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Dresdner Journal : 22.11.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-11-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186111221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-11
- Tag1861-11-22
- Monat1861-11
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 22.11.1861
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273 Freitag, den 22. November. 1861 Ildonllemeutaprelft: sLkrllek. d Iblr. 10 K^e. lo I—» Iw 1 ,, 10 „ „ „ lteitt kol »»« Üon»ttietl tu vr<»ä«L: 18 Kxr. s 8t«a>p«t»a Limslu« diumwero: 1 Kxr. 1 ,cbl»x tü»»». roseratexpreise: kltr ö«a 8»nu> «lo«r »e«p»It«oeu L«U«: 1 Uff«. llut«r ,,Lto^«,»uat" äi« 2 kt»r. rrfchrtvr liixllek, mit Lr»io»kw« ä«r 8oa» m»ä -rd«oä, kür ä«o kolx«uäen 1»L- Dres-nerImMal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »nseratenarmahmr auawärt«: I^tpitA: I'». , 6owmi»»i<»uitr ckei vr«»<losr ^oaru»!»; ebeoä»»elk»r: tt. Lüiiri»; ttm«ir»r»r« t Vool.m; LsrUo: 6»oriv»'»cti« Lucbb., kirixrrr»'» kuresu; Lr»w«o: L. 8coi.orrL; krTotlkurt ». H: ^rori'ieb« Lucbk»näluox; Lvw" Xvor.r v. I,ö^rk<r«l.» (28, rue se» don» evk«»»); kr»^: I'». L»»i.ic»'» öllebbsnälllux. Herausgeber: Hüllixl. Lipeäitioo cke» vre»ckn«r ^ourv»I«, vressso, irl»rieo»trs»»e kkr. 7. Amtlicher Thcil. Drrsd««, 21. November. Seine Majestät der^ König stad gestern Abend 10 Uhr von Meiningen und Wcimar wieder hier ringetroffea. Dresden, 13. November. Ec. Königliche Majestät haben dem Schullehrer Johann Gottlieb Merkel in Niederschlag, au« Anlaß seine« fünfzigjährigen Amttju- btlaum« die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen geruht. Dretdev, 18. November. Ec. Königliche Majestät haben geruht, dem Wirthschafts-Chrf de» 3. Reiterregiment«, Rittmeister von WolfferSdorff, da« Anaehmen und Tragen de« ihm verliehenen Königlich Hannöverschen Guelphen - Orden« 4. Claffe allergnädtgst zu geneh migen. Drrsdra, 19. November. Sc. Königliche Majestät haben geruht, dem Commantzauten de« 13. Infanterie- Bataillon«, Oberstleutnant von Ltbeu l., die erbetene Entlassung au« Allerhöchstihren Krieg«dirnsten, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform, allergnädtgst zu bewilligen, sowie die Portepeejunker von Schimpfs vo« 3., von Feilitzsch vom 1., von Kvnncrttz vom 3. und Freiharr Bachoff von Echt vom 1. Reiter-Regiment« zu Leutnant« der Retterei gnädigst zu ernrnurn. Berordn««g de« Ministerium« de« Inner», die Ausstellung von Paßkarten betreffend, vom 15. November 1881, Da« Ministerium de« Innern hat beschlossen, außer den z»r Nu«strllung von Paßkarten dermalen bereit« er mächtigten Behörden vom 1. Januar 1862 an auch den Stadträthrn der in der Beilage >>ud H v-rzeichneten Städte die Brfugniß zur Ausstellung von Paßkarten für diejenigen Personen zu rrtheilrn, welch« innerhalb ihre« Polizetbezirk« ihren wesentlichen Wohnsitz haben. Dabei haben sich aber die bezeichneten städtischen Obrigkeiten genau nach den, in Bezug auf die Ertheilung von Paßkarten in der Verordnung vom 30. December 1850 enthaltenen und sonst bestehenden Vorschriften zu richten. Dresden am 15. November 1861. Ministerium de« Innern. Artzr. » Banst. Lehmann, 8. r Adorf, Bischofswerda, Borna, Buchholz, Crimmit schau, Dahlen, Dippoldiswalde, Ehrenfriedersdorf, Elter lein, Glauchau, Grimma, Großenhain, Hohenstein im Schönburgischen, Kamenz, LeiSnig, Lengenfeld im Doigt- laade, Löbau, Lößnitz, Meißen, Meerane, Neustadt, Neu städte!, Oschatz, Pegau, Pirna, Radeberg, Sayda, Schö neck, Stollberg, Thum, Waldenburg, Zschopau und Zwönitz. Nichtamtlicher Theil. lleberstckt. Tagetsteschichte. Dresden: Keine geheime Polizei. — Wien: Hofrath Salmen zur sieberrbürgischrn Hof kanzlei versetzt. — Lemberg: Preßproceß. — Pesth: Neuer Beamtenkörprr. — Hermannstadt: Be schlüsse der Comunalversammlung. — Berlin: Re sultat der Wahlen. Rücktritt v. Gruner'S wahrschein lich. Conststorialrath Hengstenberg -s. MandatSableh- nung. — Kaiserslautern: Ausweisung der barmh. Schwestern. — Weimar: Besuch deS Königs von Sach sen. — Gera: Amtsantritt d. Minister» v. Harbou. — Part«: Gras v. Jaucourt. Finanzreformen. Die Turiner Anleihe. Städtische?. Budget. Vermischtes. — Turin: Zur Ministerfragr. Vermischtes. — Lon don: Eröffnung der Telegraph - Company. — St. Petersburg: Herzog Wilhelm von Baden. Herzog von Montebello abgcreist. — Warschau: Bischof Drkert -s. KrirgSgelichtliche Verurteilungen. Tages bericht. — Von der türkischen Grenze: Nach richten vom Kriegsschauplätze, Ges»««tüberficht de« sächsischen internationalen Eldschifffahrtsverkehr« i« Jahre 186V. Dresdner Nachrichten. Vrotzinzlalnachrichtev. (Leipzig. Chemnitz. Mitt weida. Grünhain.) Telegraphische Nachrichten. Pari«, Mittwoch, LV. November, Rachmitt. Dem Lrrnehmrn nach würde eine Entwaffnung nur infolge einer Uebereivknnft zwischen Krank- F e uillet o «. Dretdev, 21. November. Dar zweite Abonne- ment-Concert der k. Kapelle, unter Direction deS Herrn Kapellmeisters Rieh, begann mit Ouvertüre, Scherzo und Finale von Robert Schumann, op. 52, eine der ersten seiner symphonistischen Compofitionen. Im ersten und letzten Stücke d«S Werkes tritt allerdings rin Nalehnen an vorschwebende Muster bisweilen hervor, voll« Schönheit der Form ist nicht erreicht und manche leerer« Stelle, Stillstände im Gedankenaufbau werden fühlbar; aber reiche insplrtrte Schönheiten, geistvolle Detail« und melodisch« Klarheit halten zugleich unser Interesse im hohen Grade rege, namentlich in der Ouver türe- Da« Scherzo zudem ist eia Meistersatz an Origi nalität, Grazie und feinem Reiz de« instrumentalen Ausdruck«. Besonder« sei darauf hingewiesrn, daß alle Orchesterwerke Schumann « wahraehmen lasten, wie er bet srturu Schöpfungen weit mehr al« andere seiner musikalisch productrendea Zeitgenossen vorwaltend sym- phoatstisch dachte und in Tönen gestaltete. — Wie Antäa« an« der Mutter Erde Kraft sog, so läßt Niel« reich und den Großmächten, welche gleicherweise gerüstet find, stattfinden. General Cialdini ist hier rinaetroffen. Pari«, Donnerstag, 21. November. Der „Moniteur" erklärt die Berichte auswärtiger Blät ter von Differenzen im Miuifterrathe für rein erfunden. Bern, Mittwoch, LV. November. Der heute dem Bundrsrathr vorgelegte zweite Bericht der zur Untersuchung der Vorgänge im Dappenthale ernannten eidgenSssischev Eommiffare bestätigt trotz der eingetretenen Gedächtnißfchwäche einzelner abzu hörender Augenzeugen, auf« Vollständigste, daß eine LerletzunLdrr Grenze de« Dappenthale« durch französische« Militär stattgefunden hat. Turin, Mittwoch, LV. November. Ricasoli erklärt bei der Eröffnung der Kammern in einem Expos« über die römische Frage, daß die Mit theilung eine« Project« zu einem Arrangement startgefunden, welche indrß nicht die erwarteten Folgen gehabt habe, weil in Rom die Stimmung wenig versöhnlich gewesen sei. Diese« Project sicherte die Freiheit und Unabhängigkeit de« Pupst,« und der Kirche in allen geistlichen Dingen. Ker ner sei au Frankreich eine Rote ergangen, worin dessen gute Dienste nachgrsucht und hervorge oben worden, daß man, falls jene Anerbietungen ab- aewiesen würden, schwerlich die Ungeduld de« Vol ke« würde bändigen können, welche« Rom zu seiner Hauptstadt verlange. In der Kammer beginnt eine lebhafte Debatte über dir neapolitanischen Provinzen. Man be schließt, die Lage Neapel« zu gleicher Zeit mit der römischen Frage discutirrn zu wollen. Dresden, 21. November. Die lithozraphirte „Wiener Corresp ondenz" enthält einen officiösen Artikel, welcker die österrei chische Regierung wiederholt al» sehr geneigt darstellt, auf Bundesreformpläne einzugehen. „Wir stehen nicht an" — heißt eS in demselben — „die neuesten» von einem preußischen Blatte ausgestellte Behauptung, Graf Rechberg nehme sich mit besonderer Lebhaftigkeit deS (neuen) Beust'schen Programmes an, Herr v. Schmer ling bekämpfe dasselbe, als völlig unwahr zu bezeichnen- Der österreichischen Regierung, wir wiederholen e«, ist jeder Versuch zur Lösung der Frage al» solcher willkom men und sie wird einen jeden, welcher die Stellung Oesterreichs gebührend berücksichtigt, in Frankfurt unter stützen, komme er von welcher Seite er wolle und gehe er wie weit immer in seinen Forderungen für eine volkS- thümlichere Gestaltung de» Bundesverhältnisses. Aber eben deshalb kann nicht gesagt werden, Oesterreich protc- gire jetzt, bevor die Sache überhaupt noch zur Verhand lung gediehen ist, den einen oder andern Vorschlag. Und hierin besteht, wie wir bestimmt zu wissen glauben, volle Uebereinstimmung zwischen allen Mitgliedern deS Mini sterium». ES sei uns gleich hier gestattet, einen Rück blick auf die Verhandlungen- zwischen Oesterreich und Preußen zu werfen, weil dieselben sehr häufig im Zu sammenhänge mit der BundeSfrage überhaupt erwähnt und fast immer unrichtig dargestellt werden. In dem ersten Stadium der Unterhandlungen, so lange dieselben sich nur um eine Reform der BundeSkrtegSverfassung drehten, verlangte Oesterreich von Preußen die Erklä rung, daß eS einen abermals um Italiens willen aus brechenden Krieg mit F.ankreich auch seinerseits als eanu* * belli betrachten wolle; Preußen hingegen behielt sich die Entscheidung vor." Tagesgeschichte. Dresden, 21. November. ES macht einen beinahe komischen Eindruck, wenn man in einer sächsischen Zei tung einen aus einem ausländischen Blatte entlehnten Artikel liest, — wie wir ihn in diesen Tagen in einem Leipziger Z.itungSblattc gesunden haben —, wonach es in Sachsen eine geheime Polizei und einen Chef der selben geben soll. Dem Urheber diese« Artikels ist der menschliche Jrrlhum begegnet, daß er Sachsen mit einem oder dem andern großen Staate verwechselt hat, swo ein derartiges Institut bestehen mag. Bei uns hat man ein solcher schon um deswillen nicht nöthig, weil die Behör den, bei der geringen G:öße deS Lande», ohnehin auf gewöhnlichem Wege AllcS, waS zu wissen ihnen von Wichtigkeit sein kann, erfahren können und zeithcr auch in der Regel erfahren haben. Auch sind die Verhält nisse unsrrS Staatshaushalts — sowohl Ausgaben als Einnahmen — bekanntlich so durchsichtig und werden den Kammern sowohl beim Budget, als beim Rechen schaftsberichte so im Detail vorgrlegt, daß eS der Regie rung gar nicht möglich sein würde, Gelder für das In ¬ stitut einer geheimen Polizei aus der Staatskasse ohne ständische Bewilligung zu verwenden, und eine solche Be willigung ist bis jetzt weder verlangt noch erthcilt wor den. So leidenschaftlicher Polizcimann wird aber gewiß kein Beamter sein, daß er sich dazu verstehen würde, die Kosten einer geheimen Polizei aus eigenem Beutel zu übertragen. — Abgesehen nun von jener ungereimten Verdächtigung der sächsischen Regierung, sei nur noch die Bemerkung hier beigcfügt, daß, wenn demnächst in dem obigen Artikel ein Mitglied deS Ministeriums des In nern zugleich „Chef der öffentlichen Polizei" genannt worden ist, diese Bezeichnung nur auf da? Ministerium selbst, als di« obrrste Polizeibehörde de- Landes, passen kann, da überhaupt kein einzelne» Mitglied des Ministe riums beauftragt und ermächtigt ist, die Polizei in ober ster Instanz selbstständig zu verwalten. Wien, 20. November. Die „Wiener Ztg." meldet amtlich: Se. k. k. apostolische Majestät haben mit der allerhöchsten Entschließung vom 18. November d. I. an zuordnen geruht, daß der Graf der sächsischen Na tion, Hofrath Baron Salmen, als Hosrath und Refe rent zur k. siebenbürgischcn Hofkanzlei mit seinem jetzigen Dicnstrange cinrücke und zugleich der provisorische sieben- bürgische Gubernialrath Konrad Schmidt mit der einst weiligen Vertretung der Stelle des sächsischen NationS- Graien beauftragt werde. Lemberg, 16. November. (W. Bl.) Der Proceß deS Lemberger BlattcS „Przeglond" wurde nun auch in zweiter Instanz erledigt. Das landesgerichtliche Urthcil bezüglich deS verantwortlichen Redacteur» Stupnicki, welche» denselben mit einem einmonatlichen Arrest bedroht, wurde vom OberlandeSgcrichte mit Beschluß vom 2. November bestätigt; hingegen wurde die Strafe, welche über Kostccki, al» Verfasser des Artikels über die Lemberger Universität in erster Instanz verhängt wurde und auf zwei Monate Gefängniß lautete, vom Obeilandesgerichte zu mild be funden und auf zehn Monate verschärft. Desgleichen wurde der Cautionsverfall im Betrage von 1100 Fl. aus 4000 Fl. erhöht. Die Verurthciltcn, welche da» oberlandesgerichtliche U'theil am 16 November zugestellt erhielten, haben den Recurs an den obersten Gerichts hof ergriffen. Pesth, 19. November. „Sürgöny" meldet: „Der neue Beamtenkörper deö Pesther Comitats ist voll ständig zusammengestellt. Namen können wir nicht mit- ^heile«, weil wir davon au» nichtamtlicher Quelle in Kenntniß gesetzt wurden. Aber die unS Genannten, die beiden Vicegcspane und fünf Stuhlrichter sind so rhren- werthe und in ihre AmtSgeschäftc eingeweihte Männer, daß die intelligente Bevölkerung dieses so großen Comitats die Administration mit vollkommenem Vertrauen in den Händen dieser Männer sehen wird; bei der Wahl der selben wurden unabhängige Stellung, Amtstüchtigkeit, sowie las Verhältniß der Adeligen» und Bürgerlichen, und der verschiedenen Confcssionen streng berücksichtigt. Dem Vernehmen nach werden sie morgen beeidet werden." Hermannstadt, 14. November. Die Hermannstädter Communalvcrsammlung hat beschlossen, bei der sächsischen NationSuniversttät die Annahme jener beiden Punkte zu beantragen, welche die Jnarticulirung der rumä nischen Nation und die Beschickung des ReichS- raths proponiren. * Berlin, 20. November. Die hiesigen, der Fort- schrittSparttt angehörigen Blätter versichern, daß, so weit sich bis jetzt da« Resultat der Wahlen in der Monarchie übersehen lasse, ihre Partei entschieden die Oberhand behalten habe. Die ministerielle Presse läßt sich über diesen Punkt nicht aus. Der Centralcomite für konser vative Wahlen in Berlin erklärt: „So weit sich die Ur wahlen bis jetzt übersehen lassen, ist das Resultat der selben in der Hauptstadt und Residenz Sr. Majestät des Königs eine sehr bedeutende Majorität der demokra tischen Kandidaten. Dieser Erfolg ließ sich voraussehcn und war unzweifelhaft bei der einerseits durch die liberale Presse, andererseits durch schwankende Haltung gesteigerten politischen Aufregung und Begriffsverwirrung. Die con« servatioe Partei konnte sich keinen Illusionen hingeben; auch sie hatte die Pflicht, bei dem Wahlact Zeugniß für ihre Gesinnung abzulegen, — und dies ist auf eine so eklatante Weise geschehen, daß wir die gestrigen Wahlen als einen bedeutenden innerlichen Sieg unsrer Partei bezeichnen dürfen. Nach allen Nachrichten haben — abgesehen von den einzelnen Siegen unsrer Partei, deren Zahl sich erst später bestimmen läßt —, die aufgestellten wirklich conservativen Kandidaten meist ein Viertel bis ein Drittel der Stimmen erhalten; ein Ergebniß, wel ches als ein entschiedener Fortschritt der konservativen Partei gegen früher bezeichnet werden muß." — Dem Vernehmen nach gedenkt der UnterstaatLsecretär iin Mi nisterium der auswärtigen Angelegenheiten, v. Gruner, W. Gäbe, auf da- Orchester gestützt, selbst die Einseitig keit und Beschränkung seiner Gedanken ost als Reich tum erscheinen. Seine Originalität, die Bilder seiner Phantasie, sein poetisches Empfinden wurzeln allein in nordischer Hcimath, die er charakteristisch und natur schildernd mit Eigentümlichkeit in melodischer und modu- latortscher Ausdrucksart und besonders mit aller Fülle und Gewalt der instrumentalen Tonfarben vor führt. Seine 6-moll Symphonie (op. 5) ist wie eine Folge phantastisch, kühn und doch wieder träumerisch elegisch erfundener nordischer Landschaften, voll starrer, zackiger Felsenkämme, nebliger Fernen und Schluchten, die von ritterlich abenteuernden Recken, von «inherzirhcnden kämpfenden und siegeSmuthigen Kriegerschaaren, von idyllischen Echäfergruppen episch-märchenhaft belebt wer den- Oft genug freilich ergiebt sich Gäbe zu sehr dem Spiele de» ToncoloritS und begräbt darunter die geringe Tragkraft der Motive, ja überhaupt die Entwickelung plastisch klarer, schöngegltederter Form: seine Phantasie verliert sich in schwülstig wüstem, in zu materiell klüftigem Ausdruck, er effectuirt mit DecorationSmalerei und mit blendenden, beleuchtenden bengalischen Flammen. Hier von zeugen sowohl der erste Sah der Symphonie — der indeß einen sehr innig und poetisch erfassenden Mittel satz hat — und noch weit mehr das Finale. DaS Scherzo aber ist eine höchst originelle, schwungvolle und geistreiche Schöpfung und leidet nur an einem durch sorcirt combinirte Verlängerung erlahmenden Schluß; und eiu anmuthig schönes Tonbild ist das Andantino, wir eine Abendlandschaft, welche die reine Stimmung süßen Friedens und tiefer Naturandacht in die Seele senkt. ES folgte Mozart's 0 moil-Symphonie. Diese geniale, elegische Ode, die dem 6 inoll Quintett in der Bewegung und dem Ausdrucke einer unglücklichen Leidenschaft sehr zur Seite steht, nur daß sie nicht beglückt endet, sondern mit dem höchsten Grade deS Leides und verzweiflungs voller, trotziger Wildheit. Ein Werk Beethoven'-, ebenso groß gedacht als gestaltet, «ine Festouvrrtüre in 0-ckur, op. 115, beschloß da» außerordentlich genußreiche kon- cert. Die Ausführungen zeichneten sich sämmtlich in musikalischer Auffassung, in geistig belebter, sicher und fein gestaltender Tonwiedergabe, durch jene künstlerische Vollendung auS, welche eine reine, ungetrübte Empfäng- sich au» dieser seiner Stellung zu-ückzuziehen- — Gestern Abend ist der ConststoriaUalh Hengstenberg nach mehr jährigem Brustleiden entschlafen. In das Haus de» Prof. vr. Hengstenberg, der erst neulich die Gattrn verlor, ist durch den Tod deS Bruders aufs Neue die Trauer eingezogen. .— G.v. Vincke veröffentlicht in der „Köln. Ztg." die Anzeige, daß unerläßliche vormundschaftliche Ver pflichtungen ihm verbieten, sich für den nächsten Winter auf längere Zeit von Ostenwalde zu entfernen, und eS ihm auch unmöglich machen, ein Mandat für daS HauS der Abgeordneten zu übernehmen. Kaisrr«lautern, 17. November. (Pf. C.) Den FranciScanrrinnen (barmherzigen Schwestern), welche seit etwa einem Jahre sich dahier niedergelassen und be reits ein zweistöckiges Wohnhaus käuflich an sich ge bracht haben, ist die Entscheidung deS Ministeriums, welche ihre Ausweisung angeordnet hat, notificirt, mit der Weisung, binnen vier Wochen die Stadt zu räu men, obgleich eine Adresse, mit etwa 700 Unterschriften versehen, für ihr fernere» Verbleiben dahier in München zu wirken versuchte. o Weimar, 20. November. Heute Mittag trafen Se. Maj stäl der König von Sachsen in Begleitung des hiesigen königlich sächsischen Gesandten, geh. Lcga- tionsraths v. Earlowttz, aus der Rückreise von Meiningen hier ein. Se. königliche Hoheit der Großherzog, Höchst- welcher Sc. Majestät vorgestern bei Dero Durchreite nach Meiningen persönlich zu einem Besuche eingeladeu hatte, empfing seinen hohen Gast im Bahnhofe und geleitete denselben nach dem großherzogltchen Restdenzschloffe, wo selbst ein Diner on samiilo stattfand, zu welchem auch Se. Hoheit der jugendliche Erbgroßhcrzog Karl August von Jena hierher gekommen war. Vor der Abreise ge ruhten Se. Majestät noch, dem großherzoglichen Staats minister vr. v. Watzdorf eine Particularaudienz zu erthcilen und demselben dabei das Großkreuz Allerhöchst- ihres Albrechtordcns zu verleihen. 88 Gera, 20. November. St. Durchlaucht der Fürst hat heute Vormittag dem Minister v. Harbou, als dem Nachfolger deS von seinem Posten scheidenden Ministers v. Geldern, die Mitglieder der obersten LandeSbchörden und die ChcsS der Unterbchörden vvrgestellt. Die AmtS- thätigkeit des neuen Ministers beginnt schon mit dem heutigen Tage. U: Pari«, 18. November. Vor einiger Zeit meldete der „Moniteur" die Ernennung deS Grafen v. Jau court zum Generalsec.etär des Ministers deS Innern. Herr v- Jaucourt war erster Secretär bei der Gesandt schaft in London. Man wundert sich hier allgemein, daß er sich so leicht dazu verstanden, jene hervorragende Stel lung in der Diplomatie mit der eines CabinctSchcfS zu vertauschen Es muß Wohl die Anhänglichkeit an Herrn v. Persigny als seinen frühen; Chef in London sein, die ihn dazu bewogen hat. — Herr Fould arbeitet viel. Er wird, wie es heißt, der nächsten Kammer ein starkes, sehr starkes, aber wahres Budget verlegen. Viel Mühe soll er sich geben, die angekündigte Anleihe zu umgehen. Wie aber dazu gelangen § Ich weiß, man spricht sehr viel von der Konsolidation der schwebenden Schuld, allerdings das geeignetste Mittel, den Schlund zu stopfen und der Regierung die Verlegenheit zu sparen, welche die vervielfachten und gleichzeitigen Einlösungen mit sich brin gen. Es paßt übrigens ganz zu dem System dec Ver einfachung der Schuld durch die wohl als sicher zu be trachtende Konversion der 4 hie procent. in 3proccnt. Rente. Hierbei sollen den Inhabern der Papiere große Vortheile gelassen werden. Aber sieht das Alles nicht sehr wie eine Anleihe auS? Dann ist von einer neuen Emission von Schatzbons die Rede, die sich aber inner halb der Grenzen der strengsten Nothwcndigkeit halten soll. Die Zollausfälle infolge des Handelsvertrags mit England hatten die Unruhe im Budget dahin gebracht, daß man sich kaum mehr zu helfen wußte. Es mußte daher etwas geschehen. — Man glaube übrigens nicht, daß alle diese Reformen und Reformvcrsuche allenthalben gleich gut ausgenommen würden. Mißbilligung finden dieselben namentlich bei Mitgliedern des StaatSraths, der nach ihrer Ansicht zu Gunsten deS gesetzgebenden Kör pers an Bedeutung verliert. Man spricht von Concessio- ncn „zu Gunsten des Parlamentarismus und der Revo lution" und geht auf dcr andern Seite soweit, zu nlau- den, nachdem einmal die Bahn betreten, werde die Macht der Dinge binnen Jahresfrist bis zur Ministcrverant- wortlichkeit zu bringen! — DaS Gerücht von dem Ab gänge deS Grafen WalewSki nach London an Stelle des Herrn v. Flahaut scheint mir grundlos. Die vorüber gehenden Schwierigkeiten, welche sich über den Ein tritt Herrn Fould's inS Ministerium erhoben, crisftren ja nicht mehr. — In Turin lebt man von Dem, waS niß und eine warm und tief erfassende Hingebung der Stimmung verstattct und erweckt. C. Banck. * Die Dreyßig'sche Singakademie, welche in neuerer Zeit einen sehr bedeutenden ZuwackS von activen Mitgliedern erfahren hat, bereitet für die nächsten Wochen die Aufführung der lieblichen Cantate „AciS und Galatea" von Händel vor. * In Meiningen hat am 19. d. M. bei dortiger Anwesenheit Sr. Majestät deS König» von Sachsen Frau Sophie Förster in einem Hofconcerte gesungen und erfreute sich ehrendster persönlicher Auszeichnung seitens Sr. Majestät sowie dcr herzoglichen Familie. Die letzte Bühnenlcistung der Genannten war „Lucrezia Borgia", die gleich den fiühern den außerordcntlichstcn Beifall fand. In England soll sich endlich die erforderliche An zahl Subskribenten gesunden haben, um den gegenwärtig feilgebotcnen „New-Place", einst Shakespeare'» Be sitzung in Stratford am Avon, der Nation zu er halten.
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