Dresdner Journal : 28.11.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-11-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186111282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-11
- Tag1861-11-28
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- Titel
- Dresdner Journal : 28.11.1861
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Seine Majestät der Kö-^> nig und Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Georg haben Eich heute früh ^8 Uhr nach Jahnishausen begeben. Bekanntmachung de- Ministeriums deS Innern, die Farbe der Paßkarten auf das Jahr 1862 betr. Den KrctSdtrrctionen, sämmtlichen AmtShauptmann- schaften und Poltzeiobrrgkeiten wird hierdurch zur Rach achtung eröffnet, daß für die auf das Jahr 1862 in Gel tung kommenden Paßkarten die grave Farbe gewählt worden ist. Diejenigen Obrigkeiten, welche noch unauS- gefüllk Paßkartenformulare für da« laufend« Jahr 1861 besitzen, können solche bis spätestens den 31. Janaar 1832 behufs der Restitution der dafür geleisteten Zahlung oder deS Umtausche» gegen Formulare für da« Jahr 1862 an dir vorgesetzte KreiSdirection rinscnden. Dresden, den 18. November 1861. Ministerium der Innern, Frhr. v. Beust. Lehman, 8. Bekanntmachung de» Minstrriums des Innern, den Handel mit Sprit und Branntwein nach Sardinien betreffend. Bon d«v Ministerium de» Innern wird andurch be kannt gemacht, daß, nachdem in Sardinien die EingaMS- abgaben von Spnt und Branntwein allgemein und Stne Rücksicht auf den Ort der Herkunft auf diejenigen Be träge herabgesetzt worden sind, zu welchen bisher nur das Eezeugniß einzelner begünstigter Länder und insbesondere der zollvercinSländtsche Sprit auf Grund der Additivrral- Convcntion vom 28. Octvber 1859 zu dem Handels« und S-bifffahrttvertrage mit Sardinien zugelassen wurde, die laut der Bekanntmachungen des Ministeriums des In nern vom 26. Mai und 24. November 1860 zu Er langung der darin erwähnten Zollbegünstigung beizu bringenden Ursprungszeugnisse für den nach Sardinien ctnzuführenden Sprit und Branntwein sicht weiter rr- fvrverltch sind. Dresden, den 20. November 1861. Ministerium des Innern. Arhr. v. Beust. Demuth. Nichtamtlicher TheU. lleberstcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Allgemeine Zeitung. — Pays.) TageSgrschichte. Dresden: Der Proceß der Mittel deutschen Volkszeitung". — Wien: Kammerverhand lungen. Zur Budgetfrage. Enthebung von Ober gespanen. — Agram: Petition bezüglich der Sep temviraltafel. — Berlin: UrthcilSspruch im Proceß Patzke. — Au« Mitteldeutschland: Die Erklä rung KurhcssenS gegen den Antrag Badens. — Kö then: Der Nulandt'sche Proceß. — Frankfurt: Der Nationalverrin gegen Preußen. — Parts. Die bevorstehende Senatssession. Feier deS Namenstages der Kaiserin zu Comptegne. Die Börse am 25. Novbr. — Genf: Etsahwahl für den StaatSrath. — Turin: Ein Brief Sirton'S. Stärke des Heeres. — Lissa bon: Dom Pedro V. Sanitätsmaßregeln. — St. Petersburg: Bom Hofe. Neuer KriegSmtnister. — Warschau: Kanzletdirertor Vidal nach St. Pe tersburg. Eine Proclamation zur Feier deS 29. No vembers. Verhaftungen. — Von der türkischen Grenze: Kampf zwischen Türken und Insurgenten. — Ostindien und China: AuS der neuesten Ueberlandpost. — New-Bork: Rrcrutirung in Ken tucky. Transportdampf:r gescheitert. General Frrmont. Ernkvnuvaen uvd Versetzungen rc Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Freiberg.) vermischte«. Eingesandte«. Statistik und «olkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen nachrichten Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittmoch, 27. November. Die heutige „Wiener Zeitung" meldet, daß der Präsident de« fiebenbürgischrn Gnbernium«, Graf v. Miko, dieser Stelle ans sein Ansuchen enthoben und die selbe einstweilen dem Feldmarschalllrutnant Grafen v. Crennrville übertragen worden ist Nom, Dienstag, 26. November. Ein fran zösische« Detachement hat bei Alatri 110 „Räuber" zu Gefangenen gewacht. Madrid, Montag» 25.November.*) Die „Cor- respondencia" meldet, daß der sardinische Gesandte seine Pässe gefordert habe und morgen abreisen werde. Spanien wolle nur die Archive heran« geben, wenn Sardinien seine Noten zurückziehen würde. *) Wiederholt, weil nicht in allen Exemplaren der letzten Rümmer d. Bl. enthalten. Madrid, Dienstag, 26. November. Der sar dinische Gesandte, Baron Tecco, hat seine Pässe erhalten und ist gestern Abend abgereist. Kopenhagen, Dienstag, 26. November. Da« heutige „Dagbladet" schreibt officiell, e« habe nicht der entfernteste Gedanke von einer Ministerkrifi« existirt. Da« Ministerium befinde sich in vollstän diger Ueberrinstimmung mit dem Könige und habe ohne Schwierigkeit die Einwilligung Sr. Maje stät bezüglich der grschkhenrn, oder vorzubereiten den politischen Schritte erhalten. Southampton, Mittwoch, 27. November. Die amerikanischen Sonderbuud«commiffäre Ma sts» «nd Glide» sind auf ihrer Fahrt nach Eng land am Bord de« englischen Postdampfer« „Trent" gewaltsam von einem amerikanischen Krieg«schiffe verhaftet worden. Dresden, 27. November. DaS preußische Regulativ vom 7. November, durch welche» das Gesetz vom 29. Juni d. I. über die Erhebung der Stempelsteuer von Zeitungen, Zeit schriften rc. seinen Abschluß findet, wird von der nicht preußischen Presse scharf kriusirt. So sagt darüber die „Allgemeine Zeitung": „Dies Regulativ ist, wie daS Gesetz selbst, in der That in jeder Beziehung ge eignet, die Stellung der preußischen Regierung zur deut schen Presse, zur deutschen Literatur überhaupt im mög lichst ungünstigen Lichte erscheinen zu lassen, und c» darf nicht Wunder nehmen, wenn dieses neueste Product einer geradezu unbegreiflichen Gesetzgebungsweisheit zu den bittersten Ausfällen gegen Preußen und seine Regierung Veranlassung giebt. DaS neue Gesetz erhebt im ganzen Umfange der preußischen Monarchie, mit Ausnahme de» Ankerplatzes für die zukünftige Flotte, deS Jahdegebie- teS, Stempelsteuer von allen öfter als zweimal wöchent lich erscheinenden, von allen nicht so ost erscheinenden, aber politische Nachrichten bringenden Zeitschriften, und von Anzcigeblättern aller Art, welche Inserate gegen Bezahlung aufnehmen, und zwar in der Höhe von 1 Pf. von jedem zu 400 Quadratzoll angenommenen Bogen, doch so, daß die JahrcSsteuer nicht mehr als 2'^ Thlr. für jedes Exemplar beträgt. Für alle Blätter der be zeichneten Art, welche in deutscher Sprache außerhalb F e uillet o u. Dresden, 26. November. Die zweiteQuartett- akademie, gegeben von den Herren Conccrtmeistcr Schubert, Kammervirtuos F. Kummer und den Kapell- mitglirdern Göring und Schleusing, begann mit dem letzten Quartett Beethoven'» op. 135, welches wegen schwerer Verständlichkeit und höchst eigenartigen Jdeen- gangeS noch einigermaßen in einem mystischen Rufe steht. Man hat «S in diesem, wie in andern und namentlich den letzten Quartetten Beethoven'» nicht blos mit schöner Musik eines großen Meister», sondern mit dessen eigenstem „Ich", mit der subjektivsten Schilderung des Kampfe» eines idealen Geiste» mit der realen Welt zu thun. Das Hin- und Herwogen zweifelhaften Entschlusses, ringenden Streite», da» Fragen und Drängen eine» an Sehnsucht und Liebe überreichen, schmcrzgekränkten Gemüthe», da» Antworten und Treiben dämonischer Gewalten und Con- fltcte tönt au» diesem Quartett in tiefsinniger Sprache. Die Tonmittel der vier Instrumente reichen scheinbar nicht au» zur Graßheit und Kühnheit der Ideen, und noch viel weniger kann man sich eine materirllere sym- phonistische Verkörperung dieser Gedankenwelt denken, welche sich, zu licht und abstrakt, einer gröblicher« Tonetnkleidung enthebt. Um so mehr bedarf es eine» großen Reichthum» an Toncolorit, einer geistvoll energischen und indivi duellen Belebung, um hierfür eine Vermittelung zu geben, dem tiefen beelenbilde ahnende» Verständr.iß zu gewinnen und unsre Phantasie mit subsectiver, inten sivster Gewalt in so räthselvoll umschwrifende Geister bahnen zu versenken. Der Ausführung fehlte solche zwingende Macht; sie war musikalisch außerordentlich lobrnSwerth und fein durchgearbeitet, aber sie erschien mehr al» fleißig vollendete» Aquarellbild, während e» hier gleichsam der Kraft, Wärme und Tiefe eines Oel- gemälde» bedarf. Sehr gelungen war die Wiedergabe eincS Quartetts von F. Ries op. 70, weniger freilich die Musik. Dieser thätige und tüchtige Componist hat allerdings gerade eben so gute Musik gemacht, wie andere wohlroutinnte, formgewandte und dem Zcitgeiste Nachlebende Techniker; der Versuch, ihn wieder einmal vorzusührcn, bestätigte indeß doch nur die Uebcrzcugung, daß seine Bedeutung und geistige Tragkraft mit der warmen Anerkennung seiner Gegenwart ihre Geltung erschöpfte und damit keine Anwartschaft auf weiteres und neu erwachendes Leben gewann. Die vollendetste und anziehendste Lei stung der Vortragenden — fein und harmonisch abge- glättct, frisch im Colorit und voll Anmuth der Empfin dung — ergab das Schlußquartett von I. Haydn in Ls üur. op. 49. C. Banck. Zweite« Theater. Gestern (Dienstag) ging hier zum ersten Male die Posse „Kieselack und seine Nichte vom Ballet" über diese Bühne, und wünschen wir der selben, wie sie es nach Inhalt und Ausstattung verdient, eine recht glückliche und reiche Wanderung. — DaS Ganze, au» zehn einzelnen, unter sich mehr oder weniger abgeschlossenen Bildern bestehend, welche nach der geschick ten Anlage deS Verfassers die Rolle de» Kieselack al» rother Faden durchzieht und zur Einheit verbindet, er freut durch die Mannigfaltigkeit der einzelnen Züge, durch die Frische und Natürlichkeit de» Witze» und durch die Lebendigkeit der Action; Eigenschaften, die gestern am lautesten wohl dadurch sich kundgaben, daß da» Stück 3^ Stunde die ungetheilte Aufmerksamkeit und da» In teresse de» Publikums zu fesseln vermochte. Ebenso dürfte die Musik und die einzelnen Couplet» al» zweckentsprechend zu bezeichnen sein, und haben un» die hin und wieder Preußen» erscheinen, beträgt, und zwar ungerechnet die gewöhnliche Postprovision, die Steuer 33'ch Procent deS am Ort« ihre» Erscheinens geltenden AbonncmcntSprei- ses, bis zum Maximum von 2H Thlr. von jedem Jahr gang eines Exemplar». E» werden dadurch nicht blo» der preußischen Presse wesentliche Begünstigungen vor der außerpreußischen zugesichert, sondern eS wird auch die letztere mit dem unmäßigen Sah von 33H Proccnt de» Verkaufspreises belegt, und endlich weiden (was wirklich kaum begreiflich!) die fremdländischen Erzeugnisse der Tage-prcsse steuerfrei zugelassen. Also die „Times", wenn sie auf Preußen und sein Königshaus schimpfen, die Kopenhagener Blätter, wenn sie nur Spott und Hohn für Preußen und Deutschland haben, die magyarischen und italienischen Blätter, welche Tod den Deutschen pre digen, die srauzösischen Blätter, welche von der natür lichen Grenze nicht ablassen, sie alle werden nach Preu ßen hereing,lassen ohne alle Steuer; nur die deutsche TagcSpresse soll und muß eine kaum erschwingliche Steuer zahlen, wahrscheinlich zum Dank dafür, daß so viele Organe derselben mit und für Preußen gegangen sind. Ein solches Vorgehen von Seite der Regierung, welche sich an der Spitze des Staates der Intelligenz zu stehen rühmt, ist im höchsten Grade beklagenswerth." Ueber die Vorlagen Ricasoli'S äußert sich daS Pariser ministerielle „PayS" folgendermaßen: „Wir haben diese Actenstücke mit aller Aufmerksamkeit gelesen und können sagen, daß wir sie wiederholt gelesen haben, so groß war unser Wunsch, darin eine neue Idee, eine klar dar gestellte Politik, mit einem Wort irgend Etwas zu finden, wa» ein ernstlicher Ausgangspunkt sei, um zur Lösung der römischen Frage zu gelangen. Gerade herauSgesagt: wir haben darin weder diese neue Idee, diese Politik, noch diesen Ausgangspunkt gefunden. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Italiens ist angesichts der römischen Frage Dasselbe geblieben, wa» er angesichts aller Hauptfragen der Halbinsel ist: ein Den ker, aber nicht ein praktischer Mann; ein aufrichtiger Patriot, aber nicht ein Staatsmann. Dir Adresse an den Papst wiederholt alle bereits angewend^ten Argumente ; da» Project in 11 Artikeln ist eine CabinetSarbeit, welch: nicht- löst, nichts bestimmt, nichts garantirt. Herr Ri casolt scheint selbst vergessen zu haben, daß sein Project von den vorhergehenden nur durch eine neue dem Papste seine Unabhängigkeit zusichcrnde Combination verschieden sein konnte. Er hat diese Combination nicht gefunden: das bricht über sein Project den Stab." Tngesgeschichte. Dresden, 27. November. In der Augsburger „All gemeinen Zeitung" Nr. 326 befindet sich ein aus der „Kölner Zeitung" entlehnter, auS Leipzig datirter Ar tikel, worin gesagt ist, daß wegen eines in der „Mittel deutschen Volkszeitung" enthaltenen Liedes „auf Be fehl de» Ministeriums Beust" von der Staatsanwalt schaft gegen den verantwortlichen Redakteur dieser Zeitung Anklage erhoben worden sei. Nun weiß aber Jeder mann in Sachsen, daß die StaatSanwalte nicht „unter dem Befehle des Ministeriums Beust" und überhaupt unter keinem VerwaltungSministcrium, sondern lediglich unter dem Justizministerium stehen, und daß sic, in Ge mäßheit der bestehenden Gesetzgebung, ihre Entschließung darüber, ob gegen Jemanden wegen eines Verbrechens die Einleitung der Cnminaluntersuchung zu beantragen sei, selbstständig zu fassen haben, indem wenigstens keine Verwaltungsbehörde darauf einen maßgebenden Einfluß äußern kann. Es ist daher auch in dem obigen Falle, dem Gesetze gemäß, von der Staatsanwaltschaft der An trag auf Einleitung der Untersuchung gegen den Re dakteur der „Mitteldeutschen Volkszeitung" selbstständig beschlossen worden, und in der That nicht ohne Grund, da der Angeklagte, wie der obige Artikel selbst sagt, von der Gerichtsbehörde zu 3 Monaten Gcfängniß vcrurtheilt worden ist. Unter diesen Umständen kann demnach der obenerwähnte Artikel nur entweder aus einer groben Un geschickt angebrachten Einlagen recht in angenehmer Weise überrascht. — Läßt auch daS Ensemble der Darstellung noch Manches zu wünschen übrig, was wir auch mit dem „ersten Male" gern entschuldigen wollen, so mögen wir doch die Thätigkeit und Unermüdetheit deS Directorium» auch hierbeit nicht verkennen und würden uns freuen, wenn das Publicum seinen Dank durch recht zahlreichen Besuch kundgcben wollte, um so mehr, da dieser ein loh nender ist. — Unter den Einzrllcistungen beben wir zu nächst die des Herrn Ne» müller als „Kirselack" her vor, der durch die Natürlichkeit seine- Spiels, durch die Ungezwungenheit seines Humor» und WitzcS, durch die bühnengerechte und maßvolle Auffassung seiner Rolle wahrhaft ergötzt. Herrn Meißner'» „Nuselich" wirkt drastisch und besten entschieden komische» Talent kommt durch die Ruhe, ja Schlaffheit seine» Spiels wie durch Folie in dem witzig-dummen Nuselich zur vollsten Gel tung. — In Fräulein Loose'S Spiel zeigt sich durch gängig Verständniß und Innigkeit, ja ich möchte sagen, rin gewisser Adel, den sic auch in den verschiedensten Situationen festzustcllcn versteht. — Frau JuliuS- Seidler, die liebenswürdige Soubrette, entzückte auch gestern al» „Louise Meyer" durch die jugendliche Frische, maßvolle Pctulanz und höchst komische Naivetät, und sind wir ihr im Sinne de» Publicum» für da» ländlich-naive Blumenmädchen recht dankbar. — So macht daS Ganze einen erfreulichen und wohlthucndcn Eindruck, und ver fehlen wir darum nicht, „Kieselack und feine Nichts" dem lachlustigen Publicum zur Beachtung zu empfehlen. —ck. Neiseerinnerungen von 6. 61,«. Antwerpen. Die Natur ist ihres grünen Schmucke» beraubt; unsre Freundin, die Fliege, hat sich in ihre Winter quartiere zurückgezogen, die Courterzüge der Eisenbahnen wissenheit de» betreffenden ZeitungScorrespondentxn in Leipzig/ oder au» einer argen Böswilligkeit desselben hervorgegangen sein. Jedenfalls ist es aber ein schlechte» Zrugniß für eine Zeitung, wenn sie sich von solchen Correspondenten bediene» läßt. Wien, 25. November. (W. Bl.) DaS Abgeord netenhaus nahm heute da» Gesetz zum Schutz deS Briefgeheimnisse» in dritter Lesung an und setzte hierauf die Berathung des Gesetze» zum Schutze der persönlichen Freiheit fort. Bet letzterm wird auf Antrag Mende'S ein Zusatz nach 8- 3: „Unter der zuständigen Behörde ist diejenige verstanden, welcher da» wertere Verfahren mit dem Verwahrten zukommt", angenommen. 88- 4 und 5 werden nach dem Ausschußantrag angenommen, letzterer mit einer Modifikation, welche die Dienstent- setzung kraft dieses Gesetzes bei wiederholter Verurthci- lung normtet. Zu 8- 6 werden von Herbst, PrachenSky, Rechbaucr, GiSkra Amendement» gestellt, welche dem Aus schuss« zur Berathung überwiesen werden. Die nächste Sitzung findet Mittwoch statt. ES bleiben zum Abschluß deS Gesetzentwurfs noch die Bestimmungen über die Zu lässigkeit von Cautionen gegen di«. Untersuchungshaft zu erledigen. — Die „Wien. Corresp." vernimmt, daß die gestrige Meldung der „Oester. Ztg.^ wegen der Vorlage deS Budgets richtig und die Vorlage in kürzester Zeit zu erwarten ist. — Die Obergespane des Tolnaer, de» Raaber und deS Torontaler ComitatS sind ihrer Würde ent hoben und für die ersten beiden Comitate neue Ober gespane, für letztere» aber ein Administrator ernannt worden. Agram. Die Repräsentanz der Stadt Agram hat an den Hofkanzler Mazuranitsch eine Repräsentation beschlos sen, damit die Septemviraltafcl in Agram errichtet werde, indem die Befürchtung entstanden, daß dieser oberste Gerichtshof in Wien errichtet werden würde. Bezüglich der Recrutirung wurde beschlossen, Se. Majestät zu bit ten, den Landtag ehesten» wieder cinzuberufen, damit im Allgemeinen die verschiedenen staatsrechtlichen Beziehun gen Le» dreieinigen Königreichs zur Gesammtmonarchte auf konstitutionellem Wege festgesetzt werden können. Mit Rücksicht auf den außergewöhnlichen Zustand deS Lande» und auf die schwere Lage, in welcher sich die Gcsammt- monarchre befindet, und um Sr. Majestät einen neuen Beweis der Unterthanentreue zu geben, wurde ferner be schlossen, die aufgetragene Recrutirung durchzusühre», ohne daß daraus wa» immer sür Consequrnzrn gezogen Werden. tt. Berlin, 26. November. Der Proceß Patzke erreicht heute endlich seinen Schluß. Die Verhandlungen beginnen mit dem 2'^r Stunden währenden Resumö de» Präsidenten. Um 12 Uhr ziehen sich die Geschwornen zur Berathung zuiück, welche fast fünf Stunden währte, cS waren ihnen 23 Fragen vorgclegt worden. Nach Be endigung der Berathung gaben sie ihr Verbiet dahin ab (wir werden dasselbe in der folgenden Nummer näher mittheilen): 1) gegen den Angeklagten Köhler schuldig der Unterschlagung mit unrichtiger Buchführung, dreier einfacher, theil» versuchter, theil» vollendeter Unterschla gungen und sieben Urkundenfälschungen; 2) gegen den Angeklagten Schmidt schuldig einer Unterschlagung und vier Urkundenfälschungen , 3) gegen den Polizeioberstcn Patzke nichtschuldig der wissentlichen Attestirung einer unrichtigen Liquidation, dagegen schuldig der Bewirkung einer unrichtigen Beurkundung in der Paßangelcgenheit (8- 255 Strafgesetzbuch); 4) den Angeklagten Ntetack schuldig der Theilnahme an dem letzter» Vergehen und 5) den Angeklagten Greiff nichtschuldig. Infolge diese» WahrsprucheS erkannte der Gerichtshof gegen Köhler aus fünf Jahre Zuchthaus und 650 Thlr. Geldbuße event. noch 6 Monat Zuchthaus, gegen Schmidt auf drei Jahr Zuchthaus und 350 Thlr. Geldbuße event. noch 3 Mo nat Zuchthaus, gegen Patzke auf 4 Wochen Gefängniß- strafe, gegen Ntetack auf 10 Thlr. Geldbuße event. 4 Tage Gcfängniß. Zugleich wurde die sofortige Ent lastung de» Angeklagten Patzke au» der Haft verfügt. schrumpfen zusammen und die Zeit der Gebirgspartien und Rhetnrcisen, der Culturstudien und BäderamüscmcntS ist vorüber. Wir sind wieder angekommen an den langen Winterabenden; Sinn und Gernüth kehren bei den Ruhe plätzen wieder ein, die wir unS aufzubauen verstehen in unsrer innern Welt. An solchen langen, deutschen, wohl durchwärmten Sparlampcnabendcn geschieht c» denn wohl, daß wir unsre Tagebücher hervorholcn und die Reise eindrücke des zurückgelcgtcn Sommer» noch einmal an unserm Geiste vorüberziehen lassen. Rückwärts schauend, indem wir uns in die Vergangenheit versenken, blicken wir dabei vielleicht zugleich vorwärts und schöpfen au» dem Durchlebten neue Reiseplänc sür da» kommende Jahr; den alten Ausspruch bestätigend, daß der Mensch so wunderlich auS Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in seinen Gedanken gemischt sei, daß man nicht Wiste, wo das Eine anfange und da» Andere aufhöre. Be nutzen wir diese krankhafte Disposition auch bei unfern Lesern und beschwören wir einige Schattenbilder des ver gangenen Sommers herauf. Mögen unsre Bilder dem Leser als ErinnerungSblättcr dienen oder in ihm die Ziele künftiger Reisen Wecken. Deutschland liegt hinter unS, und auf dem Dampf roste der neuen Zeit, auf der Bahn, welche Rhein und Schelde verbindet, geht cS hinein nach Belgien, durch die wcchselreiche Scenerie deS DcSdcr-Thale», «in lachend fruchtbare», von Landhäusern und Fabrikanlagen, säubern Städten und Dörfern belebte» Gartenland, an Lüttich vorüber, da» mit seinen zahlreichen alten Thürmcn und einem Walde hoher Schornsteine, dem besten Zeugnisse der GewerbthLtigkeit der alten Wallonenstadt, im Weißen Sonnenlichte behaglich und heiter erglänzend an einer Berglehne sich hinstreckt, bi» endlich, nachdem wir Mecheln, den Knotenpunkt der belgischen Eisenbahnen, passtrt haben, au» der grünen Ebene Antwerpen vor
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