sie keinen Theil hatte. Nun stand sie mit dem Kinde auf dem Arm am Rande der Terrasse Dresden. 17. Oktober. DiePariser,,Presse"biiir>ck einen zweiten Artikel über die „natürliche" Ost <rcnze FcankreichS, welcher zeigt, daß eine , Gr.nzbcrichtigung' gegen Deutschland in Frank reich ein mehr und mehr populär werdender Gedanke ist, der sich an die kcu.schen „Einheitsbcstrebungcn" knüpft. DaS Recht Frankreichs, d.r we den den d utschen Einheit gegenüber sich durch eine ..rovonöioallon" seines f übern Besihthum- bi» an den Rhein eine sichere geschlossene G enre zu schaffen, steht d m Verfasser des Artikels Herrn I. B. Labiche, über alle DiScussion erhaben fest. Er entwickelt die drei Bedingungen, deren gleichzeitige Er füllung einen Krieg oder eine Revolution dieser Grenz berichtigung wegen verhüten soll. Es find zur friedlichen Lösung dieser Frage nach der Ansicht de» Herrn I. B. Labiche drei Dinge nölhig: die Zustimmung der Bevöl kerung, die Mitwirkung der betreff nden Regierungen und die Zustimmung und Anerkennung Europas. Keines dieser drei Dinge steht dem Plane des Herrn Labiche im Wege, am wenigsten aber die Zustimmung der Bevöl kerung selbst. „Man wird uns entschuldigen", sagt er, „w:nn wir mit dem ohne Zweifel interessantesten Theile in Lieser Sache anfangen, mit der Zustimmung der Bevöl kerung, deren höhere, so lange verkannten Rechte endlich in dem neu n aus den Fortschritten der Civilisation sich ergebenden öffentlichen Reckte den ihnen gebührenden gro- ß n Platz einnebmen. Ist eö denn Watz', daß die Be völkerung innerhalb des G.bictcs, welches Frankreich nach unsrer Ansicht a's Ergänzung seine. Grenze in Anspruch zu nehmen bereckti. t ist, dieser Vereinigung so feindlich ist, wie das Journal (der „Temp-"), welches durch seine tntriguirten Protestationen diesen D rei: h.rvorrief, anzu nehmen scheint? Diese B.völkerung war französisch ge wesen und e: innert sich dessen mit Stolz. Sie rst jebt neck in so vi.ier Hinsicht französi'ch und durch so viele Bande und so viele materielle und moralische Beziehun gen mit ihrem alten Vaterlandc ve> knüpft, daß sic aus dem Punkte stcht, sich anzus.hen, als hä te sie nie aufgehöit, zu ,bm zu gchölen. Wir glauben, daß die Bevölkerung di sfcits deS Rheins diele Bemerkung nicht Lügen strafen würde, wenn man es ihr freigäbe, ihre Wünsche auszu- spreck n, und daß sic ohne große Mühe, ungeachtet der seit 50 Jahlon verkoppelten Ansteengungeu einer gewissen Politik, ihr .inen lcrdcnschaf licken Haß gegen ihr alte» Vaterland und die glo reichen Fahnen, welckc sie selbst verherrlicht hat, einzuflößen, zu ihm zurückkchrcn winde." Die Beweisführung in Betreff dec beiden andern Punkte sind von Ähnlichem Gehalt. Europa selber, hclßt cs schließlich, werde sich so wenig, als bei der Annerion von Srvcyen und Nizza Widers.Yen! Tsigesgeschichte. Dresden, 17. October. Mehrern auswärtigen Zei tungen wird von hier geschrieben, daß zu Anfang des nächsten F.ühjrhreö ein außerordentlicher Landtag be- vorstche. Nach deshalb eingczogcncr Erkundigung können wir versichern, daß an maßgebende» Stellen hiervon n'cht das Geringste bekannt ist. Wien, 15. Oktober. (Pr.) Gestern fand an der hie sigen evangelisch-theologischen Facultät die In stallation der für die Eregesc des neuen Testaments, be- znhungewcis^ für die Ethik u d die Dogmatik Augsburger Co fession, neu berufenen Professoren statt, nämlich d S lw. Vogel aus Jena und de» l'r. LrpstuS aus Leipzig — Ein Armeebefehl des 2. Armee-Commandos zu Verona bewilligt, daß die vcrheirathcten Offi ziere nunmehr ihre Familien wieder zu sich kommen lassen können, und werden die Reis kosten zum größten Tyeil vom Anar getragen werden. Krakau, 14. October. (O. P.) Fü morgen, den Todestag Kosciuszko's, sind große Demonstrationen durch eine mass'nhaste Wallfahrt nach dem Kosciuslko- Hügel zu erwarten. Der Besuch d eles von den Polen mit großer Pietät ver.hrt.n Hügels, des Denkmals ihres b.iühmt n Natioi alhelken, war bisher, da derselbe mit Mauern umgeben ist und zur Festung gerechnet wird, und blickte einem vorübcrzichendcn Damvflchiffe nach, dessen Rädergebrause schon eine Zeit lang die Stille der Land chast unterbrochen hatte. Ihre hohe G.stalt, die Umrisse ihres edeln KopfeS hoben sich deutlich gegen den dunkeln Himmel ab. Unser Beider Augen mochten ihr unwillkürlich gefolgt sein; denn da» Gespräch verstummte. Ich langte gedanken los nack den Trauben, die in einer Krystallschrlc vor uns auf dem Marmor tische standen. „So hat eS kommen müssen," sagte ich endlich, in dem ick den Gegenstand unsrer Unterhaltung noch ein mal wieder aufnahm, „ich, der sogar nut Kastanien und Kirschensteinen Handel trieb, wurde eia Mann der Wissen schaft; und Du, — wo sind Deine Trauerspiele ge- bli.ben, die Du a's Scundancr schriebst?" „Die italienische Buckführung," erwiderte er lächelnd, „ist ein scharfes Pulver gegen die Po.sic; und gleichwohl habe ich noch den fisten Willen Hinzuthun müssen, damit das Mittel anlchlug." Er sah mich mit seinen dunkeln Augen an, die noch den idealen Zug verricthcn, der ihn in seiner Jugend au-;eickncte. „Es mag Dir Mühe genug gekostet haben," sagte ich. „Mühe?" wiederholte er lanasam; — e» ist vielleicht das Wenigste, was e? mich gekostet hat." Und dabei flog rin Blick zu seiner Frau hinüber, von einer solchen Energie der ALrtlickkeit, von einer Freude de» L» sitze», als habe er die Geliebte eist vor Kurzem sich errungen. Unwillkürlich mußte ich eines kleinen Vorfalls am erste» Tage meine» Hierseins gedenken. Damals, beim Eintritt in da» Aibertscabinkt meine» Freunde», fiel mein erster Blick auf da» neben seinem Schreibtisch hängende Blldniß eine» schönen jugendlichen Mädchen». Es war in Oel gemalt, in klaren lickten Farben und von einer wahrhaft leuchtenden Heiterkeit und Lcber-fiische. Auf nur ausnahmsweise einzelnen Personen gestattet. Da die hiesige Poliz ibehörde von der beabsichtigten Demon stration Kenntniß erhalten hatte, publicute sie heute durch Maueranschläge die in dcu'scher und polnischer Spracke verfaßt- Anzeige, daß der Besuch dicfiS Orte» Jeder mann ohne Ausnahme strengstens untersagt sei, und warnt vor jeder Widersetzlichkeit oder Gesetzesaussckrcitung. Berlin, 16. October. Der „Staats Anzeiger" ver öffentlicht einen zweiten Ministerial Erlaß in Be ziehung auf die Kammcrwahlen, welcher noch wichti ger ist a'S da» gestern besprochene Regiment. In die sem Rundsckreibcn an die Regierungen wird denselben und ihren Untergeben.n überlassen, die Wähler über die Politik der Regierung in Ansprachen zu belehren, es wird aber cingeschärft, daß keinerlei Druck auf den Einzelnen g'übt werden und daß Jedermann die Freiheit haben soll, nach seiner Ueberzeugung zu stimmen. Außerdem wird den Regierungen empfohlen, nur solche Beamte zu Wahl-Ccmmissaren zu ernennen, von denen unparteiische Handhabung zu eiwaiten ist; auck soll Niemand zu die sem Geschäfte berufen werden, der selber als Candidat in dem Wahlkreise aufzutrcten willens ist. II. Königsberg, 16 October.'Der Ruhe des gestrigen Tages folgte bereit» am Abend ein bewegtes Leben, welches sich heute nock gesteigert hat. Am Abend um 7 Uhr erschienen der König, der Kronprinz und der Prinz Karl in Len Uniformen ihrer österreichjlchen Regi- mcnt.r am Bahnhöfe und empfingen den eintreffcnden Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich. Nachts 11 Uhr Iras der Erlrazug mit den K önungsbotlchaftern und ihrem Gefolge ein, w lchc, von dem Schlctzhaupt- mann v. Röder geleitet, in den Salon eintraten, um ein Souper einzunehmen. Nach 1 Uhr traf der Groß fürst-Thronfolger von Rußland ein und stieg, wie der Erzherzog, im Schlosse ab. Gleichzeitig ertönte Feuerruf durch die Straßen, welche sich schnell wieder belebten. Es sind leider 14 Speicher am Ang r im Roß,zarten niedergcbrannt; vi.le anwohncnde arme Nach barn verloren dabei ihr ganze- Hab und Gut. — Die sen Morgen erfolgte um '/«II Udr die Ankunft der De putationen deS ganzen Heeres. Mannsckastcn und Offi ziere, empfangen von den Spitzen der hiesigen Milttär- bchöldcn, wurden an langen Tas.ln auf dem Perron mit Kaffee und kalter Küche bewirth.1. Hierauf ordnete sich ein Hug, an dessen Spitze die Fahnen getragen wurden, welche man unter klingendem Spiele in das Schloß brachte. — Seit gestern sind fast alle Mitglieder deS Landtages hier etngetrcffen; diejenigen des Abgeord netenhauses haben in einer gestern abgehaUenen Ver sammlung durck Acclamation den Präsidenten Simson einstimmig (eS waren alle Fractioncn vertreten) zu ihrem Sprecher bei der Krönung erwählt. — Unter einem großen Andrangc von Zuschauern erfolgte gegen 1 Uhr die Auffahrt der Kiönun.zsbotlchafter und Ge sandten am k. Schlosse, und zwar bei dem Portale der Regierung. Am Fuße der Treppe von dem Ceremonicn- meister Grafen v. Pfeil empfangen, wurden sie später von dem Obcrcercmonicnmeister G af n v. Stillfried und dem Obcrhofmai schall Grafen v. Pückler zu dem Mini ster des Auswäitigen geführt, w.lcher sie dem Könige im Thronsaalc vorführte. Sp ter wurde Las Gefolge eingesührt. Die Botschaft r, wie da» letztere, wurden, geleitet durch den Kammerhcrrn Graten zu Eulenburg, sodann der Kö nigin vergessllt. Die Auffahrt, welche eröffneten der Herzog von Ossuna, der Graf d.lla Rocca, Lord Claren don und sodann der Marschall Mac Mahon, Herzog von Magenta, machten durch die Pracht der Car offen, de, Livreen, derBedicrrung einen höchst imposanten Eindruck. Es sei hier roch hirizuqesügt, doß gestern Abend in der Domkirche eine geistlich.Musikaufsühiung unt r Leitung des Musikdirektors A. Pabst stattsand, welche sich einer großen Bethciligung von Setten de» Publ cums erfreute. Es wurde eine sehr wirkungsvolle Cantate von d m talentvollen Concett- g-ber und das Häadel'sche „Tedeum" au-gesühit. — Die deutsche Fahne ist zufolge einer Mitthei lung der „Danz. Ztg." wieder zu Ehren gekommen; das polizeiliche Verbot »st zurückgcnommerr worden. meine Frage, wen eö vorstelle, erwiderte Rudolph: „ES ist das Brldniß meiner Frau. DaS heißt," setzte er hinzu, „des Mädchens, Las später meine Braut und dann meine Frau geworden ist. ES war für die Groß- ältern gemalt und ist aus deren Nachlaß an sie zurück gelangt." Er war bei diefin Worten gleichfalls vor da» B ld getreten, während ich in Gedanken die jugendlichen Züge mit denen der nur noch flüchtig gesehenen Frau verglich. — Als ich : ach einer Weile mich zu ihm wandte, trug sein Antlitz den unverkennbaren Ausdruck einer fast schmerzlichen Innigkeit, den ich mir bei meinem längeren Aufenthalte immer weniger zu erklären wußte. Denn die'cS Mädchen war ja sein geworden; sie lebte und — so sch en es — sie beglückte ihn noch jetzt. Nun, als in diesem Augenblicke die schöne, ruhige Gestalt vor un» von der Terrasse in den Garten hinab stieg, und da ich nicht fürchtete, eine ungehcilte Wunde zu berühren, vermochte ich meine damalige Beobachtung nicht länger zu verschweigen. „Was war da-, Rudolph?" sagte ich und nahm die Hand meine- Jugendfreundes, „läge mir e4, wenn Du eS kannst!" Er blickte noch einmal in den Garten hinab, hinter den au- den Wiesen schon die Abcndnebel aufzusteigen begannen; dann strich er das schlichte Haar von seiner Stirn und saote mit dem herzlichen Tone seiner mir einst so vertrauten Stimme: ,,E» ist kein Unrecht dabet und auch kein Uoheil; ich kann es Dir schon sagen — soweit so Etwa« überhaupt sich sagen läßt. Du Hst eS seiner Zeit aus meinen Briefen erfahren, wie ich meine Frau vor nun fast fünfzehn Jahren in meinem ältcrlichen Hause kennen lernte. Sic besuchte meine Schwester, mir der sie im Bade auf unfern Westsee- Jnseln zusammengetroffen war. Ich lebte damals in der angestrengtesten uud aufreibendsten Thätigkeit. Ein Kom pagnon, auf dessen Mitteln ein Theil de- kaum aufge-
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