Dresdner Journal : 30.11.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-11-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186111309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-11
- Tag1861-11-30
- Monat1861-11
- Jahr1861
-
1169
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- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1861
- Autor
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.1V 279 Sonnabcub, den M Nvvember. 1861 Advaiewritapreifr: ILKrtieb: 5 "rdte. 10 K^r. ui Gwb»«». t Io» »äjiUirl.: 1 „ 10 „ „ .. stritt l'o»» ""ä wou-tlick ia LroiAoo: 15 kkxr. j ktewpelrv Liaeola» Kamiarra: 1 kkxr. 1 vod!»«: kiava. >»ftratr»»reist: k'llr äea L»um «ia«r »«»pvitoa«» 2ei1«: 1 kkgr, llatvr ,,t:iax«»»vat" äi« 2«il«: 2 kigr. «rschrknr,: Pti^Iieb, mit Aaioabm« ä«r 8oaa- aaä -^«ivela^v, Abeacko Idir äoa kol^oodrn 'xatz. DresdnerMmM. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »«stralnunnuch« «BNiirls: I-DtMt»: r». 8»^,o,rir,»a, 6ommi»«ioallr <i«« Vroväaor ^oaraal»; »deallaielbit: U. LV»»«»; Alt»»»: A Vooi.»»; NvrUa: Ovorivi'vob« 8uckb., L«r»»r»a» Uureav; Lr«««a: X. 8c»l.orr»; VraabkaN ». N-: ^tvona'ock« Luedkallälvvx; Aviv: Avoi^ L1o»a»»i karte: v. l.öve«»M«l.» (28, ra« <le» doa» »ok»a»)z kr»U: I»'». Lvckkaoälaatz. qrriirgrdrr: !, Ilöaitzl. Urpellitioa äe» l>r«»cka«r .luvrval», Oreoaoo, blarieootravi« dir. 7. .1 Amtlicher Thril. Dresden, 20. November. Seine Majestät der König haben dem Herzoglich Eachsen-MeiningschenObcrhofmeister und Kammcrherrn Paul Freihrrrn von Uechtritz das Großkreuz, dem Herzoglich Sachsen-Meiningschen Obersten und Regiment»-Commandeur, Flügeladjutanten Seiner Hoheit de» Herzog», Gustav von Buch da- Comthur- krrurz I. Classi, dem Flügeladjutanten Seiner Hoheit des Herzogs von Sachsen-Meiningen und Vorstand« deS Her zoglichen Marstalle», Major Freiherrn von und zu Eglofs st ein da- Comthurkreuz II. Clafse, dem persön lichen Adjutanten Seiner Hoheit de» Erbprinzen von Sachsen-Meiningen, Hauptmann Cftmen» von Engel, und dem Hauptmann und Compagnie-Chef Karl Ort mann, da- Ritterkreuz de- Albrechtorden» zu verleihen geruhet. MMuntmach«»g. Nachdem der Advocat Herr vr. jur. Moritz Voigt in Leipzig der Advocatur zu entsagen erklärt hat, und diese Entsagung angenommen worden ist, so wird solche» ia GemäSheit 8- 75 der Advocatenordnung vom 3. Juni 1858 hierdurch bekannt gemacht. Dresden, den 26. November 1861. Ministerium der Justiz. vr. ». Dehr. Ftckelscherer. Nichtamtlicher Theil. lleberficht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Oesterreichische Zeitung. — Neue Preußische Zeitung. — Nord). TageSgrschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. — Wien: Kammervcrhandlungcn. Preßgesctzentwurf. Der neue Präsident deS flebenbürgtschcn Gubernium». Milt- tärstellvertretungLfond. — Prag: Tschechische Agita tion. Hinrichtung. — Lemberg: Einschreiten gegen eine polnische Demonstration. — Agram: Ver trauensadresse an den Hofkanzler. — Berlin: Vom Hofe. Der französische Gesandte zurück. Resultate v. miliksr. Jaspectioa der Eisenbahnen. — Stuttgart: Kammcrverhndl. — Braunschweig: Minister v.Geyso^. Pari»: Durchführung der Finanzreform. General Scott. Die Asche de- Sängers der Marseillaise. Ma rinebudget. Revision des Code - de - Commerce. Die ' Dappenthalanzelegenhcit. Monitcurnote gegen den VerfassungSstreit in den Journalen. — Madrid: Die italienische Gesandtschaft. — Lissabon: Befin den deS Jnsanten Dom Augusto. CorteS einberusen. — London: Die Verhaftung der amerikanischen Son- derbundScommissare. Kopenhagen: Dom Reichstage. Zolleinnahmen. — St. Petersburg: Kaiserliche- Handschreiben an Suchosanet. Baumwollrnmärkte in Centralasien. — Warschau: Entlassungsgesuch WielopolSki'S. Das JudrnrmancipationSgesetz. — Konstantinopel: Ver einigung der Donausürstenthümrr. EinMißvrrständniß. Von der türkischen Grenze: Gefechte mit In surgenten. — New-Bork: Die Einnahme von Port Royal. — Panama: Vertrag mit Neu-Granada. Dresdner Nachrichten. Vroviazialvachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Löbau. Zittau. Mügeln. Wermsdorf. Grünhain. Katzenberg.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschast. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 28. November, Abends. Nach hier eingegavgenen Nachrichten auS Alexan drien vom 25. d. M. ist Joseph Haram infolge von Unruhen, die im Libanon stattgefunden, auf Aufforderung Daud's von Auad Pascha verhaf tet worden. . Feuilleton. Neiseerinnerungen von 6. 61s«. Antwerpen. (Fortsetzung au« Rr. 278.) Die Zahl der Kunstwerke im Innern der Kathedrale ist nicht groß, der Bildersturm de- Jahre- 1566 soll hier aufgeräumt haben. Unter den Werken, mit denen dieselbe neuerdings geschmückt worden, find die in Holz geschnitzten Chorstühle und die beiden tabernakelarttg aufsteigendea Bischofsstühle mit Gruppen aus der Ge schichte der heiligen Jungfrau bemerkenüwerth. Der Ent wurf und die Ausführung de» architektonischen TheileS ist von W. Durlet, die plastische Arbeit daran von CH. GeertS, der 1855 als Direktor der Löwener Kunst akademie starb. Auf die Conceptton de- Ganzen scheinen die im 15. Jahrhundert im sogenanmen Flamboyantstyle ausgesührten Chorstühle der Gertrudenkirch« zu Löwen von Einfluß gewesen zu sein, und immerhin können diese Antwerpner Schnitzwerke sich den besten mittelalterlichen zur Veit« stellen. Dir Bildschnitzer«! wa.r von jeher in den Niederlanden zu Haus« und wurde dort mit ebenso viel Glück al» Geschick geübt; in vielen Kirchen findet man noch solch« Werke, wie Altäre, Chorgestühl, Kanzeln, und besonder» bilden die in Holz geschnitzten Kanzel« eine Eigenthüm- lichkeit der belgischen Kirchen. Zwar gehören fie meist schon der Berfallzeit an, leiden bereit» an zopfiger, nüch terner Formengrbung und dabei geschmackloser Ueberladen- heil, die weder zu der Einfachheit de» Worte», da» von diesem Orte au» verkündet Verden soll, noch mit dem baulichen Style der Kirche im Einklänge steht; dennoch ist ihnen immer noch viel Kunst, Gedanke und Phantasie Bern, Donnerstag, 28. November. Für die Grenzverletzung bei Juffy hat Frankreich durch Entlassung der Verhafteten und Bestrafung deS Gendarmen faktische Genugthuung rrtheilt. — Wegen deS Competevzconflictes steht zwischen der internationalen Commission und der genfer Re gierung eine baldige Ausgleichung bevor.! Turin, Donnerstag, 28. November Im Se nate ist ein Gesehvorschlag eingebracht worden, wonach zeitweilig Militär in den Klöstern ein- auartiert werden soll, weil eS nächstens 93M0 Recruten unterzubringrn gebe. — Ricasoli ver sichert die Herzlichkeit der Beziehungen zu Frank reich. London, Freitag, 2S November. Die „Mor- ving Post" enthält die officielle Nachricht, die Kron- jvristen hätten entschieden, daß die Verhaftung der amerikanischen SovderbundScommiffare eine Ver letzung deS Völkerrechts and eine Beleidigung England» sei. Die englische Regierung werde als Genugthunng von der Negierung der Vereinigten Staaten officielle DeSavomrung jenes Verfahren-, Frrigebuvg der Gefangenen, Entschuldigung und Ersatz verlangen. Wir haben — sagt die „Morning-Poft" — ia den amerikanischen Gewässern eine Seestrritmacht von 1000 Kanonen; wir könnten die amerikani schen Schiffe von den Meeren verschwinden machen, die nördlichen Häfen blvkireu und dem gegenwär tigen Kriege rin Ende setzen. Bon der polnischen Grenze, Donnerstag, 28. November. In Warschau circulirte die Nach richt, rS sei ein Telegramm mit der Meldung auS St. Petersburg eingrtroffen, daß Graf WielopolSki seine Entlassung eingrreicht habe und daß die selbe vom Kaiser angenommen worden sei. (Vgl. unsre Warschauer Correspondenz unter „TagrSgeschichte".) Skutari, Donnerstag, 28. November. Die Montenegriner haben gestern CeStane angegriffen, Murcki, am See von Skutari, nicdergebrannt und find dann nach der Tugmile-Insel gezogen. Die Türken sandten Hilfe aus Antivari und Skutari. New-Aork, 15. November. Es geht daS Ge rücht, die Bundestruppen hätten nicht Beaufort, sondern nur die Insel Hilton besetzt. — Oberst Cochrane hat in Washington eine Rede gehalten, worin er die Bewaffnung der Sklaven gegen ihre Herren verlangt. ES geht das Gerücht, der Kriegsminister sei derselben Ansicht. — Der Dam pfer „Jarinto", mit den auf der Fahrt nach Eu ropa festgenommenrn Sonderbundscommiffaren Ma son und Slidrll an Bord, ist vor Fort Monroe angekommen. Dresden, 29. November. Die „Oesterreichische Zeitung" schreibt: „Daß in Ungarn die Bestrebung, eine Partei zu bilden und zu organifirrn, aller Orten vorherrscht, ist aus mannich- fachen kleinen Symptomen zu erkennen. Die Partei der Negation, des passiven Widerstandes, der ZukunstSrevolte hat sich vollständig zurückziehen müssen, aber wichtiger ist, daß sie zur Erkenntniß gelangt, sie sei von der Menge und dem Volke verlassen und von einer großen Zahl Pa trioten und Intelligenzen vollständig deSavouirt. Die rasche Besetzung der eben so muthwillig al» unklug ver lassenen Aemter erregt bei den Ultra», die so verschwen derisch mit der Signatur als Landesvcrräther für jeden AmtSannehmer umsprangen, gerechte Verwunderung, da die Wahl meist Männer trifft, die sich de- allerbesten Leumund- erfreuen; die Zahl der sich Anmeldrnden ist aber noch dreimal, ja oft zehnmal größer als das Be- dürfniß. Die Zuschriften, welche der Statthalter von mehrer» Magnaten und Würdenträgern erhielt, haben ihre Bedeutung, sonst würde kaum der Primas seine Ein- rigcn. Von der Kanzel in der Antwerpner Kathedrale läßt sich daS nicht sagen. Aber ich erinnere mich hier bei der Kanzel im Dome zu Löwen. Der Hauptkörpcr dieser Kanzel stellt einen auSgchöhlten Felsen vor, auf dessen Kanten und Absätzen allerhand Gevögel sitzt. Zwischen diesen Vögeln erheben sich zwei schlanke, eben falls au» Holz, überaus künstliche Palmen, die mit ihrem Blätterdach als Schalldcckel den Kopf der Kanzel und deS Predigers überschatten. Zwischen den beiden Palmen ist gleichfalls auS Holz ein Zelt ausgespannt, welches die Zwischenräume deS LaubdacheS auSsüllt und den Schalldeckel completirt. Am Fuße und auf den Seiten der Kanzel, zwischen den schreienden und ihr Gefieder spreizenden Pfauen und Papageien, begeben sich Scenen auS der Apostelgeschichte. Die Hauptscene ist die Be kehrung deS Apostel» Paulus, der mit seinem Pferde von der blendenden Erscheinung zu Boden gestreckt daliegt. Paulu» und sein Pferd sind fast leben-groß, und das letztere greift mit seinen stampfenden Füßen weit in den Raum der Kirche hinaus. Reicher noch und phantastischer ist die Kanzel in der Gudulaktrche zu Brüssel; sie macht den Eindruck eine» tn Holz verwandelten Blumen- Breughel». Ein Wald zierlicher Gewächse, Blumen und Früchte, zwischen denen allerhand Thtere auf- und ab klettern, schlingt fich um die Statuen der Hauptgruppe. Aa dem Aufgange der Treppe hat ein großer prunkender Kakadu Platz genommen; ähnlich wie in der Et. Pauls- ktrche zu Lüttich, wo an den schön in Holz geschnitzten Chorstühlen mitten unter den Darstellungen heiliger und biblischer Scenen rin sorgfältig gearbeiteter Affe in die Augen fällt, der rin Buch in der Hand hält und an dächtig zu lesen scheint. Besonder» findet man auf dem untern Thrtle de» Eitze» solcher Chorstühle, der soge nannten Mtsericordia (so genannt, weil die ermüdeten Domherren bei dem Theile de» Dienste», dcm sie stehend willigung rrtheilt haben, den Brief zu veröffentlichen (vgl. 278), der mit dem jüngsten nicht in Harmonie sich befindet. Alle diese Erscheinungen führen dahin, daß eine große Partei in der Bildung begriffen ist, die den vom Landtage abgerissenen Faden zu einer neuen Ver ständigung wieder anknüpfen will." Der Proceß Patzke wird nunmehr, nachdem er gegen die Hauptperson im Wesentlichen freisprechend ge endet, von der demokratischen Presse, welche früher das Schicksal de- preußischen Staate» darin verflochten und gefährdet sah, mit Stillschweigen behandelt. Dagegen läßt sich nun die konservative Presse vernehmen. So sagt die „Neue PreußischeZeitung": „Da- Straf- urtheil trifft lediglich ein Vergehen, welche» gar nicht zu den ursprünglichen Verdacht»- und BezichtigungSmomen- ten gehörte, sondern erst infolge de» gerichtlichen Ein schreiten» begangen wurde. Bekanntlich reiste der Po- ltzeiobcxst Patzke nach Eröffnung de» Untersuchung-ver fahren» gegen ihn mit einem falschen Paß nach Schwe den. — Die» also ist da» Ergebniß de» von fast allen Organen unsrer vereinigten liberalen Parteien mit sol chem Wust von Verdächtigungen umkleideten, mit so ge meiner Skandalsucht auSgebeutrten Procrsse» Patzke! Bier Wochen Gefängniß für eine sekundäre That, ein nach trägliche- Vergehen, welche» mit der eigentlichen Droceß- angrlegenheit in gar keinem sachlichen Zusammenhänge steht, gegenüber einer mehr al» sech-monatlichen Unter suchungshaft! — Wir lassen auS Mangel an Kenntniß der innern Verhältnisse die Frage unerörtert, ob bei den wiederholten Anträgen auf Freilassung gegen Cautio« diese Haftzeit auch da nicht abgekürzt werden konnte, al» das verhältnißmäßig geringe Ergebniß deS Untersuchungs verfahren» sich schon vollständig überblicken ließ. E» fin det da« vielleicht auch in der Flucht de» Herrn Patzke seine Erklärung. Wir haben überhaupt ebenso wenig für Herrn Patzke persönlich, wie für seine Sache einzu treten. Nur möchten wir fragen, ob für die fast unbe greifliche Entfernung desselben nach Wad nicht am Ende ein ErkiärungSgrund in dcm unerhörten, sinnbetäuben den, ja selbst die persönliche Sicherheit gefährdenden Hetz- und Verfolgungssystem zu suchen sein dürfte, welche» von dem Pöbel aller Klassen und von unsrer gcsinnungstüch- tigen Presse sogar unter freundschaftlichem Beifall de» communalen Liberalismus gegen die Chefs der haupt städtischen Poiizviverwaltung ins Werk gesetzt wurde. Möge die neue Aera sich bei ihren politischen Freunden für die seltsame Art von Ruhm bedanken, welcher seitens ihrer Freunde dem preußischen Vaterlande durch die schandbare Ausbeutung diese» ProceffeS bereitet worden ist. Die praktischen Folgen der betreffenden Agitation haben wir ja ohnehin auf unfern Straßen und in den GcrichtSjälcn nur zu häufig vor Augen." Der „Nord" ist unzufrieden mit dem Gange der Dinge in der Herzegowina. Obgleich er den SiegeS- nachrichten der Türken nicht glaubt, so flößen ihm doch die zahlreichen Depeschen der letzten Tage Besorg- niß ein. Allerdings sei die türkische Armee demoralisirt, schlecht verpflegt und geführt, aber mit den Insurgenten stehe e» auch nicht zum besten. Zum Kriegführcn gehöre nicht blo» der Enthusiasmus einer allgemeinen Erhebung, dcm nie die ersten Erfolge fehlten, sondern auch Lei tung, Mund- und KriegSvorralh, und vor Allem Geld. Er habe früher gewünscht, der Fürst von Serbien möge sich erst zu der Stunde in den Kampf mischen, wenn seine Intervention den Slawen alle Früchte bringe, die sie davon erwarten könnten. Diese Stunde habe geschla gen, sowohl für Serben al» Montenegriner. Luka Vu» kalowitsch sei kein General. Möchten Die, auf welche die Slawen alle Hoffnungen gesetzt, Michael und Nikizza, bereit sein. Würden die aufgestandcncn Provinzen wie der unter daS türkische Joch gebeugt, so möchten Jene einst vergeblich in Tagen der Gefahr die Hilfe der Bevölke rungen suchen, die sie verlassen hätten, als sie ihre Arme nach Belgrad und Cettinje auSstreckten. Der „Nord" scheint hiernach die gegenwärtige Insurrektion ohne Hilfe von dorther verloren zu geben. beiwohnen mußten, sich darauf lehnen konnten) höchst komische Scenen und Caricaturgeftaltcn. DK meisten hier angeführten Werke gehören, wie ich schon andcutete, bereits der sinkenden Kunst an; in keckster, abenteuerlichster Schönheit aber blühte dieser Humor in den Schnitzwerken der Gothik, wie überhaupt in der krystallisch-polygonischcn, mit vielen Spitzen in die Höhe strebenden und weit über den Zweck hinauSgehen- den Ornamentik de» Mittelalters. Wie überall, so klingt auch in diesen Schnitzwerken der Bauflyl der Zeit wieder; aber reicher, als das Bauwerk selbst, blüht c» in über- müthiger Phantastik in eine reiche Ornamentenwelt hin über und gewinnt dcm Hölze oft rin Formenspiel ab, da» die Nachwelt staunen macht. Wie das ganze Bau werk den Stein vergeistigt zeigt, so ist da» Holz hier in einem grotesken Spiele zu einer Brabanter Spitzenarbeit, zu Pflanzen- und Thirrformcn gleichwie zur Menschen gestalt gebildet. Die Entwickelung und Ausbildung die ser Zierplaftik, wie überhaupt der große Spielraum, der ihr ringeräumt wurde, ist natürlich. Die christliche Plastik fand in ihrem Himmel nicht, wie die antike, eine rctchgrgliederte Götterfamilie, eine Fülle von Persönlich keiten jeden Alter» und Geschlecht», auSgestaitet überdies mit aller Mannichfaltigkeit menschlicher Leidenschaften. Die wenigen erhabenen Gestalten, die fie vor sich thronen sah, waren fast unnahbar durch die mystische Glorie, die geheimntßvolle geistige Bedeutung, die sie umgab, zunächst auch durch die Kindheit der Kunst selbst, die nur schüch tern zu ihnen aufblickte. Der Erlöser und seine Mutter, seine Vorläufer und Begleiter wurden, wie unvollkommen immer, doch nothwendig und bewußt antiken Erinner ungen, überkommenen römischen und byzantinischen Vor bildern nachgeahmt, und die Phantasie, der hier so gut wir gar kein Raum zum selbstständigen Schaffen blieb, sah sich gebieterisch auf jene nieder» Zweige der Plastik Tagesgeschichte. Dresden, 29. November. Da die Ehe Er. königl. Hoheit d-» Prinzen Georg anderweit mit Hoffnungen gesegnet ist, so nimmt nächsten Sonntag (1. December) in allen Kirchen Sachsen» die tn solchen Fällen übliche Ankündigung und Fürbitte für Höchstdeffen Frau Gemah lin, die Prinzessin Marte Anna königl. Hoheit, ihren Anfang. . Wien, 27. November. (W. Bl.) Da» Abgeord netenhaus hat tn der heutigen Sitzung da» Gesetz zum Schutz der persönlichen Freiheit zu End« gebracht, da» Gesetz aber zum Schutz deS HauSrechtS in Angriff genommen. In Bezug auf da» erstere wurde die Zulässigkeit von Cautionen oder Bürgschaften gegen die Untersuchungshaft, die Beseitigung der Untersuchungs haft „auS Gründen de» AergrrntsseS" und die Beschrän kung der Untersuchungshaft wegen Collufionrn beschlossen. Nicht minder liberal zeigte fich die Majorität heute bei Berathung de» Gesetze» zum Schutze de» Hau»« rechts, indem fie dasselbe nicht nur nach dem vorlie genden Entwurf votirte, sondern dem Ausschuß auch noch die Ausarbeitung ergänzender freisinniger Bestimmungen austrug. Diese werden in der nächsten Sitzung vorlte- gen, und sodann dürfte wohl bald da» Preßgesrtz aus die Tagesordnung gesetzt werden, da der Ausschuß heute seinen Bericht vorgelegt hat. Die „Pr." hebt au» dem vom Ausschüsse vorgelegten Prrßgrsetzrntwurfe Folgende» al- diejenige« Punkte hervor, welche von der Regierungsvorlage abwrichen und die für die Presse we sentlichsten Bestimmungen enthalten: Selbstverlag und Selbstvrrschleiß eigener Schriften ist Jeder mann gestattet, und da« Recht zur Herausgabe einer periodische» Druckschrift schließt auch da« Recht zum Berlage derselben in sich- Die Brfugniß zur Erzeugung, zum Berlage von Druckschriften und zum Berkehr mit denselben, wird lediglich durch die Se- werbcgesetze geregelt. Die So ncessioasentzirhnng kann über einen Buchdrucker, Buchhändler u. s. rv., außer im Boll - zuge eine« Skrafertenntniffe«, «egen Verlegung der allgemeinen Straf- oder Steurrgesege, nur verhängt werden, wenn er wegen de« Inhalt« einer Druckschrift eine« Verbrechen«, oder binnen zwei Jahren dreimal eine« Bergrhen«. oder wtgen Vernach lässigung der pflichtmäßigen Obsorge dreier Uebertretungen i» zwei Jahren schuldig erkannt ist, unv wenn er wegen einrr der in der Gewerbeordnung vorgesehenen strafbaren Handlungen ver« urtheilt worden ist, welchr von dem Kortbetriebe de« Gewerbe« Mißbrauch besorgen lasse«. Im trstrrn Falle kann nur da« verenr- theilende Gericht auf Sonersfionerntziehung in der Dauer eine« Jahre«, im Wicderholungtfalle für immer erkennen. Im zweiten Falle spricht die Gtwerbebehirde, jedoch nur innerhalb dreier Mo nate vom Eintritte der Rcchtlkraft de« die Entziehung bedingen den Erkenntnisse« an gerechnet, den Soneession«v»rlust für ein« bestimmte Zeit oder für immer au«. Die Bestimmungen der Re- gierunglvorlage über die vorläufigen Anzeigen, welche der Her- au«gebcr einer periodischen Druckschrift zu machen hat, sind vom Au«fchuß nicht wesentlich modifieirt worden. Dagegen wurde der Aeittermin bezüglich der Anmeldung de« Erscheinen« einer periodischen Druckschrift von 30 auf 3 Lage herabgesetzt, und di« im R>gierung«enrwurf au«gesprochene Saution«freih»it der amt lichen Blätter beseitigt. Auch hat der Aulschuß eine Anzahl von dielsälligcn Vergehen in Uebertretungen verwandelt, und dadurch eventuelle Strafen zu Gunsten der Presse abgekürzt und herabge- setzt. Wo« die Sautionen betrifft, so ha» der Aulschuß Eint- get geändert- Bei täglich erscheinenden Blättern beträgt dir Laution für Wien 8000 Fl., für andere Orte mit «ehr al« 60,000 Einwohnern 6000, für Orte mit mehr al« 30.000 Einw. 4000, für Orte mit weniger Einwohnern 2000 Fl. vir Sau- tion, die auch tn Grundrntlastunglobligattonen und in Pfand briefen oder Aktien der galizischen Sreditanstalt nach dem Btr- seneourse geleistet werden kann, wird auf dir Hälfte herabgesetzt für Blätter, welche höchsten« dreimal in der Woche erscheine», fällt aber erst bet solchen, politische, religiöse oder soeiale Lagri fragen besprechenden Schriften fort, die nur einmal im Monat erscheinen. — Dem Verleger einer Druckschrift strafbaren In. halt« fällt die Bernachläsfigung pflichtmäßigrr Obsorge zur tiast, wenn er nicht bei seiner ersten gerichtlichen Vernehmung »inen Berfasser oder Herauigeber namhaft macht und sofort nachweist, welcher zur Zeit der Verlag«übrrnahme in den diesem Prrßgesetze unterworfenen Ländern seinen bleibenden Aufenthalt hatte. Der Drucker ist derselben Vernachlässigung schuldig, wenn er dieje nigen Paragraphen nicht beobachtet, welch« fich auf bie Aufrecht haltung der Ordnung in Preßsachen beziehen; der Verbreiter dann, wenn die Verbreitung auf gesetzwidrige Weife geschah, oder die Druckschrift rechtlkrästtg verboten oder mit Beschlag belegt ' verwiesen — ähnlich, wie eine noch weilergehende Be schränkung die Schöpferkraft de» Araber» in Laubwerk und Liuienspiel aufgehen ließ. Darin dürften auch der Ursprung der Diablerie der mittelalterlichen Kunst zu suchen sein, da» phantastisch monströse Element der Orna mentik, die Darstellung des Bösen durch da» Häßliche, waS jene Zeit fand und herauSbildete. Wurden an einem und demselben Bauwelke die Hauptstelle« von jenen typisch ernsten Menschengestalten eingenommen, während der untergeordnete Schmuck dem grotesken Spiele überlassen blieb, so Warrn ganz von selbst jene da» Höhere, das Siegende, dieser der Gegensatz dazu. DaS Ungethüm, da» sich unter die Console duckt, er schien ganz natürlich al» Ausdruck der bösen Mächte, die der darüberstehende Heilige unter seine Füße ge bracht. Auf diesen Gedanken bafirt da» Monströse mittelalterlicher Ornamentik, dem besonder» ein Erbtheil de» nordischen Geiste», eine düstere Phantastik zu Hilfe kam und e» weiter führte. Eine Aesthetik de» Häßlichen fände ihre Hauptqurlle in diesem Schattenreiche, da namentlich die Thiergestalt, für deren normale Formen dem Mittelalter im interessanten Gegensätze gegen da ganze Alterthum der Sinn abgeht, zu phantastischen, meist symbolischen, bald bestialisch wilden, bald possen haft menschlichen Gestalten verzerrt — eia wunderliche» Reich, da» seinen Lüffon noch erwartet. Wo diese Thiere selbstständiger auftreten, nicht nur blose» Orna ment sind, dienen sie weniger einer kirchlichen Symbolik, als dem Humor und der Satyrr; an bekannte Thier fabeln, s» öfter» an Reinecke Fuchs anknüpfend, pro- testiren sie gegen die Uebergriffe und Schwächen der Geistlichkeit. Meist gingen diese Eaiyrrn von Mönchen au», dir der Würde ihres Stande» Nichts zu vergebe« glaubten, wenn sie die schlechten Mitglieder desselben verspotteten. Der StandeSgeist, welcher fich hütet, die
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